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aebbies.buechertruhe

Bewertungen

Insgesamt 1003 Bewertungen
Bewertung vom 22.07.2021
Ein Zimmer über dem Meer
Bomann, Corina

Ein Zimmer über dem Meer


ausgezeichnet

Kims Verlobter ist bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Völlig verzweifelt fährt sie an die Küste von Cornwall. Sie will dort ihrem Leben ein Ende bereiten und von den Klippen springen. Doch die alte Janet durchschaut Kims Plan und überredet sie, mit ihr nach Hause zu kommen. Kim bleibt bei ihr und faßt Vertrauen zu Janet. Nach ein paar Tagen gibt die alte Frau Kim ein vergilbtes Tagebuch. Es gehörte der stummen Leandra. Auch sie wollte sich einst von den Klippen stürzen, wurde aber gerettet und verliebte sich in ihren Retter. Kann es auch für Kim einen neuen Anfang geben? Und welche Rolle spielt dabei Janets Enkel?

In ihrem Buch "Ein Zimmer über dem Meer" gibt Corina Bomann die Probleme der heutigen Zeit sehr lebensnah wieder. Sie beschreibt die Einsamkeit eines Menschen in der Trauer und die Unfähigkeit der Freunde Trost zu spenden. Sie findet dabei sehr einfühlsame Worte. Man spürt deutlich die Hilflosigkeit der Menschen und fragt sich, ob man es wohl besser machen würde. Daneben spannt die Autorin einen geschickten Bogen in die Vergangenheit. Auch hier ist ihre Art eine Geschichte zu erzählen sehr wohltuend. Dieses Buch ist wunderschön zu lesen. Die Stimmung ist zwar nicht unbedingt heiter, aber doch irgendwie tröstlich. Man möchte so gerne daran glauben, daß alles immer ein gutes Ende findet.

Bewertung vom 20.07.2021
Schwarzwälder Morde / Schwarzwald-Krimi Bd.2
Graze, Linda

Schwarzwälder Morde / Schwarzwald-Krimi Bd.2


sehr gut

Den Kommissaren Scholz und Schmälzle ist langweilig. Es werden Papierflieger gebastelt und Reismilch-Macchiato getrunken. Doch dann wird eine Moorleiche mit eingeschlagenem Schädel gefunden, bei ihr eine beträchtliche Anzahl Goldmünzen und eine Flasche Kirschschnaps. Der Täter dürfte zu Schmälzles Verdruss wohl schon tot sein. Doch er soll noch einen weiteren Fall bekommen - die Grenzsteine zwischen einer Schnapsfabrik und der geplanten Ferienanlage wurden versetzt und deren Investor wurde in den Fuß geschossen!

Linda Graze hat mit den Kommissaren Scholz und Schmälzle zwei richtig urige Typen geschaffen, die sehr gut in das Buch "Schwarzwälder Morde" passen. Beide ergänzen sich perfekt, ein Wort gibt streckenweise das nächste, was zu so manch lustiger Szene führt. Und dies häufig in typischem Dialekt, der für Authentizität sorgt. Linda Graze hat einen etwas gewöhnungsbedürftigen Schreibstil. Zu Beginn empfindet man ihn als sperrig und nicht so leicht lesbar, wie man es bei Regionalkrimis gewöhnt ist. Doch nach einer gewissen Zeit hatte ich mich "eingelesen" und bekam das richtige Gespür für den Text. Für Spannung, wenn auch keine immens hohe, sorgen hier die zwei Handlungsstränge. Neben der Gegenwart findet man sich im Jahre 1869 wieder und folgt der heutigen Moorleiche auf ihrem letzten Weg. Durch diese ständigen Wechsel hat man immer das Gefühl, noch ein Kapitel lesen zu müssen. "Schwarzwälder Morde" ist zwar der zweite Teil rund um Schmälzle, kann jedoch auch gut ohne Vorkenntnisse gelesen werden.
Für mich liegt hier ein solider Regionalkrimi vor, der zwar gewöhnungsbedürftig ist, es jedoch wert ist, sich darauf einzulassen.

Bewertung vom 19.07.2021
Große Elbstraße 7 - Liebe in dunkler Zeit / Geschichte einer Hamburger Arztfamilie Bd.2
Serno, Wolf

Große Elbstraße 7 - Liebe in dunkler Zeit / Geschichte einer Hamburger Arztfamilie Bd.2


gut

Im Jahre 1934 kehrt Florence mit ihrem Vater Benno zur Haiden nach Hamburg zurück. Benno hat es in den USA zum gefeierten Kunstmaler gebracht und Florence hat dort Medizin studiert. Beide wollen Bennos schwer erkrankter Schwester Vicki zur Seite stehen. Als Benno sein Elternhaus wiedersieht, ist er entsetzt. Es ist total heruntergekommen, denn Vicki hat kein Geld für eine Renovierung. Also beschließt Benno dem alten Haus zu neuem Glanz zu verhelfen. Er beauftragt den jungen Architekten Götz Vahrenfeld mit der Arbeit. Florence und Götz kommen sich schnell näher und bald ist klar, daß sie sich ineinander verliebt haben. Doch ihre Liebe ist gefährlich, denn Götz heißt eigentlich Aron - und ist Jude.

Wolf Serno siedelt seinen Roman "Große Elbstraße 7 - Liebe in dunkler Zeit" rund 30 Jahre nach dem vorherigen Band an. Dies hat mich erstaunt und auch enttäuscht. Zu gerne hätte ich davon gelesen, wie Vicki und Hannes ihr gemeinsames Leben meistern. Stattdessen erfährt man im Laufe der Geschichte so nach und nach ein paar Einzelheiten. In diesem zweiten Teil geht es sehr turbulent zu. Das liegt zum Teil an der wirklich dunklen Zeit, aber auch an den unendlich vielen Personen, die Wolf Serno auftreten läßt. Das gibt der Geschichte etwas konfuses und macht das Lesen nicht gerade angenehm. Einige Personen kommen nicht wirklich sympathisch rüber. Das ist natürlich bei den Nazi-Typen logisch, aber auch von den anderen gibt es einige, die mir nicht liegen. Die Handlung erscheint mir an manchen Stellen tatsächlich etwas künstlich, so daß sich manchmal ein leichtes Stirnrunzeln nicht vermeiden läßt. Ich fand den ersten Teil der Elbstraßen-Saga um Längen besser und bin mit großen Erwartungen an diesen zweiten Teil gegangen. Die haben sich leider nicht erfüllt.

Bewertung vom 18.07.2021
Winter des Wahnsinns
Etzold, Veit

Winter des Wahnsinns


gut

Professor Charles Ward ersteht in einer Buchhandlung einen uralten Reiseführer, in dem bereits drei Vorbesitzer aus verschiedenen Jahrhunderten geheimnisvolle Notizen hinterlassen haben. Das Buch fesselt ihn, handelt es von dem schwarzen Prinzen, der noch immer in Schottland als Geist wandelt. Charles geht den geheimnisvollen Notizen auf den Grund und merkt zu spät, daß er es mit einem verfluchten Buch zu tun hat.

Veit Etzold, der bisher für seine gelungenen Thriller bekannt ist, hat sich mit seinem Kurzroman "Winter des Wahnsinns" diesmal eher dem Horrorgenre zugewandt. Dies hat mir gut gefallen! Der Erzählstrang um Charles Ward spielt in der Gegenwart, während es immer wieder Rückblicke in die Zeit des schwarzen Prinzen gibt. Der Charakter des Charles ist richtig gut beschrieben. Man erlebt, wie er sich durch die Kraft des Buches verändert, ja, er wird davon besessen. Doch er ist auch innerlich zerrissen, die Entscheidung, dem Buch zu dienen oder bei seiner Frau zu bleiben, fällt ihm zunächst schwer, letztendlich flüchtet er in ein Geflecht aus Lügen. Fast kann man Mitleid mit ihm bekommen. Veit Etzold beschreibt die schottische Landschaft so geheimnisvoll, wie es für das Buch erforderlich ist. Man sieht diese verwunschene Landschaft richtig vor sich. Einziges Manko dieses Buches ist sein Umfang. Die 109 Seiten sind leider viel zu schnell gelesen!

Bewertung vom 17.07.2021
Das Windsor-Komplott / Die Fälle Ihrer Majestät Bd.1
Bennett, S J

Das Windsor-Komplott / Die Fälle Ihrer Majestät Bd.1


gut

Als nach einer Feier der Pianist tot in seinem Zimmer aufgefunden wird, gerät beim MI5 schnell Putin unter Verdacht. Doch die Queen stellt mit ihrer Privatsekretäri Rozie eigene Ermittlungen an.

In "Das Windsor-Komplott" läßt SJ Bennett die Queen ermitteln. Dies ist leider nur zum Teil gelungen. Für mich war der interessanteste Teil der, in dem es um das Privatleben der Queen ging. So stelle ich sie mir tatsächlich vor! Eine liebenswerte alte Dame, die aber weiß, was sie will und ihr Ding macht. An ihrer Seite Philip, der hier so ein loses Mundwerk hat wie im wahren Leben. Die Dialoge zwischen den Beiden sind einfach herrlich und bringen genau so viel Spaß wie die Ansichten der Queen über andere bekannte Persönlichkeiten wie z. B. Sir David Attenborough. Die einzelnen Charaktere werden sehr realistisch beschrieben. SJ Bennett hat das Leben am Hofe gut recherchiert. Die Beschreibungen der dortigen Gepflogenheiten und Örtlichkeiten lassen ein genaues Bild entstehen. So kann man sich den Alltag als Queen vorstellen. Von diesen Dingen lebt das Buch, vom Kriminalfall leider nicht. Ich hatte den Eindruck, daß die Spannung von den vielen Charakteren und dem etwas stelzigen Satzbau erdrückt wird. Die Sätze sind gern mal sehr lang, so daß man schon sehr gut aufpassen muß, um nicht mittendrin etwas zu verpassen. Die vielen Charaktere sorgten dabei für zusätzliche Verwirrung. Ein paar Charaktere weniger, dafür mehr Queen und vor allem mehr Charaktere ihrer Familie anstatt außenstehender Personen hätten mir deutlich besser gefallen. Trotzdem bin ich gespannt auf die Fortsetzung. Ich werde ihr eine Chance geben!

Bewertung vom 14.07.2021
Die Farbe des Nordwinds
Jahn, Klara

Die Farbe des Nordwinds


ausgezeichnet

Ellen kehrt als Lehrerin auf die Hallig zurück, auf der sie als Jugendliche kurzzeitig mit ihrer Mutter gelebt hat. Ihr Herz jedoch gehörte stets dieser Hallig. Nun hofft sie an ihr altes Leben anschließen zu können. Doch nicht überall wird sie mit offenen Armen empfangen. Sie gibt nicht auf, ihren Traum zu verwirklichen.

Was für ein herrlicher Roman! Klara Jahn hat mich mit "Die Farbe des Nordwinds" mitgenommen auf eine wunderbare Reise. Der Roman hat zwei Handlungsebenen. Natürlich begleitet man Ellen und ihre Stiefschwester Liske in ihrem Alltag der heutigen Zeit. Aber man reist auch in die Vergangenheit zu Arjen, der nach dem Tod der Eltern Bruder und Hallig verläßt um die Schule besuchen zu können. Jahre später kehrt er mit seiner Frau zurück und muß feststellen, daß er nicht mehr zur Halliggemeinschaft gehört und gut gemeinte Ratschläge nicht gehört werden. Durch diese zwei Handlungsstränge erfährt man, wie hart sich das Leben auf einer Hallig gestaltet. Man erlebt hier die Gewalt der Nordsee, aber auch ihre Schönheit hautnah. Die Nordsee weist Parallen zu den Halligbewohnern auf. Sie hat ein freundliches Gesicht, wirkt sympathisch, kann aber auch ablehnend und kantig sein. Halligbewohner sind ein besonderer Menschenschlag - geprägt durch das raue Klima der Nordsee und der steten Gefahr, die von ihr ausgeht. Dies wird hier absolut deutlich. Klara Jahn thematisiert hier aber auch Umweltverschmutzung und den drohenden Untergang einer ganz speziellen Welt. Dies alles verpackt sie in einen bezaubernden Roman, der sich dank ihres leichten Schreibstiles wunderbar lesen läßt und absolut empfehlenswert ist!

Bewertung vom 13.07.2021
Amissa. Die Verlorenen / Kantzius Bd.1
Kodiak, Frank

Amissa. Die Verlorenen / Kantzius Bd.1


ausgezeichnet

Die Privatdetektive Rica und Jan Kantzius werden eines Nachts Zeuge, als an einer Autobahnraststätte ein Mädchen voller Panik auf die Fahrbahn rennt und von einem Auto erfasst wird. Das Letzte, was sie sagt: "Die Grube". In ihrer Hand hält sie einen Zettel. Zeitgleich explodiert ein Wohnmobil, in dem die Leiche eines Mannes liegt, der das Mädchen entführt hat. Das Ermittlerpaar wendet sich an "Amissa", einer Hilfsorganisation für vermisste Personen. Dort entdecken sie, daß es weitere vermisste Teenager gibt - alle sind, genau wie das Mädchen auf der Autobahn, kurz nach einem Umzug verschwunden.

Frank Kodiak, oder besser gesagt Andreas Winkelmann, legt mit "Amissa - Die Verlorenen" den Auftakt einer Trilogie vor. Und der ist so gelungen, daß ich mich frage, warum er sich hinter einem Pseudonym versteckt. Sein Schreibstil ist auch hier herrlich zu lesen. Leicht und locker fliegt man hier durch die kurzen Kapitel, die aus verschiedenen Perspektiven geschrieben wurden. Ein wenig muß man jedoch aufpassen, denn auch die Zeiten wechseln. Dies ist aber kein Handicap. Was die Spannung natürlich immens steigert sind die plötzlichen Kapitelenden, die immer Fragen offen lassen. Dies animierte natürlich noch mehr zum Weiterlesen. Sein Ermittlerpaar hat bei mir alle Sympathiepunkte gewonnen. Sie werden sehr gut dargestellt, bekommen Leben eingehaucht und handeln nachvollziehbar und nicht übertrieben Allwissend. Der Autor beweist auch hier wieder, daß er bildhaft alles genau beschreiben kann. Dabei scheut er sich auch nicht, brutale Aktionen in Szene zu setzen. Er beschönigt nichts und hält sich an die Realität, so daß zartbesaitete Leser hieran zu knabbern haben werden. Für mich jedoch ist dieser Auftakt absolut gelungen und ich warte sehnsüchtig auf die Fortsetzung!

Bewertung vom 12.07.2021
Parted Hearts
Klinzmann, Sylvia

Parted Hearts


ausgezeichnet

Stella wurde von ihrem Vater großgezogen und wuchs in dem Glauben auf, daß ihre Mutter bei ihrer Geburt starb. Als sie nun nach dem Tod des Vaters dessen Wohnung ausräumt, entdeckt sie einen Brief sowie einen Anhänger mit einem halben Herz und ein altes Foto von ihrem Vater und ihrer Mutter für sie. Demnach ist ihre Mutter nicht tot, sondern lebt in Ligurien. Stella macht sich trotz anstehender Hochzeit und Problemen mit ihrem Büchercafé auf den Weg dorthin, um ihre Mutter zu suchen und stößt dort auf pure Ablehnung. Aber auch auf Matteo, der ihr nicht nur bei ihrer Suche hilft, sondern ihr auch den Kopf verdreht...

"Parted Hearts" von Sylvia Klinzmann hat mich restlos begeistert. Denn hier bekommt man keinen kitschigen Liebesroman, sondern einen Roman mit Tiefe. Die Romanze zwischen Matteo und Stella spielt hier zwar eine Rolle, steht jedoch nicht im Vordergrund sondern bleibt wohltuend dezent. Sylvia Klinzmann schreibt in zwei Handlungssträngen. Man begleitet Stella in der heutigen Zeit auf ihrer Suche nach ihrer Familie und reist im nächsten Handlungsstrang zurück in die 80er Jahre, um dort die italienische Hotelierstochter Giuliana während einer Sommerromanze mit dem deutschen Touristen Robert zu begleiten. Diese Geschichte hat mir auch sehr gut gefallen, wird hier doch deutlich welche Macht der Vater als Familienoberhaupt ausgeübt hat. Giuliana war rebellisch, hat sich trotzdem nichts sagen lassen, was ihr Probleme einbrachte und mir als Charakterzug sehr gut gefallen hat. Diese Rebellion zeigt sich auch bei Stella, die trotz aller Ablehnung ihre Suche nicht aufgibt. Beide Handlungsstränge fand ich sehr interessant. Wie letztendlich alles zusammenhängt, das erfährt man zum Schluß - und der ist richtig gelungen. Die Autorin schreibt herrlich leicht, ohne dabei ins kitschige zu verfallen. Sie deutet die Romanzen an, ohne ins Detail zu gehen. Die detailreiche Darstellung verwendet sie lieber für die wunderbare Landschaft, die vor dem Auge des Lesers lebendig wird.
Dieses Buch hat mir sehr gut gefallen. Ein Familiengeheimnis, zwei Schicksale, die ans Herz gehen und das alles ohne Kitsch - das ist genau meins!

Bewertung vom 11.07.2021
The Chill - Sie warten auf dich
Carson, Scott

The Chill - Sie warten auf dich


sehr gut

Vor 100 Jahren wurde das Städtchen Galesburg beim Bau des Chilewaukee-Stausees, der New York City mit Wasser versorgt, überflutet. Die Nachfahren der Bewohner leben noch immer am Ufer des Sees. Einige kennen die alten Geschichten noch, andere haben sie verdrängt. Doch das schreckliche Geheimnis des Chills drängt nun durch anhaltende Regenfälle an dessen Oberfläche.

Scott Carson arbeitet in seinem Buch "The Chill - Sie warten auf dich" mit der häufig realen Welt der Stauseen. Es gibt zahlreiche Stauseen, auf deren Grund sich Dörfer befinden und sich Sagen und Legenden darum ranken. Manche sind harmlos, andere gruselig. Scott Carson hat sich für die gruselige Variante entschieden. Die Handlung beginnt zunächst unspektakulär und man bekommt eher einen seichten Einstieg. Doch dann geschieht zum ersten Mal etwas, was zunächst kurios ist und man dies Geschehniss nicht einordnen kann. Denn es passiert Aaron, dem Sohn des Sheriffs, der eine Drogenvergangenheit aufweist. Realität oder Drogenwahn? Diese Frage stellt sich lange. Aaron ist ein richtiger Antiheld, bei dem grundsätzlich alles schief läuft, so daß er ziemlich sympathisch wirkt. Er muß sich das Vertrauen anderer Leute erarbeiten. Dies gelingt ihm im Laufe der Handlung sehr gut, so daß er eine wichtige Rolle einnimmt. Parallel zu Aaron steigert sich die Geschichte hin zu einem Finale, das wirklich Gänsehaut bereitet. Hier spürt man die Gefahr des brechenden Dammes wirklich sehr gut und kann sich die ungeheure Flutmenge und die hilflosen Opfer deutlich vorstellen. Hier spielt Scott Carson geschickt mit den Gefahren und baut einige Horrorelemente ein, die den Leser nicht kalt lassen.
"The Chill" ist ein Horrorroman, der seicht beginnt, jedoch ab der Hälfte Fahrt aufnimmt. Durchhalten lohnt, man kommt danach auf seine Kosten!

Bewertung vom 06.07.2021
Gezeiten des Glücks / Die Insel der Wünsche Bd.2
Jessen, Anna

Gezeiten des Glücks / Die Insel der Wünsche Bd.2


ausgezeichnet

Helgoland im Jahre 1899: Nach dem frühen Tod ihres Mannes steht Tine mit ihrer kleinen Tochter Henriette vor dem Nichts. Ohne ihr Kind und ihre Freunde hätte sie keinen Mut mehr. Aber mit eisernem Willen kämpft sie sich zurück ins Leben. Sie züchtet Blumen und verkauft diese an Sommergäste und an die großen Hotels. Als sie auch noch die Aufgaben der alten Hebamme übernimmt ist sie vollauf beschäftigt. Da wird ihr die Stelle als Hausdame im ehemaligen Hotel ihres Mannes angeboten. Tine muß sich entscheiden, wie ihr Leben weitergehen soll. Diese Entscheidung wird ihr aber vom Zeitgeschehen abgenommen. Auf Helgoland wird immer mehr Militär angesiedelt, die Sommergäste bleiben aus. Als es zum Krieg kommt, beginnt für Tine und alle Halunder (Helgoländer) ein Kampf ums Überleben.

Anna Jessen stellt in ihrer Trilogie "Die Insel der Wünsche" die bewegte und bewegende Geschichte der Insel Helgoland in den Vordergrund. Auch im zweiten Teil, "Gezeiten des Glücks", bekommen die so lebensecht beschriebenen Personen in ihrer Verschiedenheit ein Gesicht. Sie sind vom Schicksal gebeutelt. Es ist unvorstellbar grausam, wie mit ihnen umgegangen wurde. So wird man Zeuge eines Teils der Geschichte einer Insel, die man heute als Urlaubsparadies kennt. Ich bin aber sicher, daß jeder, der die Bücher von Anna Jessen gelesen hat, Helgoland mit ganz anderen Gefühlen besuchen wird. Aus heutiger Sicht weiß man ja auch, daß das Leid der Bewohner noch weiter geht und die Insel wie eine Spielfigur zwischen den Kriegsherren hin und her geschoben wird. Deshalb bin ich sehr gespannt, wie es im dritten Band mit allen Menschen, die es ja gewohnt sind, sich den Stürmen jeder Art entgegenzustellen, weitergeht.

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