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anette1809 - katzemitbuch.de
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Sulzheim
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Mein Blog: https://katzemitbuch.de/

Bewertungen

Insgesamt 1032 Bewertungen
Bewertung vom 11.04.2015
Bloß kein Stress!
Endres, Susanne

Bloß kein Stress!


ausgezeichnet

"Bloß kein Stress!" ist ein umfangreiches Nachschlagewerk und eine Ideensammlung zum Gestalten und Austragen von Kindergeburtstagen für Kinder im Alter von etwa 1-10 Jahren.

Der Sammlung vorangestellt ist ein Inhaltsverzeichnis, dass einen ersten Blick über die zahlreichen Ideen und Konzepte bietet, aber auch im Buch sind an der Seite immer wieder Schlagwörter und Icons enthalten, so dass man trotz der Fülle an Ideen schnell das findet, was man braucht.

Im Groben gliedern sich die Ideen in folgende Rubriken:
- Ein grosser Tag für jedes Kind
- Altersgerechte Feste
- Ein Fest mit den besten Freunden
- Ideen für tolle Mottogeburtstage
- Auswärts feiern bzw. Mit professioneller Animation

Die Mottogeburtstage sind bis ins letzte Detail konzipiert, neben Ideen für Spiele, Einladungen, Dekoration findet man hier auch Vorschläge für Rezepte, Bastelsachen, Verkleidungen und Gastgeschenke.
Mir gefällt es sehr gut, dass ich in einem Werk vielerlei an Ideen gesammelt finde und die Autorin dennoch weitergedacht hat, und nach jeder Präsentation eine Seite für eigene Notizen eingeplant hat. Hier kann ich beispielsweise niederschreiben, wenn ich zu den Themen Seiten im Internet gefunden habe oder eigene Rezepte und Spielvorschläge festhalten.

"Bloß kein Stress!" bietet zum Einen vielseitige Vorschläge, egal ob für Feiern Drinnen oder im Freien, zuhause oder unterwegs, mit ganz kleinen oder größeren Kindern, so dass sich für jeden Anspruch etwas passendes findet und das Buch über viele Jahre ein hilfreicher Begleiter ist. Zudem ist es nicht nur Eltern zu empfehlen, sondern auch für KiTa-Gruppen und Grundschulklassen ein wahrer Ideenschatz.

Infos und Updates zum Buch sind auch online zu finden.

Bewertung vom 11.04.2015
Café Schwesterherz
Reith, Linsey;Reith, Gillian;Reith, Nichola

Café Schwesterherz


ausgezeichnet

"Café Schwesterherz" ist das gemeinsame Werk der Schwestern Gillian, Nichola und Linsey Reith, die 2011 nach unterschiedlichen Berufsbildern zu ihrer in die Wiege gelegten Berufung zurückgefunden haben und in Schottland das "Three Sisters Bake" gegründet haben.

Bevor der Rezeptteil startet erzählen die Schwestern von ihrer Kindheit und wie es mit dem ""Three Sisters Bake" anfingt. Danach folgen die einzelnen Rezeptregister, die ebenfalls alle mit Anekdoten der Schwestern eingeleitet werden. So erzählt beispielsweise Nichola von der Einflüssen ihres Australienaufenthalts in den Gerichten des Kapitels "Brunch" oder wie Roald Dahls Kinderbuch "Das Wundermittel" dazu geführt hat, dass sie bereits als Kind stundenlang Lebensmittel zu Tinkturen, Zaubertränken und Mixturen zusammenmischte.

Die einzelnen Rezepte sind in folgende Kapitel untergliedert:
* Brunch
* Salate
* Suppen
* Lunch
* Brot
* Mein Teller ist dein Teller
* Dinner
* Kuchen & Süßigkeiten

Wie der Untertitel des Buches "Herzhafte und zuckersüße Rezepte für jeden Tag" befinden sich in dem Buch also bei weitem nicht nur Backrezepte, auch wenn der Titel und das Coverfoto dies zunächst suggerieren.
Die Rezepte bieten eine bunte Mischung aus traditionellen schottischen Gerichten, Rezepten mit Einflüssen aus der ganzen Welt, Gerichte für Frühstück, Mittag, Abendessen oder Picknick, und natürlich auch die bereits auf dem Cover zur Schau gestellten Kuchen, Torten und Desserts.
Neben den zuckersüßen Rezepten werden Vegetarier auch in den anderen Rubriken fündig, es gibt viele Salate und Suppen ohne Fleisch, dazu die Rubrik Brot, aber auch in den Kapiteln Lunch und Dinner sind genügend fleischlose Gerichte am Start.

Einige Gerichte fallen durch ungewohnte Kombination von Zutaten ins Auge: Zucchini-Limetten-Kuchen oder mit Black Pudding und Äpfeln gefüllte Teigrollen. Mit Sicherheit treffen diese Rezepte nicht jedermanns Geschmack, aber mir gefällt die Vielfalt in diesem Buch und auch, dass trotz der vielen Auslandsreisen und der kulinarischen Anregungen, die die Schwestern von dort mitgebracht haben, ihre schottischen Wurzeln in diesem Buch verewigt sind.

Die im Buch enthaltenen Fotos sind seitenfüllend, es gibt auch mehrere doppelseitige Fotos. Neben Foodfotografie sind auch viele Bilder der Schwestern beim Zubereiten oder Präsentieren der Gerichte enthalten, sowie Aufnahmen der schottischen Landschaft. So ist dieses Buch nicht nur ein Gaumen-, sondern auch ein wunderschöner Augenschmaus.

Zutatenliste und Zubereitungsfolge sind detailliert aufgeführt, die Rezepte raffiniert, aber keine nicht-nachkochbare Haute cuisine mit schwer zu beschaffenden Bestandteilen. Viele Dinge können für sich allein stehen, nicht alle Rezeptvorschläge erfordern davor stundenlang in der Küche zu stehen. Es ist wirklich für jeden Geschmack, jeden Aufwand und jede Zeit des Tages etwas dabei. Zudem sehen die Fotos sehr lecker und appetitanregend aus, sind aber nicht so stylisch ausgeführt, dass man vorm Nachkochen oder -backen zurückschreckt.
Weitere Angaben bei den Rezepten: Zutatenmenge für entstehenden Stücke bzw. Personenanzahl, im Glossar im Anhang: alphabetisches Rezeptregister.

"Café Schwesterherz" sei jedem ans Herz gelegt, der wunderschön gestaltete Rezeptsammlungen mit nachvollziehbaren Gerichten mag und zudem noch gerne etwas über die Köpfe hinter diesen erfährt.

Bewertung vom 08.04.2015
Wutsch - Der Innerirdische
Bernhardt, Angela

Wutsch - Der Innerirdische


sehr gut

Pauline ist mit ihren Eltern in das Elternhaus ihrer Oma Mau gezogen. Neues Haus bedeutet natürlich auch neue Umgebung und neue Schule. Da Pauline ein totaler Weltraumfan ist, der am liebsten streng Ordnung hält und in einer Fantasiewelt im inneren Zwiegespräch mit ihrem Steuermann großartige Weltraumszenarien erfindet, wird sie in der Schule schnell zur Außenseiterin. Wobei... wenn es NUR ihre Weltraumverrücktheit wäre, die sie von den anderen Schülern unterscheiden würde, hätte sie sich früher oder später in die Klassengemeinschaft eingegliedert, aber wie soll man den neuen Mitschülern erklären, warum man sich in Klopapier einwickelt oder scheinbar Selbstgespräche führt? Schuld daran ist Wutsch, ein Innerirdischer, der eines Abends in Paulines Zimmer saß und den außer ihr keiner sehen kann.
Auch sonst ist das Zusammenleben mit dem kleinen Kerl, der seine Verwurschtelungsbestimmung sucht, alles andere als einfach für Pauline. Denn was für Pauline Ordnung und Disziplin ist, ist für Wutsch verwurschteln und Spaß haben. Ob sich die beiden dennoch zusammenraufen können oder kostet Paulines Ordnungssinn am Ende ihre neue Freundschaft?

"Geh zurück in deine Welt", sagte sie zu Wutsch mit einer Stimme, die nicht ihr zu gehören schien. "Und komm nie wieder!"
Traurig sah er sie an. "Glaubst du denn, dann geht's dir besser? Mitsamt deiner gänzlichen tollen Ordnung? Bei euch heißt es: Ordnung ist das halbe Leben. Ha! Da fehlt aber noch eine Hälfte und die ist tausend Knoten spannender." (S.118)

"Wutsch - Der Innerirdische" ist eine sehr fantasievolle Geschichte über ein Mädchen, dass nach einem Umzug neue Freunde suchen, aber vor allem lernen muss, dass man in Familie und Freundschaften Kompromisse schließen muss, wenn man sich verstehen will. Zunächst scheint Wutsch ihr das Leben mehr schwer zu machen als ihr dabei zu helfen, aber mit der Zeit lernt Pauline dank Wutsch offener auf andere Leute zuzugehen und darüberhinaus sogar Freundschaften zu schließen. Manchmal ist ein bisschen Verwurschtelung eben doch besser und vor allen Dingen lustiger als strickte Ordnung. Auch dank der Theater-AG der neuen Schule wächst Pauline über sich hinaus und einem Familiengeheimnis kommt sie dank Wutsch außerdem noch auf die Spur.

Die Geschichte wartet mit vielen lustigen und fantasievollen Facetten auf. Dank Paulines Hobby, Wutsch und dem coolen kleinen Bruder ihrer Mitschülerin Jenna ist die Geschichte trotz der weiblichen Hauptfigur meiner Meinung auch für Jungs interessant.
Die Passagen mit Paulines Zwiegesprächen mochte ich nicht ganz so gerne wie den Rest der Geschichte, statt diesen Stellen hätte ich mir manches Mal den Fokus noch stärker auf einigen Nebenfiguren gewünscht. Ansonsten ist "Wutsch" aber ein rundes Lesevergnügen, das nicht nur Spaß macht, sondern zeigt, dass neue Dinge keine Angst machen müssen, sondern ganz im Gegenteil uns herausfordern und am Ende meistens Spaß oder Erfolg bringen!

Bewertung vom 08.04.2015
Zoom
Hach, Lena

Zoom


sehr gut

Nach "Wanted" legt Lena Hach mit "Zoom" einen weiteren Jugendroman vor. Im Gegensatz zu "Wanted", welcher in ihrer Heimatstadt Berlin spielte, sind diesesmal Frankfurt und Trier die Schauplätze der Schulgeschichte, in der Till und Paula die Hauptrollen einnehmen.
Paula ist die Chefredakteurin der Schülerzeitung. Sie schreibt und zeichnet lustige Cartoons, doch trotz ihres Engagements und dem der anderen Mitglieder der Zeitung, fehlt es dieser an einer wichtigen Komponente, ohne die sie nicht neben anderen Schülerzeitungen mithalten können: einem guten Fotograf. Hier kommt Till ins Spiel, den man nie ohne die alte Leica seines Vaters um den Hals herumlaufen sieht. Doch Till ist ein zurückhaltender Typ, der sich hinter der Kameralinse versteckt. Zudem hat er sich selbst einen Schwur geleistet: die Filme, die er mit der Leica verschießt, darf er erst entwickeln, wenn sein Vater, der verschwunden ist als er noch ein Kleinkind war, zurückkommt, sonst wird er ihn nie wiedersehen. Kann er diesen Schwur halten oder bricht er ihn für Paula, in die er heimlich verschossen ist?

In "Wanted" waren die beiden Hauptfiguren im Wechsel die Ich-Erzähler der Geschichte, in "Zoom" übernimmt diese Rolle ein Mitglied der Schülerzeitungsredaktion. Einerseits ist diese Perspektive zwar gut gewählt, da man so zu beiden Figuren das gleiche Verhältnis aufbauen kann, zudem bis zum Ende der Geschichte nicht klar wird, ob die Geschichte einen männlichen oder weiblichen Erzähler hat, andererseits konnte mich "Wanted" aber mehr in seinen Bann ziehen, da die Bindung zu den Figuren stärker war. Dass Till und Paula mir nicht so ans Herz gewachsen sind wie Finn und Lara, dafür hat es aber andere Komponenten, die mir sehr gut gefallen haben, so dass es trotz dieses Kritikpunkts ein leichtes und schönes jugendliches Lesevergnügen war.

Der Blick auf die Arbeit einer Schülerzeitungsredaktion und die Klassenfahrt nach Trier wirkt beides sehr authentisch und weckt Erinnerungen an die eigene Schulzeit. Zudem merkt man, dass Lena Hach die beiden Städte, in denen die Geschichte spielt, gut bekannt sind. Alles wirkt echt und lebendig und nicht konstruiert.

Am besten hat mir ihr Blick auf das Fotografieren gefallen. In Zeiten von Smartphonekameras und schier unendlichem Speicherplatz für Fotos, wirkt Tills Art und Weise der Fotografie schon fast nostalgisch und lässt die Fotografie wieder mehr als eine Form der Kunst erscheinen. Der Kernpunkt der Geschichte, dass die Leica für Till eine Verbindung zu seinem verschwundenen Vater darstellt, zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Handlung und überrascht den Leser zudem mit der einen oder anderen Wendung, die man so nicht erwartet hätte. Von daher habe ich "Zoom" sehr gerne gelesen und empfehle Lena Hachs Geschichte weiter, auch wenn die Geschichte für mich leider nicht ganz an die aus "Wanted" heranreicht.

Bewertung vom 01.04.2015
Drew / Changers Bd.1
Cooper, T.;Glock, Allison

Drew / Changers Bd.1


sehr gut

"Drew" ist der erste Band einer Tetralogie über Menschen, die in ihrer Jugendzeit insgesamt viermal die Identität wechseln, bevor sie sich für eine entscheiden müssen. Dabei können sie jedoch nicht diese wählen, als die sie die ersten vierzehn Jahre ihres Lebens aufgewachsen sind.
So ergeht es auch dem vierzehnjährigen Ethan, der am Morgen seines ersten Tags in der Highschool plötzlich als das Mädchen Drew erwacht. Vor diesem Wandel stand ein Umzug in den Schulferien weg aus New York aufs Land, andere Anzeichen gab es dafür ansonsten keine. So ist Ethan völlig überrumpelt, als seine Eltern ihm an diesem Morgen mit der Spezies der Changers konfrontieren, die unerkannt gegenüber dem Rest der Menschen, den sogenannten Konstanten, leben, und zu denen Ethan genau wie sein Vater gehört. Changers gehen immer aus einer Beziehung aus einem Changer und einer Konstanten hervor, in Ethans Fall ist sein Vater der Changer und seine Mutter die Konstante. Neben dieser Regel wird Ethan mit zahlreichen weiteren Regeln und Geboten konfrontiert, die in der sogenannten Changers Bibel festgehalten sind und er bekommt einen Advokat namens Tracy an die Seite gestellt, die ihn während seiner vier Jahre der Identitätswechsel begleiten wird.

Die beiden Autoren schildern authentisch und real das Gefühlleben eines Teenagers, ihnen kommt zugute, dass sie die Reihe als Paar ausgearbeitet haben, so kommen sowohl die männlichen als auch weiblichen Charaktere als sehr echt beim Lesen an.
Der Schreibstil ist sehr jugendlich und kurzweilig, die teilweise sehr knappen Kapitel führen des weiteren dazu, dass man schnell durch das Buch getrieben wird. Die Handlung ist aus der Ich-Perspektive von Ethan/Drew in der Gegenwart geschildert, die Kapitel unterteilt in die Tage ihres ersten Changes.

Für mich blieb allerdings bis zum Ende hin nicht wirklich nachvollziehbar, warum sich die Changers gegenüber den Konstanten nicht zu erkennen geben dürfen, obwohl es ihre Art sschon so lange gibt und sie dafür stehen, dass die Menschheit Toleranz und Akzeptanz gegenüber anderen entwickeln soll. Warum also verstecken, wie soll so die Wandlung der Gesellschaft vonstatten gehen? So weit sind auch einige Randgruppen der Changers, so das sich unter ihnen die "Radikalen Changers" gegründet haben, die nicht länger versteckt leben wollen. Einige Dinge fühlten sich für mich auch zu stark nach Sekte und Zwangsverbund an: die großen Versammlungen, das Anbringen des Changerszeichen als Tattoo oder das tägliche Tagebuchaufzeichnen.

Trotzdem haben für mich die positiven Aspekte überwogen, dass ich die Reihe in jedem Fall weiterverfolgen will. Besonders eindringlich schildern die Autoren den inneren Zwiespalt der jugendlichen Changers innerhalb ihrer Beziehungen zu anderen. So ist es für sie quasi unmööglich ihre alten Freundschaften aus Prä-Changers-Zeiten aufrecht zu erhalten und auch neue Freunde müssen sie wohl oder übel nach einem Jahr ohne Begründung ziehen lassen, insofern es sich dabei nicht ebenfalls um einen Changer handelt. Diese Probleme wären hinfällig, wenn die Changers sich als verborgene Randgruppe leben würden, aber vielleicht erfährt man die Gründe für dieses Verhalten in den folgenden drei Bänden.

Ein weiterer Pluspunkt dieser Reihe ist es, dass man nicht lange auf die Fortsetzungen warten muss. Die weiteren Bände erscheinen im Abstand von jeweils einem halben Jahr, so dass man bereits im Herbst weiterlesen kann, wie es mit Ethan/Drew weitergeht.

Bewertung vom 18.03.2015
Flügel aus Papier
Szczygielski, Marcin

Flügel aus Papier


ausgezeichnet

'Es soll einmal gar nicht so wichtig gewesen sein, wo jemand herkam, sondern es zählte nur, was er für ein Mensch war. Jeder wohnte, wo es ihm gefiel, ganz egal, wie er hieß, woran er glaubte, oder welche Farbe seine Haut, eine Haare oder seine Augen hatten. Wieso kann ich mich daran nicht mehr daran erinnern? Mit 5 oder 6 Jahren kann man doch schon viel sprechen und prägt sich vieles ein!' (S.27)

"Flügel aus Papier" ist die Geschichte des kleinen Rafal, der im Jahr 1942 mit seinem Großvater im Warschauer Ghetto lebt. An die Zeiten ohne Ängste, Not und Hunger kann er sich kaum noch erinnern, doch wenn er liest, vergisst er die schreckliche Wirklichkeit um sich herum.
In dem Klassiker "Die Zeitmaschine" von H.G. Wells entdeckt er, dass die Welt, in der der Zeitreisende in der Zukunft landet, gar nicht mal so anders ist als die Welt, in der Rafal aufwachsen muss, nur tragen hier die Morlocken die Uniformen der Deutschen, die Juden sind die unterdrückten Eloi.
Das erste Exemplar der Zeitmaschine leiht er nur kurze Zeit in der Bibliothek aus, aber als ob die Geschichte nur darauf warten würde von ihm gelesen und gelebt zu werden, ist es wiederum ein Band der Zeitmaschine, den er von einer Helferin auf der Flucht aus dem Warschauer Ghetto in die Hand gedrückt bekommt.
Lange Tage, Wochen und Monate schlägt sich Rafal mit zwei weiteren Kindern im Warschauer Zoo herum. Immer in Obacht vor den Gärtnern, die dort ihre Kleingärten bestellen und den Morlocken, die sie einfangen würden.
Kurz bevor Rafal mit seinen Freunden in einer selbst gebauten Arche Noah fliehen will, setzt er sich in den Kopf ins Ghetto zurück zu kehren, um herauszufinden, was mit seinem Großvater passiert ist...

"Flügel aus Papier" ist ein Zauberwerk, das zeigt, welche Macht zwischen zwei Buchdeckeln verborgen sein kann. Nicht alles, was in Rafals Geschichte passiert, lässt sich mit gesundem Menschenverstand erklären. Vor allem aber ist das Buch eine berührende Geschichte über die Bande zwischen Familien und Freunden, die Unmögliches möglich machen können. Deshalb konnten nach dem Krieg solche Geschichten, wie sie Rafal und sein Großvater erlebt haben, für die Nachwelt festgehalten werden.
Auch wenn der Zeitreisende über die Jahrhunderte keine Verbesserung im Umgang der Menschen miteinander feststellen konnte, vielleicht braucht es noch Rafals Geschichte, damit die Menschheit endlich lernt umzudenken.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.03.2015
Wenn du jetzt bei mir wärst
Lewin, Waldtraut

Wenn du jetzt bei mir wärst


sehr gut

In ihrem neuen Roman zeichnet Waldtraut Lewin ein utopisches Szenario was wäre... "Wenn du jetzt bei mir wärst", und meint damit die Anfang März 1945 verstorbene Anne Frank, die durch ihr Tagebuch berühmt wurde.
Das "was wäre wenn" ändert sich schon sehr bald in ein "ich bin bei dir", durch den Besuch des Anne-Frank-Hauses gelingt es Waldtraut Lewin Anne zu rufen und zum Leben zu wecken. Äußerlich der aufgeweckte Teenager, vom Kopf und den Erfahrungen eine alte Frau, einerseits greifbar, andererseits wie Luft, wenn sich eine Gefahr anbahnt, der Anne nicht schnell genug ausweichen kann.
Es ist eine etwas mystische und zauberhafte Annäherung an den Menschen Anne Frank, den so viele von uns nur aus ihren Tagebuch kennen oder durch Zeugenberichten aus zweiter Hand.
Es macht glücklich, wie befreit Anne nun durch die Straßen Amsterdams laufen kann, ohne eine Kennezeichnung an ihrer Jacke tragen zu müssen, damit jeder sie als Jüdin erkennt. Im Heute ist sie einfach eine von vielen in der Stadt.
Die Glücksgefühle geraten jedoch bald wieder ins Wanken, wenn Waldtraut Anne erzählt, wie es den Juden nach dem Krieg ergangen ist, wie sie oftmals erfolglos für ihr geraubtes Eigentum oder einen eigenen Staat kämpfen mussten.

"Haben nicht alle Gegner der Deutschen für Wahrheit und Recht gekämpft? Warum werden die Juden dann immer weiter gequält?"
"Anne", sage ich hart und unterdrücke meine Empfindungen, "diese Retter und Befreier - sie haben gegen Hitler gekämpft. Sie haben nicht für die Juden gekämpft." (S.70)

Nach Amsterdam möchte Anne auch ihre Geburtsstadt Frankfurt und das Reich der Juden, Israel, sehen. Auch hier kommt sie immer wieder in Berührung mit Schändungen, Verunglimpfungen und in den schlimmsten Fällen Krieg. Trotzdem entscheidet sich Anne am Ende für etwas, wofür Waldtraut Lewin das Verständnis fehlt. Aber die junge Anne hatte bereits ihren eigenen Kopf, wieso sollte es 70 Jahre später anders sein?

Mit "Wenn du jetzt bei mir wärst" stellt die Autorin ein ungewöhnliches Szenario in Zeit und Raum, das auf jeden Fall für alle, die Anne Franks Tagebuch kennen, interessant zu lesen ist. Man erfährt zudem hier nicht nur über die Situation der Juden während des Krieges, sondern vor allem, wie es ihnen nach dem Krieg erging. Einzig das manche Situationen für Anne und Waldtraut zu glatt ablaufen - wie die Einreise nach Israel mit einem gefälschten Ausweis - und den Raum, den die Reise nach und durch Israel gegenüber dem Rest des Buches einnimmt, haben mir nicht völlig zugesagt.
Bis auf diese beiden Kritikpünktchen bin ich sehr begeistert auf diesen ungewöhnlichen Blick zurück auf den Holocaust gestoßen zu sein.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.03.2015
Die letzte Reise
Cohen-Janca, Irène;Quarello, Maurizio A. C.

Die letzte Reise


ausgezeichnet

"Die letzte Reise" ist die Geschichte des Arztes und Kinderbuchautors Janusz Korczak, aus dessen Feder unter anderem die Geschichten des kleinen König Macius stammen.
Das Buch konzentriert sich auf die letzten Jahre von Janusz Korczak und seinen Kindern. Im Mittelpunkt steht seine Arbeit im Waisenhaus im Warschauer Ghetto bis hin zum Abtransport der Kinder in ein Vernichtungslager, den er begleitet, obwohl dies auch für ihn den Tod bedeutet.
Die Geschichte wird aus der Wir-Perspektive der Waisen erzählt. Die jungen Leser erfahren hier von deren Leben im Waisenhaus, dem Leben im Warschauer Ghetto, das immer beengter wird, da das Ghetto über die Jahre hin immer weiter verkleinert wird, da es hauptsächlich als Sammellager für die Deportationen in das Vernichtungslager Treblinka diente.

Das Buch ist sehr hochwertig ausgeführt, die einzelnen Seiten dick und schwer. Ganz am Ende befindet sich eine ausklappbare Doppelseite, die den Zug der Kinder, ihre "letzte Reise", aus dem Ghetto zeigt.
Die Zeichnungen wirken durch die Ausführung wie Bleistift auf dunklem Packpapier selbst wie Zeitzeugen, über die Jahre hinweg gealtert, jedoch nicht verblasst.
Die Zeichnungen zeigen ein großes Gefühlsspektrum von Glück über Trauer bis hin zum Tod. Zwar sieht man hier keine Abbildungen toter Menschen oder Bilder aus einem KZ, aber Quarello zeigt die Vergänglichkeit im "Kleinen", in dem er beispielsweise fallende Blätter abbildet oder tote Fliegen auf einem Fensterbrett. Den Traum von Freiheit symbolisiert er durch die Märchenfigur des gestiefelten Katers, der über einen Stacheldrahtzaun springt oder einen Vogelkäfig mit offener Tür, dessen Bewohner entflogen ist. All das bleibt für die Kinder des Waisenhauses ein Traum. Auch wenn die Welt jenseits des Ghettos nur eine Straßenbreite entfernt ist... für die Menschen innerhalb der Ghettomauern könnte es genausogut auf der anderen Seite der Welt sein. Dies wird auch unter zu Hilfenahme der Typographie verdeutlicht, bei dem auf einer Doppelseite ein Satz, der von ihrem Zuhause im Ghetto und "der anderen Seite" berichtet, genau an dieser Stelle getrennt wird: auf der einen Seite das restliche Warschau, ganz allein auf der anderen "wie ein fremdes Land" das Ghetto.

"Die letzte Reise" nimmt ein Schicksal von vielen aus der Zeit des Holocaust heraus, über das man sehr gut mit Kindern über diese Zeit ins Gespräch kommen kann, da die Kinder, um die es in der Geschichte geht, teils im gleichen Alter sind wie die angesprochene Zielgruppe: Schicksale, die für Kinder und Jugendliche tatsächlich greifbar sind.

'Pan Doktor hat uns erklärt, dass man Liebe nicht erzwingen kann, aber Respekt hat jeder verdient.'

Text und Illustrationen gehen nahe, ohne die schwierige Thematik zu zerreden. Vielmehr regt beides dazu an, selbst weiter in die Tiefe zu gehen und die Vergangenheit gemeinsam aufzuarbeiten.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.