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Juti
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Insgesamt 785 Bewertungen
Bewertung vom 03.03.2020
Letzte Reise
Enquist, Anna

Letzte Reise


gut

Roman über die Frau von James Cook

Dieses Buch vergibt eine große Chance, weil sie das Leben von Elisabeth Cook nur aus ihrer Perspektive erzählt. Aber das Leben der Frauen im 18. Jahrhundert ist langweiliger als ihrer Ehemänner. Wäre sie nicht mit James Cook verheiratet, es gäbe dieses Buch nicht.

Zwar erfährt der Leser auch von ihrem Ehemann James, was er von seinen Reisen am Mittagstisch der Familie erzählt und wie er mit seiner Frau lebt.

Oft, und ich meine zu oft, lesen wir aber Briefe, in denen Besatzungsmitglieder schreiben, was James gemacht hat und wie er 1779 vor Hawaii zu Tode kam.
Spannend, aber nicht vollkommen ungewöhnlich für das 18. Jahrhundert ist, dass die Mutter alle ihre Kinder überlebte, nur von ihren letzten 30 Lebensjahren hören wir nichts mehr. Der Tod der Kinder wird thematisiert, ich kann aber nicht alles verraten.

Gegen Ende wird das Buch besser, aber mehr als 3 Sterne sind nicht drin.

Bewertung vom 25.02.2020
Warum nur ein Green New Deal unseren Planeten retten kann
Klein, Naomi

Warum nur ein Green New Deal unseren Planeten retten kann


gut

Klimaschutz und Solidarität

Ende der 80er Jahre hätte die Politik was gegen die Klimaveränderung tun können, doch ausgerechnet da begann die Austeritätspolitik von Reagan und Thatcher. Heute wissen wir, dass der Klimawandel bereits im vollem Gange ist, aber das Geld scheffeln der Unternehmen nicht aufgehört hat.
Pluspunkte sammelt dieses Buch, weil es an die Ölkatastrophe von BP im Golf von Mexico erinnert, deren Folgen bis heute zu spüren sind. Weiter gefielt mir, dass selbst der Vatikan als Akteur genannt wird, auch wenn an anderer Stelle „Macht euch die Erde Untertan!“ für ein Recht auf Ausbeutung der Natur im jüdisch-christlichen Kulturkreis genannt wird.

Negativ und das ist beim Sachbuch entscheidend: Nichts war für mich neu. Ich weiß schon lange, dass die Art unseres Wirtschaftens so nicht weiter gehen kann. Auch der Blick auf das böse Amerika vom etwas besserem Kanada kam mir schon bekannt vor. Noch schlimmer: Ein europäischer Blick fehlt fast ganz.

Bei Navid Kermani waren seine Reden stets zu einem anderen Thema, hier wurde das stets gleiche Thema nur an einer Facette gespiegelt. Gerade noch 3 Sterne.

Bewertung vom 21.02.2020
The Great Nowitzki
Pletzinger, Thomas

The Great Nowitzki


sehr gut

Jubelbiografie über den Basketballhelden

41 Jahren, 21 NBA-Saisons und 1 Meistertitel hatte Dirk Nowitzki hinter sich, als er im April letzten Jahres seine Basketballschuhe an den Nagel hing. 2,13m ist er groß, in seiner Jugend wurde er 2,07m geschätzt.
Außergewöhnlich ist auch sein privater Trainer Holger Geschwinder. So ist das Buch auch eine Biografie über seinen Trainer, der nie einen Trainerschein hatte, aber sich immer Gedanken machte, wie das Training stets mit Ball attraktiv bleibt.

Es kommen ehemalige Mannschaftskameraden zu Wort und sein Vater. Zahlreiche lustige Anekdoten bereichern ebenso das Buch. Nowitzki hätte nicht 21 Jahre Profi bleiben können, wenn er eine größere Verletzung bekommen hätte. Das blieb ihm erspart, aber seine Liste der Verletzungen ist trotzdem lang.

Der Journalist hat als teilnehmender Beobachter ein spannendes Buch auch für nicht Basketballfans geschrieben, auch mit schönen Fotos. Selbst Frau Westermann im literarischen Quartett war begeistert. Einzig wiederholt er sich im letzten Teil ein wenig, so dass ich froh war, als es zu Ende war. Deswegen 4 Sterne und nicht 5.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.02.2020
Gespräche mit Freunden
Rooney, Sally

Gespräche mit Freunden


schlecht

Ich weiß nicht, wie dieses Buch auf meinem Nachttisch gelandet ist. Ich glaubte, es sei das Literarische Quartett gewesen, aber das stimmt wohl nicht.

Dem Buch fehlt jegliche Handlung. Die Ich-Erzählerin unterhält sich mit der lesbischen Bobbi und den verheirateten Nick und Melissa. Wenn in dieser Dreiecksbeziehung neu sein soll, das jemand lesbisch und jemand (die Ich-Erzählerin) bi ist, dann ist mir das zu wenig. Es hätte richtig rund gehen müssen, aber das geschieht nicht, wenigstens nicht bis S.68, danach legte ich das Buch aus der Hand. 1 Stern.

Bewertung vom 10.02.2020
Sei du selbst / Eine Geschichte der Philosophie Bd.3
Precht, Richard David

Sei du selbst / Eine Geschichte der Philosophie Bd.3


gut

Wie aus der Philosophie Nachbarfächer entstanden

Im zweiten Band der Geschichte der Philosophie kam der Autor bis Kant, jetzt werden seine Nachfolger besprochen und damit die Philosophie des 19. Jahrhunderts, das folgerichtig mit dem Ersten Weltkrieg endet. Während aber im Vorgängerband die Philosophie das Schwesterfach der Theologie ist, entwickeln sich aus ihrin dieser Zeit die Fächer Soziologie und Psychologie.

Mit diesem Wissen wundert es dann nicht, wenn wir nicht nur von Schopenhauer und Kierkegaard, die ich noch zur ersten Gruppe zählen, sondern auch von vielen französischen und angelsächsischen Philosophen, die mehr für die Psychologie wie z.B. Freud und Soziologie wie z.B. Max Weber schwärmten.

Letzteres konnten mein Herz nicht erwärmen, ebenso nicht wie die Diskussion zwischen James und Scott, ob man der Wahrheit über Logik oder Erfahrung auf die Schliche kommen kann.
Wer den Begriff der Philosophie so ausdehnt, der darf auch Karl Marx nicht vergessen. Wirtschaftswissenschaften und der Erfolg des Kapitalismus werden damit zum Thema.

Ein anstregendes Buch, das viel Zeit in Anspruch nahm und nur zur Hälfte interessant war, erhält von mir drei Sterne. Der zweite Band war einfacher zu lesen.


Lieblingszitat:
Marx „Über das Geldwesen“ (bedient bei Hess): „Das Geld macht die hergestellten Produkte zur Ware, die universal veräußert werden können. Was ehemals Ausdruck menschlichen Schaffens war, ist nun Tauschgegenstand. Wo das Geld regiert, wird Menschliches abstrakt. Ein seltsames Drittes ohne eigenen materiellen Wert legt nun den Wert aller Werte fest. Alles hat seinen Preis, und aller Wert lässt sich in Zahlen ausdrücken. Das profane Geld nichtet den Wert von alledem, was nicht an ihm bemessen werden kann. Wo die Quantität von viel oder wenig zum Maß aller Dinge wird, geht jede soziale Qualität, jeder Sinn für das ursprünglich Menschliche verloren.“ (212)

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.01.2020
Hier sind Löwen
Poladjan, Katerina

Hier sind Löwen


gut

Historisches Museum

Zwei Länder fallen mir ein, bei denen die Geschichte wichtiger ist als die Gegenwart. Das eine heißt Israel, das andere Armenien.
Die Autorin spiegelt denn auch die Vergangenheit Armeniens an ihrer eigenen Familiengeschichte. Auch das hat wieder einen doppelten Sinn, denn die Autorin hat armenische Wurzeln. In ihrem Roman heißt aber die Ich-Erzählerin Helen Mazavian. Inwieweit sie autobiografische Züge trägt, ist mir nicht bekannt.

Wirklich gut komponiert hat Poladjan ihren Beruf als Buchrestauratorin. Sie restauriert eine armenische Bibel an dessen Rändern Notizen stehen von einer Familie, die vor dem armenischen Genozid der Türken flieht. Gleichzeitig wird an das alte Christentum erinnert. Und die Ich-Erzählerin sucht die Wurzeln ihrer eigenen Familie.

Das alles wird leider ohne Spannung berichtet, mal wird ein Städtenamen verwechselt, mal liegt ein Gewehr im Auto, aber wenn mich Armenien nicht interessiert hätte, wäre das nicht spannend gewesen.

Ich empfehle dieses Buch für Armenien-Liebhaber mit 3 Sternen. Der große Druck erlaubt eine schnelle Lektüre.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.01.2020
Die Jakobsbücher
Tokarczuk, Olga

Die Jakobsbücher


schlecht

Zu viel gewollt

Das Leben von Jakob Frank hätte mich schon interessiert. Aber als ich seinen Namen nach über 100 Seiten noch nicht gelesen hatte, wurde ich misstrauisch. Ich erhöhte das Lesetempo in der Hoffnung auf Besserung. Und ja, ich bemerkte seine Hochzeit und ja es wurde stellenweise interessant.

Ich hörte mir die Diskussion des Buches bei lesenswert an. Alle 3 Stammkritiker hatten Einwände. Denis Scheck meinte, man hätte gut 400 Seiten streichen können, ich meine 700 Seiten. Vielleicht setzt er sich ja mal mit der Autorin zusammen. Der Wikipedia-Artikel über Jakob Frank ist interessant. Da lässt sich was daraus machen.

Ich habe die ersten 15 Kapitel gelesen, teils großflächig, ab Seite 769 (das Buch zählt rückwärts!) nicht mehr. Nur angefangene Bücher erhalten einen Stern. Trotz Nobelpreis.

8 von 14 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.01.2020
»Leidenschaftliche Herzen, feurige Seelen«
Richardsen, Ingvild

»Leidenschaftliche Herzen, feurige Seelen«


sehr gut

Was die Nazis alles zerstörten

Denke ich an die Frauenbewegung, fallen mir die Grünen ein. Und gehe ich zurück, dann allenfalls bis zu den 68ern. Aber bis zur spießigen Adenauer-Zeit waren Frauen doch nur Beiwerk des Ehemannes, den sie um Erlaubnis fragen müssen, wenn sie arbeiten wollen.

IRRTUM schreit dieses Buch. Schon im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts kamen mit Anita Augspurg und Sophia Goudstikker zwei jungen Frauen nach München, die das langweilige Warten auf den Ehemann in der bürgerlichen Familie satt hatten. Sie gründeten hier ein Fotostudio, was damals eine männliche Domäne war.

Im Umfeld dieses Studios bildete sich eine Boheme, die dank des Fischer Verlags auch viele Frauen ermöglichte Bücher zu veröffentlichen. Anita Augspurg, die später in Zürich die erste promovierte Juristin wurde, war schreibende, ebenso Maria Janitschek, Carry Brachvogel und Gabriele Reuter. Nicht zu vergessen ist Elsa Bernstein, die teilweise unter dem Pseudonym Ernst Rosmer veröffentlichte.

Die genannten Frauen änderten das Frauenbild, weil sie keine Hausfrau waren. Sie sorgten auch dafür, dass die Bildung der Mädchen gestärkt wurde. 1893 eröffnete in Karlsruhe das erste deutsche Mädchengymnasium.

Die Münchenerinnen hatten Kontakte über die Stadt hinaus, auch nach Berlin zum Friedrichshagener Kreis. Wichtig waren ebenso Kontakte zu gleichgesinnten, gut vernetzten Männern. Selbst von Rilke ist zu lesen.

Die Bewegung gipfelt 1899 in den ersten bayerischen Frauentag, der 1899 in München stattfindet und danach alle 2 Jahre in verschiedenen bayerischen Städte wandert. Der letzte Frauentag war 1930 in Kaiserslautern, da die Pfalz noch zu Bayern gehörte.

Mit der Machtergreifung der Nazis war das alles nicht mehr möglich, die Protagonisten wurden verfolgt und gerieten nach dem Krieg in Vergessenheit bis die Autorin sie ausgrub.

Als Dank dafür erhält sie von mir 4 Sterne. Einen Stern muss ich abziehen, weil das Buch manchmal wie eine Liste die Bücher der Frauen aufzählt, wenig aber von ihren Gedanken und Gefühlen vermittelt.

Zitat: Modern bedeutet ein Leben im „Geist der Freiheit“ zu führen (148 Christian Morgenstern)

Bewertung vom 16.01.2020
Erst die Fakten, dann die Moral
Palmer, Boris

Erst die Fakten, dann die Moral


ausgezeichnet

Tübinger Weisheiten

Angefangen mit Donald Trump, dem
Erfinder der Fake-News, zeigt der Autor an einem Zitat von Erwin Teufel: „Politik beginnt mit dem Betrachten der Wirklichkeit.“ (10 Urheber Kurt Schumacher) wie wichtig das Betrachten der Fakten ist. Am Wachstum der AfD legt er dar, dass die SPD die dänischen Sozialdemokraten als Vorbild hätten sehen sollen, die die Migration als Ursache für die Aushebelung des Sozialstaates sehen.

Zunächst beschäftigt er sich mit der Mietexplosion in den Schwarmstädten wie Tübingen, woran vor allem die Grundstückpreise Schuld sind. Wichtig ist nicht, wie ein Beirat des Wirtschaftsministeriums behauptet, die Kräfte des freien Marktes mehr zu nutzen, sondern sich wieder für den sozialen Wohnungsbau einzusetzen, wie das bereits nach dem Krieg der Fall war. Gerade im Bereich der Immobilien kann das Kapital noch Rendite erzielen, da es seit der Finanzkrise 2008 praktisch keine Zinsen mehr gibt. Auch den Mietendeckel in Berlin befürwortet er, da während fünf Jahre der Stopp von Investitionen im jetzigen Bestand keine Rolle spielen dürfte. In Tübingen versucht der Bürgermeister mit Hilfe eines vergessenen Gesetzes Bauherrn in Baulücken auch zur Errichtung einer Immobilie zu zwingen.

Im Kapitel über die Luftreinhaltung legt er die Probleme der Schadstoffanalyse dar. Feinstaub kommt zu 95% von Bremsen und Reifen und kaum aus dem Dieselmotor. Statt auf Fahrverbote hat er in Tübingen erst Tempo 30 eingeführt. Als er merkte, dass dies zu langsam ist, wurde mit viel Mühe Tempo 40 durchgesetzt. Die erhöhte Sterblichkeit bei Stickoxiden betrage für ein normales Leben 183 Tage, bei falscher Ernährung oder Rauchen verliert man deutlich mehr Tage.

Windkraftgegener arbeiten ebenfalls mit falschen Studien. Die Energiewende ist möglich. Neue Energien könnte man so speichern, dass selbst kalte, windstille und sonnenarme Tage nicht zu Stromausfällen führen. Nur ist diese Technologie heute noch zu teuer. Der Straßenverkehr töte weit mehr Vögel als Windkraftanlagen.

In der wachsenden Stadt Tübingen musste er ein neues Gewerbegebiet ausweisen. Dabei wollte er eine Fläche nutzen, wobei ein Trinkwasserbrunnen zum Notbrunnen geworden wäre. Der Autor beschreibt, wieso er dies für verkraftbar hielt, es aber weiterhin zu Protesten kam. Für den Frieden in der Stadt hat er dann die zweitbeste Lösung gewählt, gegen die auch nicht protestiert wurde.

Mein Lieblingskapitel ist das fünfte. Nach dem Brand am Düsseldorfer Flughafen wurden die Bestimmungen zum Brandschutz so verschärft, dass Millionen Investitionen notwendig sind. Obwohl z.B. am Uhland-Gymnasium in Tübingen mit einem großen Treppenhaus in 100 Jahren nie etwas passiert, musste dort ein zweiter Fluchtweg geschaffen werden. Nach dem Desaster bei der Love-Parade dürfen im Tübinger Schloss keine Konzerte mehr stattfinden, weil der Fluchtweg zu schmal ist. Tübingen musste selbst nur für 10 Jahre stehende Flüchtlingswohnungen erbebensicherer bauen als die meisten Altbauwohnungen. Denn Tübingen ist erst 2005 als Erdbebengebiet hochgestuft worden. Leider schreibt er nicht, was der Bürger gegen die wachsende Bürokratie tun soll.

Das sechste Kapitel wiederholt, was er früheren im Buch schon geschrieben hat. Dann schreibt er, wie Spitzenforschung im Gehirn wegen Tierversuchen an Affen und einer Sendung von „SternTv“ aus Tübingen vertrieben wurde
Auch bei Stuttgart 21 wurde mit den Kosten den Bürgern falsche Fakten genannt. Unter den jetzigen Kosten wäre das ohnehin unsinnige Projekt nicht gebaut worden. Auch die Fahrzeitverkürzung entsteht vorwiegend aus der Neubaustrecke.

Dann beschreibt er, wie er in seiner Partei unbeliebt wurde. Er sprach sich gegen das Adoptionsrecht für Homosexuelle aus, galt daraufhin als homophob, beschwerte sich über eine schwarzen Radfahrerrowdy und galt nach seiner Kritik an der Werbung der Deutschen Bahn mit Migranten als Rassist.

Im zehnten Kapitel widerlegt er stilistisch schön die Leugner des Klimawandels.
Den Absc

Bewertung vom 13.01.2020
Warum Fräulein Laura freundlich war. Über die Wahrheit des Erzählens
Morsbach, Petra

Warum Fräulein Laura freundlich war. Über die Wahrheit des Erzählens


ausgezeichnet

Welche Fehler selbst die großen Meister machen und was wir daraus lernen

Als Romanautorin habe ich das Buch „Justizpalast“ von ihr gelesen. Auf dieses Buch aufmerksam wurde ich durch eine Rezession von „Das Duell“ von Volker Weidermann, in der bemängelt wurde, dass Weidermann diesen Essay nicht verwendete.

In der Tat handelt es sich bei diesem Buch nach einem kurzen Theorieteil, auch an einem Beispiel von Franz Grillpanzer, der nicht schreiben wollte, dass seine Mutter Selbstmord beging, um einen Verriss des Buches „Mein Leben“ von Reich-Ranicki und die Darstellung der gelungenen Stilmittel in Günter Grass „Blechtrommel“.

Im Theorieteil gefällt mir, dass Morsbach auch Vergleiche in die mathematisch-physikalisch Welt bringt. Auch hier müssen Erkenntnisse verständlich und überzeugend an den Leser gebracht werden.

Am meisten beeindruckt hat mich aber, wie die Autorin, das Buch von Reich-Ranicki zerlegt, die Charakterisierung der meisten Personen für zu allgemein hält und immer wieder auf Füllwörter hinweist. Mir kam es vor, dass Reich-Ranicki Füllwörter wie "vielleicht" benutzt, um sich zu schützen. Einverstanden bin ich aber mit dem Ergebnis der Analyse, dass Reich-Ranicki als Opfer des Nationalsozialismus sich auch in der Bundesrepublik als Opfer und deswegen einsam und isoliert fühlte.

Günter Grass dagegen lässt im kleinwüchsigen Oskar Matzerath den Widerstand gegen den Nationalsozialismus zu, der auch ironisiert wird, dass sein Stiefvater beim Einmarsch der Russen am Verschlucken des Parteiabzeichens stirbt. Ergebnis ihrer Analyse ist, dass Grass selbst darüber erschrocken ist, wie ein ganzes Volk, und damit auch er selbst, von den Nazis verführt werden konnte.

Die alte Weisheit, aus Fehlern ist zu lernen, kann durch den Verriss von „Mein Leben“ hier dazu führen, dass ein Autor hier mehr über das Schreiben lernt, als bei Büchern über das Schreiben selbst, wie z.B. von Ortheil. Obwohl ich nicht alles nachvollziehen konnte, vergebe ich dennoch 5 Sterne.