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Lilli33
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 563 Bewertungen
Bewertung vom 27.08.2014
Alle Augen auf dich
Mayer, Gina

Alle Augen auf dich


sehr gut

Inhalt:
Die junge Schauspieler Myriam Bellinger wurde entführt. Sie hatte die Hauptrolle in der Internet-Serie „Missing“, in der es auch um eine Entführung geht. Wie in der Serie kann die Außenwelt die Gefangenschaft und die Leiden von Myriam über ein Videoblog beobachten. Nimmt sich der Täter die Serie zum Vorbild? Als eine Lösegeldforderung an den Produzenten Erik Holm eingeht, steht die Fan-Welt kopf. Denn Holm ist bankrott, das Geld muss über Crowdfunding hereinkommen, also über Spenden der Fans.

Meine Meinung:
Wieder einmal ist Gina Mayer ein spannender Jugendthriller gelungen. Er kommt ohne Blut aus, dafür befasst er sich mit Themen, die die Jugend interessieren: Serien, Internet, Foren, Drogen, Liebe, Familie.

Von Anfang an gibt es eine Reihe von Verdächtigen, die sich im Verlauf des Buches in der Favoritenrolle abwechseln. Alle haben mehr oder weniger starke Motive und Möglichkeiten für die Tat, und doch traut man es keinem wirklich zu. Allmählich kommen immer mehr Details ans Tageslicht, sodass man als Leser schließlich einen guten Überblick über die beteiligten Personen hat. Trotzdem bleibt die Geschichte bis zum Schluss undurchsichtig. Die Auflösung ist dann aber logisch. Überrascht hat sie mich nicht unbedingt, es war einfach eine von mehreren Möglichkeiten, die es gab.

Gina Mayers Schreibstil gefällt mir sehr gut. Er lässt sich leicht und locker lesen. Durch viele Dialoge wirkt die Handlung sehr lebendig. Erzählt wird aus zwei verschiedenen Perspektiven, einmal aus der Sicht von Amelie Fröhlich, der ermittelnden Kommissarin, zum anderen aus der Sicht von Jo Steiner, dem Freund der Entführten. Dadurch ergibt sich ein rundes Bild.

Leider ist mir Amelie mit ihrer ewigen Unentschlossenheit und ihren körperlichen Befindlichkeiten ziemlich auf die Nerven gegangen. Auch die meisten anderen Figuren strotzen nicht gerade vor Sympathie. Doch sind sie alle gut charakterisiert, daher kann ich auch ohne Sympathieträger auskommen.

Fazit:
Klasse Jugendthriller! Undurchsichtig bis zum Schluss.

Bewertung vom 08.08.2014
Stigmata
Gurian, Beatrix

Stigmata


ausgezeichnet

Ausgefeilter Jugendthriller, auch für Erwachsene lesenswert!

Inhalt:
Emma hat vor wenigen Wochen durch einen Unfall ihre Mutter verloren. Der Vater starb schon vor ihrer Geburt. Nun ist die Jugendliche ganz auf sich gestellt. Sie macht sich heftige Vorwürfe, denn ihre letzte Begegnung mit ihrer Mutter endete im Streit. Da erhält sie einen Hinweis, dass es sich gar nicht um einen Unfall, sondern um Mord gehandelt haben könnte. Auf der Suche nach den Mördern gelangt Emma in ein äußerst dubioses Camp für Jugendliche in den Bergen. Schon bald ist klar, dass es hier um Leben und Tod geht …

Meine Meinung:
„Stigmata“ konnte mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistern. Es war mein erstes Buch von Beatrix Gurian aka Beatrix Mannel, aber ganz sicher nicht mein letztes.

Der Plot ist sehr ausgefeilt. Die Autorin überschüttet einen mit Details, die zusammen ein dichtes Netz ergeben. Manches davon ist wichtig, anderes ist eine falsche Fährte. Man wird geradezu gezwungen, über die Zusammenhänge zu spekulieren, und das macht wahnsinnig viel Spaß! Auf manche Dinge bin ich leichter als auf andere gestoßen, aber das große Ganze hat sich mir erst am Ende offenbart. Obwohl im Nachhinein alles logisch erscheint, tappte ich bis zum Schluss im Dunkeln, wer nun wirklich der Drahtzieher hinter der Geschichte ist. Es gibt jede Menge Verdächtige, die sich mit wechselnder Intensität die Favoritenrolle teilten. Kaum glaubte ich, Anhaltspunkte dafür zu haben, dass es nur „X“ sein könnte, wurden diese ein paar Seiten weiter wieder entkräftet und dafür schien nun „Y“ verdächtig. Hier hat die Autorin mich wirklich gekonnt an der Nase herum geführt und immer wieder überrascht.

Es gibt verschiedene Handlungsstränge, die sich abwechseln. Einmal befinden wir uns mit Emma in der Gegenwart im Camp. Diese Szenen werden in der Ich-Form von Emma im Präsens erzählt. Die Geschehnisse einige Wochen zuvor werden von Emma in der Vergangenheitsform berichtet. Und schließlich erfahren wir Dinge aus der Vergangenheit von Agnes, Emmas Mutter.

Über Fotos, die ihr zugespielt werden, taucht Emma immer weiter in die Vergangenheit ihrer Mutter ein. Diese Fotos sind im Buch auch abgebildet und lassen einen noch tiefer in die Handlung hineinrutschen, weil sie einfach perfekt passen. Überhaupt ist die Aufmachung des Buches sehr schön, ein echter Hingucker im Regal!

Der Spannungsbogen ist perfekt und steigt immer mehr an. Einmal konnte ich mich wirklich nicht mehr zurückhalten und musste vorblättern, weil ich das Ende einer Szene vor Anspannung nicht erwarten konnte. Die rätselhaften Vorkommnisse werden immer schlimmer und gruseliger. Gleichzeitig entwickeln sich aber auch die Protagonisten weiter und gehen schließlich mit der Situation souveräner um als am Anfang. Die Interaktionen zwischen den Jugendlichen im Camp fand ich sehr interessant und gut dargestellt.

Fazit:
Ein Buch, das viele Rätsel aufgibt und zum Spekulieren einlädt. Mir hat das Lesen sehr viel Spaß gemacht. Ich kann diesen Roman allen jugendlichen und jung gebliebenen Thrillerfreunden wärmstens empfehlen!

Bewertung vom 01.08.2014
Nur wer fällt, lernt fliegen
Gavalda, Anna

Nur wer fällt, lernt fliegen


sehr gut

Eine Liebesgeschichte der anderen Art

Bei einem Wanderurlaub fallen Billie und Franck in eine Felsspalte. Während Billie sich nur am Arm verletzt hat, hat Franck starke Schmerzen und kann sich nicht bewegen. Bald wird er bewusstlos. Billie lässt ihrer beider Leben Revue passieren.

Das Leben meint es nicht gut mit Billie und Franck. Billie wurde als Säugling von ihrer Mutter verlassen, wuchs bei der verhassten Stiefmutter auf. Liebe und Fürsorge lernt das Mädchen nicht kennen. Zitat: “Irgendwann und ohne dass es seine Absicht gewesen wäre, meinte mein Vater es endlich einmal gut mit mir und starb." (S. 107)

Franck ist schwul und leidet sehr unter seinem herrischen Vater. Beide haben nichts zu lachen, bis sie in der Schule zusammen für ein Theaterstück proben. Hierbei kommen sie sich nahe und werden Freunde. Freunde fürs Leben. Auch wenn das Schicksal sie immer wieder auseinander treibt, kommen sie früher oder später doch wieder zusammen und sorgen füreinander.

Mir fiel es nicht leicht, in das Buch hinein zu finden. Billies ungehobelte Sprache mit vielen Vulgär- und Fäkalausdrücken hat mich abgestoßen. Natürlich wirkt diese Sprache authentisch, aber lesen mag ich so etwas einfach nicht.

Die erzählten Episoden aus den Leben der zwei jungen Menschen sind anfangs recht kurz. Alles wirkt ein bisschen abgehackt und wenig geschmeidig. Für den Lesefluss ist das zwar nicht förderlich, aber es spiegelt das Erzählte wider. Insofern passt es gut.

Ist das Buch anfangs mehr oder weniger trostlos, wirkt es später doch hoffnungsvoll. Anna Gavalda zeigt, dass man sich nicht aufgeben darf, dass man sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen kann und dass mit wahrer Liebe alles leichter geht.

"Nur wer fällt, lernt fliegen" ist vielleicht nicht Anna Gavaldas bestes Werk, aber durchaus lesenswert.

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.07.2014
Zertrennlich
Sarginson, Saskia

Zertrennlich


gut

Inhalt:
1987. Die Zwillinge Isolte und Viola leben beide in London. Die eine hat mehr oder weniger erfolgreich Karriere gemacht, die andere versucht, sich zu Tode zu hungern. Zwei verschiedene Wege, um der Vergangenheit zu entfliehen.

1972. Die zwölfjährigen Mädchen Isolte und Viola leben mit ihrer Mutter im Wald in Suffolk. Hier lernen sie die etwa gleichaltrigen Zwillinge Michael und John kennen. Sie verbringen zusammen einen fast unbeschwerten Sommer, bis etwas Schreckliches geschieht.

Meine Meinung:
Saskia Sarginson wechselt in ihrem Debütroman häufig die Perspektive. Abwechselnd werden Viola (in der Ich-Form) und Isolte (in der Sie-Form) beleuchtet. Dabei springt die Erzählung zwischen Gegenwart (1987) und Vergangenheit (1972) hin und her. Es gibt aber auch Passagen aus 1972, die im Präsens erzählt werden. Zudem sind die Szenen der Vergangenheit nicht chronologisch. Das ist, ehrlich gesagt, ein wenig verwirrend und macht das Lesen recht anstrengend.

Die ersten zwei Drittel habe ich mich durch das Buch kämpfen müssen. Die Autorin beschreibt vor allem die Ereignisse in der Vergangenheit so ausufernd, dass man am liebsten ein paar Seiten überblättern würden. Dabei passiert nicht wirklich viel. Man lernt aber vor allem Issy und Viola recht genau kennen. Ich hatte schließlich eine gute Vorstellung von ihrem Zusammenhalt, ihrem Zwillingsgefüge, ihrer gegenseitigen Abhängigkeit. Die Charaktere sind eigentlich relativ interessant, auch ihr Verhältnis zu den beiden Jungen.

Der Schreibstil hat mir ausgesprochen gut gefallen. Die Beschreibungen sind schön bildhaft. Man hört direkt das Rascheln der Wälder oder das Rauschen des Meeres, man riecht die weiche Erde. Doch konnte mich die Geschichte einfach nicht richtig fesseln. Ich wartete ständig darauf, dass endlich etwas Schreckliches oder überhaupt etwas Ungewöhnliches passiert, aber dazu kam es erst kurz vor Schluss. Und dann wurde es ziemlich schnell abgehandelt.

Die Atmosphäre wirkt durchweg bedrückend, selbst als die Kinder unbeschwert durch den Wald streifen. Das Buch hat mich dadurch richtig runter gezogen. Erst spät in der Geschichte erscheint ein Hoffnungsschimmer. Das Ende ist ziemlich offen, was ich aber zu dem davor Erzählten passend finde.

Fazit:
Das Buch ist nicht schlecht. Es wird sicher seine Leser finden. Aufgrund der anstrengenden Erzählweise kann ich es aber nicht uneingeschränkt empfehlen.

Bewertung vom 14.07.2014
Berstende Sterne / Legend Trilogie Bd.3
Lu, Marie

Berstende Sterne / Legend Trilogie Bd.3


ausgezeichnet

Die Legend-Trilogie:
- Fallender Himmel
- Schwelender Sturm
- Berstende Sterne

Inhalt:
Acht Monate sind vergangen, seit June und Day sich zuletzt gesehen haben. Day kümmert sich um seinen Bruder Eden, June ist eine Princeps-Anwärterin des jungen Elektors Anden. Als die Seuche sich wieder auszubreiten beginnt, soll June Day dazu bringen, dass er Versuche mit Eden, der möglicherweise Antikörper und damit ein Heilmittel in seinem Blut trägt, erlaubt. Doch Day sträubt sich vehement, um seinen Bruder zu schützen. Doch als die Bedrohung durch die Kolonien immer greifbarer wird, muss etwas geschehen. Endlich arbeiten June und Day wieder Hand in Hand.

Meine Meinung:
Nachdem ich von den ersten beiden Bänden total begeistert war, konnte ich es kaum erwarten, den dritten Band dieser Dystopie-Reihe zu lesen. Auch dieser hat mich nicht enttäuscht. Ich war sehr schnell wieder im Geschehen drin. Dass dieser Band nicht nahtlos an den letzten anschließt, sondern eine Lücke von acht Monaten lässt, hat zur Folge, dass die Handlung hier quasi an einem neuen Punkt anfängt, das Vergangene im Detail nicht so wichtig ist. An die groben Geschehnisse konnte ich mich noch gut erinnern.

Ich habe das Buch geradezu verschlungen und dabei mit den beiden Helden gebangt. Es ist durchweg spannend geschrieben, selbst die Szenen, in denen gar nicht viel passiert. Marie Lu versteht es einfach, mitreißend zu schreiben. Dabei ist es ganz egal, ob es sich um Actionszenen oder um romantische Szenen handelt. Mit beidem konnte die Autorin mich überzeugen.

Wie schon in den ersten beiden Bänden wechselt die Perspektive von Kapitel zu Kapitel zwischen June und Day, wobei beide in der 1. Person im Präsens erzählen. Dadurch wird man direkt in die Handlung hineingezogen, bekommt die Gedanken und Gefühle beider Protagonisten hautnah mit und kann sich von beiden Seiten ein umfassendes Bild machen.

Beide Protagonisten, aber auch die Nebenfiguren wie Eden, Tess und Anden machen eine starke Entwicklung durch. June ist hin- und hergerissen zwischen ihrer Liebe zu Day und ihrer Loyalität zu Anden und der Republik. Sie muss sich im Senat durchsetzen und hat immer noch mit Metias’ Tod zu kämpfen. Für Day spielt Eden die größte Rolle. Ihn will er um jeden Preis beschützen. Doch über allem schwebt wie ein Damoklesschwert Days tödliche Erkrankung.

Die Handlung ist absolut logisch aufgebaut, die Figuren wirken authentisch. Insgesamt ist dieser letzte Band vielleicht etwas ruhiger als die Vorgänger, dafür kommt nun alles zu einem runden Abschluss. Auch eine im zweiten Band offen gebliebene Frage wird hier geklärt. Die Spannung steigt kontinuierlich an, bis sie sich in einem fulminanten Showdown entlädt.

Das Buch endet mit einem Epilog, der mich rundum zufrieden zurücklässt.

Fazit:
Toller Abschlussband dieser Trilogie! Für Dystopie-Fans ist die Reihe sehr zu empfehlen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.07.2014
Im freien Fall oder wie ich mich in eine Pappfigur verliebte
Park, Jessica

Im freien Fall oder wie ich mich in eine Pappfigur verliebte


sehr gut

Inhalt:
Nach der High School will Julie endlich aus dem verschlafenen Ohio wegkommen. Sie wird an einem College in Boston angenommen. Nach einem Wohnungsdesaster kommt sie erst mal bei einer früheren Freundin ihrer Mutter unter. Die Familie ist etwas seltsam, vor allem die dreizehnjährige Celestine, die sich fürchterlich gewählt ausdrückt, keine sozialen Kontakte hat und ohne eine lebensgroße Pappfigur ihres Bruders Finn, der auf einer Weltreise ist, nirgendwo hingeht.

Da Julie in Finns Zimmer wohnt, hält sie es für das Beste, sich ihm vorzustellen - auf Facebook. Die überaus netten Chats und E-Mails mit Finn lassen bald Gefühle aufkommen. Dass er sogar als Pappfigur noch sehr gut aussieht, schadet Julies Verliebtheit keineswegs.

Julie freundet sich schnell mit Celestine und dem anderen Bruder Matt an. Matt kümmert sich liebevoll um seine kleine Schwester, da die Eltern oft unterwegs sind. Doch sobald Julie das Thema auf die Pappfigur bringt, machen alle dicht. Julie aber bleibt hartnäckig und sorgt dafür, dass ihre verschlossenen Mitbewohner sich öffnen.

Meine Meinung:
Mir hat das Lesen dieses Buches viel Spaß gemacht. Es ist sehr locker geschrieben, aber nicht umgangssprachlich. Die Dialoge sind teils witzig, teils aber auch traurig, aber nie langweilig.

Entgegen dem Untertitel „Wie ich mich in eine Pappfigur verliebte“ wird die Geschichte nicht in der Ich-Form erzählt, wenngleich aus Julies Perspektive. So wird der Leser nah an dieser Protagonistin durchs Buch geführt und hat bis zu einem gewissen Maß Einblick in ihre Gedanken und Gefühle. Dass ich mich trotzdem nicht wirklich mit ihr identifizieren konnte, mag daran liegen, dass sie mir einfach zu oberflächlich ist. Julie legt sehr viel Wert auf gutes Aussehen, auf angesagte Kleidung, die richtigen Farben. Da kann ein Bewunderer noch so nett sein, ohne diese Attribute hat er bei Julie keine Chance. Das fand ich sehr schade, denn ansonsten ist sie eigentlich sehr sympathisch.

Celeste ist meine heimliche Lieblingsfigur. Auch wenn sie keine Freunde hat, hat sie doch einen ganz guten Riecher für zwischenmenschliche Beziehungen. Aufgrund ihrer Intelligenz lässt sie manchen genialen Spruch los, was mich mehr als ein Mal zum Schmunzeln brachte.

Leider ist das Buch ziemlich vorhersehbar. Es gibt zwar immer mal wieder überraschende Momente, doch das große Ganze war mir schon nach wenigen Seiten klar. Aufgrund des netten „Drumherums“ hat es mir trotzdem gut gefallen. Ein Buch, das man lesen kann, aber nicht muss.

Bewertung vom 03.07.2014
Aethersturm
Gerdom, Susanne

Aethersturm


ausgezeichnet

So toll wie der erste Band

Schon der erste Band der Ætherwelt-Dilogie hat mich begeistert, und der zweite steht diesem in nichts nach.

Die Autorin wirft uns anfangs einige Wochen in der Zeit zurück. Der erste Abschnitt spielt zu einer Zeit vor „Æthermagie“. Hier lernen wir Jenö, einen jungen Halbengel kennen, der für die weitere Geschichte noch wichtig sein wird. Schon bald tauchen dann auch die Charaktere, die ich im ersten Band kennen und lieben gelernt hatte, wieder auf: Kato, Mizzi, die Milans und viele andere. Auch die Handlungsorte sind dem Leser schon aus dem ersten Band bekannt: der Laden von Meister Tiez, die Kanalisation unter Wien oder die Irrenanstalt am Brünnlfeld. Ja, auch ins Brünnlfeld werden wir wieder gelockt, doch keine Angst, diesmal verschont uns Susanne Gerdom mit allzu erschütternden Beschreibungen von Behandlungsmethoden.

Es droht Krieg zwischen den Menschen und den Engeln, die die Versklavung der Elementare aufgehoben sehen wollen. Die Kaiserin ist verschollen, ebenso Meister Tiez, der Korridor in dessen Laden droht zu kollabieren. Der rote und der schwarze Milan arbeiten daran, das Ætheroskaph zu reparieren, um mit dessen Hilfe Tiez zu finden, auf dem alle Hoffnungen ruhen. Es klemmt also an allen Ecken und Enden, und mehr als einmal scheint die Lage aussichtslos. Nichtsdestotrotz lassen sich unsere jungen Freunde nicht entmutigen. Mit Hilfe der Elementare bringen sie manches Kunststück zustande, werden oft genauso überrascht wie der ahnungslose Leser und finden nebenbei noch die Liebe.

Wie man es von Susanne Gerdom gewohnt ist, sind auch in diesem Buch die Figuren äußerst liebevoll und facettenreich ausgearbeitet. Dazu kommt eine wunderbar bildhafte Sprache, die das Lesen zu einem großen Vergnügen macht. Das Handlungsgerüst ist ein komplexes Netz aus verschiedenen Fäden, die sich schließlich alle an einem Punkt treffen und in einem Aha-Erlebnis gipfeln.

Ich muss zugeben, den magischen Verwirrungen der Zeit konnte ich nicht immer hundertprozentig folgen. Das hat das Lesevergnügen aber keinesfalls geschmälert. Toll beschrieben war es allemal und für Spannung sorgte es auch.

Fazit:
Eine Mischung von Steampunk und Fantasy mit einer neuartigen Idee, garniert mit liebenswerten Figuren, einem tollen Sprachstil, viel Spannung und einer Prise Humor.

Bewertung vom 09.06.2014
Als Gott schlief - Ein Fall für Jutta Stern und Tom Neumann 1 (eBook, ePUB)
Wind, Jennifer B.

Als Gott schlief - Ein Fall für Jutta Stern und Tom Neumann 1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Inhalt:
In Wien wird die Leiche des bestialisch gefolterten und ermordeten Weihbischofs Heuss aufgefunden. Wer war zu einer solchen Tat fähig und warum? Schon bald wird die Leiche eines Pfarrers in München entdeckt, und den zuständigen Ermittlern der Wiener Kripo wird schnell klar, dass sie es mit demselben Täter zu tun haben. Was verbindet die beiden Geistlichen? Hat der Mörder einen Hass auf die katholische Kirche? Die Spuren weisen in eine ferne Vergangenheit …

Meine Meinung:
Jennifer B. Wind hat sich mit ihrem Thriller an ein brisantes Thema herangewagt, das sie sehr gut recherchiert hat. Dafür hat sie meinen vollen Respekt. Auch wenn die Handlung fiktiv ist, ist sie doch an wahre Begebenheiten angelehnt. Wenn man sich das vor Augen hält, wird einem ganz anders. Ich möchte vom Inhalt nicht zu viel verraten, aber ich finde, dieses Buch sollte aufgrund des tatsächlichen Hintergrunds von möglichst vielen Menschen gelesen werden. Um ein intensives Nachdenken und Erschüttertsein wird man nicht herumkommen. Wer allzu empfindlich ist, sollte aber vielleicht doch lieber die Finger davon lassen. Man könnte Albträume davon bekommen.

Ich habe mir überlegt, das Buch mit 5 Sternen zu bewerten, einfach weil ich es wichtig finde, dass es gelesen wird. Doch gibt es einige Punkte, die ich nicht so gelungen finde, wie das bei einem 5-Sterne-Buch der Fall wäre, deshalb „nur“ sehr gute 4 Sterne ;-)

Der Schreibstil ist flüssig, gut zu lesen, aber nicht außergewöhnlich. Der Aufbau der Handlung ist sehr gut gelungen. Es wechseln sich Passagen in der Gegenwart mit Szenen aus der Vergangenheit ab. Je weiter die Morde und die Ermittlungen in der Gegenwart fortschreiten, umso mehr Einblick erhält man in die Schrecken der Vergangenheit und kann beides schon bald miteinander verknüpfen. Dabei folgen auf extrem schwer zu ertragende Abschnitte immer wieder leichtere, sodass man als Leser wieder verschnaufen kann.

Jutta Stern und Tom Neumann sind zwei Kripo-Beamten, die mir gleich sympathisch waren. So habe ich ihnen gerne bei ihrer Arbeit über die Schulter gesehen. Vor allem Tom ist eine tolle Figur, nicht umsonst hat er den Spitznamen „Einstein“. Seine Intelligenz und sein Charme bringen die Ermittlungen gut voran. Obwohl ich diese beiden Charaktere an und für sich sehr mochte, konnte ich manche ihrer Handlungsweisen dann doch nicht wirklich nachvollziehen bzw. es war mir um sie herum zu viel konstruiert, was mit dem Fall nicht in Zusammenhang steht. Klar braucht ein Thriller, zumal wenn es eine Reihe werden soll wie im vorliegenden Fall, eine gewisse entwicklungsfähige Rahmenhandlung, aber hier wirkte es auf mich ein bisschen aufgesetzt, zu gewollt. Das könnte natürlich damit zusammenhängen, dass der Kriminalfall hier so unerhört ist, dass ich mir eigentlich gar keine Fortsetzung vorstellen kann. Aber keine Sorge, der Fall an sich ist abgeschlossen.

Fazit:
Lesen!

Bewertung vom 08.06.2014
Phantasmen
Meyer, Kai

Phantasmen


sehr gut

Inhalt:
Rain und Emma sind Waisen. Ihre Eltern kamen vor drei Jahren bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Seitdem ist ihr Leben etwas durcheinander. Seit eineinhalb Jahren tritt auf der Erde ein seltsames Phänomen auf. Die Geister der Toten erscheinen an der Stelle, wo die Menschen gestorben sind. Hier stehen sie unverrückbar und erstrahlen in einem hellen Licht. Das Auftauchen der Geister folgt einem zeitlichen Plan, es tauchen nicht alle auf einmal auf. Als der Tag gekommen ist, an dem Rains und Emmas Eltern als Geister erscheinen sollen, fahren die beiden aus Wales quer durch Europa bis zu der Absturzstelle in der Wüste in Spanien, um sich von ihren Eltern zu verabschieden, einen Schlussstrich zu ziehen und ihr Leben neu zu beginnen. Hier lernen sie Tyler kennen, einen Norweger, der wegen seiner Freundin Flavie gekommen ist.

Die Geister erscheinen. Doch plötzlich passiert etwas ganz Unerwartetes. Sie lächeln, und es ist ein böses Lächeln. Rain und Emma flüchten zum Glück, denn es stellt sich heraus, dass das Lächeln der Geister tödlich ist. Das Lächeln verebbt, doch es wird wiederkommen, und wer zu nah dran ist, wird sterben. So wird es schnell immer mehr Geister geben und es wird schwierig sein, ihnen auszuweichen. Damit nicht genug, bekommen es Rain, Emma und Tyler auch noch mit einer Söldnergruppe zu tun, von denen sie fortan gejagt werden.

Meine Meinung:
Ich mag Kai Meyers Schreibstil. Er versteht es, den Leser von der ersten Seite an zu fesseln. Bildhafte Beschreibungen, sodass auch direkt das Kopfkino in Gang gesetzt wird, interessante Charaktere und eine weitgehend durchdachte Handlung machen das Lesen zu einem wahren Vergnügen. Dabei punktet der Autor mit einem fantasievollen Geschehen, das außerdem höchst spannend abläuft.

Wir erleben die Handlung aus der Sicht der 19-jährigen Rain, die liebevoll um ihre jüngere Schwester Emma bemüht ist. Rain ist ein ziemlich kantiger Charakter, der mir über weite Strecken erst einmal suspekt blieb, obwohl sie als Ich-Erzählerin fungiert. Sie hat schon einiges mitgemacht in ihrem kurzen Leben und wenig Nähe erfahren. Doch nach und nach wird dieser Charakter immer mehr enthüllt.

Emma fand ich dagegen von Anfang an sehr interessant und schillernd. Ein äußerst intelligentes Mädchen mit einer enormen Auffassungsgabe und quasi ohne jede Angst, da es mit Gefühlen jeglicher Art bei ihr hapert. Sie trägt mit ihren unerwarteten klugen Sprüchen viel zur Handlung bei und war meine heimliche Heldin in dieser Geschichte.

Tyler fand ich zuerst gar nicht so sympathisch, wirkt er doch anfangs recht abweisend. Aber natürlich kann er die Mädchen nicht einfach ihrem Schicksal überlassen. So schließen sich die drei notgedrungen zusammen. Dabei entwickeln sich dann auch sachte Gefühle, doch spielen sie keine vordergründige Rolle, sondern runden die Charaktere einfach ab.

Die Beschreibung der Geister hat mich sehr fasziniert. Hier hatte ich direkt Bilder vor Augen, das strahlende Leuchten, das boshafte Lächeln, ganze Gruppen von Geistern, die neben- und übereinander stehen. Das wechselt von gruselig über wunderschön bis zu unvorstellbar.

Das Buch liest sich spannend wie ein Thriller. Man kann es kaum aus der Hand legen. Dabei ist alles so geheimnisvoll, dass man lange nicht weiß, wohin das alles führt und woher diese Geister plötzlich kommen. Kai Meyer hat so manche Überraschung eingebaut, die ich so nicht erwartet hätte.

Ich war beim Lesen wirklich total begeistert von diesem Buch und auch lange Zeit davon überzeugt, dass ich es mit 5 Sternen bewerten würde. Doch der Schluss, die Auflösung des Geisterrätsels, hat mich dann sehr unzufrieden zurückgelassen. Hier werden leider die genauen Zusammenhänge nicht erklärt. Es ist einfach so. Punkt. Das war mir dann einfach zu wenig. Aber das ist mein persönlicher Eindruck und sollte niemanden vom Lesen abhalten. Manchen Leuten wird die Ausführung so reichen.

Fazit:
Fantasievoll, gruselig, spannend - lesen!

Bewertung vom 29.05.2014
28 Tage lang
Safier, David

28 Tage lang


ausgezeichnet

Ein lebendiges Stück Zeitgeschichte

Inhalt:
1942/1943, Polen. Die 16-jährige Mira lebt mit ihrer Mutter und ihrer 12-jährigen Schwester Hannah im Warschauer Ghetto. Seit dem Tod des Vaters ist die Mutter depressiv und apathisch. So bleibt Mira nichts anderes übrig, als selbst Lebensmittel für ihre kleine Familie zu besorgen. Besorgen - das heißt für Mira schmuggeln. Dabei begibt sie sich täglich in Lebensgefahr. Doch damit nicht genug. Als die Deutschen die Räumung des Ghettos und den Abtransport aller Juden anordnen, gibt es kaum noch Hoffnung am Leben zu bleiben. Letztendlich schließt Mira sich den Aufständischen an.

Meine Meinung:
David Safier hat nach fünf humorvollen Romanen (u. a. „Mieses Karma“, „Plötzlich Shakespeare“) etwas Neues gewagt. Schon seit vielen Jahren hatte er den Wunsch, dieses Buch zu schreiben, und ich bin sehr froh darüber, dass er es endlich getan hat. Denn es ist einfach rundherum gut gelungen! Das Thema liegt dem Autor sehr am Herzen, sind doch seine Großeltern in Buchenwald bzw. im Ghetto von Lodz umgekommen. Ich hatte zu jeder Zeit das Gefühl, dass er genau weiß, wovon er hier schreibt.

Zwar sind die Protagonisten fiktive Personen, doch ist alles, was sie erleben, tatsächlich irgendjemandem damals passiert oder hätte genau so passieren können. Teilweise spielen auch reale Personen eine Rolle wie zum Beispiel Janusz Korczak, der tatsächlich ein Waisenhaus geleitet hat und mit „seinen“ Kindern in den Tod ging.

Trotz des „schweren“ Themas besticht das Buch durch eine gewisse Leichtigkeit im Erzählstil. Das ist sicherlich auch der jugendlichen Ich-Erzählerin Mira geschuldet und hat mir ausgesprochen gut gefallen. So lässt sich das Buch locker lesen, ohne dass man in Depressionen verfällt, obwohl das angesichts des Erzählten zu erwarten wäre. Der Ernst der Lage kommt dabei trotzdem immer zur Geltung. Diese Gratwanderung hat David Safier in meinen Augen hervorragend bewältigt.

Mira ist eine tolle Heldin. Sie ist mutig und hat einen starken Überlebenswillen, doch alles im realistischen Rahmen. Sie hat Schwächen und Fehler. Das macht es so einfach, sich mit ihr zu identifizieren und mit ihr zu leiden, zu bangen und zu hoffen. Ihre Entwicklung von einem jungen Mädchen zur Kämpferin wird plausibel dargestellt.

Mira zur Seite stehen zwei junge Männer, Daniel und Amos. Beide sind ihre Freunde, und ein bisschen spielt auch die Liebe mit. Doch nimmt sie hier zum Glück nicht überhand, zeigt aber, dass auch im Ghetto das Leben zumindest teilweise in gewohnten Bahnen ablaufen kann.

Die Atmosphäre im Ghetto kann man sich sehr gut vorstellen, die Beschreibungen wirken sehr plastisch und lebendig. Die Straßen und Häuser konnte ich beim Lesen direkt vor mir sehen, ebenso die Personen, ob es nun Mira und ihre Familie waren oder die SS-Soldaten, die jüdischen Polizisten… Sie alle erwachten in meinem Kopf zum Leben.

Besonders wichtig erscheint mir die Aussage des „verrückten“ Rubinstein: „Jeder ist frei zu entscheiden, was für ein Mensch er sein möchte.“ (S. 45) Und so zieht sich wie ein roter Faden eine Frage durch den Roman: Was für ein Mensch möchtest du sein? In vielen verschiedenen Situation muss Mira sich entscheiden. Und so sollte man als Leser gleich mit nachdenken und sich fragen: Wie hätte ich gehandelt? Was würde ich in einer solchen Lage tun? Was für ein Mensch will ich sein?

Fazit:
Ein tolles Buch, ein wichtiges Buch, das die Tage des Widerstands im Warschauer Ghetto lebendig werden lässt und dafür sorgt, dass die Gräuel nicht so schnell vergessen werden.

Ich möchte dieses Buch uneingeschränkt allen Lesern ab etwa 14 Jahren empfehlen. Auch als Schullektüre könnte ich es mir gut vorstellen.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.