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Bewertungen

Insgesamt 1630 Bewertungen
Bewertung vom 17.12.2021
Gretas Weg
Urisman Otto, Alexandra;Turesson, Roger

Gretas Weg


ausgezeichnet

Sehr schön gemacht

Man mag von Greta halten, was man will – dieses Buch schildert sehr sachlich, aber dennoch empathisch Gretas Geschichte. Man erfährt, wer Greta ist, was sie ausmacht, wie besonders sie ist, warum sie macht, was sie macht. Man sieht aber auch, dass die Dinge enorm gewachsen sind und dieses zarte Mädchen mit dem Löwenmut doch teilweise fast überrollen.

Ihre Konsequenz, die sie beispielsweise bei den Reisen an den Tag legt, ist erstaunlich und bewundernswert. Ob es übertrieben ist? Für manche sicher. Mir wäre es ehrlich gesagt zu beschwerlich, so weite Strecken auf einem Segelboot zu bewältigen. Meine Konsequenz ist es, dann eben daheim zu bleiben. Greta nimmt die Mühen auf sich – für die Zukunft unseres Planeten und für ihre Sache. Das muss man einfach bewundern, auch wenn man sonst nicht komplett überzeugt ist.

Die Fotos faszinieren mich sehr. Ich sehe da ein Mädchen, das aus tiefstem Herzen davon überzeugt ist, dass wir jetzt und sofort die Welt retten müssen. Ich sehe ein Mädchen, das in einer ganz besonderen Zeit erwachsen wird und die Leute beschäftigt. Sie erreicht die Menschen, selbst wenn diese über sie lachen. Greta kennt wohl jeder und das ist schon mal etwas, das nicht viele von sich behaupten können. An Greta ist alles so, wie sie es für die Rettung des Klimas für sich als richtig empfindet. Ihre Kleidung ist nicht modisch, sondern praktisch. Und sie hat nicht hunderte von Kleidungsstücken, sondern nur so viele, wie sie benötigt. Das fällt beim genauen Betrachten der Fotos schnell auf. Am deutlichsten wird das wohl bei den Schuhen – Greta hat auf allen Fotos dieselben beiden Paar Schuhe an und das sind dann Sommer- und Winterschuhe. Sie lebt also, was sie „predigt“.

Es liest sich gut und leicht weg, da die vielen Fotos auflockern und genau das mag ich an diesem Buch. Ich werde nicht totgequatscht, sondern bekomme eine gut lesbare „Zusammenfassung“ von dem, was Greta bisher bewegt und angestoßen hat. Texte und Fotos bilden eine Einheit. Der Spruch „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“ trifft hier zu. Für Freunde der Worte finden sich aber auch drei komplette Reden von Greta am Ende des Buches.

Egal, wie man zu Greta steht – dieses Buch ist lesenswert und kann das eigene Denken ein bisschen dahingehend verändern, doch ein klein wenig mehr für den Klimaschutz zu tun, und sei es auch nur, das Auto das eine oder andere Mal doch stehen zu lassen und zu Fuß zu gehen. Greta ist ein Mädchen, das polarisiert, aber eben interessant ist. Ihren Weg zu verfolgen ist interessant und von zu Hause aus, gemütlich im Sessel in Form vom Lesen dieses Buches noch dazu enorm bequem. Der Kampf gegen die Klimakrise ist leider nicht bequem. Aber vielleicht findet man mit diesem Buch einen Weg, ein bisschen mehr aufs Klima zu achten, der Umwelt zu helfen und selbst so aktiv zu werden, wie man es kann und möchte, Schritt für Schritt.

Mir hat die Lektüre gefallen und auch gutgetan. Ich habe Respekt vor diesem Mädchen, das niemals aufgibt, ganz gleich was kommt. Schon allein deshalb gebe ich dem Buch fünf Sterne.

Bewertung vom 15.12.2021
Indische Küche Dishoom - Das große Kochbuch für indische Gerichte

Indische Küche Dishoom - Das große Kochbuch für indische Gerichte


ausgezeichnet

Mit allen Sinnen Indische Küche genießen

Auch wenn ich selbst kaum einen Hype mitbekomme, bin ich immer an guten Kochbüchern interessiert. „Dishoom“ ist der Name einer Reihe von Restaurants in England, die gerade total in sind. Wenn man das Buch gelesen hat, wundert das auch kaum noch!

Man erfährt hier sehr viel über die Dishoom-Restaurants. Aber auch, wie die Idee entstand, wie sie umgesetzt wurde und sehr viel über die Lokale in Bombay, über die Köche dort, die Menschen allgemein dort, die Traditionen und eben rund um „Land und Leute“. Das schafft einen völlig neuen Bezug zu den Rezepten und Speisen und sorgt dafür, dass man sich nach Indien versetzt fühlt.

Die Rezepte sind enorm abwechslungsreich. Für einige benötigt man ausgefallenere Zutaten. Im Groben bekommt man aber alles in den üblichen Geschäften. Dass man hier auf Zutaten stößt, die man nicht unbedingt zu Hause hat, darf und wird nicht verwundern.

Der Aufbau ist recht klassisch gewählt. Es finden sich Zutatenlisten und Schritt-für-Schritt-Anleitungen, die gut verständlich und ausführlich genug sind. Eine kleine Information vorab fehlt auch nicht. Hier erfährt man wieder etwas über die Tradition, die Inder und die Besonderheit der Gerichte. Oftmals findet man noch Hinweise (Tipps, Empfehlungen, zusätzliche Informationen). Zudem ist das Buch reichlich mit wunderbaren Fotografien gespickt – nicht nur von den Gerichten, auch von den Menschen, von denen es erzählt, von den Restaurants und vielem mehr.

Am Ende findet sich neben dem Register und der Danksagung auch noch eine Liste mit Leseempfehlungen. Vom Frühstück über Snacks bis zum dritten (!) Abendessen ist an alles gedacht. Natürlich wurden auch die Desserts und Getränke nicht vergessen. Die Auswahl ist überreichlich und Lesestoff gibt es dazu. Für Eilige ist das nichts, für Genießer aber voll und ganz. Hier genießen nämlich alle Sinne von Anfang an. Schon allein das Schmökern ist ein Hochgenuss.

Für dieses Buch, das gleichzeitig eine Bombay-Reise ist, gebe ich sehr gerne die vollen fünf Sterne.

Bewertung vom 15.12.2021
Barbara stirbt nicht
Bronsky, Alina

Barbara stirbt nicht


ausgezeichnet

Mehr als ein halbes Jahrhundert nichts dazugelernt

Walter Schmidt ist ein ganz besonderes Kaliber. An seiner Seite immer Barbara. Aber die steht eines Tages nicht mehr auf. Für Walter Schmidt eine völlig undenkbare Situation, die er nicht so leicht meistern kann. Aber er kämpft sich durch …

Ist dies ein schönes Buch? Nein. Ist dies ein gutes Buch? Ja! Ist dies ein wichtiges Buch? Ich finde schon!

Allerdings finde ich den Werbetext nur bedingt stimmig. „Urkomisch“ ist es meiner Meinung nach nicht. Ja, es hat Stellen, bei denen man schmunzeln kann. Aber ab dem Moment, in dem einem klar wird, was wirklich läuft und was gelaufen ist, finde ich gar nichts mehr komisch. Das macht das Buch aber nicht schlecht, im Gegenteil. Gerade diese nicht schönen und nicht witzigen Dinge sind es, die viel zu selten angesprochen werden und hier endlich mal genannt und gezeigt werden.

Im Grunde ist Walter Schmidt nämlich ein noch weniger netter Mann, als es schon auf den ersten Seiten zu erkennen ist. Er ist ein böser Mann in meinen Augen, ein schrecklicher Mann. Warum ihm alle alles durchgehen lassen, warum man ihm sogar hilft und beisteht, obwohl alle – außer dem Leser – Bescheid wissen, erschließt sich mir nicht so ganz. Wenigstens ein, zwei Figuren hätten mal auf den Tisch hauen müssen, Tacheles reden, den alten Mann zurechtweißen, ihm ins Gesicht knallen, was für ein Scheusal er ist.

Am Ende bleibe ich traurig zurück. Traurig aus vielen Gründen. Auch über mich selbst, weil ich nicht so großherzig sein kann, wie die Figuren im Buch. Weil mir Barbara unendlich leid tut. Weil sich dieses Leidtun nicht auf die aktuelle Situation, sondern ihr ganzes Leben bezieht.

Ganz klar – das Buch muss man verkraften und verdauen. Es geht unter die Haut. Alles, was nicht schön ist, kommt hier auf den Tisch. Dinge, die in unserer Zeit längst gar nicht mehr existieren sollten. Einstellungen, die enorm vorgestern sind. Und all das zusammen beutelt, packt, bewegt. Nein, man mag dieses Buch nicht. Aber es ist genial. Fünf Sterne.

Bewertung vom 13.12.2021
Bis zum Mond und zurück
Atkins, Dani

Bis zum Mond und zurück


ausgezeichnet

Weiterleben

Alex, Lisa und Connor sind eine kleine, glückliche Familie. Ihre Welt bricht auseinander, als Lisa einen tödlichen Unfall hat und Alex dadurch erfährt, dass sie ohne sein Wissen festgelegt hatte, dass sie ihre Organe spenden will in einem solchen Falle. Connor akzeptiert den Tod seiner Mummy nicht, denn sie hat ihm etwas versprochen und Lisa bricht niemals ein Versprechen. Beide trauern auf ihre Weise, doch Alex will mehr. Er will die Organempfänger kennenlernen …

Wie immer, so nimmt Dani Atkins auch in diesem Buch den Leser mit auf eine ganz außergewöhnliche Reise. Sie schafft es immer wieder, dass man sich als Teil der Geschichte fühlt. Man steht nicht einfach nur am Rande, man ist mittendrin. Jede einzelne Figur kann ich mir bildlich vorstellen. Ganz von allein, ohne große Detailbeschreibung, entsteht vor dem geistigen Auge ein Bild. Vom schrulligen Nachbarn bis zur herzkranken Lehrerin Molly – jede Figur hat ihre Eigenarten, die sehr stimmig sind und nicht „gewollt“ wirken. Man kann ihre Sorgen, Gedanken und Gefühle nachvollziehen.

Das Buch ist unbeschreiblich bewegend. Es zeigt, dass nicht immer alles so ist, wie es zu sein scheint. Aber es zeigt auch, wie wichtig und sinnvoll Organspende ist. Die esoterische Frage, wie viel vom Spender auf den Empfänger übergeht, ob es ein zelluläres Gedächtnis gibt, kann und will auch hier nicht beantwortet werden. Aber die Autorin gibt wunderbare Denkanstöße. Der Weg, den Alex und Connor gehen müssen, ist kein leichter. Aber auch Jamie, Barbara, Mac und Molly müssen mit ihrer jeweiligen Situation klarkommen. Und alle zusammen vollbringen im Grunde viele kleine Wunder.

Ich hatte ein Wechselbad der Gefühle! Welches Herz schlägt für wen und aus welchem Grund? Warum ist Jamie, wie er ist? Wie holt man einen Sechsjährigen aus seiner tiefen Trauer? Sollen die Angehörigen von Spendern Kontakt zu den Empfängern haben? Nicht alle Fragen werden bis zum Ende beantwortet, dennoch bleibe ich nicht enttäuscht zurück. Haben mich andere Bücher der Autorin noch mehr bewegt? Ja. Dennoch gebe ich die vollen fünf Sterne. Das Thema ist einfach zu wichtig und zudem wunderbar behandelt worden. Es ist nicht zu kitschig, es ist nachvollziehbar, es ist in sich logisch und es hallt nach. Für mich ist es trotz kleinerer Schwächen ein Highlight!

Bewertung vom 12.12.2021
For Cats Only
Weber, Pascale

For Cats Only


ausgezeichnet

Wortlos, aber ausdrucksstark!

Ja, Katzen und Kratzbäume, das gehört unweigerlich zusammen. Diese Tiere lieben erhöhte Positionen, von wo aus sie alles gut im Blick haben. Aber auch die Höhlen sind gern genutzte Schlafplätze. Und der Mensch, der liebt seine Katze – und investiert gern ein Sümmchen in die Katzenwohnlandschaft!

Aus eigener Erfahrung kenne ich das – Mensch findet den Kratzbaum wunderschön, kauft ihn, baut ihn zusammen, präsentiert ihn super stolz der Miez, und die hat Spaß an der Verpackung! Irgendwann ist sie vielleicht so gnädig und probiert ihr neues Möbel mal aus. Man freut sich und schon ignoriert die Katze das Ding wieder! Mit etwas Glück gibt sie ihre Zurückhaltung irgendwann auf und lässt sich dazu hinab, doch ein Auge zuzudrücken und das Ding zu nutzen. Nach einigen Jahren ist ein neuer Baum fällig und die Katze verteidigt das alte Teil mit Krallen und Zähnen! So sind sie!

Bei uns stehen gleichmehrere Kratzbäume in unterschiedlicher Mach- und Bauart im Haus. Die Katzen sollen sich ja wohlfühlen! Die Tiere bevorzugen tatsächlich unterschiedliche Kratzbäume und selbst der Minikratzbaum, bei dem man denkt, der fällt doch zusammen, selbst wenn ein Kitten daran kratzt, darf nicht weg. Da hängt unsere kleine Katzendame, die knappe drei Kilo wiegt, links und rechts runter, aber genau da will sie schlafen! Na gut.

Exakt diese Szenen hat Pascale Weber gekonnt mit ihrer Kamera eingefangen. Da sind glücklich und stolz dreinschauende Katzen, aber auch solche, denen der Trubel um ihr Möbel zu viel ist und resigniert davonlaufen. Manche tun einfach nur völlig unbeteiligt und bei manchen kann man am Gesichtchen ablesen: „Siehst Du jetzt, dass dieses Ding völlig inakzeptabel ist?“. Ja, sehe ich auch so – der eine oder andere Kratzbaum ist wirklich eine Zumutung. Dafür hat es aber auch wundervolle und zum Teil auch selbstgebaute Kratzbäume, die das Zeug haben, Mensch und Katze neidisch werden zu lassen.

Dieser Bildband ist unfassbar ausdrucksstark. In der Reihe einer Katzenbuchsammlung darf es keinesfalls fehlen. Wunderbar, überraschend, liebevoll und mit ganz viel Humor hat Pascale Weber hier einen Querschnitt der Katzenmöbel zusammengestellt, der ein Schlager als Verkaufskatalog werden könnte. Ich liebe es! Fünf Sterne!

Bewertung vom 01.12.2021
Das geheime Leben des Albert Entwistle
Cain, Matt

Das geheime Leben des Albert Entwistle


ausgezeichnet

Albert Entwistle – der Postbote mit dem großen Herzen

Albert Entwistle lebt ein sehr unauffälliges Leben. So seltsam das für einen Postboten sein mag, so intensiv bemüht er sich, quasi unsichtbar zu sein. Für ihn völlig unerwartet eröffnet ihm seine Chefin, dass er mit seinem nächsten Geburtstag in Rente gehen muss – und der steht kurz bevor. Dann stirbt auch noch seine Katze und Albert verliert völlig den Halt. Er beschließt, dass es Zeit wird, etwas zu ändern. Und so knüpft er zaghaft Kontakt zu seinen Mitmenschen. Albert staunt, was das alles ins Rollen bringt, zumal er endlich den Mut fasst, nach seiner Jugendliebe George zu suchen …

Matt Cain nimmt uns auf eine wunderbare und gefühlvolle Reise mit. Er zeigt uns mit viel Einfühlungsvermögen und ohne moralischen Zeigefinger, dass Liebe allumfassend ist, es unterschiedliche Formen und Arten gibt, aber keine besser oder schlechter als die andere ist. An vielen kleinen Geschichten zeigt er dies. Von der jungen Nicole, die den Eltern ihres Freundes nicht gut genug zu sein scheint, über die beiden schwulen Nachbarn, der einsamen Nachbarin bis zu seinen Kollegen, jeder hat seine eigene, ganz außergewöhnliche Geschichte und Liebe, die Albert zum Nachdenken und Handeln bringt. Viele der Szenen kennt man vermutlich selbst aus seinem Umfeld. Aber so „serviert“, sieht man sie mit anderen Augen.

Mich hat enorm bewegt, wie lang Albert sein Leben so führte, wie es andere von ihm erwartet haben. Dass selbst der Tod der Mutter ihm keine Freiheit brachte, machte mich sehr traurig. Wie der Autor Albert dann aber pünktlich zu seiner Pensionierung Mut fassen lässt, ihn neue Wege gehen lässt, sich und andere überrascht – das ist einfach wunderschön geschrieben.

Dabei ist hier nicht alles eitel Sonnenschein. Wie im richtigen Leben tauchen immer neue Schwierigkeiten auf und dennoch ergibt alles ein schönes Bild – vielleicht gerade auch mit und wegen der traurigen Szenen, der Rückschläge, der Verluste und der unveränderbaren Dinge.

Man lernt so viele wunderbare Figuren kennen, dass man gern Teil der Story wäre. Selbst die weniger Netten haben ihren eigenen Charme und bereichern sowohl die Geschichte, als auch den Leser/Hörer ungemein. Die Rückblicke in Alberts Kindheit und Jugend sind wohldosiert und helfen, die Zusammenhänge zu verstehen. Man fiebert auf beiden Zeitebenen mit Albert mit.

Manche Szenen sind ein bisschen arg märchenhaft und manche Zufälle sind mir zu krass. Dennoch ist das Buch exakt so, wie es ist, perfekt. Ich bin komplett darin versunken, habe gelacht und geweint und festgestellt, dass selbst ich manche Dinge hin und wieder von einem anderen Blickwinkel aus betrachten sollte.

Das Buch ist ein Hochgesang auf die Liebe. Ob die Liebe zwischen (Groß-)Mutter und Kind/Enkel, die Liebe zwischen Mann und Frau, die Liebe zwischen Gleichgeschlechtlichen, die Liebe der Jugend, die Liebe im Alter, die Liebe zum Haustier oder welche Liebe auch immer – es ist die Liebe, um die es geht. Reine Liebe kann niemals falsch sein. Aber Vorurteile sind es immer!

Hans Jürgen Stockerl hat die Story wunderbar eingelesen. Es war großartig, ihm zu lauschen. Ich konnte mich komplett auf ihn einlassen, auf seine Stimme, seine Worte, die Geschichte und die Gefühle.

Ist das Buch „übertrieben“? Wahrscheinlich! Ist das Buch zauberhaft? Auf alle Fälle! Ist das Buch lesenswert? Oh ja!

Ganz klare fünf Sterne!

Bewertung vom 19.11.2021
Die Verlorenen / Jonah Colley Bd.1 (2 MP3-CDs)
Beckett, Simon

Die Verlorenen / Jonah Colley Bd.1 (2 MP3-CDs)


gut

Sehr schwach!

Jonah Colley sucht seit zehn Jahren seinen Sohn Theo. Er glaubt nicht daran, dass er ertrunken ist. Sein bester Freund Gavin, zu dem der Kontakt inzwischen abgebrochen ist, meldet sich plötzlich wieder und will Jonah in einem verlassenen Lagerhaus treffen. Doch dort findet Jonah nicht Gavin, sondern eine Falle …

Über lange Strecken dreht sich meiner Meinung nach die Story im Kreis. Mir fehlt hier eine Art Vorankommen. Die neuen Erkenntnisse und was Jonah herausfindet, macht den Wust nur noch dicker, bringt aber niemanden in Richtung Lösung. Das mag dem einen oder anderen gefallen, mich stresst das.

Hinzu kommt, dass mir die Handlungen oftmals sehr unlogisch vorkommen. Von wem? So gut wie von jeder Figur im Buch! Die Erklärung, wie Tote wieder lebendig werden können, hat mir den Atem verschlagen. Entweder sind in London alle Polizisten unfähig oder dies ist der unglaubwürdigste Thriller aller Zeiten. Vermutlich letzteres!

Das Ende ist unbefriedigend. Hier wird eindeutig darauf hingearbeitet, einen Anschluss an weitere Bände zu schaffen. Das mag ich gar nicht. Schön, wenn eine Reihe zusammenhängt, aber nicht schön, wenn Fäden lose herumhängen oder mit hässlichen Knoten zusammengeflickt werden.

Hätten die Figuren wenigstens Tiefe, könnte das etwas ausgleichen. Doch sie sind blass und keine liegt mir sonderlich am Herzen, außer Theo. Ich suchte vergebens nach Spannung und habe tatsächlich das Gegenteil gefunden – Entspannung. Ich hatte das Gefühl, so ziemlich jede Figur hatte entweder Schlaftabletten oder Beruhigungsmittel eingeworfen. Alles dümpelte selbst an den spannendsten Stellen recht geruhsam vor sich hin. Für einen Serienauftakt ist dieser Teil einfach zu schwach und kann mich nicht dazu animieren, fieberhaft auf den nächsten Band zu warten, um herauszufinden, ob „alles noch gut wird“.

Die Idee ist okay, es gibt wunderbare Sätze und Stellen, aber nichts passt richtig zusammen. Mit viel gutem Willen gebe ich drei Sterne – Johannes Steck hat sich sehr viel Mühe gegeben, den Thriller so gut wie nur möglich dastehen zu lassen. Zaubern kann er halt aber auch nicht.