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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Hornita
Wohnort: 
Augsburg

Bewertungen

Insgesamt 850 Bewertungen
Bewertung vom 03.03.2023
Jetzt ist Sense
Rath, Hans

Jetzt ist Sense


ausgezeichnet

Witzige Idee cool umgesetzt;
Diese außergewöhnliche, unkonventionelle Geschichte sprüht vor Humor und Menschenkenntnis. Alle Personen und ihr Alltag werden gut getroffen, ein bisschen wird auch das Zeitgeschehen auf die Schippe genommen. Das Buch ist rundherum witzig und unterhaltsam. Besonders gut hat mir auch die Aufhängung des Sensenmannes in der griechischen Götterwelt gefallen mit all ihren Geschichten und Mythen. So abstrus der Plot auch ist, er wirkt komischerweise ziemlich realistisch, weil gut gemacht. Obwohl es um den Tod geht, ist das Buch humorvoll und optimistisch und regt doch ein bisschen zum Nachdenken an über Freundschaft, Leben, Liebe, Schicksal, usw. Die Geschichte ist gut geschrieben, ich habe sie in einem Rutsch gelesen. Zusammenfassend eine humorvolle, intelligente und sehr gelungene Parabel über Leben und Tod.

Bewertung vom 03.03.2023
Tod in Siebenbürgen / Paul Schwartzmüller ermittelt Bd.1
Werrelmann, Lioba

Tod in Siebenbürgen / Paul Schwartzmüller ermittelt Bd.1


sehr gut

Mehr Heimatroman als Krimi;
Das Positive ist, dass das Buch sehr gut geschrieben ist und sich flüssig lesen lässt. Der Aufbau ist logisch, nachvollziehbar und passt sehr gut zur Region Siebenbürgen. Die Liebe der Autorin zur Region ist durch viele Naturbeschreibungen und lokale Köstlichkeiten und Gerichte spürbar. Bis zu einem gewissen Maß sind diese Details gut, um sich in das Setting hineinzufühlen. Mir waren diese Infos allerdings etwas zu viel, ebenso wie die Details über die Geschichte und den Aberglauben. Das Verhalten Pauls passt überhaupt nicht zu dem abgebrühten und erfolgreichen Journalisten, der er sein soll. Seine sogenannten Ermittlungen und sein Verhalten sind ziemlich naiv und schwer nachzuvollziehen. Auch seine Traumsequenzen sind mir zu viel. Am Ende wird der Fall befriedigend aufgelöst, wobei das nicht wirklich Pauls Verdienst ist. Schön ist, dass er sich mit seiner Vergangenheit versöhnt, das fand ich glaubhaft dargestellt. Insgesamt konnte mich der Charakter Paul aber nicht überzeugen, weshalb ich nur 3,5 bis 4 Sterne vergebe.

Bewertung vom 27.02.2023
Spüre meinen Zorn
Brun, Georg

Spüre meinen Zorn


sehr gut

Von Allem etwas;
Dieser Krimi spielt in München und hat eine ganz außergewöhnliche Grundidee, die mir gut gefallen hat. Der Aufbau des Plots hätte aber noch etwas optimiert werden können, da man früh glaubt, den Täter zu kennen - was die Spannung schmälert - um dann am Ende doch noch ziemlich überrascht zu werden. Diese Entwicklung hätte etwas angedeutet werden können. Das Zeitgeschehen (Lockdown in der Pandemie) wird gut in die Ermittlungen eingebaut und harmoniert mit dem restlichen Geschehen. Der Schreibstil ist angenehm und lässt sich gut lesen. Die Charaktere fand ich allerdings etwas hölzern und vor allem die Frauenfiguren ausbaufähig. Der gelangweilte Pensionär Nathan entwickelt sich mit den Ermittlungen zu einem sympathischen Teamplayer und hat mir am Ende deutlich besser gefallen als zu Beginn. Insgesamt ein interessanter Krimi mit einer guten Basis, der noch Luft nach oben hat.

Bewertung vom 27.02.2023
Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel / Die Mordclub-Serie Bd.3
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel / Die Mordclub-Serie Bd.3


sehr gut

Unterhaltsam mit Höhen und Tiefen;
Dies ist der dritte Fall für den Donnerstagsmordclub und obwohl ich den zweiten Fall vor einigen Monaten gelesen habe, hatte ich etwas Probleme in diesen Band hineinzufinden. Die Personen werden nicht weiter erklärt und anscheinend wird vorausgesetzt, dass man die ersten Bücher und damit die Personen bereits sehr gut kennt. Für Neueinsteiger stelle ich mir das schwierig vor. Die Ermittlungen im Fall der vermissten Journalistin beginnen ziemlich zaghaft, es dauert eine ganze Weile, bis das Geschehen Fahrt aufnimmt. Die zweite Hälfte ist deutlich besser geraten als der Anfang. Es gibt die üblichen witzigen Situationen, in denen der lustige Rentnertrupp immer wieder unterschätzt wird. Die Personen sind einfach liebenswert exzentrisch und machen Spaß, weshalb ich dem Autor die übertriebenen Situationen nachsehen kann. Es ist halt Cosy Crime und nicht realistisch, meine Erwartungen wurden diesbezüglich erfüllt. Die Lösung des Falles birgt einige Überraschungen, die zwar gut waren, aber dann so geballt kamen, dass die gute Grundidee davon profitiert hätte, etwas anders aufgebaut zu werden. Trotzdem sehr unterhaltsam!

Bewertung vom 23.02.2023
Seht mich an
Brookner, Anita

Seht mich an


ausgezeichnet

Viele Arten von Einsamkeit;
Dieses Buch ist bereits vor über 40 Jahren erschienen, aber es ist (bis auf kleine Details) zeitlos und zeitlich kaum zu verorten. Es ist aus der Sicht von Francis, genannt Fanny, geschrieben, die in ihrem Leben zwischen Langeweile und Einsamkeit schwankt und von vielen einsamen Menschen umgeben ist. Als sie ein exzentrisches, egozentrisches, oberflächliches Paar näher kennenlernt, hat man direkt Angst, dass sie ihren neuen Bekannten nicht gewachsen ist. Sie ist in das Leben anderer, charismatischer Menschen verliebt und passt sich vollkommen an bis zur Selbstaufgabe. Obwohl wohlhabend, gönnt sie sich selber nichts. Ihre Verzweiflung und Sprachlosigkeit ob des Nicht-Gesehen-Werdens wird glaubhaft und nachvollziehbar geschildert. Das Buch ist mit feiner Psychologie und toller Beobachtungsgabe geschrieben. Es ist eine Analyse menschlicher Beziehungen und die Personen und Charaktere werden toll getroffen. Die Sprache ist gehoben mit sehr langen Sätzen und für die heutige Zeit etwas gewöhnungsbedürftig. Sehr gelungen fand ich das Nachwort, da es mir aus der Seele spricht und das Werk sehr gut analysiert und einordnet.

Bewertung vom 23.02.2023
Vanished in Vermillion
Raguse, Lou

Vanished in Vermillion


ausgezeichnet

Intensiv recherchiert und toll nacherzählt;
Die Geschichte über die vermissten Mädchen wird chronologisch erzählt und so befindet sich der Leser ohne Wissensvorsprung immer auf dem Stand der jeweiligen Zeit. Das Buch ist sehr gut strukturiert. Zwischendurch werden die Lebensläufe einiger Beteiligter eingeschoben, in der Regel wenn sie zum ersten Mal in der Erzählung auftauchen. Das Ganze liest sich wie eine Geschichte über Verbrechensbekämpfung und forensischer Methodik, weil man über 40 Jahre an den jeweiligen Aktivitäten und Suchen teilnimmt. Mir hat sehr gut gefallen, dass der Autor die Geschichte immer sachlich und neutral beschrieben hat und durch kleine Exkurse, z. B. über den wissenschaftlichen Stand von Zeugenaussagen/Hypnose, ergänzt. Es werden unterschiedliche Sichtweisen beleuchtet und damit den verschiedenen Betroffenen eine Stimme gegeben. Es gibt einige Fotos, die die Erzählung plastisch machen. Da ich den Fall nicht kannte, wußte ich vorab nicht, wie und ob es eine Lösung geben würde und die Wahrheit hat mich auch verblüfft, erleichtert und betroffen gemacht

Bewertung vom 23.02.2023
Ein Toter im Inn
Fürk-Hochradl, Doris

Ein Toter im Inn


sehr gut

Ungewöhnlicher Heimatkrimi;
Dies ist bereits der 5. Fall aus der Reihe um die Kräuterrosi, eine kräuterkundige Best Agerin, die in Kriminalfälle stolpert. Mir hat gut gefallen, dass die Personen zu Beginn noch einmal ausführlich beschrieben und eingeordnet wurden, weil es für mich das erste Buch aus dieser Reihe und dieser Autorin war. Das tolle, witzige Entencover hatte mich neugierig gemacht. Der Schreibstil ist angenehm und gut zu lesen, könnte vielleicht etwas mehr Absätze haben und jedes Kapitel beginnt mit einer Kräuterrezeptur. Die Figuren sind eigenwillig, urig und bodenständig, aber natürlich ziemlich überzeichnet – wie man das von Cosy Crime auch erwartet. Der Fall ist recht wild und ungewöhnlich zwischen Rotlichtmilieu und Tarot-Aberglauben. Die zweite Hälfte des Buches hat deutlich mehr Fahrt aufgenommen und es wurde zuletzt richtig spannend und actionreich. In Summe hat mich das Buch gut unterhalten, ich bin allerdings mit den umtriebigen Rentnern nicht ganz warm geworden, aber das Lokalkolorit wurde überzeugend getroffen.

Bewertung vom 23.02.2023
Wovon wir leben
Birnbacher, Birgit

Wovon wir leben


sehr gut

Realistisch und nachvollziehbar;
Die Motive des Buchs orientieren sich an bekannten, sozialpsychologischen Studien. Dies macht sich bei den gekonnt gezeichneten Charakteren bemerkbar, da ihr Verhalten sehr plausibel und nachvollziehbar ist. Der Schreibstil ist sehr direkt und wirkt etwas spröde, was aber sehr gut zum Charakter der Erzählerin passt, aus deren Perspektive das Buch erzählt wird. Julia, die eher ungern in ihr Elternhaus zurückkehrt, wird dabei mit einem Kampf gegen familiäre Erwartungen und für ein selbstbestimmtes Leben konfrontiert. Die Art und Weise, wie sie mit ihrer Lebenskrise fertig wird, ist wirklich realistisch und mit einem feinen, psychologischen Gespür dargestellt. Ich bin regelrecht durchs Buch geflogen und hätte fünf Sterne gegeben, wenn mir das Ende besser gefallen hätte. Es hat zwar irgendwie in die Geschichte gepasst, war aber für mich mit der Charakterentwicklung von Julias Mutter nicht vereinbar.

Bewertung vom 20.02.2023
In blaukalter Tiefe
Hauff, Kristina

In blaukalter Tiefe


sehr gut

Interessante Konflikte;
Die Geschichte über eine Gruppe Personen auf einem gemeinsamen Bootsausflug und mit der Zeit aufkommenden Spannungen und Anziehungen ist kein neues Motiv, wurde aber spannend und interessant umgesetzt. Die Personen und ihre Geheimnisse werden glaubhaft dargestellt und auch die Beziehungen und Spannungen zwischen ihnen entwickeln sich nachvollziehbar. Das Unbehagen steigert sich langsam und es entfaltet sich ein feiner psychologischer Roman. Manche Entscheidungen und Handlungen der Personen, die sich aus diesen Konflikten ergeben, konnte ich nur schwer nachvollziehen, waren aber für die Handlung notwendig. Die Liebe der Autorin zum Segeln lässt sich durchaus erahnen. Für mich als Person ohne Segelerfahrung waren es teilweise ein paar Details zu viel, da ich sie einfach nicht verstanden habe. Dennoch eine unterhaltsame Lektüre, die über Lebensentscheidungen und Neuanfänge nachdenken lässt.

Bewertung vom 20.02.2023
Roxy
Bülow, Johann von

Roxy


ausgezeichnet

Intelligent, pointiert, unterhaltsam;
Für mich war dieses Buch eine tolle Erfahrung. Es hat meine Jugend in den 1980er Jahren lebendig gemacht, da das Zeitgefühl treffend geschildert wird. Es geht um die Zeit im Leben, in der noch alles möglich scheint und viele Wege denkbar sind. Man spürt zugleich Unbeschwertheit und Weltschmerz. Die verschiedenen Charaktere und ihre persönlichen Entwicklungen sowie die Beziehungen untereinander fand ich sehr zielsicher und passend beschrieben. Freundschaften, die zu einer Zeit lebenswichtig waren, verlieren mit der Zeit an Bedeutung und sind doch Teil der Persönlichkeit. Das wird eindringlich erzählt und mir hat auch der Schreibstil sehr gut gefallen. Ich habe das Buch fast in einem Rutsch durchgelesen und hatte nie das Gefühl, dass es Längen gab oder es mit Unwesentlichem gefüllt war. Es ist in fünf große Abschnitte geteilt und beginnt damit, dass Marc auf dem Weg zur Beerdigung seines ehemals besten Freundes in Erinnerungen schwelgt. Da ich viele der Erzählorte zur Erzählzeit kannte, wie zum Beispiel das titelgebende, legendäre Roxy in München Schwabing, hatte ich vielleicht auch einen emotionalen Vorsprung, da das Buch bei mir viele positive Erinnerungen geweckt hat.