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mimitatis_buecherkiste
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Krefeld

Bewertungen

Insgesamt 721 Bewertungen
Bewertung vom 18.03.2022
Die Kinder sind Könige
Vigan, Delphine

Die Kinder sind Könige


ausgezeichnet

Mélanie inszeniert ihres und das Leben ihrer beiden Kinder im Internet, den ganzen Tag lang werden die sechsjährige Kimmy und ihr achtjähriger Bruder Sam gefilmt und die Filmchen auf verschiedene Portale hochgeladen. Kimmy findet immer weniger Gefallen daran, während ihr Bruder sich fügt und augenscheinlich großen Spaß daran hat, bei allen Tätigkeiten gefilmt zu werden. Als Kimmy eines Tages beim Versteckspielen mit Sam und anderen Kindern verschwindet, bricht das ganze Konstrukt zusammen.

Ich habe mich mit dem in diesem Buch geschilderten Problem bisher nicht auseinandergesetzt, wie ich zugeben muss. Ich bin zwar sehr dafür, dass man Kinder nicht im Internet präsentieren sollte, und zwar aus den allgemein bekannten Gründen, wusste aber auch nicht, dass es eine solche Masse an Profilen gibt, die dazu genutzt werden, Werbung durch und mit Kindern zu machen. Dies hängt natürlich damit zusammen, dass ich selbst keine Kinder habe und somit keinen Grund, solche Bilder und Videos zu schauen. Das Szenario im Buch hat mich erschreckt und entsetzt, insbesondere was die gesetzliche Situation angeht. Das Internet ist nicht erst seit gestern da und dennoch scheint es keine klare Linie seitens des Gesetzgebers zu geben, stattdessen viele Grauzonen und Lücken.

Es war mein erstes Buch der Autorin, der Schreibstil gefiel mir gut und auch, dass die Perspektive immer wieder wechselte. Das Buch empfand ich fast als einen Krimi, so ausgefallen und spannend wurde die Geschichte erzählt. Ich hätte oft die ein oder andere Person so gerne geschüttelt und gefragt, ob ihr klar ist, welche Konsequenzen ihr Tun hat. Ein spannendes, ein wichtiges Buch, das aktueller nicht sein könnte. Von mir gibt es fünf Sterne und eine Leseempfehlung.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.03.2022
Im Dorf der Schmetterlinge
Wiebusch, Michaela;Erz, Rita

Im Dorf der Schmetterlinge


ausgezeichnet

Jule ist Ende vierzig, gestresst, desillusioniert und gefrustet. Im Job hat sie Angst, dass die neue Kollegin sie ersetzen soll, weil sie es nicht mehr packt, und zu Hause gibt es entweder Schweigen oder Streit. Die Nächte schlägt sie sich um die Ohren, fühlt sich alt, verbraucht und ungeliebt. Als sie nach einem weiteren Streit mit ihrem Mann Stefan wieder einmal nicht schlafen kann, geht sie in den Garten und entdeckt dort ihre alte Hängematte, in die sie sich legt. Plötzlich findet sie sich in einem Traum wieder, der zu einer unvergesslichen Reise zu ihr selbst wird.

Was für ein wunderbares Buch, was für eine bezaubernde Erzählung. Wie Jule vor die Augen geführt wird, was in ihrem Leben falsch läuft und wie sie gegensteuern kann, fand ich staunenswert und bereichernd. Es gibt tolle Sätze im Buch, die zum nachdenken anregen, die einen Hinweis enthalten oder eine Richtung anzeigen, die man selbst vielleicht aus den Augen verloren hat. Achtsamkeit, Liebe, Neuanfang, aber auch das Älterwerden und viele andere Themen finden hier Platz. Ein Buch zum lesen, aber auch zum verschenken. Ich habe die Erzählung sehr genossen und vergebe fünf Sterne.

Bewertung vom 16.03.2022
Die Gewalt der Hunde
Savage, Thomas

Die Gewalt der Hunde


ausgezeichnet

Phil und George sind Brüder, der vierzigjährige Phil ist optisch und auch was den Charakter und das Wesen angeht, das genaue Gegenteil des zwei Jahre jüngeren George. Die beiden führen in den 1920ern eine Ranch, sind geachtete Mitglieder ihrer Gemeinde und dazu noch unglaublich reich. Die Brüder sind sich sehr nahe, die Eltern wohnen nicht mehr auf der Ranch, die beiden haben nur sich. Als George eines Tages heimlich die Witwe Rose heiratet und sie mit auf die Ranch bringt, fängt Phil einen Kleinkrieg gegen Rose und ihren halbwüchsigen Sohn an. Rose wirft er vor, seinen Bruder nur des Geldes wegen geheiratet zu haben, ihren Sohn Peter beschimpft er als Weichling, schließlich ist es eine Zeit, wo Männer noch Männer sind, womit nicht nur gemeint ist, dass diese rülpsen, furzen und sich an Genitalien kratzen, ohne sich dafür im geringsten schämen zu müssen. Es sind harte Zeiten, insbesondere für Männer, die vielleicht anders fühlen und auch anders sind.

…aber manchmal werden wir zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort geboren. Seite 48

Ein Erzähler führte mich durch das Buch, das für mich wie ein spannendes Drehbuch rüber kam. Wie passend, dass es tatsächlich verfilmt wurde, diese Geschichte hat es verdient. Das grausame und zielgerichtete Verhalten von Phil, die gutmütige Passivität von George, das stoische Verhalten von Peter, das war schon großes Kino. Das Leben in einer Kleinstadt und auf dem Land, die Vertreibung der Indianer, die Suche nach dem großen Glück, alles fand seinen Platz im großen Ganzen. Spannend und unterhaltsam nahm die Story irgendwann eine Wendung, die ich nicht erwartet hatte, um dann wiederum in einem Finale zu münden, das ich überhaupt nicht kommen sah. Ein Buch wie eine Naturgewalt, das mich nachdenklich zurücklässt. Von mir gibt es fünf Sterne mit Sternchen und eine unbedingte Leseempfehlung.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.03.2022
Nordstadt
Büsing, Annika

Nordstadt


ausgezeichnet

Nene ist Bademeisterin und lernt während ihrer Arbeitszeit Boris kennen. Boris, der an Kinderlähmung erkrankt war, oft mürrisch und wütend ist. Boris, der sie immer wieder belügt und von sich stößt, aus Gründen oder auch nicht. Nene ist ebenfalls vorbelastet, hat schlimme Sachen erlebt. Nene ist aber eine, die gerne ihr Leben lebt, mit ihrem Schicksal nicht hadert, sondern ihren Weg geht. Diese beiden so verschiedenen Menschen treffen aufeinander und davon handelt dieses Buch.

Ich dachte darüber nach, ob ich Angst hatte. Und mir wurde klar, dass ich gar nicht mehr wusste, was das überhaupt ist: Angst. Ich hatte ein Gefühl, das in meiner Kindheit eine sehr große Übermacht gehabt hatte, einfach ausgelöscht. Seite 18

Ich empfand den Schreibstil sehr angenehm und flüssig. Manche Sachen wurden immer wieder wiederholt, was aber dem Umstand geschuldet ist, dass Nene erzählt und sie tut dies nicht chronologisch. Es gab viele interessante und mitten ins Herz treffende Sätze, die Sprache ist einfach, die Ausdrucksweise oft sehr derb. Wer ein Problem damit hat, verzichtet besser auf das Buch. Diese Ausdrucksweise passt aber zu Nene, ihrem Wesen, ihrer Art. Die Bemühungen von Nene, eine Beziehung zu Boris aufzubauen, haben mich berührt. Ihre Vergangenheit hat sie geprägt, aber nicht verdorben, es ist bewundernswert, wie diese junge Frau ihren Weg geht. Ein Buch darüber, wie unterschiedlich Menschen mit ihrem Schicksal umgehen, wie verschieden die Sichtweisen sind, wenn es um die gleiche Situation geht. Leben, Überleben, Liebe und Mut. Hoffnung. Darum geht es und um vieles mehr. Lest es und ihr versteht. Fünf Sterne gibt es von mir für dieses wunderbare Debüt.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.03.2022
Das Mädchen mit dem Drachen
Colombani, Laëtitia

Das Mädchen mit dem Drachen


ausgezeichnet

Léna läuft davon; vor ihrer Arbeit in Frankreich, vor dem Tag im Juli, vor ihrer Wut, vor allem aber läuft sie ihrer unendlichen Trauer davon. Nun also Indien, mit dem sie keine Erinnerungen verbindet und das weit genug weg ist von ihrem alten Leben. Dort lässt sie sich treiben, überlässt sich ihrer Verzweiflung und Dunkelheit. Bei einem ihrer morgendlichen Schwimmgänge treibt die Strömung sie weit hinaus aufs Meer und ohne die Geistesgegenwart eines kleinen Mädchens, das dort täglich ihren Drachen steigen lässt, wäre Léna ertrunken. Das Kind spricht nicht und schnell merkt Léna, dass es auch weder lesen, noch schreiben kann. Als Lehrerin fühlt sie sich verpflichtet, ihren Dank zumindest damit auszudrücken, dass sie der Kleinen etwas beibringt. Dies stellt sich schwerer heraus als erwartet, denn das Kind hat Pflichten zu erfüllen und muss den ganzen Tag im Restaurant ihrer Angehörigen schuften. So leicht gibt Léna aber nicht auf.

Es ist schwer für mich, in Worte zu fassen, was ich beim lesen empfunden habe und immer noch empfinde. Die persönliche Geschichte von Léna wird lange nur angedeutet und im Mittelteil erst verraten, was ihr zugestoßen ist. Ihre Verzweiflung und Trauer muss man aushalten können, diese bricht nämlich immer wieder durch. Aushalten können muss man aber auch die Lebensumstände in Indien; das Kastensystem, die Kluft zwischen arm und reich, den Hunger, den Dreck, die Kinder- und Frauenarbeit sowie Unterdrückung der Mädchen und Frauen. Ich schwankte zwischen Entsetzen, Mitgefühl, Abscheu und Hass. Ich konnte die Verzweiflung nachvollziehen, litt und hoffte mit. Es ist ein trauriges und sehr emotionales Buch, über dem aber auch immer die Hoffnung und der Glaube schweben auf eine andere, eine bessere Welt. Aufgeben ist keine Option, egal wieviele Hindernisse und Mauern auftauchen auf dem Weg.

Ein aufrüttelndes und wichtiges Buch. Ein weiteres literarisches Highlight für mich. Fünf Sterne und eine Leseempfehlung sind das mindeste.

Bewertung vom 09.03.2022
Im Leben wie im Tod / Peter Decker & Rina Lazarus Bd.26
Kellerman, Faye

Im Leben wie im Tod / Peter Decker & Rina Lazarus Bd.26


ausgezeichnet

Der fünfunddreißigjährige Bertram Lanz geht während eines Ausflugs mit fast fünfzig weiteren Personen verloren. Dies ist umso tragischer, als dass er kognitiv beeinträchtigt ist, wie die meisten der anderen Ausflügler, und somit schnellstens gefunden werden muss. Bei der folgenden Suche werden skelettierte Überreste eines Mannes gefunden, die aufgrund des Alters schnell einem von drei jungen Männern zugeordnet werden können, die vor zehn Jahren in den Wäldern verschwanden. Nun müssen Decker und sein Partner beide Fälle parallel bearbeiten, als eine weitere Person verschwindet, sodass sie beide Hände voll zu tun haben.

Dies ist der sechsundzwanzigste Teil der Buchreihe um Peter Decker und Rina Lazarus, und es wird für mich einfach nicht langweilig, diese Serie zu lesen. Der Fall beziehungsweise die Fälle sind interessant und spannend, die Ermittlungen zu verfolgen macht mir unglaublich viel Spaß und die Art und Weise, wie die Autorin die Lebensumstände von Peter und Rina miteinbezieht, ist einfach grandios. Der feine Humor, der nie unter die Gürtellinie zielt, ist unnachahmlich und die ehelichen Plänkeleien zwischen Peter und Rina einfach toll. Dabei verlieren die Beteiligten nie den Ernst der Sache aus den Augen und besonders nicht den wichtigen Umstand, dass jedes Verbrechen Leid und Trauer auch den Hinterbliebenen bringt. Der Schreibstil trägt dazu bei, dass ich durch die Seiten fliege und viel zu schnell bis ich am Ende angelangt. Die Auflösung ist schlüssig und nachvollziehbar, dennoch habe ich diese so nicht erwartet. Die Fälle wurden abgeschlossen, aber trotzdem gibt es zum Ende hin eine Wendung, die mich auf eine schnelle Fortsetzung hoffen lässt.

Man kann dieses Buch lesen, ohne die Reihe zu kennen, ich empfehle aber, vorne anzufangen, weil die Entwicklung der Charaktere einfach wichtig und außergewöhnlich ausgearbeitet ist. Ich wünsche mir noch viele, viele Fälle mit Peter und Rina, die ich beide ins Herz geschlossen habe. Von mir gibt es fünf Sterne mit Sternchen und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 07.03.2022
Der tote Priester / Jigsaw Man Bd.2
Matheson, Nadine

Der tote Priester / Jigsaw Man Bd.2


ausgezeichnet

In einer Londoner Kirche wird der Pastor tot aufgefunden, er wurde brutal ermordet, fast fünfzig Mal wurde auf ihn eingestochen. Als DI Anjelica Henley sich in den Räumlichkeiten umsieht, entdeckt sie einen versteckten Raum und in diesem einen leblosen jungen Mann. Dieser wurde dort gefangen gehalten und gefoltert, es ist ein Wunder, dass er noch lebt. Als eine weitere Leiche gefunden wird, an der ebenfalls Spuren schwerer Folterung zu finden sind, hat das Ermittlerteam alle Hände voll zu tun, denn es steht zu befürchten, dass ein religiöser Serienkiller sein Unwesen treibt und nicht einfach so aufhören wird.

Dies ist der zweite Teil der Reihe um DI Anjelica Henley. Der erste hat mich vor über zwei Jahren sehr begeistert, sodass klar war, dass ich diesen auf jeden Fall lesen möchte. Man muss den Vorgänger nicht gelesen haben, um der Story folgen zu können; ich konnte mich kaum noch an Einzelheiten aus dem ersten Teil erinnern, hatte aber dennoch nicht das Gefühl, ich verpasse etwas, obwohl immer wieder auf die Vergangenheit hingewiesen wurde. Der Fall selbst ist abgeschlossen, aber um der privaten Situation der beteiligten Personen folgen zu können, empfiehlt es sich, das erste Buch zu lesen.

Der Prolog zeigte bereits ein wenig die Richtung, in die die Story geht. Danach ging es auch direkt los und für sensible Leser könnte es die ein oder andere schwierige Stelle geben, wenn es um Schilderungen der Folter geht. Die Ermittler tappten lange im Dunkeln und auch ich wurde oft auf falsche Fährten gelenkt. Gerade hatte ich mich auf einen Verdächtigen festgelegt, als es eine Wendung gab und ich eine andere Person verdächtigt habe. Die Autorin verstand es meisterhaft, mich an der Nase herumführen und die vielen Twists haben mir wirklich Spaß gemacht. Es wurde an keiner Stelle langweilig, im Gegenteil oft so spannend, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen wollte. Die Auflösung war stimmig und passend, es sind keine Fragen offen geblieben. Ein grandioser Thriller, der mich bereits jetzt auf eine schnelle Fortsetzung hoffen lässt. Von mir gibt es fünf meisterliche Sterne und eine Leseempfehlung.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.03.2022
Darüber reden wir später
Achenbach, Cornelia

Darüber reden wir später


ausgezeichnet

Gert, der Mann von Margret, bricht zusammen, fällt ins Koma und muss im Krankenhaus bleiben. Margret zieht währenddessen ein Resümee über ihr Leben, denkt nach über Gert, die beiden Kinder, den älteren Bruder und die noch ältere Schwester. Was bleibt vom Leben, hat sie alles richtig gemacht? Hätte sie nicht vielleicht doch? Wäre es nicht besser gewesen, wenn? Allein und desillusioniert sucht Margret nach Antworten, während sie darauf wartet, ob Gerts Zustand sich bessert und dieser aufwacht.

Ein leises und zurückhaltendes Buch war das, eine Geschichte, die mich traurig stimmt. Die Fragen und Zweifel von Margret waren auf jeder Seite spürbar, ihre Verzweiflung manchmal mit den Händen greifbar. Die Eltern geschädigt vom Krieg, die Geschwister viel älter, die älteste Schwester unnahbar und fremd. Früh lernte Margret ihren Mann kennen, ob es Liebe war, das fragt sie sich jetzt. Es passiert nicht viel im Buch und doch passiert so viel. Der Schreibstil ist sehr interessant, manche Sätze wie Gedanken; angefangen und nicht beendet, in der Luft hängend und dennoch so klar. Über allem hängt eine Traurigkeit, ein dunkler Vorhang, ganz still. Ein tolles Debüt, das mir große Lust auf weitere Bücher der Autorin macht. Von mir gibt es fünf Sterne und eine Leseempfehlung.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.03.2022
In ewiger Freundschaft / Oliver von Bodenstein Bd.10
Neuhaus, Nele

In ewiger Freundschaft / Oliver von Bodenstein Bd.10


ausgezeichnet

Die Programmleiterin Heike Wersch wird vermisst, ihre Freundin macht sich große Sorgen, weil sie diese bereits seit Tagen nicht erreicht. Die Vermisste scheint kein netter Mensch gewesen zu sein; nachdem ihr von ihrem Arbeitgeber nach über dreißig Jahren gekündigt worden ist, ist sie auf einem Rachefeldzug und produziert einen Skandal nach dem anderen. In ihrem Haus findet sich keine Spur von ihr, aber im Obergeschoß des Hauses wird ein alter Mann gefunden, der nicht nur dehydriert und verwirrt, sondern auch angekettet ist. Bei den folgenden Ermittlungen scheint jeder Befragte etwas zu verbergen und dann wird die Leiche einer Frau gefunden. Ist das erst der Anfang?

Da ist er, der lange von mir ersehnte zehnte Teil der Reihe um Pia Sander und Oliver von Bodenstein. Die Ermittlung rund um ein renommiertes Verlagshaus hat mir nicht nur spannende, sondern oft auch amüsante Lesestunden beschert. Der feine Witz, der sich durch das gesamte Buch zieht, ist unverwechselbar; witzig und humorvoll, ohne jemals verletzend oder hämisch zu sein. Den ein oder anderen Verlag in die Story einzubauen, war eine grandiose Idee und es hat mir unglaublichen Spaß gemacht, die bekannten Namen zu lesen. Gleiches gilt für die Bücher der Autorin selbst; bekannte Titel begegneten mir auf den Seiten und auch der ein oder andere Name, der mir von den früheren Fällen bekannt war, tauchte auf. Herrlich!

Wie immer ließ die Autorin verschiedene Sichtweisen zu, sodass ich manchmal mehr wusste, als die Ermittler selbst. Trotzdem hat sie es geschafft, mich bis zuletzt im Unklaren zu lassen, was wirklich passiert ist. Jede der beteiligten Personen hatte, wie das im wahren Leben auch ist, etwas zu verbergen oder verschwieg etwas, mit oder ohne Absicht. Es ergab sich ein interessanter und spannender Fall, der trotz der vielen Wendungen absolut schlüssig aufgelöst wurde. Lose Enden sucht man hier vergebens. Ein Kriminalroman, der mich begeistert zurücklässt und von mir verdiente fünf Sterne bekommt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.03.2022
Das verschlossene Zimmer
Givney, Rachel

Das verschlossene Zimmer


ausgezeichnet

Wir schreiben das Jahr 1939, Marie lebt mit ihrem Vater, dem renommierten Chirurg und Allgemeinmediziner Dr. Dominik Karski, in Krakau. Ihre Mutter hat sie früh verlassen, der Vater spricht nicht davon und verweigert Marie weitere Einzelheiten darüber, warum die Mutter ging. Überhaupt wächst Marie überbehütet auf, die bedrohlichen Zustände in Polen sowie die Situation der Juden allgemein, haben in ihren Gedanken vorerst keinen Platz. Vorrangig ist dort der Wunsch, ihre Mutter ausfindig zu machen, koste es, was es wolle. Dass sie dadurch sich und ihren Vater in große Gefahr bringt, realisiert Marie erst viel zu spät.

Anfangs finde ich die Geschichte etwas kindlich geschrieben, fast kommt es mir vor, als ob die Sicht der siebzehnjährigen Marie überhand nimmt. Diese ist für ihr Alter sehr kindisch und naiv, was aber wohl ihrer Kindheit und Jugend geschuldet ist, in der ihr Vater sie von allem abgeschirmt und beschützt hat. Trotzdem lasse ich mich auf das Buch ein, gestatte es der Story, mich mitzureißen und gewöhne mich dann auch an den Schreibstil. In der Mitte nimmt das Geschehen eine völlig andere Wendung an und auch wenn ich ab da schon ahne, was passiert sein könnte, wird es nicht minder spannend. Atemlos verfolge ich die Rückblenden, die mich verstehen lassen, was passiert ist. Ungläubig lese ich über Zeiten, die so anders sind als die, in denen ich aufgewachsen bin. Meine Ahnung hat sich bestätigt und dennoch wird das Ende sehr emotional für mich. Ein wunderbares Buch, das mich begeistert zurücklässt. Von mir gibt es 4,5 Sterne und eine Leseempfehlung.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.