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Benutzername: 
Lesezauber_Zeilenreise
Wohnort: 
Eggenstein-Leopoldshafen
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Buchnerd durch und durch

Bewertungen

Insgesamt 808 Bewertungen
Bewertung vom 12.02.2022
Miss Veronica und das Wunder der Pinguine
Prior, Hazel

Miss Veronica und das Wunder der Pinguine


ausgezeichnet

Eine alte Granny, ein fremder Enkel, viele Pinguine und eine Forschungsstation in der Antarktis – ein Buch, (herz)erwärmend wie eine Wolldecke an kalten Tagen

Veronica, millionenschwer, gefühlsmäßig eher auf der kalten Seite und alleinlebend, bleibt beim Zappen durch die TV-Kanäle an einer Doku über Pinguine hängen und fasst einen folgenschweren Entschluss: sie will zur Forschungsstation der Adeliepinguine reisen, um sich dort ein Bild zu machen und zu entscheiden, ob die Einrichtung sich als Erbe ihres Millionenvermögens eignet. Schließlich hat sie keine Familie – oder halt, doch, da wäre noch ein Enkel, den sie erst kürzlich ausfindig gemacht hat. Also erst mal den kennenlernen und dann über das Erbe entscheiden. Doch Patrick entspricht nicht so den Vorstellungen der korrekten Veronica. Also: auf in die Antarktis. Dort wird sie nicht gerade begeistert empfangen, doch das ist ihr egal. Sie bleibt erst mal und schließlich wollen die ja auch ihr Geld haben. Patrick hält den Kontakt zu seiner Granny aufrecht und so nach und nach kann sie sich nun doch auch für ihn erwärmen. Am allermeisten jedoch liebt sie die Pinguine, vor allem den Babyvogel Pip, der mitten in ihr Herz gewatschelt ist und Veronica lehrt, Gefühle wieder zuzulassen.

Wer berührende Bücher mag, die sich um die Themen Familie, Liebe, Verlust, Älterwerden, Umweltschutz drehen, der kommt hier voll auf seine Kosten. Was für ein wundervolles, herzerwärmendes Buch! Die Tagebucheinträge von Veronica, aus ihrer vom Krieg beeinflussten Jugendzeit, offenbaren einem immer mehr von ihrer traurigen Familiengeschichte und lassen so Verständnis dafür wachsen, warum sie so ist, wie sie eben ist. Hazel Prior beschreibt ihre Charaktere und deren Erlebnisse detailreich und voller Humor und Gefühl. Ich musste oft lachen, mir aber auch mal ein Tränchen wegwischen. Als dann das Pinguinbaby Pip mit ins Spiel kam, war es komplett um mich geschehen – wie auch um Veronica.
Der Schreibstil liest sich absolut flüssig und löste Kopfkino in mir aus sowie den Wunsch, mir unbedingt mehr über Adeliepinguine anzulesen.

Ein Buch, dass sich wie eine warme Decke um einen legt und Gefühle auslöst wie Freude, Erheiterung, Trauer, Mitgefühl etc. Und das es schaffte, mir immer dann ein dümmliches, völlig verzaubertes Grinsen ins Gesicht zu malen, wenn es um Pip ging.

Ich liebe dieses Buch, es wirkt nach und ist für mich ein Lesehighlight, dass ich euch sehr gerne empfehle.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.02.2022
Der Mann, der zweimal starb / Die Mordclub-Serie Bd.2
Osman, Richard

Der Mann, der zweimal starb / Die Mordclub-Serie Bd.2


ausgezeichnet

Ein neuer Fall für den Donnerstagsmordclub – witzig, spritzig, warmherzig, wundervoll


Elizabeth erhält einen ominösen Brief, in dem sie von einem seit vielen Jahren Toten um ein Treffen gebeten wird – in einer Wohnung der Seniorenresidenz. Die Neugier ist geweckt und so geht sie zum Treffpunkt. Doch natürlich erwartet sie dort nicht der Tote, sondern ihr sehr lebendiger Exmann Douglas Middlemiss. Er hat sich in der Residenz einquartiert, weil er Hilfe von Elisabeth benötigt. Bei einer Observation des M15, für den Douglas arbeitet, hat er aus dem Haus eines Verbrechers Diamanten im Wert von 20 Millionen Pfund mitgehen lassen. Jetzt ist ihm dieser Verbrecher auf der Spur, ebenso wie die Mafia, der das wertvolle Geschmeide eigentlich gehört. Elizabeth sagt ihre Hilfe zu, aber nur, wenn der gesamte Donnerstagsmordclub mit eingeweiht wird. Und so trägt es sich dann auch zu. Die vier Senioren ermitteln was das Zeug hält und stolpern dabei über die eine oder andere Leiche. Darunter eines Tages auch Douglas selbst – doch nicht nur das, vorher hat er die Diamanten versteckt und Elizabeth geheime Hinweise auf deren Verbleib hinterlassen. Nun ist Köpfchen gefragt.

Ich war ja von Teil 1 schon hellauf begeistert. Und Teil 2 hier knüpft nicht nur einfach grandios daran an, sondern toppt ihn sogar noch! Richard Osman schafft es irgendwie, dass ich alle bereits aus Teil 1 bekannten Charaktere (die vier Senioren, die beiden Polizisten, Ibrahims Enkel, Elizabeths Mann und natürlich Bogdan) so entzückend und wundervoll finde, dass sie mir jetzt nach Ende der Lektüre schmerzlich fehlen. Er gibt jeder Figur so viel Leben und Charakter, es ist die helle Freude. Aus jeder Zeile spürt man die tiefe Freundschaft und Verbundenheit der Personen untereinander, die aus dem Buch einen echten Herzwärmer machen. Dazu dieser trockene, unfassbar witzige englische Humor, der genau auf meiner Linie liegt und mich oft hat auflachen lassen. Der Fall selbst (oder die Fälle – geht es ja nicht nur um die Diamanten, sondern auch um Drogenhandel und Körperverletzung) ist bei allem Witz auch super spannend und fesselnd und perfekt konstruiert. Man wird dazu verleitet mit zu rätseln und doch auch immer wieder aufs Glatteis geführt. Und immer wieder diese ganz besonderen Menschen, ihre Beziehungen zueinander, diese tiefen, nahezu greifbaren Gefühle, die sie füreinander hegen. Ich bin hin und weg! Was würde ich dafür geben, diese Figuren im echten Leben einmal erleben zu können.

Für mich ein absolutes Lesehighlight und Herzensbuch mit allem, was eine gute Story für mich ausmacht. Daher natürlich 5 Sterne mit zusätzlichem Highlightsternchen.

Ich kann nur inständig hoffen, dass der Donnerstagsmordclub sich noch ganz oft trifft und ermittelt.

Bewertung vom 09.02.2022
Wo ist NRG? / Alien Academy Bd.2
Till, Jochen

Wo ist NRG? / Alien Academy Bd.2


ausgezeichnet

Tag 2 an der Alien Academy – galaktisches Abenteuer mit viel Herz und Humor

Cody ist besorgt – gestern noch haben er und NRG herausgefunden, was das große Geheimnis von Paras. Mit diesem Wissen können sie für gehörig Unruhe stiften. Und heute nun ist NRG nicht in der Schule erschienen! Wurde er mundtot gemacht? Oder schlimmeres? Er beschließt, sich auf die Suche nach NRG zu machen, koste es, was es wolle. Ein Glück hat er sehr gute Freunde auf der Alien Academy, die ihn nicht im Stich lassen, sondern ihm beistehen und mithelfen. Gemeinsam hecken sie einen Plan aus, wie sie unbemerkt aus der Schule heraus- und schnellstens zu NRG nach Hause kommen. Die „Mission: Rettung von NRG“ hat begonnen und verlangt von allen einiges ab. Mutig, zielstrebig und zusammenhaltend gehen sie gemeinsam diesen Weg.

Teil 1 umfasst den 1. Tag an der neuen Schule, der Alien Academy und Teil 2 schildert die Erlebnisse an Tag 2. Und zwar genau so witzig, kurzweilig, rasant und fesselnd, wie schon im Vorgängerband. Ich war sofort wieder drin in der Story (was sicher auch an dem Gruppenbild mit Beschreibung lag, das direkt vorne im Buch ist) und habe mich so gefreut, die altbekannten Kids wiederzutreffen. Und natürlich habe auch ich mich gefragt: wo ist NRG? Das Ausbüchsabenteuer der Kids ist spannend und super witzig. Es fühlt sich so richtig und so herzerwärmend an, wie diese Kinder, die unterschiedlicher nicht sein können (kommt doch jeder von ihnen von einem anderen Planeten) füreinander einstehen und sich mögen. Jeder von ihnen hat eine andere nützliche Eigenschaft und alle zusammen ergänzen sich perfekt.

Die Schrift ist groß und angenehm zu lesen, die Kapitel kurz und immer wieder mit schönen, meistens ganzseitigen, zur jeweiligen Szene passenden Illustrationen in blau-schwarz-weiß untermalt. Der Schreibstil ist so frisch-frech-witzig, dass es eine echte Freude ist und ich nur so durch die Seiten geflogen bin. Leider war das Buch dadurch viel zu schnell wieder zu Ende… mit einem Cliffhanger, der mich schon furchtbar neugierig auf die Fortsetzung macht.

Von mir gibt es galaktische 5 von 5 und eine klare Leseempfehlung. Allerdings solltet ihr wirklich mit Teil 1 anfangen, da die Geschichten nicht in sich abgeschlossen sind.

Bewertung vom 07.02.2022
Der kleine Medicus. Band 1. Die geheimnisvolle Villa
Grönemeyer, Dietrich

Der kleine Medicus. Band 1. Die geheimnisvolle Villa


weniger gut

Band 1 der Reise durch den Körper – für mich nicht überzeugend


Ich vergebe 2,5 Sterne – da es hier keine halben Sachen gibt, runde ich tendenzmäßig auf 2 Sterne ab.

Nanos Schulfreund Frido verletzt sich im Sportunterricht leicht am Fuß und wird vom Lehrer in die Villa Nachtigall zu Dr. X gefahren. Begleitet von Nano und zwei weitern Klassenkameraden. Zunächst wird der Fuß geröngt und dann noch mit Kernspintomographie untersucht (öhm, ja, nicht sehr realistisch, aber egal). Dr. X erklärt den wissbegierigen Kindern, was er da alles macht und wie man damit in den menschlichen Körper gucken kann. Nano ist begeistert, will er doch auch mal Arzt werden. Und so sucht er wenig später allein nochmal Dr. X in der Villa Nachtigall. Er wird herumgeführt von der Assistentin und erfährt so einiges. Er darf sich sogar die allerneueste Erfindung ansehen, den Turbobeamer, der Dinge schrumpfen kann. Und natürlich probiert er ihn versehentlich aus.

Für mich gibt es in diesem Buch zu viele Dinge, die mir nicht gefallen:

- Nano und seine Schulfreunde sind 12, kommen aber wesentlich unreifer rüber
- Der Lehrer fährt die Kinder zur Behandlung zu irgendeinem verrückten Erfinder-Doktor – unrealistisch
- Der Schreibstil ist einerseits sehr kindlich-einfach, behandelt werden aber sehr technische Themen mit vielen Sachbegriffen – passt nicht zusammen
- In der Villa ist ein Hase, der von der Assistentin aus einem Tierversuchslabor gerettet wurde (sehr gut), der nun aber ebenfalls wieder zu Testzwecken herhalten muss (äh… what?? Im Ernst? Geht GAR nicht!)

Das Buch lockt mit einer Reise in den menschlichen Körper – doch bevor diese überhaupt so richtig los geht, endet das Buch. Das war für mich eine riesige Enttäuschung. Warum macht man aus der Story mehrere so kurze Bände? Wo sie doch offensichtlich zusammenhängen, also nicht einzeln gelesen werden können, weil sie nicht in sich abgeschlossen sind? Das finde ich überhaupt nicht gut.

Es gibt vier Bücher, alle jeweils 72 Seiten, pro Buch 9,95 € - macht für ein Gesamtbuch von 288 Seiten (also keinesfalls ein riesenfetter Klopper) sage und schreibe 39,80 €. Das empfinde ich als Abzocke – nicht mehr und nicht weniger. Ein einziges dickes Buch für 16-20 Euro hätte voll ausgereicht.

Bewertung vom 31.01.2022
Die Schule der Felidix / Mitternachtskatzen Bd.1 (eBook, ePUB)
Laban, Barbara

Die Schule der Felidix / Mitternachtskatzen Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

London, Katzen, ein Internat im Tower und unterirdische Tunnel - magisches Abenteuer Spannung


Nova und Henry haben eins gemeinsam: ihre Eltern glänzen durch Abwesenheit und daher treffen sich die beiden im Internat im Tower of London, einer Schule, geleitet vom Lehrer Horatio. Im Internat gibt es neben einer Handvoll weiterer Schüler auch noch jede Menge Katzen, die ein- und ausgehen dürfen. Als eines Tages plötzlich Kater Edison mit Nova und Henry spricht, sind beide schockiert. Doch dann erfahren sie, dass Horatios Schule im Turm kein normales Internat ist, sondern eins für Felidix – Kinder, die mit Katzen sprechen können. Nun ist diese Gabe also auch bei Nova und Henry zum Vorschein gekommen. Und damit beginnt das Abenteuer. Sie müssen unbedingt Katze Quinn, die Katzenkönigin von England, aus den Fängen von Penelope befreien. Diese will sich die Königskrone krallen und macht dafür vor nichts Halt. Sie und ihre Gefolgschaft fangen die Mitternachtskatzen und sperren sie in Londons tiefstes Verlies. Denn der Brauch will es so: wenn die Königin nicht mehr da ist und keine Nachkommen hat und die letzte Mitternachtskatze ebenfalls verschwunden ist, dann darf eine andere Katze ihren Anspruch auf den Katzenthron geltend machen. Das müssen die Katzen mit Hilfe der Kinder um jeden Preis vermeiden – und so beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, der die Kinder in die unterirdischen Tunnel Londons führt, wo ihnen viele Gefahren drohen. Werden sie es schaffen, die Katzenordnung in England wiederherzustellen?

Katzen und London – kein Wunder, dass ich dieses Buch haben MUSSTE! Und was soll ich sagen: es gefällt mir sehr gut. Schon allein vom Optischen. Das Cover mit Nova, Henry, einigen der vorkommenden Katzen und im Hintergrund BigBen sieht toll aus, ebenso wie Vor- und Nachsatz, die Szenen aus dem Buch darstellen. Jede Seite hat eine Ornament-Umrandung und es gibt zahlreiche ganzseitige s/w-Illustrationen, die einfach nur schön sind.
Die Story selbst ist rasant, spannend und macht Spaß. Mir vielleicht sogar doppelt so viel, weil ich schon öfter in London war und ich die Schauplätze, allen voran Tower und Umgebung, natürlich direkt vor Augen hatte. Ich konnte also voll eintauchen in die Geschichte. Schön fand ich, dass die Katzen zwar einerseits etwas vermenschlicht wurden, andererseits aber auch einfach noch richtige Katzen bleiben durften mit all den Macken, die diese Pelzbande einfach mal hat, wie jeder weiß, dem es gestattet ist, mit Katzen leben zu dürfen – ich selbst habe zwei dieser zauberhaften Wesen. Oder sie haben mich. Das trifft es eher.

Der Schreibstil ist lebendig und sehr gut zu lesen, mit Charakteren, die bildhaft beschrieben sind und einem ans Herz wachsen – Mensch wie Tier. Der Spannungsbogen wird gut gehalten, es gibt keine langatmigen Abschnitte und die Szenen im Untergrund sind zum Mitfiebern. Schön und berührend auch der Nebenschauplatz, die Story rund um Nova und ihren Vater, den sog. Ausbrecherkönig. Zudem sind die Kapitel allesamt nicht zu lang, so dass Leseanfänger nicht die Lust verlieren.

Spannung, Humor, Abenteuer, Spaß, verpackt in ein tolles Setting mit sympathischen Kindern und einer Menge Katzen – die einen gut, die anderen böse, aber allesamt wichtig für das Gelingen der Story. Und die ist gelungen. Ich hätte mir vielleicht gewünscht, dass auch die anderen Kinder des Internats eine etwas größere Rolle spielen würden. Meine Wertung: 4 von 5.

Ich bin auf Teil 2 (Die Hüter des Smaragdsterns) gespannt, dessen Erscheinungstermin mir jedoch noch nicht bekannt ist.

Bewertung vom 29.01.2022
Lady Hardcastle und ein mörderischer Markttag / Lady Hardcastle Bd.2
Kinsey, T E

Lady Hardcastle und ein mörderischer Markttag / Lady Hardcastle Bd.2


sehr gut

Mordermittlung mit Charme, Witz und Frauenpower – entzückende und humorvolle Fortsetzung der CosyCrime-Reihe


Am Markttag treffen sich immer alle im örtlichen Pub. Als der Bauer Spencer Caradine, von allen gehasst, von jetzt auf nachher leblos mit dem Gesicht in seiner Pastete landet, ist die Aufregung groß. War er krank? Oder wurde er vergiftet? Inspector Sunderland bittet Lady Hardcastle und Zofe Armstrong, ihm bei den Ermittlungen behilflich zu sein – was beide mit Leidenschaft tun. Nebenbei müssen sie sich auch noch um einen mysteriösen Diebstahl kümmern – es wurden Trophäen aus dem Rugby-Clubhaus entwendet – und ein angeblicher Geist treibt im Pub nun auch sein Unwesen und bezichtigt einen hinzugezogenen Dorfbewohner als Mörder. Es gibt viel zu tun und die beiden Frauen verfolgen eine Spur nach der anderen. Dabei erfahren sie so einiges über die Menschen im Ort und decken Dinge auf, die sich nach und nach zu einem Bild entwickeln und sie der Lösung der drei Rätsel immer näherbringt.

Was mir in Tel 1 schon so gut gefallen hat (dieses schlagfertige, äußerst liebenswerte Frauenduo, das auf die Konventionen ihrer Zeit pfeift und auch ohne Mann bestens zurechtkommt und keine Gelegenheit verpasst, dies auch deutlich zum Ausdruck zu bringen), setzt sich hier herrlich fort. Ich hatte wieder so viel Spaß beim Lesen und Miträtseln. Irgendwo im Buch sagt der Inspector zu den Damen, sie wären so erfrischend wie ein laues Lüftchen. Das kann ich absolut so bestätigen – diese Beschreibung passt einfach perfekt! Es ist ein Krimi nach alter Art mit unterhaltsamer Ermittlungsarbeit durch Befragung der Menschen und technikfreie Untersuchung der Tatorte, ganz ohne Brutalität, Blutvergießen oder schrecklichen Szenarien. Eben ein Wohlfühl-Krimi. Es gibt auch eine Lieblingsstelle in dem Buch. Lady Hardcastle will sich ein Auto kaufen und wird vom Händler nur belächelt, weil sie eben eine Frau ist. Frauen Anfang 1900 fahren nicht selbst Auto, basta! Wie sie ihn dann auf charmante Art und Weise in seine Schranken weist – SO köstlich!

Der Schreibstil liest sich ungemein gut und leicht. Die Figuren werden bildhaft beschrieben und das Setting löst in mir Fernweh aus. Zu gerne würde ich das Dorf, Lady Hardcastles Haus, den Pub und alle anderen Spielorte und – natürlich – alle Personen in echt sehen und erleben. Inspector Sunderland hatte hier für mich absolut zu wenig Präsenz; ich hätte gerne mehr von ihm gelesen. Die drei Rätsel (Todesfall, Diebstahl, Geisterscheinung) hatten allesamt Hand und Fuß und die Auflösung war für mich nicht vollumfänglich vorhersehbar.

Tolle Fortsetzung einer richtig guten CosyCrime-Reihe – von mir gibt es dafür 4,5 von 5 (in Ermangelung von halben Sterne, sind es dann hier eben 4 Sterne).

Bewertung vom 26.01.2022
Der Herzgräber (eBook, ePUB)
Williams, Jen

Der Herzgräber (eBook, ePUB)


sehr gut

Thriller mit Gruseleffekt - packend und Schauer über den Rücken jagend

Heather hatte zu Lebzeiten keinen guten Draht zu ihrer Mutter – dennoch hätte sie nie damit gerechnet, dass diese Selbstmord begeht. Um sich um den Nachlass und die Beerdigung zu kümmern, kehrt sie in ihre Heimatstadt zurück und findet beim Aufräumen Briefe von dem berühmtberüchtigten Serienmörder Michael Reave, der eine lebenslange Gefängnisstrafe absitzt. Heather ist entsetzt, reichen diese Briefe doch weit in die Zeit zurück, als ihr Vater noch lebte. Warum schrieb ihre Mutter diesem Mann? Was verbindet sie mit ihm? Als dann aktuell ein Mord geschieht, der den damaligen Morden des „Roten Wolfes“ entsprechen, fasst Heather den Entschluss, der Sache auf den Grund zu gehen. Sie will mit Michael sprechen und so vielleicht herausfinden, was es mit dem mehr als seltsamen Abschiedsbrief ihrer Mutter auf sich hat. Gleichzeitig recherchiert sie gemeinsam mit ihrer Jugendfreundin an dem Ort, an dem damals die bestialischen Morde geschehen sind und an dem Michael Reaves aufgewachsen ist. Währenddessen passieren seltsame Dinge, die mit toten Vögeln und Federn zu tun haben und Heather fühlt sich permanent verfolgt, was sie – eine ehemalige Journalistin – jedoch nicht davon abhält, immer weiter und tiefer in dieses riesengroße Wespennest zu stoßen und damit vielleicht Dinge in Bewegung zu setzen, die besser weiter im Verborgenen geblieben wären.

Ich bin zunächst aufgrund der Beschreibung von einem ziemlich blutigen, brutalen Thriller ausgegangen. Das trifft auch teilweise zu, doch werden die blutrünstigen Einzelheiten nicht in den Vordergrund gerückt. Dafür hatte ich die Freude, einen wirklich düsteren, ein bisschen unheimlichen Psychothriller zu lesen, der mich permanent auf die falsche Fährte gelockt hat. Großartig finde ich den Aufbau des Buches, weil man immer wieder zurück in die Vergangenheit reist, in Michaels Kindheit und Jugend und so ganz viel Hintergrundwissen an die Hand bekommt, das für die komplette Story von großer Bedeutung ist. Michael, der grauenhafte Serienmörder mit dem Künstlernamen Roter Wolf, löste in mir die verschiedensten Gefühle aus: Abscheu, Ekel, Wut, Mitleid, Verständnis und Mitgefühl und war die Figur im Buch, die mir am besten gefallen hat. Heather entlockt mir nur ein „so eine unsympathische Pute“. Ich mag sie einfach nicht, weder ihren Charakter, noch sonst etwas an ihr. Sie erfüllt damit ein bisschen das Klischee der verabscheuungswürdigen Sensationsjournalisten – was sicher auch so gewollt ist. Wenn ja: gut gelungen! Ich mag sie wirklich überhaupt nicht!

Der Spannungsbogen war jederzeit ganz weit oben, ich wurde durch die eine oder andere Wende schön aufs Glatteis geführt, es gab viele leicht unheimliche Szenen und der sehr gute, bildhafte und fesselnde Schreibstil macht aus diesem Buch ein fingernägelgefährdendes, atomsphärisches Leseerlebnis. Das Ende war für meinen Geschmack ein bisschen zu hollywoodlike, also ein bisschen zu übertrieben. Nichtsdestotrotz ist das ein Buch, das ich mir gut als Verfilmung vorstellen kann… ein Film, den ich dann keinesfalls im Dunkeln alleine ansehen würde – ich oller Schisshase.

Meine Wertung: sehr gute 4 von 5 – fesselnde, unheimliche, atmosphärische Unterhaltung mit tollen Twists und packendem Aufbau.

Bewertung vom 24.01.2022
Der kleine Buddha auf der Reise nach Hause (eBook, ePUB)
Mikosch, Claus

Der kleine Buddha auf der Reise nach Hause (eBook, ePUB)


gut

Kleine Episoden zur Frage: was bedeutet Zuhause? Wo gehöre ich hin?

Der kleine Buddha liebt es, unter seinem Bodhi Baum zu sitzen und zu meditieren. Doch er liebt es auch, auf Reisen zu sein, fremde Orte zu entdecken und vor allem, Menschen zu treffen und mit ihnen einen Teil seiner Zeit zu verbringen. So macht er sich auf die Reise und möchte der Frage nachgehen, was eigentlich Zuhause für jeden bedeutet. Unterwegs trifft er eine alte Erfinderin, ein frisch verheiratetes Paar, eine Gewürzhändlerin, einen Schifffahrer, einen alten, sterbenden Mann, eine Autorin, eine Wirtsfrau. Mit jedem dieser Menschen verbringt er einige Zeit, führt Gespräche und von jedem bekommt er auf die Fragen: „Was ist für dich Zuhause“ eine andere Antwort. Und alle sind richtig. So kommt der Buddha zu dem Schluss, dass Zuhause für jeden etwas anderes ist und doch auch für jeden dasselbe: nämlich das Zuhause in sich selbst.

Es ist der 5. Teil der Reihe rund um den Kleinen Buddha und ich kenne dir Vorbände nicht. Das ist aber nicht schlimm, ich hatte nicht das Gefühl, nicht klar zu kommen oder etwas verpasst zu haben. Letztlich handelt es sich hier um eine Aneinanderreihung kleiner Episoden, Erlebnisse des Kleinen Buddha mit den Menschen auf seinem Weg. Diese sind nett und liebenswert und sicher auch lesenswert. Leichte Unterhaltung mit philosophischem Touch in einem Schreibstil, der sehr einfach daherkommt und für jeden leicht verständlich ist. Ich würde dieses Buch als guten Einstieg in die Philosophie des Buddhismus sehen, um mal einen allersten kleinen Blick dafür zu bekommen. Wer schon andere Bücher zu dem Thema gelesen hat, wird hier nichts neues entdecken. Wer sich einfach nur kurzweilig unterhalten möchte und sich womöglich sogar zum ersten Mal mit Buddhismus beschäftigen möchte, dem sei Der kleine Buddha ans Herz gelegt.

Für mich persönlich ist die Story zwar nett und liebenswert und warmherzig, doch auch irgendwie sehr weichgespült und einfach gestrickt. Liegt vielleicht daran, dass ich mit den Büchern der Katze des Dalai Lama verwöhnt bin, die für mich einfach immer noch unschlagbar sind. Meine Wertung daher: 3 gute Sterne.

Bewertung vom 22.01.2022
Die Muskeltiere und die große Käseverschwörung / Die Muskeltiere Bd.5
Krause, Ute

Die Muskeltiere und die große Käseverschwörung / Die Muskeltiere Bd.5


ausgezeichnet

Mutige Nager mit großem Herz, denen Freundschaft über alles geht – pfiffig und herzerfrischend


Der verfressene Picandou landet unfreiwillig in einem Auto volle Camemberts Richtung Paris. Klar, dass die anderen Muskeltiere ihn nicht im Stich lassen und so fahren sie kurzerhand mit, um ihm beizustehen. In Paris, in der Käsemacherei von Monsieur Albert angekommen, treffen sie auf Mäusedame Filou mit den niedlichsten rosa Öhrchen. Filou lebt bei Albert und sein Wohlergehen liegt ihr sehr am Herzen. Als ein großer Billigkäse-Fabrikant Alberts Käserei sabotiert und ihn aus dem Käsegeschäft vertreiben möchte, greifen die Muskeltiere ein. Sie wollen Albert helfen – aber natürlich auch Filou. Doch das ist gar nicht so einfach, lauern in der Nachbarschaft doch diese fiesen Schwarzfußratten mit ihrer herrischen Chefin Mylady de Winter sowie der beängstigende Kater Kardinal. Während sie alle also überlegen, wie man hier am besten vorgeht, schreitet Hamster Bertram, der sich ein bisschen in Filou verliebt hat, direkt beherzt zur Tat. Doch was können so kleine Muskeltiere schon gegen diese Menschen ausrichten? Und noch eine drängende Frage: wie kommen die vier bitte wieder zurück nach Hamburg?

Also dieses Buch und ich – das war Liebe auf den ersten Blick! Dieses wunderschöne Cover, diese vielen großen und kleineren Zeichnungen, die pfiffige Story mit diesen liebenswerten kleinen Helden! Zum Verlieben! Die vier Muskeltiere sind so herrlich beschrieben, jeder mit seinem ihm eigenen Charakter inkl. Macken und liebenswerten Eigenschaften. Allein die Namen: Picandou St. Albrait Camembert, Gruyère Réserve, Pommes de Terre und Bertram von Backenbart. Es ist herzerfrischend, wie die vier füreinander einstehen, wie sehr sie sich mögen und welches große Gerechtigkeitsherz in ihren kleinen Brüsten schlägt. Die Story selbst ist spannend und man fiebert tatsächlich mit den kleinen Pelznagern mit – und auch mit Albert. Hier spürt man auf jeder Seite die Liebe, die in Story und Zeichnungen steckt. Das ist wie ein Funken, der auf einen überspringt und der das Lesen zu einem herzerwärmenden Erlebnis macht. Lachen, Schmunzeln und Spannung inklusive. Der Schreibstil ist herrlich humorvoll, knackig und warmherzig, dabei aber auch sehr fesselnd und einfach richtig gut zu lesen.

Die große Käseverschwörung ist Teil 5 der Muskeltier-Reihe zum Vorlesen. Und wie könnte es anders sein: die Teile 1-4 sind jetzt auch schon bei mir eingezogen. Das Muskeltier-Fieber hat mich gepackt. Ich möchte mehr von den kleinen Nagern, denen Freundschaft, Hilfsbereitschaft und Mitgefühl wichtiger sind als alles andere. Daher gibt es von mir natürlich die vollen 5 Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.01.2022
Helles Land
Garner, Mary E.

Helles Land


ausgezeichnet

Mitreißende Fantasy in fesselnder Umgebung – eine (Lese-)Reise in eine andere Welt


Die Lichteiche blüht nur alle ca. 300 Jahre und bringt dann 12 Samen hervor. Diese Sprösslinge wachsen rasend schnell und sind für das Refugium überlebenswichtig, weil deren Blätterdächer die zerstörerische Kraft der zwei Sonnen filtern. Ohne diesen Schutz kann es kein Überleben geben. Clay, 38 Jahre alt, dem Dorf der Schirmer angehörend, ist die Erwählte des Heiligen Baumes. Sie und ihre Schülerin Camille sind die einzigen, die den Standort dieses überlebenswichtigen Baumes kennen. Eines Tages kommt eine Delegation der reichen Türmer zum alljährlichen Besuch und plötzlich verschwinden Parrett (Clays Gefährte) und Sir Osk (ein hochrangiger Türmer). Wurden sie entführt? Womöglich von den Savannah Dwellern (Wüstenbewohner)? Mit welchem Ziel? Clay macht sich auf die Suche nach Parrett, begleitet von Camillie. Unterwegs stoßen sie auf Avem – eine Obediantin (gentechnisch im Labor gezüchtete Hilfskraft der Türmer). Anfängliche Skepsis wandelt sich bald in Vertrauen und Freundschaft. Die drei treffen in Savannah auf Jonn, der ihnen zwar hilft, aber doch auch etwas zu verbergen hat - und auf viele Gefahren und Tücken. Letztlich kommen sie hinter die Verschwörung, die hinter allem steckt und wollen diese bekämpfen – zum Wohle aller Lebewesen im Refugium.

Wald, Wüste, Stadt – hier wird eine Welt mit absolut gegensätzlichen Lebensgrundlagen gezeichnet, was sehr fesselnd ist. Sämtliche Schauplätze werden detailreich beschrieben, ich habe mich zeitweise richtiggehend hineinversetzt gefühlt. Die fremden Pflanzen und Tiere, die unterschiedlichen Lebensformen, die Gaben der Schirmer (mit Pflanzen oder Tieren kommunizieren) und deren achtsame, wunderbar sanfte Lebensweise, die ruppige Art der Svannah Dweller, die täglich ums Überleben kämpfen, die eher misstrauischen, egoistischen Türmer in ihrer Riesenstadt. All das sowie das Setting und die einzelnen Charaktere sind so bildhaft und greifbar und haben echte Sogwirkung. Die spannende Story tut das ihre dazu. Es geht um Machtgier, um Reich und Arm, um Vertrauen, um Unterdrückung und um den Schutz der Natur. Verpackt in eine echt fesselnde Fantasystory mit tollen Ideen.

Was mir sehr gut gefallen hat ist, dass die Hauptfigur, Clay, eine 38jährige gestandene Frau ist und kein super junges Ding, dass zu Heldin avanciert. In meinem Herz haben sich vor allem die süße Obediantin Avem mit ihren großen Händen und jeweils 7 Fingern verwurzelt und auch Lady Dench, die resolute, wunderbar gezeichnete ältere Türmerin mit ihrer polternden Art und ihrem großen Herzen. Überhaupt: alle Charaktere sind so detailliert beschrieben und machen es einem daher leicht, mit ihnen mitzufiebern.

Der Anfang war für meinen Geschmack ein bisschen zu langatmig und hätte gern knackiger sein können. Doch dann geht es in die Vollen und es wird sehr spannend und mitreißend. Daher vergebe ich sehr gute 4,5 von 5 Sternen (in Ermangelung von halben Sternen runde ich hier auf volle 5 Sterne auf).