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bolie
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Langscheid

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Insgesamt 949 Bewertungen
Bewertung vom 02.02.2021
Krone der Welt (eBook, ePUB)
Weiß, Sabine

Krone der Welt (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

„Krone der Welt“ beginnt im eingeschlossenen Antwerpen. Von hier aus flüchten drei Kinder mit ihrem Vater nach Amsterdam. Es tobt ein Glaubenskrieg zwischen Calvinisten und Katholiken. Aber auch der Kampf zwischen Spanien und England, zwei Mächten, die sich weiter ausbreiten wollen, wird blutig geführt.

Von Francis Drake über die berühmte Armada bis zum Bau der Grenzmauern um Amsterdam, alle diese Figuren und Handlungen kommen im Buch von Sabine Weiß vor. Es ist eine anspruchsvolle Lektüre, die spannend und abwechslungsreich geschrieben wurde. Wie ging es damals in den Kontoren zu und auf welche Weise konnte Amsterdam auf einem Gebiet entstehen, welches von Wasser durchzogen war? Nicht nur diese Fragen werden beantwortet.

Auch die Tatsache, wie sehr die Bevölkerung sich von Männern beeinflussen ließen, die sie für den „wahren Glauben“ gewinnen wollten, ist eindrucksvoll beschrieben. Zum Schluss gibt es ein Glossar, in dem niederländische Wörter ausführlich erklärt und übersetzt sind. Die Autorin schreibt ebenfalls, welche Lektüre ihr als Grundlage für den Roman dienten und gibt Empfehlungen für Interessierte, die mehr über das Amsterdam der damaligen Zeit lesen möchten. „Krone der Welt“ ist eine aufwendig recherchierte Lektüre, die ich sehr gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 31.01.2021
Wut (eBook, ePUB)
Martenstein, Harald

Wut (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Die Hauptperson des Buches „Wut“ ist Frank. Er schreibt über seine Kindheit und die Mutter kommt dabei nie gut weg. Immer wieder lässt sie ihren Frust an ihm aus. Sie schlägt ihn mit Gürteln, nassen Handtüchern oder traktiert ihn mit ihren Fäusten. Frank hat kein Verständnis für die Wut seiner Mutter, kann aber nichts dagegen machen.

Puh, „Wut“ ist ein Roman, der aufrüttelt und zu Herzen geht. Schon auf den ersten Seiten schreibt der Junge, wie er von seiner Mutter misshandelt wird. Sie erhebt ihre Stimme, schreit so laut, dass Nachbarn sich über den Krach beschweren. Aber das ist eigentlich noch harmlos. Viel schlimmer sind die Worte, welche aus ihrem Mund strömen. Mit welchen Bezeichnungen sie ihr einziges Kind beleidigt. Das tut weh und es verwundert nicht, dass der Sohn kein gutes Verhältnis zu seiner Mutter hat.

„Wut“ ist kein gewöhnliches Buch und schon im ersten Kapitel erschrak ich über die Brutalität der Erlebnisse. Wie kann ein Kind solche Misshandlungen ohne Folgen überstehen? Auch wenn immer mal wieder anklingt, welche Erlebnisse die Mutter zu der Furie machten als die sie gegen ihren Sohn giftete. Nein, das ist Missbrauch an Schutzbefohlenen.

Immer wieder geht es in dem Roman hin und her. Mal in die Vergangenheit, dann in die Gegenwart. Es wechseln die Ort des Geschehens und das machte für mich das Lesen anstrengend. Das Ende ließ mich verwirrt zurück, da zu viele Fragen unbeantwortet blieben. Vier Sterne gebe ich aber trotzdem, da die Handlung keineswegs illusorisch und die Sprache angenehm ist.

Bewertung vom 28.01.2021
Umbrüche - Begegnungen
Streckenberger, Ewald

Umbrüche - Begegnungen


ausgezeichnet

„Umbrüche - Begegnungen“ beginnt mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges und endet mit den Anforderungen der heutigen Zeit. Und nein, es geht dabei nicht nur um die momentan grassierende Pandemie. Aus Sicht von unterschiedlichen Menschen schreibt der Autor über Begegnungen, die alle in einer Sache münden: dem Segeln. Der Autor begibt sich seine Akteuren auf Reisen in ferne Länder und lässt auch Menschen zu Wort kommen, die anderen helfen, sich aus schwierigen Situationen zu lösen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg ging es noch nicht um Massentierhaltung und/oder Erderwärmung. Damals gab es andere Sorgen, die die Menschen umtrieben. Das gilt auch für die Zeit während des Mauerfalls. Hier konnte aus dem Volk heraus ein Umbruch stattfinden, der leider von den Verantwortlichen viel zu rasch und teuer für die betroffenen Menschen vonstatten ging. Danach kamen dann der Börsencrash oder die Bankenrettung. Auch die Globalisierung ist nicht ausschließlich ein Segen und mittlerweile werden Rufe lauter, die das Streben nach lokaler Versorgung der Bevölkerung bevorzugen.

Vier große Themen sind es, die vom Autor beschrieben und mit Leben erfüllt wurden. Er schreibt über Menschen, die sich Gedanken über das Jetzt und die Zukunft machen. Wie sieht es mit der Fähigkeit zur segensreichen Kommunikation aus? Gibt es die überhaupt noch und kann sie eventuell wieder zurückerobert werden? (FB ist ein gutes Negativbeispiel). Der Autor zeichnet bekannte Punkte zum besseren Miteinander auf, die schon lange bekannt sind. Aber auch neue Ansätze gibt es nachzulesen und daher fand ich das Buch gut. Vier Sterne gibt es von mir und eine Leseempfehlung dazu.

Bewertung vom 26.01.2021
Der Mädchenwald (eBook, ePUB)
Lloyd, Sam

Der Mädchenwald (eBook, ePUB)


sehr gut

Elissa ist nicht nur eine begeisterte sondern auch eine gute Schachspielerin. Ihre Mutter unterstützt sie bei ihren Ambitionen und fährt sie stets zu wichtigen Turnieren. Bei einem wichtigen Wettbewerb wird Elissa entführt. Sie landet im Keller eines verlassenen Cottages. Ihr einziger Lichtblick in der ausweglosen Situation ist Elijah, ein Einzelgänger und seltsam anmutender Junge. Dabei ist er intelligent und wesentlich gewitzter als es den Anschein hat. Er alleine könnte das Mädchen retten und nur er weiß, dass Elissa nicht das erste Kind ist, welches im Märchenwald versteckt wird.

„Der Märchenwald“ ist eine Mischung aus Thriller und Mystery. Zuweilen war es für mich schwierig zu folgen, da die Story immer wieder aus anderen Perspektiven und aus der Sicht unterschiedlicher Personen erzählt wird. Es fließt viel Blut und das beschreibt der Autor recht anschaulich. Die Spannung baut er recht gut auf, kann sie aber nicht dauerhaft halten. Für meinen Geschmack gibt es zu viele Stränge, die ausufern und daher sogar langweilig sind. Die sehr ausführlichen privaten Ereignisse im Leben der Ermittlerin fand ich ebenfalls übertrieben. Wer ein wenig Mystery mag und dabei nicht darauf achtet, dass die Erzählung tatsächlich glaubhaft ist, der wird hier gut unterhalten.

Bewertung vom 23.01.2021
Lucrezia Borgia
Hausmann, Friederike

Lucrezia Borgia


sehr gut

Viele Leute denken, sie sei eine „verhängnisvolle Frau“, die zudem Giftmörderin, Ehebrecherin und Blutschänderin war. Als ich „Femme fatale“ bei Google eingab, wurde mir als eines der vielen Ergebnisse auch Lucrezia Borgia präsentiert. Zum Glück gibt es immer wieder neue Erkenntnisse, die viele Vorurteile entkräften. Es wurden Briefe gefunden und Schriften entdeckt, die ein völlig anderes Bild von Lucrezia Borgia zeigen. Sie lebte von 1480 bis 1519 und war die uneheliche Tochter des Papstes Alexander VI. Auch er benutzte sie im Ränkespiel der Zeit und ja, „verschacherte“ zu eigenen Zwecken.

Die Biographie von Friederike Hausmann zeigt eine Lebensgeschichte, die den aktuellen Ergebnissen der Forschung entspricht. Viele angebliche Fakten vergangener Zeit werde widerlegt und andere belegt. Aber nicht nur das Leben von Lucrezia wird beschrieben. Auch ihre Verwandten, seien es Blutsverwandte oder angeheiratete Familienmitglieder, kommen zur Sprache. Wie es damals normal war, so wurde auch Lucrezia verheiratet, wie es der Politik des Papstes oder der Brüder am besten passte. Frauen galten als Mittel zum Zweck und falls sie das Glück hatten, dass sie einen Ehemann fanden, der ihnen gefiel, war das eine Ausnahme.

Das Sachbuch schildert nicht nur das Leben der Borgia sondern auch die Entwicklung in Italien. Leider hielt sich die Autorin dabei nicht immer an die chronologische Reihenfolge und das erschwerte für mich den Lesefluss. Trotzdem las ich das Buch sehr gerne und bin davon überzeugt, dass hier eine gründliche Recherche vorliegt. Viele Querverweise gibt es, die im Anhang genau bezeichnet und als Fakten nachzulesen sind. Nein, niemand kann definitiv bezeugen, dass alle Angaben von Historikern stimmen. Aber ich denke, dass hier nur belegbare Schriften als Grundlage zur Biographie dienten. Vier Stern gebe ich daher sehr gerne.

Bewertung vom 22.01.2021
Ein neuer Anfang / Palais Heiligendamm Bd.1
Grünig, Michaela

Ein neuer Anfang / Palais Heiligendamm Bd.1


ausgezeichnet

Der Roman „Palais Heiligendamm – Ein neuer Anfang“ beginnt im Jahr 1912. Die Familie Kuhlmann folgte dem Vater und Ehemann nach Heiligendamm und hier möchte er seinen lang gehegten Traum erfüllen. Er will das beste Hotel am Platze besitzen und den großen Konkurrenten hinter sich lassen. Die Reichen und Schönen der Umgebung interessiert das aber nicht. Sie steigen weiter im Grandhotel ab. Neben dem Ärger mit der Konkurrenz ist Vater Kuhlmann auch mit den Tätigkeiten seiner Kinder nicht einverstanden. Der Sohn Paul sieht sich so gar nicht als künftiger Hotelier und die Tochter Elisabeth ist für den Geschmack des Vaters zu eifrig bei der Sache. Als dann auch noch der Erste Weltkrieg ausbricht, wird die Zeit für das Palais alles andere als einfach.

Welch ein bezauberndes Buch. Die Autorin schreibt so angenehm und bildhaft, dass ich beim Lesen stets abtauchen konnte. Die Charaktere entwickeln sich im Laufe der Geschichte und die Ereignisse im Buch sind frei von konstruierten Erlebnissen, die unrealistisch erscheinen. Die Sorge um das tägliche Brot während des Krieges und das Sehen nach den Soldaten, die an der Front ihren Dienst versehen, ist so realistisch geschildert, dass ich völlig gefangen war.

Neben den Schwierigkeiten beim Aufbau eines florierenden Hotelbetriebes gibt es noch einige Nebenschauplätze. Auch die sind passend zur Zeit dargestellt. Der Kampf um Gleichberechtigung oder der Wunsch nach Verwirklichung eigener Ziele gehören unter anderem dazu. Es sind noch einige Fragen offen und ich freue mich sehr auf die Folgebände. Ein spannendes und mit historischen Fakten gut bestücktes Buch, welchem ich gerne fünf Sterne gebe.

Bewertung vom 22.01.2021
Essen gut, alles gut (eBook, ePUB)
Niemeier, Heike

Essen gut, alles gut (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

„Essen gut alles gut“ wurde von Dr. Heike Niemeier geschrieben. Sie zeigt darin auf, in welcher Weise unser Wohlbefinden und unsere Nahrung einander unterstützen können. Wie wichtig sind Ballaststoffe und was verstehen Fachleute unter dem Inhalt der Nahrungsmittel? Was bringen die vielen Diäten und hat der absolute Verzicht wirklich einen Nutzen für den Körper? Nicht nur fundiert und anschaulich sondern für jeden Laien verständlich, beantwortet die Autorin sämtliche Fragen rund um Ernährung und Ernährung.

Es gibt mittlerweile sehr viele Ernährungscoachs. Seien es die Sendungen im TV oder Rundfunk, oder die „Frauenzeitschriften“ sowie Bücher. Aber dieses „Essen gut alles gut“ ist erfrischend anders. Die Autorin verteufelt weder Fett noch Zucker. Sie hebt nicht den Zeigefinger oder zieht die Stirn kraus, wenn sie von „Ausrutschern“ bei der Nahrungsaufnahme berichtet. Sie zeigt fachlich fundiert und dennoch leicht verständlich, wie unsere Organe mit guten Nährstoffen gefüttert werden können. Sie erklärt den Sinn von Blutuntersuchungen und erklärt die Werte. Zudem gibt sie Tipps zum Abwechslungsreichen Essen und sogar schmackhafte Rezepte kann der Leser nach kochen. Die Reihenfolge besteht in der Aufzählung der Zutaten, die benötigten Utensilien aus der Küche und die genaue Erklärung der Zubereitung.

Das Buch ist ein Nachschlagewerk für alle, die sich mit der gesunden Nahrung beschäftigen wollen. Beispiele aus der Praxis runden das lehrreiche Buch ab und diese sorgen für Abwechslung bei wissenschaftlichen Erläuterungen. Fünf Sterne und eine Leseempfehlung gibt es von mir.

Bewertung vom 18.01.2021
Das Glück der Erde
Bredow-Werndl, Jessica von

Das Glück der Erde


ausgezeichnet

Bereits im Alter von vier Jahren saß sie auf einem Pony und damit begann ihre Liebe zu Pferden. In dem Buch „Das Glück der Pferde“ beschreibt Jessica von Bredow-Werndl ihren Weg zum Erfolg. Es sind etliche Tiere, die hier erwähnt werden und alle halfen der Reiterin dabei, dass sie mittlerweile etliche Siege im nationalen und internationalen Wettbewerb erringen konnte. Sie lebt und arbeitet auf Gut Aubenhausen und freut sich, wenn sie an künftigen Olympiaden teilnehmen kann. Auch ihr Bruder steht Jessica zur Seite und beide ergänzen sich optimal.

Das Buch ist in der Ich-Form und mit viel Herzblut geschrieben. Frau Bredow-Werndl gehört zu den besten Reiterinnen der Welt. Dabei war die erfolgreiche Isabel Werth ihr stets ein wertvolles Vorbild. Die zählt zu den erfolgreichsten Dressurreiterinnen der Welt und konnte immerhin zehn olympische Medaillen gewinnen. Das ist schön und machte den Reitsport populär.

Ich las die Geschichte von Frau Bredow-Werndl sehr gerne und fand ihre Ausführungen interessant. Und das, obwohl ich unsere Pferde nicht als Sportgerät oder Reittier sehe. Was mir gut gefiel, dass sie eine Beziehung zu den Tieren aufbaut und sie als Partner ansieht. Das ist bei Leistungssportlern nicht gerade normal. Warum sie Vegetarierin wurde, das interessierte mich eigentlich nicht und warum sie das in ihrem Buch beschrieb? Ich weiß es nicht. Wer sich für Leistung und Dressur im Zusammenhang mit Pferden interessiert, wird das Buch mögen. Leser müssen sich allerdings gefallen lassen, dass hier auch Werbung für den eigenen Reitstall gemacht wird. Auch Werbung für gute Trainer gibt es in dem Buch. Da auch ich diese großen und liebenswerten Tiere sehr mag, gebe ich vier Sterne und eine bedingte Leseempfehlung.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.01.2021
Die Schwimmerin (eBook, ePUB)
Mayer, Gina

Die Schwimmerin (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ihr Name ist Betty und sie ist die Hauptperson im Roman „Die Schwimmerin“. Sie fühlt sich am Ziel ihrer Träume. Im Jahr 1962 heiratet sie ihren Traummann Martin. Ihr Leben scheint perfekt. Allerdings quälen sie Erlebnisse aus der Vergangenheit, die drohen, dass sich ihr Dasein zum Negativen ändert. Dazu gehört auch, dass ein junges Mädchen sich ihr auf eine Weise nähert, das so gar nicht zum Leben Bettys gehört. Sie verfolgt die junge Frau und selbst vor einer Erpressung scheut sie nicht zurück.

Das Buch ist in der Ich-Form geschrieben und spielt sich in zwei Zeiten ab. Sowohl die Ereignisse um den Zweiten Weltkrieg als auch die Nachkriegsjahre ab 1962 sind Themen des Buches. Die Autorin schreibt am Schluss des Buches, welcher Gedanke Anlass zum Schreiben von „Die Schwimmerin“ war. Sie erfuhr von Häusern, die sich um „gefallene Mädchen“ kümmerten. Dass diese allerdings von den „frommen Damen“ immer wieder für eigene Zwecke missbraucht und ausgenutzt wurden, das erfuhr sie erst, nachdem sie sich vermehrt mit dem Thema befasste.

Betty zieht täglich ihre Bahnen und das Schwimmbad gehört zu den Orten, wo sie gerne verweilt. Selbst die fortgeschrittene Schwangerschaft hält sie nicht davon ab. Sie wird von Gedanken abgelenkt, die sie permanent an die Vergangenheit erinnern. Aber, wer ist dieses Mädchen, welches ihr immer mal wieder nachstellt und was hat sie tatsächlich im Leben Bettys verloren?

Für mich gibt es zum Schluss zu viele Fragen, die nicht beantwortet werden. Mir kommt es so vor als hätte die Autorin das Ende herbeigesehnt. Zu abrupt beendete sie das Buch und ich als Leser bleibe ratlos zurück. Aber, vielleicht gibt es ja noch eine Fortsetzung?

Bewertung vom 17.01.2021
Der Mann im roten Rock (eBook, ePUB)
Barnes, Julian

Der Mann im roten Rock (eBook, ePUB)


sehr gut

Dr. Julian Pozzi war ein Pionier auf dem Gebiet der Frauenheilkunde. Er setzte sich für die minimalistische Operation ein und das hieß schon damals, dass die Dauer des Eingriffs auf ein Minimum reduziert werden konnte. Zudem war er überzeugt, dass die neuartigen Materialien für Chirurgen nicht nur das Vernähen der Wunden revolutionierten. „Der Mann im roten Rock“ zeugt von einer umfangreichen Recherche und beschreibt die Belle Epoque eindringlich und ausführlich. Pozzi sorgte dafür, dass endlich Hygienevorschriften in die Operationssäle Einzug hielten und ja, der übersetzte auch die damals sehr umstrittenen Aufzeichnungen Darwins in die französische Sprache.

Es war das Bildnis von Sargent, welches den Autor zum Schreiben dieses Buches animierte. Es zeigt den Arzt und „Vater der französischen Gynäkologie“ ganz privat. Er trägt einen roten Morgenmantel und darunter ein weißes Hemd. Seine Hände sind äußerst schmal dargestellt. Sahen so Chirurgenhände in der Vorstellung des Künstlers aus? Pozzi wird in etlichen Abhandlungen über sein Leben als notorisch Sexsüchtig geschildert. Wobei sich nicht nur Herr Barnes die Frage stellt, welchen Wahrheitsgehalt diese Aussagen haben. In dem Zusammenhang schreibe ich auch hier ein Zitat, welches mir in dem Buch „Der Mann im roten Rock“ ausgesprochen gut gefiel: „Warum drängt es die Gegenwart ständig, über die Vergangenheit zu urteilen?“ Wir können in der heutigen Zeit lediglich darauf hoffen, dass Historiker und Autoren gut ermittelten. Und dennoch wissen wir nicht, was damals tatsächlich geschah und in welcher Weise wir den Hauptpersonen wirklich gerecht werden.

Das Buch ist spannend geschrieben und konnte mich fesseln. Aber ich gebe zu, dass ich es nicht permanent lesen konnte. Es gab zu viele Fremdwörter und auch Fakten, die ich immer mal wieder sacken lassen musste. Eine Empfehlung gebe ich auf jeden Fall und die vier Sterne sind meiner Meinung nach angemessen.