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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Hornita
Wohnort: 
Augsburg

Bewertungen

Insgesamt 850 Bewertungen
Bewertung vom 18.02.2023
Mr. Loverman
Evaristo, Bernardine

Mr. Loverman


ausgezeichnet

Lebendig und authentisch;
Für mich war es das erste Buch dieser Autorin und ich bin begeistert. Die Sprache hat eine sehr große Bandbreite und Lebendigkeit und hat mich ab der ersten Seite gefangen gehalten. Karibischer Flair gepaart mit Humor, Lebensweisheit und viel Allgemeinwissen kommen sofort rüber und man fühlt sich in das Leben der Hauptfiguren hineinversetzt. Die Geschichte wird größtenteils aus der Sicht Barrys erzählt, ein Teil davon auch aus der Sicht seiner Frau Carmel und mit ihren Gedanken verändert sich der Schreibstil, was sich ganz natürlich liest. Barrys Leben und Lebensgeheimnis werden nach und nach erzählt und durch die Perspektivwechsel wird klar, welche Chancen er und Carmel im Leben vergeben haben. Man kann beider Gefühle nachvollziehen und freut sich mit ihnen über positive Entwicklungen und Barrys spätes Coming-out. Barry ist einfach ein sympathischer, cooler, älterer Herr, der auf Mode aus den 1950ern steht. Ich würde sehr gerne eine Fortsetzung von dieser Geschichte lesen. Ein Kompliment an die Übersetzerin, denn die Arbeit kann durch den teilweise sehr speziellen Wortschatz nicht einfach gewesen sein und der Roman wurde toll übersetzt und der karibische Einschlag gut transportiert!

Bewertung vom 18.02.2023
Requiem
Loeser , Karl Alfred

Requiem


ausgezeichnet

Tolles Zeitzeugnis;
Die Geschichte dieses Buches und seines Autors hat mich neugierig gemacht, da sie so ungewöhnlich ist. Es gelingt dem Autor, ohne politisch zu werden, den Aufstieg des Nationalsozialismus in den 1930er Jahren gekonnt zu beschreiben. Der Fokus liegt auf den Menschen und ihrer Psychologie und wird meisterlich erzählt. Frustrierte, Hoffnungslose, Abgehängte hängen sich an politische Ideen und haben plötzlich die Chance, „etwas zu werden“, und so gehen diese Normalbürger auf Kosten Anderer über Leichen. Die Opportunisten werden demaskiert ohne dass das Buch moralisch oder politisch wird. Man versteht, wie der Terror im Kleinen funktioniert und wie sich aus Willkürlichkeiten Böses entwickelt, weil jeder Angst hat. Die Geschichte ist sehr gut konstruiert und am Ende hat jede Person, jede Handlung einen Sinn im Gesamtwerk. Der Schreibstil ist neutral und nüchtern und schildert in zeitlosem Ton die Handlung. Toll, dass dieses sehr lesenswerte Buch nun veröffentlicht wurde.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.02.2023
Bildergeschichten zum Mitmachen: Hier kommt Finni Fuchs
Reider, Katja

Bildergeschichten zum Mitmachen: Hier kommt Finni Fuchs


ausgezeichnet

Sehr schöne Alltagsgeschichten zum Mitmachen;
Dieses Buch ist einfach zauberhaft mit vielen, tollen Zeichnungen. Es beinhaltet insgesamt fünf Geschichten mit Finni Fuchs aus dem Alltagsleben eines Kleinkindes (Aufstehen, Kindergarten,, Einkaufen, Kuchen backen, Schlafen gehen). Mir hat gut gefallen, dass viele Bezugspersonen vorkommen, also Mutter, Vater, Erzieher und Erzieherin sowie die Großeltern und kaum Geschlechtersterotype bedient werden. Der Umfang des Textes ist genau passend zu den dazugehörigen Bildern und überfordert ein Kleinkind nicht. Es gibt immer wieder mal kleine Mitmachaufgaben, z. B. anhand der schön gezeichneten Bilder Gemüse benennen oder Finnis Lieblingsobst finden. Am Ende gibt es noch eine Seite mit einem heraustrennbarem Finni Fuchs und drei Kleidungsstücken (Schlafanzug, Alltagskleidung, Matschanzug) zum Spielen. Insgesamt ein wirklich schönes Bilderbuch mit altersgerechten Geschiten!

Bewertung vom 18.02.2023
Der Tote im Kurhaus / Fräulein vom Amt Bd.2
Blum, Charlotte

Der Tote im Kurhaus / Fräulein vom Amt Bd.2


sehr gut

Gelungene Fortsetzung;
Den ersten Fall für das Fräulein vom Amt hatte ich gelesen und mich bereits auf diese Fortsetzung gefreut. Band 2 hat mir sehr gut gefallen und ich denke, dass man dieses Buch auch gut lesen kann, ohne Band 1 zu kennen. Die Kriminalgeschichte paßt zu den 1920er Jahren und die vielen historischen Details wurden liebevoll recherchiert und in den Plot integriert. Das Lebensgefühl der 1920er Jahre wird dadurch erlebbar. Alma ermittelt in der ihr eigenen, unaufgeregten Art mit den ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten. Es wirkt vollkommen natürlich, wie sie z. B. über ihre Freundin Kontakt zu Verdächtigen und Zeugen sucht. Mir gefallen auch die starken und exzentrischen Frauenfiguren in diesem Kriminalroman. Einen kleinen Abzug gibt es dafür, dass für mich das Gleichgewicht zwischen historischen Details und Entwicklung des Kriminalfalles nicht ganz ausgewogen ist. Die Herleitung der Indizien und Verdachtsmomente hätte ausführlicher sein können und die nebensächlichen (wenn auch interessanten) Details etwas weniger. Besonders gut gefallen hat mir, dass im Nachwort und Glossar auf einigen Seiten viele Motive des Buches erklärt und historisch unterfüttert werden.

Bewertung vom 16.02.2023
Das Schweigen in mir
AlAmmar, Layla

Das Schweigen in mir


sehr gut

Eindringlich;
Das Buch beginnt mit allgemeinen Beobachtungen über verschiedene Nachbarn, die ich sehr gelungen fand und mir gut gefallen haben. Dann wechseln sich Kapitel über aktuelles Geschehen im Wohnviertel, veröffentlichte Artikel der Journalistin und bruchstückhafte Erinnerungen an ihr Leben in Syrien und die Flucht ab. Die Erinnerungen sind teilweise sehr nebulös, werden nur angedeutet, verschwimmen mit Alpträumen, Ängsten und Panikattacken. Dadurch wurde für mich schwer greifbar, was der Hauptfigur und ihren nahestehenden Personen wirklich passiert ist und ich hätte mir gewünscht, dass die losen Enden deutlicher gelöst worden wären. Aber vielleicht ist es auch Absicht, die Ungewissheit, die bei Geflüchteten über den Verbleib einiger naher Personen herrschen dürfte, dem Leser näherzubringen. Insgesamt fand ich die Figur der sprachlosen, traumatisierten Schriftstellerin sehr eigenwillig, aber nachvollziehbar und durchaus sympathisch. Ihre Stummheit und ihr Rückzug aus dem Leben sind glaubhaft und wie sie durch die steigende Nähe zu ihren Nachbarn zurück ins Leben findet, wird wirklich schön geschildert. Diesen Blickwinkel auf eine Asylsuchende empfand ich als sehr eindringlich, da für sie aufgrund ihrer Traumata erst nur dieses schweigsame, zurückgezogene Leben möglich war.

Bewertung vom 16.02.2023
Sibir
Janesch, Sabrina

Sibir


ausgezeichnet

Geschichte wird lebendig;
Es gibt zwei Erzählzeiten im Buch, die sich immer wieder abwechseln und in ihren jeweiligen Entwicklungen gekonnt zueinander passen. Die Tochter Leila erinnert sich an ihre Familiengeschichte und Jugend und den Zuzug von deutschstämmigen Aussiedlen in den 1990er Jahren und ihr Vater Josef an seine Verschleppung und zehnjährigen Aufenthalt in der siibirischen Steppe von 1945 bis 1955. Bisher wußte ich nicht viel über deutschstämmige Aussiedler, Verschleppte, Zivilgefangene in der Sowjetunion, aber hier wird die Geschichte anhand einer Familiengeschichte lebendig und greifbar. Sehr eindrücklich wird geschildert, wie dies das Leben und die Charaktere der betroffenen Familien über Generation prägt und Schuldgefühle hinterlässt, weil das Überleben unter widrigen Umständen gelungen ist. Der Schreibstil hat mir gut gefallen, er ist abwechslungsreich und lässt sich sehr angenehm und flüssig lesen. Ein wirklich lesenswertes Buch, dass ein Stück Geschichte lebendig macht.

Bewertung vom 06.02.2023
Der Tag, an dem meine Kindheit endete
Alsilo, Farhad

Der Tag, an dem meine Kindheit endete


ausgezeichnet

Beeindruckend;
Farhad beschreibt sein Leben mit eigenen Worten und anfangs aus kindlicher Perspektive. Dadurch sind Sprache und Blinkwinkel zu Beginn etwas eingeschränkt, was die Geschichte umso eindringlicher macht. Ursprünglich das einfache, aber glückliche Leben mit der Familie im Irak, dann der Überfall aufs Dorf und die Ermordung des Vaters, die Verschleppung der Schwestern und die mühsame Flucht. Durch dieses Buch sind die Nachrichten aus dem TV für mich lebendig geworden und ich konnte die Schicksale hinter den trockenen Nachrichtentexten sehen und verstehen. Erschreckend ist die Willkürlichkeit, die über Rettung oder Tod oder Schlimmerem entscheidet. Mir hat besonders gut gefallen, dass die Perspektive Farhads durch die Geschichten der verschleppten Schwestern und des zurückgebliebenen Bruders ergänzt wurden und die Familienfotos die Personen nahbar gemacht haben. Am Ende gibt es noch allgemeine Information über das Jesidentum, die ich als gut zusammengestellt und ausgewählt empfand. Ein ausgesprochen lesenswertes und bewegendes Buch!

Bewertung vom 31.01.2023
Manfred Krug. Ich bin zu zart für diese Welt
Krug, Manfred

Manfred Krug. Ich bin zu zart für diese Welt


ausgezeichnet

Unterhaltsames Zeitzeugnis;
Da ich den ersten Teil der Tagebücher nicht gelesen habe, hatte ich nur eine diffuse Ahnung davon, was mich erwartet. Es sind wirklich Tagebucheinträge, so wie man sie sich vorstellt, fast für jeden Tag und ziemlich ungefiltert und authentisch; mal nur ein Satz und mal mehrere Seiten pro Tag. Einige Personen, die Manfred Krug häufig trifft, waren mir kein Begriff, da hätten ein paar mehr Fußnoten geholfen. Von Anfang an hat mich der erfrischende Humor und die schonungslose Analysefähigkeit Manfred Krugs gefangengenommen. Mal sind die Gedanken und Einblicke sehr persönlich und intim, mal rufen die Kommentare zum Zeitgeschehen Erinnerungen wach und ließen mich schmunzeln und auch lauthals lachen. Der damalige Zeigeist und das Zeitgeschehen werden mit wenigen Sätzen wieder greifbar. Auch seine Gedanken zur Gesundheit und zum Älterwerden sind pointiert und werden mit großer Selbstreflektion präsentiert. Alles in allem haben mich die Tagebücher dieser zwei Jahre sehr angesprochen und enorm unterhalten.

Bewertung vom 31.01.2023
Zürcher Verstrickungen
Kasperski, Gabriela

Zürcher Verstrickungen


sehr gut

Dunkle Familiengeheimnisse spannend gelöst;
Dies ist bereits der achte Fall für Schnyder und Meier, was mir vorab gar nicht klar war. Ich kann mir vorstellen, dass die Hauptfiguren eine längere Entwicklung durchgemacht haben, da dies an einigen Stellen angeklungen ist. Aufgrund der Vielzahl an Personen und Perspektivwechseln hatte ich anfangs Probleme, die einzelnen Personen und Handlungen richtig einzuordnen. Wahrscheinlich ist das für die Leser einfacher, die das Ermittlungsteam schon kennen. Der Fall ist gut konstruiert, wird langsam entwickelt und die Verbindungen zu einem Cold Case und dunklen Familiengeheimnissen sind gelungen und glaubhaft verschachtelt. Das Kolonialismus-Thema ist zeigemäß und sehr informativ gelöst. Der Schreibstil ist angenehm und der Krimi hat sich gut und flüssig lesen lassen. Ich habe einen Stern für die für meinen Geschmack zu umfangreichen Privatthemen der Ermittler abgezogen, da es einiges gab, was für mich für die Story unnötig war.

Bewertung vom 27.01.2023
Das Buch - Schreib um dein Leben!
Walter, Patricia

Das Buch - Schreib um dein Leben!


ausgezeichnet

Toller deutscher Thriller;
Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen, da die Mischung aus psychologischen und gruseligen Elementen sehr ausgewogen ist, ohne dass es übertrieben oder reißerisch wirkt. Die Kapitellängen finde ich auch sehr ansprechend, gerade die richtige Menge an Seiten, um ein angenehmes Lesegefühl zu vermitteln. Die Story ist interessant und mal was anderes. Ich finde die Idee toll umgesetzt, viel subtiler, als ich es nach der Kurzbeschreibung erwartet hätte. Besonders gut gefallen mir die beiden Erzählleisten: "Das Buch" und die aktuelle Handlung, die aus verschiedenen Perspektiven geschildert wird, was es sehr abwechslungreich macht. Das alles wird gekonnt miteinander verwoben und ergibt ein organisches Ganzes. Die losen Enden werden zusammengeführt bzw. alle offenen Fragen beantwortet und ich empfand das Ende als sehr befriedigend. Allein schon die tolle, außergewöhnliche Danksagung ist lesenswert!