Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
anette1809 - katzemitbuch.de
Wohnort: 
Sulzheim
Über mich: 
Mein Blog: https://katzemitbuch.de/

Bewertungen

Insgesamt 1038 Bewertungen
Bewertung vom 01.11.2014
Anders
Steinhöfel, Andreas

Anders


ausgezeichnet

Felix hat an seinem elften Geburtstag einen sehr skurrilen Unfall. Zuerst fällt ihm eine der Einsen an den Kopf, die sein Vater zu seinem Geburtstag gerade auf dem Dach montieren wollte, dann fährt ihn seine Mutter mit ihrem Auto gegen die Hauswand.
Felix liegt lange im Koma, genauer gesagt 263 Tage, genauso lange, wie seine Mutter vor elf Jahren mit ihm schwanger war. 263 ist eine Primzahl, überhaupt spielen Primzahlen in dem Buch eine große Rolle, unter anderem hat Anders an einem elften Geburtstag, er wohnt in einem Haus mit der Nummer 17 und vor seiner Geburt war der Name Felix auf dem elften Platz in der Hitparade der Jungennamen, sowie viele Gegensätze.
"Anders" ist eine ruhige Geschichte, trotz dunkler Geheimnisse, merkwürdiger Vorfälle und ungeklärten Anschlägen, in die die Personen dieser Geschichte verstrickt sind und die sich erst nach und nach bis zum Ende der Geschichte offenbaren. Weil das Buch voller Gegensätze steckt, gibt es aber auch Sachen fürs Herz - keine Panik: keine Liebesgeschichten - zumindest nicht im üblichen Sinne ;)

Andreas Steinhöfel kann auch "Anders" als "Rico und Oskar" oder "Die Mitte der Welt", das beweist er eindrucksvoll mit seinem neuen Buch.
Ich habe keine Ahnung, was ich vor dem Lesen erwartet habe, auf jeden Fall kein zweites "Rico und Oskar". Das Andreas Steinhöfel aus dieser - zugegebenermaßen sehr lesenswerten Schublade - heraus wollte, hat er allein mit der Titelwahl bewiesen. Trotzdem findet sich auch in seinem neuen Roman viel Vertrautes: zum einen findet man einen Cameoauftritt von Paul aus "Paul Vier und die Schröders", der wohnte früher nämlich in der gleichen Straße wie Anders. Wie in seinen "Rico und Oskar" Romanen zeichnet sich auch bei "Anders" Peter Schössow für die Illustrationen verantwortlich. Passend zu den Verlagsfarben der "Königskinder" sind diese in warmen Goldtönen gehalten. Im Buchinneren fühlte ich mich warm umfangen und willkommen geheißen, wohingegen das Cover auf mich den Eindruck machte, als wollte das Buch Distanz zu mir wahren. Auch die Geschichte selbst ist ein Wechselbad zwischen Glück und Leid, Licht und Schatten.
Das "Anders"-Sein, beziehungsweise generell Wendungen in unserem Leben durchaus etwas Positives sein können, auch wenn es zunächst nicht den Anschein danach hat, und es sich unter anderem so offenbart, wo die wirklichen Freunde liegen - was sich auch auf die Familie ausweitet - liest man beispielsweise aus dem zunächst etwas seltsam anmutenden Zitat von Anders' Mathenachhilfelehrer heraus: "Du warst ein Langweiler. Nett, aber ein Langweiler. In sechzig Jahren wärst du noch genauso nett und langweilig gewesen. In deinem Leben wäre nie etwas Bemerkenswertes passiert. Du kannst von Glück reden, dass du den Unfall hattest." (S.139) Tatsächlich schrecken die meisten aber vor jeder Art von Anderssein zurück. Und bei Anders hat sich nach dem Unfall sehr viel in seiner Persönlichkeit und seinem Empfinden, insbesondere anderen Personen gegenüber, geändert.

Ich kann lange nicht behaupten nach einmaligen Lesen alles für mich Wesentliche aus der Geschichte gezogen zu haben, dafür steckt zu viel Symbolik in der Geschichte, zu viele wertvolle und weise Worte des Autors. Ich weiß noch nicht mal, ob ich das Buch Jugendlichen empfehlen würde ab den vom Verlag angegebenen 12 Jahren. Wobei ich nach Beendigung des Buches gedacht habe, dass es absolut auch ein Jugendbuch ist, nur hätte ich vor 25 Jahren ganz andere Sachen für mich aus der Geschichte gezogen als ich es nun aus Erwachsenensicht mache.
Wie schafft Andreas Steinhöfel es nur immer wieder Protagonisten zu erschaffen, die so verdammt real auf mich wirken? Wie kann ein Buch gleichzeitig so glücklich, aber auch traurig machen?
Auf jeden Fall - wieder - ein Werk von Andreas Steinhöfel, bei dem es für mich nicht beim einmaligen Lesen (oder dank Hörbuchausgabe Vorlesen lassen) bleiben wird.

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.10.2014
Das Kaninchen-Rennen
Koch, Boris

Das Kaninchen-Rennen


ausgezeichnet

Im Städtchen Niederrhode ist es seit vielen Jahren Tradition zum Andenken an ein kleines Kaninchen, welches vor 400 Jahren die Stadt gerettet hat, ein Kaninchenrennen abzuhalten. In jedem Jahr nehmen die 10jährigen Jungen und Mädchen daran teil. Die Rennkaninchen stammen alle von dem namenlosen Retter der Stadt ab. Bei einer Schnupperstunde vor dem Rennen darf sich jedes Kind einen Favoriten auswählen, der je nach Gefragtheit später den Teilnehmern zugelost wird.

"...Natürlich geht es bei einem Rennen immer um das Gewinnen, sonst könnte man ja auch gemeinsam spazieren gehen und sich die Medaillen sparen. Nur der Sieger wird in den Sockel graviert, und trotzdem ist es wichtig, überhaupt anzutreten, denn das Rennen bedeutet den ersten Schritt zur Aufnahme in die erwachsene Gemeinschaft. Es geht darum, vor den Augen aller alles zu geben, sich gegenseitig zu necken und doch zusammenzugehören. Denn eigentlich geht es ums Verlieren. Man soll lernen zu verlieren." (S.190)

Da Tim mit schönster Regelmäßigkeit zu allen Dingen zu spät kommt, verpasst er auch die Schnupperstunde. Er entscheidet sich für ein Kaninchen, das ihm verschmitzt zugezwinkert hat, nichts ahnend, dass dieses Kaninchen einen verkümmerten Vorderlauf hat.
Tims Opa und Trainer wendet sich daraufhin verbittert von ihm ab, denn seine ganze Hoffnung lag auf Tim, die Familienschmach abzuwenden, die vor etlichen Jahren sein Vater verursacht hat. Denn dieser hat "gekniffen" und trat nicht zum traditionsreichen Rennen der Stadt Niederrhode an.
Sowohl Tim als auch sein Opa brauchen lange, um den eigentlichen Sinn des Rennens zu verstehen. Natürlich ist gewinnen toll, selbst nach dem Zweitplazierten kräht nach einem Jahr kein Hahn mehr. Aber ein alter Freund von Tims Vater, seine Oma und seine neuen Freunde Pascal und Lizzy zeigen Tim, worum es bei dem Rennen wirklich geht: Freundschaft und Teil einer Gemeinschaft sein!

Boris Koch verarbeitet in seinem Roman "Das Kaninchenrennen" viele Arten von Vorurteilen und Diskriminierung. Wenn mir vorher einer gesagt hätte, das hier Diskriminierung gegenüber Behinderten ebenso ein Thema sind wie die ungleiche Behandlung von Frauen gegenüber Männern, hätte ich die Befürchtung gehabt, dass die Geschichte vorrangig durch diese Themen bestimmt ist oder völlig überladen wirkt. Dem ist aber zum Glück gar nicht so, der Autor hat diese Themen sehr stimmig mit dem Kontext der Geschichteverknüpft, so dass man beim Lesen ganz nebenbei viel über ungerechte Behandlung erfährt, aber nicht davon erschlagen wird geschweige denn das Gefühl hat, dass der Autor einem gerechtes Verhalten mit dem erhobenen Zeigefinger eintrichtern will.
Die Charakterausarbeitung ist durchweg gelungen. Neben den drei Hauptcharakteren Tim, Pascal und Lizzy, die alle drei auf die eine oder andere Weise Aussenseiter in der Gemeinschaft Niederrhodes sind, überzeugen auch Figuren wie Tims Opa, seine Oma, sein ehemals bester Freund und Paragraphenreiter Carsten.
Daneben faszinieren die unglaublich fantasievollen Ideen und Lokationen, die den Rahmen für Boris Kochs Freundschaftsgeschichte bilden. Die spannende Fabel um die Rettung der kleinen Stadt durch ein kleines Kaninchen, die skurrilen Gebäude und traditionsreichen Riten, die der Sage und dem tierischen Helden huldigen.
Zudem ist das Buch mit so viel Liebe zum Detail veröffentlicht worden: passend zum Titel und dem Inhalt der Geschichte, schmückt ein Daumenkino die unteren Ecken des Buches, bei dem man selbst das dreibeinige Kaninchen zum Rennen schicken kann. Des Weiteren gibt es ein Spiel zum Download, bei dem viele Figuren aus dem Buch eine Rolle spielen.

"Das Kaninchenrennen" ist ein wunderbarer Lesespaß mit Tiefgang sowohl für junge als auch für erwachsene Leser, bei dem meiner Meinung nach von der Ausstattung über die Geschichte bis hin zu den Charakteren und dem Ambiente einfach alles perfekt aufeinander abgestimmt und ausgearbeitet ist!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.10.2014
Für schlaflose Nächte
Roldán, Gustavo

Für schlaflose Nächte


sehr gut

In stockdunkler Nacht ist ein kleiner Mann mit rotem Hut unterwegs, bewaffnet mit Steinen und einer Steinschleuder und bringt mit einem Trick die Nacht zum Leuchten.

Wer nachts nicht schlafen kann, kommt auf die seltsamsten Gedanken, den Schlaf herbeizuzitieren. Warum nicht seinen eigenen Himmeln schaffen, bei dessen Betrachtung und zählen der unzähligen Sterne der Schlaf einen plötzlich überkommt?

Gustavo Roldán kommt bei seiner kleinen Nachtgeschichte allgemein mit sehr wenigen Dingen aus: wenige Worte, wenige Bilder in wenigen Farben.
Der kleine Mann fällt in dem ansonsten beinahe schwarzweiß gehaltenen Ambiente eigentlich nur durch seinen knallroten Hut auf. Bewegung und wichtige Details hebt Roldán dadurch hervor, dass die einzelnen Motive nicht auf den Hintergrund gezeichnet, sondern aus Papier geschnitten und montiert sind. So erhält das Ganze einen plastischen Effekt und wirkt belebter, trotz der Einfachheit und Nüchternkeit, die aus seinen Bildern spricht. Die eher gedeckten Farben rot und schwarz erfahren nur durch die gelben Vorsatzseiten eine Auffhellung, der Rest ist völlig dem nächtlichen Thema angepasst.

"Für schlaflose Nächte" ist ein kleines Geschenkbuch für alle Nachtwandler, die zwar aus dem Alter des Schäfchenzählens, aber nicht aus dem Träumen heraus sind. Es enthält eine kleine, poetische Geschichte, die man immer wieder gerne durchschmökert und sich am Ende mit dem kleinen Mann beim Betrachten des eigenen Himmels verliert.
Eine wunderschöne Idee, um Abends von der Unruhe und der Hektik des Tages abzuschalten, seine Gedanken zu fokussieren und sanft in die Nacht hinüberzugleiten.

Trotz des ohnehin schon kleinen Preises enthält auch dieses Buch aus dem Mixtvision Verlag das ebook und das Label print-local weist ein Produkt aus, welches in heimischen Landen gedruckt und gebunden wurde.

Bewertung vom 06.10.2014
Vakuum
Wagner, Antje

Vakuum


ausgezeichnet

'Eines Vertrauens würdig erweist man sich nie in guten, sondern erst in schwierigen Zeiten.' (S.316)

Nach "Schattengesicht" und "Unland" wusste ich, auf was ich mich mit einem Buch von Antje Wagner einlasse und doch auch wiederum nicht, denn Antje Wagners Bücher haben durchaus ihre Gemeinsamkeiten wie die besonders schöne und bildhafte Sprache, tiefgehende und nachvollziehbare Charaktere, eine fühlbare Atmosphäre, aber vor allen Dingen eins: sie sind überraschend und in ihren Verlauf und dem Ende nie vorhersehbar.

In "Vakuum" stellt Antje Wagner nach und nach fünf Jugendliche vor, die zunächst nichts miteinander gemeinsam haben, bis am 17. August um 15:07 Uhr die Zeit stehen bleibt und sämtliche Menschen verschwunden sind, bis auf Kora, Tamara, Alissa, Leon und Hannes.

'Es gab die zittrige Stille nach einer peinlichen Bemerkung, kurz bevor man losprustete. Es gab die von raschelnden Schatten umgebene Stille, wenn man nachts aufwachte. Es gab die brodelnde Stille nach einem Streit.
Und es gab eine Stille, die unversöhnlich war. Die sich wie eine flüssige Lava über alles ergoss. Diese Stille hier war so.' (S.112)

Außer Alissa und Leon, die Geschwister sind, kennen sich die Jugendlichen bis zu diesem Tag nicht, sie haben im Vorfeld aber rätselhafte Hinweise und Briefe gefunden, die sie zueinander führen und die zudem den Anschein erwecken, dass sie sich doch irgendwoher kennen.
Auch wenn sie aus ganz unterschiedlichen Familien und verschiedenen Gegenden Deutschlands stammen, so stellt man als Leser schnell fest, das jeder der Fünf ein dunkles beziehungsweise trauriges Geheimnis in der Vergangenheit verborgen hält, gegen das jeder mehr oder minder ankämpft, und von dem die Stille oder das Vakuum auf mysteriöse Weise zu wissen scheint: es bildet sich ein Nebel, der lebendig erscheint, und der die Jugendlichen angreift. Sie können den Nebel nur besiegen, in dem sie sich aufeinander verlassen und sich Vertrauen schenken.

Antje Wagners Bücher sind nur schwer in Worte zu fassen, besonders zu den überraschenden Wendungen und dem Ende kann und darf man keine Worte verlieren, um den besonderen Zauber und den Überraschungsmoment nicht zu zerstören. Nur eins: auch wenn nicht alles in dieser Geschichte erklärbar ist, so ist mir doch beim (zweiten und aufmerksameren) Lesen aufgefallen, dass Antje Wagner viele Hinweise streut und Verbindungen knüpft, die zumindest das Erklärbare erklärbar machen. Alles andere ist Kopfsache - man muss sich einfach auf die Magie ihrer Erzählungen einlassen mit dem Bewusstsein, dass es nicht zu Ende ist, wenn man den Deckel über der letzten Seite zuschlägt, ihre Geschichten sollen und müssen in den Köpfen des Lesers weitergesponnen werden.

Bewertung vom 29.09.2014
Kreative Kinderküche
Deges, Pia

Kreative Kinderküche


ausgezeichnet

Da mir bisher alle Bücher von Pia Deges gefallen habe, musste ich natürlich auch ihr neustes Werk in Augenschein nehmen, auch wenn wir bereits mehrere Kinderkochbücher zu hause haben.
Natürlich gibt es gerade in Kinderkochbüchern immer mal wieder das eine oder andere Rezept, das sich wiederholt, so findet man hier beispielsweise einen Burger oder eine Idee für Pausenbrote, aber es gibt weit mehr neue Rezepte zu entdecken und viele originelle Vorschläge für ihre Anrichtungsweise, wie ich es im Vorfeld nicht zu hoffen gewagt hätte. Ich kann dieses Buch also durchweg weiterempfehlen, auch wenn man bereits ein oder mehrere Kinderkochbücher zu hause hat.

Vor dem Rezeptteil geht Pia Deges auf die Themen Hygiene und Sicherheit in der Küche ein, stellt wichtige Küchenutensilien anhand von Fotos vor und in der Trickkiste finden sich einige Hilfestellungen zu häufigen Arbeitsschritten beim Kochen und Backen wie Zwiebelschneiden oder Eier trennen.

- Bevor es losgeht
- Küchenhelfer
- Trickkiste
* Schwing den Kochlöffel!
* Jetzt wird gesnackt!
* Back dich glücklich!
* Her mit den Geschenken!

Die Gerichte sind nicht nur immer kindgerecht ansprechend präsentiert, sondern häufig hat sich Pia Deges ganz besondere Dekoideen ausgedacht, bei denen das Auge wirklich mit isst: so sind ihre gefüllten Kartoffeln Piratenschiffe mit gehisster Flagge, Hähnchenspieße werden zu Raketen und Pizzaschnecken kriechen vom Tellerrand auf den Tisch. So wird der Spaß am Kochen und gesunder und abwechslungsreicher Ernährung spielerisch geweckt. Neben den witzigen Anrichtungsweisen sorgen auch die fantasievollen Namen dafür, dass das Essen gleich nochmal so gut schmeckt. "Häschensuppe" klingt doch viel leckerer als Karottensuppe und wer greift schon bei Milchreis zu, wenn er stattdessen "Quatsch mit Soße" haben kann?
Viele Rezepte kommen mit wenigen Zutaten und einer einfachen Zubereitungsfolge aus, werden aber aufgepeppt durch die Präsentation (z.B. Obstsnack mit Wackelaugen-Piker, Sandwich in Blumen- oder Sternform).
Im Kapitel "Her mit den Geschenken!" findet man zudem Snacks und Süßes, die sich prima zum Verschenken eignen und gleich mit der passenden Verpackung vorgestellt werden.
Von den Zutaten, der Zubereitung und der Präsentation richtet sich das Buch bestmöglich auf die angesprochene Zielgruppe aus. Liebevolle Details runden das Gesamtbild ab. So haben die Rezeptrubriken nicht nur Titel wie "Schwing den Kochlöffel!", sondern zusätzlich ein Bildsymbol, welches sich neben jeder Seitenzahl im Buch wiederfindet. Bei "Erwachsenenkochbüchern" sieht man am Rubriknamen im Buch jederzeit, in welchen Kapitel man sich befindet, hier im Kinderkochbuch sieht man es am entsprechenden Symbol.

Insgesamt beinhaltet das Buch 37 Rezepte, die querbeet von Vorspeisen über Hauptgerichte bis hin zu Desserts, Mitbringseln und Snacks reichen.

Unter topp-kreativ.de gibt es noch viele weitere Empfehlungen zum Selbermachen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.08.2014
Hurra, ich bin ein Schulkind! 2014

Hurra, ich bin ein Schulkind! 2014


sehr gut

Jedes Jahr erscheint im Eulenspiegel Verlag ein Buch zum Schulanfang mit klassischen Illustrationen von Hans-Eberhard Ernst und klassischen Versen und Gedichten aus der Feder von Josef Guggenmos, Heinrich Hoffmann von Fallersleben und anderen.
Auf "Hurra, ich bin ein Schulkind!" wird sicher nicht die persönliche Wahl des Schulkinds fallen, garantiert tummelt sich da eine Prinzessin, Hexe, Auto oder ein Hase auf und in dem Album, aber meiner Meinung nach fehlen den aktuellen Helden der Kinder im Einschulungsalter oft der Charme und vor allem die Zeitlosigkeit. Das klassisch umgesetzte Schulalbum des Eulenspiegel Verlags ist für mich ein Kompromiss zwischen dem Geschmack meiner Tochter und meinem eigenen: für Schule und Schulfreunde ist die Wahl auf aktuelle Kinderbuchhelden gefallen, für die bleibende Erinnerung an die weiteren Dinge, die mit der Einschulung zusammenhängen, auf dieses. Wem es nichts ausmacht ein solches Album gleich doppelt oder dreifach anzulegen, findet hier außerdem ein hübsches Geschenk für die Großeltern des Schulkindes, das sehr viel persönlicher ist als nur ein Foto der Einschulung zu schenken.
Das Papier in diesem Buch ist sehr stark ausgeführt, zum einen dient dies der Stabilität, da man das Buch sicher häufig durchblättern wird, wenn es mit Erinnerungen gefüllt ist, zum anderen ist das dicke Papier auch deshalb von Nöten, da auf vielen Seiten gemalt und geschrieben werden soll und die verwendeten Farben nicht auf die Rückseite durchscheinen.

Das Buch beinhaltet folgende Eintragmöglichkeiten:
ExLibris "Dieses Buch gehört"
Das bin ich (Ich heiße, Mein Geburtstag ist am, Was ich gerne mache, usw.)
Schule (Eingeschult wurde ich am, Meine Schule (Adresse), Schulweg, Stundenplan, usw.)
Tasche und Schultüte zum Ausmalen
Zahlreiche Übungsseiten zum Schreiben von Buchstaben und Zahlen

Folgende Fotos können eingeklebt werden:
Ich, am Tag meiner Einschulung
Das ist meine Familie
Der Tag meiner Einschulung
Mein erstes Klassenfoto
Wie wir meine Einschulung gefeiert haben + Seite für Wünsche, die man dem Schulkind mit auf den Weg geben möchte

Da die Wertung meiner Tochter einfließt, bekommt das Album nicht die Bestnote, da sie es sich niemals ausgesucht hätte. Aus meiner Sicht in in dem Buch aber alles drin, was man an Erinnerungen an die Einschulung festhalten möchte, zudem ist die Mischung aus Eintragseiten, Seiten für Fotos und klassischen Illustrationen und Gedichten und Versen sehr vielfältig.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.08.2014
Rosen und Seifenblasen / Verliebt in Serie Bd.1 (4 Audio-CDs)
Kaiblinger , Sonja

Rosen und Seifenblasen / Verliebt in Serie Bd.1 (4 Audio-CDs)


sehr gut

Wie es sich für eine richtige Seifenoper gehört ist "Rosen und Seifenblasen" nicht mit Band 1 oder Teil 1 betitelt, sondern als Folge 1. Zu Beginn erklärt die Autorin woher der Begriff "Daily Soap" oder "Soap Opera" seinen Ursprung hat und all die Dinge, die eine richtige Seifenoper ausmachen, wie Liebe, Familienprobleme, Geheimnisse und Intrigen erwarten den Hörer (oder Leser) bei dem Opener der literarischen Daily Soap "Verliebt in Serie":

Abby ist ein Teenager aus New York. Zu ihrem großen Leidwesen sind ihre Schwester und ihre Mutter Riesen-Fans der albernen Adelsserie Ashworth Park, die auf einer englischen Insel spielt und deren Darsteller alle so dermaßen versnobt und sonderbar sind, dass man sich - obwohl die Serie in der Gegenwart spielt - in eine ganz andere und altmodische Welt zurückversetzt fühlt.
Wie es sich für eine richtig kitschige und übertriebene Fernsehserie gehört, sind die Darsteller alle zeimlich überspitzt dargestellt, und die blonde Wallemähne des Serienschönlings weht auch in Zimmern mit geschlossenen Fenstern im Wind.
Auch wenn Abby selbst kein Freund von Seifenopern ist, schreibt sie doch in ihrer Freizeit selbst mehr oder weniger welche: in der Schulzeitung ist sie so etwas wie die "Kummerkastentante" und gibt anderen Teenagern gutgemeinte Tipps unter dem Pseudonym "Miss Troubleshoot". Ashworth Park nimmt insofern einen Platz in ihrem täglichen Leben ein, als das sie sich mit Vorliebe gemeinsam mit ihrer Freundin Morgan über die albernen Episoden aus dem Leben der englischen Adelsfamilie lustig macht. Doch mit dem Spaß ist es vorbei, als Abby eines Tages während der Sendezeit zu flackern beginnt und sich urplötzlich in der Serie wiederfindet. Was zunächst wie ein böser Traum anmutet, ist keiner, denn als sie zurück im heimischen Wohnzimmer landet, findet sie sich ihrer schockierten Schwester Deborah gegenüber, die sie gerade leibhaftig in der Serie gesehen hat, zudem trägt Abby noch ein silbernes Partykleid, dass ihr von der schrulligen Tante Gladys aufgenötigt wurde...

In der Hörbuchfassung, die ich mir parallel zum Buch einverleibt habe, kommt der besondere Humor noch um einiges besser zum Tragen als in der gedruckten Fassung der Geschichte. Die Definition der "Daily Soap" wurde auch im CD-Booklet übernommen sowie weitestgehend die wunderbar kitschigrosane Gestaltung des Buches, die einfach wie die Faust aufs Auge zu der täglichen Seifenoper des britischen Landadels passt.
Marie-Luise Schramm verkörpert perfekt die genervte Abby, die es einfach nicht fassen kann in dem Fernsehformat der von ihr verunglimpften Serie "Ashworth Park" gelandet zu sein, und genauso gut trifft sie die Charaktere der schrulligen Tante Gladys oder des total von sich überzeugten Schönlings Julian, so dass man allein durch die Stimmen-Charakterisierung der einzelnen Figuren ganz unabhängig von der irrwitzigen Handlung seinen Spaß hat.

Nach vielen Irrungen und Wirrungen mit der schrulligen Tante Gladys, die sich beim Rosenwettbewerb von Lady Ashworth hintergangen fühlt, dem Serienschönling und Langweiler Julian, der sich ausgerechnet in Abby vergucken muss, und seinem Bruder - dem schwarzen Schaf der Familie - Jasper, der zwar manchmal ein ganz schöner Stinkstiefel ist, aber auch irgendwie der einzig normale der ganzen adeligen Sippschaft, hält Sonja Kaiblinger dann zum Ende hin - also, genaugenommen auf der letzten Seite oder den letzten Sekunden... - einen arg fiesen Cliffhanger bereit.

Neben Jasper, Julian, Tante Gladys und dem Hausmädchen Clarissa blieb der Rest des Ashworth Park-Casts für mich noch ein wenig zu blass, auch in Abbys Welt hätte ich von manchen Figuren gerne noch mehr gelesen, aber nach dem abrupten Ende von Folge 1 bleibt einem als Leser doch gar nichts anderes übrig als bei der Fortsetzung wieder einzuschalten, oder ;)

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.08.2014
Song of the Slums
Harland, Richard

Song of the Slums


gut

"Song of the Slums" spielt im gleichen Steampunk-Universum wie Richard Harlands Romane "Worldshaker" und "Liberator", ist von der Handlung und den Personen aber völlig eigenständig.

Die siebzehnjährige Astor denkt, dass ihr Stiefvater und ihre Mutter eine Verlobung mit dem jüngsten Bruder aus der reichen Swale-Dynastie arrangiert haben, als diese sie zu dem Dampfluftschiff der Familie bringen, welches gerade in der Industriestadt Brummingham festgemacht hat.
Tatsächlich hat ihr Stiefvater sie jedoch als Hauslehrerin für die drei verzogenen und bösartigen Kinder der beiden ältesten Swale-Brüder dorthin vermittelt. Astors einziger Halt im Haushalt der Swales ist Verrol, ein Hausdiener aus dem Haushalt ihres Stiefvaters, der bei ihr an Bord des Dampfluftschiffes verbleibt.
Langsam entwickelt sich eine Freundschaft zwischen den beiden, nicht zuletzt dem Umstand zu verdanken, dass Astor einer politischen Verschwörung auf die Spur kommt, in denen die Swales involviert sind.
Sie muss mit Verrol in die Slums fliehen, wo die beiden um ihr Leben spielen, um in eine Slumband aufgenommen zu werden und damit unter dem Schutz der Gang stehen, denn die Swales sind hinter den beiden Entflohenen her.

Im Gegensatz zu Harlands beiden Romanen "Worldshaker" und "Liberator" hat die Politik in "Song of the Slums" einen weitaus geringeren Stellenwert in der Handlung. Neben der Musik werden sowohl die Politik als auch - leider - die Protagonisten und das Steampunkuniversum zu Begleitpersonal degradiert Einerseits spürt man zwar Harlands große Liebe zur Musik, aber die Gefühle schwappen nicht über, wie es bei seinen anderen Werken der Fall ist. In seiner Worldshaker-Dilogie haben mich seine imposanten Szenarien gepackt und die unglaubliche Figurentiefe. Nach einem starken Anfang in diesem Werk mit der Schilderung des swaleschen Dampfluftschiffes sowie den bösartigen Charakteren der Swale-Kinder kann er das Level leider nicht halten: nach den Juggernauten in den anderen Büchern und dem Dampfluftschiff in diesem, ist die Schilderung von Brummingham und London Town vergleichsweise blutarm. Die überzeugenden Charaktere vom Beginn des Buches kommen im weiteren Verlauf der Geschichte kaum noch zum Zuge. Nach der Flucht von Astor und Verrol drehen sich gut achtzig Prozent der Handlung um die Slummusik, und die Magie der Musik konnte zumindest mich als nicht selbst Musizierende nicht erreichen, so dass sich das mittlere Drittel des Buches leider in die Länge zog. Erst gegen Ende kam wieder etwas Spannung auf, wobei Astor und Verrol für mich trotzdem leider nichts weiter als blasse Abziehbilder des starken Duos Riff und Col aus den Worldshaker-Bänden blieben.
Wenn ich nicht zweimal die Erfahrung gemacht hätte, dass Richard Harland es so viel besser kann - stärkere Charaktere erschaffen, faszinierende Welten entstehen lassen - dann hätte mich "Song of the Slums" sicher mit mehr Begeisterung zurückgelassen. So war es für mich mehr oder weniger nur ein Spin-Off der Worldshaker-Welt, das man gelesen haben kann, aber sicher nicht muss, wenn das Herz nicht richtig stark für den Steampunk und insbesondere für Musik schlägt.

Aufmachung des Buches:
Passend zu den beiden deutschen Veröffentlichungen von "Worldshaker" und "Liberator", die ebenfalls bei Jacoby & Stuart in der Hardcoverausgabe erhältlich sind, hat der Verlag diesem Buch auch wieder ein großartiges und zu den beiden anderen Romanen passendes Gesicht verliehen mit einer Umschlaggestaltung von Hans Baltzer.

Fazit:
Eine nette Ergänzung zur Worldshaker-Dilogie, aber für mich definitiv kein Must-Read! Vielleicht weiß das Buch größere Musikliebhaber mehr zu begeistern, ansonsten empfehle ich zu den beiden anderen auf deutsch erschienenen Werken von Richard Harland zu greifen, denn dort läuft er zu wahrer Größe auf, in "Song of the Slums" kratzt er seine Stärken leider nur an.