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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Hornita
Wohnort: 
Augsburg

Bewertungen

Insgesamt 850 Bewertungen
Bewertung vom 27.01.2023
Spinnennetz / Kommissar Linna Bd.9
Kepler, Lars

Spinnennetz / Kommissar Linna Bd.9


sehr gut

Spannende Jagd auf einen Serienmörder;
Dies ist bereits das neunte Buch mit Kommissar Joona Linna, für mich war es das erste des Autors und aus der Reihe. Zu Beginn gibt es eine Warnung, dass Rätsel aus vorangegangenen Bänden enthüllt werden, man kann also entscheiden, ob man dieses Buch liest, ohne die vorherigen zu kennen. Ich hatte keine Probleme, da die Handlung in sich abgeschlossen ist und Personen und ihre Vorgeschichten immer angenehm knapp erklärt werden, auch wenn es Berührungspunkte zu früheren Bänden gibt. Die Handlung ist spannend und rasant und hat mir gut gefallen. Die Durchführung der neun angekündigten Morde wird ganz unterschiedlich geplant und so bleibt es abwechslungsreich. Allerdings sind das Motiv und die Ausführung sogar für einen Serienmörderkrimi etwas weit hergeholt. Der Schreibstil ist sehr sachlich und wird auch der Handlung entsprechend verändert und angepasst. Auf mich hat er streckenweise etwas spröde gewirkt. Insgesamt solide Thriller-Unterhaltung!

Bewertung vom 25.01.2023
Das College
Ware, Ruth

Das College


sehr gut

Nicht Ruth Wares bester Thriller;
Die Geschichte um die Ermordung Aprils und der Clique wird aus der Sicht Hannahs erzählt, die damals eine wesentliche Rolle als beste Freundin, Mitbewohnerin und Zeugin hatte. Die Erzählperspektive wechselt zwischen „Davor“ und „Danach“ bezogen auf die Tat. Erst nach zehn Jahren fängt Hannah an, sich Gedanken zu machen und Ungereimtheiten zu entdecken. Das Buch ist gut geschrieben und im angenehmen, konsequent gutem Aufbau, den ich von Ruth Ware kenne. Nach und nach lernt man die Hauptfiguren und den damaligen Ablauf kennen, allerdings braucht das Buch ziemlich lange, um echte Spannung aufkommen zu lassen. Aufgrund des guten Schreibstils hat mich das aber nicht so sehr gestört. Die Hauptfigur Hannah wurde mir leider nach einiger Zeit immer unsympathischer, da ihre „Ermittlungen“ immer wieder von Selbstvorwürfen und Zweifeln begleitet werden. Gegen Ende wird es dann doch richtig spannend und das hat meine Bewertung von drei auf vier Sterne steigen lassen. Das Buch ist mehr Psychothriller als Thriller und ich habe schon bessere Bücher von der Autorin gelesen.

Bewertung vom 25.01.2023
Die Freiheit einer Frau
Louis, Édouard

Die Freiheit einer Frau


sehr gut

Pointiert und überzeugend;
Obwohl es ein sehr kurzes Buch ist, gelingt es dem Autor, das unsichtbare, unterdrückte und eintönige Hausfrauenleben seiner Mutter an der Seite dominanter Männer gut zu beschreiben. Auch ihre Befreiung und die Umstände werden sehr glaubhaft und nachvollziehbar geschildert. Besonders gut haben mir die Details zu seiner eigenen „Klassenflucht“ gefallen und die Entfremdung, die er im Umgang mit seinem Herkunftsmilieu empfindet. Der Schreibstil ist ein bisschen eigenwillig, da der Autor teilweise seine Mutter direkt anspricht und sie teilweise beschreibt, ohne dass man das an Satzzeichen erkennen könnte. Den Lesefluß hat das nicht wirklich gestört und ich habe mich sehr schnell daran gewöhnt. Für mich war es das erste Buch dieses Autors, aber sicher nicht das letzte, da mir seine schonungslosen Analysen sehr gut gefallen haben. Das kann nicht jeder so pointiert ausdrücken! Insgesamt eine sehr interessante Lektüre, die gerne noch länger und ausführlicher hätte sein können.

Bewertung vom 25.01.2023
Moosgrab
Persson Winter, Fredrik

Moosgrab


gut

Gut geschrieben, aber abwegige Handlung;
Das Buch beginnt vielversprechend mit einem verschwundenen Mädchen und dem Fund ihrer Jacke an einem Skelett. Die Geschichte wird aus den wechselnden Perspektiven von vier Schulfreunden eines vor 25 Jahren vermissten Mädchens erzählt, wobei die Mutter des aktuell vermissten Mädchens eine von diesen Vieren ist. Deren Beziehungen zueinander und wechselnde Allianzen bilden das Hauptgerüst dieses Thrillers. Er ist psychologisch angelegt, polizeiliche Ermittlungen werden nicht erwähnt, es geht ausschließlich um die persönlichen Beziehungen und den Umgang mit Schuld. Der Schreibstil ist angenehm und lässt sich gut und flüssig lesen. Die Story hat keine logischen Schwächen, aber die Handlung basierend auf den einzelnen Charakteren fand ich ziemlich abwegig und unrealistisch. Deshalb empfand ich das Buch nicht als besonders spannend und kann in der Summe leider nur eine mittelmässige Bewertung vergeben.

Bewertung vom 25.01.2023
Bissle Spätzle, Habibi?
Alaoui, Abla

Bissle Spätzle, Habibi?


sehr gut

Mehr Lebensgeschichte als Culture Clash;
Aufgrund der Kurzbeschreibung hätte ich etwas mehr schwäbischen Culture Clash erwartet, aber das Buch war auch als Lebens- und Liebesgeschichte interessant zu lesen. Aus der Sicht Amayas wird die Partnersuche erzählt, die mit Rückblenden, die den Text durchziehen, zu ihrer kompletten Lebensgeschichte wird. Der Schreibstil ist angenehm und wirkt frisch und jung; ab und zu werden arabische Wörter eingestreut. Ich fand Amayas Situation und Sichtweise als Kind von Einwanderern sehr interessant, da unterhaltsam verpackt der schwierige Spagat zwischen den Kulturen gezeigt wird und was es bedeutet, wenn die Generationen oder Familienmitglieder unterschiedlich sozialisiert werden. Das Buch hat mir gut gefallen, aber auch wenn der Klappentext nicht falsch ist, deckt er mit der „Verwechslungskomödie“ und dem angekündigten Chaos nur einen Teil des Buches ab.

Bewertung vom 22.01.2023
Einsteins Hirn
Franzobel

Einsteins Hirn


gut

Interessante Grundlage;
Die unglaubliche Geschichte um die Entnahme Einsteins Hirn durch den Pathologen Thomas Harvey und dessen Odyssee entspricht den Tatsachen und ist ein toller Stoff als Basis für einen Roman. Dementsprechend beginnt das Buch in den 1950er Jahren, die toll getroffen werden und mit der Einflechtung von damaligen Filmen und Hits sofort Bilder vor dem inneren Auge entstehen lassen. Das erste Drittel hat mir gut gefallen, aber dann empfand ich das Buch als sehr langatmig, da sich sehr viel darum dreht, dem sprechenden Hirn die Weltreligionen, philosophische Details, usw. näher zu bringen. Die Handlung wird dann teilweise sehr abwegig und in Kombination mit der Langatmigkeit hielt sich das Lesevergnügen in Grenzen. Der Erzählkniff mit den immer wiederkehrende Personen hat mir an sich gut gefallen, ist allerdings auch etwas zu übertrieben. Der Schreibstil ist angenehm und die Grundidee interessant, deshalb hätte das Buch mit deutlichen Kürzungen in der Mitte und am Ende bei mir deutlich besser abgeschnitten.

Bewertung vom 22.01.2023
Das Porzellanzimmer
Sahota, Sunjeev

Das Porzellanzimmer


ausgezeichnet

Interessanter Einblick in fremde Welten;
Durch dieses Buch bekommt man sehr interessante Einblicke in das indische Landleben in den 1920er Jahren und die außergewöhnliche Liebesgeschichte der Urgroßmutter des Erzählers. Dieser weiß nicht viel über sie, aber während er im Rückblick von seinem heilsamen Aufenthalt im Porzellanzimmer vor vielen Jahren erzählt, wird parallel die Geschichte seiner Urgroßmutter beschrieben, die viele Jahre in diesem Zimmer gelebt hat bzw. eingesperrt war. Das Buch ist flüssig und angenehm zu lesen und durch die wechselnden Erzählzeiten ist es mitreißend und spannend. Die 1920er werden treffend beschrieben und man bekommt nebenbei etwas von der geschichtlichen Entwicklung Indiens mit. Ich konnte mir gut vorstellen, dass es damals wirklich so ablief, fand aber zugleich unglaublich, wie Frauen behandelt wurden (und werden). Insgesamt ein sehr interessanter und lesenswerter Roman!

Bewertung vom 22.01.2023
Die Totenuhr / Ann Lindell Bd.9
Eriksson, Kjell

Die Totenuhr / Ann Lindell Bd.9


sehr gut

Psychologischer Inselkrimi ;
Dies ist bereits der neunte Fall für Ann Lindell und war für mich der erste aus der Reihe und auch das erste Buch dieses Autors. Man kann es problemlos lesen, ohne die vorherigen Fälle zu kennen, da dieser Fall in sich abgeschlossen ist. Ann Lindell ist ehemalige Polizistin und hat daher einen Sinn für Geheimnisse und will das Rätsel um die vermisste Cecilia Karlsson lösen. Die Geschichte wird aus wechselnden Perspektiven erzählt und ist kein klassischer Kriminalfall, sondern eher ein leiser, psychologischer Krimi, der von den Spannungen lebt, die Anns Nachfragen, neue Aussagen und aktuelle Entwicklungen bei den wenigen Bewohnern der Insel Gräsö verursachen. Die Inselatmosphäre mit ihren Bewohnern und deren Geschichte wird einfühlsam und sensibel geschildert. Der Schreibstil ist angenehm und der Fall interessant, allerdings hätte man ihn in den Tiefen noch etwas spannender gestalten können. Nichtsdestotrotz ein guter, unterhaltsamer Kriminalroman.

Bewertung vom 14.01.2023
Der Mondmann - Blutiges Eis
Haskin, Fynn

Der Mondmann - Blutiges Eis


ausgezeichnet

Spannend und ganz besonders;
Die Geschichte um den eigenwilligen, dänischen Polizei-Profiler Jens Lerby, der nach Grönland entsendet wird, um eine unheimliche Mordserie aufzuklären, ist ausgesprochen spannend. Der Schreibstil ist angenehm, das Buch ist wirklich gut geschrieben. Besonders gut hat mir gefallen, wie in diesem Fall, der nur in Grönland spielen kann, moderne Untersuchungsmethoden, grönländische Mythen und sehr spezielle, aber sympathische Hauptfiguren zu einem homogenen Ganzen zusammengefügt werden. Die lokalen Besonderheiten, die z. B. zu einem eingefrorenen und daher konservierten Tatort führen, sind mal etwas ganz anderes und neu und es wird gut dargestellt, wie sich Jens auf die speziellen Gegebenheiten einstellt. Nebenher werden ein paar historische Details zu Grönland eingestreut, für mich wirklich ein sehr gelungenes Ganzes!