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Hanka

Bewertungen

Insgesamt 79 Bewertungen
Bewertung vom 18.11.2022
Als die Welt zerbrach
Boyne, John

Als die Welt zerbrach


ausgezeichnet

Mein Interesse wurde geweckt, da ich „Der Junge im gestreiften Pyjama“ gelesen habe. Aber dies ist bereits einige Jahre her, so dass ich mich an die Geschichte und Einzelheiten davon nur schwer erinnern konnte. Zum Glück ist hier Vorwissen nicht wichtig, so dass diese „Fortsetzung“ auch einzeln gelesen werden kann. Sollten einzelne Aspekte aus dem ersten Buch dennoch wichtig sein, werden sie hier nochmals aufgegriffen.

Irgendwie hatte ich erwartet, dass ein Großteil in der Nachkriegszeit spielen würde. Das war nur bedingt der Fall. Vielmehr werden die wichtigsten Stationen aus Gretels Leben beleuchtet. Dies geschieht in Rückblenden. Meistens bestehen die Kapitel aus zwei Zeitebenen, die parallel erzählt werden. Dies fiel mir gerade am Anfang nicht leicht. Kaum hatte man sich in die Handlung aus ihrem Leben in London vertieft, wurde man hinaus gerissen und landetet in z.B. Paris (und andersherum). Durch diese Sprünge habe ich am Anfang des jeweiligen Kapitels ein paar Augenblicke gebraucht, um mich an die dort vorliegende Situation zu erinnern. Aber je mehr man sich mit Gretel und ihrem Leben vertraut gemacht hat, umso leichter viel es mir.

Schon auf den ersten Seiten wird deutlich, dass das Thema Schuld eine dominierende Rolle spielen wird. So wird auch Gretel in ihrem Leben mehrmals damit konfrontiert und muss einsehen, dass sie diesem nicht durch räumliche Distanz entkommen kann. Sie versucht ihre Herkunft zu verschleiern und ein normales Leben zu führen, aber dies gelingt nicht immer. Sie legt ihr Schicksal in die Hände anderer Menschen, wird aber selbst nie aktiv. So bleibt die Frage wieviel hat sie als Kind gewusst. Hätte sie anders handeln können oder vielleicht sogar müssen. Kann sie sich damit rausreden, dass sie noch ein Kind war; dass die mit den Taten ihres Vaters nichts zu tun hat.

Gretel war mir nie sympathisch gewesen, aber auch nicht unsympathisch. Doch wie sieht es nun mit ihrer Schuld aus? Die juristische kann ich nicht beurteilen. Aber was ist mit der Moralischen? Das muss am Ende jeder für sich entscheiden und beantworten.
Dem Autor gelingt es wunderbar hier eine Person mit verschiedenen Facetten zu zeichnen und dabei eher neutral, sachlich und beschreibend zu bleiben und keinesfalls kritisierend oder belehrend.

Fazit: ein tiefgründiges Buch, welches nachdenklich stimmt und im Gedächtnis bleibt.

Bewertung vom 08.11.2022
Blutige Stufen / Detective Robert Hunter Bd.12
Carter, Chris

Blutige Stufen / Detective Robert Hunter Bd.12


gut

Ein Buch mit Höhen und Tiefen. Mit pro und contra!

Fangen wir mit dem Positiven an:
den Schreibstil fand ich sehr gut! Die Kapitel sind kurz und enden oft mit einem kleinen Cliffhänger. Man möchte wissen, welche Erkenntnisse, Zusammenhänge, Schlussfolgerungen, Entdeckungen, … gemacht wurden sind. Doch meistens erfährt man dies nicht direkt im nächsten Kapitel, da es dort zunächst um eine andere Situation geht. So muss man sich bis zum übernächsten gedulden. Und ruck zuck sind die nächsten Seiten gelesen.
Und ja – es ist spannend geschrieben. Für mich unerlässlich für einen Thriller.

Die Liste an negativen Sachen ist dann doch länger:
die Morde sind unfassbar grausam, blutig, gewalttätig, verstörend, abartig – einfach unbeschreiblich! Man ist dies durchaus von Carter „gewöhnt“ und trotzdem war es mir too much! Muss es wirklich sein, dass man sich solche grausamen Morde ausdenkt? Kann man nicht auf andere Weise Spannung erzeugen. Viel Blut alleine macht keinen guten Krimi / Thriller!
Leider liegt dies meiner Meinung nach auch an dem Konstrukt der Reihe. Mit jedem Band wird versucht neue, noch nicht dagewesene Morde zu beschreiben. Schließlich ist es die Aufgabe von Hunter und Garcia die gefährlichsten Mörder des Landes zu jagen und zu fassen. Wie toppt man also Band 11? Indem ein noch gefährlicherer Serienmörder sein Unwesen treibt…
Bei der Jagd ist erneut Hunter die treibende Kraft. Garcia ist den Schlussfolgerungen seines Partners immer ein Ticken hinterher. Im vorangegangenen Band fand ich ihn jedoch eine absolute Randfigur. Hier kann er sich mehr einbringen. Und er ist zu Recht ein Teil der UV Einheit.
Doch warum ist Blake hier der Captain? Sie kommt nicht gut weg. Sie ist gedanklich sowohl Hunter als auch Garcia immer einen Schritt hintendran und muss sich die Erkenntnisse von Hunter erklären lassen.

In einer anderen Rezension hatte ich gelesen „kennt man einen Carter, kennt man alle“. Dem kann ich mich leider nur anschließen. Dies ist mir bei den ersten Bänden noch nicht aufgefallen. Aber mittlerweile leider doch. Es sind nicht mehr die Fälle als solche interessant, sondern die Figuren Hunter, Garcia und Blake. Wobei man dazusagen muss, dass da nie Fokus daraufgelegt wurde und es kaum Entwicklungen gibt. Irgendwie stagnieren die Figuren, sowohl privat als auch beruflich.

Fazit: man nehme das altbewährtes Grundgerüst von Chris Carter, mixe es mit einem neuen abartigen Serienmörder und fertig ist Band 12.

Bewertung vom 19.10.2022
Kalt und still / Hanna Ahlander Bd.1
Sten, Viveca

Kalt und still / Hanna Ahlander Bd.1


sehr gut

Für mich ist dieses Buch eine „runde“ Sache und absolut stimmig. Angefangen beim Cover – so passt dieses zu Schweden und zum Inhalt. Weiter über den Vermissten- bzw. Kriminalfall, bis hin zu den Charakteren.

Der Schreibstil ist schnörkellos, aber spannend. Die vielen kurzen Kapitel verleiten dazu „nur noch ein Kapitel“ lesen zu wollen. Aber oft werden es dann doch mehr und es entsteht ein angenehmer Lesefluss. Die Situation wird immer wieder aus der Sicht verschiedener Personen beschrieben. Diese Perspektiv- und Blickwinkelwechsel sind abwechslungsreich und treiben die Geschichte voran.

Sucht man Action und Gänsehaut, ist man mit diesem Buch falsch beraten. Aber dies würde auch nicht in die ländliche Gegend in Schweden passen. So fügt sich der Fall wunderbar in die Gegebenheiten vor Ort ein und lässt ihn authentisch und realistisch erscheinen.

Wie man das Buch letztendlich findet, kommt wahrscheinlich sehr auf die Erwartungshaltung an. Große Überraschungen sind ausgeblieben. Es gab keine komplett unerwarteten Wendungen. Die Ermittler waren keine schwierigen Typen und hatten kaum „Ecken und Kanten“. Aber es ist ein gut aufgebautes Buch mit einem realistischen Fall und einer nachvollziehbaren Auflösung.
Seine Stärken liegen weniger auf der Ermittlung, sondern vielmehr auf der Vermittlung der Landschaft, des Lebens im Winter so hoch im Norden, den örtlichen Gegebenheiten, den persönlichen Situationen und Gedanken der verschiedenen Protagonisten.

Fazit: ein absolut solides Buch was mich überzeugen konnte, aber nicht aus der Masse herausragt, um sich 5 Sterne zu verdienen.

Bewertung vom 25.09.2022
Fake - Wer soll dir jetzt noch glauben?
Strobel, Arno

Fake - Wer soll dir jetzt noch glauben?


ausgezeichnet

Endlich mal wieder ein Buch dem ich gerne volle Punktzahl gebe.
Es hat mich wunderbar unterhalten, war sehr angenehm zu lesen, hat mich mit Hilfe des Prologs neugierig gemacht und später gefesselt und es war hochinteressant der Story zu folgen.

Mit Prologen stehe ich normalerweise auf Kriegsfuß. Oft kann das Buch nicht das halten, was auf den ersten Seiten versprochen wird. Aber dieser Einstieg blieb in meinem Kopf. Und damit auch die Frage, wo der Zusammenhang ist. Wer sind die Personen und wie passen sie zu den aktuellen Geschehnissen?

Der Erzählstil war toll gewählt. Mit den Einschüben aus der Perspektive von Patrick und dem Gefühl, dass er uns „seine“ Geschichte erzählt. Doch wie objektiv kann er sein? Hat eine Geschichte nicht immer zwei Seiten? Und genau dies versucht sein Anwalt herauszufinden. Wird er Patricks Aussagen bestätigen können und somit seine Unschuld beweisen? Und was denken wir Leser. Können wir Patrick glauben und vertrauen? Was ist mit all den Indizien die gegen ihn sprechen. Die Ungereimtheiten häufen sich. Das man kein Alibi hat, mag noch nachvollziehbar sein. Aber was ist mit den Videoaufnahmen. Das sollte doch Beweis genug sein!? Also - glauben wir seinen Worten oder eher den technischen Beweisen?

Das Buch ist fast zu Ende, der Anwalt hat seine Arbeit getan und trotzdem bleibt die Ungewissheit. Man ist als Leser genauso schlau wie vorher. Umso gespannter war ich auf die letzten Seiten.
Was für ein Glück, dass die Auflösung noch kam. Sie ist durchaus überraschend. Ergibt dennoch ein rundes und schlüssiges Bild und gibt uns einen Denkanstoß mit auf den Weg.
Denn wir sollten viel öfter genau hinschauen und uns auch im Alltag fragen: was ist Fake und was ist Fakt?

Bewertung vom 11.09.2022
Die Filiale / Laura Jacobs Bd.1
Etzold, Veit

Die Filiale / Laura Jacobs Bd.1


gut

Dies ist ein Buch welches sich sehr leicht lesen lässt. Ich hatte es in drei Tagen durch. Aber das lag jetzt eher nicht daran, dass ich es so spannend fand. Sondern, dass ich einfach Zeit dafür hatte und die Seiten ruck zuck gelesen sind.
Das Buch ist gut und hat 3 Sterne verdient. Aber es sticht für mich nicht hervor. Keines welches mich „gefangen“ genommen hat und was ich weiterempfehle. Aber auch keines wo ich das Gefühl habe, das es „verschwendete Lesezeit“ war. Deswegen gut – nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Das es hier nicht um das typische Kapitalverbrechen und dessen Aufklärung geht, finde ich positiv. Stattdessen steht der Bankensektor im Mittelpunkt. Wie verdienen Banken Geld, welche Anlagemöglichleiten gibt es, wie undurchsichtig sind manche Systeme für Außenstehende, die Spekulation auf steigende oder fallende Kurse, … Und obwohl das sehr finanztechnisch ist und ich da absoluter Laie, kann man der Handlung problemlos folgen und man muss nicht jede Transaktion verstehen.

Manchmal hatte ich das Gefühl, dass das Ganze karikaturenhaft gezeichnet war. Da werden die Besonderheiten auch hervorgehoben und überzeichnet. Das Gleiche geschieht hier mit den Banken. Es ist sehr überspitzt und sie kommen nicht positiv dabei weg. Aber trotzdem hat es einen wahren Kern.

Doch das große Manko: es fehlte an Spannung! Irgendwie plätscherte die Handlung so dahin. Zu einfach kam Laura an interne Informationen, konnte große Finanzströme nachvollziehen, oder gar was hinter dem Immobilienverkauf steckt. Das ist im wahren Leben dann doch eher eine Sache von Jahren um das aufzudecken. Und so war es leider keine Überraschung wer hier im Hintergrund aktiv ist.

Bewertung vom 18.07.2022
Nur du und ich
van Rensburg, Laure

Nur du und ich


gut

Kampf
… zum einen der Kampf der Protagonisten gegeneinander und um das Überleben und andererseits mein eigener Kampf mit dem Buch.

Doch begonnen hat das Ganze mit einem wirklich überzeugenden und gelungenen Prolog. Gibt er doch einerseits einen recht genauen Eindruck davon, wie die Situation eskaliert sein muss. Andererseits lässt er den Leser völlig im Unklaren, was genau passiert ist und wer hier zu Schaden gekommen ist.

Denn was war passiert: Steven und Ellie fahren zu einem abgelegenen Haus um ganz allein zu sein und die Zweisamkeit zu genießen. So begleitet man im ersten Drittel die beiden bei der Fahrt ins Wochenende, bei ihrem „Einzug“ im Haus, gemeinsamen Unternehmungen, … Und alles sieht harmonisch aus.

Und dann kommt die plötzliche Wende. Wechselnde Perspektiven treffen aufeinander. Vergangenheit und Gegenwart. Was hat zu dieser Tat geführt, wie kommt es zu den Vorwürfen, wie spitz sich die Situation im Haus zu. Teilweise ist es erschreckend mitzuverfolgen wie sich die beiden verwandeln und was sie imstande sind einander anzutun.
Dieser Abschnitt war dennoch sehr langatmig. Es wurde versucht ganz fein herauszuarbeiten, wie es zu den Vorwürfen gekommen ist und was in der Vergangenheit eigentlich geschah. Aber mir waren die Anschuldigungen viel zu schwammig! Entstammten sie einer überspannten Psyche und dem Wunsch nach Rache? Hat die Person sie sich zusammengereimt oder waren es reale Vorkommnisse?
Das ist meiner Meinung nach zu lange unklar geblieben und war auch nicht spannend mitzuverfolgen.
Und so ausgefeilt das Vorgehen anfangs erschien, so laienhaft wurde er dann von der Person umgesetzt.

Interessant wurde es erst wieder, als Steven und Ellie erbittert gegeneinander gekämpft haben. Keinem habe ich es gegönnt die Oberhand zu gewinnen und mit dem Leben davon zu kommen. Aber es war klar, dass nur einer überleben wird. Wer? Und wie?

Doch rechtfertigen die (ernstzunehmenden) Vorwürfe dieses Vorgehen??? NEIN! Selbstjustiz ist der falsche Weg.

Fazit: leider insgesamt zu langatmig und die Umsetzung des Themas fand ich nicht gelungen.

Bewertung vom 10.06.2022
In fünf Jahren
Serle, Rebecca

In fünf Jahren


gut

Mich hat die Inhaltsangabe angesprochen, denn ich fand die Idee interessant. Kann man sein Leben beeinflussen, wenn man bereits einen Einblick in die Zukunft bekommt. Und macht einen dieses Wissen froh oder ist es vielleicht eher beängstigend.
Wie verhält sich also die New Yorker Anwältin Dannie, wenn sie einen Ausblick auf eine Situation in fünf Jahren erfährt. Diese scheint ihrem Plan und der Vorstellung ihres Lebens komplett zu widersprechen und stellt auch die Gegenwart in Frage.

Auf der fünfjährigen Reise begleiten wir Dannie vor allem durch ihren Alltag. Dabei wirkt sie aber eher unnahbar. Das ist zum einem dem Schreibstil geschuldet, aber auch der Persönlichkeit von Dannie. Sie ist ehrgeizig und rational und arbeitet, arbeitet und arbeitet. Und wenn sie mal nicht arbeitet, dann muss sie sich in einschlägig namentlich genannten Geschäften mit Essen versorgen oder man erfährt mehr über ihren Kleidungsstil. Das empfand ich mit der Zeit sehr irritierend und teilweise auch störend / nervig zu lesen.

Dieses kühle Bild von ihr wandelt sich erst am letzten Abschnitt des Buches. Als der Tag aus ihrer Vision immer näher rückt, versucht sie aktiv dagegen zu arbeiten um ihn nicht eintreten zu lassen. Ihr Bemühen macht die Situation aber nicht besser, sondern ist eher kontraproduktiv. Und das Schicksal hat sowieso einen anderen Plan… Und dieser letzte Abschnitt ist dann auch die Stärke dieses Buches und hat mich berührt.

Fazit: Das Buch ist ohne Probleme in 2 Tagen zu lesen. Die Schreibweise ist sehr einfach gehalten - genau richtig für ein nettes und leichtes Buch für Zwischendurch.

Bewertung vom 08.06.2022
Ein unendlich kurzer Sommer
Pfister, Kristina

Ein unendlich kurzer Sommer


gut

Idylle wird in diesem Buch ganz groß geschrieben und ohne Frage wird dieses Gefühl auch sehr gut transportiert. Aber mitunter ist es der Idylle ein wenig zu viel und dann doch nicht realistisch. Es kommt auch mal zu kleineren Reibereien, aber das vorherrschende Gefühl ist eine „heile-Sommer-Campingplatz-Seifenblase“. Doch wer möchte im wahren Leben auf einem Campingplatz übernachten der von kiffenden Junkies bevölkert wird, wo du Duschen in einem sanierungswürdigen Zustand sind und der Besitzer unfreundlich und ein Eigenbrötler ist!?

Doch der Reihe nach: Lale und Christophe landen aus unterschiedlichen Gründen und getrennt voneinander auf dem Campingplatz von Gustav. Da dieser in die Jahre gekommen ist und man eh nichts Besseres zu tun hat, helfen die Beiden dabei den Campingplatz in Schuss zu bringen. Was sie aber jeweils dorthin geführt hat, bleibt vor allem bei Lale sehr lange im Verborgenen.

Die fehlenden Hintergründe haben es mir anfangs auch schwer gemacht in das Buch zu finden und ich hatte meine Startschwierigkeiten. Dann wurde es zunehmend besser und der Autorin ist es gelungen ein leichtes, sommerliches Lebensgefühl zu entwickeln. Vor allem Gustav blühte auf, aber auch die Dorfbewohner insgesamt. Es entstand ein Zugehörigkeitsgefühl, man interessierte sich füreinander und Gustav entwickelt wieder Lebensfreude.
Dennoch habe ich darauf gewartet, dass hier „mehr passiert“, als nur diese Leichtigkeit zu vermitteln, heißt es doch im Klappentext „ein Roman über zweite und dritte Chancen, über das Ankommen, Loslassen und Neubeginnen.“

Und ich musste lange warten um diese Beschreibung zu finden. Aber vielleicht muss man wirklich manchmal aus seinem Alltag ausbrechen und was Neues wagen und mutig sein um darin sein Glück zu finden!?

Fazit: ein netter, leichter Sommerroman (nicht immer ganz einfach zu lesen) mit Charakteren die zu Herzen gehen, der dann doch mehr ist als „nur“ Campingplatzidylle und mit toller Atmosphäre punkten kann.

Bewertung vom 27.05.2022
Die Kinder sind Könige
Vigan, Delphine

Die Kinder sind Könige


ausgezeichnet

Romane sind eigentlich nicht mein Genre. Aber manchmal muss man neugierig sein und was anderes ausprobieren. Und bei diesem Buch hat es sich für mich gelohnt! Ich habe keine Vergleichsmöglichkeiten, wie das Thema in anderen Büchern umgesetzt wird. Ich konnte also unvoreingenommen an das Buch herangehen.

Es gibt zwei parallele Stränge und Lebensgeschichten. Auf der einen Seite Mélanie die davon träumt berühmt zu werden und dies auch schafft. Und auf der anderen Seite Clara, die daran so gar kein Interesse hat und es zur Polizeibeamtin schafft. Frauen wie sie unterschiedlicher nicht seien könnten.

Beide Frauen lernen wir in ihrer Jugend kennen. Wofür interessieren sie sich? Was sind deren jeweilige Träume? Wie verfolgen sie diese?
Der Fokus liegt aber in der Gegenwart. Durch das Verschwinden von Mélanies Tochter treffen sie aufeinander. Aufgrund der wechselnden Erzählperspektive lernen wir beide Frauen und ihre Motivationen und Gedanken kennen. Gerade das Verhalten von Mélanie löst Unverständnis aus und ist nur schwer zu ertragen. Verdient sie doch ihr Geld damit, ihre Kinder von früh bis spät online zu präsentieren. Dabei ist sie aber keineswegs unsympathisch. Auch wenn man nicht alles verstehen kann, so kann man es (vielleicht) teilweise nachvollziehen.

Sehr gut gefallen hat mir, dass hier zu keinen Zeitpunkt Mélanie an den Pranger gestellt wird. Kein Fingerzeig oder Verurteilung. Die Kritik an ihrem Verhalten entsteht hier durch die Perspektive von Clara.

Die Geschichte wird sehr ruhig und eher sachlich erzählt. Für mich geht es um mehr als „nur“ der Umgang mit Kindervideos und der Abhängigkeit von virtuellen likes.
Es geht um die Medien im Allgemeinen. Welche Suchtgefahr zu bergen. Denn wie viele von uns betreiben einen Kanal auf YouTube, Facebook und co!? Sind wir nicht auch Teil des Ganzen, in dem wir die Angebote konsumieren und uns damit unterhalten lassen!?

Fazit: ein kluger und überaus lesenswerter Roman.

Bewertung vom 04.04.2022
Der dreizehnte Mann / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.2
Schwiecker, Florian;Tsokos, Michael

Der dreizehnte Mann / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.2


sehr gut

Dem angenehmen Schreib- und Erzählstil aus Band 1 ist man sich treu geblieben. Kurze Kapitel in chronologischer Reihenfolge. Die ständig wechselnde Erzählperspektive u.a. zwischen Anwalt Rocco Eberhardt, Rechtsmediziner Justus Jarmer, Journalistin Anja Liebig, Politiker Markus Palme,… sorgt für eine lebendige Handlung und einen schnellen Lesefluss.

Aber es ist kein wirklicher Justizkrimi. Anwalt Rocco Eberhardt wird aufgesucht um bei der Suche nach dem Vermissten Jörg Grünewald zu helfen. Und auch wenn dies gar nicht zu seinem Fachgebiet gehört, möchte er helfen. Als eine Leiche gefunden wird und Rocco bei der Identifikation helfen kann, bleiben die Umstände des Todes zunächst rätselhaft. Auch wenn Rocco bei der Suche helfen konnte, möchte er nun auch seinen Mandanten bei der Aufdeckung der Hintergründe unterstützen.

Wenn man bedenkt, dass die Geschehnisse von realen Begebenheiten inspiriert sind, ist dies kaum zu begreifen und zu verstehen. So konnte ich auch nie die Argumentation für dieses sogenannte Experiment nachvollziehen, und trotzdem fand es statt. Da hätte ich mir gerne noch mehr Informationen gewünscht (egal ob real oder fiktiv), wie dies tatsächlich Unterstützer finden konnte.

Gestört hat mich jedoch, dass hier ein Politiker im Mittelpunkt stand. Dies empfand ich sehr klischeemäßig, da dieser kurz vor einer wichtigen Wahl steht und die Aufdeckung von fragwürdigen früheren Entscheidungen im Moment überhaupt nicht gebrauchen kann. Dabei ist eigentlich unerheblich wessen er genau beschuldigt wird, denn in der Öffentlichkeit wird immer etwas hängen bleiben und das Image beschädigen.

Die Stärke aus Band 1 - die Gerichtsverhandlung - kam hier leider völlig zu kurz. Schade! Bestimmt wollte man für Abwechslung sorgen und neue Aspekte rein bringen - was verständlich ist. Aber in meinen Augen ist dies kein Justizkrimi mehr. Als dann doch mal juristische Aspekte und Möglichkeiten erläutert wurden, hab ich mich kurzzeitig wie eine Jurastudentin in einer Vorlesung gefühlt. Die Passagen empfand ich als sehr sachlich. Wohingegen ich mir an anderen Stellen mehr Tiefgang gewünscht hätte.

Auch eine Ermittlung habe ich vermisst. Vielmehr bekommt Rocco Eberhardt einen Teil der nötigen Informationen zugespielt oder die Beschaffung ist recht vereinfacht und verkürzt dargestellt. Rocco bildet eher den Mittelpunkt. Bei ihm laufen die Informationen zusammen und er sorgt für die entsprechende Bewertung und Weiterleitung.

Fazit: ein gutes Buch zur Unterhaltung mit kriminalistischen und gerichtlichen Aspekten, welches sich super schnell und angenehm lesen lässt. Aber Band 1 war raffinierter.