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Lesefee23.05
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Stepenitztal

Bewertungen

Insgesamt 313 Bewertungen
Bewertung vom 03.09.2023
Marschlande
Kubsova, Jarka

Marschlande


ausgezeichnet

Frau sein

„Man kann Frauen viel wegnehmen, man kann ihnen sehr viel antun, aber solange sie das mit sich machen lassen, bleibt es dabei.“

„Marschlande“ ist ein Roman von Jana Kubsova. Er erschien im August 2023 im S. Fischer Verlag.

Abelke Bleken lebte etwa 1580 in den Marschlanden, Britta Stoever lebt am selben Ort, aber viele Jahre später, in der Gegenwart. Abelke führt ihren Hof allein und obwohl sie dieser Aufgabe gewachsen ist, sind die Zeiten für sie gefährlich – Unabhängige Frauen sind nicht mehr erwünscht, obwohl sie es früher einmal waren. Der Aberglaube und damit die Hexenverfolgung sowie die „Erfindung der Hausfrau“ nahmen ihren Lauf, was schließlich auch Abelke zum Verhängnis wurde.
Britta lebt natürlich in einer deutlich moderneren Zeit, doch das Auflösen von Rollenklischees benötigt seine Zeit und so erkennt sie plötzlich, nach dem Umzug in die Marschlande, was sie für ihre Familie alles aufgegeben hat. Natürlich liebt sie ihre Kinder und ihren Mann, wobei sich die Gefühle hier schon irgendwie verändert haben… Unerwartet trifft sie auf die Fußstapfen von Abelke und taucht ab in deren Geschichte, wobei sie nebenbei auch sich selber wiederfindet…

Sehr atmosphärisch beschreibt Jana Kubsova die Geschichten der zwei Frauen, die so unterschiedliche Leben führen und doch so vieles teilen. Der Roman ist keine leichte Lektüre, viel Leid und Traurigkeit schwingt in den Zeilen mit. Die Lebensgeschichten der beiden Frauen rütteln auf und regen zum Nachdenken an.
Abelkes Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten, sie hat in Hamburg gelebt und der Bericht über ihr Leben hat mich sehr traurig gestimmt.
Brittas Geschichte ist frei erfunden, vermutlich aber nicht selten genau so geschehen. Ihre Entwicklung im Laufe der Handlung gefällt mir sehr gut. Sie kämpft sich quasi frei und erarbeitet sich das Leben, das sie sich eigentlich immer gewünscht hat. Sie ist dabei eigentlich zunächst keine offensichtlich starke Frau, sie nimmt viele Dinge hin und versucht auch gar nicht, sie zu ändern. Erst langsam wird ihr bewusst, was aus ihrem Lebenstraum geworden ist und dass sie wirklich für ihren Beruf als Geologin brennt.
Die Handlung spielt wechselnd in zwei Zeitebenen, gerade die Übergänge sind dabei brillant gelungen und haben mich absolut überzeugt! Der Schreibstil ist auf seine Art ruhig und durch die personale Erzählperspektive ein wenig distanziert, gleichzeitig aber unglaublich mitreißend, weil einfach so stimmungsvoll und berührend! Auch die Landschaftsbeschreibungen haben mir gut gefallen, da sie sich mühelos in die jeweiligen Szenen einfügen und die jeweilige Stimmung unterstreichen.
Deutlich wird, der Feminismus und die Emanzipation sind lange noch nicht so weit, wie sie sein könnten und sollten. Rollenklischees werden nach wie vor in vielen Fällen absolut erfüllt und das Ausbrechen aus ihnen ist alles andere als einfach. Ich habe durch den Roman einiges dazugelernt und gerade das Nachwort der Autorin fand ich mehr als interessant! Mir war absolut nicht bewusst, dass die Frauen im Feudalismus eine andere Stellung in der Gesellschaft hatten und erst im Kapitalismus zu Gunsten der Männer herabgesetzt wurden!

Mein Fazit: Ein Roman, der absolut außerhalb meiner Wohlfühllesezone liegt, mich aber vollkommen überzeugt hat! Wer auf Happy End und rosarote Gefühle hofft, ist falsch aber falsch am Platz. Jana Kubsova schreibt realistische und berührende Worte über die Rolle der Frau und den Feminismus und beschreibt authentisch, wie schwer das Leben eben sein kann beziehungsweise war. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen und eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 01.09.2023
Counting Memories
Olbert, Katharina

Counting Memories


sehr gut

Ewigkeit

„Unsere Liebe ist für die Ewigkeit. Aber dass sie mein Herz auch für immer in Dunkelheit hüllen würde, war nicht der Deal gewesen.“

„Counting Memories“ ist ein New-Adult-Roman von Katharina Olbert. Er erscheint am 01.09.2023 im Selfpublishing und ist der zweite Band des Romans „Counting Stars“, welcher zuvor im Forever Verlag erschienen ist.
Grundsätzlich sind beide Geschichten unabhängig voneinander lesbar, da die Hauptfiguren unterschiedlich sind, ich empfehle euch aber definitiv zuerst mit „Counting Stars“ anzufangen, mir hat die Vorgeschichte nämlich gefehlt und obwohl man die Handlung auch so sehr gut versteht, hatte ich das Gefühl, mir fehlt etwas.

Julian und Maja sind seit einiger Zeit getrennt. Für die Hochzeit von Julians Schwester Len und deren Nick müssen die beiden sich jedoch wieder zusammenraufen, schließlich sind sie Trauzeugen und sind dafür zuständig, einen Junggesellenabschied zu organisieren und die Hochzeit zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen…
Als Julian und Maja aufeinandertreffen, merken beide schnell, dass die alten Gefühle füreinander noch da sind. Die Trennungsgründe haben sich jedoch nicht geändert und so ist eine erneute Beziehung einfach nicht denkbar. Trotzdem nähern sie sich während der Hochzeitsplanung immer weiter aneinander an und kämpfen gleichzeitig mit den eigenen Dämonen. Gefühle und Gedanken der beiden werden dabei durch die wechselnde Erzählperspektive sehr gut transportiert und sind zudem absolut authentisch.
Die Figuren sind sympathisch und gut charakterisiert, auch die Nebenfiguren gefallen mir ebenfalls sehr gut. Gerade Bea, Majas beste Freundin, mochte ich mit ihrer offenen und fröhlichen Art sehr gerne. Ich würde mich freuen, wenn sie vielleicht auch einen eigenen Band bekäme…
Maja war mir durch ihre Liebe zu Büchern natürlich sofort sympathisch, ihre eher zurückhaltende, aber absolut freundliche Art mag ich sehr. Julian ist jemand, auf den man sich absolut verlassen kann. Ich denke, man braucht so jemanden absolut in seinem Leben! Trotzdem kämpft er aber mit seinen eigenen Dämonen, denn Hauptthema des Romans ist unter anderem Julians Posttraumatische Belastungsstörung, die ihn einige Zeit vollkommen lähmt und aus dem normalen Leben reißt. Seine persönliche Stimmung wird aus den Buchzeilen regelrecht greifbar und gibt einen sehr realistischen Einblick in das Leben mit einer PTBS. Nur durch die Unterstützung seiner Schwester und Freunde kann er sich langsam zurückkämpfen und es wird deutlich, wie wichtig entsprechender Rückhalt sein kann. Etwas schade fand ich, dass Julians PTBS am Romanende plötzlich gar nicht mehr so präsent ist, obwohl es erneut ein sehr einschneidendes Erlebnis gibt. Dieses steckt er für mein Empfinden sehr leicht weg, obwohl ich gerade hier einen Rückfall erwartet hätte…
Insgesamt hatte ich das Gefühl, dass der Roman am Ende recht abrupt endet. Zunächst ist die Handlungsentwicklung nämlich relativ langsam, dafür aber sehr gefühlvoll und realistisch, später wird sie dann deutlich dramatischer und hektischer. Die Ereignisse überschlagen sich und die Konflikte werden sehr schnell aufgelöst. In einem Epilog werden zwar alle noch offenen Fragen beantwortet, ich persönlich hätte mir hier aber tatsächlich ein paar Seiten mehr und eine weiterhin ruhigere Entwicklung gewünscht. Durch die unerwarteten Wendungen kommt aber auch einiges an Spannung in die Handlung, was natürlich auch nicht zu verachten ist und sicherlich einfach Geschmacksfrage ist. Und auch mir hat „Counting Memories“ nichtsdestotrotz sehr gut gefallen.
Mir gefällt zudem das Cover des Romans sehr und ich würde in jeder Buchhandlung sofort danach greifen! Unglaublich gut gelungen ist auch die Einbindung des Buchtitels und die Weiterführung des ersten Bandes in Handlung! Es ist schön, dass die Protagonisten aus dem vorherigen Band nochmal eine so große Rolle bekommen und man ihre Geschichte weitererlebt.

Mein Fazit: Ich habe „Counting Memories“ sehr gerne gelesen und finde die gewählten Themen sehr gut und realistisch umgesetzt. Am Ende hätte ich mir eine etwas längere Handlung und einen langsameren Verlauf gewünscht, dies ist aber wirklich nur eine sehr kleine Kritik und sicherlich persönliche Geschmackssache. Es fehlt dem Roman definitiv nicht an Spannung und Emotionen, die gewählten Themen sind authentisch und emotional umgesetzt und die Protagonisten absolut sympathisch, weshalb ich 4 von 5 Sternen vergebe und euch die Romanreihe absolut empfehlen kann!

Bewertung vom 05.08.2023
Dein Flüstern im Meereswind
Blohm, Nele

Dein Flüstern im Meereswind


ausgezeichnet

Glücklichsein

„Das erste Mal in meinem Leben hatte ich mich gegen die Vernunft entschieden, war meinem Herzen gefolgt und war für meinen Mut belohnt worden.“

„Dein Flüstern im Meereswind“ ist ein Liebesroman von Nele Blohm. Er erschien im April 2022 im Heyne Verlag.

Seit einiger Zeit lebt Caro auf Hiddensee und betreibt dort, zusammen mit ihrer besten Freundin Marie, das Traumschlösschen – einen kleinen Laden mit Büchern und Blumen. Mit der gemeinsamen Eröffnung des Geschäfts ist für sie ein Traum in Erfüllung gegangen, denn ihr vorheriger Job als Juristin hatte ihr im Grunde keinen Spaß gemacht.
Mit ihrer Mutter hat sie seit jeher ein eher schlechtes und distanziertes Verhältnis und da ist es nahezu logisch, dass diese Caros neuen Lebensstil nicht wirklich gutheißt. Während eines Telefonats, bei dem Caro von ihrer Mutter wieder einmal unter Druck gesetzt wird, rutscht ihr daher heraus, dass sie nun ja verlobt wäre… Auf diese Aussage hin lädt Caros Mutter sich auf die Insel ein und Caro muss schnellstmöglich einen Mann finden, der ihren Verlobten spielt. Der Meteorologe Hannes kommt dafür gerade recht und das Chaos nimmt seinen Lauf…

Mit „Dein Flüstern im Meereswind“ knüpft Nele Blohm an ihren Roman „Wie das Leuchten von Bernstein“ an. Marie, die hier die Protagonistin war, spielt auch in diesem Roman wieder eine zentrale Rolle, auch wenn die Hauptfigur natürlich Caro ist. Die Verbindung der beiden Bücher hat mir sehr gut gefallen, denn natürlich tauchen auch andere liebgewonnene Nebenfiguren, wie Oma Gertrud, Irmgard und Willi wieder auf und sorgen für so manchen witzigen Moment.
Im Zentrum der Geschichte stehen die Hochzeit von Marie und Ole sowie natürlich die Gefühle von Caro und Hannes, die plötzlich nicht mehr vorgetäuscht zu sein scheinen. Aber auch der Mutter-Tochter-Konflikt spielt natürlich eine zentrale Rolle und wird schließlich brillant gelöst.
Ich habe viele schöne Lesemomente mit Nele Blohms Roman gehabt. Der Schreibstil ist wunderbar leicht und humorvoll, dabei aber keinesfalls albern. Die Seiten fliegen nur so dahin und durch die sympathischen und manchmal etwas schrulligen Inselbewohner gibt es genug Momente zum Schmunzeln.
Ich habe mich auf Hiddensee wieder sehr wohlgefühlt und bezeichne diesen Roman daher als absoluten Sommer-Wohlfühlroman.

Von mir gibt es daher eine klare Leseempfehlung und 5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 04.08.2023
Sommertagsträume
Römer, Lotte

Sommertagsträume


ausgezeichnet

Herausforderungen

„Vielleicht war es wirklich ganz gut, das böse Wesen hier oben zurückzulassen und der Arbeit im Tal eine Chance zu geben.“

„Sommertagsträume“ ist der dritte Band der „Liebe in den Bergen“-Reihe von Lotte Römer. Er erschien im Juli 2023 im Montlake Verlag von Amazon Publishing und kann unabhängig von den anderen Bänden gelesen werden.

Elsa lebt seit einigen Jahren auf der Alm. Ein Leben im Tal kann sie sich kaum noch vorstellen. Und Angst davor hat sich außerdem, denn seit ihr Exfreund Christoph ihr das Herz gebrochen hat, ist die Alm ihre Zuflucht.
Als sie für die Hochzeit ihrer Freundin Leni ins Tal hinab muss, sind ihre Ängste entsprechend groß und umso überraschter ist sie, als sie den Bäcker Martin kennenlernt. Mit ihm fällt ihr das Reden auf Anhieb leicht und ihre Rettung ist er außerdem – dieses Jahr kommen die Kühe vom Bauern Alois nämlich nicht auf die Alm und Elsa kann in der Bäckerei aushelfen.

Lotte Römers Roman hatte mich wieder einmal schnell gefangen. Ich mag Elsa, sie liebt Tiere, liest gerne und mag es, zurückgezogen zu leben. Ich finde sie sehr sympathisch und konnte ihre Gefühle in den meisten Situationen tatsächlich sehr gut nachempfinden. Zwar dachte ich, ihre Vergangenheit wäre schlimmer, als sie am Ende ist, aber bei solchen Dingen fühlt eben jeder anders, auch wenn der Grund für ihre Flucht auf die Alm hier fast schon lapidar wirkt. Gerade später, als ihr so manche Dinge klar werden und sie wirklich wütend und enttäuscht ist, habe ich sie aber so gut verstehen können. Die Menschen in ihrer Umgebung haben es gut gemeint, aber gut gemeint ist eben tatsächlich nicht immer gut gemacht und ich verstehe vollkommen, dass sie hier böse ist!
Auch Martin war mir von Beginn an sympathisch. Er hat die Bäckerei seiner Eltern übernommen und kämpft seitdem darum, seinen eigenen Stil zu verwirklichen. Er liebt das Bäckerhandwerk und möchte keine industrielle Massenbackware, sondern handgefertigtes Sauerteigbrot herstellen. Gegen die Meinung seiner Eltern kann er sich aber schlecht durchsetzen, denn ehrlich gesagt, ist er nicht unbedingt der selbstsicherste Typ… Sehr liebenswert dazu auch seine Stimme, die quietschig wird, wenn er aufgeregt ist!
Lottes Schreibstil ist leicht und flüssig. Das Handlungssetting ist wieder wunderbar gewählt und die authentischen Einblicke ins Brotbacken haben mir sehr gut gefallen. Auch die Entwicklung der beiden Protagonisten ist gut gelungen, sowohl Martin als auch Elsa kommen im Laufe der Handlung aus ihrer Komfortzone heraus und stehen für sich selber ein. Veränderungen brauchen Mut und dies beweisen die beiden definitiv. Zudem gibt es anschauliche Darstellungen über das Leben auf der Alm, das ich mir wirklich nicht allzu leicht vorstelle!
Das Hauptthema neben der Liebesgeschichte ist der Generationenkonflikt von Martin und seinen Eltern, die Darstellung finde ich sehr authentisch und die Schwierigkeiten, die Martin hat, sind absolut verständlich. Es ist wohl ebenso wenig leicht, seinen Betrieb abzugeben, als eben den Traditionsbetrieb nach eigenen Träumen umformen… Die Autorin greift diesen Konflikt gut auf und auch die schließliche Lösung hat mich überzeugt.
Gefallen hat mir außerdem, dass alle Protagonisten der ersten beiden Bände ebenfalls wieder auftauchen, wobei Leni und Kenneth präsenter sind, als Jasmin und Timon. Die Verknüpfung der Bände ist dabei so zart, dass sie trotzdem unabhängig und auch in anderer Reihenfolge gelesen werden können! Susi als beste Freundin von Martin finde ich außerdem auch klasse – im Grunde wünsche ich mir eigenen Band über sie!

Mein Fazit: Ein lockerer und leichter Sommerroman, der sich einfach und flüssig Lesen lässt. Ich habe mich gerne in die Berge geträumt und mit Elsa und Martin mitgefiebert. Der erste Band der Reihe ist immer noch mein Lieblingsband, „Sommertagsträume“ kommt für mich nicht ganz heran, daher gibt es von mir 4,5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 04.08.2023
Lautlose Schreie / Mara Billinsky Bd.2
Born, Leo

Lautlose Schreie / Mara Billinsky Bd.2


ausgezeichnet

Angekommen

„Pass auf, mit dem du durch die Gegend fliegst, Krähe.“

„Lautlose Schreie“ ist der zweite Band der „Mara-Billinsky-Thriller“ von Leo Born. Er erschien im März 2019 im Bastei Lübbe Verlag und kann unabhängig gelesen werden.

Der zweite Fall für Mara Billinsky und für meinen Geschmack, deutlich rasanter und spannender lesbar als der erste Fall!
Mara selbst hat sich deutlich entwickelt, zudem ist sie endlich in Frankfurt angekommen. Natürlich ist sie immer noch keine unglaublich offene Person, aber sie gibt sich Mühe. Sie ist weniger in sich gekehrt, versucht mit den Kollegen zu kooperieren und lässt sich auch im privaten Umfeld auf Freundschaften ein. Kurzum, ihre Mauer scheint ein klein wenig einzureißen, denn plötzlich lässt sie Menschen an sich heran… Etwas schade fand ich, dass die Beziehung zu ihrem Vater erneut als sehr schwierig dargestellt wird, ich hatte nach Band 1 erwartet, dass die beiden sich ein wenig annähern würden. Nun war ich etwas überrascht von der erneut sehr frostigen und distanzierten Haltung der beiden.
Ihr neuer Fall ist keine leichte Kost und das ein oder andere Mal hatte ich Gänsehaut. Ich habe mich deutlich schneller in die Handlung einfinden können als in Band eins und fand auch die Perspektivwechsel weniger verwirrend. Der Handlungsverlauf ist sehr flüssig und absolut spannend. An mir sind die Seiten nur so vorbeigeflogen und das Ende war für mich sehr überraschend.
Durch die oft kurzen Kapitel und die atmosphärischen Beschreibungen wird die Spannung zusätzlich hochgehalten.
Gefallen hat mir zudem, dass viele Nebenfiguren aus Band 1 erneut auftauchen und auch ihre Geschichte weitererzählt wird.
Nicht gebraucht hätte ich hingegen die erneute sexuelle Komponente in Bezug auf Mara, die für mich schon in Band 1 eher unnötig gewesen ist, hier für mein Empfinden aber sogar eher lächerlich wirkt. Natürlich ist sie letztlich ein wichtiger Teil der Handlung, ich hätte mir den Verlauf hier aber anders gewünscht. Ich finde es passt einfach nicht zu Mara, dass sie in gewissen Situationen immer schwach wird!

Nichtsdestotrotz hat mir „Lautlose Schreie“ ebenfalls sehr gut gefallen. Ich fand die Handlung spannend, mitreißend und überraschend und die Entwicklung von Mara fand ich sehr schön dargestellt, sodass ich 4,5 von 5 Sternen vergebe.

Bewertung vom 04.08.2023
Blinde Rache / Mara Billinsky Bd.1
Born, Leo

Blinde Rache / Mara Billinsky Bd.1


ausgezeichnet

Flieg, Krähe

„Schwachen helfen und rücksichtslosen Starken in die Suppe spucken zu können, das war ganz nach ihrem Geschmack.“

„Blinde Rache“ ist der erste Band der Mara-Billinsky-Thriller von Leo Born. Er erschien im Dezember 2018 im Bastei Lübbe Verlag.

Mara Billinsky kehrt als Ermittlerin nach Frankfurt zurück. Einige Jahre hat sie in Düsseldorf gearbeitet, ist nun aber zurück in ihrer Heimatstadt. Wie erwartet, ist die Rückkehr nicht leicht, denn schon bei ihrem Weggang hatte sie nicht wirklich Freunde auf dem Polizeirevier.
„Die Krähe“ wird sie genannt, sie ist unnahbar, wortkarg, eigensinnig und immer schwarz gekleidet. Auf ihre Art und Weise ist sie aber gleichzeitig fürsorglich und hilfsbereit – harte Schale, weicher Kern trifft es wohl. Konfrontiert mit ihrem ersten Fall in Frankfurt, muss sie sich direkt beweisen, denn die Lösung der auftauchenden Mordserie ist alles andere als trivial…

Ich lese nicht oft Krimis oder Thriller und habe mich an Mara Billinsky auch nur herangetraut, weil ich Leo Born in Leipzig persönlich kennengelernt habe und einfach sehr neugierig auf seine Werke war! Einige positive Rezensionen hatte ich zudem auch schon gelesen und muss nun sagen – ich habe es nicht bereut!
Mara Billinsky ist eigensinnig und wird bestimmt nicht von jedem gemocht. Ihre spröde und eigensinnige Art gefiel mir persönlich aber sehr gut und im Laufe des ersten Bandes wird ja auch deutlich, weshalb sie ist, wie sie ist…
Der Einstieg in die Buchreihe fiel mir zunächst aber trotzdem nicht leicht. Die Kapitel sind relativ kurz, die Erzählperspektiven wechselnd und zunächst eher verwirrend und dadurch etwas zäh. Im Laufe der Handlung legt sich diese Verwirrung aber vollständig und weicht einer nicht zu leugnenden Spannung, sodass ich das Buch schließlich kaum aus der Hand legen kann. Auf ihre eigene Art löst Mara den komplizierten Fall und bringt sich dabei nicht nur einmal selbst in Gefahr. Dennoch erkämpft sie sich mit ihrem messerscharfen Verstand einen gewissen Respekt auf dem Revier und eine deutliche Entwicklung von Mara wird schon im Laufe der Handlung sichtbar.
Diese Entwicklung hat mir sehr gut gefallen und macht mich neugierig, was in den folgenden Bänden noch passieren wird!
Etwas verwirrend finde ich die Bezeichnung „Thriller“ – ja, rein von der Beschreibung „ungeahnte Gefahren werden provoziert und psychische/physische Belastungen entstehen, eine ständige Bedrohung des Protagonisten ist vorhanden“ passt es. Aber beim Thriller liegt das Hauptaugenmerk für mich einfach nicht auf dem Ermittler bzw. den Ermittlungen im Allgemeinen, sondern auf dem Opfer/dem Protagonisten. Daher ist die Buchreihe für mich eher eine Krimireihe, aber hier gehen die Meinungen wahrscheinlich auch einfach auseinander!

Mein Fazit: Ein guter Auftakt der Buchreihe um Mara Billinsky, in der die Protagonistin der Buchreihe vorgestellt und ihr erster Fall in Frankfurt mitbegleitet wird. Mir hat das Buch sehr gut gefallen, auch wenn der Einstieg etwas zäh und schwierig war. Die folgende Spannung mit für mich unterwarteten Wendungen macht den Anfang wett, weshalb ich 4,5 von 5 Sternen vergebe und mich auf die weiteren Thriller um die Krähe freue!

Bewertung vom 04.08.2023
Still missing you / Still Bd.1
Fast, Valentina

Still missing you / Still Bd.1


sehr gut

Second Chance

„Sie gehörte nicht hierher, das hatte sie noch nie. Hazel hatte Flügel und musste fliegen.“

„Still missing you“ ist ein New-Adult-Roman von Valentina Fast. Er erschien im Mai 2022 im dtv Verlag und ist der erste Band der „Still You-Reihe“.
Hazels Großmutter ist verstorben und so muss sie zur Beerdigung in ihren Heimatort zurückkehren. Vor einigen Jahren war sie aus verschiedenen Gründen und mit gebrochenem Herzen von dort abgehauen, weshalb die Rückkehr für Hazel nicht einfach ist. Überraschenderweise erbt sie, gemeinsam mit ihren Pflegegeschwistern dann auch noch eine alte Villa, welche sie gemeinsam zu einem Hotel aufbauen sollen…

Valentina Fasts Roman ist ein klassischer New-Adult-Roman mit Second-Chance-Trope. Als Hazel zurück in Eastwood ist, merkt sie nämlich, dass ihre Gefühle für Derek wohl doch nicht ganz begraben wurden und auch bei ihm tauchen alte Emotionen wieder auf. Der gemeinsame Aufbau des alten Hotels bringt die vier Geschwister insgesamt wieder näher zusammen, birgt zeitgleich aber auch viel Konfliktpotential.
Mit hat der Schreibstil mit der wechselnden Erzählperspektive zwischen Derek und Hazel gut gefallen. Er ist locker und leicht, die Geschichte lässt sich leicht und unkompliziert lesen.
Etwas kindisch und albern fand ich die plötzlich auftauchende „Hotlist“, welche von Hazel und ihrer besten Freundin zu Schulzeiten geschrieben wurde. Diese löst einen Konflikt aus, der sich durch den gesamten Roman zieht. Im ersten Augenblick fand ich es witzig, später dann wirklich nur noch überzogen. Aufgrund einer jahrealten Listewerden Hazel und Olivia nämlich plötzlich von Männern angesprochen, weil sie damals gut bewertet wurden… Dafür sind mir die Figuren aber wirklich einfach schon zu alt! Darüber hinaus sind auch die anderen Konflikte etwas dramatisch und aus Kleinigkeiten wird ein Elefant gemacht. Letztlich würde Reden an manchen stellen viel helfen, aber ohne das Aufblasen der Kleinigkeiten, hätte sich eben auch keine wirkliche Story ergeben…
Letztlich muss ich aber sagen, dass mir der Roman insgesamt trotzdem gut gefallen hat, da er sich einfach flüssig lesen lässt und eben unkompliziert ist. Die Auseinandersetzungen und Beziehungen in Hazels Pflegefamilie sowie der langsame Wiederaufbau der Gefühle zu Derek sind authentisch und emotional (wenn zum Teil eben auch etwas dramatisch) beschrieben. Hazels Entwicklung sowie die Annäherung an ihre Geschwister und ihren Heimatort sind ebenfalls gut gelungen. Auch Hazels Darstellung als Außenseiterin und Sturkopf mochte ich sehr.
Und auch das Buchsetting ist mit einer typischen amerikanischen Kleinstadt, dem dort herrschendem Dorfklatsch und leicht schrulligen Nebenfiguren einfach charmant und schön!

Insgesamt gibt es daher von mir 4,5 von 5 Sternen für einen gut lesbaren und unkomplizierten New-Adult-Roman mit Second-Chance-Trope.

Bewertung vom 27.07.2023
Positiv bestärken - sanft erziehen
Pryor, Karen

Positiv bestärken - sanft erziehen


sehr gut

Don't shoot the Dog

„Ein bestraftes oder über Korrektur trainiertes Tier lernt gerade nur so viel zu tun, daß es keine Probleme bekommt.“

„Positiv bestärken, sanft erziehen“ von Karen Pryor erschien erstmals 1985 und wurde 15 Jahre danach durch ein weiteres Kapitel zum Clickertraining ergänzt.
Das Buch wird als „Der Klassiker zum Clickertraining“ beworben und ich muss zugeben, dass ich dadurch etwas anderes erwartet habe. Ich dachte, es würde hauptsächlich um positive Verstärkung und die Arbeit mit dem Clicker am Hund gehen, letztlich umfasst das Buch von Karen Pryor aber noch viel mehr.
Auf insgesamt knapp 200 Seiten (ohne Bilder und Grafiken) beschreibt die Autorin, Zoologin, Tiertrainerin und Verhaltensbiologin, wie Lernen funktioniert. Es geht um Bestärkung, Formen, Reizkontrolle und Lernmethoden.
Jedes Thema wird anhand von Beispielen veranschaulicht und dargestellt. Tatsächlich war ich allerdings an manchen Stellen irritiert, da in Teilen eher fragwürdige Lösungen als gute Methode dargestellt werden und die sicher bessere Lösung eher wenig hervorgehoben wird. Zum Beispiel: „Hält man sich dieses primäre Signal in Reserve, so lassen sich rasch gute Reaktionen auf einen sanften Ruck hin entwickeln. Auf Dauer ist dies, […] viel freundlicher, als ständig mit einer wirkungslosen Kraftanstrengung immer wieder am Hals […] zu ziehen.“ Wahrscheinlich ist es aber einfach so, dass man hierbei auch die Zeit beachten muss, in der das Buch geschrieben wurde. Mittlerweile ist man im Training mit der positiven Verstärkung deutlich weiter, Rucken am Hund in jedweder Weise unangebracht und Karen Pryor eben eine wichtige Expertin, die hierfür einen Grundstein gelegt hat.
In ihrem Buch werden die Prinzipien der Verstärkung sehr deutlich und präzise erklärt. Das Ganze ist allerdings tatsächlich sehr sachlich und die Informationen finden sich schneller Abfolge ohne Auflockerungen wie Bilder, Schaukästen oder ähnliches. Auch sucht man das Hundetraining im Buch eher vergeblich, obwohl es gerade für dieses beworben wird und auch die Aufmachung etwas anderes erwarten lässt. Natürlich wird es angerissen, aber der Schwerpunkt liegt beim Training im Allgemeinen und für die Beispiele werden meist andere Tiere oder sogar Menschen herangezogen.
Es ist also definitiv keine Lektüre für nebenbei und auch keine Anleitung dafür, wie man mit dem Clicker am Hund oder an anderen Tieren arbeitet – wenn man hierfür konkrete Tipps oder Anleitungen haben möchte, sollte man auf andere Bücher zurückgreifen. Über das Gelesene muss man eindeutig nachdenken und einige der Lösungen absolut hinterfragen. Ich habe beim Lesen einiges lernen können, muss aber auch sagen, dass ich das Buch bei Gelegenheit wohl nochmal zur Hand nehmen muss. Es sind einfach wirklich viele Informationen auf einen Blick enthalten, die man erstmal entwirren und verstehen muss.
Es ist insgesamt tatsächlich ein Klassiker im Rahmen der positiven Verstärkung und wenn man mehr in den verhaltensbiologischen Kontext einsteigen möchte, dann ist das Buch auf jeden Fall geeignet. Weniger geeignet ist es, wenn man praktisch etwas über das Clickertraining lernen möchte!

Bewertung vom 27.07.2023
Like Shadows We Hide / Winter Dreams Bd.4
Dade, Ayla

Like Shadows We Hide / Winter Dreams Bd.4


ausgezeichnet

Kämpferherz

„Er ist, wie er sein will. Ich bin, wie man mich haben will. Das ist ein Unterschied.“

„Like Shadows we hide“ ist der vierte Band der „Winter-Dreams-Reihe“ von Ayla Dade. Er erschien im Januar 2023 und kann grundsätzlich unabhängig von den anderen Bänden der Reihe gelesen werden.
Harper wächst in einer reichen Familie auf, eigene Entscheidungen darf sie eher nicht treffen. Ihr Lebensweg wird von ihren Eltern bestimmt und die Eiskunstlaufkarriere steht dabei an erster Stelle. Harper selbst wünscht sich allerdings etwas anderes, doch den Mut, ihre eigenen Wünsche umzusetzen, bringt sie eher nicht auf. Als sie zufällig dem attraktiven Everett begegnet, schlägt ihr Herz höher. Everett entpuppt sich jedoch als ihr neuer Trainer und Beziehungen zwischen Trainern und Schülern sind streng verboten. Können die beiden eine professionelle Distanz aufrechterhalten?

Obwohl „Like Shadows we hide“ bereits der vierte Band der Buchreihe ist, ging es für mich das erste Mal nach Aspen und der Einstieg war irgendwie eher zäh. Die Einstellung der Protagonisten ist zunächst sehr düster und negativ, der Schreibstil eher träge und wenig mitreißend. Entsprechend fiel es mir zunächst ein wenig schwer, mich in die Geschichte einzufinden. Nach den ersten Kapiteln und einer groben Einführung von meiner Buddyreadpartnerin, gelang es mir dann aber mühelos. Grundsätzlich würde ich also sagen, dass das Lesen der Buchreihe nicht unbedingt in der richtigen Reihenfolge erfolgen muss, ich würde es aber empfehlen, da man manche Zusammenhänge dann einfach besser versteht und wahrscheinlich auch schneller in die Story hineinkommt!
Nachdem ich mich in die Geschichte hineingefunden hatte und mich auch an die Figuren gewöhnt hatte, flogen die Buchseiten aber nur so dahin. Der Schreibstil wird deutlich flüssiger und die Stimmung wechselt zwischen ernst, humorvoll und absolut romantisch.
Harper ist eine interessante junge Frau. Man merkt, dass sie bereits viel erlebt hat und es Zuhause trotz der reichen Eltern nicht immer leicht hatte. Sie wünscht sich ein Leben, das sie selbst bestimmen kann und in dem sie nicht den Wünschen ihrer Eltern folgen muss. Sehr gefallen hat mir Harpers persönliche Entwicklung. Sie ist eigentlich die Unnahbare, die Distanzierte, die Unfreundliche. Nach und nach reißt sie nun jedoch ihre Mauern ein, lässt die Menschen an sich heran und gibt sich auch selber Mühe auf die anderen zuzugehen. Sie findet echte Freunde und bemerkt, dass es guttut, gemocht zu werden. Wirklich krass fand ich dann die spätere Auflösung ihrer persönlichen Geschichte und die Sprengung der elterlichen Ketten, die daraus resultiert.
Wenn ihr durch gewisse Inhalte getriggert werdet, solltet ihr die Trigerwarnung auf jeden Fall beachten, denn Ayla Dade greift mehrere Themen auf, die nicht unbedingt leicht zu verarbeiten sind. Für mich war es durch die Vielzahl dieser Themen am Ende auch ein wenig zu viel. Natürlich hat jeder sein Päckchen zu tragen, aber ich mag es nicht, wenn Romane den Eindruck erwecken, dass niemand eine normale Kindheit hatte und wirklich jeder eine echt krasse Vergangenheit hat. An dieser Stelle war es für mich also ein bisschen „too much“ und ich hätte mir etwas weniger Dramatik gewünscht. Dies ist aber nur ein kleiner Wehrmutstropfen, den insgesamt ist die Geschichte von Harper und Everett wirklich brillant umgesetzt. Er prickelt und kribbelt an den richtigen Stellen, Emotionen und Stimmungen werden gut transportiert, in manchen Szenen hatte ich eine Gänsehaut und es wird keinesfalls langweilig
Das Setting entspricht dem typischen Kleinstadtflair und macht einfach Spaß. Die Nebenfiguren sind sehr sympathisch und haben eigene interessante Charakterzüge, die Einbindung der vorherigen Protagonisten gelingt ebenfalls mühelos.

Mein Fazit: „Like Shadows we hide“ startete für mich etwas zäh, riss‘ mich aber schließlich vollkommen mit und hat mir wirklich tolle Lesestunden bereitet. Die behandelten Themen sind nicht unbedingt für jeden geeignet, bringen in den ansonsten typischen New-Age-Roman aber das gewisse Etwas hinein und sind so absolut authentisch. Von mir gibt es 4,5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 24.07.2023
Perlensommerträume
Wagner, Emma

Perlensommerträume


sehr gut

Perlensommerträume

„Dieser Ort hier war die Verkörperung ihrer Sommerträume. Ihrer Perlensommerträume. Ihr Inbegriff von Glück, Leichtigkeit und der Unbeschwertheit ihrer Kindheit.“

„Perlensommerträume“ ist ein Roman von Emma Wagner. Er erschien im Mai 2023 im Tinte und Feder Verlag von Amazon Publishing.

Emilia ist entsetzt: Völlig überraschend macht ihr Freund Michael ihr einen Heiratsantrag. In einem Restaurant und damit in aller Öffentlichkeit – eine Situation, in der Emilia sich absolut nicht wohlfühlt. Notgedrungen und völlig überfordert sagt sie „Ja“, benötigt anschließend aber erstmal eine Auszeit und reist alleine nach Kroatien in das Küstenstädtchen Rovinj. Unerwartet stößt sie dort auf die Geschichte ihrer eigenen Familie und taucht ein in eine Reise in die Vergangenheit…

Sehr amüsant beschreibt Emma Wagner, wie es Emilia beim Heiratsantrag von Michael geht. Was jedoch für den Leser irgendwie witzig ist, ist für Emilia eine Katastrophe. Wie so oft tritt Michael ihre Wünsche in den Schmutz und ist alleine auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Anstatt ihr einen romantischen Heiratsantrag zu machen, ist er nur auf Likes im Internet aus, denn als attraktiver „Morning Mike“ muss er sich natürlich entsprechend präsentieren…
Mehr als nachvollziehen konnte ich, wie Emilia sich in diesem Moment gefühlt haben muss. Einfach furchtbar, wenn der eigene Partner nicht darauf achtet, was dem Menschen an seiner Seite so ein großes Unwohlsein bereitet. Umso besser gefiel mir daher, dass Emilie kurzentschlossen nach Rovinj reist, obwohl ihre Großmutter und ihre Mutter ihr nahelegen, der Heiratsantrag von Michael unbedingt anzunehmen. Lediglich ihre Tante Jara unterstützt die junge Frau in ihrer Meinung, wird dafür aber von ihrer Cousine und ihrer Nichte ebenfalls nicht gerade freundlich behandelt.
Ganz zufällig gewählt ist Emilias Reiseziel allerdings nicht, denn Jara hatte nach diesem Ort gesucht und da sie auf Emilias Fragen nur unsinnige Antworten gibt, ist Emilia natürlich neugierig… Dass sie jedoch schließlich in Rovinj alte Familiengeheimnisse aufspüren würde, hatte sie wohl wirklich nicht gedacht.
Der Roman spielt in zwei Zeitebenen, welche sich durch die Erzählperspektive und entsprechende Kapitelüberschriften gut auseinanderhalten lassen. Durch die wechselnden Erzählstränge erfahren wir nach und nach, was Jara und ihrer Cousine vor vielen Jahren passierte und weshalb sie so zerstritten sind.
Die Geschichte liest sich dabei flüssig und unkompliziert. Der Schreibstil ist leicht und häufig humorvoll. Insgesamt handelt es sich um ein typisches Familiendrama, das mich persönlich leider nicht überraschen konnte. Relativ schnell hatte ich mir eine Lösung im Kopf zurechtgelegt und schließlich konnte mich das Ende dann auch nicht mehr überraschen. Manche Handlungen der Figuren in der Vergangenheit konnte ich zudem nicht gut nachvollziehen, eine richtige Erklärung gab es leider ebenfalls nicht.
Trotzdem habe ich den Roman aber gern gelesen, denn er versprüht eine gute Prise Sommer- und Urlaubsfeeling und spielt vor einer wunderschönen Kulisse.
Gefallen hat mir zudem die Entwicklung von Emilia und die Geschichte in der Gegenwart im Allgemeinen. Am Anfang des Romans ist sie eher unscheinbar und lässt sich von den anderen umherschubsen. Sie hat zwar eigene Wünsche, äußert diese aber eher zurückhaltend und setzt sich keinesfalls durch. Im Urlaub jedoch geschieht etwas mit ihr und plötzlich kann sie sich auch durchsetzen und ihre Meinung äußern.

Mein Fazit: „Perlensommerträume“ ist ein unkomplizierter Roman mit typischen Familiendrama und einer schönen Lovestory vor traumhafter Kulisse. Mich persönlich konnte er nicht überraschen und dadurch auch nicht vollkommen überzeugen, vielleicht habe ich schon zu viele Romane dieser Art gelesen… Es gibt von mir daher nur 4 von 5 Sternen für einen leichten Sommerroman!