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Milagro
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Bewertungen

Insgesamt 52 Bewertungen
Bewertung vom 08.03.2022
Die Gezeiten gehören uns
Vida, Vendela

Die Gezeiten gehören uns


ausgezeichnet

Die Geschichte von Eulabee und Maria Fabiola, die in einer Küstenstadt nahe San Francisco in den 80er Jahren aufwachsen, hat mich sofort begeistert. Die Mädchen gehen auf eine private Mädchenschule, kennen Geschichten aus der Nachbarschaft, sind ziemlich ungebunden und wissen um die Gefährlichkeit der einsetzenden Flut. Ein kurzes Zusammentreffen mit einem Fremden verändert alles, die Beziehungen zwischen den Mädchen ändert sich. Eulabee kämpft um Anerkennung der Gruppe. Dieses ganze Unglück trifft auf ein Chaos der Gefühle, das junge Menschen eben in diesem Alter so trifft. Gespannt folgt man dem durchaus mit Humor gespicktem Geschehen, nimmt Anteil und erlebt überraschende Wendungen. Diese Geschichte berührt, vielleicht gerade deshalb, weil man sich selbst wiedererkennen kann, vielleicht auch, weil man den Verlauf der Geschichte nicht gleich vorhersehen kann und das Geschehen trotzdem immer nachvollziehbar bleibt. Es wird nie langweilig, man fliegt nur so durch den Text. Die Protagonisten sind allesamt detailliert beschrieben, auch die Nebenfiguren bleiben nicht oberflächlich, so bleibt die Geschichte stets abwechslungsreich.
Eulabee ist mir wirklich sehr ans Herz gewachsen. Das ist eine großartige Geschichte, die ich gerne weiterempfehlen möchte.

Bewertung vom 08.03.2022
Die Kinder sind Könige
Vigan, Delphine

Die Kinder sind Könige


sehr gut

Ich bin ein Fan von Delphine de Vigan, das gleich vorweg. Auf dieses Buch habe ich mich deshalb sehr gefreut. Das Thema ist sehr aktuell: Kinder, die in sozialen Medien vermarktet werden. Die Protagonistin, die ein bisher durchschnittliches Leben geführt hat, möchte ihren Teil vom Ruhm haben. Sie erreicht dies, indem sie ihre Kinder vor die Kamera zerrt und das gemeinsame Leben in den Medien zur Schau stellt. Das Leben lebt die Familie nun öffentlich und das kommt an und beschert ein nicht unerhebliches Einkommen. Immerzu ist die Kamera dabei, alles wird gefilmt. Fremde beobachten die Kinder beim Auspacken von Spielsachen, die sich in den Kinderzimmern stapeln, die Kleidung wird in Szene gesetzt, jede Alltäglichkeit ist ein Video wert. Als die kleine Tochter sich zu entziehen versucht, starten die Probleme.
Es gruselt einen, wenn man diese Geschichte liest. Es gruselt, weil hier die Realität gezeigt wird. Konsum um des Konsums willen, Geld verdienen mit den eigenen Kindern, die kein wirkliches Mitspracherecht haben. Letztlich stellt de Vigan die Ausbeutung der Kinder dar, die auf YouTube-Videos ihr Leben zeigen ( müssen). Eingebettet in eine spannende Geschichte folgt man dem Geschehen teils ein wenig ungläubig, um dann festzustellen, dass es einfach nur realistisch ist. Die Geschichte liest sich teils wie ein Bericht, etwas zu sachlich für meinen Geschmack, auch hätte ich selbst gern etwas mehr Sympathie für die Nebenfiguren aufbringen wollen. Insgesamt aber ein tolles Buch über eine Gesellschaft, die die Kontrolle über ihre Privatsphäre verliert.