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MirjS
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Essen

Bewertungen

Insgesamt 93 Bewertungen
Bewertung vom 13.08.2025
Der Sommer am Ende der Welt
Völler, Eva

Der Sommer am Ende der Welt


sehr gut

„Ein bisschen wat hinter die Löffel hat noch keinem geschadet“

Als Verschickungskind verbringt Hannas Mutter den Sommer 1963 in einem Kinderkurheim auf Borkum. Sechzig Jahre später will Journalistin Hanna den bislang verdrängten, traumatischen Erlebnissen ihrer Mutter nachspüren und fährt mit ihrer Tochter Katie zur Recherche auf die Insel. Nach und nach kommt sie, mit Hilfe des Inselarztes Ole, in den sie sich verliebt, den erschütternden Ereignissen von Damals auf die Spur. Doch das Ausmaß der Ereignisse sind verstörender als sie sich je hätte vorstellen können.

Verschickungskinder. Ein wichtiges und wirklich lange verdrängtes Thema, auf das Eva Völler mit ihrem Roman „Der Sommer am Ende der Welt“ aufmerksam machen möchte. Doch leider verliert es sich, meiner Meinung nach, zunehmend in der Liebesgeschichte zwischen Hanna und Ole. Davon abgesehen, fand ich es auch nicht ideal noch weitere Themen, wie die Verbrechen während der NS-Zeit, mit aufzugreifen und miteinander zu kombinieren - irgendwie verliert dadurch jedes einzelne Thema für sich an Dramatik und Wichtigkeit. Stattdessen hätte ich halt gern noch mehr „Zeitzeugenberichte“ gelesen, was allerdings auch damit zusammenhängen kann, dass ich selbst auch ein Verschickungskind bin, wenn auch ein spätes der 80er Jahre, wenn auch mit nicht ganz so schlimmen Erfahrungen. Was mir jedoch bis zu diesem Buch gar nicht bewusst war, ich nun auch fast 40 Jahre als „dumm gelaufene“, schlechte Kindheitserinnerung abgetan habe! Da sieht man also mal, wie wichtig es ist solche Themen auch in Unterhaltungsromanen aufzugreifen - ohne dieses Buch hier, wäre ich nie auf dieses Thema gekommen! „Ein bisschen wat hinter die Löffel hat noch keinem geschadet“, so hieß es auch noch in den 80ern, da wurde wurde man als Kind nicht wirklich ernst genommen und hinterher einfach nicht mehr drüber gesprochen.

Ansonsten fand ich sowohl die Insel-Atmosphäre, als auch die thematisch bedrückende Atmosphäre in dem Buch hervorragend beschrieben und auch die Protagonisten waren gut ausgearbeitet. Zwar hatte ich mit Hanna und Katie anfangs so meine Probleme, das hat sich dann aber irgendwann auch gelegt. Ergriffen war ich von Sabines Zeitzeugenberichten, die haben mich einige Nächte nicht schlafen und in meinen Erinnerungen graben lassen und waren gut recherchiert. Allerdings ist mir, die Story betreffend, einiges auch nicht ganz so schlüssig erschienen und auch einige Fragen blieben schlussendlich unbeantwortet.

Fazit: Alles in allem hat mir der Roman jedoch sehr gut gefallen und mich, als ehemaliges Verschickungskind, zutiefst berührt und gleichfalls animiert, mich näher mit dem Thema auseinander zu setzen und nach Sachliteratur Ausschau zu halten.

Bewertung vom 12.08.2025
Mein erstes Vorlese-Fühlbuch - Bist du eine Katze?
Orso, Kathrin Lena

Mein erstes Vorlese-Fühlbuch - Bist du eine Katze?


ausgezeichnet

Eine Erkundungstour für Ohren, Augen und kleine Fingerchen

Bei der Vorlesegeschichte „Bist Du eine Katze?“ von Kathrin Lena Orso und Iris Blanck nimmt eine kleine Katze Kinder ab 18 Monaten mit auf eine liebevoll gestaltete Bauernhof-Erkundungstour. Dort treffen sie natürlich auf verschiedene Tiere wie Hund oder Esel.

Das besondere an diesem Büchlein ist natürlich, dass es sich nicht nur um ein Vorlese-, sondern eben auch um ein Fühlbuch handelt. Kinder erleben somit nicht nur akustische und optische, sondern eben auch haptische Reize, was ich persönlich großartig finde. Dazu sei allerdings gesagt, dass ich selbst keine Kinder habe, sondern das Buch von mir verschenkt wurde. Doch ich konnte es mir natürlich nicht nehmen lassen, es zuvor selbst in Ruhe einmal anzuschauen, durchzublättern und zu befühlen. Dabei empfand ich das kleinformatige Papp-Bilderbuch als recht hochwertig verarbeitet, zumal ich mir habe sagen lassen, dass es extra über abwaschbare Seiten verfügt. Sowohl die Illustrationen, als auch die kleinen Reime, sind absolut süß und wirklich liebevoll umgesetzt, obgleich ich auf den ersten Blick erstmal dachte „was schauen denn die Tiere so grimmig und stechend“. Dem Fühlstoff (Fell der einzelnen Tiere) kann man einfach nicht widerstehen, auch wenn mir da vielleicht ein wenig abwechslungsreichere Materialien gewünscht hätte, die den Unterschied der einzelnen Tiere, nach der immer wiederkehrenden Frage „Bist Du eine Katze?“, noch wesentlich deutlicher gemacht hätte.

Fazit: Ein niedliches und tolles Buch, wie ich finde, mit dem Kinder wirklich mit allen Sinnen begreifen und somit auch lernen können. Als Geschenk war es jedenfalls ein voller Erfolg! Bei groß ist es toll angekommen, während es bei klein mit großer Begeisterung angenommen und immer wieder befühlt wurde.

Bewertung vom 12.08.2025
Eine von uns (MP3-Download)
Hayes, Samantha

Eine von uns (MP3-Download)


gut

Gals. Big love. True friends.

Gina, Annie, Laura und Sara - die Gals. Einst waren sie eine unzertrennliche Mädchenclique, “Big love, true Friends“ ihr zusammenschweißendes Motto. Bis sich schließlich eine von ihnen Herzensbrecher Matt angelt und spurlos verschwindet. Als Jahrzehnte später das Haus von Gina abbrennt, kommen Sie und ihre Familie im Haus von Annie unter, die sich für längere Zeit im Ausland aufhält. Zurück in ihrem Heimatort, in dem einst Sara verschwand und nach Auftauchen der mysteriösen Haushälterin Mary, beginnt für Gina ein Alptraum und ein düsteres Geheimnis bahnt sich den Weg ins Licht.

Ich habe „Eine von uns“ von Samantha Hayes als Hörbuch gehört und fühlte mich, auch durch die beiden Sprecherinnen Jutta Seifert und Mona Fischer, akustisch gut unterhalten. Spannung und die geheimnisvolle Atmosphäre kommt in erster Linie dadurch auf, dass die Story aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt wird, wobei sich hauptsächlich Gina und Mary abwechseln. Nach und nach kommen Einzelheiten aus der Vergangenheit ans Licht, wobei sich dies zunächst ziemlich hinzieht. Nichts desto trotz fand ich den Einstieg in die Geschichte überaus stark und es dementsprechend schade, dass die Spannung zur Mitte hin immer weiter abflacht ist, die Geschichte schnell vorhersehbar wurde und mich nicht mehr recht packen konnte. Ab dem letzten Drittel etwa, wurde in Sachen Spannung dann nochmal aufgetrumpft, doch da konnte ich das Ganze irgendwie schon nicht mehr nachvollziehen. Nicht, weil es zu kompliziert zum nachverfolgen gewesen wäre, sondern weil ich sowohl die Reaktionen der Charaktere, als auch den Schluss an sich, völlig schräg und unglaubwürdig fand.

Fazit: Nichts was mich vom Hocker gehauen hat, doch als Hörbuch sehr unterhaltsam. insgesamt ein solider Psychothriller mit spannenden Momenten, Enthüllungen und allerlei Wendungen, aber eben auch Schwächen.

Bewertung vom 06.08.2025
Große Träume auf kleinen Pfoten
Blum, Molly

Große Träume auf kleinen Pfoten


ausgezeichnet

Liebe, Hoffnung, Hundepfoten ❤️

In Ihrem Roman „Große Träume auf kleinen Pfoten“ schickt Molly Blum die Journalistin Mina nach Cornwall, um dort über das kleineTierheim „Paulas Paradies“ zu berichten, deren Bewohner kurz davor stehen, das Dach über dem Kopf zu verlieren. Mina, seit kurzem Single und enttäuscht von der Liebe, kann kaum glauben, dass sich ausgerechnet Christopher als Leiter des Tierheims entpuppt, mit dem sie vor vielen Jahren eine unvergessliche Nacht verbrachte, bevor tragische Umstände sie voneinander trennten. Nach anfänglicher Ablehnung, nähern sich Beide - dank treuer Hundeaugen und dem gemeinsamen Ziel, das Tierheim retten zu wollen - einander wieder an. Wird es für Paulas Paradies, Christopher und Mina doch noch ein Happy End geben?

Da Liebesgeschichten eigentlich nicht so unbedingt mein bevorzugtes Genre sind, war es eigentlich ausschließlich der Klappentext, in dem es um Cornwall und zudem noch um ein Tierheim ging, der mich ungemein ansprach. Und was soll ich sagen, zu meiner großen Überraschung hat mich die Geschichte und der sympathische Schreibstil von Molly Blum sofort auf eine solch hartnäckige Art drangekriegt, dass ich das Buch nicht mehr weglegen konnte und es tatsächlich fast in einem Rutsch durchlesen musste. Zum Einen fand ich die Story spannend und mitreißend, mochte das ganze Cornwall-Flair und die Hauptcharaktere wahnsinnig gern, zum Anderen hat mich die herauslesbare Tierliebe der Autorin beim lesen einfach glücklich gemacht. Ich war selbst viele Jahre aktiv im Tierschutz tätig, hatte die Verantwortung für ein Tierheim und unzählige Begegnungen wie die mit Hope und leider noch Schlimmere und konnte an vielen kleinen Details herauslesen, dass Molly Blum aus Liebe und Erfahrung schreibt oder natürlich, wahnsinnig gut recherchiert hat.

Fazit: Eine spannende Herzens-Wohlfühl-Geschichte von der ich hoffe, dass sie nicht nur für gute Unterhaltung sorgt, sondern zusätzlich auch nochmal für Schicksale wie Hope und Lilly sensibilisiert.

Bewertung vom 04.08.2025
Die Auferstehung
Eschbach, Andreas

Die Auferstehung


ausgezeichnet

Ein absolutes Muss für alle Fans der ???

Tracy, die Tochter von Alec Hitfield, dem Sohn von Albert Hitfield, - legendärer Kriminalautor und Mentor der drei Fragezeichen - verschwand vor vielen Jahren, bei einem tragischen Unglück, in den Tiefen des Amazonas. Alle Suchaktionen blieben damals erfolglos. Plötzlich, wie aus dem Nichts und „von den Toten wiederauferstanden“ taucht sie nach sieben Jahren wieder auf. Doch ihre Tante Mary, die das Unglück damals mit- und überlebte, hegt Zweifel an der Identität ihrer Nichte. Vertrauensvoll wendet sie sich an Justus Jonas, den mittlerweile gealterten ersten Detektiv des ehemaligen Detektiv-Trios „Die drei Fragezeichen“, der sein Dasein immer noch in Rocky Beach auf dem Schrottplatz fristet. Ein spannendes und ebenso mysteriöses Abenteuer beginnt, bei dem sich auch die Wege von Justus, Peter und Bob wieder kreuzen…

Da die spannenden Kriminalfälle der Drei Fragezeichen fester Bestandteil meiner Kindheit waren, habe ich mich schon im Vorfeld wahnsinnig auf dieses Buch gefreut und konnte es kaum erwarten, es in die Finger zu bekommen. Ein neuer Fall mit Justus, Peter und Bob, zudem noch als Erwachsene, also nur unmerklich älter als ich jetzt, zudem geschrieben von Andreas Eschbach, den ich als Autor sowieso sehr schätze - was für eine absolut grandiose Idee! Und das Beste: Ich wurde nicht enttäuscht, habe jede einzelne Seite des Buches genossen, denn „Die Auferstehung“ könnte tatsächlich ein Fall der Drei Fragezeichen sein!

Richtig, bei diesem Buch handelt es sich quasi um eine Zukunftsvision, der 30 Jahre älteren „Drei Fragezeichen“ und ich frage mich ernsthaft, warum ich mich vorher nie gefragt habe, was aus Justus, Peter und Bob eigentlich „im Alter“ geworden ist. Um so Interessanter und spannender fand ich es, nun Andreas Eschbachs Interpretation zu folgen, die meiner Meinung nach, hervorragend gelungen ist. Sein Schreibstil ist absolut passend, so dass auch auch die typische, mysteriös-kriminalistische Stimmung super transportiert werden konnte.
Mir hat das Lesen jedenfalls wahnsinnige Freude bereitet, so dass ich das Buch fast in einem Rutsch durchgelesen habe. Zwar war irgendwie alles anders als erwartet und neu, aber irgendwie auch alles altbekannt, sogar Skinny Norris ;-)

Fazit: Spannend, nostalgisch, ergreifend, Retro und gleichzeitig modern - Für mich definitiv ein Highlight, mit dem mir Andreas Eschbach eine große Freude bereitet hat!

Bewertung vom 28.07.2025
Der Stau
Furniss, Jo

Der Stau


gut

Wenn ein Mörder im Stau steckt

In ihrem Thriller „Der Stau“ schickt Jo Furniss, die kurz vor dem Ruhestand stehende und zudem gerade aus dem Urlaub heimgekehrte, Kommissarin Belinda Kidd in einen Stau. Durch einen explosiven Terroranschlag in einem Tunnel ist auf der Autobahn kilometerlang kein vorankommen mehr, Autos wohin das Auge reicht und mit ihr in der Schlange, eine hinter dem Steuer sitzende Leiche mit einem Metallstab im Kopf. Wie konnte der Mord ungesehen bleiben? Und ist der Mörder noch unter den Wartenden?

Erzählt wird die Story hauptsächlich aus Sicht der Kommissarin Billy, die mit den Lesern ihre Gedanken und Mutmaßungen teilt. Doch auch die Schichtweise, bzw. Gedanken einzelner „Mitwartender“ wird in einigen Kapiteln geschildert, was die „Looked-Room“-Atmosphäre deutlich auflockert und auf eine bestimmte Art und Weise auch Spannung erzeugt. Alles in allem hält sich die Spannung, für meinen Geschmack, jedoch ziemlich im Rahmen. Die angedeutete Gefahr, die aus dieser ganzen Stau-Situation hervorgeht, kommt irgendwie nicht wirklich rüber. Zumindest hat sie mich nicht erreicht, während des Lesens hatte ich weder Gänsehaut noch Luftanhalt-Momente, obwohl der Grundgedanke ja überaus angsteinflößend ist. Trotzdem hat die Story durchaus einen Unterhaltungsfaktor und ließ sich, bis auf ein paar wenige Einschränkungen - vielleicht aufgrund der Nichtübersetzung einiger englischer Begriffe - durchweg flüssig lesen. Der Schreibstil ist einerseits angenehm locker, andererseits aber auch temporeich, was einigen überraschenden Wendungen sicherlich zugute kommt.

Fazit: Sicherlich kein Pageturner, für mich auch eher Krimi als Thriller, aber dennoch durchaus unterhaltsam!

Bewertung vom 27.07.2025
Weil es nicht anders sein kann
Glen, Joanna

Weil es nicht anders sein kann


gut

Gefühlsbetont-bildhafter Schreibstil, wenig überzeugende Geschichte

„Weil es nicht anders sein kann“ von Joanna Glen erzählt die zarte Liebesgeschichte von Addie und Sol, die sich auf einer kleinen, naturgewaltigen Insel vor der Küste Englands kennenlernen. Beide introvertiert, beide mit einem schlimmen Verlust im Herzen, der sie die Liebe in erster Linie mit Schmerz verbinden lässt. Obwohl es für beide Liebe auf den ersten Blick ist, müssen sie hart dafür kämpfen zusammensein zu können, doch vor allem müssen sie zunächst einmal lernen, wie Liebe eigentlich geht.

Da mir der Klappentext so gut gefallen hat, wollte ich das Buch wirklich mögen und habe versucht mich auf die Geschichte einzulassen, was leider bis zum Schluss nicht geklappt hat. Die Story um Addie und Sol hat es einfach nicht geschafft mich in ihren Bann zu ziehen, zu fesseln oder zu berühren. Ich konnte insbesondere die beiden Hauptcharaktere einfach nicht fühlen, so wie ich ihre ganze schüchterne Zurückhaltung - auf die die ganze Geschichte in gewisser Weise aufbaut - in keinster Weise nachvollziehen konnte. Für mich ist die gesamte Vergangenheit der beiden einfach zu widersprüchlich, zu sehr an den Haaren herbeigezogen, zu unrealistisch, zu unbegreiflich. Zudem störte mich, dass sowohl Glaube, als auch Gott in dem Buch eine große Rolle spielen und somit immer und immer wieder thematisiert wurden. Aus der Beschreibung konnte ich diesbezüglich zuvor nichts herauszulesen, ansonsten hätte es mich im Vorfeld schon daran gehindert zu diesem Buch zu greifen.

Nichts desto trotz ist der Schreibstil der Autorin wundervoll! Sie (be)schreibt Dinge auf eine ganz besondere, gefühlsbetont-poetische Art und Weise und führt großartige Metaphern an, die ich mir einfach markieren musste. Auch was die Naturbeschreibungen angeht, finde ich das Buch wirklich toll. Ich hätte nie gedacht, dass ich in einem Liebesroman mal so viel über Englands Vogelwelt dazulernen würde. Allein dafür verleihe ich die 3 Sterne.

Fazit: Auch wenn ich weder mit der Story, noch mit den Charakteren etwas anfangen konnte, so bin ich von dem Schreibstil der Autorin doch so schwer beeindruckt, dass ich es nicht bereue das Buch gelesen zu haben.

Bewertung vom 26.07.2025
Was bleibt ist Liebe - Trauerbewältigung um verstorbenen Hund: Loslassen, trauern und den Weg zurück
Gärtner, Anna

Was bleibt ist Liebe - Trauerbewältigung um verstorbenen Hund: Loslassen, trauern und den Weg zurück


gut

Persönlicher Erfahrungsbericht und Abschied

Sicher werden viele schon einmal die schmerzhafte Erfahrung gemacht haben, einen geliebten Hund und Seelenverwandten verloren zu haben. Das Gefühl kennen, im Umfeld auf Unverständnis zu treffen und sich mit seiner Trauer verloren zu fühlen, ihr gar hilflos ausgeliefert zu sein. „Was bleibt ist Liebe“ von Anna Gärtner setzt genau dort an und beschäftigt sich mit der „Trauerbewältigung um verstorbenen Hund“.

Das Buch hat aus zweierlei Gründen mein Interesse geweckt. Zum einen, rückt der Abschied von meinem 15jährigen, geliebten Seelenhund immer näher, zum anderen habe ich mich zu einer Fortbildung in Sachen Sterbebegleitung bei Tieren entschlossen, die in naher Zukunft stattfinden wird und fand es naheliegend, mich auch mit dem Thema der Trauerbewältigung näher auseinanderzusetzen. Der Klappentext des Buches verspricht neben einem persönlichen Erfahrungsbericht, „Antworten auf Fragen“, sowie Tipps und Übungen zum überwinden der Trauer. Leider habe ich in diesem Buch weder Antworten auf meine Fragen erhalten, noch irgendwelche Übungen gefunden. Tipps lasse ich mal gelten, da vielleicht jemand, der sich noch nicht mit dem Thema auseinandersetzen musste, für sich Informationen in Sachen Einäscherung, Trauerfeier & Co. ziehen kann. Des Weiteren gibt es Literaturempfehlungen in Sachen Trauerbewältigung und Leben nach dem Tod, was auch im Erfahrungsbericht ausführlich thematisiert wird. Für jemanden der an letzteres nicht glaubt, zu denen ich auch gehöre, wirkt dies vielleicht etwas befremdlich oder gar verstörend.

Der Klappentext ist jedenfalls ziemlich irreführend und sollte vielleicht nochmal überdacht werden, um keine falschen Erwartungen zu wecken und somit gegebenenfalls auch Enttäuschungen vorzubeugen. Für mich handelt es sich bei „Was bleibt ist Liebe“ lediglich um einen persönlichen Erfahrungsbericht und den Abschied vom Seelenhund der Autorin. Wobei das „lediglich“ nicht abwertend klingen soll, ich habe größten Respekt davor, diese sehr persönliche Form der Trauerbewältigung (Trauertagebuch/Trauer niederschreiben) öffentlich zu machen, andere teilhaben zu lassen und zu ermutigen.

Fazit: Auch wenn ich (ebenfalls Mehrhundebesitzerin) einige Vorgehens- und Sichtweisen nicht nachvollziehen konnte, fand ich den Erfahrungsbericht der Autorin interessant und sehr gefühlvoll geschrieben. Er hat mich an ihrer Trauer großen Anteil nehmen lassen. Leider hatte ich durch die Beschreibung etwas anderes erwartet, mehr mit einer Art Ratgeber gerechnet, und kann daher leider nur drei Sterne vergeben.

Bewertung vom 20.07.2025
Girls
Capes, Kirsty

Girls


gut

Vom Abturner… zum Pageturner

Ingrid Olssen, jüngst verstorben, einst, gefeierte Künstlerin mit ebenso exzentrischem, wie selbstzerstörerischem Lebenswandel. Ihre kleinen Töchter Matilda und Nora, die in diesen Lebenswandel nicht hineinpassen wollen, ihn dennoch aushalten und überleben müssen, sich dabei jedoch schmerzlich voneinander entfernen. In ihrem Roman „Girls“ erzählt Kirsty Capes die ebenso dramatische, wie abstruse und gefühlvolle Geschichte dieser beiden Schwestern, die nach dem Tod ihrer Mutter gemeinsam zu einem Roadtrip aufbrechen, um den letzten Wunsch ihrer Mutter zu erfüllen, sich anzunähern und selbst zu heilen.

Da ich sehr kunstinteressiert bin und selbst auch ein Liedchen von schwierigen Mutter-Tochter-Beziehungen und Kindheiten singen kann, habe ich mich richtiggehend auf dieses Buch gefreut. Und dann kam die Ernüchterung. Bis ungefähr zur Mitte des Buches habe ich keinerlei Zugang zur Geschichte oder den Protagonisten gefunden, was weniger am Schreibstil lag, als vielmehr daran, dass sie mich - trotz aller Dramatik - weder berührt, noch ansatzweise gefangen genommen oder interessiert hat. Mir hat irgendwie komplett der rote Faden gefehlt. Normalerweise passiert es mir wirklich selten, dass ich mich zum weiterlesen eines Buches zwingen muss, doch hier war es wirklich ein Kampf! Und dann kam ab der zweiten Hälfte der unerwartete Wandel, der mich das Buch plötzlich nicht mehr aus den Händen legen ließ. Dazu muss man wissen, dass die Story letztendlich aus zwei Teilen besteht. Teil 1 beschreibt die Protagonisten, sowie die Lebensumstände der Familie Olsen, sowohl jetzt, als auch in der Vergangenheit. In Teil 2 geht es dann los mit dem gemeinsamen Roadtrip durch die USA. Von da an, hatte ich auf einmal uneingeschränkten Zugang zu den „Girls“. Zugang zu ihrer schwierigen Kindheit, mit der ihnen widerfahrenen physischen und emotionalen Verwahrlosung. Zugang zu ihrem verworrenen, schwierigen und von (Selbst)Vorwürfen geprägten, Seelenleben und auch zu ihrer inneren Zerrissenheit. Ich lies alles nochmal Revue passieren und konnte ihre Wut, Trauer und den Wunsch nach Annäherung und „Genugtuung“ spüren und empfand auch die Darstellung des Kontrastes zwischen künstlerischem, beruflichem Erfolg und privatem, menschlichem bzw. mütterlichem Komplett-Versagen als sehr gelungen.

Fazit: Auch wenn mich das Buch nach rund zweihundert Seiten dann doch noch in seinen Bann gezogen und absolut ergriffen hat, kann ich natürlich meinen vorausgegangenen Kampf nicht vergessen und daher auch nicht außer Acht lassen. Daher gibt es nur 3 Sterne von mir. Trotzdem bin ich wahnsinnig froh, dass ich durchgehalten habe, denn Alles in Allem gesehen ist „girls“ ein absolut ergreifendes (wenn auch manchmal etwas verstörendes) und lesenswertes Buch, das sicher noch einige Zeit in mir nachhallen wird.

Bewertung vom 20.07.2025
Heartless Hunter / Der rote Nachtfalter Bd.1
Ciccarelli, Kristen

Heartless Hunter / Der rote Nachtfalter Bd.1


sehr gut

Romantasy, Hexenjagd & Blutmagie

Von der gefürchteten Blutwache gejagt, droht Hexen in der Neuen Republik die Todesstrafe. Rune Winters ist eine von ihnen, doch sie ist noch so viel mehr - denn hinter der überaus oberflächlichen, gut situierten Und leicht dümmlichen Adeligen, die einst ihre Großmutter an die Blutwache verriet, was sie zum Liebling der Neuen Republik machte, verbirgt sich der gesuchte, da hexenrettende „Rote Nachfalter“, der keine Gefahren scheut. Um ihr Ziel zu erreichen und an wichtige Informationen zu gelangen, lässt sich Rune schon bald auf ein gefährliches Katz-und-Maus Spiel mit Hexenjäger Gideon Sharpe ein. Doch wer ist in diesem Spiel letztendlich der Jäger, wer der Gejagte?

Ich habe „Heartless Hunter - Der rote Nachtfalter“ von Kristen Ciccarelli parallel als Hörbuch gehört, dazwischen aber auch immer mal wieder Kapitel selbst gelesen. Dabei hat mir das Buch letztendlich ein klein wenig besser gefallen. Zwar war das Hörbuch gut eingesprochen und auch mitreißend, doch für mein Empfinden an manchen Stellen dennoch etwas träge und nicht ganz zu dem Bild in meinem Kopf passend, gerade wenn es um den gesprochenen Part von Moritz Frinberg ging. Was die Story und das Worldbuilding betrifft, kam ich angenehm schnell in die Geschichte hinein, musste nicht großartig nachdenken, keine komplizierten Abläufe versuchen nachzuvollziehen, sondern hatte gleich alles vor meinem geistigen Auge und konnte mich drauf einlassen. Also genau das Richtige für zwischendurch, wenn man seinem Hirn mal Ruhe von hochtrabender Literatur gönnen und einfach nur einer fantasievollen und magischen Geschichte folgen möchte.

Die Protagonisten sind gegensätzlich, gut gelungen und raffiniert ausgearbeitet, die Handlung ist düster und ebenso spannend in der Entwicklung.Teilweise vorhersehbar, aber durchaus auch mit dramatischen Wendungen versehen. Die Liebesgeschichte zwischen Rune und Gideon nimmt zwar schon sehr viel Raum ein, ist aber gut erträglich und nicht so übertrieben, wie in manch anderem Buch. Für mich eine gesunde und gute Mischung. Das von der Autorin erdachte Magiesystem ist zwar nicht bahnbrechend, dafür nicht unnötig kompliziert, trotzdem ausgeklügelt und interessant. Okay, das Periodenblut, welches Rune für ihre Blutmagie braucht ist vielleicht etwas drüber, wobei andererseits auch gar nicht mal so dumm und eine gut durchdachte Konsequenz, um hexenkennzeichnende Narben, bei aktiver Blutentnahme, an sich selbst zu vermeiden.

Fazit: Ich habe einiges an Kritik gelesen. Doch schaut man sich Verlag, Altersfreigabe und Klappentexte an, weiß man doch eigentlich was einen erwartet, liest es oder eben nicht. Heartless Hunter ist zwar an manchen Stellen etwas vorhersehbar und hat sicher auch die Magie und Hexenwelt nicht neu erfunden, doch darum geht es - meiner Meinung nach - bei einer Geschichte doch auch gar nicht. Alles in Allem fand ich Heartless Hunter sowohl spannend, als auch überaus unterhaltsam und fesselnd. Auf die Fortsetzung bin ich jedenfalls schon sehr gespannt!