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Benutzername: 
Dreamworx
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 1369 Bewertungen
Bewertung vom 25.10.2020
Als die Sehnsucht uns Flügel verlieh / Heimat-Saga Bd.2
Münzer, Hanni

Als die Sehnsucht uns Flügel verlieh / Heimat-Saga Bd.2


ausgezeichnet

"Am Ende gilt doch nur, was wir getan und gelebt - und nicht, was wir ersehnt haben." (A. Schnitzler)
1945. Endlich ist der Krieg beendet, doch der schlesischen Familie Sadler steht noch einiges bevor. Die beiden Töchter Kathi und Franzi beginnt eine schwere Zeit, denn sie werden als Kriegsbeute der Russen nach Moskau verbracht, wo sie nicht gerade mit offenen Armen empfangen werden. Die jüngere Franzi wird von Kathi getrennt und in einem Heim untergebracht. Kathi hat immer noch die Hoffnung , dass der von ihr geliebte Nikolaj ihnen helfen wird. Aber dieser enttäuscht sie auf ganzer Linie. Die Russen spannen Mathematikgenie Kathi für ihre Zwecke ein, doch das dortige politische System ist hart, schon bald wird sie für eine Spionin gehalten…
Hanni Münzer legt mit „Als die Sehnsucht uns Flügel verlieh“ die Fortsetzungsgeschichte um die Familie Sadler vor, die dem ersten Band an Emotionalität, Dramatik und Spannung in nichts nachsteht und sich diesmal mit dem Schicksal der beiden Töchter Kathi und Franzi beschäftigt. Mit flüssigem, bildgewaltigem, empathischem und atmosphärisch dichtem Erzählstil führt die Autorin den Leser in die Vergangenheit, wo dieser sich über den Zeitraum von 1945 bis 1963 an Kathis Fersen heftet und mit ihr eine wahre Achterbahn der Gefühle erlebt. Mit akribischer Recherche und aus unterschiedlichen Perspektiven gibt Münzer dem Leser einen guten Einblick in die damalige Sowjetunion, wo der Geheimdienst eine große Rolle spielte, Intrigen und Machtspielchen an der Tagesordnung waren und die Diktatur Stalins den Bürgern arg zu schaffen machte. Ebenso erfährt man vom Aufrüsten und von dem heimlichen Wettkampf der Russen mit den westlichen Mächten um den ersten Flug ins All, an den sich so mancher vielleicht noch erinnern kann. Münzer macht neben ihrem Familienepos Geschichte wieder lebendig und miterlebbar, was ihr auch in diesem Roman wieder hervorragend gelingt, während sie damalige Schicksale wieder ans Tageslicht holt. Dafür liefert sie als Unterstützung im Anhang auch ein ausführliches Nachwort, sowie eine Zeittafel und Glossare mit.
Die Charaktere wurden liebevoll und glaubhaft weiterentwickelt, versprühen Authentizität und Lebendigkeit. Sie erobern mit ihren realistischen Ecken und Kanten das Leserherz im Sturm, so dass dieser nur zu gern an ihnen klebt und alles mit ihnen teilt, was oftmals sehr emotionale Regungen verursacht. Kathi ist besitzt nicht nur ein Talent für Mathematik und hat hochfliegende Träume, sie ist auch eine fürsorgliche Schwester, offen, ehrlich und vor allem mit einer Stärke ausgestattet, die manchmal übermenschlich erscheint. Ihr Mut und ihr energischer Kampf flößen einem Respekt ein. Franzi ist gesundheitlich angeschlagen, aber ihr liebevolles und warmherziges Wesen beflügelt ihr Umfeld, macht sie weicher und offener. Annemarie kämpft um ihre Liebe Laurenz, dafür geht sie große Risiken ein. Aber auch Nikolaj und viele andere Nebendarsteller wie Antoli sind wichtig für diese außerordentliche Geschichte.
Mit „Als die Sehnsucht uns Flügel verlieh“ hat Hanni Münzer eine faszinierende Fortsetzung geschaffen, die den Leser erneut in den Bann zieht und ihn in die Vergangenheit versetzt, um Geschichte leibhaftig mitzuerleben. Intrigen, Liebe, großes Leid, Verlust sowie politische Machtkämpfe stehen Träumen und der Suche nach Glück und der Familie gegenüber. Wunderbar fesselnd und spannend in Seiten verpackt, dass man sich gar nicht trennen mag. Absolute Leseempfehlung – einfach toll!!!

9 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.10.2020
Wunderjahre
Jardin, Izabelle

Wunderjahre


ausgezeichnet

Evas Kampf für ihr Glück
1950er Jahre. Constanzes Rosanowskis 16-jährige Tochter Eva kann es gar nicht erwarten, endlich mit ihrer Mutter nach England zu Gordon Wade überzusiedeln und dem verhassten System in Ost-Berlin zu entkommen, um auch am Nachkriegsaufschwung teilzuhaben. Doch dann zerplatzt ihr Traum wie eine Seifenblase, als plötzlich ihr tot geglaubter Vater Clemens auf der Türschwelle steht. Aber Eva kann auch dieses Ereignis nicht aufhalten, sie will unbedingt studieren und flüchtet dafür waghalsig in den Westen. Als sie dort dem wesentlich älteren Fluglehrer Wilhelm Bressler begegnet, ist es schnell um sie geschehen. Sie verliebt sich Hals über Kopf in ihn, aber schon bald holt sie Wilhelms Vergangenheit ein. Eva muss erneut kämpfen…
Izabelle Jardin hat mit „Wunderjahre“ den zweiten Band ihrer Warthenberg-Saga vorgelegt, der fast nahtlos an den ersten Teil anschließt und diesmal Eva in den Vordergrund der Ereignisse rückt. Der flüssige, bildreiche und gefühlvolle Erzählstil führt den Leser in die Vergangenheit von 1949 bis 1961, wo ihn nicht nur ein gut recherchierter und interessanter historischer Hintergrund erwartet, sondern auch Evas Schicksal ihn in den Bann zieht. Allein schon die Rückkehr von Clemens gleicht einem Wunder, das zwar erfreulich ist, aber auch die Hoffnung einiger weniger sowie die bereits gefassten Pläne mit einem Schlag zerstört. Die bedrohliche politische Atmosphäre in der damaligen DDR wird von der Autorin sehr gut an den Leser gebracht und zeigt auf, welch eingeschränkten Handlungsspielraum die Menschen hatten und viele von ihnen zur Flucht in den Westen trieben. Auch Eva wagt den mutigen Sprung ins Ungewisse, denn ein Studium bleibt in Ostberlin für sie nur ein Traum. Bildgewaltig und mit viel Empathie in Anlehnung an ihre eigene Familiengeschichte lässt die Autorin durch ihre Schilderungen vor dem inneren Auge des Lesers einen Film ablaufen, um alles hautnah mitzuerleben, während er Eva auf ihrem unsicheren Weg folgt. Geschickt eingestreute Wendungen halten den Spannungslevel durchgehend auf hohem Niveau und lassen den Leser regelrecht an den Seiten kleben.
Authentisch inszenierte und lebendig wirkende Charaktere machen es dem Leser mit ihren glaubwürdigen menschlichen Eigenschaften leicht, sich ihnen nahe zu fühlen und mit ihnen zu hoffen, zu bangen und zu fiebern. Eva ist intelligent, wissbegierig und mit einem großen Sinn für Gerechtigkeit ausgestattet, der es ihr schwer macht, sich dem politischen Regime unterzuordnen. Sie hat Träume und kämpft für deren Realisierung, was ihr viel Mut und Kraft abverlangt. Wilhelm ist ein charismatischer und lebenslustiger Mann, der mit seiner Warmherzigkeit und seinem Optimismus Eva den Kopf verdreht. Gordon ist ein ganz lieber Kerl mit viel Anstand und vor allem Feingefühl. Aber auch Constanze, Clemens, Agnes und Uroma Charlotte dürfen in dieser Geschichte keinesfalls fehlen.
„Wunderjahre“ ist eine gelungene, spannende und sehr emotionale Fortsetzung, in der es vor einem gut recherchierten historischen Hintergrund um Hoffnungen, Träume, Verluste, Ängste und die Liebe geht. Zauberhaft erzählt und daher mit einer absoluten Leseempfehlung ausgestattet!

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.10.2020
Ada
Berkel, Christian

Ada


ausgezeichnet

"Allzu tiefes Schweigen macht mich so bedenklich wie zu lauter Schrei ." (Sophokles)
Die 1945 in Leipzig geborene Ada wächst ihre ersten 9 Lebensjahre allein mit ihrer jüdischen Mutter Sala in Argentinien auf, bevor beide in die alte Heimat zurückkehren und sich in Berlin niederlassen. Für Ada bedeutet das erst einmal Lernen, denn sie beherrscht weder die Sprache noch kennt sie die Kultur und Verhaltensregeln ihrer Mitmenschen. Auch ihrem Vater Otto begegnet sie zum ersten Mal und erlebt ein Familienleben, das versucht, Normalität zu vermitteln, während es unter der Oberfläche schwelt. Ada erlebt nicht nur das deutsche Wirtschaftswunder mit, sondern erlebt auch den Mauerbau hautnah mit. Doch irgendwie bleibt ihr alles fremd, denn Ada fühlt sich in ihrer eigentlichen deutschen Heimat nicht verwurzelt und Fragen zur Vergangenheit werden ignoriert oder nicht beantwortet. Mit Mitte 40 entscheidet sich Ada am Tag des Mauerfalls, einen Psychotherapeuten in Anspruch zu nehmen, um ihre eigene Geschichte aufzuarbeiten und vielleicht endlich einiges verstehen zu lernen….
Christian Berkel, der mit „Der Apfelbaum“ ein fulminantes Debüt hingelegt hat, lässt mit „Ada“ nun seinen neuesten Roman folgen, das wie eine Vertiefung seines Erstlingswerkes wirkt. Berkels flüssiger, gefühlvoller und mitreißender Schreibstil schafft mit der gewählten Ich-Erzählform eine enge Anbindung des Lesers, denn er erfährt Adas Geschichte praktisch aus erster Hand, indem er ihren Worten „lauscht“ und ihr Werdegang sowie ihre Gedanken- und Gefühlswelt direkt von ihr persönlich herangetragen werden. Dabei überzeugt der Autor mit einer Sensibilität und Empathie, wie man sie selten bei männlichen Schriftstellern erlebt, um ihren weiblichen Protagonisten Lebendigkeit zu verleihen. Neben Adas persönlicher Geschichte, die von Selbstzweifeln und Entwurzelung zeugen, bekommt der Leser begleitend auch viele Informationen über das Leben in der Nachkriegszeit. So geht es über das Wirtschaftswunder, den Mauerbau, die 60er Jahre bis hin zum Mauerfall. Berkel zeichnet ein buntes und realistisches Gesellschaftsbild der damaligen Zeit. Vorrangig aber geht es um Adas Erkenntnis, dass sie jüdischer Abstammung ist, dies erst sehr spät erfährt und nun die Aufarbeitung beginnt, der sich die meisten Deutschen leider versagt haben, um nur nicht an den Massenmord im Zweiten Weltkrieg erinnert zu werden. Man mag sich gar nicht vorstellen, was in einem Menschen vorgeht, der erst im Nachhinein erfährt, was damals passiert ist und der doch eigentlich durch den Zeitpunkt seiner Geburt und die Familienumstände direkt davon betroffen war. Die Sprachlosigkeit innerhalb ihrer Eltern muss für sie eine Art Damoklesschwert gewesen sein, das sie einerseits durchbrechen wollte, aber sich andererseits auch davor fürchtete.
Lebendige und realistisch gezeichnete Charaktere wachsen dem Leser mit ihren persönlichen Ecken und Kanten schnell ans Herz, die Nähe zu ihnen ermöglicht ihm einen Einblick in ihr Seelenleben und lässt ein Mitbangen und Hinterfragen zu. Ada ist eine Frau, die zwischen zwei Welten hin- und hergezogen wird, weshalb es ihr auch nicht gelingt, sich standfest und sicher zu fühlen. Voller Zweifel und dem Schweigen ausgeliefert, gehört sie zu einer Generation, die Gründe sucht und Antworten haben will. Dabei stürzt sie sich wie viele andere auch eine Art Rebellion, probiert Drogen und Liebe aus, besucht Woodstock und vieles mehr. Mutter Sala ist zwar eine liebenswerte und fürsorgliche Frau, hüllt sich Adas Fragen gegenüber aber immer in Schweigen und lässt ihre Tochter auf ihre Art damit im Stich. Vater Otto ist ein strenger Mann, der wenig Wärme ausstrahlt. Aber auch Mopp und Hannes spielen eine Rolle in dieser Handlung.
„Ada“ ist eine gefühlvolle und aufwühlende Lebensgeschichte, die nachdenklich stimmt und selbst so einige Fragen beim Leser aufkommen lässt. Absolut empfehlenswert für alle, die sich nicht nur für deutsche Geschichte, sondern auch für die Schicksale dahinter interess

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.10.2020
Begegnung in der Nacht
Danella, Utta

Begegnung in der Nacht


ausgezeichnet

Wunderbarer Mix aus Exotik, Liebe und Krimi
30er Jahre. Shanghai entpuppt sich für Geschäftsmann Frank Bender nicht als glückliches Pflaster, denn er hat nicht nur seine Frau und sein Heim verloren, auch sein Job ist passé. Das Angebot als Verwalter einer Zuckerrohrplantage auf einer Insel kommt für ihn daher gerade zur rechten Zeit. Er kehrt der Großstadt den Rücken und macht sich auf den Weg zu seiner neuen Wirkungsstätte, wobei ihn eine Autopanne dazu zwingt, unterwegs in einem abgelegenen Hotel einen Stopp einzulegen. Dort macht er eine hinreißende Zufallsbekanntschaft, mit der er die Nacht verbringt. Als er morgens erwacht, ist die geheimnisvolle Fremde namens Miriam bereits verschwunden. Kaum hat er endlich das Ziel seiner Reise erreicht, herrscht dort absolutes Chaos, denn der Plantagenbesitzer wurde in der vorherigen Nacht ermordet. Hauptverdächtige ist die Ehefrau, doch die ist nicht auffindbar…
Fünf Jahre nach dem Tod der kommerziell erfolgreichsten deutschen Schriftstellerin des 20. Jahrhunderts wird mit „Begegnung in der Nacht“ posthum ein bisher unveröffentlichtes Manuskript von Utta Danella als Roman veröffentlicht, dem sie nicht nur eine exotisch anmutende Hintergrundkulisse gegeben hat, sondern sich zudem noch mit einer Kriminalgeschichte an ein Genre wagte, dass man nicht sofort mit ihr verbindet. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Erzählstil schickt den Leser gedanklich auf die Reise ins China des vergangenen Jahrhunderts, wo er Frank Bender kennenlernt, der vor den Scherben seines Lebens steht. Sprachlich farbenfroh und detailliert skizziert die Autorin nicht nur die fremdländisch anmutenden Örtlichkeiten so genau, dass der Leser das Gefühl hat, einen Kinofilm vor Augen zu haben, sondern gibt auch ihren Protagonisten so viel an Persönlichkeit mit, dass diese schnell wie Altbekannte wirken. Wechselnde Perspektiven erhöhen nach und nach die Spannung dieses Kriminalfalls und animieren den Leser, sich an der Tätersuche zu beteiligen. Überraschende Wendungen halten den Spannungsbogen auf hohem Niveau und machen die Geschichte zu keinem Zeitpunkt vorhersehbar, was den Rätselspaß während der Lektüre noch erhöht.
Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und mit ihren glaubwürdigen menschlichen Attitüden lebendig in Szene gesetzt, so dass sie dem Leser nicht wie Fremde erscheinen und er sich unsichtbar in ihrer Mitte tummeln kann, um alles genauestens unter die Lupe zu nehmen. Frank ist ein selbstbewusster und fleißiger Mann, der gerade eine absolute Pechsträhne hat, denn neben seinem Lebenswerk ist ihm auch die Frau abhandengekommen, in die er sich Hals über Kopf verliebt hat. Doch er ist auch ein Kämpfer und wagt sich an neue Abenteuer. Miriam ist eine attraktive, freundliche und warmherzige Frau, die gute Gründe hat, sich in Luft aufzulösen. Der tote Plantagenbesitzer war ein wahrer Kotzbrocken, der alle Menschen um sich herum nur tyrannisierte, so dass die Suche nach dem Mörder gar nicht so einfach wird. Aber auch die Nebenprotagonisten überzeugen auf ganzer Linie innerhalb dieser Geschichte.
„Begegnung in der Nacht“ ist ein wunderbarer Mix aus historisch angehauchter Kriminal- und Liebesgeschichte vor einer exotischen Kulisse, die Fernweh weckt und beim Lesen automatisch das Kopfkino anstellt. Schade, dass dies das letzte Buch der Autorin ist, dafür ist es aber ein wahrer Bücherschatz fürs Leserherz! Absolute Leseempfehlung!!!

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.10.2020
Ein Tag ohne Kartoffelsalat ist kulinarisch betrachtet ein verlorener Tag
Meuth, Martina;Neuner-Duttenhofer, "Moritz" Bernd

Ein Tag ohne Kartoffelsalat ist kulinarisch betrachtet ein verlorener Tag


ausgezeichnet

Variationsreiches Leibgericht als Dauerbrenner
Nach jahrelangen Auslandsaufenthalten zurück in Deutschland läuft „Kochen mit Martina und Moritz“ bei uns regelmäßig über den Äther, denn diese Sendung unterscheidet sich von den vielen anderen Kochshows, die mittlerweile das Fernsehprogramm bestimmen, durch Herz und vor allem durch die Heimatrezepte, die wir noch aus der Kindheit kennen und bei uns immer wieder ein wohliges Gefühl verursachen.
Vor allem Kartoffelsalat ist bei uns ein fester Bestandteil des wöchentlichen Speiseplans, da musste das Buch „Ein Tag ohne Kartoffelsalat ist kulinarisch betrachtet ein verlorener Tag“ auf jeden Fall bei uns einziehen, um dieses Leibgericht in immer wieder neuem Gewand auf den Tisch zu bringen. Mit 100 Varianten des beliebten Gerichts legen Martina und Moritz eine sehr abwechslungsreiche Vielfalt vor, durch die man sich erst einmal durchprobieren muss, um seine persönlichen Favoriten herauszufinden.
Die beiden stellen nicht nur die Kartoffel in den Vordergrund, sondern zeigen auch, was für innovative und variantenreiche Möglichkeiten es gibt, die Kartoffel mit anderen Zutaten zu vermischen, um daraus ein neues Leibgericht zu zaubern. Neben einer gut aufgemachten Warenkunde und den Grundzutaten ist das Buch aufgeteilt in Vorspeise, Hauptgericht oder Beilage. Die Salate sind wunderbar zusammengestellt und entwickeln sich dabei als Allrounder in der Speisefolge. Unterschiedliche Grundrezepte sowie diverse Dressings oder Saucen lassen die Kartoffelkompositionen immer wieder neu und anders schmecken, womit sie jede andere Beilage fast schon übertreffen. Auch die Resteverwertung wird angesprochen sowie mit vielen Tipps und Tricks empfohlen, was am besten mit dem jeweiligen Salat korrespondiert.
Während man sich durch die einzelnen Rezepturen liest, kommen einem als Hobbykoch selbst eigene Ideen für die Abwandlung des einen oder anderen Vorschlags, dieses Buchanimiert regelrecht zu weiteren Kartoffelsalatvariationen. So wird aus einem Leibgericht ein Dauerbrenner auf dem Tisch! Absolut empfehlenswert, unbedingt ausprobieren!!!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.10.2020
Gin Atlas
Harrison, Joel;Ridley, Neil

Gin Atlas


ausgezeichnet

Hiermit wird man Ginfluencer!
In den letzten Jahren ist der aus Wacholder hergestellt Gin pur oder als wichtige Basiszutat für Cocktails immer beliebter geworden. Inzwischen gibt es Ginarten nicht nur mit unterschiedlichem Alkoholgehalt, sondern auch in variantenreichen Destillationen, die vielfältige Genussoptionen möglich machen, so dass für jeden Gaumen etwas dabei ist. So wird der reine Wacholdergin bei einem trockenen Martini, einem Negroni und diversen Longdrinks wie London Buck, Gin Basil Smash oder der allseits bekannte Gin Tonic verwendet. Aber es gibt noch viele andere Optionen, die in diesem wunderbaren Atlas Erwähnung finden.
Mit ihrem „Gin Atlas“ vermitteln die beiden Autoren Joel Harrison und Neil Ridley dem interessierten Leser nicht nur die Geschichte des Gins und dessen Herstellungsprozess, sondern bietet darüber hinaus einen Einblick in die Einsatzvielfalt des beliebten Getränks sowie die unterschiedlichsten Geschmacksnuancen durch die Aromatisierung des Destillats durch Kräuter, Gewürze, Fruchtzusätze und vieles mehr. Auf den Spuren des Gins reist der Leser mit den Autoren rund um den Globus und besucht Destillerien auf allen fünf Kontinenten (Übrigens erfahren auch deutsche Destillen immer größeren Zulauf). Begleitet wird diese Weltreise mit zahlreichen farbenprächtigen Fotoaufnahmen und vielen Informationen über die einzelnen Destillerien. Überhaupt besticht das Buch insgesamt durch seine hochwertige Aufmachung.
Neben den unterschiedlichsten Destillieranlagen wird auch ein besonderes Augenmerk auf die Botanicals gelegt, die die Autoren als „persönliche DNA“ des Gins bezeichnen. Weltbekannte Ginmarken und deren Destillen werden ebenfalls vorgestellt, wobei die Autoren ihre ganz persönliche Meinung abgeben, für welche Drinks welche Sorte sich besonders eignet.
Der „Gin Atlas“ ist nicht nur informativ, sondern macht Lust darauf, sich mit der Vielfalt dieses Getränks genauer zu beschäftigen, um dann die Geschmacksknospen glühen zu lassen und dabei seinen Favoriten zu finden. Wohl bekomm’s!

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.10.2020
Der Stockholm-Code - Die erste Begegnung / Stockholmer Geheimnisse Bd.1
Rudberg, Denise

Der Stockholm-Code - Die erste Begegnung / Stockholmer Geheimnisse Bd.1


sehr gut

Stockholmer Trio
1940 Schweden. Ein Regierungsprojekt führt Elisabeth, Iris und Signe in Stockholm zusammen. Die drei Frauen mit unterschiedlichem Hintergrund besitzen mathematisches Talent, welches die schwedische Regierung für die Entschlüsselung von Funknachrichten nutzen möchte, um sich den Nazis entgegenstellen zu können. Während Signe Jansson praktisch nach Stockholm geflohen ist, weil sie den Witwer ihrer Schwester nicht heiraten wollte und ihre Familie ihr deshalb die Tür vor der Nase zugeschlagen hat, stammt Elisabeth Herrmann aus wohlhabendem Haus und möchte einen Beruf ergreifen anstatt sich verheiraten zu müssen. Und Iris Lepik ist gebürtige Estin, die mit ihren Söhnen Jan und Josef vor den Russen nach Schweden geflohen ist. Schon bald freunden sich die drei Frauen an, doch so einige Geheimnisse bleiben ungesagt und holen die eine oder andere schlussendlich ein…
Denise Rudberg hat mit „Die erste Begegnung“ den Auftaktband ihrer Stockholm-Code-Serie vorgelegt, der nicht nur mit historischem Hintergrund, sondern auch mit drei interessanten Frauenschicksalen aufwartet. Der flüssig-leichte, bildhafte und gefühlvolle Schreibstil verhilft dem Leser nicht nur zu einer Zeitreise ins vergangene Jahrhundert, sondern lässt ihn auch am Schicksal dreier Frauen teilhaben, deren Gedanken- und Gefühlsleben sich ihm nach und nach offenbaren. Das interessante Thema der Dechiffrierung von Funknachrichten bleibt in dieser Geschichte eher außen vor, dafür stehen Elisabeth, Iris und Signe sowie ihre unterschiedlichen Beweggründe im Vordergrund der Handlung. Der Prolog ist spannend angelegt, wird jedoch erst zum Ende des Romans wieder aufgegriffen, um mit einem Paukenschlag zu enden, der das Lesen der Fortsetzung regelrecht einfordert. Mit unterschiedlichen Erzählperspektiven lässt die Autorin den Leser hinter die Fassade der drei Frauen blicken, wobei sie unterschiedliche Frauenbilder entwickelt hat: von der Kämpferin für Frauenrechte über eine Frau, die sich seit ihrer Flucht ständig über die Schulter blickt und sich liebevoll um ihre Kinder kümmert bis hin zur Bescheidenen und eher Unscheinbaren. Während der Spannungsbogen nur zu Beginn wie zum Ende auf hohem Niveau liegen, plätschert die restliche Handlung eher vor sich hin und lässt dabei leider einen gewissen Tiefgang vermissen.
Die Charaktere sind liebevoll in Szene gesetzt und lassen den Leser aufgrund ihrer glaubhaften menschlichen Eigenarten recht nahe an sich heran, um ihm einen Blick durchs Schlüsselloch zu erlauben. Elisabeth ist eine Powerfrau, die aus ihrem Herzen keine Mördergrube macht. Selbstsicher und offen geht sie durch die Welt und lässt sich keine Konventionen aufdiktieren. Signe ist eher genügsam und zurückhaltend, ihre Freiheit hat sie sich teuer erkämpft, denn die Türen ihrer Familie sind für sie geschlossen. Die Freundschaft zu Elisabeth und Iris vertreibt ihre Einsamkeit und puscht sie auch, etwas selbstbewusster zu werden. Iris hat schon einiges hinter sich, Halt geben ihr ihre beiden Söhne. Sie ist fürsorglich, mitfühlend und hilfsbereit, doch sie hütet ein Geheimnis, dass ihr vielleicht irgendwann um die Ohren fliegt. Ebenso bieten Stig, Erik, Josef, Jan und weitere Protagonisten der Handlung interessante Aspekte.
„Die erste Begegnung“ ist ein unterhaltsamer Reihenauftakt ohne viel Tiefgang. Kurzweilig zu lesen aufgrund der so unterschiedlichen Frauenschicksale, des historischen Hintergrunds und der verschiedenen Geheimnisse. Wer hier einen Agentenroman erwartet, wird enttäuscht. Verdiente Leseempfehlung!

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.10.2020
Und das Meer vor uns
Fischer, Franziska

Und das Meer vor uns


gut

Kann ich, will ich oder doch nicht?
Eigentlich strebte die verheiratete Caja Rodinger eine Karriere als Künstlerin an, aber bisher ist sie über Auftragsarbeiten nicht hinausgekommen. Auch in Graz hat sie sich bisher nicht eingelebt und fühlt sich oft isoliert. Mit dem Fund des Smartphones einer Unbekannten aber beginnt Caja, ihrem Leben einen neuen Kick zu geben. Gemeinsam mit ihrer Freundin Jolie tritt sie eine Reise mit ungewissem Ausgang an, gabeln unterwegs den alten Witwer Ludwig Gruber auf und machen sich auf den Weg ans Meer. Ihr neues Domizil ist eine Künstlervilla in Italien, die einem alten Kumpel von Ludwig gehört. Schon bald blüht Caja dort auf, stellt ihr altes Leben in Frage und sucht für sich nach einem Neuanfang, der sie glücklich macht.
Franziska Fischer hat mit „Und das Meer vor uns“ einen unterhaltsamen Roman vorgelegt, mit dem sie den Leser nicht nur einlädt, einen abenteuerlichen Kurztrip mit einer ungewöhnlichen Truppe zu unternehmen, sondern auch Zaungast zu sein, wenn Caja ihr Leben reflektiert und nach Lösungsmöglichkeiten sucht. Begleitet von einem flüssigen und gefühlvollen Erzählstil folgt der Leser dem zusammengewürfelten Trio nicht nur nach Italien, sondern bekommt gleichzeitig einen Einblick in Cajas Seelenleben, wo einiges an Durcheinander herrscht. Interessant sind auch die Tagebucheinträge auf dem gefundenen Smartphone, die Caja regelrecht in den Bann ziehen und sie von einem anderen Leben träumen lassen. Was zuerst noch neugierig macht, entwickelt sich aber immer mehr zur Besessenheit und Flucht in eine Traumwelt, um bloß nicht über die eigenen Probleme nachzudenken, das nervt auf Dauer und kostet Caja einige Sympathiepunkte. Jeder Mensch findet sich irgendwann an einem Punkt, wo er Selbstzweifel verspürt oder Entscheidungen treffen muss, die schwer fallen. In dieser Geschichte jedoch entwickelt sich das zu einer Endlosschleife und stellt die Geduld des Lesers auf die Probe. Dagegen ist Jolie ein ganz anders Kaliber und man fragt sich im Stillen, wie die beiden überhaupt befreundet sein können.
Ein bunter Strauß von Protagonisten ist schön gestaltet und überzeugt mit glaubhaften menschlichen Eigenschaften, die sie authentisch wirken lassen. Der Leser fungiert als stiller Beobachter, denn eine Nähe zu den Charakteren will sich einfach nicht einstellen. Caja ist eine Frau, die mit ihrem Leben völlig unzufrieden ist, der es aber an Willenskraft und Entschlussfreudigkeit fehlt, diesen Makel abzuschaffen. Ihre ständigen Zweifel sowie ihr mangelndes Selbstvertrauen gehen schon bald an die Nerven, und man möchte ihr einmal fest in den Hintern treten, damit sie aus ihrer Traumwelt hervorkommt und die Dinge etwas pragmatischer angeht. Jolie ist eine tolle Freundin, mit ihrer quirligen und positiven Ausstrahlung ist sie die nötige Medizin für Caja, um endlich aus dem Quark zu kommen. Ludwig hat das Herz am rechten Fleck und ist wirklich ein toller Typ, offen, freundlich und warmherzig. Aber auch Juran und weitere Nebendarsteller tragen ihren Teil zur Geschichte bei.
„Und das Meer vor uns“ erzählt von Liebe, Freundschaft, einer Traumreise und die Suche nach dem eigenen Ich. Aufgrund einer nervigen, im Schritttempo denkenden Hauptprotagonistin etwas langatmig. Eingeschränkte Leseempfehlung!

5 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.10.2020
Lutz Geißlers Almbackbuch
Geißler, Lutz

Lutz Geißlers Almbackbuch


ausgezeichnet

"Wer den Teig nicht knetet, wird kein gutes Brot essen." (Französisches Sprichwort)
Inzwischen haben wir eine große Sammlung an Brotbackbüchern aus aller Welt zusammengetragen, die wir natürlich auch alle durchprobiert haben, um Abwechslung auf den Tisch zu bringen. Über den Erhalt dieses wunderbaren Exemplars von "Lutz Geißlers Almbackbuch" haben wir uns besonders gefreut, sind wir doch schon lange große Fans seines Plötzblogs und haben bereits begeistert einige seiner Bücher „durchgebacken“.

Schon die hochwertige und ansprechende Ausstattung des Buches verführt dazu, sich schon bald in die Geschichten, Fotos und Rezepte zu vertiefen, die diesmal auf der Kalchkendlalm am österreichischen Fröstlberg bei Roswitha Huber Geißler entstanden sind und Geißler nun seinem Leser an die Hand gibt. Dabei erlebt man nicht nur die Liebe zu seiner Heimat und die Leidenschaft für Brot, sondern man erfährt neben Tradition und das Bewusstsein für Entschleunigung auch unheimlich viel über das von uns täglich gern konsumierte Genussprodukt in seiner ganzen Vielfalt.

Das Buch ist nach System aufgemacht, so dass auch mancher Laie seinen Spaß daran haben wird, sich an einzelne Rezepturen zu wagen, um dann voller Stolz sein erstes Brot zu verkosten. Danach will man kein Massenprodukt mehr auf dem Teller sehen – versprochen! Aber vorher sollte man sich die „Tipps zum Backen“ verinnerlichen und das Anstellgut vorbereiten, damit es auch was werden kann mit dem eigenen Brot. Dafür ist genügend Muße nötig, denn was besonders gut schmecken soll, will mit viel Liebe und Geduld erschaffen werden. Wer schon einmal Sauerteigbrot gebacken hat, weiß davon ein Lied zu singen.

Neben verschiedenen Brotsorten bietet Geißler auch Rezepte für Fein-und Kleingebäck wie beim Brot jeweils unterteilt in Roggen, Dinkel und Weizen an, die ebenfalls unser Herz erobert haben, besonders der Almzopf und die Apfeltaschen haben es uns sehr angetan. Nachdem wir uns durch dieses Werk „durchgebacken“ haben, gibt es kein Rezept, das uns nicht gemundet hat, insofern wird die Vielfalt von Hafer-Dinkelbrot, Laugenflesserl, Kaspressknödel etc. weiterhin unseren Tisch sehr bereichern.

Dieses Buch ist ein Füllhorn an Ideenreichtum, das man immer wieder aufs Neue zu schätzen wissen wird. Absolute Empfehlung für ein richtiges Meisterwerk unter den Backbüchern!

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.