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misspider

Bewertungen

Insgesamt 706 Bewertungen
Bewertung vom 29.07.2020
Quälender Hass / Kate Burkholder Bd.11 (eBook, ePUB)
Castillo, Linda

Quälender Hass / Kate Burkholder Bd.11 (eBook, ePUB)


gut

Das Buch entsprach genau meinen Erwartungen: leichte, nicht übermäßig anspruchsvolle, aber sehr unterhaltsame Krimikost. Die amische Umgebung war eine neue Facette für mich, die die Geschichte interessant gemacht hat. Die Handlung verlief in weiten Teilen spannend, hatte aber in der zweiten Hälfte mehrfach Längen und es gab auch einige vorhersehbare Details, die den Protagonisten früher hätten auffallen müssen. So plätscherte die Geschichte eher gemächlich vor sich hin, konnte als entspannte Feierabendlektüre aber durchaus überzeugen. Pluspunkt dafür, dass man die Serie vorher nicht kennen muss und das Buch als eigenständigen Roman lesen kann.

Bewertung vom 27.07.2020
Bald sind wir wieder zu Hause
Bab Bonde, Jessica

Bald sind wir wieder zu Hause


sehr gut

In sechs verschiedenen Episoden schildern Überlebende des Holocausts, wie sie die damalige Zeit, in der sie selbst noch Kinder waren, erlebt haben. Darf man die Schrecken der Nazizeit eigentlich in einer Graphic Novel zeigen? Längst hat dieses Medium den Ruf eines Unterhaltungscomics für Erwachsene verloren, auch ernste Themen finden immer häufiger Einzug in die bebilderte Darstellung, also: ja, unbedingt! So verwundert es nicht, dass die Kombination auch hier hervorragend funktioniert. Die Illustrationen wirken graustichig und ausgewaschen, was perfekt zu den grauenhaften und hoffnungslosen Bildern passt, die gezeigt werden. Besonders erschütternd sind dabei die wiederkehrenden Darstellungen der ausgezehrten inhaftierten Juden, die bereits mehr tot als lebendig wirken.

Spätestens am Ende jeder Geschichte musste ich erst einmal eine Pause einlegen, um nicht allein das Gelesene und Gesehene zu verarbeiten, sondern vor allem den Umstand dass diese Geschichten real sind und keine Fiktion. Dieses wichtige Stück Geschichte darf nicht in Vergessenheit geraten, und dieses Buch sorgt auf moderne Art einmal mehr dafür. Daher kann ich mir diese Graphic Novel auch sehr gut als künftige Schullektüre vorstellen.

Bewertung vom 24.07.2020
Zwei fremde Leben
Goldammer, Frank

Zwei fremde Leben


sehr gut

Der Roman beginnt in den 70er Jahren in der DDR: Ricarda verliert bei der Geburt ihr Kind - und kann sich damit nicht abfinden. Sie ist überzeugt, dass ihr Kind noch lebt und ihr weggenommen wurde. Ihre Zweifel und Anschuldigungen führen dazu, dass sie ihren Verlobten und ihre Familie verliert. Polizist Thomas Rust, dessen Frau ebenfalls kurz vor der Entbindung steht und im selben Krankenhaus liegt, beginnt Nachforschungen anzustellen. Dabei werden jedoch mehr Fragen als Antworten aufgedeckt und bald befindet sich Rust in den Tiefen politischer und wirtschaftlicher Machenschaften wieder, aus denen es keinen Ausweg gibt.

Eine für mich bisher ungewohnte Zeit in einem Roman, an die ich mich nur vage aus meiner Kindheit erinnern kann, daher waren die Einblicke in Politik und Stimmung der damaligen Zeit sehr interessant für mich.

Die Handlung selbst war fesselnd, allerdings fiel es mir schwer, eine Beziehung zu einem der Protagonisten aufzubauen, so dass ich den Verlauf eher aus der Distanz beobachtet habe als richtig mitzufiebern. Die Auflösung war schlüssig und realistisch. Insgesamt ein empfehlenswerter Roman über ein schwieriges Thema.

Bewertung vom 08.07.2020
Edward Hopper

Edward Hopper


ausgezeichnet

Häppchen- oder besser: buchstabenweise werden Leben und Schaffen des einzigartigen Malers Edward Hopper beschrieben. Das Buch gleicht einem Kaleidoskop bunter Facetten, die die wichtigsten Themen, Orte und Emotionen von Edwards Hopper Malerei auch für absolute 'Kunstbanausen' verständlich beleuchten. Durch die kurzen, aber dennoch umfassenden und anschaulichen Abschnitte sind die unterschiedlichen Aspekte sehr angenehm zu lesen und reflektieren. Natürlich dürfen Abdrucke der wichtigsten Bilder nicht fehlen, die das Buch komplettieren. Somit bietet 'Edward Hopper: A bis Z' eine hervorragende Einleitung in das Werk des bedeutenden Malers.

Bewertung vom 30.06.2020
Gewebewelten
Rensmann, Nicole

Gewebewelten


sehr gut

Fünf Jugendliche müssen im Internat das Archiv aufräumen - ein ziemlich langweilige Aufgabe, noch dazu können sich die zwei Mädchen und drei Jungs nicht leiden. Die schüchterne Jana, der blinde Rene, der dicke 'Schoko-Tobi', der oberflächliche Timo und seine zickige Freundin Lisa machen sich mürrisch an die Aufgabe, bis sie einen uralten Teppich finden. Als Jana sich daraufsetzt, spricht sie erst eine unangenehme Wahrheit aus - und löst sich dann in Luft auf. Bald danach 'verschwinden' auch die anderen vier - im Teppich!? Verwirrt und ratlos stolpert die kleine Gruppe durch eine kahle Welt aus Kälte, Wasser, Hitze - alles ist fremd und verändert sich dabei ständig. Bis sie zu einem Raum kommen, in dem ein alter Mann und sein kleiner Drache leben. Mysterkylus, gennant Myst, erklärt den Jugendlichen die Bedeutung des Tapensis (Teppichs) und dass in dessen Welt alles durch Gedanken und Gefühle geformt wird. Gemeinsam machen sie sich auf die Reise in Mysts Heimatdorf, um am Ende hoffentlich wieder nach Hause zurückkehren zu können. Dabei müssen sie sich ihren eigenen Gefühlen und unbequemen Gedanken stellen, was noch sehr abenteuerlich und gefährlich wird. Und dann sind da noch die drei Handlanger des Todes, die schon lange auf der Suche nach Myst sind, um seine Seele endlich ihrem Herrn zu überbringen, und die ihnen auf der Spur sind.

Die ersten Seiten stürzen den Leser in totale Verwirrung: was ist hier eigentlich los?! Gemeinsam mit den Fünfen kommt man nach und nach hinter die Geheimnisse des Teppichs und die Bedeutung der Macht der Gedanken. Und genauso chaotisch und unvorhersehbar wie die Gedanken der Beteiligten sind, genauso überraschend und unerwartet sind dann auch die Gefahren und Hindernisse, die auf der Reise überwunden werden müssen.
Von Myst erfahren Jana und die anderen, dass sie möglicherweise fünf Auserwählte sind, dazu bestimmt die Verbindung zwischen den Welten wieder herzustellen. Aber wird es ihnen vorher gelingen, ihre eigenen Ängste zu überwinden? Denn dazu müssen sie auch ihre gegenseitige Antipathie ablegen und sich endlich als gemeinsames Team zusammenraufen. Hinzu kommt, dass Timo und Jana Gefühle füreinander entdecken, was die eifersüchtige Lisa natürlich gar nicht gut findet...

Abgesehen von einer Wendung, die wie aus dem Nichts kam, später aber anscheinend eine grössere Bedeutung haben sollte, und einem zu plötzlichen Ende (schade - ich will mehr!) konnte mich die Story durchaus überzeugen. Es ist mal ein völlig anderes, überraschendes und fantastisches Buch, dessen Verlauf in weiten Teilen unvorhersehbar ist und gerade deshalb so spannend zu lesen - nie wusste ich, wohin die Reise führt und was die Gruppe als nächstes erwartet. Das wirkt teilweise sehr zufällig und chaotisch, ergibt aber genau so auch Sinn, wenn man die unterschiedlichen Gedanken der Beteiligten zugrundelegt. Der Schreibstil wirkt sehr jugendlich, was natürlich haargenau zu den fünf 'Freunden' in der Geschichte passt, und damit vor allem - aber nicht nur - eine junge Leserschaft begeistern dürfte. Eine Fortsetzung ist möglich und wird am Ende auch angedeutet - ich wäre auf jeden Fall dabei.

Bewertung vom 24.06.2020
Ich bleibe hier
Balzano, Marco

Ich bleibe hier


ausgezeichnet

Das Buch erzählt aus dem Leben von Trina, die im Südtiroler Ort Graun gelebt hat. Gleichzeitig erzählt es die Geschichte von Faschismus und Nazismus, Krieg und letztendlich dem Bau eines Staudamms, der die ganze Region drastisch verändert.

Das Buch basiert auf wahren Begebenheiten, eingebettet in eine fiktive Geschichte. Dadurch, dass der Leser alles durch die Augen von Trina erfährt, aus deren Perspektive geschrieben ist, ist man dem Geschehen unglaublich nah und kann die Gedanken und Gefühle Trinas sehr gut nachvollziehen. Unglaublich, was die Menschen in dieser Region alles durchleiden mussten, und beeindruckend wie stark Trina durch diese Geschehnisse geworden und geblieben ist.

Ich bevorzuge fiktive 'Geschichtsbücher', die einem historische Begebenheiten auf besonders eindringliche Weise vermitteln und viel stärker nachklingen als reine Fakten und Zahlen aus Sachbüchern. 'Ich bleibe hier' ist dafür das beste Beispiel.

Bewertung vom 22.06.2020
Das Dorf / Finsterzeit Bd.1
Toth, Sandra

Das Dorf / Finsterzeit Bd.1


sehr gut

Irgendwo in Deutschland: seit dem Zusammenbruch des Stromnetzes hat sich das Land in einen Ort der Anarchie verwandelt. Plünderung, Mord und Schlimmeres gehören zur Tagesordnung. Lara und Thomas müssen das Land durchqueren, um Zuflucht in einer festungsartigen Anlage zu finden, die Thomas Großvater gebaut hat. Dieser erste Teil erzählt von Laras und Thomas Reise und wie sie kurz vor dem Ziel bei einer anderen Gruppe Überlebender landen, die sie bereitwillig in ihre Gemeinschaft aufnimmt. Und es zeigt sich, dass dieses Dorf vielleicht ein erstrebenswerterer Ort zum Bleiben ist als die Anlage, die von Thomas Großvater offensichtlich äußerst erbarmungslos und mit eiserner Hand geführt wird.

Von Anfang an hatte ich ein leichtes Gefühl von Déjà vu, auch wenn diese post-apokalyptischen Reihe ganz ohne Zombies auskommt. Aber der tägliche Überlebenskampf und die Hoffnung auf eine sichere Zuflucht an einem besseren Ort - das alles kommt einem doch sehr bekannt vor. Die Autorin mischt dann noch eine Romanze unter, denn Lara und Thomas waren schon lange sehr gute und vertraute Freunde, aber keiner wollte den ersten Schritt tun. Während Lara wie ein offenes Buch ist, wirkt Thomas verschlossen und geheimnisvoll, und nur häppchenweise erfahren wir wieso er so ein guter Kämpfer und Stratege ist.

Trotz hohem Wiedererkennungswert konnte mich die Geschichte in ihren Bann ziehen und ich habe sie sehr schnell 'weggelesen'. Man merkt dem Buch durchaus an, dass es auf jugendliche Leser abzielt, trotz aller Trostlosigkeit und Härte ist der Grundton hier irgendwie hoffnungsvoller als ich es von anderen, ähnlich gelagerten Werken kenne. Das mag auch ein wenig an der Liebesgeschichte liegen, die sich durch die Geschichte hindurchzieht. Natürlich möchte ich jetzt unbedingt wissen, wie es mit Lara, Thomas und dem Dorf weitergeht und ob der Plan zum Überleben gelingt...

Bewertung vom 27.05.2020
SoKo Heidefieber (eBook, ePUB)
Henschel, Gerhard

SoKo Heidefieber (eBook, ePUB)


sehr gut

Wer glaubt, mit "SoKo Heidefieber" einen beschaulichen Regionalkrimi vor sich zu haben, wird eine gewaltige Überraschung erleben! Voller Sarkasmus wird hier das beliebte Krimigenre auf die Schippe genommen - und gleich in doppelte Manier!

Erstens: inhaltlich geht es nämlich um einen Serienmörder, der ausgerechnet Autoren von Regionalkrimis abserviert - und zwar auf eine Weise, wie sie das Opfer zuvor in einem seiner Werke beschrieben hat. Das nimmt durchaus skurrile Züge an, als beispielsweise ein Kopf in einer Glasflasche auftaucht (leider wird die interessante Frage nach dem Wie hierbei nicht vollständig aufgelöst, aber die Vermutung mit dem Glasbläser ist naheliegend).

Zweitens: auch das Format des Buches ist - wie könnte es anders sein - ein Regionalkrimi, auch wenn man es aufgrund der Wanderlust des Mörders und somit der Ermittler geografisch nicht so genau nehmen darf. Da geht es nämlich quer durch Deutschland udn sogar bis nach Österreich. Aber keine Sorge: jede Region bekommt auf ihre Weise ihr Fett weg (bzw. eine/n Autor/in). Dabei werden sowohl sprachliche als auch kulinarische Genüsse (oder sollte man besser sagen Ergüsse?) vom Feinsten geboten.

Und dann gibt es da noch die irrwitzige Parallelgeschichte, in der ein Mann durch eine Verkettung unglücklicher Umstände aus Griechenland fliehen muß und dabei von einer Katastrophe in die nächste gerät, um am Ende halbtot wieder ausgespuckt zu werden.

Klingt alles irgendwie irrsinnig, irgendwie planlos und gar nicht beschaulich? Ist es auch - für manche sicherlich enttäuschend, für andere eine Bereicherung. Ich darf mich glücklicherweise zur letzteren Gruppe zählen, denn dieses Buch hat mir einige mehr als vergnügliche Lesestunden voll ungebremster Unterhaltung bereitet.