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Frankfurt

Bewertungen

Insgesamt 790 Bewertungen
Bewertung vom 26.03.2021
Der tote Rittmeister / Viktoria Berg Bd.2
Dix, Elsa

Der tote Rittmeister / Viktoria Berg Bd.2


ausgezeichnet

Zeitreise mit Mord auf Norderney!

Was man sogleich wissen sollte, „Der tote Rittmeister“ ist bereits der zweite Band aus der neuen Krimi-Reihe um die Lehrerin Viktoria Berg und den Journalist Christian Hinrichs, die bereits im ersten Band (Die Tote in der Sommerfrische) gemeinsam ermittelt haben. Zu Band 1 kann ich (noch) nichts kundtun, habe ich diesen noch nicht gelesen und ja, man auch im zweiten Band gut folgen. Mich hat es nicht gestört.
Dies ist ein klassischer Whodunits, es werden nicht literweise Blut vergossen und Menschen abgemetzelt, dass man sich nicht mehr traut vor die Tür zu gehen, nein, es ist ein „netter“ Krimi – auch wenn es sich irritierend liest, so ist es! Ein Buch um sich damit in die Sonne zu setzen und es wegzuschmöckern.
Norderney, in bester Gesellschaft, denn das ganze spielt in der Kaiserzeit im Jahre 1913 und die Seebadgesellschaft war zu damaligen Zeiten eine Feine. Ob die sich auch immer so fein gibt, dass findet ihr beim Lesen heraus. Die Lehrerin Viktoria Berg möchte eine Schülerin auf der Insel besuchen im Seehospiz und gerät so in eine Suchaktion einer Freundin der Schülerin und begegnet so zufällig wieder dem Journalist Christian Hinrichs. Dieser ist wiederum vor Ort um das Thronjubiläum von Kaiser Wilhelm II. auf Norderney zu dokumentieren. Leider kommt ihm die Leiche des Rittmeisters in die Quere und er wird kurzerhand zum Hilfspolizisten berufen – so unkompliziert war das damals. Tja, und nun sind die beiden mit dem Klären beider Fälle beschäftigt und wir raten mit!
Nett geschrieben von Elsa Dix und unterhaltsam angelegt. Auch recht kurzweilig, denn die Kapitel sind aus unterschiedlichen Perspektiven geschrieben. Landschaft und historische Umgebung ist gut eingebettet und so konnte ich mir als Leserin eine gute Vorstellung davon machen wie es zur Kaiserzeit in einem Seebad zuging im Sommer. Die Autorin scheint gut recherchiert zu haben und sich auch mit Details der damaligen Zeit auseinander gesetzt zu haben.
Ich las es gerne!

Bewertung vom 22.03.2021
Das Flüstern der Bienen
Segovia, Sofía

Das Flüstern der Bienen


ausgezeichnet

Anders kann auch gut sein!

Was mir nach über einem Jahr Lockdown am meisten fehlt ist die Ferne, das Reisen, das Andersartige und die Vielfalt der Welt. Da kommen mir Romane wie Sofia Segovias „Das Flüstern der Bienen“ gerade recht und tragen mich fort. Nicht nur an einen anderen Ort am anderen Ende der Erde, denn der Roman spielt in Mexiko. Sondern auch in eine andere Zeit, aber es bleibt aus einem Aspekt heraus doch sehr gegenwärtig! Denn der Roman spielt zu Beginn des 20. Jahrhunderts und die spanische Grippe hält alle gefesselt (1918/19). Die Parallelen sind erschreckend! Trotzdem taucht man in eine andere Welt ein, sind die Lebensumstände doch so gänzlich anders und die historische Einbettung mit der Geschichte Mexikos bereichernd und interessant. Sprich: Ja, auf etwas mehr als 100 Seiten gibt es eine Pandemie, ABER bei weitem ist das nicht alles in diesem Roman!
Mexiko, das Land ist im Umbruch, die mexikanische Revolution beginnt und viele hungern. Es folgt die Spanische Grippe, die Landreformen. In Mitten dieses Trubels wird ein Kind mit entstelltem Gesicht namens Simonopio gefunden von einer alten Amme Nana Reja. Die Familie Morales, die Ländereien besitzen und immer wieder ohnmächtig dem Zeitgeschehen gegenüberstehen, zieht ihn auf und lieben ihn wie ihren eigenen Sohn. Argwohn und Misstrauen begegnet dem andersartigen Jungen, der inmitten der bildungsfernen Bauernbevölkerung aufwächst in der Kleinstadt Lineares. Ihn umgibt, zu seinem Schutz, immerfort ein Bienenvolk. Der Bienenjunge ist anders und es wird lange im Dunkeln gehalten was die Geschichte um ihn ausmacht und steht parallel zu den echten historischen Fakten.
Eine märchenhafte Prosa zeichnet dieses Buch aus. Sofia Segovia hat einen ganz besonderen Stil. Poetisch, leise im Klang, aber gewaltig im Ausdruck! Wunderbar zum Abtauchen.
Fazit: Eine schöne verwobene Mischung aus Fiktion und Wirklichkeit.

Bewertung vom 19.03.2021
Die Frau fürs Leben ist nicht das Mädchen für alles!
Fröhlich, Laura

Die Frau fürs Leben ist nicht das Mädchen für alles!


ausgezeichnet

Wenn sie nicht wissen wo ihnen der Kopf steht: bitte lesen!

Kennt ihr diese Momente in denen man sich am liebsten 10x klonen würde damit man genug Zeit, Arme, Hirn und Muse hat an alles zu denken was die Familie, der Job und alle anderen (von einem selbst mal ganz abgesehen) braucht? Dem einen trägt man den Turnbeutel hinterher, die andere noch schnell fragen ob was zu unterschreiben ist für die Schule, den Mann darauf hinweisen wer heute Geburtstag hat und das alles während der Chefin anruft und nach ca. 100 solcher Mitdenk-Aufgaben für alle anderen, wird man dann abends entgeistert gefragt warum der liebste Schlafanzug nicht gewaschen ist. Tja, auch meine Kapazitäten sind nicht unendlich. Bisher dachte ich, ich steh mit meinem so manches mal fast platzenden Hirn alleine da und wundere mich über die Haltung meiner Liebsten, dass Mama ja alle W-Fragen zu jeder Zeit beantworten kann: Wo? Wer? Was? Wann? Bloß selber denken tut mehr weh. Und nun kommt, zum großen Glück, Laura Fröhlich um die Ecke und ich erkenne mich in vielem wieder was sie schreibt und ich habe endlich ein Wort für mein „Problem“: Mental Load! Das Buch, dass es mir angetan hat, heißt „Die Frau fürs Leben ist nicht das Mädchen für alles“ und ihr Lieben, dass trifft den Nagel auf den Kopf!
Also, wer sich auch als Mutter noch im 21. Jahrhundert so gut wie alleine um die komplette Familien-Orga kümmert, dann UNBEDINGT LESEN! Kurz mal innehalten und überlegen, wer kauft die Geschenke (alle außer der eigene Geburtstag)? Wer hat die Geburtstage überhaupt auf dem Radar? A propos Geburtstag, wer plant die eigenen legendären Kindergeburtstagspartys? Und was essen wir eigentlich heute Abend? Ist das Trikot gewaschen? Muss die Ferienwohnung storniert werden? Morgen ist Kind 2 beim Zahnarzt …usw usw……………get it?
Genau und da müssen wir als One-Women-Show raus und wie Laura Fröhlich so schön schreibt, wir machen das auch damit unsere Töchter nie diesen Knoten im Hirn haben und schneller in die gleichberechtigten Rollen finden.
Das Buch ist zwar ein Sachbuch, aber eines dass einem die Augen öffnet, ist aber trotzdem sehr nett und kurzweilig geschrieben und hilft einem überhaupt mal den Tatsachen in die Augen zu schauen (also nach innen!). Es ist in drei große Bereiche gegliedert: Was ist dieser Metal load überhaupt, dann geht es zu Folgen und als dann Auswege finden.
Ach und vor allem ist es ein Buch für Eltern, also nicht nur für die eine Kopf-Mutter, sondern für alle die da mitgedacht wird gleichermaßen! Lesen hilft auch um Verständnis zu bekommen!
Fazit: Geteilte Care-Arbeit ist in der Tat halbe Care-Arbeit!

Bewertung vom 18.03.2021
Die Schwestern Chanel
Little, Judithe

Die Schwestern Chanel


gut

Unterhaltsame Kombination aus historischem Stoff und Fiktion

Ich war schon immer davon fasziniert, wie verliebt die Amerikaner:innen in die „Ville de l’amour“ sind. Es gibt Hunderte von schönen Orten, aber das Sehnsuchtsziel #1 der meisten Amerikaner ist und bleibt: Paris! Daher wundert es nicht, dass eine Amerikanerin nun einen Roman über DIE Modeikone schlechthin geschrieben hat und wie ihr Leben begann: Coco Chanel. Sicher, nicht der erste und nicht der letzte Roman über diese allgegenwärtige Grande Dame der Haute Couture.
Judithe Little, die zwar in Texas mit ihrer Familie lebt, aber einst auch in Frankreich studierte, schreibt über „Die Schwestern Chanel“. Ein interessanter Blickwinkel auf die später weltberühmte Frau, denn die Geschichte wird aus der Sicht der Schwester, Antoinette Chanel, erzählt.
Es beginnt wie so viele Geschichten gar nicht so glamourös im Jahr 1897 in dem die beiden in einem Waisenhaus landen, weil die Mutter verstirbt. Dort herrscht ein strenges Klosterregiment. Schon hier zeigt sich, dass die Schwestern nicht unterschiedlicher sein könnten. Die Eine, stark und visionär mit voller Kraft voraus (Gabrielle) und die Andere steht wohlüberlegt, besonnen und zurückhaltend (Antoinette). Beide gehörten trotzdem zusammen, erkämpfen sich erst ihre Unabhängigkeit und Freiheit und später den Ruhm.
Natürlich ist dies die reine Fiktion und nur die Eckdaten stimmen mit denen der echten Chanel Geschwistern überein was Lebensstationen und Orte anbelangt, aber ein nettes Gedankenspiel wie es in den beiden ausgesehen haben könnte. Vor allem wichtig zu erfahren, dass ihre Schwester auch maßgeblich am Erfolg beteiligt war, was leider oft untergeht, daher finde ich den Titel und die Perspektive gut gewählt.
Fazit: Ein netter Unterhaltungsroman, aber keine tiefgreifende Analyse der Geschwister.

Bewertung vom 18.03.2021
Weißt du, wie die Welt funktioniert?
Küntzel, Karolin

Weißt du, wie die Welt funktioniert?


sehr gut

Ein super Nachschlagewerk – schon für die Kleinsten!

Im Circon Verlag erscheint dieses Sachbuch für Kinder mit dem passenden Titel „Weißt du, wie die Welt funktioniert? Geheimnisse des Alltags leicht erklärt“.
Und nicht weniger als das wird hier erklärt, für Kinder ab dem Vorschulalter. Die Themengebiete sind weit gefächert und sehr divers. Es gibt sieben übergeordnete Themenblöcke: Bei mir zu Hause, Auf der Straße, Im Supermarkt, In der Natur, Technik im Alltag, Kleidung und Kosmetik sowie Verkehr und Transport. Die meisten Themen sind als Frage in der Überschrift formuliert und auf einer Doppelseite anschaulich erklärt. Zum Glück auch nicht in einem öden langen Fließtext, sondern in einzelnen Boxen und sehr kurzen Textabschnitten. Besonders ansprechend auch noch für Grundschüler geeignet in der 1. & 2. Klasse, da der Text kurz ist. Dann kann es selbst gelesen werden.
Visualisiert sind die Antworten mit vereinfachten Illustrationen und auch mal vereinzelt mit Fotos. Eine nette Mischung, meist sind die Illustrationen auch aussagekräftig und helfen dem Verständnis.
Die Zielgruppe sind Vorschüler denen die Texte vorgelesen werden und die ihre erste Neugier stillen können und wollen und auch neue Themen entdecken. Aber wie auch schon erwähnt, auch super für Grundschüler in der 1&2 Klasse um sich selbst Wissen anzueignen oder um zu blättern und neues zu entdecken und selbst zu lesen. Sprich, das Buch ist für 3-4 Jahre gut einsetzbar! (Wir nutzen es momentan auch im home schooling!)

Bewertung vom 17.03.2021
Marilyn und ich
Lee, Ji-min

Marilyn und ich


sehr gut

Einblicke in den Koreakrieg – eine Bewältigung

Nachdem ich den aktuellen Roman „Kim Jiyoung, geboren 1982“ von Cho Nam-Joo gelesen hatte, wurde mir bewusst wie wenig ich doch über die Geschichte Koreas weiß und mir fiel dieses Buch zufällig in die Hände: Marylin und ich von Ji-Min Lee.
Dies ist in der Tat ein historischer Stoff und führt uns zurück in den Februar des Jahres 1954. Zu diesem Zeitpunkt ist der Koreakrieg bereits seit einem guten halben Jahr vorüber, es herrscht Waffenstillstand, aber der Frieden ist fragil. In dieser Zeit sind daher noch viele amerikanische Soldaten unter der Führung der Vereinten Nationen vor Ort. Und in dieser Situation kommt Marilyn Monroe zu Besuch für 4 Tage. Eine spontane Entscheidung ihrerseits, da sie auf dem Weg nach Japan war für ihre Hochzeitsreise mit Joe DiMaggio! Soweit die Fakten und nun beginnt die Fiktion im Roman.
Marilyn Monroe wird eine Übersetzerin an die Seite gestellt, Alice. Diese ist durch den Krieg noch sehr emotional instabil und leidet unter dem Erlebten und Verdrängten. Nun an der Seite der glamourösen Amerikanerin beginnt Alice mit der Monroe in einen Dialog zu treten und die Aufarbeitung nimmt seinen Anfang. Auch durchleben wir Szenen mit Alice erneut die bei ihr wieder hochkommen – spannend an diesen flash backs sind die historischen Fakten die hier eingewoben sind. Insgesamt geht es mehr um Alice als um Monroe, aber ich finde es gerade deshalb eine tolle Perspektive.
Fazit: An ein historisches Ereignis angelehnte fiktive Geschichte, die uns die Folgen des Koreakrieges und den Krieg selbst näherbringt. Fiktiv, aber mit viel historischen Fakten durchsetzt.
PS: Wer Interesse hat sich ein Bild davon zu machen wie Marilyn Monroe damals in Korea auftrat, sollte sich die vielen Bilder auf dieser Seite anschauen:
https://mashable.com/2016/08/21/marilyn-monroe-korea/?europe=true#_U6ZNTniBqqs

Bewertung vom 16.03.2021
Wut
Martenstein, Harald

Wut


gut

Eine Abrechnung oder eine Aufarbeitung?

Harald Martenstein, den ich bisher sehr schätzen gelernt habe in seiner wöchentlichen ZEIT-Kolumne, die immer mit viel Witz und Charme die groteskesten Alltäglichkeiten zerlegt und in seinem Kosmos einordnet, ist nun mit diesem Roman „Wut“ in seine Kindheit eingetaucht und nimmt uns auf eine schmerzhafte Zeitreise mit. Ein sehr persönliches Buch, auch wenn der Protagonist ein fiktiver Charakter ist: Frank und das Buch in Gänze eine ausgedachte Geschichte ist.
Dieser Roman schmerzt sehr beim Lesen, zeichnet es eine brutale und grausame Kindheit. Wirklich nichts für zarte Gemüter. Frank muss immer wieder als Dampfablasser für seine Mutter Maria herhalten, die ihren Stress am Kind auslässt in dem sie ihn immer und immer wieder prügelt. Nicht nur die physische Gewalt setzt dem Kind massiv zu auch die verbalen Verunglimpfungen tun höllisch weh und bauen diese große und allumfassende Wut auf.
Fast ist es erstaunlich wie der Autor der Mutterfigur nicht nur Schlechtes zuschreibt, ihr gar positive Eigenschaften gibt und versucht im Ansatz zu verstehen wie man das eigene Kind so schlecht behandeln kann. Klar, auch die Mutter hatte kein schönes Leben und ist am Ende, aber kein Grund ihr Kind zu misshandeln. Sie wurde von der eigenen Mutter zurükgelassen bei der Tante, die ein Bordell betrieb. Hier musste sie ran und zugleich auf ein katholisches Gymnasium gehen.
Irgendwann kippt die Geschichte um Frank und Martenstein driftet vom Erzählen ab und fabuliert mehr. Was nun noch wahr und erdacht ist, Traum oder Wirklichkeit vermag man ohne ein Gespräch mit dem Autor nicht konstruieren. Mit diesem Bruch enden auch die Erfahrungen des Autors die in diesen Roman einflossen.
Fazit: Harter Tobak - Aufarbeitende Abrechnung mit der eigenen Mutter, aber auch ein kaputtes fiktives Männerleben, dass droht auseinander zu fallen.

Bewertung vom 16.03.2021
Fast hell
Osang, Alexander

Fast hell


sehr gut

Vom Osten Deutschland an die Ostküste der USA

Alexander Osang ist ein Dokumenteur des gerade vergangenen Zeitgeschehes. Aufgewachsen in Ostberlin und immer mit Sehnsucht erfüllt die Welt zu entdecken. Nach dem Mauerfall folgte er seinem Drang die Welt zu erkunden und ging nach New York. Dort traf er auf einer Party unter Gleichgesinnten (Ossis in New York) auf den skurrilen Uwe, den der Autor selbst als „Oxymoron“ bezeichnet, weil er „ein ostdeutscher Weltbürger“ ist. In ‚Fast hell‘ erzählt Alexander Osang nun die Geschichte des real existierenden Uwe, was die Geschichte aus meiner Sicht natürlich noch etwas spannender macht als nur ein ausgedachter Roman. Dieser Uwe ist ein spannendes Beobachtungsobjekt, denn er ist in der DDR, auch in Ostberlin, groß geworden und spricht 7 Sprachen.
Es geht immer vor und zurück. Mit einem Blick über die Schulter in die Vergangenheit in die DDR mit Stasi, dem Verschwinden eines Staates, die Neuordnung. Und natürlich mit dem Blick nach vorne im kapitalistischen Land der Erde: USA, mit vielen Erlebnissen mit Hunger nach Leben und auch die Bruchlandungen und die Realitäten, die einen einholen.
Fazit: Eine gelungene Reflektion und sehr persönlich und ungeschönt mit einer Prise Humor wie man es von Alexander Osang erwarten kann.

Bewertung vom 15.03.2021
Kim Jiyoung, geboren 1982
Cho, Nam-joo

Kim Jiyoung, geboren 1982


ausgezeichnet

Südkorea – Rekordtiefstand der Geburtenrate in 2018 mit 0,98 Kindern pro Frau

Nachdem man diesen Roman gelesen hat, wundert einen das bei weitem nicht mehr. Wer will sich schon auf eine Ehe einlassen, in der Frau nur Nachteile hat, wenn sie sich dann auch noch darauf einläassr Kinder zu bekommen! Natürlich wie immer und mit allem im Leben – es gibt sicher auch in Südkorea Ausnahmen an Vorzeigemännern. Aber die scheinen in der Tat sehr rar zu sein.
„Schicht für Schicht legte sich die Enttäuschung auf ihre Beziehung wie Staub auf den Kühlschrank oder das Badezimmerregal, für jeden erkennbar, aber unangetastet.“ (Seite 139)
Cho Nam-Joo veröffentlichte diesen Roman „Kim Jiyoung, geboren 1982“ 2016 in Südkorea. Der Roman wurde ein Megaseller in Südkorea und ist mittlerweile ein Weltbestseller. Im Land hat dieses Buch sicherlich aufgewühlt und aufgeweckt was viele Frauen bisher nur dachten und nicht in Worte fassen konnte, obwohl es ihnen Tag für Tag im Alltag begegnete: die Ungleichbehandlung.
„Manche Menschen schaffen es, andere zu beleidigen, und halten sich dabei vor lauter Gedankenlosigkeit auch noch für rücksichtsvoll.“ (S. 115)
Die Autorin schöpft aus ihren eigenen zutiefst negativen Erfahrungen und erschüttert uns mit diesem sachlichen Roman über eine Frau die exemplarisch und stellvertretend für alle Koreanerinnen steht: Von der Wiege (1982) bis zur eigenen Mutterschaft (2015) begleiten wir sie. Erst als Enttäuschung, weil es ein Mädchen ist, dann als Schülerin und Studentin, die härter arbeiten muss als ihre männlichen Mitstreiter und dann in der Arbeitswelt, wo sie mit sexueller Belästigung und einem massiven pay gap zu kämpfen hat. Und zu guter Letzt als Hausfrau und Mutter, weil es angeblich nicht anders geht.
Dieses Buch beschäftigt einen auch wenn man Lesepausen einlegt, es arbeitet weiter im Kopf und macht einen ohnmächtig wütend über diese traditionell verhafteten Strukturen. Dieses Buch regt zum Nachdenken, zum Debattieren, zum Diskurs ein und auch, wenn wir meinen in Europa schon einen langen Weg der Emanzipation gegangen zu sein, was ist mit den unzähligen anderen Ländern und Kontinenten, die noch einen langen Weg vor sich haben?
Fazit: Exemplarisch nüchtern anhand einer Frau erzählt, aber eine Anklage an die gesamte Struktur der Gesellschaft!

Bewertung vom 11.03.2021
Hannas Geheimnis / Hüterin des Waldes Bd.1
Larch, Mona

Hannas Geheimnis / Hüterin des Waldes Bd.1


sehr gut

Ein Mädchen wächst an seinen Aufgaben

Hanna zieht mit ihren Eltern aufs Land in das Haus der Großmutter, die kürzlich verstarb. Das Haus liegt am Waldrand und ihre Oma war, wie Hanna alleine herausfindet, die Hüterin des Waldes. Nun trägt sie das Amt und muss es aber als Geheimnis hüten und darf niemandem davon erzählen. Es gibt ein sprechendes Wiesel, Flitz, dass sie in die ihr neues Amt einweiht und ihr stets zur Seite steht. Ihre erste Aufgabe bekommt sie sehr schnell, denn es gibt einen Vogel zu retten, der sich leider den Flügel brach. Im Laufe der Geschichte freundet Hanna sich auch mit einem Jungen aus dem Dorf an, Felix. Er liebt die Natur, wie auch sie es tut. Kann sie den Vogel retten?
Es ist der Auftakt zu einer neuen Reihe, Band 2 ist auch bereits erschienen („Häschen in Not“), geschrieben von Mona Larch.
Viel Natur- und Tierliebe steckt in diesem Erstleserbuch und auch ein wenig Magie mit dem sprechenden Wiesel und dem dicken Buch der „Zauber“.
Es gibt zwar wenige Illustrationen, aber die Textmenge pro Seite und der große Zeilenabstand machen es ideal für Erstleser:innen.
Übrigens, wer sich für das klassische Buch in Papierform entscheidet, bekommt ein schönes Cover, denn es glänzt wunderbar je nach Lichteinfall!