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Benutzername: 
dorli
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Berlin
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Insgesamt 896 Bewertungen
Bewertung vom 15.12.2014
Bestattungsfragen / Elfriede Schmittke Bd.2
Aydin, Veronika; Klamroth, Kerstin

Bestattungsfragen / Elfriede Schmittke Bd.2


sehr gut

Hofheim. Tierbestatter Bodo Müller findet in einer seiner Kühltruhen die Leiche einer jungen Frau. Gleichzeitig ist aus einer anderen Truhe das jüngst verstorbene Kaninchen Oskar verschwunden.
Während die Polizei sich auf die Suche nach dem Mörder von Natalya Kolbe macht, bekommt Privatermittlerin Elfriede Schmittke den Auftrag, den Dieb des Deutschen Riesen zu finden.

„Bestattungsfragen“ ist Elfriedes zweiter Fall und auch mit diesem Krimi hat mich das Autorenduo Veronika Aydin und Kerstin Klamroth sehr gut unterhalten.

Was mir an Elfriede so unheimlich gut gefällt, ist ihre Natürlichkeit. Die ehemalige Polizistin und alleinerziehende Mutter eines Teenagers bleibt mit ihren Ermittlungen und Aktivitäten immer im Rahmen ihrer Möglichkeiten – keine Superheldin, sondern eine Ermittlerin, die sich mit Spürsinn und guter Kombinationsgabe ans Werk macht.

Nicht nur der kniffelige Kriminalfall, bei dem sie tatkräftige Unterstützung von „Praktikant“ Pjotr/Elvis bekommt, erfordert Elfriedes Aufmerksamkeit, sie hat auch mit allerhand Trubel in ihrem Privatleben zu kämpfen.

Sohn Oliver hat Liebeskummer, Tante Ingeborg geht einem seltsamen Hobby nach, Freundin Carmen verzweifelt wegen einer ihr auferlegten Teilnahme an einer Kochshow, und Pflegehund Hugo beansprucht auch Elfriedes Zuwendung.
In Liebesdingen steht das Glücksbarometer für die Privatdetektivin auf Sonnenschein, sie und Arzt Carsten kommen sich näher.

Es hat mir großen Spaß gemacht, mit Elfriede auf Verbrecherjagd zu gehen und ihr Alltags-Tohuwabohu mitzuerleben - „Bestattungsfragen“ ist ein abwechslungsreicher, sehr unterhaltsamer Krimi.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.12.2014
Hinter den Spiegeln
Schweikert, Ulrike

Hinter den Spiegeln


ausgezeichnet

Wien 1892. Komtess Luise von Waldenberg erwacht nach wochenlangem Koma und kann sich weder an ihren tragischen Sturz noch an sonst etwas erinnern. Der Unfall hat bei Luise nicht nur einen Gedächtnisverlust verursacht, sondern auch eine tiefgreifende Veränderung bewirkt: vor dem Unglück zickig und überheblich, hat sich Luise zu einem freundlichen, liebenswerten Mädchen gewandelt.
Luise macht sich auf die Suche nach ihrer Vergangenheit und stößt dabei auf Geheimnisse und Ungereimtheiten innerhalb der Mauern des Palais Waldenberg…

In „Hinter den Spiegeln“ nimmt Ulrike Schweikert den Leser mit auf eine Reise ins späte 19. Jahrhundert in die Welt des österreichischen Hochadels.
Es gelingt der Autorin ausgezeichnet, Ort und Zeit in Szene zu setzen. Durch die hervorragenden Beschreibungen bin ich von der ersten Seite an mitten im Geschehen, kann die herrschaftliche Atmosphäre der Donaumonarchie spüren und mir dabei sehr gut vorstellen, wie Luises Alltag aussah.
Ulrike Schweikert präsentiert ganz unterschiedliche Facetten der damaligen Zeit - es hat mir großen Spaß gemacht, mich mit Luise inmitten des alten Adels auf Soireen, Salons, Tanzabenden und Bällen zu tummeln und die aristokratische Luft zu schnuppern. Ganz besonders aber habe ich die Aufenthalte in der Backstube der Zuckerbäckerei Bruckner genossen, eine wunderbare Welt, die nach Zimt, Schokolade und Karamell duftet und Wärme und Geborgenheit ausstrahlt.

Für ganz viel Spannung sorgt der Part der Geschichte, der sich hinter der glänzenden Fassade des Palais Waldenberg abspielt – hier stößt man gemeinsam mit Luise auf sorgsam vertuschte und verschleierte Intrigen, Machenschaften und Geheimnisse, die auf keinen Fall nach außen dringen und in der Wiener Gesellschaft bekannt werden dürfen. Es gilt, immer an das Ansehen der Familie zu denken, stets muss die Contenance bewahrt werden.
Unerklärbare Ereignisse und merkwürdige Unfälle sorgen für Unruhe im Hause Waldenberg. Schon bald wird klar, dass nicht jeder Luises Genesung so positiv gegenüber steht, wie es zunächst den Anschein hat. Doch wer hier wirklich ein falsches Spiel spielt, wird erst ganz zum Schluss deutlich.

Die Charaktere sind vielschichtig und interessant gezeichnet, so manch einer zeigt dabei erst im Verlauf der Handlung sein wahres Gesicht.

Luise ist eine liebenswerte, junge Frau, die ihren gesellschaftlichen Verpflichtungen inklusive der ganzen Umgangsformen, Konventionen und Benimmregeln nachkommt, gleichzeitig aber die strenge Trennung der Gesellschaftsschichten infrage stellt.

Außer Luise leben im Palais Waldenberg noch ihr viel beschäftigter Vater Leopold und ihre stets kränkelnde Mutter Antonia sowie deren Bruder Philipp von Dahlbach samt Familie. Hinzu kommen noch eine ganze Reihe Bedienstete, zuständig für Küche, Haus und Hof.

Zuckerbäcker Stephan ist bis über beide Ohren in Luise verliebt. Er gibt sich unbeschreiblich viel Mühe, ihr zu gefallen und genießt ihre Nähe sehr. Obwohl ihm klar ist, dass eine Beziehung mit Luise aufgrund der unterschiedlichen Kreise undenkbar ist, scheint er die Hoffnung nicht aufzugeben.

Luises Verlobten Fürst Rudolf von Thernitz lernt man als garstigen Unsympath kennen – hier zeigt sich, dass der erste Eindruck täuschen kann.

Am meisten überrascht hat mich Großtante Josephine. Sie rauscht eines Tages in das Palais und verkündet, die Aufgaben von Luises Mutter zu übernehmen und sich intensiv um Luises gesellschaftliches Vorankommen zu kümmern. Ich habe mit einem herrischen, hochnäsigen, ja einem fast bösartigen Weibsbild gerecht – aber Tante Josefine ist ganz anders. Resolut und energisch zwar, aber sie durchschaut die Vorkommnisse im Hause Waldenburg und ist bemüht, wieder Ordnung und einen angemessenen Ablauf in den Haushalt zu bringen.

„Hinter den Spiegeln“ ist ein spannender historischer Roman, der mit einer großartigen Atmosphäre und einigen Überraschungen und Wendungen punkten kann - ein tolles Lesevergnügen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.11.2014
Der Teufelsfürst
Stolzenburg, Silvia

Der Teufelsfürst


ausgezeichnet

Silvia Stolzenburg hat in ihrem Roman „Der Teufelsfürst“ historische Ereignisse zwischen Februar 1447 und Dezember 1448 im Osmanischen Reich und rund um Ulm zusammen mit einer fiktiven Handlung zu einer spannenden Geschichte verknüpft und ein dramatisches, vielschichtiges Bild der damaligen Zeit gezeichnet. Die Autorin entführt den Leser in zwei ganz unterschiedliche Welten:

Zum einen geht es an den Sultanshof nach Edirne. Hier werden der 16-jährige Vlad Draculea und sein jüngerer Bruder Radu als Geiseln gefangen gehalten. Vlad möchte seinen Bruder beschützen, kann aber nicht verhindern, dass Radu von dem jähzornigen Prinzen Mehmet drangsaliert wird und sich diesem schließlich unterwirft. Vlad muss unfassbare Grausamkeiten erdulden, er wird in Kriegsführung ausgebildet und wird gezwungen, andere Menschen zu foltern.

Silvia Stolzenburg lässt Vlad durch einen wahren Strudel an Emotionen rauschen. Liebe, Wut, Angst Hass – es gelingt der Autorin hervorragend, dieses Gefühlschaos, das Vlad im Verlauf der Handlung durchlebt, an den Leser weiterzugeben. Sein Leben ist düster, blutig, barbarisch. Es fällt nicht schwer nachzuvollziehen, dass Vlad nach und nach seine Menschlichkeit verliert und alles Gute in ihm ausgelöscht wird.

Ein zweiter Handlungsstrang beginnt in Ulm. Hier wird die 14-jährige Zehra von Katzenstein das Opfer einer hinterhältigen Intrige. Sie wird der Hexerei bezichtigt und angeklagt, ihren Vater ermordet zu haben. Es kommt zum Prozess, Zehra wird verurteilt und mittel- und schutzlos aus der Stadt verbannt. Im Folgenden begleitet man nicht nur Zehra auf ihrem leidvollen Weg bis in die Walachei, wo sie auf Vlad trifft, sondern erfährt auch ausgiebig von den fiesen Machenschaften, die Helwig von Katzenstein in Ulm spinnt, um Zehras Bruder Utz sein Hab und Gut abzuluchsen.
Die beeindruckende Fähigkeit der Autorin, Situationen und Emotionen zu beschreiben, erlebt man auch in diesem Teil der Geschichte.

Die Akteure bilden eine bunte Mischung und werden von Silvia Stolzenburg lebendig und bildhaft dargestellt. Zahlreiche historische und fiktive Figuren werden geschickt miteinander kombiniert, das Zusammenspiel aller ist ausgeklügelt und funktioniert bestens. Jeder Einzelne spielt dabei die ihm zugedachte Rolle ausgezeichnet und auch die vielen Nebenfiguren wirken überzeugend und bereichern die Handlung außerordentlich.

Silvia Stolzenburg hat einen angenehm flott zu lesenden Schreibstil. Von der ersten Seite an zeigt sich, wie hervorragend sie in der Lage ist, dem Leser die jeweilig vorherrschende Stimmung zu vermitteln und ihn in den Bann ihrer Geschichte zu ziehen. Dieser erste Band des Zweiteilers rund um den Fürsten Vlad Draculea hat mich durchweg begeistert – ein spannendes, fesselndes Leseerlebnis.

Bewertung vom 26.11.2014
Kopf oder Zahl / Kommissar Bussard Bd.4
Kurz, Ralf

Kopf oder Zahl / Kommissar Bussard Bd.4


ausgezeichnet

Freiburg. Mathematikprofessor Ignaz Baer wird in seinem Haus ermordet aufgefunden. Schnell wird der Sohn des Ermordeten verdächtigt, doch es gibt Ungereimtheiten, die die Ermittler weitere Nachforschungen anstellen lassen.
Dann kommt die NSA ins Spiel und der Fall dreht sich. Brigadegeneral Cotta berichtet von Baers Kontakten in den Mittleren Osten. Kurz darauf wird den Freiburger Ermittlern der Fall entzogen…

Auch die 68-jährige Ursula Steiert wird tot aufgefunden. Sie scheint eines natürlichen Todes gestorben zu sein, doch ihre langjährige Ärztin hat Zweifel…

Ralf Kurz beginnt seinen Krimi „Kopf oder Zahl“ mit einem spannenden Prolog - der Leser bekommt die etwas wirren Gedanken von Ignaz Baer präsentiert, die diesem, nur wenige Sekunden vor seiner Ermordung, durch den Kopf gehen.

Im Folgenden lernt man die 28-jährige Kommissarin Anja Hill kennen. Anja steht kurz vor ihrem Wechsel vom Wirtschaftsdezernat zur Ermittlungsgruppe Gewaltverbrechen – eine Versetzung, die sie nicht wirklich glücklich macht, sind doch die Arbeitsmethoden bei den Ermittlungen so ganz anders, als sie es gewohnt ist. Anja hat in der neuen Abteilung keine Eingewöhnungszeit, gleich an ihrem ersten Tag bekommt sie es mit dem Mordfall Baer zu tun. Die mit reichlich kriminalistischem Spürsinn ausgestattete Kommissarin erweist sich als gelehrige Schülerin und bemüht sich von Anfang an, ihr neues Team tatkräftig zu unterstützen.

Genau wie Anja habe auch ich Kriminalhauptkommissar Bussard mit diesem Fall kennengelernt. Bussard ist mir sofort sympathisch. Er wird als etwas mürrisch und eigenbrötlerisch, aber auch als hervorragender Ermittler und verlässlicher Kollege beschrieben. Besonders gut hat mir die Art und Weise gefallen, wie Bussard Anja die Arbeit am Tatort erklärt. Er kehrt nicht den Chef raus, sondern erläutert, worauf sie achten muss und lässt sie dann selbstständig die Antworten finden.

Obwohl die Ermittlungen nach dem Fund der Leiche auf Hochtouren laufen und es schnell einen Verdächtigen gibt, scheint eine Lösung des Falls nicht in Sicht – schlimmer noch, plötzlich gibt es keinen Fall mehr für Bussards Team, denn nachdem die NSA sich eingeschaltet hat, übernimmt das BKA die Ermittlungen.
Ich konnte gut nachvollziehen, dass Bussard sich über die Anweisung, die Finger von dem Fall zu lassen, ärgert – der Eindruck, den ich in der ersten Hälfte des Krimis von ihm gewonnen habe, bestätigt sich hier: er denkt gar nicht daran, sich einfach so ausbooten zu lassen. Er wendet sich eigentlich nur zum Schein einem anderen Fall zu, macht dann aber eine überraschende Entdeckung.

Thema des Krimis ist die Mathematik, genauer gesagt, eines der größten ungelösten Probleme der Mathematik: die Riemannsche Vermutung. Welche weitreichenden Auswirkungen ein Beweis der Riemannschen Vermutung nach sich ziehen würde, hätte ich nie für möglich gehalten – aber es geht wie so oft um Geld, um sehr viel Geld.
Die mathematischen Inhalte in diesem Krimi werden einleuchtend und nachvollziehbar erklärt, so dass auch ich, als nur mäßig an höherer Mathematik Interessierte, den Erklärungen und Hintergründen gut folgen konnte.

„Kopf oder Zahl“ ist ein spannender Krimi, der den Leser nicht nur in die Welt der Mathematik entführt, sondern auch das dreiste Vorgehen der NSA aufzeigt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.11.2014
Das Vermächtnis der Landgrafen
Bienert, Thomas

Das Vermächtnis der Landgrafen


ausgezeichnet

Eisenach 1259. Zwei Stadtwächter finden auf ihrer morgendlichen Runde im Krimmelbach die Leichen zweier angesehener Eisenacher Bürger – ermordet mit einer Armbrust! Ein Täter ist nicht auszumachen, es wird ein Komplott oder eine politische Intrige für möglich gehalten. Für die Aufklärung des Falls wird ein unparteiischer Bürger gesucht, die Wahl fällt auf den in der Stadt beliebten und als untadelig bekannten Tuchhändler Dietmar Hellgreve. Wenig begeistert übernimmt Hellgreve die schwierige Aufgabe und beginnt zu ermitteln…

In seinem historischen Roman „Das Vermächtnis der Landgrafen“ nimmt Thomas Bienert den Leser mit auf eine spannende Reise ins 13. Jahrhundert zu den Begebenheiten rund um den Thüringer Erbfolgekrieg.

Der Autor wartet mit einer geballten Ladung an historischen Fakten auf und schildert die Vorkommnisse in Eisenach und Umgebung ab dem Frühjahr 1259.
Die Beschreibung der politischen Ereignisse ist dabei sehr gut gelungen, so dass man der Handlung um die neu entfachten Streitigkeiten zwischen dem Wettiner Landgrafen Albrecht, Sophie von Brabant und dem Herzog von Braunschweig bestens folgen kann. Im Verlauf der Handlung wird besonders deutlich, dass die eigentlichen Leidtragenden der politischen Ränkespiele der Mächtigen und des ewigen Gerangels um Besitztümer und Einfluss immer wieder das einfache Volk ist.

Die dramatischen historischen Geschehnisse wurden von Thomas Bienert mit einem spannenden Kriminalfall verwoben.
Dietmar Hellgreve stellt sich der unliebsamen Aufgabe der Mördersuche, doch die Ermittlungen gestalten sich schwierig, Ungereimtheiten und rätselhafte Spuren deuten auf eine weit reichende Verschwörung hin.
Hellgreve kommt der Auflösung der Mordfälle langsam näher, doch dann bremsen der einsetzende Krieg und die daraus resultierenden chaotischen Zustände seine Ermittlungen aus. Erst nachdem sich die Lage normalisiert hat, kann er die Jagd auf den Mörder wieder aufnehmen und dem Täter und seinem Auftraggeber das Handwerk legen.

„Das Vermächtnis der Landgrafen“ ist ein fesselnder historischer Roman, der die zweite Phase des Thüringischen Erbfolgekrieges in den Mittelpunkt stellt – informativ und spannend zugleich.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.11.2014
Schlüssel / Engelsfors Trilogie Bd.3
Elfgren, Sara B.;Strandberg, Mats

Schlüssel / Engelsfors Trilogie Bd.3


ausgezeichnet

Engelsfors zum Dritten – schon nach wenigen Seiten haben die jungen Hexen mich wieder in ihren Bann gezogen. Die düstere Kleinstadtatmosphäre ist wie auch in den beiden Vorgängerbänden allgegenwärtig, noch immer heißt die große Aufgabe: das Portal schließen, die Apokalypse verhindern, das Böse besiegen.

Diesmal beginnt die Geschichte nicht in Engelsfors, sondern im Grenzland - ein endloses graues Nichts, das manchmal von einem dünnen Licht durchbrochen wird. In diesem Grenzland trifft man auf Ida - im zweiten Band von Olivia ermordet, ist Idas Seele hier zwischen den Welten gefangen.

Mir haben die Szenen im Grenzland wahnsinnig gut gefallen. Ida hüpft durch Zeit und Raum und wird scheinbar willkürlich an unterschiedliche Orte gelotst. Sie erfährt so einiges aus der Vergangenheit und muss ein paar schreckliche Dinge ansehen, außerdem beobachtet und kommentiert sie ab und an das laufende Geschehen in Engelsfors. Besonders amüsant sind die Momente, wenn sie ihren noch lebenden Freundinnen begegnet und versucht, sich bemerkbar zu machen oder in das Geschehen einzugreifen – das geht natürlich nicht und sie ärgert sich mächtig und regt sich in typischer Ida-Manier furchtbar darüber auf.

In Engelsfors spitzt sich die Lage immer mehr zu. Die Zeit drängt, die Elemente spielen verrückt, neue Hexen tauchen auf - doch bei den Auserwählten scheint irgendwie alles aus dem Ruder zu laufen.
Minoo, Anna-Karin, Vanessa und Linnéa erfahren, dass man die Kraft und Seele aller sechs Elemente benötigt, um das Portal zu öffnen oder zu schließen. Eine Anforderung, die sie ohne Rebecka, Elias und Ida nicht mehr erfüllen können.
Abhilfe kommt anscheinend von Seiten des Hexenrats. Der Vorsitzende will einen eigenen Zirkel gründen und überredet Minoo, die Auserwählten zu verlassen.

Das ist der Augenblick, der die ganze Geschichte so richtig zum Rotieren bringt. Die Handlung dreht und wendet sich und die Mädchen wissen nicht mehr, was Wahrheit ist und was Lüge. Das Autorenduo versteht es sehr geschickt, auch den Leser in dieses Verwirrspiel miteinzubeziehen. Man fragt sich ständig, wer denn jetzt eigentlich die Guten sind. Wem können die Auserwählten noch trauen? Wer spielt hier ein böses Spiel?

Einen großen Part nehmen die persönlichen Angelegenheiten der Mädchen ein. Ihr Alltag und zwischenmenschliche Probleme drängen sich immer wieder in den Vordergrund und nehmen hier und da ein wenig die Spannung aus dem großen Ganzen rund um den drohenden Weltuntergang. Doch gerade diese kleinen Dramen haben mir sehr gut gefallen. Die Mädchen tagein tagaus zu begleiten, ihre Hoffnungen, Ängste und Sorgen mit ihnen zuteilen, ihre Gedanken und Gefühle vermittelt zu bekommen, mit ihnen zu leben, zu lieben und zu leiden, war für mich mitreißend und bewegend.

Mit „Schlüssel“ ist Sara B. Elfgren und Mats Strandberg ein großartiger Abschluss der Trilogie gelungen. Die Geschichte wurde über alle drei Bände hinweg äußerst durchdacht und ausgeklügelt aufgebaut und findet hier durch die Offenbarung aller Hintergründe und Absichten ein plausibles Ende.
Um die Vorkommnisse und Abläufe in Engelsfors verstehen und nachvollziehen zu können, halte ich es für sehr wichtig, die Bücher in der richtigen Reihenfolge („Zirkel“, „Feuer“, „Schlüssel“) zu lesen, da alle Ereignisse aufeinander aufbauen.

Es hat mir großen Spaß gemacht, die Engelsfors-Hexen durch diese für sie aufregende und gefährliche Zeit zu begleiten. Die Geschichte bleibt bis zum Schluss fesselnd, da zahlreiche Überraschungen und Wendungen zu keiner Zeit Langeweile aufkommen lassen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.11.2014
Neckarteufel
Scheurer, Thilo

Neckarteufel


ausgezeichnet

Rottweil im Juni. An der Primmündung wird eine verweste Leiche gefunden. Das Ermittlerteam um die Kommissare Treidler und Melchior steht vor einem Rätsel – nicht nur, dass die Obduktion gleich drei mögliche Todesursachen ergibt, auch scheint niemand die junge Frau zu vermissen. Erst als ein Handy gefunden wird, kommen die Dinge langsam ins Rollen…

Thilo Scheurer beginnt diesen Krimi mit einem fesselnden Prolog – drei Tage nach der Johanninacht, eine Frau wurde vergiftet. Sie weiß weder wer sie ist, noch wo sie ist. Sie hat Durst, wird hin- und hergeschleudert. Sie hört kurz eine Polizeisirene und ein Mann redet immer wieder auf sie ein – mehr erfährt der Leser an dieser Stelle nicht.

Im Folgenden erlebt man gemeinsam mit den Kommissaren Wolfgang Treidler und Carina Melchior, was in den Tagen vor der Johanninacht in Rottweil geschehen ist.

Obwohl die Ermittlungen nach dem Fund der Leiche auf Hochtouren laufen und es einige Verdächtige gibt, scheint eine Lösung des Falls in weiter Ferne zu liegen – schlimmer noch, mehrere rätselhafte historische Postkarten, jeweils mit Auszügen aus der Neckargeist-Sage beschriftet, deuten darauf hin, dass ein Serienmörder im Neckartal sein Unwesen treibt. Um einen weiteren Mord zu verhindern, ist Eile geboten und die beiden Ermittler greifen zu einer nicht wirklich bis ins Letzte durchdachten Maßnahme, die fast in einer Katastrophe endet…

Thilo Scheurer hat mir in „Neckarteufel“ alles geboten, was für mich zu einem unterhaltsamen Krimi dazugehört. Eine flüssig und mitreißend erzählte Geschichte, deren Spannungskurve durchgehend auf einem hohen Niveau bleibt und die mir durch zahlreiche offene Fragen und unerwartete Wendungen viel Platz zum Miträtseln und Mitgrübeln gegeben hat. Dazu viele humorvolle Szenen, die dem Krimi eine große Portion Schwung verleihen.
Besonders gut gefallen hat mir, dass der Autor seinen Kommissar mit einem recht losen Mundwerk ausgestattet hat – Treidler redet, wie ihm der Schnabel gewachsen ist: frech, dreist, manchmal sogar ruppig. Eine Sprache, die sehr gut zu ihm passt, die ihn offen und ehrlich wirken lässt und ihn unheimlich sympathisch macht. Die Dialoge sind entsprechend sehr lebhaft und bieten beste Unterhaltung.

Es hat mir wieder großen Spaß gemacht, mit Treidler und Melchior auf Verbrecherjagd zu gehen. „Neckarteufel“ bietet eine erstklassige Mischung aus Spannung und Humor und hat mir ein paar unterhaltsame Lesestunden beschert.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.11.2014
Desperados im Land des Lächelns
Meyer, Stefan B.

Desperados im Land des Lächelns


ausgezeichnet

Dresden, 1990. Ein sowjetischer Soldat flüchtet nach einem Verkehrsunfall und taucht mit einer MP bewaffnet in der Stadt unter.
Einige Monate später wird der ehemalige Stasioffizier Erhard Paulus auf seinem Balkon erschossen. Der Täter entkommt unerkannt. Kurze Zeit später geschieht ein zweiter Mord…
Der junge Staatsanwalt Torsten Mars wechselt aufgrund der geringen Aufstiegsmöglichkeiten in Baden-Württemberg nach Dresden. Da sein Vorgänger die Akten unübersichtlich abgelegt hatte, sortiert Mars alles neu und stellt dabei fest, dass die beiden Morde einige Zusammenhänge aufweisen, die bisher noch niemandem aufgefallen sind. Mars reaktiviert den kürzlich in Vorruhestand gegangenen Kommissar Peter Wallner und macht sich gemeinsam mit ihm auf die Suche nach dem Mörder…

Stefan B. Meyer schickt in „Desperados im Land des Lächelns“ zwei Ermittler ins Rennen, die - obwohl von unterschiedlichen Systemen geprägt - in ihrem Denken und dem Wunsch nach Aufklärung der Mordfälle schnell auf einer Wellenlänge sind.

Die Nachforschungen in den Kriminalfällen gestalten sich als besonders schwierig, da sich alles und jeder im Umbruch und in einer Phase der Neuorientierung zu befinden scheint. Dennoch lassen die beiden Ermittler sich von nichts und niemandem abschrecken, sondern kämpfen sich mit Mut und Entschlossenheit ans Ziel und decken dabei allerlei Verwicklungen und Hintergründe auf.

Stefan B. Meyer schildert die Zeit nach dem Mauerfall hervorragend und gibt besonders die damalige Stimmung ausgezeichnet wieder. Es hat mir gefallen, wie der Autor die politische Situation beschreibt und die Ereignisse und Gegebenheiten der unmittelbaren Nachwendezeit mit einer spannenden fiktiven Handlung verknüpft. Die lebhaften Dialoge und der feine Humor mit den vielen kleinen Seitenhieben auf Politik, Wirtschaft und Gesellschaft geben dem Krimi dabei das gewisse Etwas.

Mit der eigentlichen Handlung verflochten sind kleine Einschübe, in denen ein altes Haus in der Görlitzer Straße zu Wort kommt und seine Erlebnisse und Beobachtungen schildert. Außerdem lernt man zwei „Reisende in Sachen Revolution“ kennen - zwei irgendwie bekannte Gesichter, die sich selbst als „von gestern“ und „untergegangen im Heer der gestorbenen Utopien“ (S.194) bezeichnen und die Abläufe und Entwicklungen in Dresden beobachten und kommentieren.

Ein spannender Krimi, der die besondere Atmosphäre der Nachwendezeit aufleben lässt.

Bewertung vom 30.10.2014
Pleiten, Pech & Leichen
Schwab, Elke

Pleiten, Pech & Leichen


sehr gut

Saarbrücken. Die 35-jährige Bäckereiverkäuferin Jennifer Klein ist laufend pleite. Um ihre Haushaltskasse ein wenig aufzubessern, verdient sie sich durch den Verkauf von zuvor im Einkaufszentrum gestohlenen Dingen ein wenig dazu, bis ihr eines Tages Karl Renner, der Chef vom Wachdienst, auf den Fersen ist. Bei der Verfolgung stürzt Renner unglücklich – und stirbt! Und damit fängt der Schlamassel für Jenny richtig an, denn der Wachmann soll nicht das einzige plötzliche Opfer in Jennys Nähe bleiben…

Elke Schwab erzählt diesen Krimi mit viel Pep und Schwung. Die Autorin präsentiert hier eine sehr muntere Hauptprotagonistin, die eine gute Portion kriminelle Geschäftigkeit mitbringt. Die Gelegenheitsdiebin gerät irgendwie von einer vertrackten Situation in die nächste, ständig drapiert sich das Chaos um sie herum.

Nicht nur die plötzliche Polizeipräsenz in ihrem Leben bereitet Jenny Schwierigkeiten. Chef Wollny mäkelt nur an ihr herum, die Kolleginnen sind zickig, Vermieterin Silvia ist hysterisch und überängstlich und auch im familiären Bereich gibt es viel Trubel, denn ihre als Schmugglerin aktive Oma hat sich erwischen lassen und daher jetzt einige Probleme an der Backe. Selbst ihr süßer dreibeiniger Hund bringt sie ungewollt in die Bredouille. Zudem hat Jenny in punkto Männer nicht das glücklichste Händchen.
Wie gut, dass sie sich auf Freundin Anna hundertprozentig verlassen kann.

„Pleiten, Pech & Leichen“ ist ein angenehm zügig zu lesender Krimi, der nicht mit atemloser Höchstspannung daherkommt, dafür aber mit lebhaften Charakteren und einer großen Portion Humor punkten kann.