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mimitatis_buecherkiste
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Krefeld

Bewertungen

Insgesamt 721 Bewertungen
Bewertung vom 03.10.2021
Bändigerin der Schatten
Gerwinski, Markus

Bändigerin der Schatten


ausgezeichnet

Die Bauernstochter Gunid lernt im Alter von acht Jahren den sechsjährigen Ragald kennen, Sohn ihres Lehnsherrn, des Ritters Adolar. Nach anfänglichen Schwierigkeiten werden die beiden trotz des unterschiedlichen Standes beste Freunde. Erste Risse bekommt die Freundschaft, als Ragald eines Tages mit seiner zukünftigen Braut nach Hause kommt, denn da wird Gunid vor Augen geführt, welche Kluft zwischen ihnen beiden besteht. Als Ragald kurze Zeit später in den Krieg gegen die Furcht einflößenden und plündernden Jattar zieht, versucht sie, ihn zu vergessen. Als sie aber hört, dass er im Kampf vermisst wird, setzt sie ihr Leben aufs Spiel, ihm zu folgen, um ihn zu finden. Es folgt ein Abenteuer, in dem es um Freundschaft, Liebe, Loyalität, Verrat, finstere Mächte, Zauberer und den Bestand des Königreichs geht. Während der Reise versuchen beide, die Gefühle füreinander vor dem anderen zu verbergen, beide aus unterschiedlichen Gründen. Ob es dem Edlen und der Hörigen gelingt, das Königreich zu retten?

Burgen, Ritter, Gaukler, Schattenwesen und vieles mehr begegnet dem Leser in dem Buch. Ein phantastisches Abenteuer, in dem auch die Liebe nicht zu kurz kommt. In der passenden Sprache, die mich oft schmunzeln ließ, nimmt uns der Autor auf eine spannende Reise. Dies ist der erste Teil einer Trilogie und auch wenn dieser in sich abgeschlossen ist und die beiden bereits einige Abenteuer bestanden haben, macht das Ende mir richtig Lust auf den nächsten Teil. Zu viele Fragen blieben offen, zu neugierig bin ich, wie es weitergeht. Ich hoffe, der Fantasy-Anteil ist im nächsten Buch etwas höher und auch die Action darf gerne zunehmen, aber das ist jammern auf hohem Niveau, denn wider Erwarten hat dieses Buch mir unglaublich viel Spaß gemacht und tolle Lesestunden beschert. Ich vergebe 5 Sterne.

Bewertung vom 30.09.2021
Die Berge, der Nebel, die Liebe und ich
Randau, Tessa

Die Berge, der Nebel, die Liebe und ich


ausgezeichnet

Die bis zuletzt namenlose Erzählerin ist Anfang 40, verheiratet mit Christian (Chris), mit dem sie drei Kinder hat, und mit ihrem Leben, insbesondere mit ihrer Ehe, ziemlich unzufrieden. Sie fühlt sich zu wenig beachtet, zu wenig geliebt, und um dies zu ändern, schenkt sie ihrem Mann ein Wochenende zu zweit auf einer einsamen Hütte in den Bergen. Als es zum Streit kommt, geht die Frau verletzt und aufgebracht alleine auf eine Wanderung. Als sie unterwegs einem alten Mann begegnet, zeigt ihr dieser eine neue Sicht auf die Dinge. Ob diese Wanderung ihr Leben verändern kann?

Dieses innen wie aussen (die feinen Illustrationen haben nicht begeistert!) wunderschöne Büchlein ist ein Ratgeber in Form einer toll erzählten Geschichte. Da ich Sachbücher eher nicht lese, ist dies für mich genau die richtige Erzählform. Diese Sicht auf die Dinge ist für mich nicht neu, lebe ich schon lange nach dieser Devise, aber es war sehr unterhaltsam für mich, den Weg der Frau mitzugehen und die interessanten Gespräche zu verfolgen. Eine schöne Geschichte, die Menschen, die in einer Krise stecken oder den Weg kurzzeitig aus den Augen verloren haben, eine Richtung weisen kann. Für alle anderen einfach eine angenehm zu lesende und schöne Erzählung. Von mir gibt es nichts zu bemängeln und 5 Sterne.

Bewertung vom 27.09.2021
Wer das Feuer entfacht - Keine Tat ist je vergessen
Hawkins, Paula

Wer das Feuer entfacht - Keine Tat ist je vergessen


ausgezeichnet

Als auf einem Hausboot die Leiche eines brutal ermordeten jungen Mannes gefunden wird, geraten drei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, unter Verdacht. Da ist Laura, die eine sexuelle Beziehung mit dem Opfer hatte und das zuletzt am Todestag. Da ist aber auch Miriam, die im Hausboot nebenan lebt; sie hat die Leiche gefunden und die Polizei informiert. Verdächtig benimmt sich zudem die Tante des Opfers, die behauptet, ihren Neffen seit Jahren nicht mehr gesehen zu haben. Auf den ersten Blick hat keine der drei Frauen ein Motiv, obwohl jede von ihnen ein Geheimnis zu haben scheint.

Anfangs bin ich etwas verwirrt ob der vielen Personen im Buch, das legt sich aber schnell und die Story zieht mich in ihren Bann. Schnell wird klar, dass fast jede Person im Buch, ob Mann oder Frau, ein Geheimnis hat und eigene Ziele verfolgt. Im Laufe der Geschichte traue ich jedem den Mord zu, verwerfe kurze Zeit später den Gedanken, nur um ein paar Seiten darauf einen neuen Verdächtigen zu finden. Es macht mir unglaublich viel Spaß, mich von der Autorin an der Nase rumführen zu lassen, die mir immer wieder kleine Brocken Wahrheit hinwirft, die aber lange kein Gesamtbild ergeben. Abgründe tun sich auf, Vergangenes wird enthüllt und ein Drama erschüttert mich gewaltig. Die Ermittlung selbst steht nicht im Vordergrund, auch nicht die Ermittler, was aber toll ist, denn das menschliche Verhalten interessiert mich mehr. Eine feine Spannung zieht sich durch das Buch, das ich, klischeehaft ausgedrückt, einfach nicht aus der Hand legen konnte und wollte. Das Ende hat mir gut gefallen, die Lösung war gleichwohl tragisch wie logisch. Ein lesenswerter Spannungsroman, der mich begeistert zurücklässt. Von mir gibt es 5 Sterne.

Bewertung vom 23.09.2021
Home, sweet home
Fielding, Joy

Home, sweet home


ausgezeichnet

Aufgrund eines traumatischen Erlebnisses und der daraus folgenden Komplikationen sind Maggie, ihr Mann Craig sowie ihre beiden Kinder Leo und Erin nach Palm Beach Gardens in Florida gezogen. Ihr Haus ist eines von insgesamt fünf in einer Sackgasse. Viel Kontakt zu ihren Nachbarn hat die Familie nicht; erst als Craig Maggie verlässt, achtet diese mehr auf ihre Umgebung. Es fällt ihr auf, dass in der Nachbarschaft anscheinend nicht alles so rosig und friedlich ist, wie es auf den ersten Blick scheint.

Der Prolog und der Klappentext verraten bereits, dass ein Unglück geschah. Was wirklich passiert ist und in welchem Haus, wird nicht verraten, sodass ich im Laufe der Geschichte unterschiedliche Szenarien durchgespielt habe, von denen eines letztendlich zutreffend war. Dies hat den Lesespass aber nicht geschmälert, im Gegenteil: ich habe so noch viel mehr darauf geachtet, was zwischen den Zeilen steht und immer wieder versucht, das Ende zu erraten. Das Buch liest sich zügig, die Kapitel sind kurz, die Story ist durch die vielen unterschiedlichen Charaktere abwechslungsreich und interessant, eine leichte Spannung wird durchgehend gehalten. Die Figuren sind toll gezeichnet und natürlich gibt es liebenswerte und weniger liebenswerte Personen darunter. Wie fast immer bei Joy Fielding geht es auch um Frauen, die schlimmes erleben und daran fast zerbrechen. Hier kommt noch der Voyeurismus der Nachbarschaft hinzu. Der feine Humor, den die Autorin einbaut, rutscht nie ins lächerliche, sodass der Plot dem Thema gerecht wird.

Mir hat dieser Spannungsroman unglaublich gut gefallen. Wer die Serie Desperate Housewives mochte, wird Home, sweet Home lieben. Für mich persönlich ist dies das beste Buch von Joy Fielding seit Jahren! 5 Sterne und eine Leseempfehlung gibt es dafür. Triggerwarnung: häusliche Gewalt.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.09.2021
Die Anomalie
Le Tellier, Hervé

Die Anomalie


ausgezeichnet

Als im März 2021 eine Boing 787 auf dem Weg von Paris nach New York durch einen elektromagnetischen Wirbelsturm fliegt, sind die 243 Menschen an Bord heilfroh, als die Landung letztendlich doch noch gelingt. Als dieselbe Boing 787 mit denselben Menschen im Juni 2021 nach heftigen Turbulenzen landen will, ist schnell klar, dass hier etwas nicht stimmt. Die nationale Sicherheit steht an erster Stelle und so werden sofort alle verfügbaren Kräfte involviert, aber ganz so einfach ist das Ganze natürlich nicht. Die Welt steht Kopf und wir dürfen dabei zusehen.

Das Buch ist in drei Teile aufgeteilt; in dem ersten Teil habe ich die Hauptakteure der Story kennengelernt, wer sie sind, was sie machen und was in den Monaten seit der Landung im März bis Juni alles passiert ist. Dies ist nicht chronologisch, die Daten stehen aber vor jedem Kapitel und ich fand mich gut zurecht. In dem folgenden Teil geht es um die Landung der Maschine im Juni, woran der dritte Teil anschließt, der das Leben danach beleuchtet. Und mehr möchte ich hier nicht verraten. Lest nach Möglichkeit auch nicht den Innentext, weil der einfach zu viel verrät!

Ich kam relativ gut in das Buch, es war für mich sehr interessant, die Figuren kennenzulernen. Es sind übrigens sieben Personen, die der Autor sich herausgesucht hat, und sie könnten unterschiedlicher nicht sein. Die Story ist abgedreht, der Humor schwarz und das Einflechten von realen Personen echt gut gelungen. Wirklich spannend wurde es für mich aber erst im zweiten Teil, als das Flugzeug zum wiederholten Male gelandet ist. Eine geniale Idee jagt die andere und ich staune ob der großartigen Einfälle des Autors. Wer sind wir, warum und wieviele? Ein Science-Fiction Thriller, ein Drama, aber auch eine Komödie sind hier vereint und die Liebe kommt ebenfalls nicht zu kurz. Das Zusammenspiel macht dieses Buch zu etwas Besonderem.

Bemängeln möchte ich, dass es mir persönlich zu viele Fremdwörter waren, sodass ich teilweise mehr mit der Übersetzung, als der Story selbst beschäftigt war. Desweiteren waren da die unzähligen Kommata, die stellenweise unsinnige Sätze ergaben, was mich sehr gestört hat. Letzteres zumindest rechne ich der Übersetzung zu, sodass ich hier keine Abwertung vorgenommen habe. Es handelt sich hier um keine leichte Lektüre, die man nebenher liest, aber eindeutig ein Buch, das mich mit der außergewöhnlich schrägen Story begeistert hat. Von mir gibt es 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 17.09.2021
SCHWEIG!
Merchant, Judith

SCHWEIG!


ausgezeichnet

Esther und Sue sind Schwestern, ihre Leben könnten nicht unterschiedlicher sein. Während Sue nach ihrer Scheidung einsam und allein in einem Haus im Wald lebt, ist Esther glücklich verheiratet und lebt mit Martin sowie ihren zwei Kindern in der Stadt. Am Tag vor Heiligabend fährt Esther zu Sue, um ihr ein Geschenk zu bringen. Martin ist dagegen und möchte, dass seine Frau schnellstmöglich wieder zurückkommt, da die Beziehung zwischen den Schwestern eher schwierig ist. Sue möchte Esther ebenfalls nicht sehen, deswegen hat diese sich auch nicht angekündigt. Als ein Schneesturm naht, sind die Schwestern gezwungen, miteinander zu sprechen, was Dinge zu Tage bringt, die besser im verborgenen geblieben wären.

Das Buch ist ein gutes Beispiel dafür, warum man Autoren und Autorinnen eine zweite Chance geben sollte. Nachdem mich ATME! nicht gänzlich überzeugt hat, hatte ich bei SCHWEIG! gemischte Gefühle, wurde aber nicht enttäuscht. Was für eine Story! Dieser psychologische Spannungsroman hat mich bestens unterhalten und begeistert zurückgelassen. Abwechselnd aus der Sicht der Schwestern ließ die Autorin mich am Geschehen teilhaben. Anfangs wusste ich nicht, welche von den beiden Frauen die Wahrheit sagt und welche lügt. Die Kapitel sind mit dem Namen der jeweils erzählenden Schwester betitelt und als sich irgendwann auch noch Martin zu Wort meldet, ist meine (angenehme) Verwirrung komplett. Was war letztes Jahr los, was passiert da jetzt und warum? Dieses Katz- und Maus-Spiel der Schwestern ist grandios und natürlich trägt Martin anfangs wenig zur Aufklärung bei. Im Gegenteil! Und das ist so herrlich, dass ich nicht möchte, dass das Buch endet. Ein spannendes Buch, das von mir 5 Sterne bekommt und eine große Leseempfehlung.

Bewertung vom 15.09.2021
Totentier: Psychothriller
Siemer, Nicole

Totentier: Psychothriller


gut

Als eine Reihe brutaler Morde die Stadt erschüttert, stellt sich schnell heraus, dass die Opfer allesamt Tierquäler sind, die der Täter bestraft. Der seit fast vier Monaten suspendierte Kriminalhauptkommissar Markus Penning wird zum Leiter der Sonderkommission ernannt. Dieser kämpft nicht nur mit den Auswirkungen des Mordes an seiner Frau, sondern auch mit sonderbaren Aussetzern, die ihn an Orten erwachen lassen, die ihm unbekannt sind. Als ein Gegenstand vor seiner Wohnung abgelegt wird, der eindeutig dem Täter oder der Täterin zuzuordnen ist, trifft er eine falsche Entscheidung.

Die ersten Seiten drehen sich um den Kriminalhauptkommissar und seine Alkoholsucht, das wird mir dann irgendwann fast zu viel. Überhaupt dreht sich weit über die Hälfte des Buches nur um Markus Penning, seine Familie und die neue Bekanntschaft, mit der er fast sofort im Bett landet, obwohl er nach dem Tod seiner Frau suspendiert und wegen dem Mord so verzweifelt ist, dass er sich fast zu Tode säuft. Ich habe das Gefühl, die Autorin ist sich nicht sicher, worauf sie mein Augenmerk richten möchte, fast chaotisch erscheint mir der Plot. Die Morde sind da nur ein Beiwerk, das ich beim lesen tatsächlich oft vergesse.

Ich kann die Verhaltensweisen der Beteiligten nicht nachvollziehen; weder der Kriminalhauptkommissar, noch sein Vorgesetzter, geschweige denn seine neue Freundin handeln logisch für mich. Die Arbeitsmoral des ersteren ist im übrigen außerordentlich schlecht, das ist mir einfach zu unrealistisch. Wenn er nicht im Suff Selbstgespräche führt, macht er sich Gedanken um seine Haustiere oder die Schwester, die plötzlich wieder Kontakt zu ihm und seinem Vater sucht. Da sind die bestialischen Morde verständlicherweise nebensächlich. Im übrigen auch dann, als ein möglicher Verdächtiger Kontakt zu ihm sucht und… Na, lassen wir das.

Erwartet habe ich einen Psychothriller, bekommen habe ich ein etwas chaotisches Gebilde, dem die Realität abhandenkommen ist und wo ein roter Faden fehlt. Ein Logikfehler jagt den anderen und ich bemühe mich, objektiv zu bleiben, obwohl ich längst den Überblick verloren habe. Mit zu viel Drama und zu wenig Thriller hat mich die Geschichte leider nicht überzeugen können. Für die Idee und das grandiose Cover vergebe ich 2,5 Sterne.

Bewertung vom 11.09.2021
Das Land der Anderen
Slimani, Leïla

Das Land der Anderen


ausgezeichnet

Mathilde ist eine junge Elsässerin, naiv, lebenshungrig und voller ungestilltem Verlangen nach Liebe und Vergnügen. Amine ist ein marokkanischer Offizier im Dienst der französischen Armee. Die beiden verlieben sich Ende des Zweiten Weltkrieges ineinander und heiraten, als Mathilde gerade mal zwanzig Jahre alt ist. Amine ist acht Jahre älter, dunkelhäutig und einen ganzen Kopf kleiner als seine Frau. Zusammen wollen sie sich in der Nähe von Meknès niederlassen, auf einem Hof, den Amine von seinem Vater geerbt hat. Mathilde hat ein aufregendes und abenteuerliches Leben erwartet, jedoch zieht sie vorerst mit ihrem Mann zu dessen Mutter, da der Hof noch verpachtet ist und der Pächter auf eine Vertragserfüllung besteht. Von einem exotischen Abenteuer ist das weit entfernt.

Wie ernüchternd muss es für Mathilde sein, als sie feststellt, dass ihre Kulturen so unglaublich unterschiedlich sind, als der Alltag in Marokko einkehrt. In einem fremden Land mit dem alltäglichen Rassismus der französischen Kolonialgesellschaft konfrontiert, lernt sie die patriarchalischen Traditionen der Einheimischen kennen und stößt auf das Unverständnis ihres Mannes.

„Manchmal empfand er das heftige und quälende Verlangen, zu seiner Kultur zurückzukehren, seinen Gott, seine Sprache und sein Land von ganzem Herzen zu lieben, und Mathildes Unverständnis machte ihn verrückt. Er wollte eine Frau wie seine Mutter, die ihn ohne viel Worte verstand, mit der Geduld und der Selbstverleugnung seines Volkes, die wenig sprach und viel arbeitete.“ (Seite 115)

Die Geschichte war so unglaublich spannend zu lesen, dass ich das Buch in einem Rutsch verschlungen habe. Die Autorin vermischt gekonnt Fiktion mit historischen Fakten. Der Zweite Weltkrieg, die Kolonialzeit, die Auflehnung und der Aufstand der Einheimischen gegen die fremde Macht, all das findet Raum im Buch, wenn auch nicht vordergründig, denn hauptsächlich geht es um Mathilde und Amine, um die Beziehung zwischen diesen so unterschiedlichen Menschen. Hier treffen zwei Welten aufeinander. Da ist einerseits Mathilde, die jung, wild, kapriziös und ausgehungert nach dem Leben ist. Die fasziniert ist von diesem gut aussehenden, exotischen Mann aus dem fremden Land. Zum anderen ist da Amine, ein Araber, der anfangs bezaubert ist von dieser Frau, die vor Charme und Begeisterung nur so sprüht, später aber immer mehr genervt ist. Spannend fand ich, dass nicht nur Mathildes Sicht der Dinge aufgezeigt wurde, sondern auch der Grund für das Verhalten von Amine. So fiel es mir leichter, Verständnis für beide aufzubringen, wenn ich auch vieles aus seiner Sicht nicht nachvollziehen konnte. Zu unterschiedlich sind die Kulturen, in denen wir aufgewachsen sind. Ein toller Familienroman, der auf der Geschichte der Großeltern der Autorin basiert. Von mir gibt es 5 Sterne und eine Leseempfehlung!

Bewertung vom 09.09.2021
Der erste letzte Tag
Fitzek, Sebastian

Der erste letzte Tag


sehr gut

Livius Reimer möchte von München nach Berlin fliegen, um sich mit seiner Frau auszusöhnen, die ihn für einen anderen Mann verlassen hat. Als der Flug wegen schlechtem Wetter gestrichen wird, muss er sich den letzten Mietwagen mit Lea von Armin teilen, eine auf den ersten Blick freche, unkonventionelle und aus reichem Hause stammende junge Frau, die ihn vollkommen überfordert. Wenn er nur vorher gewusst hätte, worauf er sich einlässt, als Lea ein ungewöhnliches Experiment vorschlägt: „Na, was wohl. Wir leben diesen einen gemeinsamen Tag lang so, als wäre es unser letzter.“ (Seite 55)!

Hart, härter, am härtesten und nun also „kein Thriller“ von Sebastian Fitzek. Ich gebe zu, ich war sehr skeptisch und das bis zur Hälfte des Buches anscheinend zu Recht. Es war nicht schlecht, stellenweise war es sogar recht witzig, aber so richtig wollte der Funke zwischen der Geschichte und mir nicht überspringen. Dies änderte sich erst, als die Story eine gänzlich andere Wendung nahm. Plötzlich war ich neugierig, wie es weitergeht, und unglaublicherweise geschah das, womit ich nicht mehr gerechnet hatte; ich habe nicht nur Tränen gelacht, nein, ich habe gebrüllt vor Lachen! Ehrlich, Slapstick in Wortform hat selten so gezündet, ich habe manche Situation förmlich vor mir gesehen und konnte einfach nicht mehr aufhören zu lachen. Danke dafür!

Eine Story zum lachen und zum weinen, zum nachdenken und fürs Herz. Mir waren es zwar stellenweise zu viele Klischees und zu viel gewollte Komik, aber trotzdem habe ich mich im Ganzen sehr gut unterhalten gefühlt. Von mir gibt es 3,5 Sterne.

Bewertung vom 07.09.2021
Die Skrupellosen
Jones, Sadie

Die Skrupellosen


sehr gut

Dan ist ein erfolgloser Künstler, der sein Geld als mittelmäßiger Immobilienmakler verdient, Bea ist angestellte Psychologin. Die beiden leben in London und kommen gerade so über die Runden. Um dem Trott zu entkommen, entschließen sie sich, eine dreimonatige Auszeit zu nehmen und in dieser Zeit von Ersparnissen zu leben. Am Anfang der Reise steht ein Besuch bei Beas Bruder Alex an, der in Frankreich ein Hotel betreibt. Dort angekommen, stellen sie fest, dass das Hotel überhaupt nicht in Betrieb ist. Zu allem Überfluss kündigen sich Beas Eltern zu Besuch an, mit denen Bea keinen Kontakt haben möchte. Warum das so ist, verschweigt sie Dan. Sie verschweigt ihm auch, dass ihr Vater nicht nur reich, sondern millionenschwer ist. Als Dan dies herausfindet, ist es schwer für ihn, den Verlockungen des Geldes zu widerstehen. Als Alex plötzlich stirbt, werden Dinge in Gang gesetzt, die alle erschüttern.

Die Story kommt anfangs nur langsam in Fahrt, das erste Drittel ist eher ruhig und zieht sich etwas in die Länge. Erst als Beas Eltern auftauchen und Alex stirbt, komme ich in das Buch rein, bin neugierig und gespannt, wie es weitergeht. Das Dilemma von Dan, das die Autorin ausgezeichnet in Worte und Gedanken fasst, kann ich gut nachvollziehen; seine Frau und er leben am Existenzminimum, dabei könnten sie im Luxus leben, weil ein Treuhandfond vorhanden ist. Dass Bea das nicht will, ist für ihn schwer nachzuvollziehen, da sie ihm die Gründe dafür verschweigt. Trotz seiner Gedanken ist Dan ein sympathischer Charakter, der aber bis zuletzt blass bleibt, wie auch alle anderen im Buch. Das macht aber nichts, denn hier geht es eher um das große Ganze, als um einzelne Personen.

Dieses Buch ist eine Liebesgeschichte mit Dan und Bea in den Hauptrollen; eine Tragödie, was die Familienverhältnisse angeht; ein Drama, falls Alex sich umgebracht hat, und ein Krimi, falls es Mord war. Im letzten Drittel ist es ein Thriller, weil die Spannung da am höchsten ist, und ein Roman rundet die Geschichte ab. Bis auf den schwachen Anfang hat mir die Story sehr gut gefallen und die Auflösung fand ich gleichermaßen verstörend und genial. Ein Buch, das nachhallt und zum diskutieren einlädt. Von mir gibt es 4 Sterne.