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Leseigel
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Villingen

Bewertungen

Insgesamt 1132 Bewertungen
Bewertung vom 18.04.2021
Geteilte Träume
Mothes, Ulla

Geteilte Träume


sehr gut

Geschichte einer Zwangsadoption
Ingke wächst behütet und glücklich bei ihren Eltern in der DDR auf. Kurz vor ihrem Abitur erfährt sie, dass sie adoptiert wurde. Eine Welt bricht für sie zusammen. Nun will sie ihre richtige Mutter, die im Westen lebt, kennenlernen. Will wissen, was damals passiert ist, Sie frägt die verschiedenen Familienmitglieder nach ihren Erinnerungen, aus denen sich ein Bild der damaligen Ereignissen ergibt.

Das Buch hat mich sehr betroffen gemacht. Natürlich hatte ich schon von Zwangsadoptionen und den Bespitzelungen durch die Stasi gehört. Ich habe es auch als großes Unrecht empfunden. Doch es waren eher abstrakte Begriffe für mich. Die Autorin hat es geschafft, diese Begriffe mit Leben und Emotionen zu erfüllen. Ich konnte Ingkes Wut und Hilflosigkeit gut verstehen, als sie erfährt, dass ihre vermeintlichen Eltern, sie belogen haben. Wie konnten sie in Ingkes Augen so herzlos sein und sie ihrer wahren Mutter weg nehmen ? Dann beginnt Ingke nachzufragen. Sie will verstehen, wie all das passieren konnte. Und so wie Ingke erkennt, dass es kein schwarz-weiß gibt, habe auch ich dazu gelernt. Für mich war es unvorstellbar, wie leicht man in den Blickfang der Stasi geraten konnte. Ingkes Adoptivmutter wird als Jugendliche rekrutiert, in dem man ihr mit massiven Nachteilen für ihre Eltern droht. Sie soll ihren Bekanntenkreis ausspähen. ich kann nur erahnen, was für eine seelische Belastungdas bedeutet haben muss. Genauso schockierend fand ich das Prinzip der Sippenhaft. Ein sehr gutes Beispiel hierfür ist Ingkes richtige Oma. Die Kinder ihren Eltern wegzunehmen war sicher Unrecht. aber die neuen Eltern waren keine Monster. Sie haben ihre Kinder geliebt. Nach der Wende muss das für die betroffenen Familien dramatisch gewesen sein. Auch das wird im Buch gut heraus gearbeitet - die Verletzungen, Hoffnungen und Ängste auf beiden Seiten.

Trotz des wichtigen und belastenden Themas liest sich der Roman sehr unterhaltsam. Das Buch bekommt von mir eine Leseempfehlung, weil es ein schwieriges Kapitel der DDR unterhaltsam aufbereitet und Verständnis für alle Beteiligten weckt.

Bewertung vom 17.04.2021
Das Leben, ein ewiger Traum / Die Polizeiärztin Bd.1
Sommerfeld, Helene

Das Leben, ein ewiger Traum / Die Polizeiärztin Bd.1


ausgezeichnet

Spannend, berührend, lesenswert !
Nach einem schweren Schicksalsschlag verlässt Magda Fuchs ihre Heimatstadt Hildesheim, um in Berlin als Polizeiärztin zu arbeiten. Völlig unvorbereitet wird sie mit dem Elend der Arbeiterfamilien konfrontiert. Besonders die Kinder leiden unter dem Mangel an Nahrung und Fürsorge. Magda trifft die engagierte Fürsorgerin Ina. Beide nehmen den Kampf gegen die Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal der Kinder auf.
Celia ist in einer arrangierten Ehe gefangen. Sie wäre gerne Ärztin geworden wie ihr Vater. Ihr Mann verbietet ihr das Studium.
Die junge Verkäuferin Doris will in Berlin ihr Glück machen und Schauspielerin werden und zahlt einen hohen Preis.
Die Frauen müssen lernen, dass sie auf die Unterstützung der Männer nicht hoffen dürfen, die in ihnen nur schmückendes Beiwerk und die Mutter ihrer Kinder sehen.
Der Roman beginnt mit einer schlimmen Erfahrung für Magda, die ihr Leben komplett auf den Kopf stellt und sie und den Leser in das Berlin der zwanziger Jahre entführt. Magdas Arbeit als Polizeiärztin bringt sie in Kontakt mit der unteren sozialen Schicht. Ich war mindestens genau so entsetzt über die Zustände, unter denen Menschen leben. Besonders die Kinder erleben Gewalt, Hunger und sexuellen Missbrauch. Kinderhandel ist an der Tagesordnung. Der Staat schaut weg. Ich habe Magda bewundert für ihren Willen, sich im beruf und in der Großstadt durchzusetzen. Sie verliert ihre Empathie nicht, sondern in ihr wächst der Wille, die Dinge zu ändern. Eine Mitstreiterin findet sie in der Fürsorgerin Ina, die durch Magda wieder den Mut findet, sich gegen die Flut des Elends zu stemmen. Auch Ina war mir - trotz, oder gerade wegen - ihrer manchmal zynischen Art sympathisch. Bedeutend schwerer habe ich mich mit der gut situierten Celia getan. ie verharrt in der verhassten Ehe, bemitleidet sich selber, findet aber nicht den Mut etwas zu ändern, denn dann müsste sie ihre Komfortzone verlassen. Durch einen tragischen Zwischenfall ist Celia dann gezwungen, ihr Leben neu zu ordnen und hat sich dadurch meinen Respekt verdient.
Parallel zu den gesellschaftlichen Konflikten gibt es im Roman auch eine Krimihandlung. Magda versucht die tragischen Ereignisse in Hildesheim aufzuklären, deren Ursprung in Berlin zu liegen scheinen. Und sie möchte einen kleinen Jungen wieder finden, dessen Schwester ihr ans Herz gewachsen ist. Dazu muss sie sich in das Milieu des Kinderhandels begeben. Hier erhält sie Unterstützung vom jungen Kommissar Kuno Mehring. Unter all den bonierten Männern ist er eine wahre Lichtgestalt mit einer modern anmutenden Einstellung gegenüber Frauen. Er war mir von Anfang an sympathisch mit seiner offenen Art.
Das Buch erweckt das Berlin der zwanziger Jahre zum Leben mit all seinen Schattenseiten, dem Glitzer und den wohlhabenden mit Dünkel behafteten Großbürgertum. Die Autoren schildern die Gegebenheiten so realistisch, dass ich meinte, gemeinsam mit Magda durch die Straßen zu laufen. Durch die Krimihandlung wird das soziale Elend erträglicher, da so Spannung in die Geschichte kommt und ich das Gefühl hatte, dass es so etwas wie Gerechtigkeit doch noch gibt.

Bewertung vom 12.04.2021
Die Stadt der Tränen / Minou Joubert Bd.2
Mosse, Kate

Die Stadt der Tränen / Minou Joubert Bd.2


ausgezeichnet

Packende Familiengeschichte eingebettet in die Glaubenskriege des 16.Jh
Die Hugenottin Minou Reydon erhält eine Einladung zur Hochzeit zwischen dem Hugenottenkönig Heinrich von Navarra und der Katholikin Margarete von Valois. Zusammen mit ihrem Mann Piet und den beiden Kindern machen sie sich auf den Weg diesem hoffnungsvollen Ereignis, das den Frieden zwischen den Religionen herstellen soll, beizuwohnen. Doch die Gegner der Hugenotten haben andere Pläne und es kommt zur blutigen Bartholomäusnacht. Mit Hilfe der Niederländerin Cornelia van Raay können Minou und Piet gemeinsam mit ihrem kleinen Sohn fliehen. Doch sie lassen ihre kleine Tochter Marta zurück, die am Tag zuvor verschwunden ist. Minou und Piet bauen sich in Amsterdam ein neues Leben auf. Aber Minou kommt nicht über den Verlust der Tochter hinweg. Viele Jahre später behauptet ein guter Freund in einem Brief, er habe eine junge Frau gesehen, die Minou verblüffend ähnlich sehe. Voller Hoffnung, doch noch die verlorene Tochter zu finden, kehren Minou und Piet nach Frankreich zurück. Gleichzeitig ist Piet entschlossen, sein ihm zustehendes Erbe anzutreten, das ihm von seinem größten Feind und Cousin, dem Kardinal Vidal, streitig gemacht wird und der Piet und seine Familie mit dem Tode bedroht.
Dies ist bereits der 2. Band , der die Familiengeschichte von Minou und Piet erzählt. Obwohl ich den 1. Band nicht kenne, habe ich gut in die Geschichte gefunden. Wichtige Informationen , die für das Verständnis notwendig sind, lässt die Autorin an der entsprechenden Stelle einfließen. Der Rahmen der Familiengeschichte bilden die damaligen Glaubenskriege. Besonders schockiert haben mich die Schilderungen der Bartholomäusnacht und deren Gräueltaten. Ich musste Minou und Piet bewundern, für ihre Kraft nach ihrer Flucht nach Amsterdam, neu zu beginnen. Eine neue Umgebung, eine neue Sprache, eine neue Existenz aufbauen, Parallelen zu heutigen Flüchtlingsschicksalen drängen sich auf. Auch die private Geschichte von Minou und Piet ist voller tragischer Ereignisse. Beide haben Elternteile früh verloren und dann der Verlust der Tochter, der zu einer Entfremdung der Eheleute führt. Obwohl mich die Schilderungen fasziniert haben, habe ich dennoch keine wirkliche emotionale Bindung zu Minou aufgebaut. Sie blieb mir fremd. Vielleicht lag es daran, dass ich sie als kalt empfunden habe. Ganz anders war es mit ihrem Gegenspieler Vidal, den ich von Herzen verabscheut habe. Sein Hass und seine Leidenschaft ließen ihn in meinen Augen zumindest menschlich erscheinen. Genau so erging es mir mit Marta, die mir sehr sympathisch war und über deren Jahre im Dunkel, ich gern mehr wüsste.
Der Roman gibt ein farbenprächtiges und packendes Bild der damaligen Zeit wieder. Mir waren die schweren Verwerfungen, die die Teilung der katholischen Kirche zur Folge hatten, so nicht bewusst. Durch die Familiengeschichte der Reydons füllt die Autorin nackte Tatsachen mit Leben und macht Geschichte auf unterhaltsame Weise erlebbar.

Bewertung vom 11.04.2021
Toskanisches Vermächtnis / Nico Doyle Bd.1
Trinchieri, Camilla

Toskanisches Vermächtnis / Nico Doyle Bd.1


ausgezeichnet

Wohltuend und anregend wie ein Glas Chianti

Der Amerikaner und ehemalige Polizist Nico Doyle zieht nach dem Tod seiner Frau zu deren Verwandtschaft in ein kleines toskanisches Dorf. Da liegt es nahe, dass der örtliche Polizeichef den erfahrenen Kollegen um Hilfe bittet, als eine Leiche gefunden wird, die vermutlich aus Amerika kommt. Doyle zeigt sich zuerst wenig begeistert. Doch als seine eigene Familie anscheinend einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung des Verbrechens leisten kann, nimmt er sich des Falles an.

Was mir von Anfang an an diesem Krimi gefallen hat, war die bedächtige Erzählweise. Die Autorin schildert ausführlich das Dorfleben, beschreibt die einzelnen Bewohner und widmet sich auch den leiblichen Genüssen. Zu meinem Leidwesen verrät sie aber kein einziges Rezept. Ich hatte den Eindruck, die Autorin malt ein Bild mit Worten, in das ich eintauchen konnte. Die Idylle bekommt einen empfindlichen Riss, als die Leiche gefunden wird. Zuerst scheint niemand den Toten zu kennen. Erst als die Identität des Opfers feststeht, brechen einzelne Dorfbewohner ihr Schweigen und enthüllen eine Tragödie aus der Vergangenheit. Jeder , auch Doyles Familie, scheint dadurch plötzlich ein Motiv zu haben.

Mir hat der Krimi sehr gut gefallen, dessen Charme die beschauliche Erzählweise ausmacht. Wer rasante Erzählweise, blutige Details und taffe Ermittler liebt, wird deshalb mit diesem Buch nicht glücklich. Ich dagegen mochte das Abtauchen in das dörfliche Leben, die manchmal etwas skurrilen Bewohner und die manchen Umweg gehenden Ermittlungen, die schließlich zur Lösung des packenden Falls führen.

Bewertung vom 10.04.2021
Inspektor Takeda und die stille Schuld / Inspektor Takeda Bd.5
Siebold, Henrik

Inspektor Takeda und die stille Schuld / Inspektor Takeda Bd.5


ausgezeichnet

Ein Roboter als Mörder ?
In einem Altenheim für reiche Bewohner bricht ein verheerendes Feuer aus und fordert mehrere Opfer unter den Bewohnern. Da es Brandstiftung war, ermitteln die Inspektoren Claudia Harms und Ken Takeda. Die Suche nach dem Motiv und damit nach dem Täter gestaltet sich schwierig. Als erneut bei einem Brand ein betagtes Ehepaar ums Leben kommt, fällt das Augenmerk auf einen Pflegeroboter, der an beiden Tatorten im Einsatz war. Sollte der Roboter vernichtet werden, weil er Arbeitsplätze gefährdet oder sollte seine Täterschaft verschleiert werden ? Die Spur führt zu einem deutsch- japanischen Joint Venture.

Dies ist bereits der 5. Band der Reihe um die beiden Ermittler. Obwohl ich die Vorgängerbände nicht kenne, hatte ich keine Probleme, mich in der Handlung zurechtzufinden. Zwar wird ein Beziehungsproblem zwischen Claudia und Ken geschildert , doch es dominiert nicht die Ermittlungen. Sowohl Takeda als auch Harms waren mir jeder auf seine Art sympathisch und beide ergänzen sich perfekt. Gut gefallen hat mir, dass immer wieder japanische Besonderheiten und Unterschiede zur deutschen Kultur thematisiert werden. Und das geschieht so ganz nebenbei und ohne zu werten. Die Krimihandlung ist packend. Der Gedanke, ein Roboter könnte der Mörder sein, war verstörend. Als unrealistisch habe ich es nicht empfunden. Da es sich um einen Pflegeroboter handelt, ergibt sich zwangsläufig auch eine interessante Diskussion zur Situation in der Pflege.

Besonders gut gefallen hat mir eine Szene, in der Claudia in der Anarcho-Szene ermittelt. Die fand ich sehr amüsant.

Die beiden Ermittler müssen einige Irrwege gehen, bevor sie die richtige Spur finden. Die Aufklärung des Falles habe ich eher als tragisch empfunden und die Genugtuung, den Täter gefast zu haben, wollte sich nicht so recht einstellen.

Dennoch ein absolut lesenswerter Krimi, der packend erzählt ist und auch durch seine ruhigen und eher melancholischen Momente überzeugt.

Bewertung vom 06.04.2021
Die Seele des Bösen - Nachts kommt der Tod / Sadie Scott Bd.13 (eBook, ePUB)
Dicken, Dania

Die Seele des Bösen - Nachts kommt der Tod / Sadie Scott Bd.13 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Mörder im Schafspelz
Sadie und Matt freuen sich auf die Geburt ihrer Tochter. Da Sadie sich vorgenommen hat, bis kurz vor der Geburt zu arbeiten, ist sie sofort an Bord, als Nathan bei einem Sexualmord um ihre Unterstützung bittet. Dank ihres guten Gedächtnisses merkt Sadie schnell, dass der Täter einen berühmten Fall nachgeahmt hat. Der Verdacht bestätigt sich, als der Mörder Kontakt aufnimmt, um die Ermittler zu verhöhnen und weitere Taten anzukündigen. Währenddessen verliebt sich Libby, die sich bei den Whitmans gut eingelebt hat, zum ersten Mal. Sadie als auch Libby sind durch ihre neuen Gefühlserlebnisse abgelenkt und bemerken nicht, dass der Täter sie stärker im Visier hat als erwartet. Da läuft Libby in eine Falle und Sadie muss um das Leben ihrer Pflegetochter bangen.

Obwohl Sadie die Profiler ist und hilft, den Täter zu fassen, war für mich in dieser Folge die 15jährige Libby der Star. Ich war von ihrer starken Persönlichkeit begeistert. Es ist erst ein paar Monate her, da lebte sie isoliert von der Außenwelt in einer Sekte. Jetzt muss sie mit dem normalen Schulalltag zurecht kommen, vor Gericht gegen ihre Verwandte aussagen und entwickelt zum ersten Mal Gefühle für einen Jungen. Das alles bekommt sie super hin, natürlich auch dank der Unterstützung von matt und Sadie. Richtig beindruckt hat sie mich in der persönlichen Konfrontation mit dem Täter. Instinktiv macht sie alles richtig und bleibt außergewöhnlich gelassen. Ich hätte vermutlich einen hysterischen Anfall bekommen. Das katz-und Mausspiel zwischen Sadie und dem Mörder war, wie immer, packend geschrieben und mit vielen Informationen zu real existierenden Serientätern versehen.

Diese Folge endet mit der Geburt der Tochter und signalisiert damit auch den Beginn eines neuen Lebensabschnittes für Sadie.

Bewertung vom 05.04.2021
Im Bann der Melodie des Schicksals

Im Bann der Melodie des Schicksals


ausgezeichnet

Liebe bis in alle Ewigkeit
Cairan MacDonald verdankt sein Überleben beim Massaker auf der Isle of Eigg 1525 einem Handel mit der Feenkönigin Morgane. Damals wurde seine gesamte Familie ausgelöscht und dafür will sich Cairan mit Hilfe Morgane bis in alle Ewigkeit rächen. Doch Morgane hat ihn betrogen. Um ihrer Gefangenschaft zu entkommen, schließt Cairan einen neuen Handel mit Ron. Nun soll Cairan eine junge Frau beschützen, nicht ahnend, dass es sich um Gwen handelt, die in der Gegenwart lebt. Unversehens findet sich Cairan im Heute wieder, das ihm völlig fremd ist. Auch Gwen ist zuerst wenig erfreut über ihren neuen Beschützer. Als die beiden die Verbindung zwischen ihren Schicksalen erkennen, ist es fast zu spät .

Der Roman verbindet Zeitreiseelemente, Spannung und eine wunderschöne Liebesgeschichte auf amüsante und unterhaltsame Weise miteinander. Der Ausgangspunkt der Geschichte, das Massaker auf der Isle of Eigg, ist historisch belegt. Das Geschehen ist in seiner Grausamkeit kaum zu überbieten. Cairan ist ein typischer Vertreter seiner Zeit mit sehr genauen Vorstellungen, wie eine Frau sich zu verhalten hat. Gwen ist eine typische Frau der Gegenwart, selbstbewusst und unabhängig. Das Zusammentreffen der beiden führt dementsprechend zu einigen Missverständnissen, die zu meiner Erheiterung beitrugen. Auch Cairans Kennenlernen der modernen Welt war sehr amüsant. Die Spannung erhält der Roman durch einen Stalker, der Gwen verfolgt.

Wie erhofft, gibt es am Schluss ein Happyend , das die Liebesgeschichte perfekt abrundet. Zusammen mit den komischen Elementen der Geschichte, die verhindern, dass der Roman zu rührselig wird und den leichten Anklängen an eine Krimihandlung bietet das Buch gelungene Leseunterhaltung.

Bewertung vom 27.03.2021
Der tote Rittmeister / Viktoria Berg Bd.2
Dix, Elsa

Der tote Rittmeister / Viktoria Berg Bd.2


ausgezeichnet

Mord in der Ferienidylle
Die Lehrerin Viktoria Berg besucht im Seehospital auf Norderney ihre Schülerin Elli, die lungenkrank ist. Diese erzählt Viktoria von ihrer verschwundenen Bettnachbarin und bittet Viktoria , sie zu suchen. Während Viktoria auf der Insel nach dem kleinen Mädchen Ausschau hält, geschieht ein Mord an einem Rittmeister. Der Journalist und ein Bekannter von Viktoria Christian Hinrichs soll im Auftrag des Badekommissars , den Mörder finden. Zusammen ermitteln die beiden in den höchsten Adelskreisen. Dabei erfahren sie Dinge, die im Verborgenen bleiben sollten und ein mehr als schlechtes Licht auf die besseren Kreise werfen .

Die Autorin nimmt mich mit in das mondäne Seebad auf Norderney des Jahres 1913. Ich sehe den Schauplatz durch Viktorias Augen, die aus sehr guten Verhältnissen stammt und durch Christians, dessen Vater ein Arbeiter im Schlachthof ist. Das Bild, das sich daraus ersteht, gibt die Atmosphäre und die gesellschaftlichen Gegebenheiten sehr anschaulich wieder. Besonders deutlich werden Standesunterschied und der Standesdünkel bei der Befragung der Familie des Opfers. Die Handlung hat mich von der ersten Seite an gefangen genommen. Ich habe um das Leben des kleinen Mädchens gefürchtet, das gleich zu Beginn vor einem Ungeheuer flieht. Gleichzeitig fand ich die Schilderung der damaligen Lebensumstände interessant. So war Herumtollen den Kindern verboten, weil es schädlich ist. Viktoria durfte sich nicht mit einem Mann treffen, wollte sie nicht ihre Stellung als Lehrerin verlieren. Auch hier hat mich besonders das Schicksal des Mädchens, das die Selbstherrlichkeit des Adel zeigt, berührt . Die Ermittlungen im Mordfall fand ich spannend. Ich habe mehrmals den falschen verdächtigt, denn die Autorin legt geschickt Spuren, die in die Irre führen. So hat mich der wirkliche Täter und sein Motiv doch überrascht, obwohl alle wichtigen Hinweise vorhanden waren.

Zum weiteren Lesevergnügen tragen die beiden überaus sympathischen Hauptfiguren Viktoria und Christian bei . Viktoria würde man im heutigen Sinne als emanzipiert bezeichnen . Sie lässt sich durch männliche Vorurteile nicht aufhalten. Christian ist der geborene Ermittler und beide ergänzen sich perfekt.

Der packende Krimi erhält von mir eine überzeugte Leseempfehlung für seine sympathischen Ermittler, das gut recherchierte Umfeld und einen lohnenswerten Aufenthalt am Meer.