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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Hornita
Wohnort: 
Augsburg

Bewertungen

Insgesamt 850 Bewertungen
Bewertung vom 02.11.2022
Unsre verschwundenen Herzen
Ng, Celeste

Unsre verschwundenen Herzen


sehr gut

Aufrüttelnd;
Die Geschichte um Bird und seine Mutter behandelt zeitlose Themen wie Intoleranz und Verfolgung. Aus einer Wirtschaftskrise entwickelt sich Fremdenfeindlichkeit – ein klassisches Szenario mit den typischen Unterdrückungsmethoden zur Verhinderung freier Meinungsbildung und -äußerung. In den ersten Kapiteln wird ausschließlich aus der jugendlichen Perspektive Birds erzählt und der Schreibstil passt sehr gut zu dem kindlichen Blickwinkel. Später wechselt der Blickwinkel zu seiner Mutter und der etwas märchenhafte Erzählstil wird beibehalten, was ein bisschen poetisch wirkt, mir aber manchmal etwas zu naiv war, obwohl die message nicht naiv ist. Das Mantra unauffälliger Konformität in totalitären Überwachungsstaaten wird gut und glaubhaft geschildert und man fiebert mit Bird und seiner Mutter mit. Ein gut gemachtes Buch, dass diese Themen in eine fiktive USA transportiert.

Bewertung vom 02.11.2022
Cinema Speculation
Tarantino, Quentin

Cinema Speculation


sehr gut

Für Filmnarren;
Das Buch liest sich wie ein Gespräch mit einem nerdigen Filmnarren, und das ist Quentin Tarantino. Er erzählt von seinen ersten Kinobesuchen als Kind bzw. Jugendlicher, und es ist erstaunlich, dass er noch so genau weiß, was er wann und wo wie oft gesehen hat. Hauptsächlich geht es um Filme aus den 1970er Jahren, die er analysiert hinsichtlich der Technik, Besetzung, Romanvorlagen, Drehbücher, Einzelszenen, Kritiker, usw. und die er mit Anekdoten anreichert oder Gesprächen, die er als Erwachsener mit den jeweiligen Regisseuren, Schauspielern etc. geführt hat. Teilweise ist es schwer, den US-amerikanischem Zeitgeist dieser Zeit zu verstehen und der Erzählung zu folgen, wenn man einen Film nicht oder nicht so gut kennt.Der Buchtitel bezieht sich auf ein Kapitel, in dem für einen bestimmten Film durchspielt, wie dieser wohl mit einem anderen Regisseur geworden wäre. Der Schreibstil ist angenehm und lässt sich gut lesen. Das Buch ist definitiv auf echte Filmnarren ausgerichtet. Seine biografischen Anteile beziehen sich nur auf Filmerlebnisse und ich hätte mir dazu etwas mehr gewünscht.

Bewertung vom 30.10.2022
Agent Sonja
Macintyre, Ben

Agent Sonja


ausgezeichnet

Fesselnd und faszinierend;
Der Schreibstil ist der eines geübten Autoren und die kompakten Erzählungen werden mit Zitaten und anderen Details gut aufgelockert. Ben Macintyre hat die Hintergründe ausführlich recherchiert und dieses Wissen macht sich in vielen Details bemerkbar. Es muß ein unglaublicher Aufwand gewesen sein, dass alles zusammenzutragen. Zu Beginn des Buches musste ich mich konzentrieren, um in die internationalen, politischen Details der 1930er Jahre hineinzufinden. Ursula führt ein Leben für die Spionage und ordnet dem alles unter. Ihre Spionageanfänge in Shanghai sind sehr interessant und man kann nur staunen, mit welcher Konsequenz sie in der Folge ihr Leben, Alltag, Beziehungen, Kinder, Wohnort der Spionagetätigkeit unterordnet. Das „analoge“ Spionleben ist bisweilen lustig und beeindruckend zugleich. Manchmal mußte ich mir vor Augen führen, dass das alles real ist und nicht irgendein Roman, weil es sehr fesselnd erzählt wird. Besonders gut hat mir gefallen, dass weitere Schlüsselpersonen umfassend recherchiert wurden und man auch zu diesen Hintergründe und weiteren Verbleib erfährt. Zu einigen dieser Personen gibt es Fotos und auch einige Bilder aus Ursulas Leben und Familie. Insgesamt ein sehr interessantes, lesenswertes Buch, dass das Leben einer Top-Spionin sachlich, wertfrei und umfassend schildert.

Bewertung vom 28.10.2022
Das Letzte, was du hörst
Winkelmann, Andreas

Das Letzte, was du hörst


ausgezeichnet

Wirklich top;
Für mich war es das erste Buch dieses Autors und es hat mich angenehm überrascht. Der Schreibstil ist einwandfrei und lässt sich gut und flüssig lesen. Die Handlung ist ab dem Beginn spannend und vielschichtig. Trotz einiger Wechsel in der Erzählperspektive habe ich den Überblick nie verloren. Mir hat die eigenwillige, aber sehr fokussierte ältere Ermittlerin sehr gut gefallen und auch die anderen Personen wurden treffend und nachvollziehbar beschrieben. Der Fall ist modern, deckt zeitgemäße Themen ab und bietet zusätzlich eine abwechslungsreiche Handlung. Am Ende gibt es eine überraschende Wendung, die glaubhaft und nachvollziehbar ist. Es ist ein sehr spannender Krimi, der für mich einer der besten ist, die ich zuletzt von einem deutschsprachigen Autor gelesen habe. Deshalb werde ich definitiv noch mehr von diesem Autor lesen.

Bewertung vom 28.10.2022
Geschichten, die das Denken herausfordern
Wiss, Elke

Geschichten, die das Denken herausfordern


sehr gut

Innovativ und unterhaltsam;
Das Buch teilt sich in einen märchenhaften Prolog und zwei Teile. Teil eins ist eine Einführung ins Thema, gut strukturiert und enthält viele Basics. Das wirklich Neue für mich kam erst am Ende des ersten Teils, daher fand ich ihn etwas zu langatmig und zu niedrigschwellig. Der zweite Teil hat mir deutlich besser gefallen, er ist anregend und vielfältig. Die Geschichten als Philosophier-Anregung decken inhaltlich verschiedenste Themen ab und sind gut strukturiert. Ich finde sie sehr charmant und eine gute Grundlage zum Philosophieren – allein oder in Gesellschaft, für Kinder und Erwachsene. Die Strukturierung in verschiedene Fragetypen zu jeder Geschichte finde ich gut und die kreativen Aufgaben sind eine Anregung. Mein Favorit ist der Märchenfigurenprotest, das ist wirklich eine tolle Idee und innovative Sicht auf Märchenfiguren und wird mir in Erinnerung bleiben. Das Buch lässt sich gut lesen und hält, was es verspricht.

Bewertung vom 25.10.2022
EAST. Welt ohne Seele / Jan Jordi Kazanski Bd.1
Jensen, Jens Henrik

EAST. Welt ohne Seele / Jan Jordi Kazanski Bd.1


sehr gut

Der Titel ist Programm;
Das Buch spielt im Jahr 1999 und das dänische Original erschien auch schon in den 1990iger Jahren. Es handelt sich um eine klassische Spionagegeschichte nach dem Ende des Kalten Krieges, die in Polen spielt und den Fokus auf das illegale Geschehen im Osten hat. Der Schreibstil ist sehr angenehm und das Buch lässt sich so gut lesen, dass ich darüber Schwächen in der Handlung vergessen konnte. Die Story ist streckenweise etwas langwierig und ich fand es auch sehr unwahrscheinlich, dass viele Frauen auf einen offensichtlichen Alkoholiker fliegen. Die Hintergründe zur damaligen Lage und Spionageaktivitäten wurden nach meinem Ermessen gründlich recherchiert und von dieser Tiefe profitiert der Thriller. Insgesamt ist es ein gutes Buch, das leider den heutigen Zeitgeist nicht mehr wirklich trifft.

Bewertung vom 25.10.2022
Happy New Year - Zwei Familien, ein Albtraum
Stehn, Malin

Happy New Year - Zwei Familien, ein Albtraum


ausgezeichnet

Spannender Familienthriller;
Das Buch beginnt mit den Vorbereitungen zu der Silvesterfeier einer Freundesclique, die seit vielen Jahren zusammen feiern und sich zu einer Katastrophe entwickelt. Die Geschichte wird aus den immer wieder wechselnden Perspektiven einigen dieser Freunde erzählt. Ab den ersten Seiten ist es spannend, weil zwischen den verschiedenen Personen eine gewisse Anspannung herrscht. Durch die Perspektivwechsel nimmt man teil an den geheimen Gedanken der Einzelnen mit teilweise bösen Spitzen über die „Freunde“. Mit der Zeit bröckelt die Fassade immer mehr und es kommen einige Geheimnisse ans Licht. Die Charakterisierung und Darstellung der Personen fand ich sehr gelungen und glaubhaft, auch wie sich die alten Freundschaften mit der Zeit oberflächlich entwickeln und Treffen nur noch eine ungeliebte Gewohnheit sind. Die Perspektive der Ermittler wird nie geschildert, so dass man lange im Dunkeln bleibt und die Spannung hochgehalten wird. Ich war immer gut unterhalten und fand den Thriller durchgehend sehr spannend und gelungen.

Bewertung vom 25.10.2022
Ex
Lewina, Katja

Ex


sehr gut

Emotionale Beziehungszeitreise;
Die Idee für dieses Buch hat mich sofort angesprochen und es liest sich ein bisschen wie ein Roadtrip oder eine Zeitreise. Die Protagonistin Katja ist mir zu Beginn eher unsympathisch, da sie neurotisch, unberechenbar, impulsiv und rücksichtslos rüberkommt. Aber mit den Geschichten und den verschiedenen Ex, die in chronologischer Reihenfolge kontaktiert werden, reift auch die Person Katja und das ist schön zu lesen. Mir gefällt die Mischung aus Gegenwart, Rückblenden, eingestreuten Zitaten und Meinungen von Schriftstellern und Forschungsergebnissen zu Beziehungen, Trennungen, etc. Besonders haben mir die Gesprächsfetzen mit Katjas Therapeuten „Dr. Kauz“ gefallen, da sie vieles auf den Punkt gebracht haben. Die Story wird sachlich und reflektiert geschildert und ist sehr interessant. Ich hatte danach den Eindruck, dass jeder davon profitieren könnte, so eine Beziehungszeitreise durchzuführen.

Bewertung vom 25.10.2022
Ndrangheta (eBook, ePUB)
Boer, Sanne de

Ndrangheta (eBook, ePUB)


sehr gut

Gute Zusammenfassung;
Die Autorin bringt mit diesem Buch eine gelungene Zusammenstellung über die Mafia, im Speziellen die Ndrangheta mit geschichtlichen und soziologischen Hintergründen. Die Kapitel sind gut und nachvollziehbar strukturiert und man erfährt viel über die juristische Praxis der italienischen Strafverfolgung sowie über Vorgänge in den Niederlanden und Deutschland. Es werden viele historische und aktuelle Fälle anhand der Ermittlungsunterlagen und Prozesse nacherzählt, Interviews mit Forschern, Betroffenen, Aussteigern und Ermittlern wiedergegeben. Einiges davon hatte ich aus der Presse mitbekommen, vieles war mir aber vollkommen neu, so wie zum Beispiel das Thema „Giftschiffe“. Der Schreibstil war angenehm, mich hat nur ein bisschen gestört, dass ab und an der Fokus durch private Abschweifungen verloren wurde. Insgesamt interessant und lesenswert.

Bewertung vom 17.10.2022
Kalt und still / Hanna Ahlander Bd.1
Sten, Viveca

Kalt und still / Hanna Ahlander Bd.1


sehr gut

Realistischer, leiser Krimi;
Der Einstieg ins Buch fällt sehr leicht, da man durch den kurzen Prolog schon weiß, wo die Geschichte hinführen wird. Am Anfang entwickelt sich das Geschehen recht gemächlich, liest sich aber gut und ist abwechslungsreich. Viele verschiedene Personen werden eingeführt, aber man verliert den Überblick nicht und die Mischung passt. Die Länge der Kapitel hat mir gut gefallen. Hanna Ahlander wird langsam von der Urlauberin zur Ermittlerin, was glaubwürdig und nachvollziehbar dargestellt wird. Überhaupt werden alle Personen sehr komplex beschrieben, was ihre Handlungen nachvollziehbar macht. Der Fall ist nicht unrealistisch und zeigt, wie Situationen unerwartet eskalieren können. In der zweiten Hälfte stagniert der Fall etwas und das gemischte Ermittlerteam hat mich sehr an Viveca Stens bisheriges Erfolgskonzept erinnert. Der Schreibstil ist der einer sehr geübten Autorin und einwandfrei.