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Insgesamt 1631 Bewertungen
Bewertung vom 26.01.2021
Homefarming
Rakers, Judith

Homefarming


ausgezeichnet

Judit Rakers hat mich umgehauen – sie kennt Spaghetti mit Ketchup und Rührei! Gut, bei mir wird der Ketchup gestrichen und eine richtige Tomatensoße gekocht, aber bisher kannte ich niemanden, der dazu auch wie ich ein Rührei macht! Schon gewonnen! So einfach kann das manchmal sein! Dass sie zudem auch alles ein wenig lockerer sieht und bei allem Raum für Kreativität und Alternativen lässt, von niemandem verlangt, ein „Super-Öko“ zu sein, ist natürlich genauso sympathisch. Ich lebe gern bewusst und nachhaltig, kann aber nicht komplett auf alle Annehmlichkeiten im Leben verzichten. Dennoch habe ich Freude daran, wenn im großen Kübel aus alten, schrumpeligen Kartoffeln neue Pflanzen wachsen und im Herbst eine kleine Ernte auf mich wartet. Aber ich bin bequem! Ich möchte nicht viel Zeit investieren, vor allem nicht in der Gluthitze im Sommer viel hacken und harken und jäten müssen. Also muss es wenig Aufwand kosten und Spaß machen. Noch dazu verlange ich gar nicht, dass ich komplett auf Zukäufe verzichten kann. Einfach hin und wieder etwas aus dem eigenen Garten auf den Tisch bringen, dann bin ich schon glücklich! Voll zum Selbstversorger kann ich schon deshalb nicht werden, weil unser Garten sehr klein ist. Aber: mir genügt das vollkommen!

Ein Anstoß für die Autorin, zum Selbstversorger zu werden, war ihre Begegnung mit Wolf-Dieter Storl und seinem Buch „Der Selbstversorger“. Persönlich kenne ich den Herrn nicht, aber sein Buch. Für sein Modell müsste ich ein weiteres Grundstück anmieten und obwohl mir sein Buch sehr gefällt, hat mich schon das Lesen müde gemacht: für mich einfach zu viel Arbeit, die da auf mich zukäme! Dennoch, Anregungen fand ich auch für mich. Insofern kann ich Judith Rakers, die ich bisher überhaupt nicht kannte (ich sehe selten fern), absolut verstehen. Dieser Mann ist definitiv eine Inspiration.

Besonders schön ist, dass man von der ersten Zeile an das Gefühl hat, als Freund/in behandelt zu werden. Nicht als unwissender Depp, der dringend belehrt werden müsste. Die Autorin möchte einfach ihre eigene Freude und Begeisterung weitergeben – und das schafft sie super gut! Damit kommt dann quasi so nebenbei auch das komplette Wissen über das Säen, Pflanzen, Pflegen und Ernten mit. Es macht riesig Spaß, das Buch zu lesen, hin- und her zu blättern und Vorbereitungen zu treffen, Schritt für Schritt ebenfalls Obst und Gemüse anzubauen und irgendwann zu ernten.

Von der Beschaffenheit des Bodens/der Erde über das Anlegen eines Beetes (so ein Garten vorhanden) oder das Arbeiten mit Hochbeeten oder Pflanzgefäßen (wenn kein Garten vorhanden), vorbei an der Auswahl des Gemüses und Kräutern bis zu Gewächshaus und Ernte wird alles angesprochen und mehr oder weniger vertieft. Auch auf Schädlinge und das Haltbarmachen der Früchte wird eingegangen. Am Ende jedes Kapitels ist ein „Merkkasten“, wie man ihn in der Schule auch hatte. Hier wird auf den Punkt gebracht, was das Kapitel erklärt hat. Sehr gefreut habe ich mich auch darüber, dass die Autorin „zugibt“, dass Tomaten eben nicht so einfach selbst zu ziehen und zu pflegen, sondern echte Diven und anspruchsvoll sind. Und so ehrlich ist sie das ganze Buch durch – was Anfängern ebenso hilft, wie „Halbprofis“. Hier werden keine falschen Vorstellungen gefüttert, sondern Tatsachen berichtet und gezeigt. So muss das sein!

Auch wenn gewisse Punkte nur für Menschen mit Platz und entsprechend dickem Geldbeutel geeignet sind, ist das Wissen darüber kein Fehler. Man kann vielleicht nicht alles umsetzen, was hier gezeigt wird, aber die Situation kann sich ja auch mal ändern. Dann ist es gut, zu wissen, wo man nachschlagen kann.


Das Buch ist rundum gelungen, macht Freude und bekommt von mir die vollen fünf Sterne.

Bewertung vom 26.01.2021
Die Mitternachtsbibliothek
Haig, Matt

Die Mitternachtsbibliothek


ausgezeichnet

Eine zweite Chance

Die Welt der Mittdreißigerin Nora Seeds gerät aus den Fugen und das macht sie so schwach, dass sie beschließt, nicht mehr leben zu wollen. Auf dem Weg ins Jenseits landet sie in der Mitternachtsbibliothek. Hier trifft sie auf die Bibliothekarin ihrer Schulzeit, Louise Elm. Diese erklärt ihr, dass sie in dieser Bibliothek die Bücher ihrer nicht gelebten Leben findet. Jede Entscheidung, die man trifft, führt zu einem anderen Parallel-Leben im Universum. Nora hat nun die Möglichkeit, in jedes dieser Leben zu schlüpfen, um zu einer endgültigen Entscheidung zu gelangen und das Leben zu leben, das perfekt für sie ist. Nora ist fasziniert und weiß gar nicht, wo sie anfangen soll …

Matt Haig hat eine wunderbare Gabe, völlig unrealistische Dinge so zu erzählen, dass sie möglich werden. Man versinkt in seinen Romanen geradezu. Er zeichnet mit Worten herrliche Bilder, lässt neue Welten entstehen und geht sogar noch darüber hinaus, lässt das Universum wachsen und den Leser darin reisen.

Nora ist mir von Anfang an sympathisch und ebenso schnell geht es mir ans Herz, wie unglücklich sie ist. Dabei empfinde ich kein Mitleid, denn das wäre unpassend. Aber in mir ist der Wunsch, Nora zu helfen, glücklich zu werden. Sie auf den Reisen durch ihre möglichen Leben zu begleiten ist sehr aufschlussreich und lässt mich über mich selbst vieles lernen. Auch die Sicht auf mein eigenes Leben wurde durch Matt Haigs Roman und seine wunderbare Protagonistin Nora – aber auch durch Mrs Elm – verändert. Das muss ein Autor erst mal schaffen!

Die Personen, denen Nora in ihren unterschiedlichen Leben begegnet, bereichern ebenfalls. Jede einzelne trägt dazu bei zu beeinflussen, welche Entscheidung Nora am Ende trifft. Viele Stellen sind herzergreifend traurig, aber es gibt, wie im wahren Leben, auch viel Freude und Spaß, Gefühle jeglicher Art und insgesamt eine Menge Arbeit.

Die einzelnen Aufenthalte in den Leben sind teils extrem kurz, doch das genügt völlig. Viel längere Schilderungen hätten mich nur gelangweilt. Ab einem gewissen Punkt hatte ich sogar das Bedürfnis, Nora mitteilen zu dürfen, dass sie in diesem gewählten Leben, das sie gerade probiert, nicht wirklich gut aufgehoben ist. Nach und nach erkennt der Leser, welches Leben Nora wählen sollte und ab da ist es spannend zu beobachten, ob sie diese Erkenntnis auch haben wird.

Ein Hauptthema ist Reue. Wie Haig dies behandelt, zeigt, dass er dieses Gefühl sehr gut kennt und weiß, wie sehr es einen fesseln, ausbremsen, blockieren und vor allem deprimieren kann. Wie man loszulassen lernt und sich selbst verzeiht und eine neue Chance gibt, davon handelt dieses Buch auf wunderbare, zauberhafte und unendlich liebenswerte Art. Dass er selbst gegen Depressionen ankämpft, macht ihn quasi zum Experten auf diesem Gebiet. Umso wunderbarer ist es, wie viel Kraft und Mut er mit diesem Buch zu machen imstande ist.

Ein liebenswertes Buch, das tief unter die Haut und mitten ins Herz geht und da ganz lange nachhallt! Ganz klare fünf Sterne von mir und mein Januar-Highlight.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.01.2021
Die Weltköche zu Gast im Ikarus

Die Weltköche zu Gast im Ikarus


ausgezeichnet

Ein Blick in die Küchen und Künste von 26 Weltköchen

Mal im Ernst – wie viele von uns können sich ein Menü im IKARUS leisten? Zudem sind die Tische auf Ewigkeiten ausgebucht. Und aktuell ist ein Besuch so oder so gar nicht möglich, egal wie nah oder weit man davon weg wohnt. Aber die Bücher über die Weltköche im IKARUS kann man jederzeit genießen. Auch das Auge wird immer verwöhnt und man ahnt, dass der Gaumen wahre Feuerwerke an Genüssen bekommen würde, hätte man die Chance, im IKARUS oder den Restaurants der Gastköche sich eines der Menüs servieren lassen zu können.

Martin Klein ist ein unheimlich sympathischer Mensch mit endlos viel Charisma. Das kommt auch in jedem Wort von ihm rüber und strahlt geradezu aus den Fotos mit ihm. Da wundert es nicht, dass auch in diesen schwierigen Zeiten Köche einsprangen, sobald es wieder möglich war. Und dadurch konnten statt der üblichen 13 sagenhafte 26 Köche die Gäste verwöhnen und verzaubern – in einem Jahr, in dem man gedacht hätte, dass es keine sechs schaffen werden! Wunderbar! Und genau so wunderbar ist das ganze Buch wieder geworden!

Ich liebe die Portraits der Köche, die Fotos ihrer Restaurants, ihrer Küchen, ihrem Werken. Eine wunderbare Idee ist, dass es immer ein großes, ganzseitiges Foto der Hände der Köche gibt. Am meisten freue ich mich aber über Martin Kleins eigenes Kapitel und Menü. Die vorgestellten Menüs sind sehr gut beschrieben und nachkochbar, wenn man ein wenig mehr Ahnung vom Kochen hat und an die ein oder andere doch sehr ausgefallene Zutat kommt. Ja, klar, so perfekt werden sie sicher nicht, aber man bekommt eine kleine Ahnung, wie toll es „dort“ schmecken muss. Allein schon, dass man nachlesen kann, wie die Köche die Gerichte machen, finde ich wunderbar, selbst wenn ich sie nicht nachkoche. Und ja, für Otto-Normalverbraucher sind es oft Minikleckse auf riesigen Tellern. Für den großen Hunger sind die Gerichte wahrlich nicht geeignet, aber für das Verwöhnen des Gaumens sind sie perfekt. Und das darf ja auch mal sein! Da sind wahre Kunstwerke auf den Tellern und ganz ehrlich – man wünscht sich, das doch einmal im Leben serviert zu bekommen.

Jeder dieser Bände ist Bildband und Rezeptsammlung vom Feinsten in einem. Edel aufgemacht, sehr schön zu lesen, noch schöner anzusehen. Für Kochanfänger sind die Rezepte ganz sicher nicht geeignet, aber das müssen sie auch nicht. Siehe oben – die Köche verraten, wie sie es machen. Es ist, als sähe man ihnen über die Schulter, dürfte in ihrem Reich bei ihnen und neben ihnen stehen und zusehen, wie sie mit ihrem Team diese Kunstwerke zaubern. Ich liebe es! Jedes Buch wieder! Fünf Sterne!

Bewertung vom 19.01.2021
Kein Entkommen / Katja Sand Trilogie Bd.1
Wortberg, Christoph

Kein Entkommen / Katja Sand Trilogie Bd.1


sehr gut

Das Geheimnis einer Ermittlerin

Die Münchener Mordermittlerin Katja Sand glaubt als einzige nicht an die Selbstmordtheorie, die alle anderen zu den beiden Toten – einer im See ertrunken, einer im Kühlschrank erstickt. Sie lässt sich nicht davon abhalten, auf eigene Faust weiter zu ermitteln, nachdem ihr Chef die Fälle als erledigt schließt. Und je weiter sie kommt, desto mehr holt sie ihre eigene Vergangenheit ein …

Mir hat dieser Thriller, der wunderbar spannend und doch erfreulich unblutig daherkommt, sehr gut gefallen, obwohl mir ein paar Dinge etwas bitter aufgestoßen sind. Ich denke, hier wurde zum Teil schlecht recherchiert – sei es versehentlich, oder um den Verlauf der Story dahin biegen zu können, wohin er sollte. Ungereimtheiten finden sich in so ziemlich allen Büchern, deshalb kann ich damit relativ gut leben.

Ein wenig schade finde ich, dass die Trilogie auf einen bereits fahrenden Zug aufspringt: Ermittler/in mit persönlichem düsteren Hintergrund, den niemand wissen soll, der aber über kurz oder lang zu einem Drama führen wird. Hier wird dies noch gesteigert durch die Konstellation, dass die Ermittlerin alleinerziehende Mutter eines Teenagers ist, der seinen Vater nicht kennt. Genau das führt zu weiteren Verwicklungen, zumal dieser Vater seine Tochter sehr gerne kennenlernen würde und nach wie vor nicht weiß, warum Katja die Beziehung noch vor der Geburt von Jenny beendet hatte.

Die Fälle der beiden Toten sind extrem spannend und auch sehr ergreifend. Ebenso die „Zwischenspiele“, die am Ende einen Sinn ergeben. Hier sind zwei Szenen gewesen, die heutzutage sicher eine Triggerwarnung verdient hätten. Mich haben sie sehr getroffen und mir auch die Freude am Buch geschmälert. Das ist ein wenig schade, denn ich freue mich trotz aller von mir aufgezählten Kritik sehr auf Band zwei (und drei) der Trilogie, auch wenn ich die eine oder andere Ahnung habe, wohin die Reise gehen wird. Katjas Kollege Rudi Dorfmüller ist ein Sympathieträger. Er ergänzt und springt ein, wann immer es wichtig und erforderlich ist. Nicht „guter Bulle, böser Bulle“, sondern ein eingeschworenes Team, bei dem sich einer auf den anderen verlassen kann, ohne Wenn und Aber.

Besonders gut gefallen hat mir, dass Christoph Wortberg ohne pseudo-wissenschaftliche Monologe auskommt. Das Buch lässt sich gut lesen, ohne dass man spezielle Kenntnisse von der Marine, Psychologie oder sonstigen Dingen haben müsste. Für mich ein bisschen wie die guten alten Krimis der 1970er Jahre, nur eben doch im Thriller-Bereich. Nicht extrem anspruchsvoll, aber gerade dadurch auch nach einem anstrengenden Tag spannende, gute, solide Unterhaltung. Ich mag es zwar nicht, wenn von Anfang an feststeht, dass es eine Trilogie wird. Wenn, dann sind mir Reihen doch lieber. Trotzdem hatte ich viel Lesefreude und bleibe am Ball, wenn der nächste Band herauskommt. Insgesamt ergibt das für mich ein Vier-Sterne-Buch.

Bewertung vom 19.01.2021
Ein mörderischer Krimi-Spaß / Tod unter Gurken Bd.1 (CD)
Sting, Kai Magnus

Ein mörderischer Krimi-Spaß / Tod unter Gurken Bd.1 (CD)


ausgezeichnet

Mörderischer Unfug vom Feinsten!

Die kleinen Krimi-Stücke sind herrlich unterhaltsam und dennoch spannend. Der Autor nennt es selbst „mörderischen Unfug“ und das trifft es wohl genau. Hier werden die skurrilsten Kriminalfälle geschildert, die so abstrus sind, dass sie schon wieder real wirken. Aufgenommen wurde das Hörspiel in alter Tradition. Ich erinnere mich so gerne daran, wie ich als Kind ab und an mit meinem Vater vor dem Radio saß und den Hörspielen lauschte. Schade, dass es die so nicht mehr gibt! Vielleicht liebe ich aber gerade deshalb Hörbücher so sehr!

So ist es also kein Wunder, dass der etwas eigene, aber sehr liebenswerte Privatier und Hobbydetektiv Alfons Friedrichsberg seinen Zeitgenossen zwar gelegentlich auf die Nerven geht, aber immer wieder über Mordfälle stolpert, die nur er lösen kann! Dabei gibt es viel zu schmunzeln und zu lachen, aber die Spannung bleibt nie auf der Strecke. Geniale Wortspiele würzen das Ganze noch zusätzlich.

Die Sprecher-Truppe hätte man nicht besser wählen können. Gerade Annette Frier schafft es, in jeder Rolle, in die sie schlüpft, zu überzeugen. Herrlich, wie wandelbar sie ist! Man hat keinerlei Probleme, die Figuren/Stimmen auseinanderzuhalten und weiß immer, wer (welche Figur) und wo (welcher Kurzkrimi) man gerade ist. Allerdings muss ich auch extra noch betonen, wie gut ich den Anteil des Autors finde. Kai Magnus Sting dürfte tatsächlich von niemandem ersetzt werden. Insgesamt hört und spürt man, dass die Beteiligten ein echtes Team sind, das Spaß hat und zusammenhält, und das unseren Protagonisten Alfons Friedrichsberg ganz fest ins Herz geschlossen hat, so nervig der auch mal sein kann. Löst er die Fälle doch nicht, weil er der Polizei helfen möchte, sondern rein aus eigener Neugierde! Herrlich!

Die Zeit verging wie im Fluge, das Hörbuch war an einem Stück weggehört. Ich wurde kein bisschen enttäuscht! Im Gegenteil – ich bin angefixt und muss nun unbedingt noch mehr davon haben! Ganz klare fünf Sterne!

Bewertung vom 18.01.2021
Medizin - endlich verständlich
Wimmer, Johannes

Medizin - endlich verständlich


gut

Nicht ganz das, was ich erhofft hatte

Leider hatte ich mir etwas anderes unter dem Inhalt versprochen, als ich dann bekommen habe. Deshalb habe ich mich ewig lang durch das Buch gequält. Ein wenig hatte ich erwartet, dass Wimmer im Stile von Hirschhausen auf humorvolle Weise (wie auch das Titelbild suggeriert) medizinische Dinge erklärt. Bekommen habe ich recht trockene Fakten und Zahlen. Das kann man auch googeln …

Ab und an gibt es dann eine mehr oder weniger lustige Zeichnung zum entsprechenden Thema oder ein Foto des Autors. Ganz sinnbefreit sind die Informationen nicht, aber eben doch trocken und dadurch recht langweilig. Also nicht viel besser, als die üblichen Informationen, die man über andere Kanäle auch erlangen kann. Verständlich, ja. Aber auch langweilig und vor allem langwierig.

Am Ende findet sich „Das kleine ABC der Medizinersprache“. Das gefällt mir noch am besten am ganzen Büchlein. Insgesamt bleibt zu sagen, dass es nicht verkehrt ist, ab und an mal etwas nachlesen zu können, aber wirklich der Burner ist das Büchlein dann doch nicht. Für mich drei Sterne wert.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.01.2021
Eine Freundschaft - 100 Rezepte
Lafer, Johann;Witzigmann, Eckart

Eine Freundschaft - 100 Rezepte


sehr gut

Für Freunde der Nobelküche, nichts für Fans geringen Aufwands

Als Johann Lafer sich bei Eckart Witzigmann in dessen Restaurant „Aubergine“ für seine erste Jungkoch-Stelle bewarb, ahnte keiner von beiden, dass daraus nicht nur ein Arbeitsverhältnis, sondern eine tiefe Freundschaft entstehen würde. Dieser Freundschaft haben die beiden nun mit diesem Buch und ihren einhundert Lieblingsrezepten ein kleines Denkmal gesetzt. Der Leser wird darauf mit wunderbaren Anekdoten eingestimmt, die von Lebensmitteln, Köchen, Freundschaft und Leidenschaft erzählen.

Die Rezepte sind nach Jahreszeiten unterteilt. So finden sie sich auch immer bei Bedarf viel einfacher und schneller wieder. Ganz klar, dass bei diesen beiden „Küchen-Zauberern“ ein höheres Level angesetzt wurde und die Gerichte ein wenig mehr Aufwand und ausgefallenere Zutaten benötigen, als in der Alltagsküche vorgesehen ist. Jedes Rezept ist an einem runden Emblem dem jeweiligen Koch leicht zuzuordnen. Immer gibt es ein Foto, das das Gericht angerichtet zeigt und auf dem auch noch mal der Name des Kochs steht, eine Zutatenliste mit Angabe der Portionen-/Personenmenge und die Zubereitungsschritte. Gelegentlich finden sich noch zusätzliche Tipps sowie Vorschläge für das Anrichten.

Hier geht es auch gar nicht darum, ein Kochbuch für jeden Tag zu haben. Man kann mit diesem Buch eine kleine Reise durch die Küche von Lafer und Witzigmann machen, für besondere Anlässe besondere Speisen zubereiten und in den Geschichten – aber auch den Rezepten – die Freundschaft der beiden regelrecht miterleben. Es ist ein Buch für all jene, die Kochbücher sammeln, Spitzenköchen gern über die Schulter spicken und ausgefallene Speisen kennenlernen wollen. Es ist eine Hommage an das obere Ende der Kochkunst, weit weg vom Bodenständigen, das immer mehr wieder in den Fokus der meisten rückt. Dennoch ist es sehr gelungen und wunderbar, denn das eine oder andere Highlight findet man für sich selbst auch in der Spitzenküche. Deshalb gebe ich vier Sterne!

Bewertung vom 16.01.2021
Gun Love
Clement, Jennifer

Gun Love


ausgezeichnet

Wenn ein Auto ein Zuhause ist …

Pearl lebt mit ihrer Mutter am Rande eines Trailer-Parks in Florida in einem Ford Mercury – und das seit ihrer Geburt. Sie kennt es nicht anders und so ist es für sie normal und nicht dramatisch. Auch Schüsse sind keine Seltenheit. Waffen sind verbreiteter als Haustiere und im Zweifelsfall redet man sich die Schüsse schön, indem man an die Alligatoren denkt. Alles ist für Pearl in Ordnung, bis Eli das Herz ihrer Mutter gewinnt und mit ihm in ihrem Leben alles, wirklich alles anders wird …

Das Thema ist erschreckend, aber typisch für Amerika. Die allgegenwärtige Präsenz von Waffen machen diese zu einer so alltäglichen Sache, dass sie kaum noch erschrecken oder auch nur stutzig werden zu lassen. Da es sich hier um ein Jugendbuch handelt, wird einiges nur umschrieben, dennoch kommen Dinge zur Sprache, die verstörend wirken könnten. Mich als Erwachsene haben viele Stellen sehr ergriffen und bewegt, aber auch entsetzt und schockiert.

Dabei nutzt Jennifer Clement eine wunderbare Sprache mit viel Poesie und dem unerschütterlichen Glauben, den gerade Töchter in ihre Mütter und das Gute der Welt und der Menschen haben. Als Erwachsene möchte ich Pearl beschützen, da rausholen, ihr die andere Art zu leben schenken. Von einer romantisiert geschilderten Lebensweise steuert die Story unweigerlich auf den harten Bruch in die Realität zu und irgendwann ahnt man, dass all dies in eine Katastrophe führen muss. Nach und nach verändert sich das Verhältnis von Pearl und ihrer Mutter, sodass Pearl mit ihren vierzehn Jahren erwachsener erscheint, als Margo, die ihr immer davon erzählt, dass sie eines Tages in einem richtigen Haus leben werden.

Die Entwicklung von Pearl, das viel zu frühe Erwachsenwerden, wird eindrucksvoll geschildert. Am Ende bleibt aber Hoffnung, es endet nicht in hoffnungsloser Verzweiflung, auch wenn klar ist, dass es nie einfach sein wird. Das ist realistisch, aber auch versöhnlich, auch wenn Pearl die Waffen – real und im Kopf – wohl nie loswerden wird.

Auch die anderen Figuren in diesem vielschichtigen Buch sind außergewöhnlich, alles andere als alltäglich. Dennoch sind sie realistisch und glaubwürdig. Der Autorin ist meiner Meinung nach sehr gut gelungen, die Situation in solchen Trailerparks und gerade in Bezug auf Waffen und Gewalt zu schildern. Leider ist das Thema wohl zeitlos und scheint sich eher hochzuschaukeln, denn nach und nach zu bessern.

Das Thema und die Verarbeitung regen zum Nachdenken an. Doch es geht nicht nur um Waffen, sondern auch um Besitz, Polizeiwillkür, Familie und Liebe. Ich kann nicht anders, als fünf Sterne zu geben.

Die Sprecherin Edit Stehfest war mir kein Begriff, obwohl ich so gerne Hörbücher höre. Sie macht ihren Job extrem gut und ist wohl ein Beispiel dafür, dass man sie sich niemals so vorgestellt hätte, wie sie heute aussieht. Vielleicht spricht sie aber gerade aufgrund ihres eigenen Erlebens dieses Buch so genial ein. Respekt und dickes Lob!

Bewertung vom 15.01.2021
Der Mörder ist immer der BÄCKER!
Thorsten, Braun

Der Mörder ist immer der BÄCKER!


ausgezeichnet

„Ohne Brot und Weck, hat das Leben keinen Zweck!“

Ein Bäcker der schriftstellert? Oder ein Schriftsteller der backt? Kann man so oder so sehen! Humor hat Thorsten Braun jedenfalls und Ahnung vom Backen ebenfalls. Er selbst kann das wohl mit diesen Worten am besten sagen:

„Zu meiner Verteidigung … Liebe Freunde leckeren, knusprigen Brotes, Anhänger feinster, süßer Stückchen und Liebhaber erlesener Kuchen! Kurz, hochverehrte Genießer, die für ein wirklich leckeres Gebäck töten könnten! Dieses Werk habe ich für Sie verfasst! Erlauben Sie mir einige Worte zu meiner Person. Seit über dreißig Jahren bin ich Bäcker aus Leidenschaft. In dieser peinlich langen Zeit habe ich einige Rezepte zusammengetragen, die ich Ihnen nun gerne offerieren möchte. Aber, da ein Brot ohne eine wirklich gute Geschichte eben nur eine Mischung aus Mehl, Wasser, Hefe und Salz ist, liefere ich Ihnen die gerne dazu. Moritaten von finsteren Mordbuben, gebrochenen Ermittlern, gierigen Protagonisten und sinisteren Gesellen. Ich hoffe, keinen vergessen zu haben, auf meinem Weg durch die Weltliteratur. Doch genug der Vorrede. Lassen Sie uns den Vorhang beiseiteschieben und die Scheinwerfer auf die Bühne richten! Und bei Allem, was Ihnen auf den nächsten Seiten begegnet: Lassen Sie sich nicht erwischen! Herzlich Ihr Thorsten Braun Bäckermeister & Autor“

Gleich die erste Story „Eine Frage des Brötchens“ ist umwerfend witzig und humorvoll, wenn auch politisch völlig unkorrekt. Oder gerade deshalb? Eine Wilde Vendetta zerstört halb Bochum – und alles nur wegen eines leckeren Brötchens! Das anschließende passende Rezept ist für 20 Panini (Brötchen) und dürfte damit eine Partygesellschaft verköstigen. Ansonsten muss man eben herunterrechnen, damit es passt.

Ich mag die kurzen, knackigen Geschichten dieses Bäckers über mordende Bäcker sehr! Vielleicht sind nicht alle Meisterwerke, doch sehr gelungen sind sie auf alle Fälle. Sie sind alle komplett unterschiedlich, keine ähnelt auch nur ansatzweise der anderen. Der Aufbau jeder Geschichte ist erfrischend gestaltet, es gibt die unterschiedlichsten Protagonisten und mit ihnen ebenso unterschiedliche Kriminalfälle, wobei es kurze und längere Geschichten gibt. Die Wendungen sind überraschend und sehr gut erdacht. Quer durch alle Ethnien und die Zeitgeschichte ist Thorsten Braun zu jedem Backwerk eine Story eingefallen. Die Idee, ein Backbuch mit Kurzgeschichten zu „würzen“, ist außergewöhnlich und macht das Buch zu einem echten Highlight in jeder Rezeptsammlung. Die Rezepte sind gut beschrieben und auch toll bebildert. In den Texten sind schwarz-weiß Bilder der fertigen Backwaren verteilt, sodass man beim Lesen schon Appetit bekommt. Von Brötchen über Brot, vorbei an Kuchen und Törtchen, bis zu Pizza und Kleingebäck, es ist einfach alles querbeet vertreten. Wunderbar! Sogar eine Anleitung für Sauerteig ist im Buch. Dieser ist anders, als ich ihn kenne und wird nach einiger Zeit neu angesetzt, statt ewig weitergepflegt. Das kommt mir dann doch echt sehr entgegen! Bei einigen Rezepten (gerade jenen mit Hefeteigen) ist Geduld und viel Zeit erforderlich. Hier darf man es nicht eilig haben, wird aber für den Aufwand auch mit einem wunderbaren Ergebnis entschädigt.

Abschließend bleibt zu sagen, dass dieses Buch Krimifans zum Backen und Backfans zum Krimilesen bringen kann. Wer sowieso schon immer gerne beides mochte, wird sich so darüber freuen, wie ich es tue. Und ich gebe die vollen fünf Sterne, denn dieser Bäcker kann echt gut schreiben (und die Rezepte sind der Hit)! Dass dem Buch ein Durchgang bei einem Korrektorat fehlt, kann ich verzeihen, da sich die Fehler in Grenzen halten.