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Insgesamt 1261 Bewertungen
Bewertung vom 18.09.2019
Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen
Herrmann, Ulrike

Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen


ausgezeichnet

Das deutlich zu betonende Wort im Titel des Buches lautet "MÄRCHEN"

Gleich vorneweg der Hinweis für alle, die diese Rezension bezweifeln und als Diffamierung von nahezu als Halbgott verehrte Politiker wie allen voran Ludwig Erhard zu diskreditieren gedenken: Ulrike Herrmann hat all ihre Feststellungen nachprüfbar belegt. Das Quellenverzeichnis umfasst 54 in kleinerer Schrift gesetzte Seiten. Das Literaturverzeichnis weitere neuneinhalb Seiten.
So viel zum Wahrheitsgehalt des Buchinhaltes. Es handelt sich also wahrlich um keine "Fakenews".

Ludwig Erhard war ganz offensichtlich ein schon in der Nazi-Zeit bestens vernetzter Akquisiteur und 'Schaumschläger'. Der seine Verbindungen in die unmittelbare Nachkriegszeit und als Wirtschaftsminister (ohne fundierte Kenntnisse, aber dafür mit viel Schaum) in die Zeit der jungen Bundesrepublik gerettet hatte. So wie viele andere auch. Als Wirtschaftsminister hatte er sich in vielen Bereichen die ausgesprochene Missachtung von Konrad Adenauer erworben. Der von ihm, Ludwig Erhard, nicht gerade die beste Meinung hatte. Was zwar so gut wie nie in der Öffentlichkeit bekannt wurde. Von Ulrike Herrmann aber wie gesagt belegt wird.

Die L. Erhard zugewiesene Vaterschaft des Wirtschaftswunders, Schöpfer der D-Mark, Begründer der 'sozialen Marktwirtschaft‘ (die BRD war nie ausgesprochen sozial. Im Gegenteil, wer hat, dem wird gegeben. Sprich, die Reichen werden immer reicher.) wird von der Autorin widerlegt. Die Kardinalfehler der SPD und ihrem damaligen Vorsitzenden Kurt Schumacher werden aufgezeigt. Wobei sich diese Wähler verprellenden Fehler der Partei zum Teil bis heute durchziehen.

Die Gründe für den Niedergang der Kohle-Industrie im Ruhrgebiet, die so genannte Öl-Krise mit den staatlich verordneten vier autofreien Sonntagen im November/Dezember 1973, der 'Staat im Staate' namens Bundesbank (samt ihren grandiosen Fehlentscheidungen), die wirtschaftlichen Hintergründe der Wiedervereinigung (samt ihren Negativauswirkungen für die Wirtschaft der 'DDR'), die Finanzkrise ausgelöst im Jahr 2007, die Euro-Krise - Ulrike Herrmann analysiert alle 'Märchen'. Auch die Märchen, die der rot-grünen Bundesregierung unter Gerhard Schröder als Argumente für Hartz IV, Riester-Rente und so weiter gedient haben.

Ein extrem interessantes, gut zu lesendes, teilweise auch unterhaltsames Buch. Spannend wie ein sehr guter Krimi. Der auf Tatsachen beruht. Auf überprüfbaren Tatsachen!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.09.2019
Rechnen und EXCEL - Berufe der Logistik
Soemers, Jens

Rechnen und EXCEL - Berufe der Logistik


ausgezeichnet

Super Buch - nicht nur für die Versionen 2010 und 2016. Und nicht nur für Berufe der Logistik.

Ein DIN-A4 grosses Buch gespickt mit sinnvollen, der Praxis entnommenen Beispielaufgaben. Von denen sich sehr, sehr viele durch Ändern der Warenbezeichnungen und/oder der Mass- und Mengenangaben in fast jeder anderen Branche einsetzen lassen.
Beispielsweise soll in Aufgabe 19.2 Kapitalanlagen der Firma "Spitze Bau- und Leuchtstoffmarkt" berechnet werden. Dieser fiktive Firmenname wird in der Überschrift des Excel-Arbeitsblattes, welches wie bei nahezu allen anderen Aufgaben als Bildschirmabbildung abgedruckt ist, verwendet. Wer nicht in einem Bau- und Leuchtstoffmarkt, sondern beispielsweise in einem Bekleidungshaus oder Molkereiproduktegrosshandel arbeitet/lernt und sich an dem verwendeten Firmennamen stört, setzt halt einen anderen Firmennamen ein - wahrlich kein Hexenwerk.

Dass die auf den ersten Seiten dargestellten zwei Abbildungen des Excel-Menubandes wurden zwar mit Hilfe von Excel 2010 erzeugt. Die Symbole sind noch schön bunt. Aber die prinzipielle Funktionalität dieser Symbole sind auch in der Version Excel 365 identisch. Die Symbole wurden in dieser neuen Version von Microsoft nur etwas anders, nicht so bunt gestaltet. Also, was soll's.

Sehr schön sind auch die beiden Tatsachen, dass der Teil "F" des Buches alle Aufgabenlösungen enthält. Schritt für Schritt nachvollziehbar erklärt- Teil "G" widmet sich dann einer Formelsammlung. Klasse!

Das das Buch und alle Aufgaben auf einer beigelegten CD zu finden sind, ist noch das berühmte 'Tüpfelchen auf dem i".

Bewertung vom 17.09.2019
Motorlegenden Monaco Grand Prix
Codling, Stuart

Motorlegenden Monaco Grand Prix


ausgezeichnet

Historie - nicht nur von den Autorennen, sondern von Monaco insgesamt

Jede, wirklich jede Menge an Reproduktionen von Original-Fotos. Beispielsweise gleich zu Beginn von Kapitel 1 eine Aufnahme vom Stadtbezirk Fontvieille aus Richtung Casino aufgenommen. Auf der die zwei Türmchen des Casinos tatsächlich noch die höchsten Gebäudeteile vor dem Bergen im Hintergrund sind. Noch nicht in der Wohn-Wolkenkratzerschlucht verschwunden.

Die vielen Aufnahmen von den Autorennen, der damaligen Fototechnik entsprechend teils in Schwarz/Weiss, stammen aus den vielen Jahren, die seit Ende der 1920er, Anfang der 1930er Jahre ausgetragen wurden. Bugattis, Mercedes Benz Silberpfeile, Caracciola von einem Lederkäppchen und Rennbrille und nicht mit einem Monstrum von Integralhelm geschützt- Rennwagen mit einer Bereifung wie sie heute auf manchen Mountainbikes zu finden sind. Aber auch viele andere Rennfahrer-Legenden wie Jackie Stewart, Graham Hill, Ayrton Senna, Jochen Rindt, Michael Schumacher etc. mitsamt vieler Begebenheiten, Anekdoten sind zu finden. Ebenso die Streckenentwicklung, zum Beispiel der lange Tunnel unter dem hässlichen Betonklotz des Fairmont Hotel Monte Carlo direkt an der Küste.

Einige der spektakulärsten Rennunfälle werden erwähnt. Die Dreharbeiten zu dem Spielfilm "Grand Prix" aus dem Jahr 1966. Die 'Schönen und Reichen' haben Platz gefunden. Die Geschichte der Fürstenfamilie und des Felsens von Monaco. In kurzen Abschnitten seit dem Jahr 1662 und davor. Ausführlicher dann über die Zeiten der Regierungsübernahme von Rainier III, seiner Hochzeit mit Grace Kelly. Es wird eben alles thematisiert, was den Mythos Monaco Grand Prix ausmacht.

Angesichts der Tatsache, dass ein kleines Kaffehaustischchen inklusive drei Metallstühlen auf der Terrasse des Café de Paris direkt gegenüber dem Haupteingang des Casinos am Rennsonntag um die 3.000,00 € Miete (ohne Kaffee und Kuchen) gekostet hat, ist der Preis für diesen interessanten Titel mehr als ein Schnäppchen! Weitaus interessanter und länger anhaltend ohnehin.

Bewertung vom 12.09.2019
Der griechisch-türkische Krieg 1919-1922
Richter, Heinz A.

Der griechisch-türkische Krieg 1919-1922


ausgezeichnet

Mit dem Vertrag von Versailles 1918 war das Gemetzel nicht zu Ende...

Der Zerfall des Osmanischen Reiches in Folge des Ersten Weltkrieges war der Beginn eines Krieges, der Deportationen, ähnliche Massaker an der Zivilbevölkerung wie beim von Türken begangenen Völkermord an den Armeniern anno 1915/1916 als 'Begleiterscheinung' hatte.

Im Hintergrund zogen die west-europäischen Grossmächte Gross-Britannien und Frankreich oder die, die sich dafür wie Italien mittels offiziellen Verträgen und geheimen Absprachen die. Russland spielte mit seinem Bestreben, die Herrschaft über die Dardanellen mit ihrer Verbindung zwischen dem Schwarzen Meer und dem Mittelmeer zu erlangen und der damit laufenden militärischen und waffentechnischen Unterstützung diverser Staaten eine wichtige Rolle. Die Türken träumten von einem Wiedererstarken des Osmanischen Reiches. Die Griechen, in ihren Absichten teilweise von England unterstützt, wollten ihre "Megali idea" umsetzen. Bei der Teile Kleinasiens, in denen auch Griechen lebten, und auch die teilweise griechisch bewohnten europäischen Restgebiete der Türkei inklusive der Hauptstadt Istanbul mit militärischen Mitteln für Griechenland zurück erobert werden sollten.

Kurzum: dieser Krieg in den Jahren 1919 bis 1922 mit hunderttausenden zumeist ziviler Opfer legte einen der Grundsteine der Konflikte in der Region. Indirekt waren die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den beiden NATO-Partner Griechenland und Türkei in den 1960er/1970er Jahren auf Zypern eine Folge des griechisch-türkischen Krieges 40 Jahre zuvor. Dass die Griechen und die Türken auch heute noch keine vergleichbare Freund- oder Partnerschaft wie die ehemaligen Erzfeinde Frankreich und Deutschland pflegen, wird jeder Urlauber, der sich mit einem jeweils dort ansässigen Bewohner in der Richtung unterhält, bestätigen können.

Das Buch ist akribisch exakt. Teilweise so exakt, dass ordentliche Englischkenntnisse von Nöten sind: viele Zitate werden im englischsprachigen Originaltext wiedergegeben. Das umfangreiche Literaturverzeichnis erlaubt es, alle Feststellungen von Heinz A. Richter, dem deutschen Historiker auf dem Spezialgebiet Griechenland und Zypern, zu überprüfen.

Zahlreiche Schwarz/Weiss-Fotos der damals führenden Politikern und Militärs aus allen Lagern, Aufnahmen vom Kriegsgeschehen, von den Flüchtlingstrecks beider Kriegsparteien, Karten mit den Frontverläufen und militärischen Vorstössen etc. versetzen den Leser in die Lage, dieses Chaos geografisch und von den Ereignissen her halbwegs zu verstehen.

Mittels dem beigelegten Nachdruck von Flemmings Generalkarte circa aus dem Jahr 1926 lassen sich die geografischen Angaben noch besser nachvollziehen.

Das Werk ist alles andere als Trivial-Literatur. Es bedarf schon gesteigertes Interesse an der europäischen Geschichte und den Entwicklungen im so genannten 'Nahen Osten'. Wer aber die Gründe, die Ursachen für die aktuellen Zustände in der Region verstehen will, muss sich über die Zeit vor rund einhundert Jahren informieren.

Bewertung vom 08.09.2019
Friaul - Julisch Venetien Reiseführer Michael Müller Verlag
Fohrer, Eberhard

Friaul - Julisch Venetien Reiseführer Michael Müller Verlag


ausgezeichnet

Friaul – Julisch Venetien – viel zu schön, um auf der Autobahn ‚durchzubrettern‘.

Je nach Ausgangspunkt führt der schnellste Weg nach Istrien oder an die kroatische Adria samt der zahlreichen Inseln entweder über das österreichische Villach. Oder auf der italienischen Autobahn an Udine oder Venedig und Triest im Eiltempo vorbei über die Grenze nach Slowenien und ab nach Kroatien. Was dabei alles links oder rechts von den Autobahnen achtlos liegen gelassen wird, beschreibt der neue Reiseführer sehr ausführlich. Mit angenehm zu lesenden Texten. Mit schönen, wenn auch dem Buchformat geschuldeten kleineren Farbfotos. Mit neun Wandervorschlägen je nach Geschmack in Alpenregionen oder durch Weinberge. Und für die Meer Suchenden und Badefreudigen ist vieles dabei.

Klar gegliedert, mit zahlreichen Kartenausschnitten sowie besagten Farbfotos illustriert informiert Eberhard Fohrer wird über alle wichtigen Fakten. Von den Reiseführern des Michael Müller Verlages ist man es gewohnt, über interessante Hintergrundinformationen lesen zu können. So auch in diesem Band.

Die in den früheren Ausgaben der MM-Reiseführer gleich zu Beginn zu findenden allgemeinen Infos zu Geographie, Umwelt, Geschichte, Kunst und Kultur, zu Anreise bis Zoll sind jetzt in den hinteren Teil des Buches verlagert.
Die Region selbst wird in drei Kapiteln (Nord, Mitte, Küste) im Detail erläutert. Natürlich inklusive zahlreicher aktueller Hinweise auf empfehlenswerte Übernachtungsmöglichkeiten, Restaurants, Cafés und Bars. Erneut blöderweise wird auch in diesem Reiseführer wie bei dem Band über Veneto meine absolute Lieblingsunterkunft in Triest als sehr empfehlenswert vorgestellt. Hoffentlich bekommen wir nach wie von bei Princy und Andrea ein Zimmer…

Dem MM-Standard entspricht das am Ende des Reiseführers zu findende Kapitel "Etwas Italienisch", das umfangreiche Stichwortverzeichnis. Eine separate Karte ist in diesem Fall mal nicht beigelegt. Die herausragend guten und genauen Karten aus Österreich vom Verlag freytag & berndt sind nach wie vor die absoluten Favoriten. Beigelegte Karte, Shell- Aral-, Esso- oder sonstige Karten hin oder her…

Im Zusammenhang mit Triest: sehr erfreulich ist es, zumindest nach meiner Ansicht, dass die kleine Metzgerei in der Altstadt von Triest nicht erwähnt wird! Dort gibt es einen der weltweit besten Schinken. Aber derart gute Schinken, Käse und Wein wird in der Region sehr oft angeboten. Ein Grund mehr, nicht nur über die Autobahn zu ‚düsen‘.

Bewertung vom 08.09.2019
Ach, Afrika
Grill, Bartholomäus

Ach, Afrika


ausgezeichnet

Endlich die Gelegenheit, ansatzweise ein realistische Vorstellung von Afrika zu bekommen!

Das Buch von Bartholomäus Grill wurde erstmals zwar schon 2003 veröffentlicht. Aber es hat in den Jahren, die seitdem vergangen sind, nichts an Faszination verloren. Zumal sich die Verhältnisse auf dem Kontinent grossteils nach unserem west-europäischen Verständnis kaum verbessert haben.

Um die Behauptung, das Buch ermöglicht ansatzweise eine 'realistische Vorstellung von Afrika' zu untermauern, erst ein paar Zahlen: die Nord-Süd-Ausdehnung von Afrika beträgt rund 8.000 Kilometer. Zum Vergleich: diese Distanz lässt sich in Europa vom nördlichsten Zipfel Norwegens bis zum südlichsten Ende in Spanien nimmt gerade mal 3.800 Kilometern in Anspruch. Von West nach Ost ist man in Afrika 7.440 km unterwegs, in Europa schafft man es gedanklich über 6.000 km vom westlichsten Zipfel Portugals bis an's Ural-Gebirge in Russland.
Afrika umfasst 55 Staaten, Europa 47. Wobei in Afrika die Staatsgrenzen von den ehemaligen Kolonialmächten per Lineal gezogen wurden. Ohne Rücksicht auf Stämme, Ethnien, Sprachen, Kulturen, Sitten oder sonst einen Aspekt, der eine soziale Gemeinschaft zusammen hält. Apropos Stämme: in Europa muss man sehr weit in die Geschichte zurück gehen, um die ehemals 54 Stämme zusammen zu suchen. In Afrika werden 3.000 Stämme gezählt! Was Sprachen anbelangt: in Europa werden offiziell 24 Sprachen gezählt. Ohne Dialekte zu berücksichtigen. Afrika bietet ohne regionale Ausprägungen 1.980 (!!) verschiedene Sprachen.
Als letzte Zahl: ganz Europa belegt etwa 10,5% der Festlandsmasse der Welt, Afrika etwa 3mal so viel: 30,3%.

Was aber erfährt man von diesem Riesenkontinent in den Nachrichten, in Dokumentationssendungen etc.?
Bürgerkriege, Kriege zwischen einzelnen Staaten, Situation und Fehlschläge der Entwicklungshilfe, Hungerkatastrophen, Krankheitsepidemien, Völkermorde, despotische Herrscher, Aktionen des IS, Flüchtlingsströme und Flüchtlingslager so gros wie eine Stadt, für uns West-Europäer unvorstellbare Kriminalitätsraten. Und so weiter und so fort.
Insgesamt also nur Negatives. Eine Vorstellung oder gar eine nachvollziehbare Erklärung, wo die Gründe für diese Ereignisse liegen könnten, die bekommt man allerdings kaum. Bis gar nicht. Logischerweise fehlt dann auch meist der Erklärungsversuch, weswegen sich Hundertausende Afrikaner auf den lebensgefährlichen Weg nach Europa, in deren Augen ein goldenes Schlaraffenland, machen.
Dass die Eroberung und Unterwerfung der Welt durch die europäischen Kolonialmächte, allen Voran Gross-Britannien, mit eine Hauptursache für die heutigen Fluchtbestrebungen der Afrikaner sind, wird sowieso geflissentlich übergangen. Bei der Unterwerfung Afrikas darf Frankreich, Portugal, Italien, das Deutsche Reich nicht vergessen werden.

Genau hier setzt dieses hervorragend geschriebene Buch von B. Grill an. Dem mit vielen Preisen ausgezeichneten Journalisten gelingt es ausgezeichnet, das Verständnis für Afrika zu wecken. Im positiven Sinne durch seinen sehr schönen Schreibstil, mit dem er die Natur und die Naturwunder Afrikas bildhaft in Worte fasst.
Was die negativen Zustände betrifft (Völkermorde, Diktatoren, Kleptokraten, überbordende Bürokratie, Korruption, rücksichtslose Ausbeutung der Bodenschätze durch westliche Konzerne, Elendsviertel, Kindersoldaten als Beispiele) gelingt ihm das ebenso bildhaft...

Die Zeiten, die unvorstellbar grausamen Ereignisse, die die Kolonialherrscher nach Afrika brachten, all das beleuchtet Bartholomäus Grill ebenso. Wie deren Spätfolgen bis zum heutigen Tag. Entkolonialisierung hin oder her.

Wer demnach mit den ein- bis höchstens zweiminütigen Tagesschau- oder heute-Meldungen, mit den etwas längeren Beiträgen im Weltspiegel oder anderen TV-Sendungen nicht mehr zufrieden ist, wer den gedanklich verhängten Sc

Bewertung vom 08.09.2019
Rhodos Reiseführer Michael Müller Verlag
Siebenhaar, Hans-Peter

Rhodos Reiseführer Michael Müller Verlag


ausgezeichnet

Neu angeordnet, schön gestaltet, aktualisiert, informativ, zuverlässig

Nach mittlerweile fünf auf der Roseninsel verbrachten Urlauben in den vergangenen fünfzehn Jahren habe ich durch diesen Rhodos Reiseführer erfahren, was ich noch nicht gesehen und erlebt habe...
Und das will was heißen.

In der wie stets beim Lesen Spass machenden Gestaltung veröffentlicht der Michael Müller Verlag die wiederum aktualisierte und überarbeitete Neuauflage des Rhodos-Reiseführers. Zahlreiche schöne wenn auch wegen des Buchformates nicht sonderlich große Farbfotos lockern den Text auf und vermitteln einen sehr guten Eindruck davon, was den Reisenden an den beschriebenen Orten der Roseninsel erwartet.

Gleich zu Beginn des Buches werden knappe Infos über die dortigen Städte, Natur, Kultur, Strände und auch Rhodos mit Kindern gegeben. Der geschichtliche Abriss, die Beschreibung von Fauna und Flora, die wirtschaftliche Entwicklung, Finanzkrise, Rhodos als Ziel von Flüchtlingen aus Syrien, Afghanistan etc., die Auswirkungen dieser problematischen Aufgaben, Informationen zu ärztlicher Versorgung oder Öffnungszeiten bis hin zu Rauchen und Zoll – das alles ist jetzt am Ende des Buches im Kapitel ‚Nachlesen & Nachschlagen‘ zusammengefasst.

Die Insel selbst wird in fünf Kapiteln erläutert und auch die zwei deutlich kleineren Nachbarinseln Chalki und Symi haben ihren Platz gefunden. In jedem Kapitel werden die Ortschaften, Strände, Ausflugs-, Übernachtungs- und Essensmöglichkeiten detailliert beschrieben.

Zu einzelnen Orten gibt es einen jeweils kommentierten Auszug aus einem Ortsplan, so dass die Orientierung nicht schwer fällt. Ebenfalls Standard bei den Michael Müller Büchern ist der kleine Wanderführer im letzten Teil. In der aktualisierten Ausgabe werden zehn Wanderungen jeweils mit einer reinen Gehzeit zwischen eineinhalb und drei Stunden vorgeschlagen. Wer meint, nicht darauf verzichten zu können, findet die jeweils dazu gehörenden GPS-Daten auf der Internetseite des Verlages.

Der Schreibstil von Hans-Peter Siebenhaar ist locker, leicht und angenehm zu lesen. Erfreulicherweise spart er weder mit positiver noch mit negativer Kritik. Zu dem fest in britischer Touristenhand, die dem Alkohol nicht gerade ablehnend gegenüber steht, befindlichen Faliraki selbst schreibt der Autor (Zitat): "Ein Retortendorf aus Beton und Zement. … Im Herbst, wenn die letzten Touristen abgereist sind, bleibt eine Geisterstadt mit Tausenden von leeren Betten zurück."

Zu Kolímbia meint Hans-Peter Siebenhaar „Die touristische Karriere hatte Folgen: Der Bauboom machte aus Kolímbia ein Dorf ohne Gesicht. Heute dominieren große Anlagen den Strand, während der Rest des Ortes langsam verwaist.“.
Wer vor zehn, fünfzehn Jahren in Kolímbia war, vor zwei oder drei Jahren den Ort erneut als Urlaubsziel wählt, wird es mit Grausen zur Kenntnis nehmen müssen: die mit vier oder fünf Sternen dekorierten All-Inclusive-Bunker in unmittelbarer Strandnähe haben Kolímbia und die Lebensgrundlage vieler Tavernen und anderer Familienbetriebe zerstört. Trotzdem bleibt der Ort und Rhodos insgesamt ein sehr schönes Reiseziel.

Kurzum: ein schöner, zuverlässiger, auch kritischer, von zahlreichen wissenswerten Informationen strotzender Reisführer.

Bewertung vom 06.09.2019
Abenteuer für ein ganzes Leben
Stafford, Ed

Abenteuer für ein ganzes Leben


ausgezeichnet

Extreme Abenteuer für mindestens zwei Leben...


10 Tage durch Französisch Guyana, 7 Tage tauchen im Blue Hole Guyana, 14 Tage Kameltrekking durch die Danakil-Wüste in Äthiopien, 7 Jahre leben wie ein Mönch im Wu-Wei-Si-Kloster in der Provinz Yunnan in China, eine Woche Flussrafting auf dem Sambesi in südlichen Afrika oder Eisschwimmen im Baikalsee Sibirien?

Wem es nach derartigen Adrenalinschüben gelüstet, wird in diesem Band sehr viele Anregungen finden. Sehr viele Möglichkeiten, im Zusammenspiel mit der Natur auszutesten, wer stärker, wer widerstandsfähiger, wer ausdauernder ist. Der Adrenalin-Junkie oder die Natur.

Das Buch ist mit zum Grossteil sehr schönen Farbfotos illustriert, zu jedem 'Reise'-Tipp existiert eine von Hand skizzierte Karte. Um sich zumindest in etwa geographisch orientieren zu können. Dazu nett geschriebene, teils sarkastische Texte. Ein Beispiel aus der einwöchigen 'Wandersafari' durch den Nordluangwa-Nationalpark in Sambia: "Risiken: Du stehst hier nicht länger an der Spitze der Nahrungskette". Der letzte Tipp im selben Reisevorschlag zu den Hinweisen "Nashornangriffe und wie man sie überlebt" lautet "Viel Glück!"

Es ist also schon ein ganz besonderer Reisekatalog. Der nicht gerade mit denen von Aldi, Lidl oder Norma zu vergleichen ist. Aber durchaus nett zu lesen, schön zu betrachten. Auch um sich Gedanken über die 'Langeweile' im bisherigen Leben und wie sich das ändern liesse, zu machen. So man den innigen Wunsch hat, entweder Adrenalin-Kicks zu erleben. Beziehungsweise sein Leben zu riskieren. Sollte man bei einer der Abenteuerreisen allerdings seines ersten Lebens verlustig gehen, bleibt die Frage, ob es zur Belohnung ein zweites gibt, immer noch offen…