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Benutzername: 
Dreamworx
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 1369 Bewertungen
Bewertung vom 25.09.2020
Jamas! Griechisch kochen und gemeinsam genießen
Dusy, Tanja

Jamas! Griechisch kochen und gemeinsam genießen


sehr gut

Διακοπές στο πιάτο (Urlaub auf dem Teller)
Hellas ist für uns seit fast 30 Jahren eine zweite Heimat. Was also tun, wenn man aufgrund von Corona seinen Urlaub dort nicht verbringen kann? Dank dieses wunderschönen Kochbuchs holt man sich Griechenlands raffinierte mediterrane Speisen einfach in die eigene Küche und kann damit etwas Urlaubsfeeling zuhause zelebrieren, bis das Reisen wieder möglich ist.
„Jamas! Griechisch kochen und gemeinsam genießen“ von Tanja Dusy beinhaltet Rezepte, die man nicht in den touristischen Hochburgen findet, sondern vielmehr in den griechischen Haushalten zu finden sind. Die typische Gliederung, die sich an jedes übliche Kochbuch anlehnt, beinhaltet eine schöne Variation an Vorspeisen, Zwischenmahlzeiten, Fleisch, Fisch, Beilagen, Salate und Desserts, wobei auch vegetarische Variationen zu finden sind. Die den meisten Gerichten zugeordneten Farbfotos sind stilvoll arrangiert und lassen einem schon beim Durchblättern das Wasser im Mund zusammenlaufen.
In Griechenland ist es üblich, schon als Starter einiges an Vorspeisen auf den Tisch zu zaubern, da finden sich neben dem klassischen Zaziki auch Rote-Beete-Salt, Zucchiniröllchen mit Kräuter-Walnuss-Creme, marinierter Oktopus, Kichererbsenbällchen, Fladenbrot, Joghurt-Minze-Dip neben frittierten Auberginen oder auch scharfer Melonen-Salat mit schwarzen Oliven. In gemütlicher Runde probiert man sich bei einem Glas Wein durch alles durch und genießt den würzigen Geschmack, der an Sonne und Meer erinnert. Die Zubereitung der Vorspeisen und Snacks geht ebenso leicht von der Hand wie die der Hauptspeisen, bei denen man zwischen Gyros, Ofenfisch mit Fenchel und Zitrone, gegrillten Lammkoteletts, Zitronen-Huhn mit Honig-Feigen, gefülltem Gemüse mit Tomatenreis und vielem mehr wählen kann. Griechen haben einen süßen Zahn, da dürfen auch die Desserts nicht fehlen. Neben dem honigtriefenden Baklava steht bei ihnen oft auch Milchkuchen, griechischer Joghurt-Käsekuchen oder Feta-Mousse mit Sirup Feigen auf dem Speiseplan, wozu man oft einen Café Frappé oder einen türkischen Mokka reicht.
Gerichte wie Moussaka, Kleftiko, Sifádo oder Fasoláda findet man in diesem Buch leider nicht, dafür sind einige Rezepte von völlig untypischen Gerichten vorhanden, die wir in Griechenland bisher nicht kennengelernt haben. Dafür gibt es Punktabzug.
Tanja Dusy hat mit ihrem „Jamas“ ein schönes griechisches Kochbuch vorgelegt, das keine großen Herausforderungen an Küchenhelden darstellt und mit dem man sich den griechischen Sommer in die eigene Wohnung holen kann.

7 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.09.2020
Das verborgene Zimmer
Riordan, Kate

Das verborgene Zimmer


ausgezeichnet

Ein heißer Sommer in "La Rèverie"
Die Französin Sylvie Durand lebt seit ihrer Scheidung mit Tochter Emma in London. Als sie durch einen Brief erfährt, dass auf ihrem provenzalischem Familienanwesen „La Rèverie“ ein Feuer ausgebrochen ist, reist sie mit Emma in die Provence, um dort nach dem Rechten zu sehen, auszuräumen und das Haus zum Verkauf anzubieten. Obwohl sie sich geschworen hatte, diesen Ort nie wieder zu betreten, überfallen Sylvie schon bei der Ankunft die Erinnerungen an die Vergangenheit und vor allem an ihre erste Tochter Élodie, zu der sie seit 10 Jahren keinen Kontakt mehr hat. Sylvie will „La Rèverie“ so schnell wie möglich wieder verlassen, doch dann erlebt sie eine große Überraschung, die nicht nur sie, sondern auch Emma in große Gefahr bingt…
Kate Riordan hat mit „Das verborgene Zimmer“ einen unterhaltsamen und spannenden Roman vorgelegt, der den Leser von der ersten Seite an zu fesseln weiß. Der flüssige, bildhafte und packende Erzählstil lässt den Leser nicht nur einen heißen Sommer in der Provence erleben, sondern jagt ihn mit vielen Metaphern und psychologischen Tricks der Autorin durch das ganze Spektrum des Gefühlsbarometers. Mit wechselnden Zeitebenen lässt die Autorin den Leser die Geschichte von Sylvie und ihrer Familie erleben. Die Gegenwart spielt sich hier im Jahr 1993 ab, während die Vergangenheit den Zeitrahmen von 1968 bis 1983 abdeckt, wo dem Leser nach und nach die Vorkommnisse rund um Sylvie, Greg und Élodie offenbart werden. Während der gesamten Lektüre beschleicht einen nicht nur ein mulmiges Gefühl, sondern der Leser fühlt sich wie Sylvie unter Beobachtung. Zudem hat sich die Autorin ein spannendes Thema ausgesucht, das nachdenklich stimmt und dem Leser immer wieder die Frage in den Kopf pflanzt „Wie hätte ich entschieden, wie hätte ich mich verhalten?“ Die landschaftlichen Beschreibungen von „La Rèverie“ sowie die Handlung selbst sind sowohl lebhaft wie bildhaft, dass der Leser nicht nur ein tolles Kopfkino erlebt, sondern sich regelrecht als unsichtbarer Teil der Akteure wiederfindet. Der Spannungslevel baut sich von Beginn an gemächlich auf, steigert sich dann aber von Kapitel zu Kapitel immer mehr.
Die Charaktere sind sehr gut inszeniert und mit individuellen menschlichen Ecken und Kanten ausgestaltet. Man muss sie nicht alle mögen, um ihnen zu folgen, doch geht einem ihre Geschichte nahe und eigene Entscheidungen in dieser oder jener Situation hinterfragen. Sylvie ist eine Frau, die einen großen Verlust erlitten hat, jedoch den Schmerz darum in sich begraben hat. Fürsorglich kümmert sie sich um Emma und übt dabei manchmal etwas zu viel Kontrolle aus, was man ihr aber aufgrund der Umstände nachsehen kann. Greg ist ein ignoranter Mann, der sich in eine heile Welt flüchtet, oder aber dem Anwesen aufgrund seines Berufes entflieht. Er ist wenig verlässlich und verantwortungslos. Emma ist ein fröhlicher Teenager, der sich ausprobieren will. Der Sommer in der Provence stellt sie vor einige Herausforderungen ebenso wie ihre Mutter. Olivier ist ein freundlicher und hilfsbereiter Mann. Aber auch Laurent, Annette, Luc und vor allem Élodie tragen viel dazu bei, dass die Handlung durchweg fesselnd kann.
„Das verborgene Zimmer“ ist ein spannender Roman, der nicht nur ein Familiengeheimnis beinhaltet, sondern auch mit psychologischen Studien über die einzelnen Protagonisten aufwartet. Hier geht es nicht nur um Liebe, sondern vor allem um Vertrauen und das Gefühl von Sicherheit für seine Lieben. Absolute Leseempfehlung für eine sehr fesselnde Geschichte!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.09.2020
Mallorca
Fosh, Marc

Mallorca


ausgezeichnet

Sommer auf dem Teller
Der mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Koch Marc Fosh hat nicht nur seit 25 Jahren ein erfolgreiches gleichnamiges Restaurant in der Altstadt von Palma de Mallorca, sondern ermöglicht mit seinem Buch „Mallorca: Authentische Rezepte von der Sonneninsel“ experimentierfreudigen Küchenhelden, die ausgewählten mediterranen Speisen in den eigenen vier Wänden auszuprobieren und vielleicht so den eigenen Urlaub etwas zu verlängern.
Das Buch selbst ist schon ein wahrer Hingucker, erinnert er doch mit seiner türkisen Farbe an das Mittelmeer und gleisenden Sonnenschein. Richtig schön wird es dann im Inneren, denn nicht nur die ausgesuchten Gerichte nebst Rezepten lassen einem schon beim Studieren das Wasser im Mund zusammenlaufen, auch die künstlerisch schön in Szene gesetzten Fotos lassen Urlaubsfeeling aufkommen und rücken Erinnerungen an den letzten Besuch der Insel lebhaft in den Vordergrund. Die Aufteilung des Buches ist gut durchdacht, denn Fosh verbindet jedes Kapitel mit einer seiner Lieblingszutaten und kreiert daraus diverse Gerichte. Bei ihm spielen nicht nur Mandeln, Tomaten, Knoblauch und Olivenöl eine große Rolle, auch auf ausgesuchte Gemüse, Gewürze wie Safran, Fleisch- sowie diverse Fischarten legt er seinen Fokus, wobei er immer eine herzhafte sowie eine süße Variante präsentiert und neben Eigenkreationen auch Klassiker vorstellt. Überschaubar und gut durchdacht stellen die Rezepte keine besonderen Herausforderungen an den Freizeitkoch dar. Die kleinen Anekdoten neben den Rezepten geben diesen eine zusätzliche persönliche Note.
Gerichte wie Sobrasada, Honigkroketten mit Mandel-Aioli, Zitronenhühnchen, Perlhuhn mit Couscous-Salat oder auch die Crema Catalana sind raffiniert gemacht und verführen dazu, in der eigenen Küche den Sommer über seine übliche Zeit hinaus zu verlängern. Dies Buch ist allen zu empfehlen, die den nächsten Sommer schon jetzt nicht mehr erwarten können! Wunderbar!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.09.2020
Hilfe, mein Kater kann sprechen! / Mirella Manusch Bd.1
Barns, Anne;Below, Christin-Marie

Hilfe, mein Kater kann sprechen! / Mirella Manusch Bd.1


ausgezeichnet

Flederellas erste Abenteuer
Die 9-jährige Mirella Manusch wundert sich über ihren neuen Eckzahn, der so gar nicht zu dem Rest ihres Kindergebisses passen will. Tatsächlich ähnelt er eher einem Vampirzahn, was ihr von ihrer Tante Elly auch bestätigt wird. Mirella stellt schnell fest, dass sie bei Dunkelheit die Fähigkeit besitzt, sich in eine Fledermaus zu verwandeln und nicht nur fliegen, sondern sich auch mit anderen Tieren unterhalten kann. Dies hilft ihr nicht nur bei der Kommunikation mit ihrem eigenen Kater Langstrumpf, der sich endlich mal alles von der Seele reden kann, was ihn so stört. Auch andere Tiere klagen ihr Leid, was Mirella dazu bringt, sich mit Hilfe von Tante Elly und Langstrumpf zur Aufgabe zu machen, den Tieren zu helfen…
„Mirella Manusch – Hilfe, mein Kater kann sprechen!“ ist eine sehr gelungene und wunderschön illustrierte Geschichte von Anne Barnes und ihrer Tochter Christin-Marie Below. Das ungewöhnliche Autorinnengespann hat mit eingängigem altersgerechtem Erzählstil eine abenteuerlich-witzig-unheimliche und spannende Handlung für Kinder ab 8 Jahren vorgelegt, die auch Eltern beim Vorlesen Spaß macht und gut unterhält. Die lebendigen Zeichnungen entsprechen genau den Vorstellungen beim Lesen und untermalen die Geschichte auf liebevolle Weise. Die Lektüre punktet mit Witz, einigen Wendungen und einer abenteuerlustigen kleinen Protagonistin, die sich in ihre neue Rolle erst hineinfinden muss, sehr zur Freude des kleinen und großen Lesepublikums, das sich immer wieder fragt, wie Mirella wohl mit ihrer Verwandlung umgehen wird.
Die Charaktere sind wunderbar inszeniert, so dass sie dem Lesepublikum sofort ins Herz „fliegen“. Mirella ist ein kleiner Wirbelwind mit ansteckender Fröhlichkeit, die Tiere abgöttisch liebt und für diese in die Bresche springt, nachdem sie aufgrund ihrer Fähigkeiten von deren Sorgen und Nöten erfährt. Tante Elly rangiert auf Mirellas Beliebtheitsscala ganz oben, denn schließlich gibt sie Mirella Flugstunden und unterstützt sie auch sonst bei ihrem Abenteuer. Papa ist als Tierarzt im Zoo auch eine coole Socke, aber der Oberhit ist Kater Langstrumpf, der zwar etwas versnobt daher kommt, sich jedoch als Helfer in allen Lebenslagen entpuppt, wenn es um Mirella geht.
„Mirella Manusch – Hilfe, mein Kater kann sprechen!“ ist eine abenteuerliche und faszinierende Geschichte mit leichtem Witz und vor allem sehr liebenswerten Protagonisten, die schnell zur Familie gehören. Absolute Leseempfehlung!

11 von 15 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.09.2020
Das Mädchen aus Glas
Hilgenberg, Julie

Das Mädchen aus Glas


ausgezeichnet

"Ich habe so viele Knochen, die du brechen könntest, aber du brichst mir genau mein Herz." (Maren Regelmann)
1913 Berlin. Im Alter von sieben Jahren wird bei Elisa von Treue die Glasknochenkrankheit diagnostiziert, was das Leben des jungen Mädchens völlig verändert, ihr Einschränkungen und Verbote einbringt, um sie zu schützen. Sie verlässt kaum noch die Obhut ihres Elternhauses und wird von ihren Eltern überbehütet umsorgt. Als das Süßwarenunternehmen ihres Vaters in finanzielle Schieflage gerät, bleibt Elisa nichts anderes übrig, als einem Ehearrangement mit dem reichen Bankierssohn Louis Lindquist zuzustimmen, um die Familie vor dem Ruin zu retten. Sowohl Elisa als auch Louis sind nicht gerade glücklich über ihre Verbindung, denn beide wünschten sich eine Liebesheirat. Doch je mehr Zeit die beiden miteinander verbringen und sich näher kennenlernen, umso mehr beginnen sie, die Gesellschaft des anderen zu schätzen. Gerade als sie sich endlich zusammengerauft haben, ziehen nicht nur durch den Ersten Weltkrieg dunkle Wolken auf…
Julie Hilgenberg hat mit „Das Mädchen aus Glas“ einen wunderschönen, unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt, der dem Leser nicht nur eine spannende und ereignisreiche Zeit des vergangenen Jahrhunderts mit seinen unterschiedlichen Gesellschaftsformen und –regeln näher bringt, sondern ihn nebenbei auch mit einer sehr isolierenden Krankheit konfrontiert. Der flüssig-bildhafte und berührende Erzählstil lässt den Leser schnell an Elisas Seite gleiten, um sie bei ihrem Lebensweg zu begleiten und ihre Gedanken- und Gefühlswelt zu erkunden. Die Autorin beweist ein gutes Auge für Details, so dass der Handlungsfluss durchgängig für den Leser sehr lebendig und miterlebbar war. Sie verbindet nicht nur den historischen Hintergrund wunderbar mit ihrer Geschichte, sondern lässt auch einiges an Informationen über die Glasknochenkrankheit miteinfließen, während sie mit glaubhaften Wendungen den Leser an die Seiten fesselt. Die Lage der Bevölkerung zu Kriegszeiten wird ebenso gut dargestellt wie die damaligen gesellschaftlichen Anforderungen an die Frau, die sich den Wünschen der Männer meist zu fügen hatte. Besonderes Highlight dieses Romans aber ist die von der Autorin geschaffene Stimmung, die mal traurig, mal tiefgründig, mal heiterer Natur ist und die der Leser allesamt miterlebt, als wäre er selbst auch Teil der Geschichte.
Realitätsnahe und glaubwürdig inszenierte Charaktere mit menschlichen Ecken und Kanten machen es dem Leser sehr leicht, sich nicht nur mit ihnen wohlzufühlen, sondern mit ihnen zu bangen, zu hoffen und zu fiebern, so nahe kommen sie einem. Elisa ist eine bewundernswerte Frau, die sich aufgrund ihrer Krankheit vielen Beschränkungen gegenübersieht. Obwohl sie eine zarte und einsame Seele ist, verliert sie nie den Mut, gibt sich stark und ausdauernd, warmherzig und hoffnungsvoll. Ihre Entwicklung innerhalb der Geschichte ist grandios herausgearbeitet. Louis ist ein impulsiver Filou, ein Frauenheld mit verschwenderischem Gehabe, der das Leben leicht und alles für sich in Anspruch nimmt. Doch er hat Herz und ein offenes Wesen, kann mitfühlend und liebevoll sein. Wilhelm ist Elisas Jugendfreund und heimliche Schwärmerei. Als Arzt wirkt er eher bedächtig, ruhig und einfühlsam, eben ein Mann, dem man sich gern anvertraut und sich bei ihm sicher fühlt. Aber auch Elisas Eltern sowie Louis Familie tragen einiges zu dieser sehr komplexen und unterhaltsamen Geschichte bei.
„Das Mädchen aus Glas“ ist ein fulminanter komplexer Roman, der von der ersten Seite an zu fesseln weiß. Neben einem wunderschönen Schreibstil ist es die Mischung aus historischem Hintergrund, Familiengeschichte, persönliche Schicksale und Lebensanschauungen sowie Liebe und Hoffnung. Absolute Leseempfehlung für ein echtes Highlight. Toll gemacht – Chapeau!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.09.2020
Ein neuer Himmel
Steinborn, Margit

Ein neuer Himmel


ausgezeichnet

"Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnert, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." (George Santayana)
1938 Berlin. Die jüdische Musiklehrerin Hannah Rosenberg bekommt von ihrer großen Liebe Peter Hagen den Laufpass, weil sie nicht zu seiner Karriere als Anwalt im Reichsinnenministerium passt und auch seine Familie Einwände gegen die Verbindung hat. Schon bald heiratet Peter eine andere. Hannah ist enttäuscht und gesteht Peter nichts von ihrer Schwangerschaft. Als Hannah aufgrund ihrer jüdischen Herkunft sowohl Anstellung als auch Wohnung verliert, flüchtet sie aus Berlin und wird mit ihrer kleinen Tochter Melina auf dem Erlenthaler Sandnerhof in der Nähe von Würzburg von der Gutsfamilie freundlich aufgenommen. Jeder im Umfeld des Hofes nimmt an, dass Hannah und Melina mit der Gutsfamilie verwandt sind. Doch die nationalsozialistische Jagd auf die Juden offen ausbricht und damit auch das Landleben infiziert, muss Hannah sich immer mehr davor fürchten, mit ihrer Tochter in ein Lager deportiert zu werden…
Margit Steinborn hat mit „Ein neuer Himmel“ einen berührenden historischen Roman vorgelegt, der neben der Geschichte von Hannah und Peter auch den geschichtlichen Hintergrund wunderbar authentisch mit ihrer Handlung verbindet. Der flüssig-bildhafte und gefühlvolle Erzählstil lässt den Leser in die Vergangenheit in Deutschlands dunkelste Zeit reisen, um dort nicht nur Hannahs Schicksal mitzuerleben, sondern auch Peters Aufstieg bei den Nationalsozialisten. Mit wechselnden Perspektiven schafft die Autorin es ausgezeichnet, dem Leser zwei völlig verschiedene Welten der damaligen Zeit aufzuzeigen. Während man Hannah mit ihrer Tochter auf der Flucht begleitet, sich mit ihnen auf dem Land in Sicherheit wiegt, um schlussendlich doch in Auschwitz zu landen, erlebt man gleichzeitig den steilen Aufstieg von Peter im Reichsministerium, wo dieser gleich unter Himmler Position bezieht. Feinfühlig, aber auch empathisch zeichnet Steinborn die Landidylle, wo die Menschen andere Sorgen haben, als sich um die Judenfrage zu kümmern, bis diese am Ende auch von der unmenschlichen Nazidoktrin infiltriert wird. Im krassen Gegensatz dazu stehen die Dinge, die Peter mitzuentscheiden hat, immer mehr sein Gewissen plagen und sich auf seine eigenen Werte besinnen lässt. Gekonnt verbindet Steinborn den historischen Hintergrund mit den Geschicken ihrer Protagonisten, so dass der Leser das Gefühl hat, anhand von Hannahs Schicksal das so vieler anderer Verfolgter hautnah zu teilen.
Die Autorin hat ihre Charaktere liebevoll in Szene gesetzt und mit menschlichen Zügen ausgestattet, so dass sie für den Leser nicht nur glaubwürdig und realistisch sind, sondern vor allem greifbar nah, um mit ihnen die Emotionen zu teilen. Hannah ist eine wunderbare Protagonistin, die dem Leser sofort ans Herz wächst. Sie drängt sich nicht auf, hat eine liebevolle enge Beziehung zu ihrer Tochter Melina, ist sie doch das Bindeglied zu ihrer großen Liebe. Klara und Friedrich Sander nebst Familie sind warmherzige und ehrliche Menschen, die mit der damaligen Politik nicht konform gehen. Sie üben Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft, ebenso wie Pfarrer Simon Petersen. Peter Hagen ist ehrgeizig, fleißig und regimetreu, aber auch blind und leichtgläubig. Erst im Verlauf der unmenschlichen Tötungsmaschinerie meldet sich sein Gewissen immer lauter, die Zweifel seines Tuns bringen ihn dazu, sich auf seine ehemals hohen Werte zu besinnen.
„Ein neuer Himmel“ ist ein tiefgründiger und vor allem sehr emotionaler Roman, der den Leser durch eine wahre Achterbahn der Gefühle jagt. Neben schrecklicher Angst handelt er aber auch von Mitmenschlichkeit, Hoffnung und Liebe, was den Leser nicht nur nachdenklich stimmt, sondern tiefen Respekt abringt im Gedenken an all die Schicksale, die durch die damalige Hölle mussten und diejenigen, die sich ohne Furcht gegen das Grauen stemmten. Absolute Leseempfehlung!

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.09.2020
Miss Guggenheim / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.15
Hayden, Leah

Miss Guggenheim / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.15


sehr gut

"Mein Wissen über Kunst endete im Impressionismus." (Peggy Guggenheim)
1941. Als die Nationalsozialisten sich immer mehr in Europa breit machen, sieht die Kunstsammlerin Peggy Guggenheim, die selbst jüdischer Abstammung war, keinen anderen Ausweg, als mit ihrer Familie, ihrem Geliebten, dem Maler Max Ernst, und ihrer Gemäldesammlung im Gepäck per PanAm Clipper von Lissabon nach New York zu flüchten, bevor dies für Auswanderer nicht mehr erlaubt war. In Amerika sucht Peggy geeignete Räumlichkeiten, um sich endlich den Wunsch einer eigenen Galerie zu erfüllen und ihre Sammlung der Öffentlichkeit preiszugeben. Peggy etabliert sich auch als Mäzenin, die viele Künstler gefördert hat und an deren Erfolg sie maßgeblich beteiligt ist. Die Beziehung zu Max Ernst verläuft sich bald, denn Peggy ist niemand, der sich mit einer Nebenrolle begnügt. 1947 schließt Peggy ihre New Yorker Galerie, bricht ihre Zelte ab und kehrt nach Europa zurück, um sich in Venedig niederzulassen…
Leah Hayden hat mit „Miss Guggenheim“ einen akribisch recherchierten und sehr informativen Roman vorgelegt, der die bekannte Kunstsammlerin Peggy Guggenheim für den interessierten Leser wieder lebendig werden lässt. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Erzählstil lässt den Leser schnell ins vergangene Jahrhundert schlüpfen, um über zwei Zeitebenen das Leben und Wirken von Peggy Guggenheim hautnah mitzuerleben. Die Autorin gibt dem Leser nicht nur Einblicke in das Privatleben der Protagonistin, sondern lässt ihn auch Luft in der damaligen Künstlerszene schnuppern, während große Namen der Kunst vorbeiflanieren, die mit Peggy beruflich und privat verkehrten. Da darf man neben Max Ernst auf Pablo Picasso, Salvador Dali, Jackson Pollock, Mondrian und Kandinsky treffen, deren Gemälde man heute in den Museen der Welt bewundern kann, und beneidet Guggenheim insgeheim dafür, diese Künstler persönlich gekannt zu haben. Die Autorin hat ihre Geschichte gut umgesetzt, mit vielen interessanten Fakten gefüllt und bedient sich einer fesselnden Berichterstattung, die den kunstliebenden Leser an den Seiten kleben lässt.
Die Charaktere wurden von der Autorin sehr lebendig und authentisch in Szene gesetzt, der Leser darf ihnen auf Schritt und Tritt folgen, um selbst ein Gefühl für die damalige Zeit zu bekommen. Peggy Guggenheim ist eine selbstbewusste, extrovertierte und exzentrische Frau, die nicht nur für ihren Traum kämpft, sondern auch mit viel Mitgefühl und Hilfsbereitschaft gesegnet ist. Ihre größte Liebe ist die Kunst und den Kunstschaffenden vorbehalten. Ihr verdankt die Gegenwart einige der schönsten und interessantesten Gemälde und Skulpturen, die ohne ihr Engagement wahrscheinlich zerstört oder verloren gewesen wären. Insgeheim hat sie wohl auch auf ein privates Glück gehofft, doch ihre beiden Ehen haben ihr nicht das gegeben, was sie sich wünschte. Max Ernst ist ein Egomane, der nicht damit zurechtkommt, dass Peggy sich nicht in seinen Schatten stellt.
„Miss Guggenheim“ ist ein farbenfrohes und lebendiges Portrait der damaligen Zeit, vor allem aber eine Homage an eine interessante und wichtige Persönlichkeit der Kunstszene. Verdiente Leseempfehlung für einen spannenden und gefühlvollen Einblick!

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.09.2020
Der kleine Unterschied
Aínsa, Paloma

Der kleine Unterschied


ausgezeichnet

Das Leben macht, was es will
Schlimmer kann es für die Fotografin Maite nicht mehr kommen, denn nicht nur ihre Ehe ist den Bach runter, ihr Exmann hat sie geradezu ruiniert. Sie hat keine andere Wahl und zieht wieder bei ihren Eltern ein, doch ein neuer Job muss her, egal als was. Ein Anstellung als Kindermädchen bei einem wohlhabenden alleinerziehenden Witwer mit zwei Kindern kommt Maite da gerade recht, aber von Beginn an ist der Wurm drin. Die Kinder Bruno und Sofia machen Maite das Leben schwer, die Annäherung an die beiden stellt Maites Geduld auf eine harte Probe. Noch schlimmer gebärdet sich aber Vater Mario, bei dem Maite nie weiß, woran sie mit ihm ist. Eben noch unheimlich charmant und nahezu zum Verlieben, ist er im nächsten Moment verschlossen, unfreundlich und distanziert. Maite erlebt ein Wechselbad der Gefühle, aber sie fühlt endlich wieder etwas…
Paloma Ainsa hat mit „Der kleine Unterschied“ einen unterhaltsamen Roman vor spanischer Kulisse vorgelegt, in dem es neben einer sich anbahnenden Liebesbeziehung vor allem um die zwischenmenschlichen Beziehungen aller Beteiligten geht. Der flüssig-leichte und gefühlvolle Schreibstil ist mit einigem Humor gespickt. Der Leser findet sich schnell als unsichtbarer Schatten an Maites Seite wieder und darf nicht nur an dem Drama ihres Lebens teilhaben, sondern auch miterleben, was das Schicksal mit ihr und den anderen Protagonisten vorgesehen hat. Die Autorin wagt sich in ihrer Geschichte an einige schwierige Themen, so geht es nicht nur um Trauerbewältigung, Demenz sowie das Verlassen und Betrogen werden, sondern auch darum, sein Leben neu zu ordnen, wieder Vertrauen zu fassen und dem Glück eine neue Chance zu geben. Mit spielerischem Wortwitz und doch einigem Tiefgang lässt Ainsa ihre Protagonisten miteinander agieren und legt so nach und nach deren Geschichten offen, die für ihre jeweilige Gefühlslage verantwortlich sind. Feinfühlig beschreibt die Autorin Maites Engagement bei den ihr anvertrauten Kindern, die noch immer unter dem Tod der Mutter leiden, aber auch den Umgang mit der dementen Dona Catalina oder den engen Zusammenhalt in Maites eigenem Familien- und Freundeskreis. Farbenfrohe Schilderungen der Örtlichkeiten lassen zudem beim Leser ein Kopfkino starten, sieht er doch alles bildhaft vor sich.
Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und in Szene gesetzt, individuelle Eigenschaften lassen sie glaubwürdig und realitätsnah wirken, so dass der Leser sich in ihrer Mitte wohl fühlt und mitfiebern kann. Maite knabbert gerade an dem unsäglichen Betrug ihres Exmannes, der ihr alles genommen hat, was ihr lieb und teuer war. Doch sie lässt sich nicht hängen, sondern krempelt die Ärmel hoch und stellt sich den Herausforderungen. Maite ist mitfühlend, warmherzig und vor allem sehr hilfsbereit. Mario ist ein trauernder Mann, der nichts mit sich anfangen kann. Er wirkt oftmals arrogant und selbstherrlich, er kann aber auch liebenswürdig und charmant sein. Bruno und Sofia vermissen ihre Mutter, haben deren Tod noch nicht verarbeitet und fühlen sich auch von ihrem Vater allein gelassen. Maites Mutter Rosa ist eine Seele von Mensch und hat das Herz am rechten Fleck. Dona Catalina ist eine einsame alte Dame, deren eigene Erinnerungen von Tag zu Tag schwinden. Aber auch Viriginia, Juan Luis und Virginia spielen in dieser Geschichte wichtige Rollen.
„Der kleine Unterschied“ kommt einer Geschichte aus dem wahren Leben sehr nahe. Es geht um Familie, Liebe, Vertrauen, Problembewältigung und die Hoffnung auf einen Neuanfang. Aufgrund der unterhaltsamen und gefühlvollen Erzählweise kann man das Buch kaum aus der Hand legen. Verdiente Leseempfehlung!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.09.2020
Jahre des Aufbruchs / Die Krankenschwester von St. Pauli Bd.3
Maly, Rebecca

Jahre des Aufbruchs / Die Krankenschwester von St. Pauli Bd.3


ausgezeichnet

Kriegszeiten
1914 Hamburg. Der Erste Weltkrieg hält auch Einzug in Svantje Claasens Leben und das ihrer Familie. Gemeinsam mit ihrer Tochter Karoline behandelt sie die verwundeten Frontsoldaten notdürftig, denn die Versorgungslage ist eng und macht sich auch innerhalb der Bevölkerung bemerkbar. Als Tochter Karoline heiratet und sich für den Lazarettdienst an der Front meldet, um ihrem Mann zu folgen, tut es ihr Svantje gleich, will sie doch weiter ein Auge auf ihre Tochter haben. Friedrich bleibt derweil zuhause, denn er ist aufgrund seiner Verletzung nicht kriegstauglich. Bei hrem Frontdienst erleben sowohl Svantje als auch Karoline sämtliche Schreckensszenarien des Krieges. Als Karoline schwanger wird, beendet sie die Arbeit im Lazarett, während Svantje weiterhin ihren Dienst tut und sich auf einmal als Gefangene in Feindeshand befindet. Ob sie ihre Lieben je wieder in die Arme schließen kann?
Rebecca Maly hat mit "Die Krankenschwester von St. Pauli - Jahre des Aufbruchs" den dritten Band ihrer historischen St. Pauli-Serie vorgelegt, der nicht nur mit geschichtlichem Hintergrundwissen glänzt, sondern auch mit einer spannenden Handlung zu punkten weiß. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Erzählstil lässt den Leser 100 Jahre in der Zeit zurückreisen, um sich alsbald mit Svantje und deren Familie im tiefsten Kriegsgeschehen wiederzufinden und ihr Schicksal zu begleiten. Der Handlungszeitraum umspannt die Jahre 1914 bis 1917, in denen die Autorin den Ersten Weltkrieg sehr wortgewaltig wieder lebendig werden lässt. Die Umstellung der Werften zu Waffenherstellern wird ebenso erwähnt wie die schlimme Lage der Bewohner Hamburgs, denen neben den zu beklagenden toten Familienmitgliedern auch noch an vielem mangelt. Die grausamen Schlachten zwischen Franzosen, Briten und Deutschen in Ypern wird zum wahren Höllenschlund, weil dort mit Giftgas experimentiert wurde. Und mittendrin erlebt man Svantjes Wirken wie ein Kampf gegen Windmühlen, die sich schon bald auf gefährlichem Terrain bewegt. Der Autorin gelingt es geschickt, den Leser an die Seiten zu fesseln und ihn durch eine wahre Gefühlsachterbahn zu jagen, so lebhaft sind ihre Schilderungen sowie der hoch angelegte Spannungsbogen.
Ihre Charaktere hat die Autorin immer weiter entwickelt und ihnen dadurch nicht nur Menschlichkeit, sondern vor allem Authentizität verliehen, was Nähe zum Leser schafft, der sich ihnen schnell verbunden fühlt und mit ihnen bangt, hofft und fiebert. Svantje ist eine gestandene Frau, die zupacken kann und hilft, wo immer es nötig ist. Sie sorgt sich um ihre Lieben, strahlt Mut und Stärke aus. Karoline hat das Helfergen von ihrer Mutter geerbt und packt im Lazarett kräftig mit an. Sie ist allerdings etwas feinfühliger als ihre Mutter, die schon mehr Lebenserfahrung hat. Doch der Krieg lässt auch Karoline sehr schnell erwachsen werden. Richard Harkenfeld muss seinen Mann an der Front stehen, während die familieneigene Werft als Rüstungsunternehmen umfunktioniert wurde. Ebenso überzeugen Friedrich und weitere Protagonisten in dieser spannenden Geschichte.
Mit "Die Krankenschwester von St. Pauli - Jahre des Aufbruchs" hat Rebecca Maly den spannendsten Teil ihrer Serie vorgelegt, der sowohl mit historischem Hintergrundwissen als auch mit einer bildhaft-düsteren und gefühlvollen Erzählweise den Leser an den Seiten kleben lässt. Absolute Leseempfehlung!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.09.2020
Madame Curie und die Kraft zu träumen / Ikonen ihrer Zeit Bd.1
Leonard, Susanna

Madame Curie und die Kraft zu träumen / Ikonen ihrer Zeit Bd.1


ausgezeichnet

„Was man zu verstehen gelernt hat, fürchtet man nicht mehr.“ (Marie Curie)
1891Paris. Durch ihren Vater, einen Lehrer für Mathematik und Physik geprägt, zeigt die Polin Maria Salomea Sklodowska Curie ein reges Interesse an diesen Fächern. Ihre Mutter starb an Tuberkulose und der Vater eröffnete nach seiner Entlassung als Lehrer im öffentlichen Schuldienst ein eigenes Pensionat. Als 24-jährige schafft sie es endlich, ihrer von Russland besetzten Heimat zu entkommen und ein Studium der Physik an der Sorbonne zu beginnen, dessen Lizenziat sie im Jahr 1893 als Jahrgangsbeste abschloss. 1894 hielt sie dann auch noch den Abschluss für Mathematik in ihren Händen. Während ihres Studiums musste Maria als Hauslehrerin arbeiten, um sich die Gebühren an der Sorbonne zu verdienen. 1895 heiratete sie ihre große Liebe Pierre Curie, der sich ebenfalls der Wissenschaft verschrieben hatte und mit dem sie gemeinsam für ihre Forschungen 1903 den Nobelpreis für Physik erhielt. Nach dem Tod ihres Mannes wurde Marie Curie 1911 für ihre außerordentlichen Leistungen mit einem weiteren Nobelpreis für Chemie unsterblich.
Susanna Leonard hat mit „Madame Curie und die Kraft zu träumen“ eine sehr informative Biografie in einen unterhaltsamen Roman verpackt, um einer außergewöhnlichen Frau ein Denkmal zu setzen und sie gleichzeitig wieder zum Leben zu erwecken. Der flüssige, farbenfrohe und packende Erzählstil lässt den Leser in der Zeit zurückreisen, um das Leben von Marie Curie von Kindheit an kennenzulernen. Durch unterschiedlich geschaffene Perspektiven, in denen eine gealterte Marie Curie auf ihr Leben zurückschaut, bekommt der Leser den Eindruck vermittelt, die Lebensgeschichte aus erster Hand zu erfahren. Die Autorin hat sich sehr nahe an den Fakten orientiert und zeichnet das Bild einer wissensdurstigen und selbstbewussten Frau auf, die den Kampf gegen die Männerwelt aufnimmt, um zu beweisen, dass auch Frauen durchaus in der Lage sind, komplizierte Wissenschaften zu studieren bzw. mit Intelligenz auch voranzubringen. Curie muss durch ein Tal von Missachtung, Verhöhnung, Ungerechtigkeit, um ihre Ziele zu erreichen. Kein Opfer ist ihr zu groß, um ihre Forschungen betreiben zu können, ihr Mut und ihre Ausdauer sind geradezu legendär, denn sie hat nie aufgehört, an sich zu glauben. Der Autorin gelingt es wunderbar, dem Leser diese außerordentliche Frau nahe zu bringen und zu verdeutlichen, dass es sich lohnt, für das zu kämpfen, was man liebt. Das liegt vor allem auch an der ausgezeichneten historischen Recherche und dem Feingefühl der Autorin für ihre Protagonistin.
Die Charaktere sind mit menschlichen Eigenschaften ausgestattet, wirken authentisch und realtitätsnah. Der Leser hat den Eindruck, als sitze er mit Curie am Tisch und lausche ihrer Geschichte. Marie Curie war schon als Kind meist die Klassenbeste aufgrund ihres Wissensdursts und Forscherdrangs. Da es ihr ein Studium in ihrer polnischen Heimat verwehrt blieb, ging sie nach Frankreich, aber auch dort wurde sie als Frau im naturwissenschaftlichen Bereich belächelt. Doch all dies lässt Curie an sich abprallen, was ihr am Ende als Professorin nicht nur einen Lehrstuhl an der Sorbonne einbringt, sondern zusätzlich zwei Nobelpreise. Pierre Curie war ein liebevoller Ehemann, der seiner Frau den verdienten Respekt zollte, auch wenn dies leider nicht auf das Umfeld abfärbte. Als Doppelpack waren sie in der Wissenschaft nahezu unschlagbar und ihre Erfolge sind noch heute in vielerlei Hinsicht richtungsweisend.
„Madame Curie und die Kraft zu träumen“ ist eine Homage an eine der außergewöhnlichsten Frauen im Wissenschaftsbereich. Wunderbar erzählt und mit vielen interessanten Informationen versehen ist dieser historische Roman ein Genuss. Absolute Leseempfehlung!

11 von 14 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.