Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Hornita
Wohnort: 
Augsburg

Bewertungen

Insgesamt 915 Bewertungen
Bewertung vom 06.01.2023
Frankie
Köhlmeier, Michael

Frankie


sehr gut

Interessantes Motiv ;
Aus der Sicht des 14-jährigen Frank werden einige Wochen ab der Haftentlassung des unbekanten Großvaters erzählt. Obwohl die Kontakte eher sporadisch und kurz sind, hat der undurchsichtige Opa großen Einfluß auf seinen Enkel, den er Frankie nennt. Dieser kann sich ihm nicht entziehen und so stehen sich der aus der Zeit gefallene, grobe Opa und der ruhige und nachdenkliche Frank gegenüber. Dieser fängt an, sich das rabiate Verhalten abzuschauen und beginnt sich zu wehren... Der Schreibstil ist sehr angenehm und gut zu lesen. Für einen 14-jährigen vielleicht etwas ungewöhnlich, aber trotzdem nachvollziehbar und für mich von literarischer Freiheit gedeckt. Die Charaktere fand ich sehr gut getroffen und die Angst und Anspannung durch das Auftauchen des Haftentlassenen wird sehr gut transportiert. Am Ende bleiben einige Fragen offen, die ich gerne beantwortet gehabt hätte. Ich mag es lieber klar und eindeutig, aber vielleicht gibt es ja noch eine Fortsetzung...

Bewertung vom 06.01.2023
Im Fallen lernt die Feder fliegen
Al Shahmani, Usama

Im Fallen lernt die Feder fliegen


ausgezeichnet

Flucht aus weiblicher Sicht:
Der Roman über Aida, der die Sprache fehlt, um ihrem Freund mehr über ihr Vorleben und ihre Flucht zu erzählen, hat mich sehr berührt. Die Sprache ist modern und dennoch sehr poetisch, wenn Sprichwörter und arabische Unterhaltungen auf Deutsch wiedergegeben werden. Man kann Aidas Empfindungen und die Kluft zu ihren Eltern gut nachempfinden. Vielen Kindern, die in eine andere Kultur als die ihrer Eltern hineinwachsen, wird es ähnlich gehen, egal aus welchen Gründen und aus welchem Land sie gekommen sind. Die Frage nach dem, was Heimat ist, wird für jeden anders beantwortet. Mir hat besonders gut gefallen, dass diese Geschichte aus der Sicht eines Mädchens bzw. einer jungen Frau erzählt wird, die größtenteils in der Schweiz aufgewachsen ist, da dies die Unterschiede und Unzumutbarkeit des Lebens als Frau in manchen Ländern noch deutlicher macht. Sehr lesenswert und zeitlos!

Bewertung vom 06.01.2023
In der Fremde sprechen die Bäume arabisch
Al Shahmani, Usama

In der Fremde sprechen die Bäume arabisch


ausgezeichnet

Trauer und Hoffnung;
Den Buchtitel finde ich toll, da er den Buchinhalt wirklich gut zusammenfasst und man das bekommt, was der Klappentext verspricht. Die Bodenständigkeit europäischer Wälder und die Poesie arabischer Sprache vereinen sich auch im Buch selbst. Die Suche nach dem verschwundenen Bruder, die Verzweiflung und Bemühungen unter schrecklichen Bedingungen vor Ort und die Hilflosigkeit in der Ferne werden sachlich beschrieben, verbinden sich aber mit dem Frieden, den der Erzähler beim Bergwandern und Wäldern findet, zu einer optimistischen, hoffnungsvollen Erzählung. Der Schreibstil gefällt mir sehr gut, weil er durch die einfließenden, arabischen Details eine gewisse Poesie und Leichtigkeit bekommt. Inhaltlich ein interessantes Buch, da man in den Nachrichten vielleicht noch etwas über Krieg, Attentate, Todesopfer erfährt, aber sich kaum bewußt machen kann, was die vielen Verschwundenen, Entführten und Verschleppten für die Hinterbliebenen und die Gesellschaft bedeuten.

Bewertung vom 29.12.2022
Ginsterhöhe
Caspari, Anna-Maria

Ginsterhöhe


ausgezeichnet

Tolle Familien- und Dorfsaga;
Die schicksalhafte Geschichte um eine Familie, befreundete Familien und einem gut funktionierendem Dorf wird aus verschiedenen Perspektiven und sehr ausgewogen beschrieben. Ich fand alle Personen und Beschreibungen plausibel und glaubhaft, die Meinungen und Handlungen der Alten und der Jungen, der Politischen und der Unpolitischen, usw. Das Ganze zieht sich über einen Zeitraum von rund 30 Jahren und die Entwicklung der Personen, der äußeren Rahmenbedingungen und des Umfelds wird geschickt eingearbeitet und ist nie einseitig oder langweilig, sondern immer angenehm ausbalanciert. Der Schreibstil ist einwandfrei und mich hat das Buch so gefesselt, dass ich es fast in einem Rutsch gelesen habe. Daß es in den Motiven auf einem echten Dorf beruht fand ich unfassbar und sehr bewegend. Laut Nachwort soll Ginsterhöhe Teil einer Trilogie sein und es freut mich sehr, dass es weitergeht und ich hoffentlich die lieb gewonnen Figuren wiederfinden werde.

Bewertung vom 29.12.2022
Kuckuckskinder / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.11
Läckberg, Camilla

Kuckuckskinder / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.11


ausgezeichnet

Außergewöhnliches Familiendrama;
Dies ist schon der 11. Fall aus der Reihe um die Schriftstellerin Erica Falck und ihren Mann Kommissar Patrik Hedström. Für mich war es das erste Buch aus dieser Reihe und man kann es problemlos lesen, ohne etwas über die vorherigen Bände zu wissen. Die wiederkehrenden Personen werden nicht weiter erklärt und wohl als bekannt vorausgesetzt. Das hat mich aber nicht gestört, da sich ihre Rolle aus dem Kontext ohne weiteres ergibt. Der Fall selber ist außergewöhnlich und doch stimmig und nachvollziehbar und die Mischung aus Cold Case und aktuellen Taten ist sehr gelungen. Das Buch ist gut konstruiert und obwohl der Titel schon etwas ahnen lässt, gibt es am Ende doch eine überraschende, aber plausible Lösung. Obwohl der Verdächtigenkreis eingeschränkt ist, bleibt es spannend bis zum Schluß. Mich hat das Buch angenehm überrascht und ich habe Lust auf die vorherigen zehn Fälle bekommen.

Bewertung vom 28.12.2022
Das Schlafexperiment (eBook, ePUB)
Weiler, Paul

Das Schlafexperiment (eBook, ePUB)


sehr gut

Medizinthriller mal anders;
Bei diesem Buch handelt es sich um einen spannenden Thriller, der sich um das Thema Schlaf dreht. Viele Fakten und Abläufe im Schlaflabor wurden dazu recherchiert und für meine Begriffe gut und nachvollziehbar und in einem passenden Maß in die Handlung eingebaut. Den Einstieg fand ich etwas eigensinnig, da der Erzählkniff mit der polizeilichen Aussage von Dr. Ledke doch etwas abwegig ist und dem Spannungsbogen nicht so zuträglich ist, wie wahrscheinlich beabsichtigt. In dieser Detailteife würde niemand der Polizei seine komplette Beziehungsgeschichte erzählen. Von diesem Erzählrahmen einmal abgesehen ist es insgesamt eine gelungene, spannende Geschichte, die ihre Stärken nach dem ersten Drittel entfaltet und mich ein bisschen an „Frankenstein“ erinnert hat. Der Schreibstil ist angenehm und lässt sich gut und flüssig lesen. Ein interessantes Motiv, dessen Umsetzung noch etwas Luft nach oben lässt.

Bewertung vom 28.12.2022
Victorian Murderesses
Blake, Debbie

Victorian Murderesses


ausgezeichnet

Faszinierend und detailreich;
Im Buch werden sieben Fälle von Mörderinnen im 19. Jahrhundert geschildert. Die Fälle reichen von der Kindstötung in ärmlichen Verhältnissen zur mordenden Krankenschwester. Das Buch ist gut geschrieben und lässt sich flüssig lesen. Mich hat fasziniert, dass so viele Details zu den Fällen recherchiert werden konnten. Da die Autorin nicht nur die Taten, sondern auch die Lebensgeschichte und Lebensumstände der Täterinnen beschreibt, kann man das Ganze auch soziologisch und kulturell einordnen. Es ist unglaublich, wie sich das Leben vor allem von Frauen in den letzten 150 Jahren verändert hat. Dennoch sind die Motive auf eine gewisse Art und Weise zeitlos und zeigen, dass Frauen in vielerlei Hinsicht mehr Druck erfahren als Männer. Eine kurzweilige, interessante Lektüre!

Bewertung vom 28.12.2022
The New Millennium Serial Killer
Trueman, Bethan; Clark, Chris

The New Millennium Serial Killer


sehr gut

Schwierig;
Bei diesem Buch handelt es sich um eine Beschreibung der Taten, wegen denen Christopher Halliwell verurteilt wurde und einen Versuch, weitere Opfer seinem Tatmuster zuzuordnen. Im Grunde dient es dazu, Druck auf die Polizei auszuüben in der Hoffnung, dass die gewünschten Untersuchungen gemacht werden. Die Autoren selber schreiben, dass es ihnen darum geht, für die Angehörigen einen Abschluss und Gerechtigkeit zu erlangen. Der Schreibstil ist einwandfrei und das Buch lässt sich gut lesen. Man spürt die Verzweiflung und den Frust, weil es keine befriedigenden Antworten gibt. Für den Leser ist es dasselbe Gefühl, da es eben nicht die eine Lösung gibt. Die Details wurden sehr gründlich recherchiert, aber da es eine private Untersuchung ist fehlen alle Informationen, die von der Polizei nicht veröffentlicht wurden. Daher bleibt sehr viel im Dunkeln, was einen auch als Leser frustriert. Ich kann den Autoren in ihrer Argumentation nicht immer folgen, da manche der erwähnten, ungelösten Fälle, für mich nicht offensichtlich in Halliwells Tatmuster fallen. Es bleibt zu hoffen, dass die Polizei Licht ins Dunkel bringt, wo es problemlos aufgrund heutiger Untersuchungsmethoden möglich ist.

Bewertung vom 28.12.2022
Seelendunkel
Bryndza, Robert

Seelendunkel


ausgezeichnet

Tolle Cold Case-Ermittlung;
Für mich war es das erste Buch dieses Autors und es hat mir sehr gut gefallen. „Seelendunkel“ ist der dritte Band aus seiner Kate Marshall-Reihe, aber man kann das Buch problemlos lesen, ohne die vorherigen Bände zu kennen. Besonders gut hat mir gefallen, wie ein Cold Case mit aktuellen Taten verbunden wurde und man als Leser eigentlich schon alle Informationen hat, um den Täter zu erahnen, sich dies aber nicht aufdrängt, sondern sehr subtil vermittelt wird. Dadurch bleibt es bis zum Schluß spannend. Ich mag die akribische Kleinarbeit am Cold Case, die nach und nach neue Informationen freilegt. Der Fall ist gekonnt konstruiert und der Schreibstil ist sehr angenehm. Das Buch habe ich in einem Rutsch durchgelesen und war sehr gut unterhalten. Von diesem Autor werde ich definitiv noch mehr lesen.

Bewertung vom 28.12.2022
Wehrlos
Benrath, Nora

Wehrlos


sehr gut

Zynischer Fall;
Kinderhandel und sorglose Social Media Mütter bilden den Rahmen für diesen spannenden Thriller um ein entführtes Mädchen. Anfangs mußte ich mich erst an den sehr sachlichen Schreibstil gewöhnen, fand ihn dann aber in Ordnung. Das Buch liest sich dadurch eher wie die Berichterstattung in den Nachrichten als wie ein Thriller, was sicher auch daran liegt, dass einige Informationen und Fakten mit Statistiken unterlegt wurden. Die Kapitel sind angenehm kurz. Trotz der vielen verschiedenen und sich immer wieder abwechselnden Erzählperspektiven (Entführer, Mutter, Kind, Ermittler / Polizei, Nachbarn, usw.) fand ich das Buch in der Mitte etwas langatmig. Insgesamt fand ich die Spannungskurve aber gut gemacht. Am Ende haben mich die vielen Alleingänge verschiedener Personen etwas irritiert, aber insgesamt ist der Fall glaubhaft und nachvollziehbar.