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xyz
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Willich

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Insgesamt 106 Bewertungen
Bewertung vom 22.03.2023
Das Ende der Ehe
Roig, Emilia

Das Ende der Ehe


ausgezeichnet

Die Ehe als Instrument

Emilia Roig beleuchtet in ihrem Buch "Das Ende der Ehe" die Institution Ehe in all ihren Facetten, insbesondere ihre patriarchatsstärkende Kraft als Instrument zur Stabilisierung bestehender gesellschaftlicher, wirtschaftlicher sowie politischer Strukturen.

Ja, es ist ein feministisches Werk, aber kein verbissen kämpferisches Pamphlet, sondern eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem Thema Ehe.
Die Autorin beleuchtet alle Facetten der Institution Ehe, dabei spielen gesamtgesellschaftliche und geschichtliche Aspekte eine große Rolle, wodurch wir besser verstehen können, wo wir heute stehen und wo wir morgen hinwollen.

Roig schaut hinter die Dinge und stellt Beziehungen her zwischen Patriarchat, Kapitalismus, der Institution Ehe, Macht, Geld und Unterdrückung.
Sie bringt Wertschätzung nicht nur Männern gegenüber zum Ausdruck, sondern schließt homosexuell orientierte Menschen und nicht-binäre Geschlechter mit in ihre Überlegungen ein.

Alle Thesen sind sauber recherchiert und mit Quellenangaben belegt. Zudem lässt sie uns immer wieder teilhaben an ihren persönlichen Erfahrungen. Sie zeigt nicht nur Ungerechtigkeiten auf, sondern macht auch konstruktive Vorschläge für eine zukunftsfähige und gerechtere Gesellschaft.

Ich empfehle dieses Buch denjenigen, die sich mit dem Gedanken befassen, zu heiraten, aber auch Frauen unabhängig vom Thema Ehe, und Müttern sowie Vätern und allen, die sich für Geschichte interessieren und sich gerne mit gesellschaftlich-politischen Entwicklungen befassen.
Es ist kein Buch zum schnellen Durchlesen, denn jedes Kapitel ist es wert, sich tiefergehend mit dem jeweiligen Aspekt auseinander zu setzen.

Bewertung vom 10.03.2023
Leonard und Paul
Hession, Rónán

Leonard und Paul


ausgezeichnet

Stille

Bereits das minimalistische Titelbild von Rónán Hessions Debutroman "Leonard und Paul" verspricht Literatur vom Feinsten. Und dann der erste Satz : "Leonard wurde von seiner Mutter unter fröhlich überspielten Mühen allein großgezogen...", einfach wunderbar !

Dieses Buch ist all denjenigen gewidmet, die stetig hin und her pendeln zwischen sicherem Rückzug und der Neugier, in die Welt hinauszugehen. Also eine Huldigung an das Introvertiertsein. Wer selbst introvertiert ist, wird sich in den Charakteren wiederfinden, wer es nicht ist, wird vielleicht eine neue Sicht auf die Dinge und die Menschen einnehmen können. Denn der Autor arbeitet heraus, wie unterschiedlich Menschen sind und schaut insbesondere dort genau hin, wo keine Selbstinszenierung stattfindet. Seine Aufmerksamkeit und Wertschätzung wird allem zuteil, was unspektakulär und dennoch besonders ist.

Das Werk handelt von Selbstvergessenheit, Selbstgenügsamkeit, Bescheidenheit und innerem Frieden.
Es handelt von Freundlichsein, Zuwenden, Beachten und Achten.
Aber auch von Familie, Freundschaft, Sanftmut, Liebe und Zärtlichkeit.

Es balanciert zwischen Innehalten auf der einen Seite, und Loslassen und Verändern in ganz kleinen Schritten auf der anderen Seite.
Es ist ein Buch der leisen Töne und des feinsinnigen Humors. Präzise beobachtet, reich an Phantasie und seelisch-geistiger Tiefe. Ja, es ist ein kluges Buch, trostreich und voller positiver Kraft.

Bewertung vom 21.02.2023
Wie man als schlechter Gott ein guter Mensch wird (oder auch nicht) / Loki Bd.1
Stowell, Louie

Wie man als schlechter Gott ein guter Mensch wird (oder auch nicht) / Loki Bd.1


sehr gut

Undercover-Gott

Ein Gott, der in Gestalt eines Elfjährigen auf die Erde muß, um sich der anderen Götter würdig zu erweisen. Eine tolle Idee, deren gekonnte Umsetzung wir in Louie Stowells Kinderbuch "Loki - Wie man als schlechter Gott ein guter Mensch wird ( oder auch nicht )" miterleben dürfen.
Der Bezug zur nordischen Mythologie macht die Geschichte gleichermaßen interessant für Erwachsene. Aber keine Sorge, um die Botschaft des Buches als Kind zu verstehen, ist kein Hintergrundwissen vonnöten.

Schön erzählt und gewürzt mit viel Humor. Die Prosa-Texte werden kombiniert mit kleinen Comic-Einlagen in schwarz-weiß, die mich sehr überzeugen.

Am besten gefallen mir die regelmäßig eingestreuten Definitionen von Begriffen wie z. B. "Job", "Auto", "Kolonialismus" oder "Smartphone" aus dem "Ratgeber für sterbliches Leben im 20. Jahrhundert auf einen Blick". Hier wird aus vermeintlich naiv-kindlicher Sicht die Absurdität menschlichen Handelns entlarvt. Wunderbar !

Bewertung vom 17.02.2023
Gärtnern für Ahnungslose
Engwert, Carolin;Mischitz, Véro (Veronika)

Gärtnern für Ahnungslose


ausgezeichnet

Naturnahes Gärtnern

Im Buch "Gärtnern für Ahnungslose" werden sehr anschaulich die wichtigsten Fakten zur Grundlage eines naturnahen Gärtnerns auf den Punkt gebracht. Dieses Buch kann helfen, Anfängerfehler zu vermeiden.

Was das Buch für mich ausmacht, ist, es vermittelt ein fundiertes Wissen, welches mit den grundsätzlichen Wirk- und Wachstumszusammenhängen in der Natur beginnt.
Es geht nicht nur an die Wurzeln des Themas, sondern auch in die Breite, beispielsweise berichtet die Autorin auch über Vögel und Insekten. Das ganze geht Schritt für Schritt vonstatten, ohne sich zu verlieren. Denn es ist übersichtlich strukturiert, anschaulich illustriert mittels zahlreicher Zeichnungen und eignet sich als Nachschlagewerk, welches ich immer wieder zur Hand nehmen werde. Hoffentlich leidet die Paperback-Ausführung nicht allzu sehr dabei.

Vorgestellt werden Blumen und Sträucher, Gemüse, Kräuter und Obst. Die Autorin beleuchtet unterschiedliche Sorten, die jeweiligen Standorte und Besonderheiten, die es zu beachten gilt und welche Arten gut miteinander auskommen.
Ihre Tips und Hinweise sind nie belehrend, sondern immer spielerisch konstruktiv. Auch auf technisch-handwerkliche Anforderungen wie das Anlegen eines Beetes und den Nutzen und Einsatz verschiedener Werkzeuge wird eingegangen.

Bei der Beschreibung der Gartenkräuter wird dem beliebten Basilikum ein eigenes Kapitel gewidmet, neu war mir, dass es auch hiervon viele unterschiedliche Sorten gibt.

Erläutert wird das richtige Gießen, das richtige Düngen und Überwintern sowie die Behandlung von Pflanzenkrankheiten auf natürliche Weise.
Im gesamten Werk schwingt immer ein achtsamer Umgang mit den Pflanzen und allen tierischen Bewohnern oder Gästen im Garten mit.

Nicht zu vergessen das hilfreiche Glossar am Ende des Buches, in dem immer wiederkehrende Fachbegriffe des Gärtnerns gut verständlich erklärt werden.
Auch die Bezugsquellenhinweise sind sehr hilfreich.

Bewertung vom 11.02.2023
Großvaters Walnuss
Paquette, Ammi-Joan

Großvaters Walnuss


sehr gut

Werden und Vergehen - Was bleibt ?

Ein wirklich schönes und berührendes Kinderbuch über das Werden und Vergehen und darüber, was bleibt hat die Autorin Ami-Joanne Paquette geschrieben, welches ohne die ausdrucksstarken Illustrationen von Felicita Sala nicht denkbar wäre.

Es wird nicht konkret auf den Tod eingegangen, so können die Eltern entscheiden, je nach individueller Situation und Reife des Kindes, wie intensiv über den Tod nachgedacht oder gesprochen werden soll.

Einer der Kernsätze des Werkes "Alle guten Dinge brauchen Ihre Zeit.", abgeleitet aus der Natur, vermittelt eine philosophische Haltung, die in unserer heutigen kurzlebigen Zeit von hohem Wert ist.

Es ist ein leises Buch. Ein mehrfaches Lesen und ein genaues Beobachten und Vergleichen der Abbildungen lohnt sich. Dann läßt sich feststellen, wie stimmungsvoll die Illustrationen sind : Nicht nur die jeweilige Größe des Bäumchens auf der Fensterbank verändert sich von Bild zu Bild, sondern auch der Wechsel der Farbstimmung im Innenraum stellt eine andere Jahreszeit und das Vergehen der Zeit wunderbar dar.
Gerade w e i l die Illustrationen zum Verweilen und genauen Hinsehen einladen, sind die Details besonders wichtig. Deshalb stört mich ein wenig das Fehlen des Zaumzeuges und der Zügel, obwohl der Kutscher die Hände bereits in der dafür vorgesehenen Position hält.

Alles in Allem ist es ein besonderes Buch, bei dem sich ein gemeinsames Lesen mit dem Kind anbietet.

Bewertung vom 04.02.2023
Jede*r kann die Welt verändern! - Ich bin Martin Luther King Jr.
Eliopoulos, Christopher;Meltzer, Brad

Jede*r kann die Welt verändern! - Ich bin Martin Luther King Jr.


ausgezeichnet

Geschichte erlebbar gemacht !

Das Kinderbuch von Brad Meltzer "Ich bin Martin Luther King Jr." vermittelt die Biographie des im Titel benannten Freiheitskämpfers mittels der Bildsprache eines Comics anschaulich und kindgerecht.

So wird nicht nur Weltgeschichte für Kinder erlebbar gemacht, sondern es werden auch Denk- und Handlungsmöglichkeiten für das eigene zukünftige Leben aufgezeigt. Dieses kleine Buch stellt eine geeignete Grundlage zur Bildung eines humanistischen Menschenbildes dar.
Ziviler Ungehorsam und gewaltfreier Widerstand als Mittel einzusetzen, um für eine gerechtere und bessere Welt zu kämpfen, da kann sich auch manch Erwachsener eine Scheibe abschneiden.

Am Ende des Werkes werden auf einer Doppelseite Originalfotos von Martin Luther King Jr. gezeigt und ein Zeitstrahl, auf dem alle wichtigen Eckdaten seines leider viel zu kurzen Lebens ablesbar sind. Prima !

Bewertung vom 04.02.2023
Vogel entdeckt - Herz verloren
Coenen, Antonia;Juranek, Philipp

Vogel entdeckt - Herz verloren


sehr gut

Vögel können trösten

Das Buch von Antonia Coenen und Philipp Juranek mit dem Titel „Vogel entdeckt - Herz verloren“ schildert ganz persönlich die Geschichte ihrer Vogel-Leidenschaft.
Die Unterteilung der 14 Kapitel geschieht über unterschiedlichste mehr oder weniger bekannte Vogelarten. Mal ist Antonia die Ich-Erzählerin, mal berichtet Philipp, beide in Ihrem eigenen Erzählton.

Die 2-spaltige Textdarstellung gleich einer Tageszeitung gefällt mir nicht so gut, da die Schrifttypen sehr klein und anstrengend zu lesen sind. Auch die Fotos sind mir häufig zu klein sowie zu viele an der Zahl pro Seite. Ansonsten ist es schön aufgemacht, wenngleich ich anstatt des vorliegenden Paperbacks ein gebundenes Buch vorziehen würde.

Das wichtigste allerdings, ich habe viel über die Entwicklung, die besonderen Bedürfnisse und die daraus resultierenden Beeinträchtigungen der beschriebenen Arten durch den Menschen gelernt. Auch wird deutlich herausgearbeitet, wie wir alle das Leben der fliegenden, singenden Schnabelträger schützen können.
So hat mich bereits die erste Geschichte über den Ortolan - dessen Schicksal in Frankreich als sehr beliebte süße Delikatesse enden kann - schockiert und zutiefst berührt.

Das Buch ist auch dann spannend, wenn man den entsprechenden Podcast nicht kennt. Auch für Natur- und Gartenliebhaber*innen im Allgemeinen interessant.

Ganz nebenbei ist es auch eine Liebeserklärung an Berlin mit seinem Umland.

Bewertung vom 31.01.2023
Homefarming: Das Kochbuch
Rakers, Judith

Homefarming: Das Kochbuch


ausgezeichnet

Gelebte Nachhaltigkeit

Judith Rakers Buch Home "Farming - Das Kochbuch" könnte mein Begleiter durch das ganze Jahr werden, Monat für Monat, mit genauen Angaben, welche Gemüsesorten im Haus vorgezogen, im Freien ausgesät oder aktuell geerntet werden können, ergänzt mit ganz persönlichen und hilfreichen Anbautips.

Im Buch lassen sich sowohl ganz einfache, mittelmäßig aufwändige als auch komplexe Rezepte für besondere Anlässe finden. Im wesentlichen sind sie vom Charakter her vegetarisch, was ja naheliegt, wenn man sich aus dem eigenen Garten bedient. Da die Autorin zudem Hühnerliebhaberin ist, kommen auch häufig Eier zum Einsatz, ab und an auch Fisch oder Fleisch.

Das Besondere dieses Werkes sind die 4 über das Buch verteilten Interviews mit interessanten Kochpersönlichkeiten unterschiedlichster Herkunft, die ihre Lebensgeschichten und Küchenphilosophien erzählen. Diese bringen natürlich auch Ihre eigenen Rezeptvorschläge mit.

Sehr spannend fand ich das Interview mit der Kräuterfachwirtin Marion Putensen und ihren zahlreichen Unkrautgourmet-Tips.
Hier habe ich viel Neues erfahren, so zum Beispiel, dass man Gladiolenblüten essen kann. Schade, es ist erst Januar. Ich freue mich schon auf die zickigen Wiesen-Canapés.

Mein absolutes Highlight erfolgt am Schluß, das Interview mit Marianus von Hörsten, dessen Eltern einen demeter-Hof in der Lüneburger Heide bewirtschaften.
Marianus Rezepte finde ich so appetitanregend, ( und erscheinen mir zudem einfach ) dass ich sein Wintermenü aus Rotkohl und Roter Beete als erstes nachkochen werde.

Insgesamt ein inspirierendes und zeitgemäßes Buch, bei dem hohe Qualität und Nachhaltigkeit groß geschrieben werden.

Bewertung vom 24.01.2023
Grüner wird's nicht
Sutcliffe, William

Grüner wird's nicht


ausgezeichnet

Mehr als ein Jugendbuch

Der deutsche Titel von William Sutcliffes neuem Buch „Grüner wird‘s nicht“ ist ein wenig irreführend und schießt vorbei am Kern der Geschichte. Der Untertitel „Der Sommer, in dem ich die Welt rettete“ charakterisiert schon eher die Stimmung des Buches, wäre darin nicht das Wörtchen „ich“ enthalten. Vielleicht hätte man einfach den englischen Originaltitel „The Summer We Turned Green“ beibehalten sollen.

Die grafische Gestaltung des Covers dagegen ist von hohem künstlerischen Wert. Am Ende des Buches wird darüber hinaus die tiefe symbolische Bedeutung dieses Motivs klar werden.

Eine spannende Geschichte, mit feinem Humor gewürzt, erzählt aus der Perspektive eines 13-Jährigen, der die Welt seiner Spießer-Eltern mit der neu entdeckten Welt der Klimaaktivist*innen, verkörpert durch seine 17-jährige Schwester, gegenüberzustellen vermag.

Vordergründig ist es ein Buch über Umweltaktivismus, dringt man jedoch in die tieferen Schichten des Werkes vor, ist es weit mehr als das. Es stellt sich als Plädoyer für Toleranz und Offenheit heraus. Es wird gezeigt, was echte Begegnungen zwischen Menschen bewirken können.
Für mich ist es ein tröstliches Buch über den Lauf der Dinge, über Vergänglichkeit, den Sinn des Lebens, Zusammenhalt, generationenübergreifend und jenseits sozialer Grenzen, sowie über Freundschaft und Liebe.

Ich würde diesen Roman nicht nur Jugendlichen, sondern auch Erwachsenen jeglichen Alters empfehlen.

Bewertung vom 16.01.2023
In der Natur / / Wieso? Weshalb? Warum? - Erstleser Bd.10
Kessel, Carola von

In der Natur / / Wieso? Weshalb? Warum? - Erstleser Bd.10


gut

Ringelbock oder Steinnatter ?

Das neue Buch aus der Ravensburger Erstleser-Reihe von Carola von Kessel und Astrid Vohwinkel eignet sich prima, um lesende Kinder an die Natur heranzuführen.

Die kurzen Texte in großer Schrift sind einfach zu lesen und leicht zu verstehen. Die Leserätsel eignen sich, wie immer, prima, um das Gelernte spielerisch zu vertiefen. Sowohl das Leselotto als auch die Sticker-Aufgabe trainieren neben kognitiven Fähigkeiten handwerkliches Geschick, Wahrnehmung und Achtsamkeit.

Sehr gut, dass auch der Themenkomplex Naturschutz und Klimawandel angesprochen und ergänzt wird mit Tips, die Kinder umsetzen oder von ihren Eltern einfordern können.
Allerdings gefällt mir die Aussage nicht, dass Tiere sich in unseren Städten und Dörfern wohl fühlen, weil sie von unseren Abfällen leben können. Hier fehlt gänzlich das Problembewußtsein, dass unsere Abfälle oft tödliche Fallen für Wildtiere darstellen und darüber hinaus Wildtiere nur in Städten leben, weil wir Menschen ihnen ihren Lebensraum wegnehmen.

Sowohl im Landschaftstyp Wiese als auch in den Bergen wird der Reichtum von Pflanzen und Tieren deutlich hervorgehoben durch namentliche Benennung bestimmter Pflanzen oder Tiere. Im Wald allerdings kommt diese Vielfalt zu kurz.