Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Juti
Wohnort: 
HD

Bewertungen

Insgesamt 688 Bewertungen
Bewertung vom 12.07.2024
Die Heidelberger Bergbahnen - Stationen der Romantik

Die Heidelberger Bergbahnen - Stationen der Romantik


ausgezeichnet

Lobenswerter Überblick

Was erwartest du von einem Buch über Bergbahnen:
die Technik, die Geschichte und die Umgebung.
All das bietet dieses Buch, ja es bietet sogar Gedichte über Heidelberg.

Auf S.79 findet sich der Aussichtsturm auf dem Königsstuhl, der bis 1960 die Touristen anzog und dann über Nacht abgerissen wurde.

Über Nacht ist ein gutes Stichwort: Wegen der Katasstrophe in Kaprun am 11.11. 2000 in Österreich galt die Heidelberger Bergbahn über Nacht als nicht mehr sicher. Millionen mussten investiert werden, um den neuen Sicherheitsstandards zu genügen.


Wie gesagt: Ein Buch, in dem nichts fehlt. Also 5 Sterne

Bewertung vom 28.06.2024
LONELY PLANET Bildband Legendäre Zugreisen
Planet, Lonely

LONELY PLANET Bildband Legendäre Zugreisen


sehr gut

Ideen für die Ewigkeit

Bei 3sat gibt es die Serie „Legendäre Zugabenteuer“ und hier ist das passende Buch dazu. 3sat hat nur 6 Folgen, hier findest du 60 Reisen, vom Geheimtipp bis zum Klassiker wie die Transsibirische Eisenbahn. Aber auch die Baikal- Amur Bahn fehlt nicht.

Ich träume – und werde es hoffentlich nochmal machen – einmal mit dem Toytrain nach Darjeling zu fahren. Aber auch in Südindien kannst du mit einem Dampfzug in die Berge reisen.


Als Reiseführer ist das Buch zu schwer, Bildband ist der passende Ausdruck, etwa die Zugfahrt durch Peru mit der Bahn mit dem größten Höhenunterschieden wirkt verführerisch. Aber praktische Tipps, wie bei Lonely Planet sonst üblich, bietet dieses Buch kaum – etwa möchte man doch wissen, wo sich aussteigen lohnt. Dafür musst du wohl in das Buch des jeweiligen Landes schauen. Dennoch 4 Sterne

Bewertung vom 27.06.2024
Männer töten
Reisinger, Eva

Männer töten


sehr gut

Auf nach Engelhartskirchen

Mir gefällt es, wenn das Thema Gewalt gegen Frauen satirisch überspitzt wird und alle Männer in einem oberösterreichischen Dorf, die Frauen Gewalt angetan haben, getötet werden. Mir gefällt, dass sogar der katholische Pfarrer nicht ausgespart wird und mit Helga eine Frau das Pfarramt übernimmt. So bekommt die Kirche gleich noch eins mit ausgewischt.

Auch die Auflösung des Ganzen erscheint mir gelungen, wird hier aber nicht gespoilert.

Einen Stern muss ich dennoch abziehen, weil ich gewissen Längen im Buch verspürt habe und nicht so gepackt war, wie für 5 Sterne nötig gewesen wäre. Also 4 Sterne.

Zitat: Sie war bereit gewesen, alles zu geben und kein Leben zu haben. Ihre Karriere, falls das so genannt werden konnte, war seither wie ein Vibrator, der jedes Mal kurz vor dem Orgasmus ausging und nie neue Batterien zu Hause waren. (44)

Bewertung vom 24.06.2024
Nichts tun
Odell, Jenny

Nichts tun


schlecht

Einfach zu lang

Der Titel ist schon Botschaft genug. Aber ja, die ersten Seiten habe ich gerne gelesen. Dass „Nichts tun“ neue Ideen bringt und die Aufmerksamkeit schärft. Ich hörte es gerne, als der Vater seine Arbeit in jungen Jahren einfach niederlegte.

Doch mit der Zeit merkte ich, dass es dem Buch an neuen Ideen mangelte. Ferner störte mich, dass ich weder den Rosengarten kannte, in dem die Autorin die meiste Zeit ihres Nichts tuns verbrachte, noch die im Buch genannte Künstler kannte.

Die einzige Ausnahme ist John Cage, der der Komponist des berühmten über 600 Jahre dauernden Werks in Halberstadt ist. Im Buch wird ein Klavierstück von ihm beschrieben, bei dem kein Ton auf dem Klavier gespielt wird, sondern allein auf das Hüsteln, Stühle rücken und andere Geräusche des Publikums geaich nchtet wird. Mein Beifall.


Keine Autorin wird sich wahrscheinlich so gefreut haben, dass ein Leser ihr Buch auf Seite 152 aus den Händen legt und der Maxime des Nichts tun folgt wie Jenny Odell. Und selten zuvor habe ich so ungern nur 1 Stern vergeben wie heute. Aber nach meinen Regeln für abgebrochene Bücher darf es nicht mehr geben. Möge die nächste Bewerterin von mir noch mindestens einen Stern hinzufügen.

Bewertung vom 21.06.2024
DuMont Reise-Taschenbuch Reiseführer Franken
Dusik, Roland

DuMont Reise-Taschenbuch Reiseführer Franken


gut

Licht und Schatten

Ausführliche Inhaltsverzeichnis, Karte und Register, alles da und doch ist das Gebiet so groß, dass für die einzelne Sehenswürdigkeit kaum Raum bleibt.
Gut gefallen mir die Exkurse, die zumindest eine Seite über etwas berichten. Leider habe keine der beschriebenen Wanderungen ausprobiert, so dass meine Bewertung vorläufig ist.

Der Hauptmangel ist aber, dass die Taschenbuchbindung es schwierig macht, die innere Spalte einer Seite zu lesen und dass das Buch nicht offen bleibt. Deswegen nur 3 Sterne

Bewertung vom 20.06.2024
Glücksorte in Oberfranken
Klinger, Kerstin

Glücksorte in Oberfranken


weniger gut

Nur zur Vorbereitung

Ein Reiseführer muss dem Fremden Orientierung bieten, d.h. ein gut geordnetes Inhaltsverzeichnis, eine Landkarte und ein alphabetisches Inhaltsverzeichnis.

Von den drei genannten Punkten gibt es nur die Karte. Da Cafes, Kneipen, Kultur- und Naturglücksorte unsortiert aufeinander folgen, kann dieser Führer nur zur Vorbereitung für Erstbesucher in Oberfranken dienen.

Meine Reise ist schon beendet. Meine Reiseziele Seßlach und Sanspareil fehlen nicht. Was ich erst auf meiner nächsten Reise besuchen werde, ist die Lindenallee bei Himmelskron. 2 Sterne

Bewertung vom 20.06.2024
Minihorror
Markovic, Barbi

Minihorror


gut

Seltsames Buch

Fangen wir an mit dem „Bonusmaterial“, das auf S.152 mit zwei guten Gastgeschichten, einem seltsamen Spiel und 105 , liebe SZ 105 weitere Mögliche Horrors mit Mini und Miki. Bis auf das Spiel interessant, wenn auch tiefer schwarzer österreichischer Humor.

Und jetzt vorne beginnend so ist dieses Buch eher eine Sammlung von Kurzgeschichten über Mini und Miki, die alltöglichen Horror erleben, der uns aber mitunter bekannt vorkommt, wie etwa ein misslungener Frieseurbesuch.
Dennoch will ich nicht verhehlen, dass einige Geschichten sehr dürftig sind und gleich nach dem Lesen vergessen wie z.B. die Geschichte von, ach ne vergessen.


Die Jury aus Leipzig hat viel Mut bewiesen und ein innovatives Genre geehrte, das aber nur zum Teil meinen Nerv trifft. 3 Sterne.

Bewertung vom 17.06.2024
Wenn der Wind weht / When the Wind Blows

Wenn der Wind weht / When the Wind Blows


schlecht

Dieses Buch ist ein Ausstellungskatalog. Dadurch hat es Ausmaße, die das Lesen eines Interviews mit Philip Blom zur Herausforderung machen.
Da dies aber mein größtes Interesse an diesem Buch war, wurde es für mich unnötig, es zu kaufen.
Wer dagegen die Bilder der Ausstellung genießen will, wir mehr vergeben als 1 Stern.

Bewertung vom 17.06.2024
Stoffwechselpolitik
Schaupp, Simon

Stoffwechselpolitik


gut

Klimaschutz aus Sicht der Wirtschaft

Da ich mich viel mit Klimaschutz, aber wenig mit Wirtschaft beschäftige, brachte diese Buch mir einige neue Erkenntnisse, andererseits war es teilweise anstrengend.

Auf Seite 51f lese ich die erste steile These: Wer in seiner Tätigkeit Kontakt mit der Natur hat, hat ein weniger romantisches Verhältnis zu ihr als Wissenarbeiterinnen. Zwanzig Seiten später erklärt er, dass erst Lohnarbeiter, die mit einer Tröte aufs Feld gebracht wurden, den Ausdruck von Benjamin Franklin „Zeit ist Geld!“ geschaffen haben.

Auf S. 288 beschreibt der Autor, dass BP den ökologischen Fußabdruck erfunden hat, um Regierungen von politischen Maßnahmen abzulenken. Am Ende von S.310 steht, dass mobiles Kapital tendenziell eher in Länder mit hoher CO2-Intensität wandert, also schlecht fürs Klima. Dies passt zur „Theorie der flüchtigen Moderne“, dass weder eine Bindung an den Boden noch an die Tradition gibt. (332)

Auf S.341 schreibt Schaupp dann, dass laut einer Studie die Erderwärmung zu einem Einkommens­rückgang von etwa 23% führen wird. Zuletzt zitiert er Berechnungen, dass eine Verringerung der Arbeitszeit um 1%, den CO2-Ausstoß um 0,8% verringern würde (358). So hätte Frydays for Future mit dem Streik ein wirksames Mittel zur Rettung des Klimas gefunden. Wenn die arbeitenden Bevölkerung sich dem Streik anschließen würde, wäre allein durch die Arbeitsniederlegung schon etwas zum Klimaschutz getan.

Einen Fehler habe ich auf S. 256 gefunden: Der Längengradpreis der Astronomen ging nicht an Nevil Maskelyne, sondern an den Göttinger Professor Tobias Mayer.


Neben den sehr interessanten Thesen gab es auch viele Längen. Deswegen nur 3 Sterne, allerdings mit Tendenz zu 4 Sternen.

Bewertung vom 29.05.2024
Magische Orte
Kuschel, Karl-Josef

Magische Orte


gut

Karl-Josef Reisen

Langjährige Professoren haben den Vorteil, dass sie sich selbst zitieren. Karl-Josef Kuschel hat zu jedem Kapitel dieses Buches mindestens schon ein ausführlicheres Werk veröffentlicht.
Doch damit nicht genug: Nun können Karl-Josef Fans schon mit Kuschel reisen und wenn er hundert wird, wird er nicht mehr auf den Spuren toter Dichter reisen, sondern sich selbst auf die Spuren von Karl-Josef begeben.

Der Autor schreibt zwar, er habe gelegentlich erst vor Ort seinen Dichter voll verstanden, aber einen konsistentes Pilgerprogramm hat er nicht. In Oberhausen geboren – und mehrfach erwähnt, dort schlechten Deutschunterricht genossen – findet der Professor bei Küng und Jens in Tübingen in der Schnittmenge zwischen Literatur und Theologie seine Heimat. Nebenbei kündigt er auf S.37 an, dass er uns sogar noch einen zweiten Band aufdrücken wird. Also denn, besuchen wir das Grab von Hölderlin und Horkheimer.

Nach fast hundert Seiten beginnt mit Lessing in Wolfenbüttel das zweiten Kapitel. Seine Wohnstube befand sich unweit der Bibliothek, wo er Direktor war. In seinem Haus verlor er Frau – Eva König, geboren in Heidelberg – und Kind bevor er den weisen Nathan schrieb,was unsern Kuschel dazu treibt über Lessing Beziehungen zum Islam einzugehen.
Friedrich Schiller musste dagegen aus seiner Heimat fliehen, weil der Württemberger Landesherr den guten Militärarzt nicht als Dichter im Mannheimer Theater, sondern lieber in Hohenasperg im Gefängnis sehen wollte. Im thüringischen Bauerbach beginnt des Dichters größte Schaffensperiode. Also nix wie hin. Kuschel gräbt die Beziehung Schillers mit einem berühmten Juden aus.

Gut Annette von Drüste-Hülshoff interessiert mich nicht, aber ihr Turmzimmer in Meersburg ist wohl doch eine Reise Wert. Die Dichterin schaffte jedenfalls ein halbes Jahr lang jeden Tag mindestens ein Gedicht. Da fahr ich lieber nach Gaienhofen zum Haus von Frau und Herrn Hesse. Klar könnte man auch auf Hesses Spuren ins Tessin Reisen, aber da sind die touristischen Pfade schon ausgetreten.

Wegen des schönen Bodensees hätte ich fast Heines Matratzengruft in Paris vergessen. In der Rue d’ Amsterdam 54, früher 50, ist Heine 1848 erkrankt, aber erst 1854 gestorben. 6 Jahre, um den Weg zu Gott zurück zu finden. Und natürlich Rilke in Duino an der Adria bei Triest, wo er seine große Schaffenskrise überwand.

Nun geht es wieder an den Bodensee, zu Hesse in Gaienhofen, weil die touristischen Pfaden im Tessin und in Tübingen schon ausgetreten sind. „Von meinem dreizehnten Jahr an war mir das ein klar, dass ich entweder Dichter oder gar nichts werden wolle.“ (271) ist ein Zitat von ihm. Seine in der indischen Mission arbeitenden Eltern haben ihn für Indien spiritisiert.

Friedhöfe tun es dem Autor an. In Berlin liegen Hegel, Fichte und – neues Thema – Brecht. Spannender ist aber Alfred Döblin, dessen Sohn eine Gleichung in der Wahrscheinlichkeitsrechnung entdeckte. (Buch: Die verlorene Gleichung) Alfred soll bei seiner Geburtstagsfeier von seiner Bekehrung berichtet haben, was Brecht in dem Gedicht „Peinlicher Vorfall“ kommentierte.

Thomas Mann und sein Haus in Litauen und in Kalifornien schließen sich an. Dann kommen Autoren, die über Jerusalem berichtet haben.
Es folgen noch Heinrich Böll, der in Köln in der Hülchrather Str. 7 lebte (493) und ein Haus in Langenbroich in der Eifel besaß, der mir unbekannte Wolfgang Hildesheimer und der Abschluss – natürlich am Bodensee – mit Martin Walser.


Der Epilog enthält leider wieder viel Selbstbeweihräucherung. Also viel Licht, aber auch viel Schatten, insgesamt 3 Sterne.