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Buchkathi

Bewertungen

Insgesamt 232 Bewertungen
Bewertung vom 15.09.2024
Kuscheln
Huber-Janisch, Angelika

Kuscheln


ausgezeichnet

Wunderschön umgesetzt!

Kuscheln eigentlich auch Tiere? Und wenn ja welche? Und warum tun sie das? Zumindest ich konnte diese Frage vor diesem Buch nicht beantwortet. Das geht vermutlich einigen Erwachsenen so, doch das macht die Frage nicht weniger spannend. Wenn dann ein Buch diese Thematik auf so schöne Art und Weise umsetzt, lese ich mir sehr gerne die Antworten hierzu an.
Kuscheln präsentiert 9 Tierarten mit ihren Tierkindern im Detail, die alle auf verschiedenste Weisen kuscheln. Löwen, Orang-Utans, Erdmännchen, Kaiserpinguine, Koalas, Wildbienen, Elefanten, Vögel und Hausrinder werden in ansprechenden, bunten Bildern dargestellt und neben den Fakten zu ihrem Kuscheln, werden weitere interessante Details der Tiere erklärt. Das gefällt mir wirklich gut, weil das Buch dadurch die Tiere greifbarer macht, man besser versteht, warum sie kuscheln und es zusätzlich viel zu lernen gibt. Am liebsten mochte ich aber die Überleitung am Ende, dass auch Menschenkinder kuscheln und warum sie das tun. So kann man beim Lesen mit dem Kind einen Bezug herstellen zum eigenen Nähe-Bedürfnis.
Das Buch ist sehr ansprechend gestaltet und die Fakten in Form von Sprechblasen eingebaut. Auf mich wirkt das sehr lebendig, sodass uns das Buch richtig gut gefallen hat. Und hängengeblieben sind viele Informationen. Denn bei Umarmungen präsentiert die kleine Mitleserin regelmäßig nochmal das Kuschelwissen zu dem ein oder anderen Tier.

Bewertung vom 15.09.2024
Moments in Nature
López, Gamander;López, Una

Moments in Nature


ausgezeichnet

Die perfekte Mischung!

Ich bin als richtiges Landkind natürlich in der Natur groß geworden. Mit Opa spazieren gehen, Brombeeren suchen, Pilze sammeln und Tiere beobachten, das war meine Kindheit. Da wundert es wohl niemanden, das ich immer noch gerne draußen bin und mein Herz jedes Mal einen Freudenhopser macht, wenn mir Reh, Eichhörnchen, Fuchs und co. zufällig begegnen. Genauso habe ich mich über dieses Buch gefreut, als ich es entdeckt habe.
Gamander und Una erzählen viel von ihren eigenen Begegnungen mit den Tieren in unserer heimischen Natur. Es muss auch für sie nicht unbedingt die spektakuläre Safari oder die wilde Dschungeltour sein. Sie berichten aus ihrer Kindheit, wie die Tierliebe entstanden ist. Wir erfahren, welche Tiere sie mochten, warum und wie sie in Berührung mit ihnen gekommen sind. Diese Texte sind sehr nahbar und doch sehr eingängig geschrieben und fühlen sich wie eine Erzählung von Angesicht zu Angesicht an. Das ist gepaart mit wunderschönen, teils spektakulären Tieraufnahmen und wird ergänzt durch Tipps, wie man eigene beeindruckende Tieraufnahmen machen kann. All das wird durch viele lehrreiche Informationen zu den gezeigten Tieren abgerundet.
Warum mochte ich dieses Buch so sehr? Erstens haben mich die unfassbar lebensnahen Bilder gecatched und ich habe sie mehrfach zur Hand genommen, um sie zu bewundern. Zweitens mochte ich diese schönen Geschichten, wie die Tierliebe in der Kindheit entstanden ist, weil es mich sehr an meine Zeit als Kind mit Opa in der Natur erinnert hat. Und drittens gefiel es mir sehr, dass es eben nicht die wilden Tiere aus fernen Ländern sind, die diese Bühne bekommen, sondern die Tiere von hier. Ich gehe seit dem Buch mit einem richtig guten Gefühl spazieren, weil ich mehr über die Tiere weiß und mich noch mehr freue, wenn ich eines wiedererkenne.
Ein ganz tolles Buch, dass mir viel beigebracht hat, aber mir auch einfach viel Freude bereitet hat.

Bewertung vom 15.09.2024
Earhart
Kuhlmann, Torben

Earhart


ausgezeichnet

Eine kleine mutige Maus in einem großartigen Buch

Eine kleine Maus, die ihr ganzes Leben dem Wühlmausleben gewidmet hat, findet zufällig heraus, dass eine andere Maus es geschafft hat, in ihrem eigenen Flugzeug zu fliegen. In ihr wächst der Traum, selbst um die Welt zu fliegen. Und egal, wie groß die Herausforderung ist oder wie viel sich ihr in den Weg stellt, sie setzt ihren Traum um.
Die Geschichte hört sich alleine aufgrund dieser kurzen Beschreibung absolut lesenswert an. Wer möchte nicht eine süße Geschichte, über eine kleine, mutige Maus lesen. Ganz besonders empfehlenswert wird dieses Buch nach meinem Empfinden aber durch die sehr aufwendigen und detailreichen Bilder, die die Situationen der kleinen Maus richtig zum Leben erwecken. Auch der Schreibstil und die Erzählung bringen eine gewisse Tiefe in die Geschichte, bei der ich gar nicht beschreiben kann, woraus sie entsteht. Ich jedenfalls war sofort tief in der Geschichte und konnte erst aufhören, als ich am Ende angekommen war.
Am Ende trifft unsere kleine Maus dann auf die berühmte Amelia Earhart, über die wir auf den letzten Seiten noch einiges als historische Persönlichkeit erfahren. Auch über weitere Piloten, die in ihren Flugzeugen schon früh die Welt umrundet haben, erfahren wir am Ende mehr. Dadurch bietet Earhart nicht nur eine schöne, bunt bebilderte Geschichte, sondern auch viel zu lernen und das ganz so nebenbei.
Ich bin ganz begeistert von diesem wahnsinnig schönen Mäusebuch, das für Groß und Klein ein Lesehighlight sein dürfte!

Bewertung vom 15.09.2024
Ein Inne halten
Degenhardt, Jutta

Ein Inne halten


ausgezeichnet

Sehr gut gelungen!

Wie bringt man Kindern bei, dass es wichtig ist, zur Ruhe zu kommen und sich etwas Zeit zu nehmen, um durch zu schnaufen. Das ist schwer greifbar und noch schwerer zu erklären. Daher gefällt mir die Idee der Autoren Jutta Degenhardt und Carola Sieverding sehr gut, das Thema durch ein kleines, erfundenes Tier bildlich darzustellen.
In ihrer Geschichte Ein Inne halten lassen sie Joni an einem wuseligen Tag in seinem Zuhause einen kleinen Karton mit Luftlöchern finden. Und in diesem Karton sitzt ein kleines, flauschiges Tier, das einem Hasen ähnelt. An einem Zettel findet Joni die Info, dass es sich bei ihm um ein Inne handelt. Doch die Info hilft nicht wirklich weiter. Es schaut so traurig aus und Joni versucht alles Mögliche, um es glücklicher zu machen. Die Erwachsenen haben auch keine Zeit zu helfen, sodass Joni nichts Anderes übrigbleibt, als alles auszuprobieren. Er füttert es, er spielt mit ihm und baut ihm ein Häuschen. Erst das Kuscheln und Ruhen führen dazu, dass das Inne sich wohlfühlt. Und so kommen schließlich auch alle Erwachsenen dazu, um das Inne zu halten.
Die Botschaft ist wirklich schön transportiert und sagt den Kleinsten, dass an stressigen, wuseligen Tagen erst das glückliche Gefühl zurückkehrt, wenn man sich Ruhe gönnt. Die Bilder unterstreichen das zusätzlich. Sie haben viele Details auf den Seiten, wo es noch wuselig zugeht und alle Erwachsenen ihren Aufgaben nachgehen. Doch als Joni zur Ruhe kommt und das Inne kuschelt, rückt der Fokus der Bilder ebenso nur auf diesen Moment. Das finde ich wirklich gelungen. So verstehen auch die Kleinsten, was es bedeutet, ein Inne zu halten.

Bewertung vom 09.09.2024
Midsummer House
Lucas, Rachael

Midsummer House


gut

Nicht so gut, wie nach der Leseprobe erwartet.

Charlotte ist zielstrebig, sehr pflichtbewusst und gut organisiert. Doch bei dem von Arbeit geprägten Alltag kommen manchmal irgendwie der Spaß und das Aufregende zu kurz. Als sie dann bei einer beruflichen Abendveranstaltung einen gutaussehenden, fremden Mann kennenlernt, ergreift sie die Gelegenheit und wird zur mutigen, selbstsicheren Lottie, die sich gerne auf Abenteuer einlässt. Natürlich fällt es ihr nur deswegen so leicht, sich fallen zu lassen und sich den Spaß zu gönnen, weil sie sicher sein kann, dass sie diesem Mann aus Edinburgh nie wieder begegnen wird. Doch als sie das Haus der alten Frances in ihrem Heimörtchen kaufen möchte, taucht auf einmal deren Neffe auf und ist kein geringerer Mann als das One-Night-Stand von vor ein paar Wochen.
Die Geschichte hört sich an wie eine Story aus dem Hause Inga Lindström oder Rosamunde Pilcher. Höchstwahrscheinlich hat sich mich aus genau diesem Grund direkt angesprochen. Inhaltlich war es zwar keine Erzählung, die es noch nie gab und auch der Fortgang der Geschichte war durchaus voraus zu ahnen, aber so etwas ist mir bei einem Liebesroman auch nicht wichtig. Das, was mich wirklich überzeugen muss für ein Lesehighlight dieses Genres, ist die Emotionalität des Erzählten und wie nachvollziehbar und real sich die Geschichte für mich anfühlt. Bei den Emotionen muss ich leider sagen, dass ich gar nicht tief genug in die Situationen eintauchen konnte, um die Gefühle selbst nachzuspüren. Denn durch die Er- und Sie-Erzählweise und die teilweise sehr detailarmen Situationsbeschreibungen, konnte ich mich nicht gut in die Protagonisten hineinversetzen. Manche Dialoge oder manch ein Aufeinandertreffen der beiden wurde nicht genug ausgeschmückt, um das Bild vor meinem inneren Auge aufflackern zu lassen. Wobei ich sagen muss, dass sich nach meinem Empfinden die Detailarmut im Laufe des Buches verstärkt hat. Denn die Leseprobe und damit das Kapitel, in dem sich Lottie und Rob kennenlernen, erschien mir noch recht bildreich und mit einem nachempfindbaren Knistern. Im weiteren Verlauf wurden Situationen, in denen das Knistern zwischen den beiden herüberkommen sollte, zunehmend sparsamer beschrieben und waren mir zu schnell da und zu schnell wieder vorbei. Letzteres geht natürlich auch zu Lasten der Nachvollziehbarkeit, einfach, weil ich mich nicht in die Situation hineindenken konnte. Man hätte für meinen Geschmack mehr aus der Geschichte und aus dem malerischen Örtchen, wo sie spielt, herausholen können. Denn trotz der beschriebenen Mankos habe ich das Buch gerne gelesen, auch wenn es mich nicht als Lesehighlight gefesselt hat.
Für mich bleibt es zusammengefasst daher leider eine durchschnittliche Liebesgeschichte, die mich emotional leider nicht abholen konnte.

Bewertung vom 25.08.2024
Zwischen den Welten
Vlahos, Hadley

Zwischen den Welten


ausgezeichnet

Beeindruckend – mehr kann ich nicht dazu sagen!

Was passiert im Augenblick des Todes? Was denken und fühlen Menschen, die sterben? Und was glauben Menschen, die jeden Tag mit dem Tod zu tun haben, wie es nach dem Ableben weitergeht? Wenn man ganz ehrlich zu sich ist, gibt es vermutlich kaum jemanden, der sich diese Fragen nicht in irgendeiner Form schon mal gestellt hat. Auch ich, als Sachbuchliebhaber, habe mich mit ähnlichen Fragen schon beschäftigt, sodass mich Hadley Vlahos Buch Zwischen den Welten direkt angesprochen hat.
Bevor ich mit dem Lesen angefangen habe, habe ich zugegebenermaßen etwas Angst vor den Geschichten der Hospizschwester gehabt. Die Sorge bezog sich darauf, dass die Erzählungen mich in eine düstere Stimmung versetzen könnten oder es zu bedrückend sein könnte. Doch schon nach der ersten Geschichte konnte ich dies absolut verneinen. Mit Geschichten sind die Kapitel gemeint. Denn Vlahos präsentiert ihre 12 prägendsten Sterbefälle und deren Besonderheiten je in einem eigenen Kapitel. Schön an dieser Einteilung fand ich, dass die Leser jeden Sterbenden zu Beginn des Kapitels zunächst als Menschen sehen und sich ihm annähern können. Es fühlt sich beim Lesen vermutlich ähnlich an wie für die Hospizschwester, die zunächst auf einen Unbekannten trifft und ihn oder sie in kürzester Zeit sehr eng kennenlernt. Das hat die Beschreibungen des Sterbens und was dann vor sich geht auch um einiges persönlicher gemacht. Wer hier Sorgen hat, es könnte zu medizinisch oder zu gruselig werden, keine Sorge. Es geht hier hauptsächlich um die Menschen und deren Gefühle. Diese Erzählungen sind sehr behutsam, aber trotzdem sachlich realistisch. Für mich lag in jedem Kapitel eine versteckte Botschaft, über die ich für mein eigenes Leben nachgedacht habe und die mich in irgendeiner Form angeregt hat.
Am meisten in Erinnerung geblieben ist mir, dass fast alle Sterbenden kurz vor ihrem Ableben bereits verstorbene Angehörige oder Freunde sehen und dies als sehr beruhigend empfunden haben. Auch wie Vlahos hier Bezug nimmt auf ihre sonstigen Sterbefälle hat mir sehr gefallen. Denn sie schildert die Beobachtung, dass dies fast immer vorkommt und versucht sich an Erklärungen dazu. Sie lässt dabei aber das unerklärt, was sie selbst nicht begründen kann. Dieses Akzeptieren von Unerklärlichkeiten gefällt mir unheimlich gut und hat mir eine gewisse Gelassenheit mit diesem Thema vermittelt.
Besonders mochte ich aber auch die Ratschläge, die die Sterbenden aussprechen. Hier war eine junge, wunderschöne, schlanke Frau, die Hadley empfohlen hat, den Kuchen zu essen und nicht immer zugunsten der Figur zu verzichten. Das wirkt jetzt etwas skurril, aber im Kontext der Geschichte hat es mich richtig berührt. Es hat mich hinterfragen lassen, ob die Alltagsproblemchen mit Gewicht, Sportlichkeit, Schönheit und co. wirklich das sind, worauf es im Leben tatsächlich ankommt oder ob nicht jeder im Angesicht des Todes darüber lachen würde. Auch das wird mit so positiven Zwischentönen präsentiert, dass ich mich gerne habe inspirieren lassen über eigene Einstellungen und Glaubenssätze nachzudenken.
Alles in allem kann ich dieses Buch jedem empfehlen – egal, ob gläubig oder bekennender Atheist. Denn hier geht es nicht um etwas Spirituelles, sondern um eine sachliche Beschreibung dessen, was vor und während des Todes passiert. Und es geht eben auch darum, was davon erklärbar ist, und was wissenschaftlich gesehen ein Rätsel bleibt. Dieses Buch hat mich auch nach dem Lesen noch lange begleitet und nachhaltig zum Nachdenken gebracht.

Bewertung vom 07.08.2024
Der Traum von Freiheit / Die Hofreiterin Bd.1
Stadler, Franziska

Der Traum von Freiheit / Die Hofreiterin Bd.1


ausgezeichnet

Spannende Geschichte nicht nur für Pferdefans

Dass Frauen für sich einstehen und ihren eigenen beruflichen Traum leben können, kommt uns heute, aus der eigenen Situation beurteilt, fast selbstverständlich vor. Wenn ich dann einen historischen Roman wie diesen lese, schockiert es mich fast, wie viele Wege Frauen früher versperrt waren. Um diesen Umstand nicht zu vergessen, lese ich gerne historische Erzählungen mit starken Protagonistinnen, die schon damals für ihren Wunsch einstanden. Zu dieser Kategorie zählt die junge Irma Rehberger definitiv.
Sie will unbedingt bei ihrem Lipizzaner-Hengst Novio bleiben, der an die Wiener Hofreitschule verkauft wurde. Da sie ihrem Pferd am nächsten sein kann, wenn sie eine Ausbildung an der Hofreitschule zur Bereiterin macht, zieht sie aus der Steiermark nach Wien. Leider ist das Ausüben dieses Berufs bislang nur Männern erlaubt. Also gibt sie sich kurzerhand als Konrad aus und lebt dort als Mann. Von Intrigen, zwielichtigen Gestalten, über die Liebe bis hin zum Auffliegen ihrer falschen Identität erleben wir alles mit der jungen Frau. Ist sie anfangs noch etwas naiv, entwickelt sie sich im Verlauf der Geschichte immer mehr zu einer starken Frau, die kein Blatt vor den Mund nimmt, um ihren Weg zu gehen. Sie tut das, was sie als ihren richtigen Weg sieht, und schert sich wenig um Konventionen. Das hat sie mir direkt sympathisch gemacht. Und obwohl ich mich selbst nicht als Pferdenärrin bezeichnen würde, habe ich dieses Buch sehr gerne gelesen, weil ich es spannend fand, Irmas Weg zu verfolgen und zu beobachten, wie sie sich weiterentwickelt.
Auch die Liebesgeschichte, über die ich nicht zu viel verraten möchte, hat mich sehr gefesselt. Denn sie verläuft nicht so gradlinig, wie ich nach der ersten Hürde erwartet hatte, sondern auch hier habe ich mich durch einige nicht vorhersehbare Wendungen sehr gut unterhalten gefühlt.
Alles in allem haben mich vor allem Irmas Entwicklung und ihr unbändiger Wunsch überzeugt gepaart mit einer facettenreichen Beschreibung, wie man als Frau zu dieser Zeit eingeschränkt wurde in der Gesellschaft. Auch die Beschreibungen des gesellschaftlichen Lebens fand ich so gut nacherzählt, dass ich mich wirklich in die Zeit und in Irmas Situation hineinversetzen konnte. Von mir gibt’s also definitiv eine Leseempfehlung!

Bewertung vom 07.08.2024
Don't kiss Tommy. Eine Liebe in der Stunde Null
Graw, Theresia

Don't kiss Tommy. Eine Liebe in der Stunde Null


ausgezeichnet

Spannender, emotionaler Einblick in die Besatzungszeit nach dem zweiten Weltkrieg

Die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg ist die Zeit der Besatzungszonen und der Beginn des Wiederaufbaus in Deutschland. Doch eine detaillierte Vorstellung über den Alltag der Menschen in den Besatzungszonen hatte ich bislang nicht. So hat mich dieses Buch direkt angesprochen, das in der Nachkriegszeit unter Besatzung der Engländer in Bad Oeynhausen spielt. Wir erleben diese Zeit mit zwei jungen Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Denn Anne stammt aus einer gut betuchten Hoteliers-Familie, der von den Engländern nicht nur das Hotel, sondern auch ihre damit verbundenen Zukunftspläne weggenommen werden. Für Rosalie hingegen, deren ganze Familie im Krieg gestorben ist, erscheinen die Besatzer als ein Ticket in ein besseres Leben als junge englische Ehefrau. Und beide erleben in der Besatzungszeit nicht nur das, was sie erwartet haben, sondern Positives wie Negatives in allen Facetten.
Der Roman wird in abwechselnden Kapiteln aus Sicht von Anne und Rosalie erzählt. Mit beiden erleben wir die letzten Tage des Krieges und die Kapitulation in Bad Oeynhausen und auch in welcher Not sich die Menschen befunden haben. Besonders der Hunger und die Knappheit an allen Gütern, die man so täglich braucht, werden sehr gut nachempfindbar beschrieben. Ich war direkt drin in der Geschichte und konnte mich richtig gut in die beiden einfühlen. Spannend fand ich, dass man mal mehr so denkt wie die eine und mal mehr so wie die andere. Die Situationen, die sie durchleben haben mir den Alltag der Menschen im Nachkriegsdeutschland richtig gut nähergebracht. Und das so ganz nebenbei, denn durch die vielen Begebenheiten und unvorhersehbaren Entwicklungen ist die Geschichte so spannend und mitreißend erzählt, dass man nur so durch die Seiten fliegt.
Ganz besonders gut haben mir die Emotionen der beiden jungen Frauen gefallen, denn hier kommt die ganze Bandbreite rüber. Natürlich erleben wir mit ihnen Not und Elend, die Hoffnungslosigkeit und Trauer auslösen. Aber wir erleben auch, wie eine alte Freundschaft wieder aufflammt, wie die Menschen zusammenhalten mussten und natürlich auch, wie die beiden jungen Frauen Gefühle für den ein oder anderen Mann entwickeln. Nicht zuletzt die Liebesgeschichten und die Freundschaft der beiden Frauen, machen die Geschichte nochmal nahbarer. Doch darüber hinaus mochte ich auch die Entwicklungen und den Facettenreichtum der Hauptfiguren. Denn dadurch, dass man die Personen wie im wahren Leben erst mit und mit kennenlernt, ordnet man den ein oder anderen zunächst falsch ein oder kann beobachten, wie sie sich auch von anderen Seiten zeigen. Für mich fühlte es sich dadurch fast wie selbst erlebt an.
Ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen und mochte die Mischung aus Spannung und Liebe sehr. Wer also historische Romane mit etwas Liebe mag und etwas über die Besatzungszeit lernen möchte, ist hier genau richtig!

Bewertung vom 13.07.2024
Ehemänner
Gramazio, Holly

Ehemänner


ausgezeichnet

Von einem Ehemann zum nächsten und die Spannung bleibt

Welche Singlefrau hat sich nach einem verpatzten Date nicht schon einmal gewünscht, sie könnte sich den perfekten Mann backen? Dieser Traum wird zumindest so ähnlich für Lauren in dem Roman Ehemänner wahr. Sie kommt nach dem Junggesellenabschied einer Freundin spät abends nachhause und wird dort von ihrem angeblichen Ehemann begrüßt. Nach der großen anfänglichen Verwirrung, findet sie durch ihre Nachforschungen heraus, dass der Ehemann vom Dachboden kommt und sie ihn gegen einen neuen Ehemann austauschen kann, wenn sie ihn wieder dort hochschickt. Das Dachbodenprozedere kann sie beliebig oft wiederholen und immer wieder kommt ein neuer Ehemann zu Lauren, mit dem sie das gemeinsame Leben testen kann.
Das Buch hat mich wahnsinnig gefesselt, weil ich gerade am Anfang das Gefühl hatte, dass sie die Handlung noch in jedes beliebige Genre entwickeln kann. Bei den ersten Ehemännern war ich mir sicher, es taucht noch die große Liebe auf. Dann bei einem Mann dachte ich, es könnte auch ein Krimi oder Thriller werden. Und bei jedem Ehemann war ich mir sicher, dass Lauren jetzt dortbleibt. Lauren schien auch mit jeder neuen Beziehung daran zu glauben, dass das ein gutes Leben werden könnte, doch immer wenn es schwierig wird, reizt der Dachboden und die schier unbegrenzten Möglichkeiten. Irgendwie kann ich Lauren auch verstehen: Wenn man so leicht entfliehen kann, warum sollte man dann versuchen, Herausforderungen gemeinsam zu meistern? Ich habe mir ständig die Frage gestellt, wie ich als Single mit so einem Zauberdachboden umgegangen wäre.
Der Schreibstil ist durch seinen Detailreichtum und seine spannende Erzählweise das Hauptkriterium, warum ich das Buch so gerne gelesen habe. Dabei schafft die Autorin es, dass ich tief in die Geschichte eingetaucht bin, aber dennoch eine gewisse Distanz zu Lauren halten konnte. So blickt man viel kritischer auf ihre Entscheidungen, wodurch ich mich ständig gefragt habe, ob ich das auch so entschieden hätte. In der Konsequenz hat mich die Geschichte auch dann nicht losgelassen, wenn ich gerade nicht gelesen habe. Ich fand es wirklich ein grandioses Leseerlebnis mit einer clever verpackten Botschaft über die Schnelllebigkeit der Gesellschaft, welche in vielen Beziehungen nicht bereit ist, an etwas festzuhalten, an etwas zu arbeiten und Herausforderungen gemeinsam zu meistern. Aber die Ansicht, dass die Weide auf der anderen Seite des Zauns immer grüner ist, ist eben doch kein Garant für das Glück.
Dieses Buch sollte jeder lesen!

Bewertung vom 30.06.2024
Glücksorte in Ligurien
Falk, Stephan;Fink, Anne

Glücksorte in Ligurien


ausgezeichnet

Hat mir ausgesprochen gut gefallen!

Italien: Malerische Örtchen, das Meer, leckeres Essen und einfach das gewissen Italienflair. So wirken die Ligurientipps in Glücksorte in Ligurien auf mich. Genau wie bei allen Glücksorte-Büchern springt mir auch hier direkt das Wimmelbild-Cover ins Auge und macht Lust auf den ersten Blick ins Buch.
Und im Buch wird der Leser mit Bildern belohnt, die einen am liebsten sofort in den Ligurien-Urlaub aufbrechen lassen würden. Denn die Bilder zu den Erlebnissen könnten auch glatt aus einer Italienschmonzette entsprungen sein, so viel Italienflair kommt dabei rüber. Die Tipps sind nicht alle klassisch touristisch, sondern wirken wie echte Geheimtipps, die einen Einblick in das echte ligurische Leben ermöglichen. Neben Örtlichkeiten in kleinen Städten und Örtchen sowie gastronomischen Angeboten, gibt es auch viele Spots in der Natur – egal ob am Meer oder mit Bergblick. Diese Abwechslung hat mich wirklich überzeugt und spricht aus meiner Sicht für diese Urlaubsregion. Natürlich haben mir auch die textlichen Beschreibungen der Erlebnistipps gut gefallen, die detailliert darlegen, warum sich ein Ausflug dahin lohnt. Ergänzt werden diese durch kleine Randtipps zu jedem Ziel und durch eine Karte, im hinteren Teil des Buches, die einen Rundum-Überblick ermöglicht.
Von mir gibt es definitiv eine Empfehlung sowohl für Ligurien als auch für das Glücksorte-Buch!

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