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odile

Bewertungen

Insgesamt 63 Bewertungen
Bewertung vom 18.09.2024
Trial of the Sun Queen / Die Artefakte von Ouranos Bd.1
Tuli, Nisha J.

Trial of the Sun Queen / Die Artefakte von Ouranos Bd.1


ausgezeichnet

Viel besser als erwartet!
Trial of the Sun Queen ist der erste Band der New-Adult-Fae-Fantasy-Reihe von Nisha J. Tuli. Eigentlich wollte ich diese nicht lesen. Zu sehr erinnerte mich der Plot an die Hunger Games und andere Fantasy-Reihen, die ich kenne. Meine Freundin ist aber ein begeisterter Fan der Reihe und hat mir das Buch geschenkt. Also musste ich es lesen – und ich bin froh darüber!

Die junge Lor lebt seit zwölf Jahren im finstersten Gefängnis von Aurora unter den schlimmsten Gewalttätern des Landes. Warum? Sie weiß es nicht. Bereits in ihrer Kindheit wurden ihre Eltern getötet, und sie und ihre Geschwister Tristan und Willow in den Kerker Nostraza geworfen. Lors Leben ist ein Albtraum voller Hunger, Schmerz und Erniedrigungen. Nur ihr glühender Hass hält sie am Leben. Als sie sich in einer völlig aussichtslosen Situation befindet und bereits mit dem Leben abgeschlossen hat, wird sie überraschend aus dem Gefängnis entführt. Jetzt muss sie sich völlig anderen, aber genauso gefährlichen Prüfungen stellen.

Die Erzählung beginnt langsam, fast trist. Ganz allmählich steigert sich das Tempo und zieht den Leser wie einen Sog in die Geschichte hinein. Lors diffuses Gefühl, das etwas überhaupt nicht stimmt, hat sich nach und nach auf mich übertragen. Die Autorin schafft es glänzend, den Leser zu fesseln und in den Roman hineinzuversetzen. Ihr flotter Schreibstil und die kurzen Kapitel sorgen für einen ungestörten Lesefluss. Das attraktive Cover hat mir gut gefallen. Es passt hervorragend mit dem Gold des Sonnenkönigs und den wichtigsten Symbolen, wie dem Spiegel und dem roten Edelstein.

Lor war mir von Anfang an sehr sympathisch. Ihr Lebenswille und ihre Widerstandsfähigkeit sind beeindruckend. Ebenso ihre Liebe und Loyalität gegenüber ihren Geschwistern. Mir haben aber auch ihre Dickköpfigkeit, ihre mangelnde Diplomatie – die hier eher wie Ehrlichkeit wirkt - und ihre Wildheit gefallen. Dass sie sich trotz ihrer Vorgeschichte für ihre Konkurrentinnen einsetzt und sie rettet, bzw. ihnen hilft zu überleben, hat mir sehr imponiert. Atlas wirkte von Anfang an auf mich als „zu gut, um wahr zu sein“. Wie er sich mit Traditionen, Regeln und Vorschriften entschuldigt … Gabriel ist der Charakter aus dem ich bis zum Ende von Teil 1 nicht richtig schlau geworden bin. Und Nadir? Auf ihn bin ich gespannt. Er wirkt vielversprechend. Die Charaktere haben mich überzeugt. Sie wirken durchweg stimmig. Der ein oder andere mag noch etwas blass erscheinen, aber es liegen ja noch drei Bände vor uns.

Mir hat es sehr gefallen, mit Lor viele kritische Situationen zu meistern und zu beobachten, wie sie stetig wächst und stärker wird. Ich hoffe, dass sie ihre Wildheit und Spontaneität behält und bin gespannt auf weitere Abenteuer und romantische Entwicklungen. Nisha J. Tuli hat mich überrascht und überzeugt mit unerwarteten Wendungen und neuen Ideen. Jetzt warte ich ungeduldig auf den nächsten Band ...

Bewertung vom 15.09.2024
Das Smartphone
Meller, Marc

Das Smartphone


gut

Die Studentin Paula kauft ein gebrauchtes Smartphone, wie schon 19 Prozent der deutschen Bevölkerung vor ihr. Ein Kauf mit weitreichenden Konsequenzen. Der Verkäufer ihres Smartphones wird getötet und sie ist aus Sicht der Polizei eine Mordverdächtige. Doch Paulas Albtraum hat gerade erst begonnen ...

82,2 Prozent der Deutschen nutzen ein Smartphone. Welche Möglichkeiten eröffnen sich demjenigen, der keine Skrupel hat und Gewinnmaximierung als einziges Ziel anerkennt? Hier ist es ein Versicherungskonzern, der mit Faktor X, einer KI-generierten Spyware, Smartphones bzw. deren Besitzer ausspioniert. Das Thema hat genau meinen Geschmack getroffen. KI und neue Medien liegen derzeit im Trend und ich bin eine leidenschaftliche Krimileserin. Ein neuer, überzeugender Plot kommt mir immer sehr entgegen. Im Nachwort bestätigte sich mein Eindruck, dass dem Autor das Thema Umgang mit neuen Technologien ein Anliegen ist. Dort weist er auch eindrücklich daraufhin, wie einschneidend die Folgen für viele wären, falls eine KI über die Vergabe von Versicherungen bestimmte.
Ich war bereits nach der Leseprobe tief in die Geschichte eingetaucht und wollte unbedingt wissen, wie es mit Paula weitergeht. Die Verknüpfung des Missbrauchs neuer Technologien mit dem Schicksal einer sympathischen Hauptfigur fand ich sehr gelungen. Schockierend fand ich, wie schnell das Leben eines Menschen aus den Fugen geraten kann, ganz ohne eigenes Zutun.
Vielleicht sollten wir in diesem Bereich alle vorsichtiger sein?

Meller schreibt flott und baut schnell Spannung auf. Der Autor hat sehr gut recherchiert, ob Nebensächliches, wie über Eichenfässer in denen Malt Whiskey reift, oder Wichtiges, wie die Fakten, die Informatik oder Epigenetik betreffen. Er gibt dem Leser das nötige Hintergrundwissen. Leider schießt er dabei gelegentlich über das Ziel hinaus, was den Lesefluss etwas behindert.

Paula als Hauptcharakter war mir sehr sympathisch. Ich fand ihre Handlungsweise bis auf einmal, als sie allein die Mafiabar betreten hat, sehr gut nachvollziehbar. Auch ihr Zusammenbruch, nach der Absage Kleimanns, war absolut glaubwürdig. Schließlich wurde ihr sozusagen der Boden unter den Füßen weggezogen. Auch ihre Überlegungen nach dem zweiten Besuch bei Prof. Kleimann und die Auszeit von ihrem Team fand ich logisch.
Ein widersprüchlicher Charakter war Emil für mich. Immer dann, wenn ich beschlossen hatte, ihm zu trauen, passierte etwas, das mich wieder an ihm zweifeln ließ. Wie sich die Folgen bipolarer Störungen äußern, weiß ich nur sehr oberflächlich. Sein selbstloses Handeln im Epilog hat mich aber mit ihm ausgesöhnt.
Eine weitere interessante Protagonistin war Gabriela für mich. Ohne sie entschuldigen zu wollen, kann ich mir ihre Schwierigkeiten beim Erklimmen der Karriereleiter in einem Weltkonzern gut vorstellen. Vermutlich färbt dies auf den Charakter ab. Trotzdem opferte sie täglich Zeit für ihre demente Mutter.
Die übrigen Charaktere blieben etwas blass.

Das Cover hat mir rundum gefallen. Die Farben, die erhabenen Buchstaben, das Frequenzdiagramm und der angedeutete Computercode. Alles schön anzusehen und perfekt zum Thema passend.

Das Thema ist höchst aktuell, die Geschichte hat mich gepackt, sodass ich sie in kurzer Zeit gelesen habe. Die technischen und wissenschaftlichen Erklärungen fand ich durchweg höchst interessant und ich habe viel Neues erfahren. Der Autor hat sehr gut recherchiert, was mir ausgezeichnet gefällt.
Aber: Für einen Thriller gibt es zu viele technische und wissenschaftliche Erklärungen und Wiederholungen.

Mein Fazit:
Wer sich für neue Technologien und Epigenetik interessiert, für den ist dieser Thriller ein absolutes Muss. Obwohl dies auf mich nur bedingt zutrifft, fand ich die Geschichte trotz einiger Kritikpunkte spannend und unterhaltsam.

Bewertung vom 15.09.2024
Nuss und Schluss. Ein Hansel & Pretzel Krimi (eBook, ePUB)
Baker, Dani

Nuss und Schluss. Ein Hansel & Pretzel Krimi (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

In „Nuss und Schluss“, dem ersten Band der Hansel & Pretzel-Reihe von Dani Baker, kommt Sieglinde Sommer, genannt Linn, in die kanadische Kleinstadt Kitchener-Waterloo. Nach dem Scheitern ihrer Ehe will sie sich neu erfinden. Sie ändert Wohnort, Arbeitgeber, Job und Vornamen. Doch gleich ihr erster Arbeitstag in der deutschen Bäckerei beginnt mit einem Supergau. Nachdem sie es gerade noch rechtzeitig nach Kitchener geschafft hat, findet sie im Hinterhof ihrer neuen Arbeitsstätte eine Leiche. Und nicht irgendeine Leiche! Bei der Toten handelt sich ausgerechnet um Sidney Stark, einflussreiche Stadträtin und Erbin einer Supermarktkette. Prompt wird ihr Chef, der Bäcker Rainer, als tatverdächtig verhaftet. Da Linn von seiner Unschuld überzeugt ist, beginnt sie selbst zu ermitteln. In Kitchener ist der Mord Stadtgespräch. Linn kann sehr gut zuhören und erhält so neue Informationen über die Tote, die außergewöhnlich unbeliebt war. Viele hatten Grund, sie zu hassen. Rainer wird bald aus der Untersuchungshaft entlassen. Doch Linn ermittelt heimlich weiter und kommt dem Täter immer näher. Zu nah?

Deutsche im Ausland sind für mich immer ein interessantes Thema. Hier dient diese Konstellation als Aufhänger für eine Krimireihe. Linn nimmt vieles anders wahr als ihre Mitbürger. Dass die Autorin selbst in Kanada lebt und sich bestens auskennt, ist gut zu spüren.

Obwohl ich ein bekennender Fan von Cosy-Krimis bin, kannte ich Dani Baker noch nicht. Ein Umstand, den ich schnellstens ändern werde. Ihr flotter Schreibstil hat mich die Geschichte beinahe inhalieren lassen. Ich schätze ihren Humor sehr. Sie geizt nicht mit lustigen Sprüchen, ohne seicht zu werden. Mein Lieblingszitat: „So viel Gesundes würde meinem Körper schaden. Da müsste ich anschließend zwei Tafeln Schokolade und eine Tüte Chips essen, um das wieder zu neutralisieren.“

Ganz nebenbei erfährt der Leser einiges über die Eigenheiten der Kanadier. Ob Schecks statt Lastschrift, Ehrenamt oder Toplader-Waschmaschinen, die Autorin hat gut recherchiert. Das bestätigte mir eine amerikanische Freundin, die lange Zeit an der kanadischen Grenze gelebt hat. Manches mag etwas überzeichnet sein, das ist dem Genre geschuldet. Das trifft jedoch nicht auf Lakishas Beschreibung eines Anaphylaktischen Schocks zu. Nachvollziehbar erklärt.
Den Kriminalfall fand ich für einen Cosy-Krimi ziemlich spannend. Lange tappte ich im Dunkeln. Aber es gab auch genügend Verdächtige und Motive.
Die leckeren Backrezepte am Buchende waren noch ein weiteres Highlight für mich. Trotz der Hitze habe ich bereits eines ausprobiert. Lecker, echtes Hüftgold.

Linn ist mir sehr sympathisch. Nach dem Ende ihrer Ehe krempelt sie die Ärmel hoch und wagt einen Neuanfang. Sie ist klug, tatkräftig und empathisch. Dass gleich zwei attraktive Männer durch ihre bloße Anwesenheit Linns Denkvermögen jeweils schock gefrieren, ist zwar übertrieben, aber amüsant. Ihre WG-Mitbewohner sind divers. Der bullige Gesundheitsfanatiker Igor ist ein Sensibelchen was den Mordfall betrifft und beschwert sich über zu viel Butter in Backwaren. Mitbewohnerin Mac dagegen sieht aus wie ein Goth-Model, verfügt über hervorragende PC-Kenntnisse und hat mennonitische Wurzeln. Kyle ist einer der zwei Gründe, die Schnappatmung bei Linn auslösen. Seine Freundin Norah ist vor einem Jahr spurlos verschwunden, ohne Gepäck und ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Vermieter Bryan ist harmoniesüchtig und stets auf Ausgleich bedacht. Und da ist noch Inspektor Bas van de Groot. Groß, blond, blauäugig ist er Linns Objekt der Begierde.
Man sieht, die Autorin hat sich mit ihren Charakteren Mühe gegeben. Ihr volles Potenzial werden sie erst noch entfalten.

Das Cover hat mir sehr gut gefallen. Farben, Darstellung und Schriftzug wirken leicht altmodisch und passen perfekt. Das Brezel-Design der Kapitelseiten ist hübsch und stimmig.

Die Autorin setzt das Konzept des Cosy-Krimis hervorragend um. Für alle Freunde des Genres ein absolutes Muss! Großartig, dass es mit Linn weitergeht. Band Zwei, einen Weihnachtskrimi, werde ich mir nicht entgehen lassen. Die Leseprobe am Buchende verspricht weiteren großen Lesespaß.