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katikatharinenhof

Bewertungen

Insgesamt 194 Bewertungen
Bewertung vom 10.02.2025
Trau dich, Tilly!
Martin, Rebecca

Trau dich, Tilly!


ausgezeichnet

Hab keine Angst du selbst zu sein

Bisher kenne ich Rebecca Martin nur als Autorin von mitreißenden und gefühlvollen Romanen für Erwachsene und nun öffnet sich mit "Trau dich,Tilly !" meine Tür zur Kinderbuchwelt der Schreibenden. Schon mit dem zauberhaften Cover und dem zuckersüßen Vorsatz-/Nachsatzblatt erorbert das Buch die Herzen von Klein und Groß und wird schnelll zur neuen Lieblingslektüre.

Die Geschichte erzählt von Tilly, die sich oft unsichtbar fühlt und das auch richtig zelebriert, in dem sie sich in ihren schützenden Schildkrötenpanzer zurückzieht und leiber ein Buch liest, statt mit den anderen zu toben und zu speielen. Sie steht stellvertretend für eines der vielen ruhigen und schüchternen Kinder, die wir im Alltag manchmal übersehen. Doch das Besondere an Tilly ist, dass sie nicht nur Angst hat – sie hat auch den Mut, sich ihren Ängsten zu stellen! Mit jedem Umblättern der bunten Seiten dürfen wir hautnah miterleben, wie sie aus ihrem Panzer herauskommt und zu einer kleinen Heldin heranwächst. Denn niemand außer ihr kann sich dem Dornengestrüpp nähern, ohne dass es dabei zu Veretzungen kommt. So ein schützender Panzer kann auch ein großer Vorteil sein !

Die farbenfrohen Illustrationen sind einfach nur zauberhaft, liebevoll und mit ganz vielen Details versehen. Sie sprechen die Emotionen der Kinder an, lassen sie mit Tilly mitfühlen und erwecken die Geschichte zum Leben. Man kann die Aufregung und die Freude, aber auch die Angst und Unsicherheit von Tilly förmlich spüren.

Die einfühlsamen Worte der Autorin sind perfekt gewählt und vermitteln auf liebevolle Weise, dass es in Ordnung ist, Angst zu haben und schüchtern zu sein. "Trau dich, Tilly" zeigt, dass Mut nicht das Fehlen von Angst ist, sondern die Fähigkeit, trotz der Angst weiterzumachen und den schützenden Panzer zu verlassen. Diese Botschaft ist wichtig und ermutigend, denn nach dem Beenden dieses bezaubernden Buches werden Kinder und Erwachsene garantiert nicht mehr die stillen Menschen um sich herum übersehen. Tilly wird zu einer Identifikationsfigur, die zeigt, dass jede/r, egal wie schüchtern oder unsichtbar er/sie sich fühlt, das Potenzial hat, großartige Dinge zu erreichen.

Bewertung vom 10.02.2025
Trauern braucht seine Zeit
Burgdörfer, Ludwig;Kuhm, Marthe

Trauern braucht seine Zeit


gut

Erfüllt nicht meine Erwartungen

"Trauern braucht seine Zeit" ist ein Begleitbuch, das Trauernden in der schwierigen Phase des ersten Trauerjahres Unterstützung bieten möchte. Mit 366 kurzen, persönlichen Texten, die aus seelsorgerlicher und psychologischer Perspektive verfasst sind, zielt das Buch darauf ab, die komplexen Gefühle, die mit dem Verlust eines geliebten Menschen einhergehen, aufzugreifen und den Trauernden eine behutsame Begleitung zu bieten.

Das Autorenduo, das über langjährige Erfahrung in der Begleitung von Sterbenden und Trauernden verfügt, vermittelt in seinen Texten durchaus ein Verständnis für die Herausforderungen des Trauerprozesses. Die Themen reichen von Verzweiflung und Wut bis hin zu Einsamkeit und Ohnmacht. Diese ehrliche Auseinandersetzung mit den dunklen Seiten der Trauer kann für viele Leser;innen eine wichtige Validierung ihrer Gefühle darstellen.

Allerdings ist zu beachten, dass die Texte nicht für jede/n Trauernde/n gleichermaßen hilfreich sind. Einige Leser:innen könnten Schwierigkeiten haben, sich mit den angesprochenen Emotionen zu identifizieren oder empfinden die Darstellungen als zusätzliche Hürde, die es zu überwinden gilt. In einem Prozess, der oft von Schmerz und Unsicherheit geprägt ist, ist ein stärkerer Fokus auf positive Formulierungen und ermutigende Impulse wünschenswert. Es fehlt an konkreten Anregungen zur Selbstfürsorge und an positiven Affirmationen, die den Trauernden helfen, Kraft zu schöpfen und neue Perspektiven zu entwickeln.

Insgesamt bietet "Trauern braucht seine Zeit" durchaus eingie wertvolle Einsichten und eine ehrliche Auseinandersetzung mit der Trauer, könnte jedoch durch mehr Einfühlungsvermögen und positive Unterstützung in der Formulierung der Texte profitieren. Für Trauernde, die sich in einer besonders schwierigen Phase befinden, könnte es hilfreich sein, das Buch als einen von vielen möglichen Begleitern zu betrachten und gegebenenfalls zusätzliche Ressourcen zur Unterstützung heranzuziehen.

Da es sich um eine überarbeitete Ausgabe handelt, wäre es auch schön geweswen, den "Hinweis zum Lesen" der sogenannten Leid-Sätze ebenfalls zu aktualisieren. Hier findet sich nämlich der Verweis auf die Buchseite 374, die es wohl irgendwann einmal gegeben hat. Die aktuelle Ausgabe des Buches verfügt - inklusive Stichwortverzeichnes - jedoch nur noch über 320 Seiten, sodass diese Angabe zusätzlich Verwirrung stiftet. Neutrale 3 Sternchen

Bewertung vom 09.02.2025
Adler, Bär und Murmeltier
Müller, Thomas

Adler, Bär und Murmeltier


ausgezeichnet

Leseabenteuer für die ganze Familie

Mit diesem großformatigen Sachbilderbuch verwandlet sich das Kinderzimmer im Handumdrehen zu einer aufregende Wanderung in den Bergen. Thomas Müller weiß nämlich, wie er kleine und große Bergfexe mit seiner Begeisterung für Tierwelt in den Bergen anstecken kann und genau diese Leidenschaft springt reglerecht aus den Seiten.

Das Buch ist optisch wie inhaltlich ein echtes Schmankerl und verzaubert mit Detailreichtum und naturgetreuen Illustrationen. Die schneebedeckten Berge leuchten schon von Weitem, während zerklüftete Felsschluchten und schroffe Gipfel zur Vorsicht mahnen. Wie kann es sein, dass eine solch raue Umgebung doch noch ein gemütliches Zuhause für Tiere sein kann ? Thomas Müller geht genau dieser Fage nach und beantwortet sie in alters- und kindgerecht formulierten Texten, damit Jungen und Mädchen ab 8 Jahren die aufregende Reise durch die unterschiedlichen Lebensräume der Berge direkt miterleben können.

Spannende Informationen über den geheimnisvollen Luchs, den majestätischen Steinadler oder das putzige Murmeltier und faszinierende Fakten über die Bewohner der Berge machen das Buch nicht nur lehrreich, sondern auch zu einem echten Lese-Abenteuer für die ganze Familie. Müller weiß, wie er die Neugier und den Entdeckergeist von Kindern entfachen kann und setzt mit seinem Buch Impulse, Eltern und Kinder werden motiviert, selbst hinauszugehen und die Natur zu erkunden, während sie ihr neu erlerntes Wissen über die tierischen Bewohner der Berge anwenden. Die nächsten Ferien kommen ganz bestimmt und wer weiß, vielleicht darf dieses Buch sogar mit auf die Reise gehen, wenn der Berg ruft :)

Bewertung vom 09.02.2025
Ich bau dir ein Haus, kleine Fledermaus
Oftring, Bärbel

Ich bau dir ein Haus, kleine Fledermaus


ausgezeichnet

Tolles Kindersachbuch zum Mitmachen, Entdecken und Lernen

Ich bau dir ein Haus, kleine Fledermaus“ ist ein geheimnisvolles, informatives und zugleich mitreißendes Kindersachbuch, das die Herzen von kleinen Entdecker:innen und Naturfreund;innen gleichermaßen berührt. Dieses bezaubernde Sachbilderbuch für Kindergartenkinder entführt uns in die schillernde Welt der Fledermäuse, die oft missverstanden und zu Unrecht gefürchtet werden.

Gemeinsam mit Sophie, Karli und ihren Großeltern erleben wir eine spannende Reise durch den Garten, wo die geheimnisvollen Wesen der Nacht auf uns warten. Die Seiten sind mit stimmungsvollen und sehr naturgetreuen Illustrationen gestaltet, die Kinder wie Erwachense in eine magische Atmosphäre eintauchen lassen. Hier wird nicht nur geschaut, sondern auch gelauscht, gefühlt und entdeckt – die Fledermäuse scheinen mitunter direkt aus den Seiten zu fliegen!

Besonders faszinierend sind die informativen Doppelseiten, die uns mit wertvollem Wissen über die kleinen Säugetiere versorgen. Wovon ernähren sich Fledermäuse? Wie finden sie ihren Weg in der Dunkelheit? Diese Fragen werden anschaulich beantwortet und wecken die Neugier der jungen Leser:innen. Doch das Buch dient nicht nur zur Information und Wissensvermittlung, sondern regt auch zum Mitmachen an: Die Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Bau eines Fledermaushauses ist eine wunderbare Idee, selbst aktiv zu werden und den kleinen Flattertieren ein Zuhause zu bieten. Perfekt für den nächsten verregnten Nachmittag, damit keine Langweile aufkommt.

Die lebendige Erzählweise und die liebevollen Illustrationen machen „Ich bau dir ein Haus, kleine Fledermaus“ zu einem (Vor-)Leseerlebnis. Eltern und Großeltern werden zu echten Fledermausexpert:innen und können gemeinsam mit ihren (Enkel-)Kindern die Geheimnisse der Nacht entdecken. Auch sensiblisiert das Buch Groß und Klein, die Natur und ihre Bewohner:innen wertzuschätzen und zu respektieren. Denn wir können nur schützen und bewahren, was wir kennen und lieben.

Bewertung vom 09.02.2025
Die Tochter des Leuchtturmwächters
Cox, Amanda

Die Tochter des Leuchtturmwächters


ausgezeichnet

Du bist mein Leuchtturm. Du spendest mir Licht im Dunkeln und weist mir den Weg, wenn es stürmisch ist.

Eigentlich sollte es eine rosarote Welt voller Tüll, Champagnerperlen und Glück sein, in der sich Joey als Eventplanerin bewegt. Stattdessen herrscht Ebbe sowohl in der Kasse als auch im Autragsbuch und die Menschen in ihrer Heimatstadt begegnen ihr mit Misstrauen, Ablehnung und Anfeindungen. Da weht ihr das Schicksal ein Angebot ins Haus, das zunächst garnichts mit Eventplanung zu tun hat. Joey soll einen maroden Leuchtturm sanieren und ahnt nicht, dass dieser Leuchtturm ihr selbst zum Wegweiser wird....


Manchmal gibt es Romane, die sich leise und unaufdringlich ihren Weg ins Herz der Lesenden suchen und dort ganz lange nachklingen. Genau so ein Buch ist "Die Tochter des Leuchtturmwächters" von Amanda Cox, das schon mit seinem romantischen Cover für die passende Stimmung sorgt. Raschelndes Dünengras, das Rauschen der Wellen und die frechen Möwen am Himmel sind nicht nur zauberhaft maritime Motive auf dem Cover, sondern entführen die Leser;innen direkt auf das kleine Eiland und lassen sie an den aufregenden und emtionalen Ereignissen teilhaben.

Während Joey zu Beginn der Geschichte noch vollkommen unsicher und von der ablehnenden Haltung ihrer Mitmenschen gezeichet ist, merkt sie mit jeem Schritt auf der kleinen Insel, wie sie den Prozess des Lassens durchlebt. Es gelingt ihr, schmerzhafte Erinnerungen und Gedanken zuzulassen, damit sie daraus lernen und alles freilassen kann, was ihr nicht gut tut. Langsam öffnet sich ihr Herz und ist bereit, Vergebung und Liebe zu empfinden.

Auch die anderen Bewohner:innen der Insel haben ihren kleine Rucksack des Lebens geschultert.. Aus den Erzählungen werden nach und nach lebhafte Erinnerungen, die Legende wird zur gefühlvollen Liebesgeschichte, die sich in eine gelunge Mischungen aus Spannung Emotionen und spiritiuellem Inhalt verwandelt. Ein kleines Abenteuer, bei denen die Leser:innen selbst auf Spurensuche gehen, eine bittersüße Geschichte über Liebe, Verlust, und Hoffung hautnah miterleben und nachfühlen dürfen.


Cox spricht eine sehr liebevolle Einladung aus, sich selbst auf der Suche nach der Herzensheimat zu begeben und dabei den Glauben als Leuchtturm zu nutzen. Ein Wegweiser, der immer Licht spendet, ganz gleich, wie sich der Wellengang des Lebens gerade bewegt. Ein Licht, das stärker ist als alles andere und die Menschen trägt, wenn sie keinen Boden mehr und den Füßen spüren..

Bewertung vom 07.02.2025
Zuversicht
Afflerbach, Katharina

Zuversicht


sehr gut

Egal was kommt...morgen wird es besser

Aufrecht geh'n
Aufrecht geh'n
Ich habe endlich gelernt, wenn ich fall
Aufzustehn

Mit Stolz in meinen Augen
Und trotz Tränen im Gesicht
Aufrecht geh'n durch die Nacht ins Licht (Mary Roos)


Manche Schlager werden müde für ihre Texte belächert, als naiv hingestellt und doch sind sie beim genaueren Hinhören ein Pflaster für unsere Seelen. Eben jener Text von Mary Roos verströmt Zuversicht, Kraft und richtet den Blick nach vorn - genau wie Katharina Afflernbach in ihrem neuen Buch "Zuversicht".

Erneut hat sie Menschen wie du und ich interviewt, mit ihnen Gespräche geführt, die nicht nur an der Oberfläche kratzen, sondern da hin gehen, wo es manchmal so richtig weh tut. Dass aus einem echten Tiefschlag aber auch etwas Neues, Schönes werden kann, dazu braucht es eben Zuversicht und den positiven Blick auf das Morgen.

Alle Geschichten im Buch eint, dass es Wendepunkte, Krisen und erschütternde Ereignisse im Leben gibt, die zunächst mit Schwierigkeiten, Einschränkungen und Verlust einhergehen. Doch dann gibt es den Prozess des Lassens : Zulassen, Daraufeinlassen und Freilassen und genau dieser Weg ist es , der den Mut schürt, die negative Energie in positive Zuversicht umzuwandlen, nach dem Hinfallen wieder aufzustehen und neue Wege zu gehen.

Manchmal sind die Geschichten zu sehr mit den eigenen Eindrücken und Empfindungen der Autorin behaftet und nehmen so den Leser:innen die Möglichkeit, sich ein eigenes Bild zu formen. Jedoch schafft Afflerbach es immer wieder, die Wege aus der Angst und dem Misstrauen nachvollziehbar, empathisch und berührend aufzuzeigen.

Definitiv kein Think-positive-Ratgeber, sondern ein freundlicher Anschubser, damit der Blick nach vorn nie verloren geht, egal was kommt. Denn morgen wird es garantiert besser :)

Bewertung vom 05.02.2025
Exil im Paradies. Von Marta Feuchtwanger bis Helene Weigel
Braun, Ursel

Exil im Paradies. Von Marta Feuchtwanger bis Helene Weigel


ausgezeichnet

Nirgends leuchtet die Heimat so hell wie im Exil (Walter Ludin)

Während die Sonne heiß vom Himmel brennt, die Sachertorte ein wenig in Schieflage gerät und Zuhause immer wieder neu definerit werden muss, wird das vermeintliche Paradies Los Angeles zur Heimat für die Vertriebenen Thomas Mann, Bertolt Brecht, Lion Feuchtwanger u.a. Doch es sind nicht etwa die großen Künstler, die im Schatten der Palmen für Glitzer und Glamour verantwortlich sind, sondern ihre Ehefrauen und Weggefährtinnen, die mehr als einmal über sich hinauswachsen und aus dem Schatten ihrer (Ehe-)Männer treten.

Nicht umsonst heißt es, dass hinter jedem erfolgreichem Mann eine starke Frau steht und Ursel Braun liefert die besten Beweise dafür, dass es wieder einmal die Frauen sind, die dank ihrer kreativen Einfälle, unkonventionnellen Denkweisen und einer guten Porion Raffinesse dafür verantwortlich zeichnen, dass aus dem Exil im Paradies auch eine Art Zuhause wird.

Manchmal werfen nicht nur die Palmwedel Schatten, auch die gesellschaftlichen und politischen Ereignisse sind für dunkle Silhouetten veranwortlich, die sich dem einen oder der anderen aufs Gemüt legen und das Leben bestimmen. Eine räumliche und zeitliche Trenunng von allem, was "daheim" lieb und teuer geworden ist, woran das Herz hängt und fortan nur noch als mehr oder weniger lebhafte Erinnerung im Raum schwebt.

Ursel Braun gibt heitere,melaacholische und nachdenklich stimmende Einblicke durchs Schlüüsseloch der Emigrierten, öffnet die ein oder andere verborgene Tür der Kulturgeschichte, blättert in Fotoalben und erzählt in eindrucksvollen Worten, dass wie Begriffe Heimat, Zugehörigkeit und kulturelle Identität niemals an Aktualität verlieren. Ein kleines Büchlein mit grandiosen Frauenbildern...Chapeau!

Bewertung vom 03.02.2025
Haltlos
Nisi, Sarah

Haltlos


gut

Kann die Erwartungen leider nicht erfüllen

Emily ist Zeugin eines schrecklichen Unglücks geworden und seit dieser Zeit spielt ihr ihr eigenes Gedächtnis eines Streich. Alle Erinnerungen an diesen einen Tag sind regelrecht ausradiert und stattdessen bestimmt ein gähned schwarzes Loch ihren Tagesablauf. Jeder Versuch, Licht ins Dunkel zu bringen, ist bisher gescheitert. Emily gibt nicht auf und stellt eigene Nachforschungen an. Doch manchmal ist es besser, wenn man die Dinge auf sich beruhen lässt...


"Haltslos" von Sarah Nisi wird als Psychothriller angekündigt und verspricht die Lesersachaft auf der gefährlichen Suche nach der Wahrheit an die Seiten zu fesseln. Der Klappentext weckt hohe Erwartungen, insbesondere mit Schlagwörtern wie "brillant" , "Unzuverlässigkeit der Erinnerung" und "gefährliche Suche nach der Wahrheit", doch leider bleibt das Buch in vielen Punkten hinter diesen Erwartungen zurück.

Zu Beginn plätschert die Handlung über 90 Seiten hinweg ohne nennenswerte Ereignisse oder Aufreger. Protagonistin Emily kämpft verzweifelt mit ihrer dissoziativen Amnesie und versucht, Wege zur Aufklärung des Unglücks zu finden. Trotz der interessanten Grundidee bleibt die Entwicklung der Handlung und das Agieren der Charaktere blass und eindimensional, was es schwierig macht, eine Verbindung zu ihnen aufzubauen. Insbesondere der Bezug zu Shakes, dem ehemaligen Häftling und Nachbarn von Emilys Freundin Liv, wirkt zu offensichtlich und trägt nicht zur Straffung des Spannungsbogens bei. Vieles liegt einfach auf der Hand und so ist es nicht verwunderlich, dass die Offenlegung seiner Geheimnisse nicht für die Wow-Momente sorgen kann, die die Autorin eigentlich vorgesehen hat.

Viele Handlungsstränge und wechselnde Tempi, die normalerweise Garanten für Nervenkitzel sind, werden hier nicht effektiv umgesetzt. Stattdessen wirkt die Entwicklung des Romans gehetzt und teilweise vorhersehbar, was dazu führt, dass die Leseneugier mit der Zeit abnimmt, da vieles einfach zu offensichtlich ist.

(Macht-)Missbrauch, Manipulation und Demütigung sind als grundlegende Thematiken zwar präsent, werden jedoch oft durch eine Vielzahl von falschen Fährten und gelegentliche Effekthascherei verwässert. Dies führt eher zu Verwirrung als zu dem erhofften Nervenkitzel und lässt die Lesenden mit einem Gefühl der Enttäuschung zurück.

Insgesamt bietet "Haltslos" eine interessante Grundidee, die jedoch in der Ausführung nicht überzeugen kann. Die blassen Charaktere und die vorbeirasende Handlung tragen dazu bei, dass das Buch nicht die Spannung und Faszination entfaltet, die man sich von einem Psychothriller erhofft - neutrale 3 Sternchen.

Bewertung vom 29.01.2025
Wer das Feuer schürt
Hannon, Irene

Wer das Feuer schürt


sehr gut

Romantic-Crime

Bri Tucker ist eine erstklassige Brandermittlerin und kann die Spuren des Feuers lesen, wie keine andere. So ist es nicht verwunderlich, dass ein ehemaliger Kollege sie kontaktiert, um gemeinsam mit ihr einen alten Fall aufzurollen. Doch es scheint, als habe jemand etwas dagegen, dass dieses Treffen überhaupt stattfindet, denn Les Kavanaugh kommt selbst bei einem Brand um Leben. Zufall ? Schicksal ? Mord ? Bri steht vor einem Rätsel und muss nicht nur der Aufklärung der Brandursache nachgehen, sondern auch einen geheimnsivollen Notizzettel entschlüsseln...


Irene Hannon startet mit „Wer das Feuer schürt“ erneut eine Krimireihe, die mit wohl dosierter Spannung, Romantik und dezent eingestreuten christlichen Aspekten die Leser:innen gut unterhält.

Im Mittelpunkt der Handlung steht Les Kavanaugh, ein ehemaliger Brandstiftungsermittler, dessen Leben in Flammen aufgeht – im wahrsten Sinne des Wortes. Sein Haus wird niedergebrannt, und während die Umstände seines Todes zunächst mysteriös erscheinen, ist es die Aufgabe von Bri Tucker, einer Ermittlerin der Regionalen Bomben- und Brandstiftungseinheit, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Die Erzählung entfaltet sich in einem sehr gut zu lesendemTempo, während Bri und ihr Partner Marc Davis, ein neu zugezogener ATF-Agent, die Puzzlestücke eines komplexen Falls zusammensetzen müssen.

Hannon gelingt es, die Charaktere tiefgründig und glaubwürdig zu gestalten. Bri Tucker, eine ehemalige Feuerspringerin, bringt sowohl Mut als auch Empathie in die Ermittlungen ein. Ihre Beziehung zu Marc entwickelt sich peu a peu und fügt der Geschichte eine romantische Note hinzu, ohne dass sie den Kriminalfall in den Hintergrund drängt. Die Dynamik zwischen den beiden ist prickelnd und realistisch, was die Lesenden dazu einlädt, mit ihnen gemeinsam die Spuren des Brandes zu lesen und den geheimsnivollen Notizzettel zu entschlüsseln. Manchmal verliert sich Hannon jedoch in sogeannter Lobhudelei und hebt Bri und Tucker auf einen Sockel....das muss nicht sein.

Die Handlung ist eine geschickte Verknüpfung von Vergangenheit und Gegenwart und die Schreibende beleuchtet nicht nur die Ermittlungen, sondern auch die Hintergründe der Charaktere. Die Adoptivgeschichte der Tucker-Geschwister fügt eine zusätzliche Schicht hinzu, die die Leserschaft zum Nachdenken anregt und die Herausforderungen, mit denen die Figuren konfrontiert sind, nachvollziehbar macht.

Die Handlung selbst ist durchzogen von mal mehr, mal weniger überraschenden Wendungen. Der Bösewicht ist schnell ausgemacht und somit ist die Identität des Täters, ob gewollt oder ungewollt, recht früh enthüllt. Es sind zwar genügend sinnlich erlebbare Szenen vorhanden, jedoch fehlt das Überraschungsmoment, sodass sie Spannung recht überschaubar bleibt,.

„Wer das Feuer schürt“ ist nicht nur ein solider Kriminalroman, sondern bietet auch eine tiefgründige Auseinandersetzung mit Themen wie Verlust, Mut und der Suche nach Wahrheit. Irene Hannon hat erneut bewiesen, dass sie eine gute Geschichtenerzählerin ist, die eindrucksvolle Ereingnisse, aufwühlende Szenen und christliche Aspekte miteinander verbindet - daher sehr gute 3,5 Sternchen

Bewertung vom 22.01.2025
Fernwehland
Naumann, Kati

Fernwehland


ausgezeichnet

Deine Heimat ist das Meer, deine Freunde sind die Sterne (Lolita)

Simone und Henri können kaum glauben, dass die wirklich die Schiffsplanken der Astoria betreten. Denn dieses Schiff ist ihnen Heimat, Erinnerung und so viel mehr, als es für andere Mitreisende jemals sein könnte. Das Schiff ist lebendige Geschichte und Zeitzeugnis, Vergangenheit und Gegenwart. Auch Frida verbindet viele bittersüße Erinnerungen mit dem Koloss aus Schwedenstahl, denn die See hat ihr den Liebsten genommen. Mit Elli wird das kleine Reisekleeblatt komplettiert, aber noch ahnt niemand, wie sich ihre Lebenswege wirklich miteinander verbinden...


"Deine Liebe ist dein Schiff
Deine Sehnsucht ist die Ferne
Und nur ihnen bist du treu ein Leben lang " (Seemann, deine Heimat ist das Meer"-Lolita)

Schon nach den ersten Seiten des Buches kommen mir die Zeilen des bekannten Schlagers in den Sinn und ich finde, dieses Lied von einst beschreibt wunderbar die Gefühle, die alle Seefahrenden in sich tragen. Stellvertrend für sie erzählt Kati Naumann in ihrem neuen Buch "Fernwehland"die Geschichte von Matrose Henri, dessen Fernweh schon in den Kinderschuhen durch die Erzählungen seines Vaters geweckt wird. Doch Reisen, neue Länder kennenlernen und den Horizont erweitern ist in der damaligen DDR nicht vorgesehen. Henri wird Matrose und begegnet auf der "Völkerfreundschaft" Simone, deren Herz genauso für das Meer, die Seefahrt und das Fernweh schlägt.

Kati Naumann verwebt insgesamt vier Lebensgeschichten miteinander, die sich wie die einzelnen geflochtene Seile eines Schiffstaus zu einem festen Tross verbinden. Dabei macht sie deutsch-deutsche Geschichte zugänglich und erzählt in einer unglaublich lebendigen und bildhaften Sprache von Träumen, Regimerepressalien und verpassten Möglichkeiten.

Wie in einem Leporello reihen sich die einzelnen Kapitel aneinander, ermöglichen lebhafte und bunte Erinnerungen genauso wie graue und trübe Einblicke in den Alltag der ehemaligen DDR. Mauerbau, Kalter Krieg, Republikflucht gehören ebenso dazu wie Feundschaft, Erinnerungen und Familienzusammenhalt.

Naumann arbeitet mit Sprachbildern, die den Text im Takt des Wellengangs pulsieren lassen und bietet ihren Leser:innen die Gelegenheit, ein Teil der Crew auf dem Schiff zu werden. Das Kopfkino rattert genauso wie die schweren Motoren im Maschinenraum und es ensteht eine unglaubliche Dynamik, die sich von den Figuren im Buch auf die Lesenden übertragt. Die Autorin spricht von einer Zeit des Lassens - Zulassen und Loslassen, einer Zeit der Vergebung und Versöhnung und einer Zeit des Neuanfangs und nimmt ihre Leser:innen mit auf diese emotionale Reise. Erinnerung und Gegenwart greifen wie Zahnräder ineinander und daraus entwickelt sich eine Geschichte zum Anfassen, miterleben und nachfühlen - inklusive wärmenden Sonnenstrahlen auf der Haut, Gischt und Salzwasser auf den Lippen und immer einer Brise Wind, die die Haare zerzauselt.

Auch wenn Henri und Simone die beiden Hauptfiguren sind, ist Frida die heimliche Könignin des Romans. Die betagte Dame schwelgt in bittersüßen Erinnerungen, ist diplomatische Vermittlerin und erkennt, dass das Leben für sie noch viele wundervolle Überaschungen und neue Abenteuer bereit hält.

Wieder einmal hat die Autorin mit Bravour einen zeitgeschichtlichen Roman verfasst, der die Leser:innen jeden Seegang - von leichten Wellen bis tosenden Sturm - miterleben lässt und sie auf den Wellen des Lebens trägt.