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katikatharinenhof

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Insgesamt 264 Bewertungen
Bewertung vom 07.05.2025
Der Duft der Neuen Welt / Little Germany Bd.1
Nikolai, Maria

Der Duft der Neuen Welt / Little Germany Bd.1


ausgezeichnet

Ein Stern am Bücherhimmel

Das neue Jahrtausend steckt voller Sehnsüchte, Erwartungen und Hoffnungen. Julia steckt in einer Ehe fest, die sie so nicht gewollt hat und die ihr nicht gut tut. Ihre Schwiegermutter piesackt sie an allen Ecken und Enden und ihr Ehemann fügt sich in das strenge Regiment seiner Mutter, die das Gut in der Nähe von Hannover mit harter Hand führt. Dienstmädchen Lissi in Stuttgert hingegen sprüht regelrecht vor Freude und Tatendrang, denn sie erwartet ein Kind von ihrem Dienstherrn. Beide Frauen müssen jedoch erleben, dass sie in Gesellschaft nicht gewollt sind. Es reift ein Plan in ihnen heran, der sie an Bord eines Schiffes führt, das sie nach Amerika bringt. Und dort wartet Großes auf sie...sie müssen sich nur trauen...


Maria Nikolai gelingt mir "Little Germany - Der Duft der Neuen Welt" wieder ein grandioses lietrarisches Werk. Sie verzaubert ihre Leser:innen mit zunächst sepiafarben Bildern, die sich mit jeder Seite mehr zu einer begehbaren Kulisse entfalten und die Lesenden mitten in die Neue Welt katapultieren,, die audfregend, verheißungsvoll und unglaublich lebendig ist.

Die Geschichten beider Frauen vereinen sich schon auf dem Schiff zu einem Ausblick in die gemeinsame Zukuft, die mit ganz vielen sinnlich erlebbaren Leseerlebnissen verbunden ist. Vom salzigen Geruch des Wassers über Schiffsmotorenöl bis hin zu den aromatischen Düften von frsich gebackenen Brezeln, die unglaublich tröstlich sind, wabern die unterschiedlichen Buketts der Neuen Welt durch die Seiten.

Nikolai erzählt von Hoffnungen und Ideen, die wie Seifenblasen platzen können, aber auch von Freundschaft, Gottvertrauen und Zusammenhalt, die die Menschen vereinen und sie zu starken Persönlichkeiten werden lassen. Jeder einzelne Charakter des Buches ist liebevoll ausgearbeitet, hat Ecken und Kanten und verbigt hinter einer vermeintlich harten Fassade so manche Überraschung. Herzklopfen, Schmetterlinge im Bauch und der berühmte Kloß im Hals finden sich ebenso ein wie Todesangst, Wut und Zorn.

Die Autorin macht für ihre Leser:innen das Unögliche möglich und lässt sie den Geist des 20. Jahrhunderts hautnah miterleben, verwandelt das Einst in ein Jetzt und zeigt ihnen das Amerika derjenigen, die fernab vom geselllschaftlichen Korsett in Deutschland einen Neubeginn wagen. Die Brezel-Bäckerei wird zum Zuhause für all diejenigen, die voller Neugier sich diesem Roman widmen und sich auf den abenteuerlichen Neuanfang einlassen.

600 Seiten, die wie im Flug vergehen, emotionale Höhen und Tiefen bereit halten und die ein oder andere überraschende Erkeknntnis sichtbar machen. Am Schluss klappen die die Leser:innen das Buch mit einem Seufzen zu, tauchen aus der grandiosen Kulisse wieder auf und wischen sich verstohlen ein Tränchen aus den Augenwinkeln. Denn das,was Maria Nikolai erzählt, ist Gschichte zum Anfassem, miterleben und nachfühlen. Der erste Band der Auswanderer-Saga ist grandios und ein Stern am Bücherhimmel - die Veröffentlichung von Band zwei wird daher sehnsüchtig erwartet

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.05.2025
Amore in italiano
Koenig, Tabea

Amore in italiano


sehr gut

"Erinnerungen sind Zeitreisen, die uns zurück zu unseren schönsten Augenblicken führen."

Lucia rauft sich die Haare, denn momentan verläuft ihre Leben nicht nach Plan. Statt glücklicher Ehe, zwei braven Kindern und einem tollen Urlaub in Italien steht demnächst die Scheidung an, die Töchter pubertieren und auf dem Bankkonto herrscht gähnende Leere. Als kurzerhand ihr Vater mitsamt dem pflegebedürftigen Bruder die Biege macht, ist es um die Fassung von Lucia geschenen. Wie soll sie um Himmels Willen Ordnung in dieses Chaos bringen ? Es bleibt ihr nichts anderes übrig, als selbst die Tasche zu packen, ihre beiden maulenden Töchter ins Auto zu verfrachten und eine Reise anzutreten, die alle nachhaltig verändern wird....


Das nostalgische Cover weckt Sehnsüchte und schickt den ein oder anderen bekannten Evergreen aus den 1950er Jahren als Ohrwurm auf die Reise. So finden sich die Leser:innen mit Petticoat und Anzug auf der Vespa wieder, singen "Volare", Marina" oder "Komm ein bisschen mit nach Italien" mit und starten den ungewöhnlichen Roadtrip.

Tabea König erzählt in Rückblenden von einer Liebe, die stärker ist als der Tod, die sich gegen alle Konventionen auflehnt und dabei Wunden heilt, die das Schicksal hinterlassen hat. Die Erinnerungen sind schmerzhaft, bittersüß und lassen das Herz bluten. Alberto und Christina sind ein so unglaublich schönes, warmherziges Paar, das sich mit Achtung, Respekt und Verständnis begegnet. Ihre Liebe ist spürbar und überträgt sich beim Lesen sofort all jene, die das Buch in den Händen halten.

Ihre gemeinsame Reise ist der Abschied von ihrer Heimat und der Neubeginn in Deutschlad. Eine Geschichte von vielen, die den Schritt der Auswanderung in den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts gegangen sind und doch ist sie individuell und gibt sehr intime Einblicke. Sie berührt und geht zu Herzen.

Ganz anders die Ereignisse in der Gegenart, denn hier prallen die Lesenden auf Lucia, die mit ihrer doch eher rupiggen und genervten Art eine Barriere schafft. Sie wirkt unnahbar, verschanzt sich hinter einer Mauer aus Perfektion und hat dabei vergessen, selbst zu leben, offen für Neues zu sein und ihren Träumen Raum zu geben.

Der Roadtrip liest sich flott von der Hand weg und ist sehr unterhaltsam, wenn Alberto und Gianni auf der Bildfläche erscheinen. Vater und Sohn haben es faustdick hinter den Ohren und ihre gemeinsame Zeit wirkt wie ein Pflaster auf der trauernden Seele von Alberto.

Leider bremst Lucia diese Wohlfühlatmosphäre immer wieder aus und erst im letzten Drittel gelingt der weiblichen Hauptfigur, sich nahhbar und menschlich zu zeigen. Jedoch konstruiert Tabea König ein doch eher schwülstiges und klischeebeladenes Ende für ihre Familiengeschichte, sodass es im letzten Abschnitt munter vo sich hinpilchert und alles sehr seicht und weichgespült wirkt.

Die Idee der Erzählung gefällt, kann aber nicht über die komplette Dauer des Buches überzeugen. Sehr gute 3,5 Sternchen für einen Roadtrip mit Familienanschluss.

Bewertung vom 03.05.2025
Sturm über den Mühlen
Popma, Gabriele

Sturm über den Mühlen


ausgezeichnet

Das Schicksal mischt die Karten....

Rick erlebt auf der Abschlussfahrt nach Amsterdam eine geile Zeit und so ist er auch einem Flirt mit Kim nicht abgeneigt. Beide sind sich einig, dass eine Fernbeziehung nicht das ist, was sie sich wünschen und so bleiben die gemeinsamen Stunden irgendwann nur noch als schöne Erinnerung. Das ändert sich als Kim acht Jahre später unangemeldet vor Ricks Haustür steht, ihm zwischen Tür und Angel erklärt, dass er jetzt für ein halbes Jahr auf seine Tochter aufpassen muss, während Kim dringend etwas in Amerika zu erledigen hat.

Siebzehn Jahre später steht Marijke vor den Trümmern ihrer Beziehung, versucht den Vertrauensbruch zu verabreiten, den sie durch ihren Freund Dominik erlebt hat. Mit Niederländer Arjen steht ein gutaussehnder junger Mann vor ihr, der sie immer wieder versucht, um den Finger zu wickeln. So ganz abgeneigt ist Marijke nicht, aber trotzdem fühlt sie sich nicht ganz so wohl mit ihrer Entscheidung, Arjen in seine Heimat zu bedleiten. Noch ahnt Marijke nicht, dass sie eine Schachfigur in einem bitterbösen Spiel ist...


Gabriele Popma schickt ihre Leser:innen auf eine emontionale Achterbahnfahrt, die immer wieder ganz viel Adrenalin durch die Adern jagt und für atemlose Spannung verantwortlich ist. Was zunächst nach einer bittersüßen Romanze aussieht, entwickelt sich nach und nach zu einem Psychothriller, der seine Klauen nach den Lesenden ausstreckt und sie in der Geschichte gefangnen hält.

Die Autorin verwebt brillante Gedankengänge, frische Ideen und eine geschickt draamturgisch erzähte Handlung zu einem Plot, der auf zwei Zeitebenen spielt. Erinnerung und Gegenwart greifen dabei wie Zahnräder ineinander und bilden eine so grausame, manchmal fast nicht zu ertragende Realität, die von bedingungslsoser Liebe, Vertrauen, Geldgier, Rache und Verlust handelt. Vielschichtige Charaktre nehmen die Leser:innen an der Hand, scheinbar zufällige Begegnungen bringen das Herz zum Stolpern und steuern unaufhaltsam in eine Katastrophe, bei der die Zeit wie Sand druch die Finger rinnt.

Der großartige Mix aus Leichtigkeit. Emotionen, Thriller-Elementen und Tiefe lässt gerade die Figuren wir Rick, Marijke, Daniela und Maarten aufblühen und macht die Lesenden zu ihren Verbündeten. Es fällt leicht, sich an ihre Fersen zu heften und gemeinsam mit ihnen zu lachen, zu weinen und Ängste zu durchleben. Die Antagonist;innen vereinen alle miesen Charakterzüge dieser Welt, sind jedoch geniale Schachspieler und planen ihre Züge mit einer perfiden Abgebrühtheit, die ihresgleichen sucht.

Die Kaptiel fliegen nur so dahin, die Seiten blättern sich fast von alleine um, wenn zwischen blühenden Tulpenfelldern und sich drehenden Windmühlenflügeln die dunklen Wolken des Schicksals sich verdichten. Gabriele Popma schreibt mit "Sturm über den Mühlen" erneut einen Roman zum Anfassen, miterelben und nachfühlen und dringt tief in die Herzen ihrer Leserschaft ein. Das Buch bleibt noch lange im Herzen und erinnert an einen Spruch, der früher in Posiealben zu finden gewesen ist:

"Bevor du je in deinem Leben fest auf einen Menschen baust, geh' mir Vorsicht ihm entgegen, eh' du dich ihm anvertraust. Schau ihm oft und fest ins Auge, ob auch offen ist sein Blick. Denn der Menschen Worte lügen, doch das Auge kann es nicht"

Bewertung vom 02.05.2025
Unheimliche Gesellschaft
Eckardt, Tilo

Unheimliche Gesellschaft


sehr gut

Ein Geheimnis, das vor aller Augen liegt, ist gut verborgen. Ernst Hohenemser

Thomas Mann wähnt sich im Exil in der Schweiz sicher. Doch was ist schon sicher, wenn die eigene Frau eher einen tollkühnen Fahrstil an den Tag legt und somit einen mehr als rätselhaften Verkehrsunfall verursacht. Der Dichter kann nicht anders, als erneut auf die Hilfe seines Freundes Müller zu vertrauen. Apropos Vertrauen – die Gestapo greift auch mit ihren langen Armen in der neutralen Schweiz nach all denjenigen, die ihnen ein Dorn im Auge sind. Und so müssen erneut Mann & Müller zu Detektiven werden….

Tilo Eckardt ist ein Meister der leisen Töne, der subtilen Nachlässigkeit und ein Verfechter der spröden Marotten von Thomas Mann, die er gekonnt zu einem zweiten Band seiner Krimi-Reihe um den berühmten Schriftsteller spinnt.
Dabei zeichnet er seine Figuren teilweise mit spitzer Feder, legt ihnen den ein oder anderen spröden Witz in den Mund und führt doch einige sehr erkenntnisreiche Konversationen, die sich so zugetragen haben könnten.
Die fiktive Handlung um Thomas Mann und sein Leben im Exil wird nicht nur von schwarzen Schatten durchzogen, auch der braune Sumpf taucht aus dem Nebel auf und schreckt nicht davor zurück , Mann und Müller zu verfolgen, ihnen nach dem Leben zu trachten, um an ihr Ziel zu kommen.
Die Handlung kommt ganz ohne Reißer aus, ist dem Schriftsteller Mann auf den Leib geschneidert und befasst sich mit literarischen Feinheiten, bei denen nicht nur die Leser;innen um die Ecke denken müssen.
Heimlicher Star des Buches ist Hund Ludwik, der mehr als einmal den richtigen Riecher hat. Manche Geheimnisse treten sehr offensichtlich aus dem Verbogenen, andere wiederum sind sehr gut verschlüsselt, sodass die Spannung beim Lesen erhalten bleibt. Müller mit seinem fotografischen Gedächtnis und den daraus resultierenden Möglichkeiten, Menschen nicht nur anhand ihres Aussehens, sondern auch stimmlich zu identifizieren, begeistert immer wieder aufs Neue.
Eine gelungene Mischung aus Fiktion, zweifelhaften Fahrkünsten, falschem Spiel und einem kongenialen Ermittlerduo, das immer wieder für gute Unterhaltung verantwortlich ist.

Bewertung vom 02.05.2025
Tage wie Salzwasser
Frey, Sita Maria

Tage wie Salzwasser


ausgezeichnet

Ein grandioses Debüt !!

Atlanta fühlt sich in der Welt der Zahlen zuhause - alles ist berechenbar, kalkulierbar und fügt sich zu einem stimmigen Ergebins zusammen. Aber das, was gestern noch den Regeln der Mathematik gefolgt ist, ist heute komplett aus den Fugen geraten. Völlig kopflos irrt sie durch die Straßen und läuft dabei Enza vor das Fahrrad. Auch Enza muss Veränderungen verarbeiten, die sie an die Grenzen ihrer emotionalen Belsatbarkeit bringen. Der Weg nach Süden scheint für beide Antworten auf ihre brennenden Fragen bereit zu halten und der spannende Roadtrip beginnt...



Es gibt Bücher, die schleichen sich mit leisen unaufdringlichen Worten in das Herz der Leser:innen und bleiben dort ganz lange wohnen. Sita Maria Frey gelingt mit ihre Debütroman der ganz große Wurf und sie bezirzt die Leserschaft mit einer Geschichte, die nicht immer einfach zu lesen ist. Starke Gefühle, die Frage nach dem Warum, die Suche nach dem eigenen Ich und dem Platz im Leben begleiten nicht nur Atlanta und Enza auf ihrem Weg in den Süden, sondern geben den Lesenden ordentlich Stoff zum Nachdenken über die eigene Situation, den Stellenwert und der gefestigten Persönlichkeit.

Falsche Erwartungen, Beziehungsprobleme und Suizid werden angesprochen, sodass diese Thematiken durchaus negative Gefühle und entsprechende Geanken auslösen könnten. Jedoch ist die Erzählweise nicht getragen und schwer, sondern immer von einer gewissen Leichtigkeit durchzogen, die den Fahrtwind um die Nase wehen lässt.

Es ensteht ein sinnlich erlebbarer Roman, der eindrucksvoll schildertt, wie aus zwei Fremden echte Herzensmenschen werden, die nicht nur ihren Platz im Leben finden, sondern auch den Weg des Lassens gemeinsam beschreiten - Daraufeinlassen - Zulassen- Loslassen - um den Schmerz zu verarbeiten und wie Phönix aus der Asche wieder aufzustehen.

Die Emotionen hinterlassen Spuren - so wie Salzwasser auf der Haut, das durch die Sonne trockent. Mal juckt es unangenehm und führt dazu, dass die empfindliche Stelle unbedingt mit den Fingernägeln freigekratzt werden muss. Mal spannt die Haut, um Platz zu schaffen für das angenehme Gefühl, wenn die Heilung einer Wunde dadurch begünstigt wird.

Starke Frauenfiguren bilden den Grundstock für die Hadldung, die tief im Innern berührt. Sonnige Augenblicke, wolkenverhangene Momente und nach dem Lesen des Epilogs bahnt sich eine leichte Spur von Salzwasser den Weg über die Wangen - Tränen, ausgelöst durch die unglaublich bewegenden Emotionen und Eindrücke, die das Buch nachhaltig ins Herz schreibt.

Ein grandioses Debüt !!

Bewertung vom 28.04.2025
Ein Weg aus Tinte und Magie / Die Buchreisenden Bd.1
El-Bahay, Akram

Ein Weg aus Tinte und Magie / Die Buchreisenden Bd.1


sehr gut

"Bücher sind fliegende Teppiche ins Reich der Phantasie." –James Daniel –

Mitten in London, jedoch ganz versteckt, liegt ein kleiner, unscheinbarer Buchladen. Die meisten hasten an Libronautic Inc vorbei und ahnen nicht, dass sich hinter diesen Türen etwas ganz Fantastisches verbirgt. Die Mitarbeiter des Buchladens haben eine ganze besondere Gabe – sie sind Geschichtenerzähler. Mit ihrer Stimme ermöglichen sie den Menschen, Reisen in die Bücher zu unternehmen und einen Blick hinter die geschrieben Buchstaben zu werfen. Doch was passiert, wenn plötzlich eine Tür auftaucht, die eigentlich in der Handlung nicht vorgesehen ist….

Es ist für alle Buchliebahber:innen ein bisher noch unerfüllter Traum, die Grenzen der Realität mit Reisen in fantastische Welten zu überwinden, in geheimnisvolle ätherische Landschaften einzutauchen und hautnah mitzuerleben, wie Szenen aus dem Lieblingsbuch lebendig werden.

Akram El-Bahay macht mit seinem neuen Roman „Die Buchreisenden“ genau das möglich und entführt seine Leser:innen an den Tisch der Teegesellschaft aus „Alice im Wunderland“, zeigt das Schattenreich der Untoten aus „Vampyr“ und weckt den dringenden Wunsch, der einzigartigen Stimme von Erzähler Adam zu lauschen, um mit ihm hinter den dicken schweren Samtvorhang zu blicken und atemberaubende Abenteuer zu erleben.

Der typische Geruch von alten Büchern nach Vanille, Holz und Gras erfüllt die Luft und legt sich um die Lesenden wie ein weiches Plaid. Mit fortschreitenden Kapiteln verweben sich die einzelnen Elemente, Figuren, Silhouetten und Ereignisse zu einem geheimnisvollen Geschichtenteppich, der so manche Überraschung birgt. Magisches Licht, funkelnde Schneekristalle, mystische Wälder – die Atmosphäre allein ist schon zauberhaft und wird durch die schön gezeichneten Charaktere belebt.

Doch nicht immer kann der Autor die Spannung und Leseneugier gleichbleibend bedienen. Gerade im letzten Drittel überschlagen sich die Ereignisse und so lösen sich schon recht früh Erkennbare familiäre Strukturen auf, der Überraschungseffekt verpufft ein wenig. Das Erzähltempo wirkt etwas überhastet und auch das offene Ende mit dem Hinweis, dass es sofort weitergeht, ist nicht unbedingt als rund zu bezeichnen.

Dennoch ist „Die Buchreisenden“ ein Leseabenteuer, das die Welt hinter den Buchstaben, das Flüstern von Tinte auf Papier und das Atmen der Geschichten für all die Buchliebhaber:innen zugänglich macht, die noch an Träume und (Buch-)Magie glauben

3,5 Sternchen

Bewertung vom 27.04.2025
Mai 1945: Das absurde Ende des 'Dritten Reiches'
Paul, Gerhard

Mai 1945: Das absurde Ende des 'Dritten Reiches'


sehr gut

Ein neuer Blickwinkel - das Kriegsende als Bühnenstück

Bald jährt sich das Ende des Zweiten Weltkrieges zum 80. Mal und Gerhard Paul widmet sich in seinem Buch "Mai 1945: Das absurde Ende des »Dritten Reiches«" mit einer nicht ganz alltäglichen Herangehensweise dieser Thematik. Die Absurdität der letzten Kriegstage bis hin zur bedingungslosen Kaputilation, die immer noch verherlichende Anschauung und Fahnetreue bis zum letzten Atemzung werden als tragikomischen Bühenstück in Szene gesetzt.

Paul strickt ein Sachbuch, das teilweise recht ausufernd, manchmal aber auch sehr stark beschnitten von eben jenen Tagen berichtet, fasst dies in manchmal sachliche trockene Beiträge und dann wiederum in zotig-zynische Abschnitte zusammen, die dem Werk schon den Stempel einer Posse aufdrücken.

Die einzelnen Kapitel gleichen daher eher Akte einer bühenenreifen Inszenierung, die mit Bildern, Dokumenten und Zeitzeugenberichten untermalt werden. Demzufolge ist lauf Paul der Gedanke des "Dritten Reiches" eben nichts anderes gewesen als eine bühnenreife Inszenierung, die unglaublich viele brutale Momente, menschenverachtende und völkervernichtende Hirngespinste durch Helfershelfer und fanatische Anhänger in die Tat umgesetzt haben.

Ein blutiges Stück Zeitgeschichte, das die Nazi-Elite auseinanderpflückt, ihre Beweggründe und verzerrten Selbstbildnisse mit Zynismus und überspitzder Feder dbeschreibt und den einen oder anderen bekannten Namen an den Pranger stellt. Nicht immer leicht zu lesen, da sich der Autor manchmal etwas verzettelt, dennoch trotzdem eine ganz andere Art und Weise, dem Schrecken zu begegnen, auf die sich die Lesenden einlassen müssen.

3,5 Sternchen für den Mut, andere Wege zu gehen und der Thematik einen ganz eigenen Stempel aufzudrücken

Bewertung vom 26.04.2025
Spielball der Ideologie?
Neisen, Robert;Lehmann, Andreas

Spielball der Ideologie?


ausgezeichnet

Wie der Sport zum Machtinstrument wird

In "Spielball der Ideologie – Der SC Freiburg in der Zeit des Nationalsozialismus" begeben sich die Autoren auf eine Reise durch die dunklen Jahre des Dritten Reiches, während der der SC Freiburg als Sportverein und Teil der Gesellschaft unverkennbar von den Ideologien des braunen Sumpfes beeinflusst war. Die Auseinandersetzung mit der eigenen NS-Vergangenheit, die der Verein heute öffentlich sucht, ist nicht nur eine notwendige, sondern auch eine hochaktuelle Debatte, die umso mehr Gewicht gewinnt, wenn man die Schlagzeilen des tagespolitischen Geschehens betrachtet.

Das Buch ist in fünf umfangreiche Kapitel gegliedert und behandelt die Entwicklung des SC Freiburg von seinen Anfängen in der Weimarer Republik bis zum Neustart nach dem Zweiten Weltkrieg. Der detaillierte Rückblick auf die Geschichte des Vereins ist sowohl informativ als auch erschreckend, da er die Mechanismen der Gleichschaltung und den Ausschluss jüdischer Mitglieder, Spieler und Trainer beleuchtet. Die Autoren legen dar, wie der DFB und viele Fußballvereine unter dem Druck des NS-Regimes agierten und damit nicht nur ihre moralischen Spielregeln aufgaben, sondern auch das Vertrauen ihrer Mitglieder und der Gesellschaft verloren.

Besonders hervorzuheben ist die methodische Herangehensweise der Autoren, die sich ihrer begrenzten Quellenlage bewusst sind. Die Zerstörung des Vereinsheims kurz vor Kriegsende und die damit einhergehende Vernichtung von wichtigen Belegen und Dokumenten machen eine umfassende Rekonstruktion der Ereignisse schwierig. Das Buch kämpft also nicht nur gegen die vergessene Geschichte, sondern reflektiert auch die Unsicherheiten und Herausforderungen der Aufarbeitung von (Vereins-)Geschichte. Es zeigt auf beeindruckende Weise, wie viele Aspekte der Vereinsvita im Dunkeln bleiben und wie individuelle Schicksale oft im Nebel der Geschichte verschleiert werden.

Die Verbindung zwischen Fußball und Politik wird durch klare Beispiele untermalt. Die Autoren schildern, wie einige Mitglieder des SC Freiburg, die in der NS-Zeit aktive Rollen einnahmen, eine dunkle Kollaboration mit dem Regime eingingen. Dies führt den Lesenden vor Augen, dass auch der Fußball kein unpolitisches Terrain blieb, sondern dass er zur Legitimierung und Verbreitung nationalsozialistischer Ideologien eingesetzt wurde.

Die Lektüre ist keine einfache, sie ist herausfordernd und stellt Fragen nach Verantwortung, Moral und der Rolle des Sports in der Gesellschaft. Der SC Freiburg, der heute als ein Verein gilt, der für Integration und Vielfalt steht, hat den sicherlich nicht leichten Weg eingeschlagen, den eigenen Schatten zu begegnen und sich seiner Verantwortung zu stellen. . Es ist ein wichtiges Buch, das nicht nur die Geschichte eines Vereins beleuchtet, sondern auch eine breitere Diskussion über die Verantwortung des Sports in der Gesellschaft und über die Lehren, die wir aus der Vergangenheit ziehen sollten, anregt.

Bewertung vom 21.04.2025
Pfotenglück und Sommerwellen / Lichterhaven Bd.8
Schier, Petra

Pfotenglück und Sommerwellen / Lichterhaven Bd.8


ausgezeichnet

Manchmal muss man das Chaos nur ein bisschen schütteln und es wird Liebe daraus

Isalie hat es geschafft - sie ist erfolgreiche Unternehmensberaterin und auch auf Social Media läuft es so richtig rund. Normalerweise sind große Unternehmen ihre Autragebende, doch dieses Mal ist alles anders. Der Hilferuf kommt nämlich von einem kleinen Baunerhof direkt an der Nordseeküste und stellt Isalie vor Herausforderungen, mit denen sie nicht gerechnet hat. Beruflich sprießen auch schon die ersten Ideen, aber privat muss sich Isalie immer wieder von Landwirt Max anhören, dass sie als Stadtkind keine Ahnung vom Landleben an der Küste hat, Ihr Ehrgeiz ist geweckt und Isalie steckt schon bald Herz über Kopf in Lichterhaven ....


Petra Schier schafft es immer wieder, ihre Leser:innen mit vorwitzigen Fellnasen, die Amor spielen, zu überraschen. Im aktuellen Roman "Pfotenglück und Sommerwellen" erobert Neufundländer Samson nicht nur die Herzen der Figuren im Buch im Sturm, sondern auch die der Leser:innen. Seine traurige Geschichte geht mitten ins Herz und wenn er bekümmert und mit gebrochenem Hundeherz seinen Blick direkt an die Protagonis;innen richtet, ist es auch um die Leserschaft geschehen.

Die Handlung fängaft nicht nur maritimee Naturmotive inklusiver frecher Möwen ein, sondern erzählt von einem alleinerziehenden Vater, der nicht nur mit der wirschtlichen Misere in der Landwirtschaft zu kämpfen hat, sondern auch mit den finanziellen Nachwirkungen seiner Scheidung. Schier versteht es ohne jeglisches Klischee die Sorgen und Nöte von Max zu schildern, sodass es den Lesenden leicht fällt, sich direkt auf seinem Hof einzufinden und gemeinsam mit ihm die Hochs und Tiefs zu erleben.

Wenn Isalie auf der Bildfläche erscheint, bringt sie nicht nur den Hof und Max' Herz zum Leuchten. Ihr ganzes Wesen ist auf positive Art einnehmend und ihre Begeisterung für Veränderungen und innovative Ideen ist ansteckend.

Die Gedanken und Geüfhle von Samson werden offen gelegt und es ist unglaublich, wie Schier das Unmögliche möglich macht. Die Leser:innen können nämlich hautnah miterleben, wie aus dem zutiefst verletzten Hund ein frecher aufgeschloessener Weggefährte wird, der geschickt den ein oder anderen Fellnasenschachzug in die Wege leitet, um nicht nur Teil einer neuen Familie zu werden, sondern auch noch ein bsischen Herzklopfen und Schmertterlinge im Bauch zu spüren.

Auch gelignt es der Autorin, die Gefühle und Ängste der beiden Kinder so zu vermitteln, dass die Leser;innen diese ernt nehmen und mit ihnen mitfühlen. Hier geht es um bedürfnisorientierte Begleitung von Trennungskindern, die sich nach und nach öffnen und nicht zuletzt dank Hund Samson auch wieder in eine aufregende Zukunft blicken.

Wer Lust auf ein bisschen Chaos auf dem Bauernhof hat, das Träumen nicht verlernt hat, Sehnsucht nach Meer und mehr verspürt, der muss einfach zu diesem Buch greifen, denn hier kommt das Gesamtpaket mit Sonne auf der Haut, Wellenglitzern, Dünenrauschen und ganz viel Liebe.

Bewertung vom 20.04.2025
Unter den Sternen von Paris
Schützer, Karolina

Unter den Sternen von Paris


weniger gut

Keine Sterne für Paris

Sophia ist Perfektionistin vom Kopf bis zu dem Spitzen ihrer Pumps. Umso härter strifft es sie, dass nicht nur ihre Ehe gescheitert ist, der Traumjob flöten geht und ihre geliebte Großmutter stirbt. Im Testament wird Sophia großzügig bedacht und erbt eine kleine Bar in Paris. Für Sophia steht fest, dass sie unte rallen Umständen die Bar verkaufen will - und das so schnell wie möglich. In Paris angekommen, betritt sie nicht nur das kleine Lokal, sondern auch die Welt der Erinnerungen.....


Ich bin so unendlich traurig darüber, dass der wundervolle Buchtitel und das vielversprechende Cover nicht halten können, was sie versprechen. Vom Sternenglanz in Paris ganz weit entfernt, erleben die Leser:innen keine Wohlfülgeschichte sondern eine Erzählung, die randvoll ist mit Klischees und den daraus resultierenden vorhersehbaren Szene und ihrem Ausgang.

Sophia wirft ihrem Ex vor, Ich-bezogen und unnahbar zu sein, dabei treffen diese Eigenschaften auf sie zu wie die berühmte "Faust aufs Auge". Sie hat keine emotinale Verfügbarkeit und ihr Drang zum Perfektionismus weist die Leser;innen eher ab, als dass sie sich in sie hineinversetzen können, um mit ihr aktiv ihre Geschichte zu erleben.

Ganz anders Louis - die Autorin zeichnet einen sehr warmnherzigen Charakter, der eine unglaublich positive Aura und Präsenz hat. Von ihm zu lesen ist, als würde die Sonne gleich ein bisschen heller scheinen. Er besitzt Charme, ist emapthisch und hat ein großes Herz. Wenn er die Leserschaft an seinen Erinnerungen teilhaben lässt, hängt man förmlich an seinen Lippen . Auch besitzt er die Gabe, ganz viele Ohrwümer in den Gehörgang zu pflanzen und so laufen Désirée, Non, Je ne regrette rien, La vie en rose, Ella, Elle L'a und - etwas Moderneres- J'en Ai Marre in Dauerschleife :)

Es wird viel geredet, ohne großartig etwas zu sagen. Vielmehr reden alle um den heißen Brei herum, anstatt endlich mal die Karten offen auf den Tisch zu legen. Dadurch entstehen ien paar Missverständnisse, die sich dann doch im Handumdrehen auflösen. Das Ganze wird getoppt mit einem doch eher hanebüchenem Gehemins mit familiärem Bezug. Manchmal prasseln die Ereignisse auf die Lesenden ein und es bleibt kaum Zeit, um das Gelesene sacken zu lassen. Vielmehr wirkt es so, als müsse die Autorin noch eine Idee und noch eine Wenung einbauen, um den nicht vorhandenen Spannungsbogen doch noch künstlich zu erzeugen. Das geht aber leider total daneben.

Nächtlicher Sternenglanz, Wohlfühlatmosphäre und den unvergleichen Flair von Paris suchen die Leser:innen leider vergebens, daher regnet auch keine Sternchen für diesen Roman. Schade, da wäre so viel mehr drin gewesen.