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Benutzername: 
Sabine
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Köln
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Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 410 Bewertungen
Bewertung vom 29.08.2016
Die Salbenmacherin und der Bettelknabe / Die Salbenmacherin Bd.2
Stolzenburg, Silvia

Die Salbenmacherin und der Bettelknabe / Die Salbenmacherin Bd.2


sehr gut

Es war mein erstes Buch von Silvia Stolzenburg, aber sicherlich nicht mein letztes - denn sie hat mich mit diesem zweiten Band um die Salbenmacherin Olivera sehr begeistern können.

Schon der Einstieg in die Geschichte ist spannend, denn man wird im Prolog Zeuge, wie ein kleiner Junge auf der Flucht geschnappt und hingerichtet wird. Doch auch danach bleibt es spannend, denn die Autorin schafft es, den Leser ins historische Nürnberg zu entführen und die Geschichte um Olivera und den Bettelknaben Jona sehr lebendig zu erzählen.

Zunächst gibt es zwei Erzählstränge, die dann aber im Lauf des Buches ineinandergreifen. In dem einen geht es um die Salbenmacherin Olivera, die mit ihrem Liebsten in Nürnberg ein neues Leben beginnt. Olivera hat sich bereits einen guten Ruf als Salbenmacherin gemacht, ihr Liebster Götz wartet jedoch noch auf seine Ernennung zum Apotheker. In dem anderen Erzählstrang steht der Bettlerjunge Jona im Mittelpunkt, der sich als Dieb mehr recht als schlecht durchschlägt. In Nürnberg bekommt er ein verlockendes Angebot - doch dieses erweist sich bald als böse Falle.

Es ist vor allem der Schreibstil, der mich so begeistert hat. Er hat bei mir nicht nur ein historisches Gefühl beim Lesen geschaffen, sondern mich richtig in die Geschichte hineingezogen. Er ist sehr lebendig und gut lesbar, passt dennoch aber zum 15. Jahrhundert, in dem die Geschichte spielt. Er ist bildreich, so dass ich alle Szenerien genau vor Augen hatte, und trotz der Beschreibungen wird es nie langweilig oder langatmig. Ganz im Gegenteil - ist der Prolog schon spannend, schafft es die Autorin, diese Spannung das ganze hindurch zu halten, bis es am Schluss ein großes Finale gibt, das alle Fäden zusammenführt und alle noch offenen Fragen klärt.

Auch der Plot selber hat mir gut gefallen - er war gut durchdacht, bot einige Wendungen und Überraschungen, und am Ende wird doch alles logisch und plausibel aufgelöst.

Die Charaktere sind alle sehr liebevoll gestaltet - nicht nur die Protagonistin Olivera, die ich aber sofort in mein Herz geschlossen habe. Sie ist für die damalige Zeit eine sehr selbstbewusste Frau, die zuzupacken weiß, aber auch Gefahren einschätzen kann - und die gab es seinerzeit ja nun reichlich. Dabei trägt sie ihr Herz am rechten Fleck und lässt sich so schnell nicht aus der Fassung bringen. Bei Jona hat es etwas gebraucht, bis ich auch ihn mochte, wirkt er doch zunächst hinterlistig und undankbar - aber im Laufe der Geschichte lernt man auch ihn besser kennen, und es zeigt sich sein wahrer Charakter. Auch die Nebenfiguren sind gut gezeichnet, und genau wie die Hauptfiguren machen auch sie zum Teil sehr interessante Entwicklungen durch.

Gerade für Einsteiger ins historische Genre finde ich diesen Roman bestens geeignet, da er von Anfang an zu fesseln weiß, gut lesbar ist und eine spannende Geschichte bietet. Es gibt Intrigen und Neid, Liebe und Freundschaft und vor allem ein tolles Mittelalter-Feeling. Auch wenn dieser Band der zweite Teil einer Reihe ist, kann man ihn gut ohne Kenntnis des ersten lesen. Silvia Stolzenburg erklärt notwendige Details aus dem ersten Band, die locker in die Geschichte eingestreut sind.

Ich habe mich von dieser Buch wirklich sehr gut unterhalten gefühlt und gebe gerne 4 von 5 Sternen. Einen Stern ziehe ich ab, weil ich mir auch mal ein paar ruhigere Passagen gewünscht hätte, in denen nochmal mehr in die Tiefe gegangen wird und man mehr in den damaligen Alltag abtauchen kann.

Mein Fazit
Gerade für Einsteiger in das historische Genre finde ich diesen Roman sehr gut geeignet - er hat einen angenehmen und zur Zeit passenden Schreibstil, fesselt von der ersten Seite an, bietet einen interessanten Plot mit Überraschungen und Wendungen und Charaktere, mit denen man fiebert. Ich gebe diesem Buch 4 von 5 Sternen und freue mich auf weitere Bücher aus der Feder von Silvia Stolzenburg.

Bewertung vom 24.08.2016
Ein Zimmer über dem Meer
Paul, Dana

Ein Zimmer über dem Meer


sehr gut

Als bekennender Fan von Corina Bomann war natürlich klar, dass ich auch das neue Buch von ihr lesen wollte, das sie als Dana Paul veröffentlicht – und mit den richtigen Erwartungen hat mir auch diese Geschichte wirklich gut gefallen.

Die Autorin entführt den Leser nach Cornwall – und sie hat die Stimmung und Atmosphäre dieses Landstrichs auch wunderbar einfangen können. Man begleitet die 25jährige Kim, die nach dem plötzlichen Unfalltod ihres Freundes selbst die Lust am Leben verloren hat und sich von den Klippen stürzen will – doch sie wird gerettet und lernt nach und nach das Leben von einer ganz anderen Seite kennen. Es gibt zudem noch einen zweiten Erzählstrang in Form eines Tagebuches, in diesem geht es um die stumme Leandra, die Anfang des 19. Jahrhunderts verheiratet wurde, in ihrer Ehe aber nur geduldet ist – auch sie ist unglücklich und sucht nach Auswegen.

Wie so oft bei Büchern, die auf zwei Zeitebenen spielen, hat mir auch diesmal der Erzählstrang der Vergangenheit viel besser gefallen. Leandra ist eine sympathische Frau, die ich einfach sofort ins Herz geschossen habe, die trotz aller Widrigkeiten nicht aufgibt und für sich einen Weg sucht. Ich habe diesen Tagebucheinträgen immer schon entgegengefiebert, weil ich wissen wollte, wie es mit Leandra weitergeht – aber auch, weil ich die Stimmung in diesem Abschnitt sehr mochte, auch wenn sie eher düster und bedrückend war.

Den Erzählstrang der Gegenwart fand ich leider etwas vorhersehbar – meine Lesefreude hat das aber nicht getrübt. Ich hatte schon vermutet, dass hier auch eine Liebesgeschichte eingeflochten sein wird, von daher wurde ich nicht enttäuscht, als sich da tatsächlich etwas anbahnte. Kim als Protagonistin mochte ich sehr gerne, ihre Gefühle nach dem plötzlichen Tod ihres Freundes fand ich gut und vor allem glaubhaft dargestellt. Aber auch andere Figuren waren mir sympathisch - Janet, die Kim vor dem Sturz von den Klippen rettet, ist eine praktische und lebenserfahrene ältere Frau, die mit Menschen umzugehen weiß. Ihren Enkel Dan fand ich dagegen etwas überzeichnet und leider auch unglaubwürdig, trotzdem mochte ich auch ihn. Überhaupt gibt es in diesem Erzählstrang viel Gefühl und Emotion, und auch wenn die Stimmung eher traurig-melancholisch, habe ich mich wohl gefühlt in der Geschichte – bis hin zum Ende, das – so traurig es doch war - mich doch zufrieden zurückgelassen hat.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm. Er lässt sich flüssig und leicht lesen, schafft es aber vor allem, Stimmungen und Emotionen einzufangen. So hatte ich die ganze Landschaft mit all seinen Klippen und Felsen, mit der See und dem Strand und auch mit Wind und Wetter stets vor Augen, aber auch die Verzweiflung und Trauer Kims konnte ich beim Lesen spüren. Zu keinem Zeitpunkt aber waren die Beschreibungen langweilig, sie waren einfach eingestreut und haben eine unglaubliche Atmosphäre erzeugt.

Ich gebe dem Buch 4 von 5 Sternen, einen Stern ziehe ich nur ab wegen der Vorhersehbarkeit und der doch etwas überzogen gezeichneten Figur Dans. Wer aber eine gefühlvolle Geschichte vor den Kulissen Cornwalls lesen möchte, dem kann ich dieses Buch mit gutem Gewissen empfehlen.

Bewertung vom 21.08.2016
Schattwald
Dribbusch, Barbara

Schattwald


sehr gut

„Schattwald“ ist eine spannende Geschichte mit vielen Geheimnissen, die auf zwei Zeitebenen spielt und die mir schöne Lesestunden geschenkt hat.

Annes Großmutter Charlotte ist gestorben, in ihrem Nachlass findet Anne die Tagebücher ihrer Großmutter. In ihnen beschreibt Charlotte von ihrer Zeit in Schattwald, einem Nervensanatorium in der 1940er Jahren. Anne wusste nicht, dass ihre Großmutter dort eingeliefert war, noch weniger ahnt sie jedoch, dass die Geschichte von Schattwald bis in die heutige Zeit hineingereicht.

Wer denkt, durch dieses Buch Einblicke in die Psychiatrien der Nazizeit zu erhalten, der wird enttäuscht sein – denn darum geht es in dieser Geschichte gar nicht. Vielmehr ist es eine spannende Geschichte mit vielen Geheimnissen, die von den 1940er Jahren bis in die Gegenwart reichen und die in zwei Zeitebenen erzählt wird.

In der Gegenwart ist Anne die Protagonistin, eine sympathische Mittvierzigerin, die durch die Tagebücher ganz neue Seiten ihrer Großmutter kennenlernt. Selbst von ihrem Mann gerade verlassen, nimmt Anne die Reise zum Haus Charlottes auch als Auszeit von ihrem eigenen Leben – doch es geht turbulent zu in Innsbruck: sie lernt interessante Männer kennen, neugierige Nachbarinnen und alle scheinen Interesse an Charlottes Tagebüchern zu haben. Ich mochte Anne gleich von Anfang an, weil sie unglaublich echt und glaubhaft auf mich wirkte und sie mir mit ihren Ecken und Kanten einfach sympathisch war.

Mit Charlotte reist der Leser ins Jahr 1943, wo sie als junge Frau nach dem Tod ihres Bruders in das Nervensanatorium Schattwald gebracht wird. Doch nichts erinnert an die berüchtigten Psychiatrien, obwohl es schillernde Figuren gibt und sich einiges Merkwürdige zuträgt. Auch Charlotte, Annes Großmutter war mir gleich sympathisch mit ihrer wachsamen und zupackenden Art, und ich habe mit ihr gefiebert, das Rätsel um Schattwald zu lösen.

Die Handlungsstränge der Gegenwart und des Jahres 1943 wechseln sich immer ab. Während die Handlung in beiden Erzählsträngen zunächst eher langsam und leise voranschreitet und die Spannung eher subtil ist, ändert sich das aber im Verlauf des Buches: Es gibt immer wieder neue Geheimnisse, Fragen werden in den Raum gestellt und zunächst nicht beantwortet, so dass die Spannung steigt und ich immer weiterlesen wollte, um zu wissen, was passiert. Das Ende hätte ich so nicht erwartet, aber es werden alle Fragen geklärt und es ist schlüssig und glaubhaft.

Dass die Seiten so dahingeflogen sind, liegt auch an dem leichten und sehr flüssig zu lesenden Schreibstil, der die geheimnisvolle und manchmal mystische Stimmung gut einfangen konnte. Dass das Buch im Winter spielt, hat mich nicht gestört, wer aber im Sommer nichts mit Schneemassen und Skifahren lesen möchte, der sollte die Lektüre eher in die Wintermonate verlegen. Was mir gefehlt hat, ist ein wenig mehr Tiefgang – denn den hätte ich bei dem Thema erwartet. Leider aber ist die Geschichte doch sehr oberflächlich und der Schwerpunkt liegt mehr auf leichter Unterhaltung und den zu lösenden Geheimnissen – schöne Lesestunden hatte ich, so dass ich dem Buch knappe 4 von 5 Sternen vergebe.

Bewertung vom 17.07.2016
Kleiner Mann - was nun?
Fallada, Hans

Kleiner Mann - was nun?


sehr gut

„Kleiner Mann – was nun?“ schreibt die Geschichte eines jungen Paares in den 30er Jahren in Berlin und gibt damit ein gutes Bild der damaligen Zeit ab, die geprägt war von Arbeitslosigkeit und Wirtschaftskrise. Dieses Buch ist die erstmals in Originalfassung erschienene Ausgabe, die um ein Drittel mehr an Seiten bietet als die bislang erschienenen Werke, und sicherlich wäre es interessant, beide Bücher zu lesen, um einen Vergleich ziehen zu können – andererseits ist dies aber nicht notwendig, denn der knapp 70seitige Anhang liefert hier einiges an Hintergrundinformationen, die auch genau diesen Vergleich mit aufgreifen. Doch nun erst mal zum Buch.

Ich muss gestehen, dass ich zu Anfang etwas Probleme hatte, in die Geschichte reinzukommen, da ich den Schreibstil Hans Falladas doch sehr eigen und ungewöhnlich finde. Ich bin über einige Formulierungen gestolpert und habe mich gefragt, ob man damals tatsächlich so geredet hat, wie hier die Dialoge angelegt sind – ich fand die Sprache ungelenk und hölzern, manchmal auch umständlich. Trotzdem wirkt der Schreibstil locker und beschwingt – eigentlich gar nicht passend zur damaligen Zeit. Und so musste ich oft schmunzeln – alleine schon bei den Kosenamen, denn Johannes nennt seine Freundin „Lämmchen“, Emma ihren Zukünftigen dagegen „Junge“. Aber einmal eingelesen, habe ich mich auch an diesen Schreibstil gewöhnt und ihn im Verlauf dann auch genießen können.

Die Geschichte selber hat mir zudem gefallen, einfach weil sie einen guten Einblick in das Berlin der 30er Jahre liefert und sie authentisch und glaubhaft wirkt. Dazu haben natürlich gerade auch die Charaktere beigetragen, die sehr gut gestaltet sind und ein Abbild der Menschen von damals mit ihren Sorgen und Ängsten, ihren Gefühlen und Gedanken darstellt. Zwar steht Johannes Pinneberg im Mittelpunkt der Geschichte, doch die eigentliche „Heldin“ ist für mich seine Frau „Lämmchen“, die mich mit ihrer herzlichen und gutmütigen, dennoch aber anpackenden Art einfach begeistert hat. Daneben wirkt Johannes, „Junge“, immer etwas rat- und hilflos – man hat den Eindruck, ohne sein Lämmchen würde er in dieser Zeit richtig untergehen. Aber trotzdem ist er in seiner unbedarften und hilflosen Art auch sympathisch, und ich habe mit den beiden in ihren Nöten richtig mitgelitten.

Auch wenn der Schreibstil eher locker und leicht, manchmal sogar beschwingt daherkommt, die Geschichte ist es nicht – sie hat mich eher traurig gemacht und zum Nachdenken angeregt. Auch das Ende, das eher offen gehalten und keinesfalls ein „Happy-end“ ist, hat mich etwas bedrückt – aber es macht die ganze Geschichte sehr authentisch. Ich habe mich beim Lesen tatsächlich in die damalige Zeit versetzt gefühlt, weil Hans Fallada nicht nur die Gefühle und Gedanken der Protagonisten gut eingefangen hat, sondern weil er mit seinen Beschreibungen und Orten, an die er den Leser entführt, ein wunderbares Bild Berlins in den 30ern gezeichnet hat.

Im Anschluss an die eigentliche Geschichte folgt der sehr ausführliche Anhang, den ich mit großem Interesse gelesen habe. Er beschreibt, was seinerzeit bei Ersterscheinung alles verändert und gekürzt wurde und beleuchtet auch die Hintergründe, warum der Text mehrfach geändert bzw. angepasst wurde. Das hat die Aussage des Buches für mich noch mal mehr verändert und mich auch nach Beenden noch lange über die Geschichte und die damalige Zeit nachdenken lassen.

Bewertung vom 09.07.2016
Wie der Atem in uns
Poliner, Elizabeth

Wie der Atem in uns


weniger gut

Das Cover des Buches finde ich wunderschön und auch der Klappentext verspricht eine interessante Geschichte – ich mag Familiensagas, deshalb war ich sehr neugierig. Aber ich muss sagen, dass ich leider sehr enttäuscht wurde.
Die Idee der Geschichte ist gut: Die jüdische Familie Leibritzky fährt jeden Sommer mehrere Wochen ans Meer, um die Ruhe und das Leben in seiner Ursprünglichkeit zu genießen. In einem Sommer kommt es zu einem tragischen Unglück und dieser Sommer bildet den roten Faden des Buches.
Schon der Einstieg in die Geschichte ist mühsam – wie selbstverständlich tauchen unzählige Figuren auf den ersten Seiten auf, die ich zunächst kaum sortiert bekam, und auch im Verlauf der Geschichte ist es mir schwer gefallen, die unterschiedlichen Figuren mit ihren Beziehungen und Erlebnissen richtig zuzuordnen. Selten habe ich mir ein Personenregister sehnlicher gewünscht als bei diesem Buch.
Doch es sind nicht nur die unzähligen Figuren, die es dem Leser schwer machen, den Überblick zu bewahren, es sind auch die vielen Erlebnisse und Erinnerungen, die beschrieben werden, egal ob sie zur Handlung unmittelbar beitragen oder nicht. Dabei gibt es zudem häufige Zeitsprünge, die meine Verwirrung nochmal mehr verstärkt haben – ich hatte wirklich meine Mühen, den roten Faden der Geschichte nicht aus den Augen zu verlieren.
Geschrieben ist die Geschichte meist aus Sicht Mollys – sie ist eines der Kinder des Leibritzkys, sie erzählt, was in jenem tragischen Sommer geschah, blickt aber auch zurück in die Vergangenheit und erzählt, was einzelnen Mitglieder der großen Familie geschehen ist. Aber es ist nicht nur Molly , die erzählt, auch hier gibt es Wechsel – nicht nur der Zeiten, von denen erzählt wird, sondern auch der Erzählperspektiven, was mich noch mal mehr verwirrt hat. Hier den Durchblick zu behalten, war wirklich eine Kunst.
Der Schreibstil selber hat mir eigentlich gefallen, ihn habe ich als warm und emotional empfunden, auch wenn er an manchen Stellen etwas ausufernd war – trotzdem lässt sich das Buch durch die ständigen Wechsel der Personen und die Zeitsprünge einfach nicht flüssig lesen.
Mich konnte diese Familiensaga leider nicht begeistern – zu verwirrend fand ich die Geschichte, die leider an manchen Stellen auch nicht vorwärts gekommen ist. Von mir gibt es leider nur knappe 2 von 5 Sternen.

Bewertung vom 26.05.2016
Beim Leben meiner Tochter
Bussi, Michel

Beim Leben meiner Tochter


sehr gut

Mit „Das Mädchen mit den blauen Augen“ konnte mich Michel Bussi total begeistern, sein neues ist zwar ganz anders, aber auch hier wurde ich nicht enttäuscht! Dabei würde ich das Buch eher als Thriller denn als Roman bezeichnen, so spannend und fesselnd ist die Geschichte.

Und das beginnt eigentlich schon auf den ersten Seiten, denn man wird als Leser direkt reingeschmissen ins Geschehen. Gleich zu Beginn des Buches verschwindet bei dem gemeinsamen Familienurlaub auf der Insel La Réunion Liane Bellion aus dem Hotelzimmer, zurück bleibt nur eine Menge Blut. Des Mordes beschuldigt wird ihr Ehemann Martial, alles scheint gegen ihn zu sprechen, doch ihm gelingt gemeinsam mit der 6-jährigen Tochter Sopha die Flucht, und eine rasante Verfolgungsjagd beginnt.

Am Anfang ist man als Leser tatsächlich sehr ratlos, wer denn nun eigentlich Täter und wer Opfer ist, und diese Zweifel waren bei mir auch lange vorhanden, einfach weil es immer wieder Fährten in die eine wie auch die andere Richtung gibt. Natürlich habe ich mit gerätselt, was es mit dem merkwürdigen Verschwinden Lianes auf sich hat, zwar habe ich an einigen Punkten in die richtige Richtung gedacht, auf die Lösung bin ich aber nicht gekommen. Mal dachte ich, Martial ist tatsächlich ein Mörder, mal wiederum schien sein Verhalten dagegen zu sprechen – dabei war die Lösung zum Schluss dann total schlüssig und logisch und Fragen sind keine offen geblieben.

Spannend ist das Buch von der ersten Seite an und die Spannung hält sich tatsächlich auch bis zum Ende – ich zumindest konnte das Buch kaum aus der Hand legen und habe mich fast schon atemlos durch die Seiten gelesen. Dazu hat natürlich auch der Schreibstil beigetragen der nicht nur gut lesbar ist, sondern durch seine kurzen und prägnanten Sätze die Spannung nochmal erhöht. Und trotz der erzeugten Spannung gab es auch immer wieder ruhige Momente, in denen Michel Bussi mit seinen Worten den Reiz der Insel mit den eindrucksvollen und sehr wechselhaften Landschaften einfangen konnte, für mich war das tolles Kopfkino!

Das Buch besteht aus insgesamt 53 Kapiteln, die oft nur wenige Seiten lang sind und die nochmals in kurze Unterkapitel eingeteilt sind, denen voran immer die aktuelle Zeit angegeben ist. Meist ist es ein personaler Erzähler, der das Geschehen beschreibt, immer wieder aber gibt es auch kleinere Abschnitte, in denen Sopha als Ich-Erzählerin zu Wort kommt. Gerade dieses Abschnitte haben bei mir immer wieder Zweifel gesät, denn Sopha ist hin- und hergerissen, ob sie ihrem Vater vertrauen kann oder nicht. Zwar fand ich ihre Gedankengänge oft nicht passend für eine 6-Jährige, sie haben aber die Spannung nochmal deutlich erhöht.

Manche Charaktere sind wirklich sehr gut gezeichnet, ich denke da an die beiden Ermittler Aja und Christos, die man sich nicht nur gut vorstellen konnte, sondern die man auch in ihren Handlungen und Gedanken rasch einschätzen konnte. Ganz anders war das dagegen bei Martial, von dem man zwar ein paar Äußerlichkeiten erfährt, dessen Persönlichkeit aber lange verborgen bleibt und den man erst nach und nach „zu packen“ kriegt. Ich fand das beim Lesen sehr interessant, denn ich kann nicht sagen, dass er mir zu Beginn sonderlich sympathisch war – und trotzdem habe ich mit ihm auf seiner Flucht gefiebert. Erst im letzten Drittel zeigen alle Beteiligten ihre wahren Gesichter – und für mich war am Ende die Überraschung groß.

Wieder ist dem Autor mit diesem Buch ein spannendes und fesselndes Werk gelungen, in dem nichts ist, wie es zunächst scheint – wer sich auf eine atemberaubende Verfolgungsjagd mit ungeahnten Überraschungen und Wendungen einlassen möchte, der ist mit diesem Buch sehr gut bedient. Ich zumindest fühlte mich sehr gut unterhalten und gebe 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 22.05.2016
Im unwahrscheinlichen Fall
Blume, Judy

Im unwahrscheinlichen Fall


weniger gut

Das Cover und auch der Klappentext haben mich sehr neugierig auf diese Geschichte gemacht, zumal sie nach einer wahren Begebenheit erzählt wird – denn die im Mittelpunkt der Handlung stehenden drei Flugzeugabstürze in dem kleinen Ort Elizabeth in den USA sind nicht erdacht sondern hat es tatsächlich gegeben – die Umsetzung der Geschichte hat mich dagegen leider nicht angesprochen.
Erzählt wird die Geschichte aus Sicht vieler verschiedener, fiktiver Personen, die alle aus dem kleinen Städtchen Elizabeth kommen, in denen sich die Flugzeugabstürze zutragen, wobei das Haupt-Augenmerk auf der 15-jährigen Miri Ammerman liegt. Jeder geht anders mit den Ereignissen um, jeder entwickelt sich anders – und genau das wird in diesem Buch erzählt. Miri lebt mit ihrer Mutter und Großmutter unter einem Dach und allein schon die drei sind so unterschiedlich, dass ich mich gewundert habe, dass es dort nicht häufiger knallt. Schon hier merkt man, wie unterschiedlich sie mit dem Geschehenen umgehen, Miri erhält dabei viel Unterstützung von ihrem Onkel Henry, der fast schon so was wie eine Vaterrolle übernommen hat und der ihr auch bei anderen Sorgen und Nöten beiseite steht. Und dann gibt es noch viele Freunde mit ihren Familie, die man in dieser Geschichte auch begleitet und in deren Handeln und Denken man ebenso hineinschauen darf wie in das von Miri.
Aufgeteilt in 35 große Kapitel, finden sich in diesen weitere, oft nur wenige Seiten lange Unter-Kapitel, in denen die verschiedenen Akteure zu Wort kommen – zum Glück steht jeweils vorab, aus wessen Sicht gerade die Dinge erzählt werden und zum Glück hat der Verlag ein Lesezeichen beigelegt, auf dem die Beziehungen zwischen den gut 20 regelmäßige auftauchenden und aktiv beteiligten Charakteren vermerkt sind – denn sonst wäre ich sicher sehr verwirrt gewesen. Vielleicht waren die kurzen Kapitel auch dazu gedacht, die Spannung zu erhöhen, mich haben sie aber in meinem Lesefluss gestört, oder besser gesagt, ich bin ich die Geschichte gar nicht richtig reingekommen. Zudem ist mir so keiner der vielen Charaktere so richtig ans Herz gewachsen, weil ich einfach zu wenig Zeit mit den einzelnen am Stück verbringen durfte. Sie waren mir jetzt auch nicht unsympathisch, aber die Erzählweise war mir persönlich einfach zu sprunghaft, um mit Einzelnen richtig mit fiebern zu können.
Die Geschichte selber konnte mich dann leider auch nicht fesseln. An manchen Stellen fand ich sie sehr oberflächlich und das Geschehen plätscherte leise vor sich hin, an anderen Stellen war es dann auch tiefgründiger. Zwar war es unterm Strich interessant zu lesen, wie die Einzelnen mit den Ereignissen umgehen, wie sie ihren eigenen persönlichen Alltag gestalten, wie sie sich verändern und entwickeln, aber richtig gepackt hat es mich leider nicht. Dabei ist der Schreibstil sehr angenehm und leicht zu lesen, manchmal wirkte er gar ein wenig beschwingt, was in Anbetracht der Umstände vielleicht ein wenig unpassend war – aber grundsätzlich mochte ich ihn gerne.
Mich hat vor allem die Erzählweise sehr gestört, denn die Geschichte selber hatte viel Potential – wer also kein Problem mit vielen kurzen Kapiteln und wechselnden Erzählperspektiven hat, der sollte sich das Buch ruhig anschauen. Meins war es leider nicht.

Bewertung vom 09.05.2016
Albertos verlorener Geburtstag
Rosie, Diana

Albertos verlorener Geburtstag


ausgezeichnet

Ein warmherziger Roman, der mich sehr berührt und von der ersten Seite an gefesselt hat.
Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen: In der Gegenwart erfährt der 7-ährige Tino von seinem Großvater Apu, dass er nicht weiß, wann er geboren wurde und daher auch noch nie seinen Geburtstag gefeiert hat – das findet Tino unglaublich und überredet seinen geliebten Großvater, seinen Geburtstag zu suchen. Und beide machen sich auf eine Reise quer durch Spanien auf Spurensuche von Apus Vergangenheit. Der zweite Erzählstrang spielt dann in der 30er Jahren in Spanien, in denen Apu noch ein Kind ist und aus Sicht verschiedener Figuren erzählt wird, was damals mit ihm passierte – und nach und nach wie bei einem Puzzle setzen sich die einzelnen Steine zusammen.
Ich habe den kleinen Tino und auch seinen Großvater sofort ins Herz geschlossen. Tino, weil er auf seine kindlich-naive Art beharrlich an seinem Traum festhält und dadurch seinen Großvater immer wieder in die richtige Richtung stupst. Apu mochte ich so gerne, weil er sich seiner Vergangenheit stellt – und das nach so vielen Jahren - und weil er trotz all seiner schrecklichen Erlebnisse die Hoffnung und Zuversicht nie verloren hat. In den verschiedenen Kapiteln aus Albertos Vergangenheit tauchen noch einige weitere Charaktere auf, und da die Kapitel aus wechselnden Perspektiven geschrieben sind, erhält man hier auch interessante Einblicke nicht nur in die damalige Zeit, sondern auch in die Gefühle und Gedanken der jeweiligen Person, aus dessen Perspektive erzählt wird. Und die Zeiten waren damals alles andere als schön – mitten im spanischen Bürgerkrieg wurde Alberto geboren und ist einige Male zwischen die Fronten geraten.
Doch trotz der ernsten Thematik und der schlimmen Erlebnisse Albertos ist das Buch doch eines, das Mut und Hoffnung spendet, das Wärme und Liebe ausstrahlt und mich oft hat innehalten lassen. Gerade am Ende habe ich ein wohliges Gefühl im Bauch verspürt und das Buch dann mit einem guten Gefühl zugeschlagen – auch wenn nicht alles einfach nur gut endet, hat die Geschichte doch einen tollen Abschluss gefunden. Einige mögen vielleicht sagen, es wurde am Ende kitschig, mir aber hat es so gefallen und die Geschichte noch mal mehr zu etwas besonderem gemacht.
Besonders fand ich auch die Sprache, die zwar leicht zu lesen war und so die Seiten hat dahinfliegen lassen, die aber auch berührend und charmant war mit vielen weisen Sätzen, die zum innehalten und nachdenken angeregt haben. Immer wieder habe ich mich beim Lesen dabei ertappt, dass ich lächeln musste, einfach weil die Geschichte berührend und warmherzig erzählt wurde.
Mich hat das Buch sehr begeistert, ich habe Alberto und Tino auf ihrer Reise durch Spanien und auch auf ihrer Zeitreise in die 30er Jahre gerne begleitet, war berührt und emotional gefangen und hätte am liebsten noch viel länger in dieser warmherzigen und Mut machenden Geschichte verweilt. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen und eine Leseempfehlung für die, die Familiengeschichte auf zwei Zeitebenen mögen.

Mein Fazit
Ein wunderbarer Roman, der nicht nur unterhalt, sondern berührt und einen in die 30er Jahre nach Spanien entführt. Trotz des schweren Themas des spanischen Bürgerkrieges ist die Geschichte warmherzig und Mut machend und hat mich am Ende mit einem wohligen Gefühl im Bauch zurückgelassen. Wer Geschichten mag, die auf zwei Zeitebenen spielen, in denen es gilt, ein Geheimnis zu lüften, der sollte sich dieses Buch unbedingt mal anschauen – ich gebe dem Buch 5 von 5 Sternen und eine absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 09.05.2016
Das gerettete Kind
Ahrens, Renate

Das gerettete Kind


sehr gut

In diesem Buch stehen drei Frauen einer Familie im Mittelpunkt – Großmutter Leah, die als Kind in einem jüdischen Kindertransport aus dem Nazi-Deutschland gerettet werden konnte, ihre Enkelin Rebecca, die sich in einen jungen deutschen Austauschstudenten verliebt hat und ihre Mutter Leah, die alles, was mit Deutschland zu tun hat, meidet. War das Thema 2. Weltkrieg und Deutschland bisher ein Tabu-Thema in der Familie, schafft Rebecca es, die Grenzen aufzubrechen und bringt ihre Großmutter dazu, über die damalige Zeit zu sprechen.
Mir hat vor allem die Erzählweise sehr gut gefallen – jede der drei Frauen kommt zu Wort, jede hat eigene, oft nur kurze, aber dennoch bedeutsame Kapitel, in denen sie aus ihrer Sicht erzählt. Die Kapitel wechseln sich ab, da aber immer der Name der Erzählenden drüber steht, kann man da gar nicht durcheinander kommen. Durch die Ich-Erzählform aller drei Frauen konnte ich mich sehr gut in sie hineinversetzen – obwohl sie wirklich sehr unterschiedlich sind und auch völlig unterschiedliche Meinung zu gewissen Dingen haben. Nach und nach habe ich alle drei Frauen in mein Herz geschlossen, auch wenn ich nicht immer ihrer Meinung war, konnte ich sie doch in vielem gut verstehen – eben weil ich durch die Erzählweise Einblick in ihre Gefühle und Gedanken erhalten habe. Dabei passt sich der Schreibstil an die jeweilige Person an – bei Rebecca ist er eher jugendlich, bei Leah kommt ihre Verzweiflung gut zum Vorschein, bei Irma ist es vor allem der Schmerz, der sich durch ihre Worte ausdrückt. Allen gemeinsam ist aber ein prägnanter Schreibstil, der auf den Punkt kommt, der aber dennoch die Stimmungen sehr gut einfangen kann. Und obwohl Beschreibungen fehlen oder nur knapp gehalten sind, konnte ich mir die verschiedenen Szenerien sehr gut vorstellen.
Das Thema Kindertransport war mir nicht neu, interessant fand ich in dieser Geschichte aber die Auswirkungen auf die nachfolgenden Generationen, wie die Familie damit umgeht oder wie es eben zu einem Tabu-Thema wird – gerade in dieser Geschichte sind die Beziehungen untereinander sehr interessant, da sie geprägt sind vom Erleben Irmas, jeder aber mit seinem Wissen (oder eher Halbwissen, weil Irma so viel verschwiegen hat) anders umgeht. Es ist nicht nur die Beziehung zwischen Irma und ihrer Tochter Leah, auch die der Kinder untereinander oder die von Irma zu ihrem Ehemann. Mich hat die Geschichte zum Nachdenken gebracht – nicht nur wegen des Thema Kindertransporte, sondern auch weil sie zeigt, dass Schweigen keine Lösung ist, dass man miteinander sprechen sollte, um Missverständnisse zu vermeiden.
Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen, weil es mir verschiedene Ansichten und Figuren näher gebracht hat und ich teilhaben konnte an ihren Gefühlen und Gedanken – so unterschiedlich die Figuren auch waren. Dabei liegt der Schwerpunkt der Geschichte – obwohl es inhaltlich um den 2. Weltkrieg geht – doch in der Gegenwart, was mit den nachfolgenden Generationen geschehen ist oder immer noch geschieht, auf ihren Beziehungen untereinander, auf den Spannungen innerhalb einer Familie. Ich kann dieses Buch auf jeden Fall empfehlen und gebe ihm gute 4 von 5 Sternen.

Mein Fazit
Eine sehr interessante Geschichte, die zeigt, was für Auswirkungen das Verschweigen der Vergangenheit auf die nachfolgenden Generationen haben kann, eine berührende und auch nachdenkliche stimmende Geschichte, die bei mir noch lange nachhallt. Mir hat vor allem die Erzählweise sehr gut gefallen, in der verschiedene Frauen einer Familie, aber aus unterschiedlichen Generationen zu Wort kommen und man so Einblick in ihre Gefühle und Gedanken erhält. Ich gebe dem Buch gute 4 von 5 Sternen und werde sicher zu weiteren Büchern der Autorin greifen.