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Benutzername: 
KimVi
Wohnort: 
Niedersachsen
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 1588 Bewertungen
Bewertung vom 28.09.2020
Morgan's Hall
Flynn, Emilia

Morgan's Hall


sehr gut

Gemeinsam mit seinem besten Freund Dickie bricht der Amerikaner John Morgan im Jahr 1938 zu einer Europareise auf. Die Zeiten sind unsicher. Deutschland steht deshalb nicht auf ihrer Reiseroute. Doch in Wien werden sie von den Ereignissen überrollt. Österreich wird über Nacht besetzt und die Bevölkerung scheint das jubelnd zu begrüßen. In diesen schicksalhaften Tagen lernen die beiden Amerikaner die Halbjüdin Isabelle kennen. John verliebt sich sofort in die schöne junge Frau und auch Dickie kann sich ihrem Charme schon bald nicht mehr entziehen. Gegen ihren Willen ergreift John die Initiative und organisiert für Isabelle eine waghalsige Flucht. Diese endet in Amerika,  auf Johns Familiensitz Morgan's Hall. Dort wird Isabelle als Johns Verlobte vorgestellt. Und obwohl Isabelles Herz eigentlich für Dickie schlägt, setzt John sich darüber hinweg. Er hofft, dass Isabelle erkennen wird, wie sehr er sie liebt und diese Liebe erwidern wird. Doch Isabelle sehnt sich danach, an Dickies Seite zu leben und Liebe kann man nicht erzwingen.....

Bei diesem Roman handelt es sich um den Auftaktband einer dreiteiligen Familiensaga. Der Einstieg ins Geschehen gelingt relativ mühelos, da die Autorin es hervorragend versteht, Handlungsorte und Protagonisten so detailliert und authentisch zu schildern, dass sie beim Lesen zum Leben erwachen. Der geschichtliche Hintergrund, der dazu führt, dass die Halbjüdin Isabelle Wien so schnell wie möglich verlassen muss, fließt dabei eindringlich in die Handlung ein. 

Das Geschehen wird aus unterschiedlichen Perspektiven geschildert. Zunächst lernt man dabei die Hauptcharaktere kennen. Obwohl sie alle anfangs sympathisch wirken, weiß man schon bald nicht mehr, was man von ihnen halten soll. Denn es kommt zu einigen Handlungen und Ereignissen, die man, aus heutiger Sicht und wahrscheinlich auch für sich selbst, nicht einmal im Ansatz nachvollziehen kann. Die Protagonisten zeigen sich nicht von ihrer besten Seite, obwohl alle eigentlich einen guten Kern haben. Doch gemeinsam scheinen sie nicht zu funktionieren und deshalb durchlebt man mit ihnen eine wahre Achterbahn der Gefühle. Liebe, Hass, Freundschaft, Intrigen und Verrat sorgen dafür, dass auf Morgan's Hall keine Ruhe und schon gar keine Harmonie einkehrt. Obwohl die Stimmung deshalb nicht gerade rosig ist, gerät man schon bald voll und ganz in den Sog der Geschichte und kann sich den dramatischen Ereignissen kaum noch entziehen. 

Die Charaktere der Morgan-Saga polarisieren, wecken aber die Neugier auf den weiteren Verlauf der Reihe. 

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.09.2020
Eine Weihnachtshochzeit im Schnee
Morgan, Sarah

Eine Weihnachtshochzeit im Schnee


ausgezeichnet

Rosies Nachricht, dass sie Weihnachten ihren Freund Dan in Aspen heiraten will, schlägt in ihrer Familie in England ein wie eine Bombe. Denn es ist nicht nur wenig Zeit bis dahin, sondern die Familie hat Dan bisher nicht kennengelernt. Bei Rosies älterer Schwester Katie, die als gestresste Ärztin in der Notfallaufnahme arbeitet, schrillen deshalb sofort die Alarmglocken. Auch wenn sie eigentlich als Trauzeugin eingeladen ist, schmiedet sie den Plan, diese überstürzte Hochzeit mit allen Mitteln zu verhindern. Doch das ist nicht das einzige Hindernis, das der romantischen Weihnachtshochzeit im Wege steht, denn Maggie und Nick, die Eltern der beiden, leben seit Monaten getrennt voneinander und wollen sich scheiden lassen. Doch das haben sie beiden Töchtern bisher verschwiegen. Als wäre das nicht genug, stellen sich auch bei Braut Rosie erste Zweifel ein, ob die schnelle Hochzeit wirklich die richtige Entscheidung ist. Eins ist jedoch klar: Dieses Weihnachtsfest wird jedem Familienmitglied auf ewig in Erinnerung bleiben.

"Eine Weihnachtshochzeit im Schnee" ist ein turbulenter, aber dennoch einfühlsam erzählter Familienroman, der in der Weihnachtszeit angesiedelt ist. Das verschneite Aspen liefert dafür die perfekte Hintergrundkulisse. Denn der Autorin gelingt es einfach hervorragend, Handlungsorte und Protagonisten so zu beschreiben, dass man beinahe das Gefühl hat, selbst durch den verschneiten Ort zu stapfen, den Schnee auf der Haut zu spüren und die weihnachtlichen Düfte wahrzunehmen. Man kann sich dadurch mühelos auf die Geschichte einlassen und in ihr versinken. 

Sie wird wieder aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet, wobei die Mutter Maggie, die Braut Rosie und die große Schwester Katie abwechselnd im Zentrum der Ereignisse stehen. Dadurch bekommt man nicht nur einen Einblick in die Gedanken, Gefühle, Sorgen und Nöte der jeweiligen Hauptakteurin, sondern kann außerdem beobachten, was sie füreinander empfinden und wie die jeweiligen Handlungen aufeinander wirken. Die Autorin hat wunderbare Charaktere erschaffen, mit denen man sich identifizieren kann. Zusammen mit der verschneiten Hintergrundkulisse und der besonderen Atmosphäre, die zwischen den Zeilen schwebt, entwickelt sich die Geschichte mit jeder gelesenen Seite, zu einem wahren Wohlfühlbuch. Man kann die Bedenken, Sorgen und Nöte der Protagonisten nachempfinden, aber auch gemeinsam mit ihnen lachen oder in ganz speziellen Situationen humorvoll mit den Augen rollen. Denn die Tage bis zur Hochzeit sind äußerst turbulent, aber dennoch mit einer wohldosierten Prise Romantik und ein wenig Weihnachtszauber fein abgestimmt. 

Ein einfühlsam erzählter Weihnachtsroman, der durch eine wunderbare Hintergrundkulisse und lebendige Charaktere überzeugt! Ein absolutes Wohlfühl-Buch!

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.09.2020
Raum der Angst
Meller, Marc

Raum der Angst


sehr gut

Sieben Probanden, die sich freiwillig zu einem wissenschaftlichen Escape-Room-Experiment angemeldet haben, verschwinden spurlos. Die Polizei steht vor einem Rätsel. Die junge Studentin Hannah wird zur gleichen Zeit betäubt, entführt und wacht in einem verschlossenen Raum auf. Als die sieben Probanden, die bisher glauben, dass sie an dem Experiment teilnehmen, plötzlich in diesem Raum auftauchen, ahnt noch niemand, welch perfides Spiel sie erwartet. Ein Spiel auf Leben und Tod....

Durch den rasanten Einstieg ist man sofort mitten im spannenden Geschehen. Die Atmosphäre ist düster, bedrohlich und äußerst angespannt. Genau wie die Teilnehmer, weiß man nicht, was einen auf den folgenden Seiten erwarten wird. Dass es nichts Gutes ist, wird einem allerdings sofort klar und deshalb gerät man früh in den Sog der Ereignisse und beobachtet gespannt, welche Rätsel gelöst werden müssen. Der Drahtzieher scheint an alles gedacht zu haben und mühelos dafür zu sorgen, dass ein Teilnehmer nach dem anderen in tödliche Fallen gerät. Dabei stellt man sich die Frage, welche Motivation den Täter antreibt und welche Rolle Hannah in diesem Spiel zugedacht ist. Die Spannung ist von Anfang an spürbar, kann konstant gehalten werden und sich bei entsprechenden Szenen sogar noch steigern. 

Die Handlung wird aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet, denn man verfolgt nicht nur das perfide Treiben im Escape-Room-Experiment, sondern auch die Ermittlungen der Polizei. Dadurch hat man einen guten Überblick über die Gesamthandlung. Es kommt zu einigen überraschenden Wendungen, die zusätzlich für Spannung sorgen, so dass sich dieser Thriller quasi von selbst liest. Die detaillierten Beschreibungen der tödlichen Gefahren des Spiels sorgen für einige Gänsehautmomente. Als sich dann allerdings die Hinweise auf den Täter und seine Motivation verdichten, lässt die aufgebaute Spannung etwas nach. Denn die präsentierte Auflösung wirkt nicht vollkommen schlüssig und nachvollziehbar. Dennoch verfolgt man weiter interessiert dem Verlauf, um schließlich mit einem atemberaubenden Finale und einem Cliffhanger belohnt zu werden, der für ein mulmiges Gefühl sorgt.

Ein fast durchgehend spannender Thriller, der allerdings bei der Auflösung etwas schwächelt. Dennoch kann man einige nervenaufreibende Lesestunden damit verbringen und den Nervenkitzel genießen. 

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.09.2020
Eiskalte Provence / Commissaire Leclerc Bd.6
Lagrange, Pierre

Eiskalte Provence / Commissaire Leclerc Bd.6


sehr gut

Die Vorbereitungen auf das bevorstehende Weihnachtsfest laufen auf Hochtouren. Der pensionierte Commissaire Albin Leclerc wird von seiner Lebensgefährtin mit zahlreichen Einkäufen betraut. Doch bei Leclerc will keine rechte Weihnachtsstimmung aufkommen, denn das Ergebnis einer ärztlichen Routineuntersuchung beschäftigt ihn. Doch Ablenkung naht, denn die grausam zugerichtete Leiche einer jungen Frau wird aufgefunden. Da die Polizei so kurz vor Weihnachten überlastet ist, ist es für Leclerc selbstverständlich, sich in die Ermittlungen einzumischen und auf eigene Faust nach Hinweisen zu suchen...

"Eiskalte Provence" ist bereits der sechste Fall den der pensionierte Kommissar, gemeinsam mit seinem Mops Tyson, in seinem eigentlich wohlverdienten Ruhestand verfolgt. Da die Fälle in sich abgeschlossen sind, kann man dem aktuellen Geschehen auch dann mühelos folgen, wenn man noch keinen Teil der Reihe gelesen hat. Es gibt zwar Nebenhandlungen, die sich als roter Faden durch die Reihe ziehen, aber diese nehmen nicht zu viel Raum ein und außerdem fügen sie sich so schlüssig in die Handlung ein, dass man nicht das Gefühl hat, dass Vorkenntnisse nötig sind.

Das Geschehen wird aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet, wobei Leclercs Ermittlungen im Zentrum stehen. Dies ist der erste Band, in dem man Leclercs Ermittlungen nicht in sommerlicher Hitze, sondern in der Vorweihnachtszeit verfolgt. Doch auch dieses Mal versteht es der Autor hervorragend, Handlungsorte und Protagonisten so lebendig zu beschreiben, dass man beim Lesen das Gefühl hat, selbst vor Ort zu sein. Der Schreibstil ist locker und angenehm lesbar. Leclerc ist und bleibt ein Original und seine Dialoge mit Mops Tyson sind einfach unschlagbar.

Der aktuelle Fall startet zwar, durch eine rasante Anfangsszene und das Auffinden der grausam zugerichteten Leiche, mit einem echten Paukenschlag, verläuft dann allerdings zunächst eher in ruhigen Bahnen. Denn dieses Mal muss Leclerc einige Informationen zusammentragen, die erst nach und nach ein stimmiges Bild ergeben. Die Hintergründe sind durchaus interessant. Man merkt, dass der Autor sehr gut recherchiert hat, dennoch führen die genauen Ausführungen dazu, dass die Spannung zunächst auf Sparflamme kocht. Man langweilt sich zwar keinen Moment, hofft aber dennoch darauf, dass Bewegung in die Sache kommt. Zum Ende hin überschlagen sich die Ereignisse und gipfeln in einem atemlos spannenden Finale, das dafür sorgt, dass man auch diesen Band wieder zufrieden zusammenklappt und sich auf weitere Ermittlungen von Leclerc und Mops Tyson freut.

Ein gut durchdachter und interessanter Fall für das sympathische Gespann.

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.09.2020
Das Mädchen, das die Zeit durchbrach / Vortex Bd.2
Benning, Anna

Das Mädchen, das die Zeit durchbrach / Vortex Bd.2


ausgezeichnet

"Das Mädchen, das die Zeit durchbrach" ist nach "Der Tag, an dem die Welt zerriss" der zweite Band der Vortex-Trilogie. Dieser Folgeband schließt beinahe nahtlos an das Ende des ersten Teils an. Um der komplexen Geschichte folgen zu können, sollte man die Bände in der richtigen Reihenfolge lesen.

Der erneute Einstieg ins Geschehen gelingt relativ mühelos, denn die Autorin streut wichtige Hintergrundinformationen aus dem ersten Teil harmonisch in die Handlung ein, so dass man die damalige Ereignisse wieder präsent hat. Varus Hawthorne setzt noch immer alles daran, seine Vortexläufer in die Vergangenheit zu schicken, um den Urvortex zu beeinflussen. Elaine, Bale und ihre Freunde wollen diesen Plan vereiteln und springen ebenfalls in die Vergangenheit. Dabei geraten sie nicht nur in Gefahr, sondern decken außerdem Geheimnisse auf.

Die Handlung startet zunächst etwas gemächlich. Allerdings hat man so die Chance, die Nebencharaktere dieser Reihe näher kennenzulernen. Es gelingt der Autorin wieder hervorragend, die Welt, die sie in der fernen Zukunft erschaffen hat, faszinierend zu beschreiben. Dadurch wirkt diese Hintergrundkulisse so lebendig, dass man sie beim Lesen förmlich vor Augen hat und ganz in die abenteuerlichen Ereignisse eintauchen kann. Die Charaktere sind facettenreich und authentisch. Man kann mit ihnen mitfiebern und folgt dabei gebannt den Wendungen, die die Handlung nimmt. Nicht nur für die Hauptcharaktere Elaine und Bale hält dieser Band einige Überraschungen bereit. Dadurch steigert sich die Spannung im Verlauf des Geschehens stetig. Die Mischung aus Fantasy, Spannung, Action und ein wenig Liebe ist so gelungen, dass man das Buch kaum noch aus der Hand legen mag. Am Ende gibt es eine Wendung, die man so nicht erwartet hat und die dafür sorgt, dass man am liebsten sofort weiterlesen würde. Die Neugier auf den Finalband wird dadurch definitiv geweckt.

Eine faszinierende Fortsetzung, die dafür sorgt, dass man am liebsten sofort zum Finalband greifen möchte.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.09.2020
Die App - Sie kennen dich. Sie wissen, wo du wohnst.
Strobel, Arno

Die App - Sie kennen dich. Sie wissen, wo du wohnst.


ausgezeichnet

Hendrik und Linda wohnen in Hamburg-Winterhude. Sie genießen den Komfort, den ihnen "Adam", ein intelligentes Smart Home System, bietet. "Adam" lässt sich ganz einfach über eine App bedienen, steuert so bequem alles und garantiert die Sicherheit der Bewohner. Doch plötzlich ist Linda verschwunden, ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Hendrik versteht die Welt nicht mehr. Von der Polizei fühlt er sich nicht ernst genommen und deshalb beginnt er auf eigene Faust nach Linda zu suchen. Dabei lernt er eine Frau kennen, deren Mann ebenfalls verschwunden ist. Seltsamerweise genießt auch dieses Ehepaar in seinem Haus den Komfort von "Adam"....

Auch dieser Strobel startet ohne langatmiges Vorgeplänkel, denn man befindet sich sofort mitten im spannenden Geschehen, da man im Prolog einen Mann beobachtet, der sich offenbar in einer ausweglosen Situation befindet und langsam in Panik gerät. Dass diese Panik mehr als gerechtfertigt ist, stellt sich schnell heraus. Doch wer der Mann ist, wie er in diese Situation geraten ist und wie sich das alles in die Handlung einfügen wird, erfährt man natürlich nicht. Doch mit diesem Einstieg sorgt der Autor mal wieder gekonnt dafür, dass man als Leser sofort am Haken hängt und mehr erfahren möchte.

Danach lernt man Hendrik und Linda kennen. Die beiden wirken sympathisch und scheinen gut miteinander zu harmonieren. Doch dann verschwindet Linda. Hendriks Verzweiflung und seine Überzeugung, dass sie niemals ohne Nachricht gegangen wäre, wirken authentisch. Gemeinsam mit Hendrik macht man sich auf die Suche, irgendeinen Hinweis zu finden, was passiert sein könnte. Die Polizei scheint keine große Hilfe zu sein. Recht kurze Kapitel und wechselnde Perspektiven sorgen dafür, dass man bereits früh in den Sog der Ereignisse gerät. Arno Strobel legt geschickt Spuren aus, denen man allzu bereitwillig folgt. Überraschende Wendungen sorgen allerdings oft dafür, dass man die eigenen Überlegungen verwerfen und neu ansetzen muss. Den wahren Hintergründen auf die Spur zu kommen, ist jedoch nicht ganz einfach, denn man weiß nicht, wie man alles einordnen soll und wem man eigentlich vertrauen kann. Die Charaktere wirken alle authentisch. Doch irgendwie scheint jeder etwas zu verbergen, Hinweise zurückzuhalten oder zu unverblümt zu streuen. Diese Ungewissheit, wer hier nicht mit offenen Karten spielt oder gar ein gezinktes Blatt in den Händen hält, macht einen großen Reiz dieses Psychothrillers aus. Die Spannung wird dadurch nicht nur früh aufgebaut, sondern kann durchgehend gehalten werden und sich zum Ende hin sogar noch steigern.

Ein wahnsinnig spannender Thriller, den man erst aus der Hand legen kann, wenn man am Ende angekommen ist.

14 von 16 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.09.2020
Dünenfluch / Tjark Wolf und Femke Folkmer Bd.5
Koch, Sven

Dünenfluch / Tjark Wolf und Femke Folkmer Bd.5


sehr gut

Als Femke Folkmer die Nachricht erhält, dass in ihrem Heimatort Werlesiel ein Pferderipper zugeschlagen und dabei auch ihr Pferd Justin getötet hat, ist sie fassungslos. Denn so ein Ende hat ihr "Opi" Justin nicht verdient. Femkes Kollege Tjark Wolf weiß, wie nah ihr dieser Vorfall geht und reist deshalb umgehend nach Werlesiel, um ihr zur Seite zu stehen. Doch kaum angekommen, ereignet sich der nächste Zwischenfall, bei dem ein Mann auf so unglaubliche Art und Weise stirbt, dass er weitere Menschen mit sich reißt. Und plötzlich geht die Angst in dem kleinen Fischer- und Touristenort an der Nordseeküste um....

"Dünenfluch" ist bereits der fünfte Band, in dem Tjark Wolf und Femke Folkmer gemeinsam ermitteln. Dieser Einsatz ist allerdings kein Fall für die SOK, der beide angehören. Da die Ermittler, die eigentlich mit den Vorgängen in Werlesiel betraut sind, momentan personell unterbesetzt sind, bieten Tjark und Femke ihre Hilfe an und unterstützen die Kollegen. 

Der Einstieg in diesen Krimi gelingt mühelos, denn man kann Femkes Entsetzen und ihre Trauer, als sie vom brutalen Mord an Justin erfährt, glaubhaft nachvollziehen. Die Spannung ist von Anfang an spürbar und steigert sich im Verlauf stetig. Denn es kommt zu weiteren Morden. Man hat das Gefühl, dass die Dorfgemeinschaft ein dunkles Geheimnis hütet. Doch niemand spricht darüber. Deshalb stochern Femke und Tjark lange Zeit im Nebel. Dieser Fall gibt einige Rätsel auf, denn nichts scheint hier zusammenzupassen. Krimifans dürften hier voll auf ihre Kosten kommen. 

Der Schreibstil ist flüssig und äußerst angenehm lesbar. Sven Koch beschreibt Handlungsorte und Protagonisten so lebendig, dass man das Gefühl hat, selbst vor Ort zu sein. Allzu zartbesaitet sollte man beim Lesen allerdings nicht sein, denn der Täter geht mit seinen Opfern nicht gerade zimperlich um und Sven Koch lässt den Leser ausführlich daran teilhaben. Wechselnde Perspektiven und rasche Szenenwechsel sorgen für ein hohes Tempo, das beinahe durchgehend gehalten werden kann. Dadurch gerät man in den Sog der Ereignisse und mag das Buch kaum aus der Hand legen. 

Ein durchgehend spannender Fall für Tjark Wolf und Femke Folkmer, bei dem Fans der Reihe voll auf ihre Kosten kommen dürften. 

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.09.2020
Bis wir uns wiedersehen
Bailey, Catherine

Bis wir uns wiedersehen


ausgezeichnet

Fey von Hassell ist die Tochter des Diplomaten Ulrich von Hassell und lebt mit ihrem Mann Detalmo Pirzio-Biroli und den beiden zwei- und vierjährigen Söhnen, Roberto und Corrado, im Castello di Brazzà in Italien. Als ihrem Vater die Beteiligung am Staatsstreichversuch des 20. Juli 1944 nachgewiesen und er infolgedessen am 8. September 1944 hingerichtet wird, ahnt Fey im entfernten Italien noch nichts von alledem. Doch dann wird sie in Sippenhaft genommen. Ihre beiden Söhne werden von der deutschen Regierung verschleppt und unter fremden Namen in einem Kinderheim untergebracht. Die Ungewissheit, was mit ihr und ihren Söhnen passieren wird, zehrt an Fey. Gemeinsam mit anderen Familienangehörigen der Attentäter des 20. Juli beginnt für sie eine Irrfahrt durch Konzentrationslager und andere Orte, an denen die Sonderhäftlinge abgeschirmt werden. Die Gefangenen können sich nie sicher sein, was die bereits am Boden liegende Regierung in den letzten Kriegsmonaten mit ihnen vorhat und ob die nächsten Stunden vielleicht ihre letzten sein könnten. 

Nach enger Zusammenarbeit mit der Familie von Fey von Hassell und der Auswertung zahlloser Briefe, Tagebücher und Dokumente, erweckt die Autorin Catherine Bailey in diesem Buch das erschreckende Schicksal von Fey und ihren Söhnen eindringlich zum Leben. 

Das Buch beginnt mit einem Prolog, der zunächst etwas distanziert und emotionslos wirkt. Hier wird man allerdings bereits mit einigen Hintergrundinformationen versorgt, die wichtig sind, um die Zusammenhänge zu verstehen, die nötig sind, um diese Geschichte auf sich wirken zu lassen. Schon bald gelingt es der Autorin mühelos, Briefe, Tagebücher und Fakten so mit dem Geschehen zu verflechten, dass man sich dem Ausmaß der unvorstellbaren Odyssee, die Fey, gemeinsam mit den anderen Sonderhäftlingen durchleben musste, nicht mehr entziehen kann. Man wird regelrecht mitgerissen und hat dabei die beschriebenen Ereignisse vor Augen. Die angespannte, bedrohliche Atmosphäre und Feys Verzweiflung über die Ungewissheit, was mit ihren Söhnen passiert ist und ob sie die beiden jemals wiedersehen wird, werden authentisch vermittelt. Man fiebert nicht nur mit Fey mit, sondern mit jedem einzelnen Charakter, der ebenfalls in Sippenhaft genommen wurde. Die Anspannung, nicht zu wissen, was passiert, was der Sinn der Odyssee durch die Lager ist und die Ungewissheit, was die nächste Stunde bringen könnte, ist stets spürbar. Dadurch gerät man förmlich in den Sog der Ereignisse und blickt dabei in tiefste menschliche Abgründe, die zum Nachdenken und Erinnern anregen. Fotos, Landkarten, in denen auch die Route der Sonderhäftlinge eingezeichnet ist, Quellenangaben und Personenverzeichnisse runden das eindringlich geschilderte Schicksal von Fey von Hassell und ihren Söhnen ab. 

Ein Stück Zeitgeschichte, das so mitreißend vermittelt wird, dass man es nach kurzer Zeit nicht mehr aus der Hand legen mag. Eine absolute Leseempfehlung, die zum Nachdenken und Erinnern anregt. 

Bewertung vom 16.09.2020
Dünenfeuer / Tjark Wolf und Femke Folkmer Bd.4
Koch, Sven

Dünenfeuer / Tjark Wolf und Femke Folkmer Bd.4


sehr gut

Ein Wildunfall auf der Autobahn löst eine Kollision mehrerer Fahrzeuge aus. Obwohl es einige Tote gibt, wäre das normalerweise kein Fall für das Team um Tjark Wolf und Femke Folkmer. Doch am Unfallort deutet einiges darauf hin, dass der involvierte Transporter während der Fahrt ausgeraubt wurde. Das Team nimmt die Ermittlungen auf und dabei kommt Unglaubliches ans Tageslicht...

"Dünenfeuer" ist bereits der vierte Band der Reihe, in der die SOK um Tjark Wolf und Femke Folkmer ermittelt. Da die Fälle in sich abgeschlossen sind, kann man dem aktuellen Geschehen auch dann problemlos folgen, wenn man noch keinen Teil der Serie gelesen hat. Denn der Autor streut wichtige Hintergrundinformationen in die Handlung ein. 

Der Einstieg in diesen Krimi gelingt mühelos, da Sven Koch es hervorragend versteht, den Überfall auf den Transporter so anschaulich zu beschreiben, dass man die Szene sofort vor Augen hat und sich gebannt auf die rasante Fahrt einlassen kann. Das Interesse wird dadurch von Anfang an geweckt. Die früh aufgebaute Spannung lässt dann allerdings etwas nach, da die Ermittlungen zunächst etwas auf der Stelle treten. Die Suche nach Hinweisen wirkt dabei aber realistisch. Man kann eigene Überlegungen anstellen und versuchen, die Puzzleteile nach und nach an die richtige Stelle zu setzen. Durch wechselnde Perspektiven weiß man zwar etwas mehr als das Team, dennoch wird dabei nicht zu viel verraten, so dass man mit einigen Wendungen überrascht wird, die dafür sorgen, dass sich dieser Fall alles andere als vorhersehbar entwickelt.  

Handlungsorte und Protagonisten werden lebendig geschildert. Sven Koch beschreibt die winterlichen Bedingungen, die während der Ermittlungen herrschen, so authentisch, dass man manchmal das Gefühl hat, Kälte und Schneeflocken auf der Haut zu spüren. Fans der Reihe kennen die Nebenhandlungen, die sich durch diese Serie ziehen. Denn der Täter, der Ceylan, die Leiterin des Teams, damals schwer durch einen Messerangriff verletzt hat, ist noch immer auf freiem Fuß und auch Tjark Wolf ist weiterhin davon überzeugt, dass seine Mutter, die vor vielen Jahren auf einer Fähre ums Leben kam, keinen Unfall hatte. In diesem Band gibt es neue Erkenntnisse, die für Überraschungen sorgen. Das Team hat also einiges zu tun. Dadurch kommt keine Langeweile auf und die Spannung steigert sich stetig, um schließlich in einem eiskalten, tosenden Finale zu gipfeln, das es wirklich in sich hat. 

Ein komplexer Fall, der durch interessante Hintergründe, glaubhafte Ermittlungen und einige Überraschungen punkten kann. 

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.09.2020
Körbchen unterm Mistelzweig / Der Weihnachtshund Bd.5
Schier, Petra

Körbchen unterm Mistelzweig / Der Weihnachtshund Bd.5


ausgezeichnet

Schon lange schlägt Violas Herz schneller, wenn sie Lukas, den Bruder ihrer Schwägerin Angelique, trifft. Doch niemals würde sie es wagen, den ersten Schritt auf ihn zuzugehen, da sie ihre Schüchternheit einfach nicht überwinden kann. Eines Tages sind die beiden gemeinsam im Auto unterwegs, als sie am Straßenrand ein junges Schnauzermädchen finden, das offensichtlich ausgesetzt wurde. Viola und Lukas nehmen die Kleine mit und taufen sie auf den Namen "Miss Daisy". Da sie sich nicht entscheiden können, bei wem Miss Daisy künftig wohnen soll, kümmern sie sich abwechselnd um die junge Hundedame. Zur Weihnachtszeit soll Miss Daisy ihre Entscheidung, wo ihr Körbchen künftig dauerhaft stehen soll, selber treffen. Doch Miss Daisy weiß genau was sie will, denn sie liebt beide gleichermaßen. Gemeinsam mit Santa und seinen Elfen sollte es doch möglich sein, Viola und Lukas davon zu überzeugen, dass ein gemeinsames Zuhause die Lösung ist, zumal Viola sich im Sommer, in prosecco-seligem Zustand, ihre große Liebe unter dem Weihnachtsbaum gewünscht hat... 

Im Zentrum des diesjährigen Weihnachtsromans von Petra Schier stehen die junge Schnauzerdame Miss Daisy,  die schüchterne Viola Sternberg und Lukas Sahrmüller, der sich fest vorgenommen hat, nie wieder eine Frau in sein Herz zu lassen. Das scheinen zunächst keine guten Voraussetzungen dafür zu sein, dass Violas und Miss Daisys Wünsche in Erfüllung gehen könnten. Doch Santa Claus und seine hilfsbereiten Elfen sorgen in diesem Roman nicht nur für wunderbare Weihnachtsstimmung, sondern ziehen mal wieder alle Register, damit Weihnachtswünsche in Erfüllung gehen können. 

Die Handlung wird aus unterschiedlichen Perspektiven geschildert. Dadurch bekommt man einen guten Überblick über die Gesamthandlung und kann dem Ganzen mühelos folgen. Petra Schier gelingt es wieder vom ersten Moment an, eine wunderbare Atmosphäre zu erschaffen, in der man sich sofort wohlfühlt. Die Charaktere wirken so lebendig, dass man ihre Gefühle nachvollziehen kann und das Geschehen mühelos vor Augen hat. Man merkt, dass Liebe in der Luft liegt und kann das Knistern zwischen den beiden Hauptakteuren förmlich spüren. Dabei muss man allerdings nicht befürchten, dass die Geschichte zu zuckersüß oder gar kitschig wirkt. Denn Petra Schier gelingt es wieder hervorragend, das richtige Maß zu finden, das mitreißt und ins Herz trifft.

Durch die lebendigen Beschreibungen der weihnachtlichen Hintergrundkulisse, ist es beinahe so, als ob man selbst die Düfte und die kribbelige Aufregung der Vorweihnachtszeit wahrnehmen würde. Mit diesem Buch kann man einfach mal die Seele baumeln lassen, Hektik und Alltag vergessen und große Gefühle genießen. Die bezaubernden Einblicke in die Gedanken  der kleinen Hundedame Miss Daisy, runden das Leseerlebnis ab und sorgen außerdem dafür, dass man einige Male unverhofft schmunzeln muss.  

Ein wunderbarer, zu Herzen gehender Roman, mit dem man Hektik und Alltagsstress entfliehen und dabei den Zauber der Weihnachtszeit genießen kann. 

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.