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gaby2707

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Insgesamt 2108 Bewertungen
Bewertung vom 03.02.2023
Die Tochter
Hye-jin, Kim

Die Tochter


sehr gut

Es ist eine ganz besondere Geschichte...

… die die Anfang 60jährige namenlose verwitwete Mutter hier erzählt. Sie, eine ehemalige Lehrerin, arbeitet gegen geringe Bezahlung in einem Altenheim und kümmert sich hier hingebungsvoll um die alte Frau Tsen, eine ehemals erfolgreiche Journalistin ohne Partner und Kinder, die auch nie Besuch bekommt. Ihr versucht sie mit den wenigen Mitteln, die ihr das Heim zur Verfügung stellt, einen Lebensabend in Würde zu ermöglichen.
Ihr Geld ist zu knapp um die kleinen abgewohnten Wohnungen im Obergeschoss ihres Hauses zu renovieren. Sie fühlt sich alt, verbraucht und sie ist frustriert. Gramvolle Gedanken bereitet ihr ihre um die 30jährige, lesbische Tochter Green, die mit einer Frau zusammen lebt und nichts von Heirat und Kindern hält. Sie kann dieses Leben und die Liebe ihrer Tochter weder verstehen noch absolut nicht akzeptieren. Als Green mit ihrer Lebensgefährtin Rain in die beengte Wohnung ihrer Mutter mit einzieht, droht die Situation zu eskalieren. Es muss erst fast zu einem Unglück kommen, dass sich Mutter und Tochter wieder ein bisserl annähern.

Es ist das erste Buch einer koreanischen Schriftstellerin, das ich gelesen habe. Und obwohl mich die Geschichte nicht vollständig überzeugt hat, hat sie mich ganz schön zum Nachdenken gebracht.

Schockiert haben mich die massiven Vorbehalte der Mutter gegenüber ihrer Tochter, die sie abschätzig „Mädchen“ nennt, die wiederum das Benehmen ihrer Mutter mit einer beharrlichen Gemütsruhe erträgt. Auch dass sie die Lebensgefährtin für den für sie anstößigen Lebensstil verantwortlich macht, hat mich gestört. Insgesamt empfinde ich die Mutter als eine eher unangenehme Frau, die es nicht schafft, aus ihrer angestammten Rolle in der Gesellschaft heraus zu kommen. Andererseits will sie nur, dass es ihrer Tochter besser geht, als sie es getroffen hat.
Toleranz gegenüber Homosexualität und Gleichberechtigung sind in diesem Land noch lange nicht selbstverständlich. Beides wird hier eingehend beleuchtet. Auch das Leben der Frau ist in der koreanischen Gesellschaft noch sehr traditionell, obwohl sich immer mehr junge Menschen an der westlichen Welt orientieren.
Ich habe beim lesen gemerkt, wie wenig ich eigentlich über dieses ostasiatischer Land und seine Menschen weiß.
Obwohl ich mich beim lesen etwas schwer getan habe, empfinde ich dieses Buch doch als lesenswert und empfehle es als Spiegel einer ganz anderen Gesellschaft gerne weiter.

Bewertung vom 02.02.2023
Unzüchtige Luder   Erotische Geschichten
Söllner, Johanna

Unzüchtige Luder Erotische Geschichten


ausgezeichnet

Hier nehmen sich Frauen, was sie wollen

Da ist die schöne Frau aus dem Bus, die sich ihrer Wirkung auf Männer bewusst ist und einfach nimmt, was sie will; Lisa, die vor der Kamera nicht nur einen scharfen Strip hinlegt; Julia, die die losen Gedanken über einen Gangbang wahr werden lässt. Ich bin die Dritte bei einem lesbischen Pärchen und sehe Mark zu, wie er mit Kati seiner Frau die Eifersucht austreiben will. Ich lerne Resi kennen, die sich in einem Fotostudio ihre Rente aufbessern will. Und da ist dann noch Larissa, die plötzlich alleine zu einem Kunden muss.
Sie alle lassen ihrer Lust und ihrer Begierde freien Lauf – und keiner ist vor ihnen sicher.

Dieser Kurzgeschichtenband von Johanna Söllner beinhaltet 168 Seiten aufgeteilt in 16 heiße erotische Geschichten voller Lust und Leidenschaft, die für mich und mein Kopfkino keine Wünsche offen lassen. Ich lerne die unterschiedlichsten Menschen an den verschiedensten Orten mit ihren verschiedenartigen Vorlieben kennen. Bei dem ein oder anderen wäre ich gerne noch länger verweilt.

16 Abwechslungsreiche Geschichten, heiß und anregend, sehr gute Unterhaltung.

Zum Abschluss bekomme ich als kleines Goodie noch einen Gutschein-Code, mit dem ich mir eine weitere heiße exklusive Geschichte von Johanna Söllner als E-Book aus dem Internet herunter laden kann. Und wie üblich ist auch hier ein Lesezeichen passend zum Buch mit dabei.

Bewertung vom 28.01.2023
Mordseefest / Caro Falk Bd.3
Johannsen, Emmi

Mordseefest / Caro Falk Bd.3


ausgezeichnet

Absolutes Sommer- und Urlaubsfeeling mit kriminellem Einschlag

Wenn man das Cover so anschaut, kann man schon auf den Gedanken kommen, dass es sich hier um einen recht witzigen Cosy Krimi handeln könnte. Doch weit gefehlt. Gut, dass ich mich auch diesmal davon nicht habe ablenken lassen.
Nachdem ich vor 2 Jahren den Fall am „Mordseestrand“ gelesen habe, der mir sehr gut gefallen hat, habe ich nun den dritten Band der Mordsee-Reihe „Mordseefest“ gelesen.
Auf der vorderen und hinteren Coverinnenseite bekomme ich eine Skizze von der Nordseeinsel Borkum mit den wichtigsten Schauplätzen, die mir hier im Buch begegnen werden.

Es ist Sommer, es sind Ferien und auf Borkum herrscht Hochbetrieb. Ich sehe die Kite-Buggys fahren und den Holzturm, den die Inseljungs fürs Strandfest aufschichten, wachsen.
Ich kann fast nicht glauben, was auf so einer Insel alles unter den Teppich gekehrt wird. Einen kleinen Teil davon decken Caro Falk und Jan Akkermann bei ihren Nachforschungen auf. Und da sehe ich mal wieder, wie ein Rädchen ins andere greift und was daraus entstehen kann.

Gleich auf der ersten Seite stellt sich mir schon die erste Frage: Wer ist der junge Mann, der zu den Inseljungs gehört, und der niemals zulassen würde, dass das schönste Mädchen der Insel ein anderer bekommt? Die Frage klärt sich zwar recht bald, aber was sich daraus alles erwächst, hätte ich nie vermutet.

Die warmherzige und so liebenswerte Caro Falk und den bodenständigen Jan Akkermann kenne ich ja schon aus dem 2. Band der Reihe. Auch hier „ermitteln“ sie Hand in Hand neben Kommissar Bachmann, der allerdings sehr wenig in Erscheinung tritt. Auch die meisten der anderen Mitwirkenden haben das Herz am rechten Fleck und sich schnell meine Sympathien erworben. Aber wie überall gibt es auch hier einige Menschen, die ich gerade wegen ihrer Empathielosigkeit absolut nicht mag.
Autorin Emmi Johannsen führt mich langsam an den Fall eines beim Strandfest abgestürzten Fallschirmspringers heran, schickt mich auf falsche Fährten und spart auch nicht an unerwarteten Wendungen. Von den Inselbewohnern, die auf Solidarität und Zusammenhalt schwören, hört man nicht viel Gutes über den toten Roland Fehrmann. Mit der Zeit komme ich auch dahinter, warum das so ist.

Ich liebe die lebensnahen Dialoge, die mich direkt am Geschehen teilhaben lassen. Der eingängige Erzählstil lässt die Buchseiten nur so durch meine Hände fliegen. Und ich liebe die Beschreibungen der Insel und ihrer Menschen, die meinen Wunsch, diese ostfriesische Insel auch einmal zu besuchen, immer größer werden lassen.

Wieder ein packender, spannender Borkum-Krimi mit grandiosem Inselfeeling und einem Fall, der mir doch zu denken gegeben hat. Sehr gute Unterhaltung!

Bewertung vom 27.01.2023
Tiere der Welt / Wieso? Weshalb? Warum? Junior Bd.73
Gernhäuser, Susanne

Tiere der Welt / Wieso? Weshalb? Warum? Junior Bd.73


ausgezeichnet

Eine Reise in die Welt der Tiere

Unsere beiden Enkel lieben die Kindersachbücher aus der Reihe „Wieso? Weshalb? Warum?“ und einige davon stehen schon in unserem Kinderbücherregal. Auf spielerische Weise vermitteln sie Wissen, stellen Fragen und beantworten sie gleichzeitig kindgerecht. Sogar mir als Vorleseoma macht es immer wieder Spaß diese lehrreichen Bücher anzuschauen und vorzulesen.

Ganz besonders sind auch hier wieder die vielen Klappen hinter denen sich weitere Infos verbergen. Beim ersten Öffnen sollte hier ein Erwachsener helfen, denn sie gehen schon schwer auf. Dafür sind sie aber, wie das ganze Buch, sehr stabil.

Autorin Susanne Gernhäuser hat die „Tiere der Welt“ in verschiedene Seiten unterteilt:

- Welche Tiere leben im Regenwald?
- Wem machen Eis und Kälte nichts aus?
- Warum schwimmen Buckelwale am Südpol?
- Welche Tiere kommen zur Wasserstelle?
- Wer lebt im hohen Norden?
- Wer tummelt sich im Meer?
- Wo wohnen Kängurus und Koalas?
- Wo ist der Tiger zuhause?
- Welche Tiere leben im Gebirge?

Auf der letzten Seite bekomme ich 5 kleine Bilder auf denen etwas nicht stimmt. Hier wird spielerisch das neue Wissen abgefragt.

Die farbenfrohen, detaillierten Illustrationen von Marion Kreimeyer-Visse machen das Buch zu einem weiteren Highlight in unserem Bücherregal.

Bewertung vom 24.01.2023
Grazer Irrwege
Schilcher, Astrid

Grazer Irrwege


ausgezeichnet

Ein Serienmörder in Graz?

Sepp Semper, Chefinspektor und Leiter der Ermittlungseinheit Leib und Leben beim LKA Steiermark in Graz, erhält von seiner ehemaligen Freundin Lisa Schreiner einen Brief. Sie ist wieder in Graz, arbeitet hier als Prostituierte und möchte sich mit ihm treffen. Doch bevor es dazu kommt, findet sie ihre Freundin und Mitbewohnerin erhängt in der gemeinsamen Wohnung. Alles deutet darauf hin, dass Lisa Selbstmord begangen hat. Doch das können sich Sepp und auch ihre Mitbewohnerin absolut nicht vorstellen. Als die Ermittlungen eingestellt werden, nimmt sich Sepp Semper Urlaub und ermittelt auf eigene Faust.
Ein paar Tage später gibt es einen weiteren Toten. Unternehmer Thomas Handler wird ebenfalls erhängt in seinem Haus aufgefunden. Auch hier kann seine Frau sich einen Suizid nicht vorstellen. Und es gibt eine Verbindung zu Lisa Schreiner. Sempers weitere Ermittlungen führen in die Esoterikszene. Als es einen dritten Toten gibt, ist klar, das LKA sucht nun nach einem Serienmörder.


„Grazer Irrwege“ ist der erste Krimi, den ich von Autorin Astrid Schilcher lese. Da sie mich mit ihrem eingängigen, packenden und bildhaften Erzählstil sofort gefangen und bis zum Schluss nicht mehr losgelassen hat, wird es auch nicht der letzte gewesen sein.

Mit Sepp Semper habe ich mich recht schnell angefreundet. Er kocht gerne und wie es scheint auch sehr gut, liebt guten Wein, Musik und gute Bücher, hat keinen Fernseher und sportelt in seiner Freizeit. Alles Dinge, die ihn mir richtig sympathisch machen. Er hat bei einem Unfall seine Frau verloren und kommt nun langsam aus diesem Tief seiner Trauer heraus. Ich finde es so schön über sein heutiges „Verhältnis“ zu seiner Frau zu lesen.
Auch seinen Kollegen Christoph Leitner mag ich von Anfang an. Bei Markus Steiner hat es etwas gedauert, bis ich mit ihm warm geworden bin. Aber dank Steiner mag ich nun auch den dritten im Team.

Der Fall bzw. die Fälle haben es in sich. Es dauert schon seine Zeit, bis klar wird, dass dies alles irgendwie zusammenhängt. Die Auflösung, an die sich Semper und sein Team ganz langsam immer weiter heran tasten, hat mich dann doch schockiert. Für mich immer sehr wichtig, dass ich das Geschehen nachvollziehen kann und dass es sich nicht wie an den Haaren herbei gezogen liest. Dies ist hier absolut nicht der Fall. Ich kann mir die ganzen Vorgänge sehr gut bildlich vorstellen, auch wenn sie mich erschüttert haben. Ich habe sogar mit dem Täter ein kleines bisserl Mitleid.

Sehr schön in den Fall eingearbeitet finde ich die Beschreibungen der Stadt Graz mit ihren schönen und weniger schönen Stadtteilen links und rechts der Mur. Auch bekomme ich einen kleinen Einblick in die politische Gesinnung der Grazer Bevölkerung.

Mir hat dieser erste Fall fürs LKA Graz sehr gut gefallen. Spannung, interessante Charaktere und gründliche, gewissenhafte Ermittlungen haben mich sehr gut unterhalten. Ich würde mich freuen, wenn Semper, Leitner und Steiner bald wieder einen spannenden Fall auf dem Tisch bekommen würden.

Bewertung vom 22.01.2023
Grenzfall - In der Stille des Waldes / Jahn und Krammer ermitteln Bd.3
Schneider, Anna

Grenzfall - In der Stille des Waldes / Jahn und Krammer ermitteln Bd.3


ausgezeichnet

Hier ermitteln Vater und Tochter getrennt voneinander

Beim ausbaggern eines Erdlochs für eine Tiefgarage auf einem großartigen Bauplatz am Gnadenwald im Halltal entdecken Bauarbeiter dort einen blauen Plastiksack. Zwei riesige Dachse, ausgestopft mit Babystramplern, kommen zum Vorschein. Chefinspektor Bernhard Krammer und seine Kollegin Roza Szabo entdecken schnell, dass sich hinter diesem Fund ein Verbrechen versteckt.
Zur gleichen Zeit rollen Oberkommissarin Alexa Jahn und ihr ehemaliger Kollege aus Aschaffenburg Jan Rassner einen alten Fall auf. Hier haben sich Ansätze ergeben, die den Verurteilten in diesem Fall entlasten. Alexa macht sich trotz ihrer beim letzten Fall arg mitgenommenen Schulter auf die Suche. Ob das gut geht?

Mit dem 3. Band der „Grenzfall“-Reihe „In der Stille des Waldes“ ist es Autorin Anna Schneider auch diesmal gelungen mich ab der ersten Seite zu fesseln. Egal ob es um den Fall in Tirol geht oder um die Suche nach dem Täter auf deutscher Seite – die Spannung hält sich extrem hoch bis zum Schluss. Und auch über das Ende hinaus versteht es Frau Schneider mich zu fesseln. Warum, das lest doch bitte selbst.
Ich bewundere es auch diesmal wieder, auf welche außergewöhnlichen Ideen die Autorin kommt und vor allem, wie sie die dann so gekonnt umsetzt, dass es mir große Lesefreude und beste Unterhaltung bietet.

Sehr gut gefällt mir auch hier wieder das Cover, das sich mit seiner Aufmachung sehr den beiden ersten Bänden angleicht. Auch hier bekomme ich auf der ersten Umschlagseite einen Kartenausschnitt von Bayern und Tirol, wo die wichtigsten Handlungsstationen eingezeichnet sind und eine kurze Charakterisierung der beiden Ermittler, die in diesem Buch allerdings getrennt voneinander an verschiedenen Fällen arbeiten. Am Schluss kann ich mich in einer kurzen Leseprobe zu Band 4 schon mal in den nächsten Fall hinein denken. Dadurch, dass jeder Fall in sich abgeschlossen ist, können die Bücher auch unabhängig voneinander gelesen werden. Ich persönlich mag es aber lieber, wenn ich gerade die Kommissare auch in ihrem privaten Umfeld von Anfang an kennenlernen kann.

Die beiden Fälle, der Fund der ausgestopften Dachse und der eigentlich schon abgeschlossene Fall aus Aschaffenburg, sind so spannend und lassen kaum eine Verschnaufpause zu. Abwechselnd bin ich diesmal in der näheren Umgebung von Hall in Tirol unterwegs und auf der anderen Seite in den Bergen rund um Lenggries. Die Umgebungsbeschreibungen passen sich sehr gut in die Fälle ein und ich würde eine der Hütten auf denen Alexa und Jan unterwegs sind, im kommenden Sommer gerne selbst mal besuchen. Ich habe den weiten Blick von dort oben direkt vor Augen.

Mir hat auch dieses Buch wieder sehr gut gefallen. Alle Fragen, die sich in meinem Kopf gesammelt hatten, werden lückenlos beantwortet oder lösen sich auf. Und dann kommt es ganz anders, als ich es erwartet hatte. Allerdings hoffe ich, dass das deutsch-österreichische Ermittler- und Vater-Tochter-Team beim nächsten Fall wieder gemeinsam auf Ermittlungstour geht. Ich freue mich schon drauf.

Bewertung vom 19.01.2023
Moorgeheimnisse
Buxbaum, Sabine

Moorgeheimnisse


ausgezeichnet

Gänsehaut pur

Im kleinen kanadischen Ort Beardmore, das an eine über mehrere 100 qkm große Moorfläche grenzt, sind innerhalb der letzten 8 Jahre 5 Paare, die sich in einem Blockhaus eingemietet hatten, nacheinander spurlos verschwunden. Der erste, Ben Harlow, wurde ermordet aufgefunden. Daraufhin hat sich in den sozialen Netzwerken ein Geisterkult entwickelt. Nun pilgern immer wieder Geisterjäger zu diesem Blockhaus um spukende Moorleichen oder Moorungeheuer aufzuspüren. Victoria Hunter, eine Reporterin vom Magazin True Letters aus Toronto, mietet sich in Beardmore in einem Motel ein um von dort aus eine Reportage über diesen Kult zu schreiben. Sie vermutet, dass mehr hinter den vermissten Menschen aus dem Blockhaus steckt. Noah Duncan, der froh ist, dass das Blockhaus bald abgerissen werden soll, hält weiter an seiner Unfall-Theorie fest. Oder hat er bei den damaligen Ermittlungen etwas übersehen?

Mit ihrem neuen Krimi „Moorgeheimnisse“ hat Autorin Sabine Buxbaum wieder eine sehr spannende und fesselnde Geschichte geschrieben, die mich bis zum Schluss in Atem gehalten hat. Ich habe wie immer versucht heraus zu bekommen, was sich in der Blockhütte bzw. der Umgebung abgespielt haben mag. Bin aber, wie ich zugeben muss, kläglich gescheitert. Die wahren Hintergründe, die ich so nicht vermutet hätte, zeigen sich erst fast zum Schluss des Buches.

Der angenehm flüssige Schreibstil lässt sich sehr gut lesen. Das Cover, das mir persönlich sehr gut gefällt, passt optimal zum Inhalt des Buches.
Die meisten Menschen, die ich hier kennenlerne, sind mir bis auf wenige Ausnahmen sympathisch. Es gefällt mir, dass ich einigen von ihnen auch privat etwas näher komme. Gerade die Hintergründe von Victoria und Duncan machen die beiden für mich noch greif- und nahbarer. Und ja, auch der Mörder ist mir nicht unsympathisch. Er tut mir einfach nur unendlich leid. Warum? Das solltet ihr beim Lesen des Buches selbst heraus finden.

Jedem der 40 Kapitel ist das Bild einer kleinen Pflanze voran gestellt. Einige Kapitel werden mit einem Bild von einem Haus zwischen düsteren Tannen abgeschlossen. Beides passt perfekt und gefällt mir sehr gut.

Ein ab der ersten Seite spannender und packender Krimi, der mit einigen Überraschungen aufwartet. Meine Leseempfehlung ist dem Buch sicher.

Bewertung vom 19.01.2023
HIRNSALAT
Hübner, Véronique

HIRNSALAT


ausgezeichnet

Eine ganz wichtige Geschichte

„HIRNSALAT“ - darunter konnte ich mir zuerst gar nicht so viel vorstellen. Aber das Cover hat mich neugierig gemacht.

Veronique Hübner stellt uns in diesem Buch 4 neurodivergente Kinder mit ADHS, Autismus, FAS und Bindungsstörung vor. Noah, Lea, Oskar und Nancy, die ihr HIRNSALAT anders macht wie andere Kinder. Ich lerne sie in ihrem Alltag kennen mit ihren, wie es andere empfinden, „schlechten“ Eigenschaften und lese, wie es sich für sie wahrscheinlich in ihrem Kopf anfühlt, wenn sie HIRNSALAT haben. Die vier so unterschiedlichen Kinder lernen sich kennen und gründen den HIRNSALATCLUB. Sie erkennen die Probleme und Stärken der anderen und helfen sich gegenseitig.

Die Autorin erklärt auf 52 Seiten, aufgeteilt in 17 kleine Kapitel kindgerecht, durch was dieser HIRNSALAT zustande kommen kann, wie er sich auswirkt und wie die Kinder sich damit fühlen.
An die Illustrationen von @ulierbes habe ich mich erst gewöhnen müssen. Sie sind außergewöhnlich (vielleicht genau wie die Kinder) und spiegeln die Emotionen sehr gut in den Gesichter wieder.

Mit diesem tollen Buch habe ich einen neuen Verlag und eine neue Autorin kennengelernt, die ich beide im Auge behalten werde.
Ein besonderes Buch über besondere Kinder, bei dem ich mir wünsche, dass es noch viele Menschen lesen. Nicht nur Kinder.

Bewertung vom 16.01.2023
Septemberschnee
Henselmann, Nicola

Septemberschnee


ausgezeichnet

Die berührende Geschichte einer starken Frau

Pia Lückerath ist 40 Jahre alt, als ihr Mann Christoph ihr an ihrem 15. Hochzeitstag erklärt, dass er sich in eine andere Frau verliebt hat. Und schon ist er aus dem gemeinsamen Haus ausgezogen. Pia, die jahrelang alles getan hat um ihm für seine Karriere den Rücken frei zu halten, nimmt ihr Leben wieder selbst in die Hand und zieht mit den beiden Töchtern Helen und Kim von Bergisch Gladbach zurück in ihre Heimatstadt Köln.
Wie sie ihr neues Leben zwischen Kindern, neuem Job, neuen Freunden, neuen Dates und den nicht immer einfachen Papawochenenden meistert, das lest ihr in dem tollen Roman von Nicola Henselmann „Septemberschnee“.

Es hat nicht lange gedauert, bis mich die Autorin mit ihrer Geschichte so richtig gepackt hat. Weil ich vieles, was hier bei Pia passiert, sehr gut nachvollziehen kann; weil ich einiges davon auch selbst schon erlebt habe. Und weil Pia eine Frau ist, die ich sofort ins Herz geschlossen habe und die ich als Freundin sofort annehmen würde. Da ich schon einge Male in Köln war, habe ich einiges gleich wiedererkannt, was das Lesen für mich noch interessanter macht.
Der Schreibstil von Nicola Henselmann ist sehr bildhaft und dynamisch. Die Stimmung und die vielen Emotionen bringt sie sehr gut rüber. Ich habe mit Pia gelitten und gelacht, mich mit ihr gefreut und habe mit ihr ihren Ärger verarbeitet. Ich bin mit ihr in die Steiermark gefahren und habe auf einem Bergbauernhof mit geholfen. Ein paar Freudentränchen sind auch geflossen. Sie ist einfach eine Frau wie du und ich, herzlich, einfühlsam und eine echte Rabenmutter. Sogar Spannung baut sich langsam auf.
In der Steiermark und vor allem oben aufm Berg wird ja steirisch gesprochen. Und da dies nicht jeder versteht, hat die Autorin diese Worte und Sätze mit kleinen Fußnoten versehen und in „Übersetzungen aus dem steirischen“ auf zwei Seiten hinten im Buch erklärt.
Eine Geschichte so richtig aus dem Leben gegriffen mit ganz viel Liebe und Gefühl. Ich habe mich mit Pia, ihren Freunden und ihrem ganzen Umfeld sehr wohl gefühlt.

Bewertung vom 15.01.2023
Verschwunden
Thiesler, Sabine

Verschwunden


ausgezeichnet

Abgründe der Seele

Wie in einem Alptraum gefangen sind Gitta und Elmar Wengler, als ihr 7-jähriger Sohn Jonas auf dem Dorffest in Ambra in der Toskana verschwindet. Maresciallo Donato Neri, der in der Carabinieri-Station von Ambra schon langsam von seiner Pensionierung träumt, ist verzweifelt, da es nicht das erste Verschwinden eines Menschen in der letzten Zeit ist. Als dann die erfolgreiche, in ihrem Tun etwas extravagante Maklerin von Luxusimmobilien Elena Ludwig, die für Donato und seine Frau Gabriella eine kleine Wohnung am Meer gefunden hat, nicht bei dem von ihr anberaumten Notartermin erscheint und auch ihre Tochter Kaya nicht mehr zu erreichen ist, läuten bei Neri alle Alarmglocken.
In seinem kleinen Urlaubsparadies in der Toskana verschwinden Menschen.


Bis zu dem Moment, wo Jonas vom Dorffest verschwindet, habe ich mich in Ambra richtig wohl gefühlt. Die immer wieder eingefügten italienischen Worte geben der Geschichte ihr toskanisches Flair. Auch die Beschreibungen der venezianischen Villen und der traumhaften Anwesen, die Elena Ludwig verkauft, tragen dazu bei.

Dann aber kommt so langsam das Grauen bei mir hoch. Denn ich komme einem Menschen immer näher, der sich in seiner Gier nach Macht und vor allem Geld und in seiner eiskalten Art immer mehr verliert und keine mehr Grenzen zu kennen scheint. Bei seinem perfiden Tun hatte ich Gänsehaut und war richtig schockiert. Einerseits wegen der Brutalität mit der er teilweise vorgeht, andererseits wegen seiner Feinfühligkeit, die für mich im krassen Gegensatz dazu steht. Mein Kopfkino habe ich an zwei Stellen abstellen müssen. Das war mir einfach zu heftig. Wie er hier agiert, ist nichts für schwache Nerven.

Ich habe mich gefreut, dass auch Donato Neri wieder mit an Bord ist, auch wenn seine Ermittlungen hier etwas am Rande stehen. Dafür sind die anderen Einblicke, die ich hier bekomme, um so entscheidender und ergreifender.

Sabine Thiesler hat erneut ein Buch geschrieben, bei dem mir die Seiten nur so durch die Finger geflogen sind. Die Spannung ist zuerst recht unterschwellig zu spüren, setzt aber dann mit voller Wucht ein und hält sich bis zum Schluss extrem hoch. Da macht es auch gar nichts, dass ich den Täter kenne. Zwischendurch wird es hier und da mal ein bisserl entspannter, wenn Donato und seine Gabriella überlegen, wie sie ihre Zeit im Ruhestand verbringen wollen. Diese kleinen Pausen habe ich aber auch gebraucht.
Die verschiedenen Erzählstränge nähern sich nach der Hälfte der Geschichte langsam an und ergeben schließlich ein rundes Ganzes.

Eine Geschichte, die zum Nachdenken anregt, die mich aufgewühlt und von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat. Absolut lesenswert!