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Benutzername: 
Fredhel
Wohnort: 
Deutschland

Bewertungen

Insgesamt 1273 Bewertungen
Bewertung vom 20.02.2022
Das gebrannte Kind / Cold Case Bd.3
Frennstedt, Tina

Das gebrannte Kind / Cold Case Bd.3


sehr gut

Das Haupteinsatzgebiet von Kommissarin Tess Hjalmarsson sind alte Fälle, die noch einmal aufgegriffen werden, in der Hoffnung, dass sich durch die Zeit neue Ermittlungsansätze ergeben haben. Doch diesmal soll sie sich an der Suche nach einem aktuellen Feuerteufel beteiligen, dem schon einige Menschen zum Opfer gefallen sind. Als Tess sich mit den Tathergängen befasst, werden ihr Parallelen zu einem weit zurückliegenden Mordfall klar, bei dem nur ein kleiner Junge den Brand überlebt hat.
Die Handlung lädt sehr zum Mitraten ein, denn nach und nach kommen neue Verdächtige hinzu, und die Vorgänge von damals werden klarer. Mit der Kommissarin wird man schnell vertraut, weil auch viel von ihrem Privat- und Liebesleben erzählt wird. 
Leider verhält sich Tess manchmal sehr unlogisch. Zum Beispiel fühlt sie sich oft beobachtet, doch sie geht ihrem Verdacht nicht ernsthaft nach, selbst als Giftköder für ihren Hund ausgelegt werden. Sie benimmt sich wie eine naive Bürgerin und nicht wie eine ausgebildete Polizistin. Was sie sehr sympathisch macht, ist, dass sie in höchster Gefahr mit dem Herzen handelt und nicht nach Polizeivorschrift.
Der Erzählstil der Autorin ist sehr gradlinig. Als Leser bleibt man immer auf der Spur, weil es keine verwirrenden Nebenhandlungen gibt. Das macht hier einen Großteil der Spannung aus. 
Mir hat das Buch gut gefallen. Schön, dass es noch weitere Bände von Kommissarin Tess Hjalmarsson geben wird. 

Bewertung vom 19.02.2022
Der Holländer / Liewe Cupido ermittelt Bd.1
Deen, Mathijs

Der Holländer / Liewe Cupido ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Wattwandern war bisher für meine Begriffe eine Freizeitaktivität für Nordseeurlauber, die aber in jedem Fall eines kundigen Wattführers bedarf, weil die zurückkehrende Flut mit Strömungen und Untiefen den Wanderer schnell in Lebensgefahr bringen kann.
Der Roman "Der Holländer" von Mathijs Deen zeigt mir aber noch eine ganz neue Seite des Wattwanderns: Für manche Menschen ist das eine Extremsportart wie für andere das Bergsteigen. Es gilt, die Routen anhand von Tidetabellen, Strömungen, Windgeschwindigkeiten und noch weiteren Faktoren penibel zu planen. Fast schon zu ausführlich beschäftigt sich der Autor mit den vielen Möglichkeiten. Für Nichtkundige ist das eine etwas trockene Angelegenheit, ebenso diverse Details zu Ems und Watt und Fahrrinnen etc.
Doch das ist mein einziger Kritikpunkt an diesem Buch, das mich mit seiner ruhigen Erzählweise beeindrucken konnte. 
Es geht um die Leiche eines Extrem-Wattwanderers, der bei Ebbe ausgerechnet im Grenzgebiet zwischen Deutschland und den Niederlanden gefunden wird. Es entsteht ein Zuständigkeitsgerangel zwischen den Behörden, das für einen guten Schuss Humor sorgt.
Praktisch undercover betreibt ein deutscher Ermittler mit holländischen Wurzeln seine Ermittlungen, denn es ist grenzwertig, ob der Mann einem tragischen Unfall zum Opfer fiel oder ob ihn jemand mit Kalkül in eine tödliche Falle gelockt hat.
Auch ein gemächlicher Krimi kann sehr spannend sein. In diesem Fall wird die Handlung noch wunderschön ergänzt durch Naturschilderungen des Wattenmeers. Es ist ein Roman, der entschleunigt und der nicht übermäßig lang ist, aber den man auch nicht mal so eben zwischendurch konsumieren kann.
Mich hat er begeistert.

Bewertung vom 18.02.2022
Die Flucht / Vollendet Bd.1
Shusterman, Neal

Die Flucht / Vollendet Bd.1


ausgezeichnet

Durch "Scythe" ist mir der Autor Neal Shusterman ein Begriff. Erneut setzt er sich damit auseinander, wie sich in ferner Zukunft die Einstellung der Menschen zu Tod und Sterben verhält. 
In seinem Buch "Vollendet – Die Flucht" ist jegliche Abtreibung verboten worden. Eltern können ihre ungewollten Kinder erst in der Zeitspanne zwischen 13 und 17 Jahren loswerden. Sie werden dann in Erntecamps verfrachtet und als menschliche Organspender ausgeschlachtet. Was für eine grausame, unmenschliche Vorstellung. Dennoch glaube ich, dass auch Teenager diese Thematik verarbeiten können, denn die drei Hauptfiguren sind rebellische Jugendliche, die ihrem Schicksal entfliehen und auf Gleichgesinnte stoßen. Man kann sich gut mit ihnen identifizieren, weil man viele Informationen über ihren familiären Hintergrund erfährt. Außerdem haben sie selbst unter den stressigen Bedingungen der Flucht mit den typischen Pubertätsproblemen zu kämpfen.
Ich finde, hier ist ein philosophisches Thema teenagergerecht verpackt worden. Die Handlung wird wirklich spannend erzählt und zwingt zum Nachdenken, ohne vorgefertigte Lösungen zu präsentieren. 
Für mich ist es gutes aktuelles Jugendbuch, auch wenn die erste Auflage schon einige Jährchen zurückliegt.

Bewertung vom 15.02.2022
Erschütterung
Everett, Percival

Erschütterung


ausgezeichnet

Zach Wells ist Professor für Paläontologie. Im Prinzip hat er ein Luxusproblem: Das alltägliche Leben bietet keine Herausforderung mehr für ihn. Seine Ehefrau wird von ihm geschätzt, aber nicht geliebt. Seine Vorlesungen schüttelt er aus dem Handgelenk und seine Studenten interessieren ihn nicht sonderlich.
Von einem Tag zum anderen wird sein Leben von Grund auf umgekrempelt, nämlich als seine Tochter Sarah (im Prinzip Zachs einziger sinnvoller Lebensinhalt), eine tödliche Diagnose erhält. Fast gleichzeitig ergeben sich Probleme mit einer Kollegin und mit einer seiner Studentinnen. Der Hauptteil des Romans beschäftigt sich damit, wie der Professor mit dieser Lebenskrise umgeht. 
Beinahe hätte ich dieses Buch schon relativ früh abgebrochen. Gerade der Anfang ist ziemlich hochgestochen und verworren. Ich konnte keine klare Linie erkennen. Vielleicht wäre es einfacher gewesen, wenn ich die Printversion vorliegen gehabt hätte, aber als Hörbuch sind die Texteinschübe nicht unmittelbar als solche erkennbar. Zum Glück habe ich durchgehalten und wurde mit einem packenden Lebensabschnitt eines nicht sehr sympathischen und nicht sehr empathischen Menschen (abgesehen mit seiner Tochter) belohnt. Es reiht sich Krise an Krise, es entsteht ein sehr lebendiger Plot, der Schicht um Schicht von Zachs Charakter freilegt. Ich war ganz und gar von der Geschichte gefangen, auch wenn mich die merkwürdigen Texteinschübe bis zum Schluss hin einfach nur genervt und verwirrt haben.

Der Sprecher Christian Brückner hat den Charakter von Zach Wells umfänglich verinnerlicht. Es ist, als spräche der Professor selbst den Text und nicht ein Vorleser. Einfach grandios. Ein kleiner Kritikpunkt meinerseits: Von der Stimmer her ist der Sprecher zu alt für die Rolle eines circa 40-jährigen Mannes.
Trotzdem ist "Erschütterung" ein wirklich großartiges Buch, das noch lange nachhallt, wenn man sich darauf einlässt.

Bewertung vom 14.02.2022
Auf Tod komm raus
Karolina, Anna

Auf Tod komm raus


sehr gut

Nicolas ist ein abgehalfterter Fußballstar. Zusammen mit seiner Zwillingsschwester feiert er in ihrer beider Geburtstag hinein. Nach ausgiebigen Alkohol- und Drogenkonsum wacht er verkatert auf, doch die Schwester neben ihm ist währenddessen ermordet worden, ohne dass er etwas davon gemerkt hat. Nach einer misslungenen Flucht landet er in Polizeigewahrsam. Zwar sprechen alle Indizien gegen ihn, aber eine bekannte Staranwältin nimmt sich seiner an.
Das alles sind grundsolide Zutaten für einen schwedischen Thriller, aber ich habe mich mit dem Lesen schwergetan. Es scheint in Mode gekommen zu sein, Bücher mit ausschließlich unsympathischen Protagonisten zu besetzen. So auch hier: Die Zwillinge sind verwöhnte Kinder aus reichem Haus, deren Eltern leben in sexueller Freizügigkeit, die Staranwältin ist mental gestört und Ebba, die Hauptfigur, ist schwere Alkoholikerin. Von der ersten Seite an ist alles düster und undurchsichtig. Dem Plot kann man zwar logisch folgen, aber so recht glaubwürdig erscheint mir die Handlungsweise der Beteiligten nicht.
Ich gebe knappe 4 Lesesterne, weil man das Buch zügig lesen kann, auch wenn das Spannungslevel eher Mittelmaß bleibt. Doch ihre weiteren Fälle wird Ebba Tapper wohl ohne mich ermitteln.

Bewertung vom 08.02.2022
The Maid / Regency Grand Hotel Bd.1
Prose, Nita

The Maid / Regency Grand Hotel Bd.1


ausgezeichnet

Molly Gray ist eine junge Frau, die etwas aus dem Rahmen fällt. Ich denke, sie hat eine leichte Form von Autismus oder etwas Ähnliches, denn es fehlt ihr ein Gespür, zwischenmenschliche Reaktionen einzuschätzen. Sie nimmt alles wörtlich und kann weder Ironie noch Spott noch Hinterhältigkeit im Gegenüber erkennen. Zum Glück ist sie ein von Grund auf positiver Charakter, der sich sofort in das Herz des Lesers schleicht. 
Ihre Oma, ihre einzige Bezugsperson, ist leider schon verstorben, doch Omas Sinnsprüche sind Molly geblieben. Sie helfen ihr durch den Alltag als Zimmermädchen in einem Londoner Nobelhotel. Saubermachen ist Mollys Passion und somit ist ihr Beruf auch ihr Lebensinhalt. Als ein Hotelgast ermordet wird, wird ausgerechnet Molly verdächtigt. In der Not zeigt sich, wer ihre wahren Freunde sind.
Der ganze Roman wird aus Mollys Sicht erzählt. Wunderbar versetzt sich die Autorin in ihre geradlinige, einfach gestrickte Gedankenwelt und schafft es dabei gleichzeitig, hinter die Fassade der anderen Personen zu schauen, bevor Molly die Wahrheit begreifen kann. Die Personen sind alle wunderbar ausgearbeitet, sodass man sich ein gutes Bild von allen machen kann.
Vielleicht liegt das aber auch an der hervorragenden Vorleserin der Hörbuchversion. Anna Thalbach hat Mollys Charakter hundertprozentig verinnerlicht. Ein Highlight sind für mich auch die Stellen, in denen sie mit mexikanischem Akzent spricht.
"The Maid" ist ein außergewöhnlicher Krimi, der mir viel Freude bereitet hat.

Bewertung vom 08.02.2022
Todesklang und Chorgesang
Kehrer, Karin

Todesklang und Chorgesang


sehr gut

Mit diesem Krimi begeben wir uns in die heile Welt von Miss Marple und Inspector Barnaby. Schon nach wenige Seiten entsteht vor dem inneren Auge eine nette, kleine Dorfgemeinschaft mit ihrem Beziehungsgeflecht, mit Tee und Katzen, und vor allem einer Kirche als Mittelpunkt allen Geschehens. Hier im Kirchgarten wachsen sehr giftige Pflanzen, die sich vorzüglich zum Morden eignen. Das Opfer hat den Kirchenchor geleitet und sich bei so ziemlich allen Mitgliedern unbeliebt gemacht. Die muntere Witwe Bee Merryweather betreibt auf eigene Faust Ermittlungen, was noch sehr gefährlich werden soll.
Das Buch ist einfach nett zu lesen. Es entspricht voll und ganz den Erwartungen, die das beschauliche Cover und der Klappentext wecken. Es gibt keine großen Überraschungen, dennoch lässt man sich gern und völlig unaufgeregt durch das Geschehen im ländlichen Cornwall treiben.
Ein netter Lesespaß, der auch ohne großen Anspruch von mir 4 Lesesterne erhält.

Bewertung vom 08.02.2022
Grenzfall - Ihr Schrei in der Nacht / Jahn und Krammer ermitteln Bd.2
Schneider, Anna

Grenzfall - Ihr Schrei in der Nacht / Jahn und Krammer ermitteln Bd.2


ausgezeichnet

Ein Jahr lang musste man auf den zweiten Grenzfall warten. Ein Warten, das sich lohnte. Insgesamt fünf Frauen verschwinden im Grenzgebiet zwischen Deutschland und Österreich. Alexa Jahn ermittelt auf deutscher Seite, Kommissar Krammer für die Österreicher. Zwei sehr spannende Handlungsstränge, die aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt und erst relativ spät miteinander verwoben werden. Als Nebenschauplatz, der mindestens genauso interessant ist, dient die schwierige Beziehung der beiden Ermittler, deren Verlauf der Leser bis zum Ende hin neugierig verfolgt.
Die Handlungsschauplätze sind gut recherchiert. Kenner der Landschaft werden sich sofort zurechtfinden und das Setting sehr wahrscheinlich lieben. Der Plot selbst ist intelligent konstruiert, aber glaubwürdig. Das Spannungslevel bleibt konstant hoch, doch je mehr man sich dem Ende nähert, desto weniger kann man den Krimi aus der Hand legen. Ein wirklich rasanter Showdown bildet den krönenden Abschluss. Doch ein kleiner Cliffhanger lässt den Leser nun erneut wieder ein Jahr lang auf den dritten Grenzfall hinfiebern.

Bewertung vom 31.01.2022
Der Mann, der zweimal starb / Die Mordclub-Serie Bd.2
Osman, Richard

Der Mann, der zweimal starb / Die Mordclub-Serie Bd.2


ausgezeichnet

Oh, wie schön, es gibt eine neue Folge mit dem Donnerstagsmordclub.
Die vier munteren Rentner aus der noblen Seniorenresidenz sind weit davon entfernt, einen geruhsamen Lebensabend zu verbringen. Dafür sind sie viel zu quirlig und allem Neuen, ganz besonders Social Media, noch sehr aufgeschlossen. Allen voran Elisabeth, die ehemalige Geheimdienstlerin, sorgt für neue Abenteuer. Ihr Ex-Mann ist wieder aufgetaucht. Er scheint sich eine große Menge Diamanten unter den Nagel gerissen zu haben, doch bevor er Elisabeth einweihen kann, wird er ermordet. Schon setzt sich der Donnerstagsmordclub auf die Spur der Edelsteine.
Die Handlung konnte mich diesmal nicht ganz so überzeugen. Sie ist wild, brutal und etwas sehr abstrus, aber das alles wird wieder wettgemacht durch die herrlich witzigen Dialoge und die wunderbaren Charakterzüge jedes einzelnen der Vier. Mit überraschender Cleverness und Vitalität schnappt die Falle über den Bösewichten zu, es ist eine wahre Freude!
Für Freunde des schwarzen/britischen Humors ist dieser Roman ganz einfach ein Must-have.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.01.2022
Rue de Paradis / Luc Verlain Bd.5
Oetker, Alexander

Rue de Paradis / Luc Verlain Bd.5


sehr gut

Die Hälfte dieses Romans sind weit davon entfernt, ein Krimi zu sein. Vielmehr wird die Situation geschildert, in der sich die Bewohner der Rue de Paradis befinden. Ursprünglich war ihre Straße die absolute Spitzenlage am Cap Ferret. Der Bürgermeister hat es ihnen allen ermöglicht, hier im Naturschutzgebiet zu bauen, wobei er den besten Bauplatz natürlich selbst beanspruchte. Nach einer Sturmflut beklagt die Nachbarschaft eine Tote und schwerste Flutschäden an Haus und Grund. 
Luc Verlain wird zu der verschworenen Gemeinschaft geschickt, um für deren Umsiedlung zu werben und zu sorgen. Doch die Menschen haben mittlerweile alles wieder hergerichtet. Sie wollen ihre Heimat nicht verlassen. Schon gar nicht, weil der schlitzohrige Bürgermeister von der Umsiedlung nicht betroffen ist. In der Nacht kommt es zu einer erneuten Überflutung, die ein Nachbar nutzt, um diesen verhassten Menschen zu erschlagen.
Erst jetzt wird das Buch zum wahren Krimi, denn Luc ist mit der Strassengemeinschaft von den Fluten eingekesselt, und in dieser Sturmnacht versucht er, den Mörder zu entlarven. Sein unfähiger Vorgesetzter ist ihm dabei eher eine Last als eine Hilfe.
Davon abgesehen, dass die Einstimmung auf den Krimi für mich eindeutig viel zu lange dauert, besticht der Autor wie immer durch seine Beschreibung vom Südfranzösischen Flair. Die Schilderung von Landschaft, Leuten, Speisen und Getränken weckt immer die Sehnsucht nach einem Frankreichurlaub. Schön wäre es, wenn auch auf die Charakterisierung der Protagonisten etwas mehr Sorgfalt verwendet würde. Ich kenne die Vorgeschichte von Luc und seiner hochschwangeren Freundin Anouk aus früheren Bänden, die in dieser Hinsicht ausführlicher waren. Neueinsteigern fehlt dieses Wissen, um sich mit Luc verbunden zu fühlen. 
Für mich ist dieser 5. Fall wieder ein 4-Sterne-Krimi und ich freue mich auf den 6. Band.