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Benutzername: 
Dreamworx
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 1369 Bewertungen
Bewertung vom 02.08.2020
Zeiten des Sturms / Sheridan Grant Bd.3
Neuhaus, Nele

Zeiten des Sturms / Sheridan Grant Bd.3


gut

Finale mit Schwächen
Die 21-jährige Sheridan Grant hat vor vier Jahren nach einem Massaker ihres Stiefbruders Nebraska und der Willow Creek Farm ihrer Adoptivfamilie den Rücken gekehrt und ist im Begriff, den reichen Chirurgen Paul Sutton zu heiraten. Obwohl Paul sie auf Händen trägt, ist sie sich nicht sicher, ob es das ist, was sie wirklich will. Als sie entführt wird und entkommt, beschließt sie, nach Nebraska zu reisen, um sich über vieles klar zu werden, ihre Adoptivfamilie wiederzusehen und sich der Vergangenheit zu stellen…
Nele Neuhaus hat mit „Zeiten des Sturms“ den letzten Band um Sheridan Grant vorgelegt, der wieder einmal mit einigen Spannungsmomenten und einem rasanten Tempo punkten kann. Der flüssig-farbenfrohe Erzählstil der Autorin legt im Kopf des Lesers schon beim Einstieg einen Schalter um und lässt ihn an Sheridans Seite schlüpfen. Wie in einem Film beobachtet man die junge Frau dabei, wie sie sich durchs Leben kämpft, sich durch ihre innere Zerrissenheit mit sich hadert und doch den Mut aufbringt, sich mit ihrer doch recht ereignisreichen Vergangenheit zu konfrontieren, die immer noch ihr Leben und ihre Verhaltensweisen bestimmt. Wer die Vorgängerbände kennt, hat sich in diesem Band so einige Reflexionen innerhalb der Familie gewünscht, was leider nicht der Fall war. Die Geschichte ist zwar spannend, plätschert aber irgendwie vor sich hin. Mit überraschenden Wendungen will Neuhaus nicht nur das Tempo innerhalb der Geschichte anziehen, einige Dinge wirken leider sehr konstruiert, so dass die Glaubwürdigkeit darunter leidet, zumal so einige Klischees bedient werden. Schade, hier wäre weniger eindeutig mehr gewesen, zumal eine Auseinandersetzung mit den Ereignissen der Vergangenheit wirklich wichtig gewesen wäre, damit alle endlich mal mit den Dingen abzuschließen können.
Die Charaktere wurden weiter entwickelt, so dass sie glaubwürdig und realistisch rüberkommen. Trotzdem steht der Leser am Rande, um die Szenerie zu betrachten. Für ihr Alter wirkt Sheridan recht weise, doch wenn man ihre Geschichte kennt, verwundert das nicht. Sie ist eine mutige und ehrliche Frau, die sich den Dingen stellt und nicht davor zurückschreckt oder sich verkriecht. Nikolas Walker ist ein gestandener Kerl, der schon so einiges erlebt hat und sich nicht so schnell einschüchtern lässt. Paul Sutton wirkt liebevoll, doch ist Sheridan für ihn eher eine Trophäe denn eine Partnerin. Jasper Hayden ist Sheridan ein guter Freund, auf den sie sich verlassen kann. Aber auch Protagonisten wie Horatio haben einen Anteil am Unterhaltungswert der Geschichte.
Mit „Zeiten des Sturms“ ist der Abschied von Sheridan Grant gekommen. Etwas mäßiger als die Vorgängerbände, doch immer noch mit einem kurzweiligen und unterhaltsamen Lesetempo und genügend Ereignissen, die den Leser an die Seiten fesseln, auch wenn so einiges nicht ganz passt. Verdiente Leseempfehlung!

8 von 11 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.08.2020
Ein verzehrendes Geheimnis
Rivers, Francine

Ein verzehrendes Geheimnis


ausgezeichnet

Glaube versus Aberglaube
19. Jh. Nordamerika. Schottische Einwanderer, die sich in den Appalachen niederließen, haben auch ihre Rituale, ihren Glauben und ihre Traditonen im Gepäck. So ist der „Sühnemann“ der Beichtvater der Toten, der von den Lebenden ins Tal gerufen wird, um sich in der Dunkelheit zum Leichnam zu begeben und die Sünden von den Toten zu nehmen, damit ihre Seele befreit in die Ewigkeit wandern kann. Dieser Sühnemann, dem jeder den Rücken zukehrt, weil man ihn nicht ansehen darf, wird von der 10-jährigen Cadi verzweifelt gesucht. Das junge Mädchen trägt eine Schuld in sich, die von der eigenen Mutter noch genährt wird und deren Last sie fast erdrückt. Doch mit Hilfe ihres Freundes Fagan wird Cadi von einem Fremden doch noch Absolution erteilt und innerhalb des Dorfes bald zu ungeahnten Ereignissen führt…
Francine Rivers hat mit "Ein verzehrendes Geheimnis" einen unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt, der sich mit den mitgebrachten Traditionen von Einwanderern und vor allem mit dem Thema Sünde beschäftigt. Der flüssige, farbenfrohe und gefühlvolle Schreibstil lässt den Leser in eine vergangene Zeit reisen, um dort auf die kleine Cadi zu treffen, die nicht nur unter ihren ignoranten Eltern leidet, sondern auch eine unglaubliche Last auf ihren kleinen Schultern trägt, die erst nach und nach zum Vorschein kommt. Die Autorin lässt mit ihrer empathischen und bildgewaltigen Erzählweise die damalige Zeit mit den traditionellen Gepflogenheiten in der schottischen Dorfgemeinschaft wieder lebendig werden und gibt dem Leser einen guten Einblick in den mit nach Amerika gebrachten Aberglauben. Die Geschichte vom Sühnemann zeigt ein erschreckendes Bild, denn der arme Mann ist wie der Henker im Mittelalter ein Geächteter, muss ausgestoßen aus der Gemeinschaft leben und wird doch benötigt, um den Verstorbenen den Eintritt in die Ewigkeit zu ermöglichen. Erst durch zwei Kinder wird die Dorftradition gebrochen, der Aberglaube in Frage gestellt. Der christliche Aspekt spielt in dieser Geschichte eine große Rolle, Vergebung von Schuld ist das Schlagthema, das die Autorin hier verarbeitet und aufzeigt, wie Gottes Wort die Last von den Schultern nimmt und Erlösung bringt.
Die Charaktere mit ihren Ecken und Kanten spiegeln die damalige Zeit gut wieder, in denen alte Traditionen den Menschen wichtig waren und ihr Leben bestimmten. Lebendig ausgestaltet wirken sie glaubwürdig, so dass der Leser sich schnell in ihrer Mitte wiederfindet und ihr Tun beobachtet. Cadi wirkt mit ihren 10-Jahren aufgeweckt und mutig, doch die ihr aufgebürdete Schuld lässt das Mädchen ängstlich und unglücklich wirken, dazu trägt auch die Missachtung der Eltern bei. Ihre Phantomfreundin Lilybet hilft ihr bei Entscheidungen, die Cadi dann in die Tat umsetzt. In Fagan hat Cadi einen wirklich guten Freund, der sie unterstützt und mit ihr durch dick und dünn geht. Brogan Kai ist ein machtbesessener Mann, der die Menschen gern unter seiner Fuchtel hat. Aber auch Iwan, Bletsung und Elida spielen wichtige Rollen innerhalb der Geschichte.
"Ein verzehrendes Geheimnis" ist ein historischer Roman, in dem der christliche Glaube mit althergebrachtem Aberglauben die Klingen kreuzt. Nicht der beste Rivers, aber durchaus unterhaltsam. Verdiente Leseempfehlung!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.08.2020
Und auf einmal diese Stille
Graff, Garrett M.

Und auf einmal diese Stille


ausgezeichnet

Die Stille nach dem Knall
9/11 hat sich für die Ewigkeit in meine Netzhaut und in meine Seele gebrannt, denn ich habe es mit eigenen Augen gesehen, als die Flugzeuge mit dem World Trade Center das Herz Amerikas getroffen haben. Aber auch das Pentagon in Arlington und ein Feld in Shanksville/Pennsylvania waren Tatorte. Während Milliarden von Menschen die Nachricht an Bildschirmen verfolgten, habe ich nicht nur die riesige Explosion, sondern auch das Aufschlagen der Körper von verzweifelten Menschen vernommen, die als einzigen Ausweg aus dem Flammenmeer den Sprung aus dem Fenster gewagt haben, da ihnen der Rückweg versperrt war. Der Einsturz beider Gebäude sowie die riesige Staubwolke begleiten mich bis heute durch meine Träume, während die fernen Stimmen meiner Freunde mir im Ohr klingen, die an diesem Tag gestorben sind…
Mit „Und auf einmal diese Stille“ hat Garrett M. Graff bei mir all jene Gefühle wieder ans Tageslicht gezerrt, die ich nur engsten Freunden offenbart habe. Durch unterschiedliche Blickwinkel gibt Graf flüssig und bildhaft praktisch in Echtzeit wieder, was Betroffene, Einsatzkräfte und Gerettete in diesen Stunden durchgemacht und gedacht haben. Minutiös dokumentiert er ihre Aussagen, gibt ihnen damit eine Stimme, die die Stille durchbricht und endlich offenlegt, wie immens die durch die Terroristen zugefügte Wunde eigentlich ist.
Prägnant lässt er nicht nur die Stimmen zum New Yorker Attentat erklingen, sondern lässt auch genügend Raum für Arlington und Shanksville. Gerade diese recht sachliche Erzählweise des Autors ruft eine Achterbahn der Gefühle an die Oberfläche, lässt Gänsehaut den Rücken hinunterlaufen und die Tränen in die Augen schießen in Gedanken an fast 3.000 Menschen, die an jenem Tag aufgrund eines feigen Anschlags ihr Leben verloren haben und diese Tragödie für jede betroffene Familie und Freunde sowie für alle jene, die ungeplant vor Ort waren oder involviert waren, bis heute weitreichende Konsequenzen hat.
„Und auf einmal diese Stille“ durchbricht das Schweigen. Graff hat 9/11 in Worte gekleidet, hat den Überlebenden und den Toten Raum gegeben, ihre Empfindungen und Gedanken zu offenbaren. Die Lektüre hat mir Schmerzen bereitet, aber auch irgendwie Frieden geschenkt. Es gibt Ereignisse, die das Leben prägen. 9/11 ist eines davon, danach war die Welt eine andere – für jeden von uns!
Ausdrucksstark, empathisch und authentisch, Chapeau – besser geht es nicht!

8 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.08.2020
Die Lavendelfarm
Hannon, Irene

Die Lavendelfarm


ausgezeichnet

"Die größten Menschen sind jene, die anderen Hoffnung geben können." (Jean Jaurès)
Um dem 5-jährigen Waisenmädchen Molly ein beschauliches Zuhause zu bieten, zieht der Arzt Logan West mit seiner Nichte in die malerische Kleinstadt Hope Harbour, auch wenn er weiß, dass ein Ortswechseln nichts an dem schwierigen Verhältnis zwischen ihnen ändern wird. Durch Mollys Hund Toby lernen Logan und Molly die Nachbarin Jeannette Mason kennen, die eine Lavendelfarm sowie den örtlichen Teesalon betreibt und sehr zurückgezogen lebt. Gleichzeitig findet die syrische Flüchtlingsfamilie Shabo in Hope Harbour eine neue Zuflucht. Traumatisiert durch die Flucht und den Verlust geliebter Familienangehöriger benötigen sie dringend Hilfe und Unterstützung. Das ruft Jeannette auf den Plan, die nicht nur Logan, Molly und die Shabos zusammenbringt, sondern selbst auch langsam einen Weg aus ihrer selbstgewählten Einsamkeit findet…
Irene Hannon hat mit „Die Lavendelfarm“ den 5. Band rund um den Küstenort Hope Harbour vorgelegt, der seinen Vorgängern an Einfühlsamkeit und Mitmenschlichkeit in nichts nachsteht. Gerne folgt der Leser Irene Hannons Einladung, wieder einmal in Hope Harbour die Anker auszuwerfen und sich für die Dauer einer berührenden Geschichte erneut in die städtische Gemeinschaft einfügen. Der flüssig-bildhafte und gefühlvolle Erzählstil zieht den Leser direkt in Mitte der Ortsbewohnern wi er einen Platz in Jeannettes Teesalon zu okkupiert, um die Geschehnisse zu beobachten und die unterschiedlichen Schicksale mitzuverfolgen, während er liebgewonnene alte Bekannte beim Durchstreifen des Küstenortes wiedertrifft. Die Autorin ist sehr geschickt darin, dem Leser die zwischenmenschlichen Beziehungen zu vermitteln, aber auch durch ihre Landschaftsbeschreibungen eine heimelige und wohltuende Atmosphäre zu schaffen, die sich auf die Gemüter der Bewohner und Neuzugänge auswirkt. Mit wechselnden Perspektiven schlüpft der Leser in die Haut einzelner Protagonisten, um deren Gedanken- und Gefühlswelten sowie ihre Schicksale zu begreifen. Der christliche Aspekt ist sehr fein in die Geschichte hineingearbeitet, ohne aufdringlich zu wirken, bestimmt das Agieren der einzelnen Charaktere sowie das Miteinander der Ortsgemeinschaft und behandelt Themen wie Verlust, Verzeihen, Liebe, Gottvertrauen, Hoffnung und Trauerverarbeitung.
Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und lebendig in Szene gesetzt. Da sie glaubwürdig und als Teil der realen Welt wirken, fällt es dem Leser nicht schwer, sich anzuschließen und gemeinsam mit ihnen zu bangen und zu hoffen. Logan hat seine Nichte ins Herz geschlossen, fühlt sich aber unzulänglich, ihr die dringend benötigte Hilfe angedeihen zu lassen. Molly ist ein empfindsames kleines Mädchen, die ihren großen Verlust noch nicht verarbeitet hat, oft wütend ist oder sich zurückzieht. Jeannette hat Schlimmes erlebt und lässt niemanden nahe an sich heran. Sie schließt sich und ihr Herz weg, dabei ist sie eine warmherzige und hilfsbereite Frau, die viel zu geben hat. Thomas Shabo kann den Tod seiner Frau nicht verwinden und fühlt sich schuldig. Elisa muss den Verlust ihrer Mutter ebenfalls verarbeiten, doch fühlt sie sich durch ihren Vater allein gelassen. Tacokochkünstler Charly hat immer ein offenes Ohr und offenbar einen Draht zum Allmächtigen, er wirkt nicht nur weise, sondern manchmal auch wie ein Magier. Toby entzückt durch sein Hundeleben, dass er genießt und immer wieder aufs Neue alles ausprobiert.
„Die Lavendelfarm“ ist eine gefühlvolle, warmherzige Geschichte mit aktuellem Bezug. Ein schöner, wundersamer Küstenort, der die Herzen berührt und Schicksale miteinander verbindet, um Schmerz und Liebe zu teilen. Absolute Leseempfehlung, einfach zauberhaft!

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.08.2020
Die große
Gasteiger, Heinrich;Wieser, Gerhard;Bachmann, Helmut

Die große "So kocht Südtirol"-Kochschule


ausgezeichnet

„An die Töpfe, fertig, los!“
Mit „So kocht Südtirol-Die große Kochschule“ geben die drei Küchenmeister Gerhard Wieser, Heinrich Gasteiger und Helmut Bachmann nicht nur einen schönen Einblick in ihre Heimatküche, sondern dem Laien sowie dem Küchenprofi einige wertvolle Tipps und Tricks an die Hand. Seien es die ausführliche Messer- oder Warenkunde, das Verwenden verschiedenster Töpfe und Küchenhelfer, die unterschiedlichsten Gewürze oder Garmethoden oder die ausgefeilten Gerichte mit dem nötigen Pfiff, hier wird jeder fündig, der einen Narren an Südtiroler Spezialitäten „gefressen“ hat und sich bisher die Umsetzung in der eigenen Küche nicht zutraute. Aufgrund der Vielfalt der Gerichte wird hier jeder schnell sein Leibgericht finden.
„An die Töpfe, fertig, los!“ könnte man dieses Buch beschreiben, denn mit ausführlichen Beschreibungen nebst gut dosierter Fotostrecken gelingen selbst die kompliziertesten Gerichte, man muss sich nur ran trauen. Da gelingt auf einmal das Gemüserisotto, das sonst eher zäh daher kam. Oder ein Roastbeef, bei dem einem schon der Gedanke daran der Schweiß ausbrach, ob es genau auf den Punkt gelingen wird. Die ausführlichen Zutatenauflistungen sowie die Schritt-für-Schritt-Anleitungen gehen einem gut von der Hand, so dass am Ende verzückte Gesichter im Genuss der Speisen schwelgen. Wer sich bisher an Dinge wie das Filettieren vom Lachs nicht herangetraut hat, bekommt hier eine wunderbare Schulung, die nicht nur leicht auszuführen ist, sondern die einem schnell in Fleisch und Blut übergeht. Da traut man sich auch mal an selbstgemachte Nudeln heran, die gar nicht so schwierig in der Umsetzung sind, aber geschmacklich die handelsübliche Ware um Längen übertreffen.
Auch die äußerliche Aufmachung muss einfach erwähnt werden, denn diese ist bereits ein wahres Schmuckstück und verdient einen Ehrenplatz in der heimischen Kochbuchsammlung. Das Buch ist mit 480 Seiten nicht gerade ein „Leichtgewicht“, kann aber mit seinem Inhalt in jeder Hinsicht punkten. Der luxuriöse Goldschnitt veredelt das Buch zusätzlich und macht es zu einem wahren Schmuckstück.
„So kocht Südtirol-Die große Kochschule“ ist nicht nur ein ideales Geschenk für angehende Küchenmeister, sondern findet auch im eigenen Haushalt durchaus rege Verwendung, denn es enthält eine Vielzahlt an Rezepturen für Lieblingsgerichte. Absolut empfehlenswert, guten Appetit!

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.07.2020
Alles, was das Herz begehrt / Wunderfrauen-Trilogie Bd.1
Schuster, Stephanie

Alles, was das Herz begehrt / Wunderfrauen-Trilogie Bd.1


ausgezeichnet

Jetzt wird in die Hände gespuckt...
1953-1954. Daheim in Starnberg hat Luise Dahlmann gerade ihre Anstellung als Köchin verloren, doch eine kleine Erbschaft lässt sie nicht mehr nur von einem eigenen Lebensmittelgeschäft träumen. Diesmal wird sie es wagen und ihren Traum verwirklichen, auch wenn ihr Ehemann Hans sich mit der Idee nicht so ganz anfreunden kann und sie lieber daheim weiß. Ihre Ehe läuft nicht mehr rund, deshalb stürzt sich Luise in ihr Großprojekt. Während ihr Laden Gestalt annimmt, bekommt sie Hilfe von Marie Wagner, die aus Schlesien vertrieben wurde und sich nach furchtbaren Erfahrungen ein neues Leben aufbauen will. Zudem nimmt Luise die angehende schwangere Krankenschwester Helga Knaup bei sich auf, nicht ahnend, dass diese schon bald einige Unruhe in ihrer Ehe stiften wird. Auch Luises Nachbarin, die reiche Arztgattin Annabel von Thaler, steht mit Helga auf Kriegsfuß, doch schon bald bilden die Frauen ein freundschaftliches Kleeblatt, bis…
Stephanie Schuster hat mit „Alles, was das Herz begehrt“ den ersten Teil ihrer Wunderfrauen-Trilogie vorgelegt, der in unterhaltsamer Weise nicht nur die Nachkriegszeit wieder aufleben, sondern den Leser auch am Leben vier sehr gegensätzlicher Frauen teilhaben lässt und auf besondere Weise schicksalshaft miteinander verbunden sind. Der mitreißende, flüssige und farbenfrohe Erzählstil saugt den Leser regelrecht in die Seiten und lassen ihn nicht mehr los. Durch wechselnde Perspektiven, die jeweils eine der Frauen widerspiegelt, erhält der Leser einen guten Eindruck in die einzelnen Lebenssituation, die Gedanken- und Gefühlswelt der Protagonistinnen. Die Autorin lässt mit historischen und gesellschaftspolitischen Begebenheiten die 50er Jahre geschickt wieder aufleben, und zeigt die Goldgräberstimmung auf, in der jeder nach jahrelangen Entbehrungen ein Stück vom neu entstehenden Wohlstand für sich vereinnahmen möchte. Dafür sind innovative Ideen nötig und vor allem zupackende Hände, die sich für keine Arbeit zu schade sind. Zudem bildet die Autorin das damalige Rollenbild der Frau sehr gut ab, wo Männer ihren Ehefrauen noch die Erlaubnis erteilen mussten, damit sie ein Geschäft eröffnen durften und überhaupt eher für Ehe und Kinder zuständig waren. Durch die abwechslungsreiche Erzählweise und einigen überraschenden Wendungen hält die Autorin den Spannungsbogen in ihrer Handlung gleichmäßig auf einem guten Niveau.
Die Charaktere sind glaubwürdig und lebendig inszeniert, spiegeln die unterschiedlichsten Schichten der damaligen Zeit wieder und überzeugen mit ihren individuellen Ecken und Kanten. Der Leser darf sich in ihrer Mitte niederlassen, hofft, bangt und fiebert mit ihnen, während er die Luft der 50er Jahre schnuppert. Luise ist eine rege, einfallsreiche Frau, die genug Mut besitzt, ihren Traum zu realisieren. Sie sprudelt nahezu über vor Ideen und arbeitet unermüdlich. Annabel wirkt erst einmal etwas abgehoben, arrogant und unzufrieden, doch insgeheim fühlt sie sich einsam. Marie ist eine zurückhaltende Frau mit einer schweren Vergangenheit, der es nicht leicht fällt, Fuß zu fassen. Sie ist fleißig und hilfsbereit, liebt Pferde und lässt immer wieder ein wenig Optimismus durchblitzen. Helga ist ein lebenslustiger Wirbelwind, die sich mit ihrer locker-flockigen Art in Schwierigkeiten bringt und dafür bezahlen muss. Aber auch Luises Ehemann Hans, Bruder Martin und weitere Protagonisten würzen die Handlung mit ihren Auftritten.
„Alles, was das Herz begehrt“ ist ein fesselnder Auftakt, der Liebe, Neustart, Freundschaft und die Aufbruchsstimmung der 50er Jahre wunderbar in sich vereint. Ein Buch, das an die Serien „Ku’damm 56, 59, 63“ erinnert und den damaligen Zeitgeist herrlich wiedergibt. Absolute Leseempfehlung für einen Pageturner!

10 von 10 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.07.2020
Küsse im Aprikosenhain
Haasis, Persephone

Küsse im Aprikosenhain


ausgezeichnet

Provencalisches Aprikosenglück
Grafikerin Nathalie Friedrichs kann nicht glauben, was ihr gerade passiert, als sie von ihrem Freund Elias eine Postkarte von der Côte d'Azur bekommt, mit der er ihre Beziehung beendet, weil er schon eine neue gefunden hat. Die Wut vernebelt ihr das Gehirn und lässt sie in ihren alten Polo springen, um diesem unsäglichen Kerl in Frankreich aufzusuchen und ihm die Meinung zu geigen. Allerdings lässt eine Autopanne sie auf halben Weg in der Provence auf einem Aprikosenhof stranden, wo sie den wortkargen Felix Legrand kennenlernt, der dort zuhause ist. Nachdem ihr erster Zorn verflogen ist, nimmt Nathalie ihre idyllische Umgebung richtig wahr, genießt die Düfte um sich herum und fühlt sich schon bald richtig wohl bei den Legrands. Sie revanchiert sich für die Aufnahme, indem sie auf dem Hof mitarbeitet und erfährt so auch über die finanzielle Schieflage, in der sich die Familie befindet. Als Nathalie das Kräuterbuch von Felix‘ Großmutter in die Hände fällt, formt sich in ihrem Kopf eine wunderbare Idee, die den Hof vielleicht retten und auch Felix endlich ein Lächeln ins Gesicht zaubern könnte. Der hat sich nämlich schon tief in ihr Herz eingenistet…
Persephone Haasis hat mit „Küsse im Aprikosenhain“ einen sommerlich-leichten gefühlvollen Roman vorgelegt, der dem Leser nicht nur einen wunderschönen gedanklichen Kurzurlaub beschert, sondern mit den herrlichen Düften der Provence auch dessen Sinne beglückt. Der flüssig-leichte gefühlvolle und bildhafte Erzählstil lässt den Leser schnell zwischen den Seiten verschwinden und sich mit Nathalie auf eine Reise begeben, die so ganz anders verlaufen wird als geplant. Haasis hat nicht nur ein gutes Gespür dafür, gegensätzliche Protagonisten zusammenzuwürfeln, so dass sie trotzdem eine Einheit ergeben, sie weiß auch die Landschaften und deren typische Gerüche so in Worte zu kleiden, dass man als Leser während der Lektüre das Gefühl hat, direkt vor Ort zu sein und alles hautnah mitzuerleben. Die Ausflüge in das Kräutertagebuch und Herstellung von Naturkosmetik aufgrund von alten Rezepturen wird schön in die Handlung integriert und bringt Abwechslung in diese Wohlfühlgeschichte, ergänzen sie aber gleichzeitig auch. Leckereien wie die Aprikosentarte oder die Marmelade laden ebenfalls zur Nachahmung ein und lassen dem Leser das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Die Charaktere sind mitten aus dem Leben gegriffen, versprühen sehr überzeugend mit ihren individuellen Eigenschaften Nähe, Menschlichkeit und Wärme, aber auch Verletzlichkeit. Der Leser wird sofort in ihre Mitte genommen und nimmt Anteil an ihren Schicksalen. Nathalie ist eine impulsive Frau mit einem Händchen für Innovation und viel Liebe zur Natur. Sie wirkt selbstsicher, kann zupacken und verbreitet mit ihrer Art einen wohltuenden Optimismus. Felix ist ein wortkarger und abweisender Zeitgenosse, der unter seiner rauen Schale allerdings verletzlich und unsicher wirkt. Felix‘ Großvater Henni ist eine Seele von Mensch, der nicht nur ein großes Herz, sondern auch Weisheit besitzt. Camille ist ebenfalls eine herzensgute Frau, der man sich schnell nahe fühlt. Auch Gustav spielt eine große Rolle in der Geschichte, denn schnell hat er so manches Herz erobert.
Mit „Küsse im Aprikosenhain“ zieht der Duft der Provence durch die Nase des Lesers, während er sich bei der Wohlfühllektüre auf einem Kurztrip in Frankreich wähnt und Nathalie bei den Ereignissen ihrer spontanen Reise über die Schulter schaut. Liebe, der Geruch von Lavendel und Aprikosen sowie die französische Lebensart bringen den Urlaub nach Hause. Wunderschön zu lesen, absolute Leseempfehlung!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.07.2020
Glanzvolle Zeiten / Modehaus Haynbach Bd.3 (eBook, ePUB)
Winter, Elaine

Glanzvolle Zeiten / Modehaus Haynbach Bd.3 (eBook, ePUB)


sehr gut

Der Kreis schließt sich
1953. Viktoria hat sich inzwischen zu einer bekannten Designerin entwickelt, deren Modelle sehr gefragt sind. Für die Vorführungen als Mannequin ist ihre jüngere Schwester Mabelle zuständig, um die Kleider an die Frauen zu bringen. Ein Angebot, als Model in Paris zu arbeiten, ist für Mabelle die Chance, selbst groß rauszukommen. Die Reise von München in die französische Metropole verbindet sie mit einem Besuch bei ihren Großeltern, die sie bisher nur aus Erzählungen kennt und die ihren Vater Helmut vor Jahren aufgrund seiner nicht standesgemäßen Verbindung mit Claire verstoßen hatten. Schloss Haynbach öffnet für Mabelle großzügig seine Tore und heißt sie freundlich willkommen. Während ihres Aufenthaltes trifft Mabelle auf Claus, einen einfachen Handwerker, der bald schon Gefühle in ihr weckt. Ein Zwischenfall bringt Mabelle die alte Geschichte ihrer Eltern wieder ins Gedächtnis. Wird sie sich bei ihr wiederholen oder noch schlimmeres geschehen?
Elaine Winter hat mit „Glanzvolle Zeiten“ den finalen Band ihrer historischen Haynbach-Trilogie vorgelegt und schließt damit nicht nur den Kreis, sondern auch die Pforten des Modehauses. Der eingängige bildhafte und gefühlvolle Schreibstil lädt den Leser zu einer Zeitreise in die 50er Jahre ein, um sich ein letztes Mal mit den Geschicken der Familie Haynbach zu befassen und diesmal Mabelle bei ihrem Schritt in ein eigenes Leben zu begleiten. Sehr geschickt rückt die Autorin in diesem Band die alte Geschichte von den Haynbachs in Bezug auf die Verbindung zwischen Claire und Helmut erneut ins Tageslicht und verknüpft diese mit dem Schicksal von Mabelle. Die Zeiten haben sich zwar geändert, jedoch nicht in den Köpfen aller Beteiligten, die sich durchaus noch an alten Zöpfen festklammern. Die Familienzusammenkunft ist lange überfällig, doch auch hier spielt die Autorin mit dem Leser, indem sie mit einigen Wendungen Spannungsmomente schafft, einiges an Drama, Neid und Intrigen einbaut, um den Leser an die Seiten zu fesseln.
Mit einer Mischung aus altbekannten und neuen Charakteren schafft die Autorin ein Umfeld, in dem der Leser schnell einen Platz für sich findet, alle rundum beleuchtet und neugierig den Entwicklungen entgegenfiebert. Ausgestattet mit glaubwürdigen menschlichen Ecken und Kanten wirken die Protagonisten lebendig und authentisch. Mabelle war als junges Mädchen eine Rebellin, als erwachsene Frau hat sie ihr eigenwilliges Wesen beibehalten, gepaart mit Charme und Selbstsicherheit. Sie besitzt allerdings auch eine Zähigkeit, den Dingen auf den Grund zu gehen und sich von ihrem Weg nicht abbringen zu lassen. Claus ist ein offener und fleißiger Mann, der einer ehrlichen und sinnvollen Aufgabe nachgeht. Standesdünkel sind ihm fern. Albrecht ist ein Opportunist, der seine Felle davonschwimmen sieht und deshalb mit allen nur erdenklichen miesen Tricks Unfrieden stiften will.
„Glanzvolle Zeiten“ ist ein rundum gelungener Abschluss der historischen Haynbach-Trilogie, der alle Fäden miteinander verknüpft und Spannung, Liebe und Familiengeschichten gekonnt miteinander verbindet. Unterhaltsam und sehr kurzweilig zu lesen ist hier eine Leseempfehlung sehr verdient.

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.07.2020
Schicksalhafte Jahre / Modehaus Haynbach Bd.2 (eBook, ePUB)
Winter, Elaine

Schicksalhafte Jahre / Modehaus Haynbach Bd.2 (eBook, ePUB)


sehr gut

Nachkriegswehen
1945 München. Claire zieht mit ihren Töchtern Mabelle und Vikoria wieder in die Villa Rabenfels ein, an der noch die Spuren des gerade erst beendeten Zweiten Weltkrieges haften. Das Herzstück, die Näherei, ist völlig zerstört und die Einnahmequelle der Familie somit erst einmal versiegt. Helmuts Tod hat Claire eiskalt erwischt und den Depressionen die Tür geöffnet. Sie ist nicht in der Lage, sich um die Familie zu kümmern, so liegt es an Tochter Viktoria, die Familie zusammenzuhalten und sich Gedanken um den Broterwerb zu machen. Talentiert, wie sie ist, erstellt sie aus eingefärbten Tischdecken neue Kleider, die sich schon bald verkaufen. Die Begegnung mit dem Kriegsrückkehrer Lukas wird für Viktoria zum Schicksal, denn er schleicht sich klammheimlich in ihr Herz, doch dann verschwindet er eines Tages einfach…
Elaine Winter hat mit „Schicksalhafte Jahre“ den zweiten Teil ihrer historischen Haynbach-Trilogie vorgelegt, der nahtlos an den ersten Band anschließt und dem Leser erneut Einlass in die Familie und das Schicksal der Modehausdynastie gewährt. Der flüssig-bildhafte und gefühlvolle Erzählstil erlaubt dem Leser, sich in der maroden, baufälligen Villa unter die Familie zu mischen und ihren Bemühungen zu folgen, irgendwie zur Normalität zurückzukehren. Mit einfühlsamen, doch realistischen Worten macht die Autorin deutlich, wie hart die Nachkriegszeit für die Menschen damals war. Viele Existenzen waren zerstört, es gab fast nichts zu kaufen und die Wirtschaft lief erst langsam wieder an. Winter zeigt mit ihren Protagonisten den Wagemut und die Zähigkeit, die vielen damals zur zweiten Natur wurde, um das Leben endlich wieder auf die Sonnenseite zu navigieren. Da waren Ideen gefordert, die sich durchsetzen und die nötigen Hände, die die Dinge in Angriff nehmen. Geschickt verbindet die Autorin mit der Aufbruchsstimmung auch die zwischenmenschlichen Beziehungen, die das Ganze erst lebendig werden lassen. So erlebt man als Leser die schwere Aufbauphase mit, wartet gespannt auf die weiteren Entwicklungen und hofft, dass das Modehaus endlich wieder ein festes Standbein bekommt.
Charaktere mit glaubwürdigen menschlichen Eigenschaften überzeugen durch ihre Lebendigkeit und schleichen sich in das Herz des Lesers, der sich in ihrer Mitte schnell wohl fühlt und deshalb großen Anteil an ihrem Schicksal nimmt. Viktoria ist eine beeindruckende junge Frau, die im Krieg schon einiges miterleben musste und nun regelrecht zum Oberhaupt der restlichen Familie avanciert. Sie hat eine pragmatische Sichtweise, ist sich für keine Arbeit zu schade und bringt mit ihren innovativen Ideen die Familie wieder auf Kurs. Claire ist nur noch ein Schatten ihrer selbst, vom Krieg gebeutelt und der Verlust ihres Ehemannes hat ihr den Rest gegeben. Sie hat sich aus der Welt geflüchtet, nimmt kaum noch etwas wahr und die Verantwortung abgegeben. Mabelle ist noch recht jung, aber schon eine kleine Rebellin. Sie muss die Kriegserfahrungen erst einmal verdauen und sich ihren Platz in der Welt erobern. Lukas ist ein sympathischer Zeitgenosse, der an der Front so einiges erlebt hat und nun erst einmal wieder Boden unter die Füße bekommen muss. Er wirkt geheimnisvoll und legt seine Karten auch nicht so schnell offen.
„Schicksalhafte Jahre“ ist eine würdige Fortsetzung, die mit gut recherchiertem Hintergrund und einer gefühlvollen Handlung die Nachkriegszeit lebendig werden lässt und mit einigen Spannungsmomenten aufwartet, die die Vorfreude auf den letzten Teil der Familiensaga wecken. Verdiente Leseempfehlung!

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.07.2020
Die Präsidentin
Singer, Randy

Die Präsidentin


sehr gut

Hintergrundverflechtungen
Kurz vor der geplanten Hochzeit mit Anwältin Paige Chambers, bekommt SEAL-Agent Patrick Quillen mit seiner Spezialeinheit einen Auftrag von höchster Stelle, zwei Männer aus einem Gefängnis der Huthi-Rebellen im Jemen zu befreien. Normalerweise ein Routineeinsatz, doch diesmal eskaliert die Lage, so dass am Ende alle Soldaten der Eliteeinheit getötet werden. Nachdem sich der erste Schock bei Paige gelegt hat, kommt die Anwältin in ihr zum Vorschein, denn es gibt einige Gerüchte den Einsatz betreffend, die sie hellhörig werden lassen. Mit Unterstützung weiterer Anwaltskollegen und der Ehefrau eines getöteten Soldaten stellt sie Nachforschungen an, die schon bald Fragen an dem Einsatz aufwerfen und das Handeln der Präsidentin sowie der CIA in Frage stellen…
Randy Singer hat mit „Die Präsidentin“ einen unterhaltsamen und spannenden Politthriller vorgelegt, der mit seiner Handlung erschreckend nah an der Realität kratzt. Der flüssige und detailreiche Schreibstil gewährt dem Leser nicht nur einen guten Einblick in diverse amerikanische Machtzentralen, sondern auch hinter die Kulisse von politischen Entscheidungen und Erwägungen, die aktueller nicht sein könnten. Während der manchmal recht ausschweifenden Lektüre bekommt man als Leser Gänsehaut sowie den Eindruck, dass diverse Politikgefüge wie Außen-, Innen- und Justizministerium und deren Verflechtungen genau so handeln und zu vertuschen suchen würden, damit der Normalbürger davon nur die Oberfläche sieht. Der Autor hat sich für seine akribische Recherche bereits einen Namen gemacht, doch kann er erneut überraschen mit Informationen, die eindeutig belegen, dass er mit Insiderwissen versorgt wurde. Der Spannungslevel wurde bereits zu Beginn recht hoch angelegt, doch steigert er sich im Handlungsverlauf immer weiter in die Höhe. Der christliche Aspekt spielt in dieser Geschichte zwar nur eine untergeordnete Rolle, ist aber durch kleine Gebete und Aussagen vorhanden.
Die Charaktere wurden ihren Positionen gemäß ausgestaltet und stehen stellvertretend für die amerikanische Bevölkerung, deren unterschiedliche Gesellschaftsschichten sowie die staatlichen Führungsetagen, die das Gesamtbild oftmals aus den Augen verlieren, um eigene Interessen zu verfolgen. Paige ist eine clevere Frau, die sich nichts vormachen lässt. Sie ist stur und wie ein Pitbull, der sich immer mehr verbeißt, bis die Wahrheit ans Licht kommt. Dafür geht sie mutig Risiken ein, die ihrer Karriere oder auch ihr selbst schaden könnten. Patrick ist ein patriotischer junger Mann, der sich bei der Eliteeinheit Navy Seals mit den Besten misst. Kein Nervenkitzel oder Spezialauftrag kann groß genug sein, man muss seinen Kollegen blind vertrauen und sich für sie in die Bresche werfen. So geht es auch Troy Anderson, der mit Patrick Seite an Seite kämpft.
„Die Präsidentin“ ist ein spannender Politthriller, der all diejenigen begeistern dürfte, die sich für die amerikanische Politik interessieren und gern thematisch aktuelle Romane lesen. Eine fiktive Handlung, die sehr nahe an der Wahrheit kratzt. Verdiente Leseempfehlung!

5 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.