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Leseigel
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Villingen

Bewertungen

Insgesamt 1132 Bewertungen
Bewertung vom 30.08.2020
Hexenglut
Dorra, Simone

Hexenglut


ausgezeichnet

Schwester Fidelitas unter Anklage
Die Nonne Fidelitas, Kräutermeisterin vom Kloster Frauenalb, begibt sich nach Freiburg, um Regula, die kranke Frau des Tuchhändlers Vinzenz Stöcklin zu heilen. Dieses Vorhaben stößt nicht bei allen Familienmitgliedern auf Gegenliebe. Fidelitas, gewohnt die Dinge in die Hand zu nehmen und genau hinzusehen, kann Regula helfen. Ganz nebenbei freundet sich mit Vinzenz Vater Friedrich an, bemerkt den Liebeskummer der Tochter Veronika und geht der herrischen Gundis, Vinzenz Mutter aus dem Weg. Als innerhalb weniger Tage die beiden alten Leute sterben, nutzt Fidelitas Widersacher die Chance, die Nonne anzuschwärzen und beschuldigt sie des Mordes. Fidelitas wird verhaftet. Plötzlich steht der Vorwurf der Hexerei im Raum. Durch einen glücklichen Zufall erfährt ein guter Freund von Fidelitas von ihrer prekären Lage und zögert nicht, zu helfen.

Der Krimi beginnt recht gemächlich, so dass ich in aller Ruhe die Akteure und ihre Beziehungen zueinander kennenlernen konnte. Die tatkräftige Fidelitas war mir von Anfang an sympathisch. Sie ist stark im Glauben, aber nicht bigott, schaut über den Tellerrand hinaus und hat Verständnis für menschliche Schwächen. Sie sagt, was sie denkt und macht sich dadurch nicht nur Freunde. Dagegen war mir die intrigante, überhebliche Gundis von Herzen unsympathisch und mein Bedauern über ihren Tod hielt sich stark in Grenzen. Gut gefallen hat mir auch die Tochter Veronika, die zu Beginn eher blass erscheint, sich aber zu einer starken jungen Frau entwickelt. Mein strahlender Held in der Geschichte ist Fidelitas Freund. Die Autorin schildert ihn als verwegenen lebenserfahrenen Abenteurer, der sich nicht unbedingt an Gesetze hält und im geheimen in Fidelitas verliebt ist. Allein um ihn kennenzulernen, lohnt es sich in meinen Augen, das Buch zu lesen. Mit Schrecken haben mich die sehr anschaulichen Schilderungen der Erfahrungen, die Fidelitas im Kerker erleiden muss, erfüllt. Das war schwer auszuhalten.

Wer der Täter ist, wird schon einige Seiten vor Ende deutlich. Das tut der Spannung aber keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil, weil meine Sorgen um Fidelitas und ihre Helfer dadurch um so größer wurden.

Das Ende des Buches ist stimmig, wenn auch ein wenig traurig. Die Gerechtigkeit siegt und jeder ist an dem Platz, wo er hingehört.

Der historische Krimi bekommt von mir eine uneingeschränkte Leseempfehlung für spannende und unterhaltsame Lesestunden.

Bewertung vom 27.08.2020
Schattenkrieg / Das Erbe der Macht Bd.24 (eBook, ePUB)
Suchanek, Andreas

Schattenkrieg / Das Erbe der Macht Bd.24 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Furioses Staffelende
Ich begleite die Lichtkämpfer nun seit 24 Bänden. Jeder Band hatte überraschende Wendungen und unerwartete Begegnungen. Diese Folge setzt einen opulenten vorläufigen Schlusspunkt.

Nachdem Merlin die Essenzstäbe explodieren ließ und viele Magier starben, schien es kaum noch Hoffnung für die bestehende Welt zu geben. Merlins Ziel, die Kreaturen des Anbeginns wieder in die Welt zu holen und die Zitadelle zu stürzen als Rache für die nicht gewährte Unsterblichkeit , ist so gut wie erreicht. Doch die Kämpfer für das Licht geben nicht auf. Besonders gut haben mir Anora, Kevins Großmutter und Max gefallen. Ihr bedingungsloser Willen sich gegen die Mächte der Finsternis zu stemmen und dafür ihr Leben und auch das Leben ihrer Lieben zu opfern, hat mich sehr beeindruckt. Obwohl einige ans Herz gewachsene Figuren sterben oder in Merlins Bann geraten, lässt mich der Autor mit einem Fünkchen Hoffnung zurück. Denn eine wichtige Erkenntnis habe ich aus dieser Folge mitgenommen : Merlin ist nicht unverwundbar.

Bewertung vom 23.08.2020
Die Seele des Bösen - Anschlag auf die Freiheit / Sadie Scott Bd.9 (eBook, ePUB)
Dicken, Dania

Die Seele des Bösen - Anschlag auf die Freiheit / Sadie Scott Bd.9 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Terror bedeutet Schrecken
Ruhe scheint in Matts und Sadies Leben eingekehrt. Der Termin für Cassies Aussage gegen ihren Peiniger ist festgesetzt. Der Prozess gegen Amelias Entführer läuft. Mitten in der Verhandlung erreicht Sadie die Nachricht, dass es einen Giftgasanschlag in einer nahe gelegenen Metro-Station gegeben hat . Rat-und Fassungslosigkeit machen sich breit. Der Verdacht auf einen islamistischen Terroranschlag liegt nahe. Sadie und Cassie werden als Profiler zur Ermittlungsgruppe hinzu gezogen. Die Hinweise auf einen großen Anschlag am 4. Juli verdichten sich. Alle möglichen Sicherheitsvorkehrungen werden getroffen. Da geschieht das Unfassbare.

In dieser Folge bekommt es der Leser nicht mit einem sadistischen Serienmörder zu tun, sondern die Autorin setzt sich mit der Gefahr des Terrors auseinander: dieser unmenschliche Schrecken, der jeden ohne Grund und Vorwarnung treffen kann, weil Fanatiker jeder Couleur damit ihren Standpunkt unterstreichen wollen. Die mit dieser Bedrohung einhergehende Verunsicherung wird von der Autorin gut herausgearbeitet. Auch die Erkenntnis, dass es vor Terroranschlägen keinen allumfassenden Schutz gibt, wird deutlich gemacht. Unabhängig von den laufenden Ermittlungen haben mir die Schilderungen der beiden Gerichtsverhandlungen sehr gut gefallen und auch wütend gemacht. In beiden Fällen werden die Zeugen in meinen Augen von den Verteidigern in beschämender Weise ins Kreuzverhör genommen mit dem Ziel, den Opfern die Verantwortung für die Tat zu zu schieben.

Das Buch war wieder spannend, obwohl es eindeutig weniger blutig zuging als gewohnt. Die Spannung ergab sich dieses Mal für mich aus dem immer brandaktuellen Thema Terror und einem persönlichen Schicksalsschlag von Sadie und Matt.

Bewertung vom 22.08.2020
Die Märchenerzählerin
Detering, Monika

Die Märchenerzählerin


ausgezeichnet

Reise in die Vergangenheit
Die 80jährige Lila lebt in der Wohnung ihrer verstorbenen Liebe Hermann. Die Wohnung gehört zu einer reinen Männer - WG und Lila wurde für ein Jahr ein Wohnrecht eingeräumt. Das Jahr ist fast zu Ende und Lila muss sich entscheiden, wie es weiter gehen soll. Ein guter Zeitpunkt, um auf das Vergangene zurückzublicken. Lila erinnert sich an ihren Berufswunsch, Märchenerzählerin zu werden, die Suche nach ihrem Platz im Leben, an vergangene Lieben und an ihre vor Jahren verschwundene Schwester Astrid. Lila beschließt , ihre Schwester zu suchen. Danach wird sie wissen, wie es weiter geht.

Das Buch hat mich auf meine eigene Zeitreise geschickt. Auch ich bin keine 20 mehr und so wie Lila bin ich eingetaucht in die Erinnerungen an meine Heimatstadt, meine erste große Liebe, meine Träume, Hoffnungen und auch Enttäuschungen. Manche waren Lilas ähnlich, andere waren mir fremd. Die Suche nach Lilas Schwester Astrid gestaltet sich spannend wie ein Krimi. Unterstützt wird Lila von der lauten und etwas prolligen Frau Goldmann, die aber das Herz am rechten Fleck hat. Bei Lila selbst bin ich mir nicht sicher, ob ich sie mochte. Sie weiß, was sie will und sagt das auch. Dabei kann sie verletzend sein und ist in meinen Augen schwierig im Umgang.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen, weil es eine gelungene Mischung zwischen Erinnerungen, die zum Nachdenken anregen und den Vorgängen in der Gegenwart ist. Die Sprache ist fast poetisch, manchmal melancholisch. Der Erzählstil passt perfekt zum Inhalt und es war mir eine Freude , den Roman zu lesen.

Bewertung vom 15.08.2020
Die Lichtstein-Saga: Aquilas
Erdmann, Nadine

Die Lichtstein-Saga: Aquilas


ausgezeichnet

spannende Fantasy mit Wohlfühlfaktor
Die 18jährige Liv wächst bei Adoptiveltern auf, die sich immer weniger um sie kümmern. Eines Tages wacht sie in einer komplett anderen Welt auf, die sie zunächst für einen Traum hält. Sie ist jetzt in Interria, einer mittelalterlich anmutenden Welt. Interria ist der Puffer zwischen unserer Welt und dem Schattenreich ,dem Wohnort aller Ausgeburten der Hölle. Interrias Bewohner hüten das Engelslicht, das eine Schutzmauer gegen das Schattenreich bildet. Es muss von Zeit zu Zeit erneuert werden, indem 4 Steine, die den 4 Elementen zugeordnet sind, in Burgedal zusammengeführt werden. Diese Aufgabe müssen die 4 Auerwählten - Cays - erfüllen. Außer Liv gehören dazu noch Noah, Ari und Kaelan. Eile tut Not, denn die Barriere wird schwächer. Ihr erster Weg führt zu den Nymphen, die den Ari zugehörenden Stein des Wassers hüten.

Bereits nach den ersten Seiten hatte ich Liv ins Herz geschlossen. Ich habe mit ihr unter der Gleichgültigkeit ihrer Eltern gelitten und war überwältigt von den Informationen, die sie nach dem Erwachen in Burgedal, einer Burg in Interria, erhält. Die Gemeinschaft auf Burgedal ist geprägt durch ein großes Zusammengehörigkeitsgefühl. Jeder stellt sich in den Dienst der Gemeinschaft, wird aber mit seinen Eigenheiten angenommen. Die anderen Auserwählten sind jeder für sich speziell. Am besten konnte ich Kaelan leiden, der sehr auf Ausgleich bedacht ist. Ari neigt zu Unsicherheit und scheint innerlich zerrissen. Noah ist mir zu aufbrausend und handelt, bevor er nachdenkt. Die Reise zu den Nymphen ist sehr anschaulich beschrieben und wartet mit einigen Überraschungen auf. Gerade als ich alle in Sicherheit wähnte, kommt es zu einem dramatischen Zwischenfall.

Die Geschichte hat einen hohen Wohlfühlfaktor. Ich glaube, ich würde gerne auf Burgedal leben, obwohl alle technischen Errungenschaften fehlen. Die 4 Cays bilden eine interessante Einheit und den Spannungsbogen fand ich hoch und gelungen. Ich freue mich auf weitere Abenteuer mit den vier.

Bewertung vom 13.08.2020
Modehaus der Träume / Das Lichtenstein Bd.1
Averbeck, Marlene

Modehaus der Träume / Das Lichtenstein Bd.1


sehr gut

leichter sommerlicher Lesegenuss

Berlin 1913. Das Lichtenstein ist ein eher kleines Kaufhaus. Während Ludwig Lichtenstein das Haus konservativ weiter führen möchte und nichts vom Pariser Chic hält, möchte der jüngere Bruder Jakob das Geschäft modernisieren und Mode anbieten, die sich an Paris orientiert. Während die beiden um die Leitung des Kaufhauses ringen, beginnt für Hedi das Berufsleben. Hedi liebt Mode und hat ein gutes Gespür dafür, was Frauen steht. Da Hedi und ihre Mutter Hilde nach dem Tod des Vaters Geldsorgen haben, ist das Lichtenstein die perfekte Lösung. Auch die junge Schneiderin Thea arbeitet im Lichtenstein und unterstützt ihre Familie, die in prekären Verhältnissen lebt. Zuletzt wird Jakob als Konfektionär eingestellt. Er hat große Träume, die von Jakob gefördert werden. Gerade als es scheint, als ob Jakob die Oberhand bekommt, lassen zwei Ereignisse die Träume aller zerplatzen. Ein Feuer richtet schweren Schaden im Kaufhaus an und der 1. Weltkrieg bricht aus. Wird es einen Neubeginn für das Lichtenstein geben ?
Der Roman schildert die kleinen und großen Ereignisse im Alltag des Kaufhauses Lichtenstein. Den Rahmen bildet der Streit der beiden Lichtenstein- Brüder über die zukünftige Ausrichtung des Geschäftes. Die beiden könnten gegensätzlicher nicht sein. Ludwig ist konservativ, arrogant und ganz der Herrenmensch. Jakob war mir dagegen sehr sympathisch. Er ist freundlich. kümmert sich um das Wohl seiner Belegschaft und hat große Träume und Ziele. Gefallen hat mir, dass als Gegenpart die Situation der kleinen Angestellten mit Hedi und Thea dem Leser näher gebracht wird. Berührt hat mich, wie die Autorin die Auswirkungen des Krieges auf alle Beteiligten schildert.
Das Buch liest sich sehr unterhaltsam und ich konnte es kaum aus der Hand legen. Ich wollte ständig wissen, wie es weiter geht. Für mich war es ein echtes Lesevergnügen, weil es meine Gefühle angesprochen hat. Ich konnte mich mit einzelnen Figuren identifizieren und es wurden einige historische Fakten eingearbeitet. Ich konnte schlichtweg den Alltag vergessen und das ist für mich mit das beste, was man über ein Buch sagen kann.

Bewertung vom 10.08.2020
Frau Beethoven
Maatman, Verena

Frau Beethoven


sehr gut

Eine Liebe, die nicht sein darf
1799 fährt die Adlige Anna Brunsvik vom ungarischen Familiensitz nach Wien, um ihre Töchter Therese und die 20jährige Josephine erfolgreich zu verheiraten. Die Mädchen sind musikalisch begabt und die Mutter verspricht sich Vorteile auf dem Heiratsmarkt, wenn die beiden Klavierunterricht vom berühmten Beethoven erhalten. Josephine und Beethoven verlieben sich in einander. Doch eine Heirat steht nicht zur Diskussion, weil Beethoven nicht von Adel und nicht reich ist. Die Mutter drängt Josephine zur Ehe mit dem wesentlich älteren Joseph Deym. 4 Jahre später ist Josephine Witwe mit 4 Kindern und großen Geldsorgen. Da sie die Vormundschaft für die Kinder nicht verlieren will , bleibt ihr eine Heirat mit Beethoven weiter verwehrt. Es folgt die Ehe mit von Stackelberg, die in einer Katastrophe endet. Josephine stirbt mit nur 42 Jahren.

Als ich das Buch zu lesen begann, habe ich mit einer eher leichten Liebesgeschichte gerechnet. Kennengelernt habe ich eine Frau, die eingeengt durch die damaligen gesellschaftlichen Konventionen, ein in meinen Augen zutiefst unglückliches Leben hatte. Josephine war Beethovens große Liebe und hat ihn zu vielen seiner großen Erfolge inspiriert. Um so mehr Beethoven im Licht stand, um so einsamer und dunkler wurde es um Josephine. Ihre Familie erwartete von ihr, eine gute Partie zu machen. Ihre Gefühle spielten keine Rolle. Die Ehre der Familie war das wichtigste. So kam eine Ehe mit Beethoven nicht in Frage. Jeder Anschein, es könnten Gefühle zwischen den beiden bestehen, musste vermieden werden. Leider führten Josephines Ehen nicht zum erhofften Geldsegen. Josephine kämpfte ihr ganzes Leben mit Geldsorgen und ohne die mit Widerwillen gewährten Geldmittel der Familie und die aus Liebe gemachten Zuwendungen Beethovens hätte sie ihre Kinder nicht durchgebracht. Beethoven hat Josephine immer geliebt und sie unterstützt, obwohl ein gemeinsames Leben nicht möglich war. Sie war seine Muse und viele Werke wären ohne sie nicht geschrieben worden. Beethoven wurde gefeiert, Josephine vergessen. Am Ende des Romans hat mich Josephines Schicksal sehr berührt. Ein Leben, das im Grunde nicht gelebt wurde. Um so erfreulicher ist es, dass die Autorin Josephine durch ihr Buch den Platz an Beethovens Seite gibt, der ihr im Leben verwehrt war.

Bewertung vom 09.08.2020
Die Sündenbraut
Schörghofer, Manuela

Die Sündenbraut


sehr gut

Wer will den Tod der jungen Heilerin Fenja ?
Die Waise Fenja zieht mit ihrer Ziehmutter, der Heilerin Runhild, durch deutsche Lande des 13. Jahrhunderts. Über Fenjas Herkunft schweigt Runhild. Beide verdienen zusätzliches Geld, in dem sie die Sünden von Toten ohne Beichte auf sich nehmen. Als Runhild von einem Unbekannten tödlich verletzt wird, kann sie Fenja noch ein Tuch mit einem Wappen geben. Auf sich allein gestellt ist Fenja von dem Wunsch beseelt, das Geheimnis ihrer Herkunft zu lüften. Unterwegs trifft sie auf den Handwerker Gerald. Er beteuert, das Wappen zu kennen und bietet Unterstützung an. Gemeinsam setzen sie den Weg fort. Doch Runhilds Mörder trachtet nun Fenja nach dem Leben . Auch Gerald scheint nicht das zu sein, was er vorgibt. Ohne es zu ahnen, begibt sich Fenja in die Höhle des Löwen.

Das Buch beginnt gleich mit einem Paukenschlag. Die Autorin schildert das unheimliche Ritual des Sündenessens und kurz darauf den Mord an Runhild. Ab diesem Zeitpunkt hatte ich ständig Sorge um Fenja. Bestand doch die Gefahr eines erneuten Angriffs oder die Festnahme als Ketzerin. Fenja war mir von Beginn sympathisch durch ihr freundliches Wesen, ihre beherzte Art und ihre Entschlossenheit, das Rätsel um ihre Herkunft zu lösen. Zum Glück trifft sie den etwas undurchsichtigen Gerald und von Anfang an knistert es zwischen den beiden. Die Gespräche zwischen ihnen waren für mich als Leser sehr erheiternd. Jeder versucht den anderen über seine wirklichen Absichten, die ich als Leser kenne, mehr oder weniger erfolgreich zu täuschen. Die Handlung bezieht ihre Spannung durch diese Scharade und die ständige Bedrohung durch Runhilds Mörder. Damit die Stimmung nicht zu düster gerät, gibt es immer wieder Szenen, die mich zum Lachen gebracht haben. Der Roman endet nach einem dramatischen Höhepunkt mit einem Happyend, das ich so nicht erwartet habe und der eine oder andere mag es vielleicht sogar nicht als solches empfinden. Ich habe es mit einem Augenzwinkern und der Erkenntnis wahrgenommen, dass das Schicksal manchmal seltsame Wege geht.

Das Buch hat mich auf jeden Fall gut unterhalten. Es ist gut geschrieben und es hat alle meine Erwartungen erfüllt

Bewertung vom 08.08.2020
Schicksalssterne
Lark, Sarah

Schicksalssterne


sehr gut

Der lange Arm des Krieges
Die jüdische Bankierstochter Mia und der adlige Offizier Julius sind wie für einander geschaffen. Sie verlieben sich und es eint sie zusätzlich die gemeinsame Liebe zu den Pferden. Um einem drohenden Krieg in Europa zu entfliehen, wandern die beiden nach Neuseeland aus und gründen ein Gestüt. Doch der 1. Weltkrieg holt sie auch dort ein. Beide werden jeder für sich als Spione interniert. Julius übersteht den Krieg unbeschadet, während Mia dunkle Jahre durch stehen muss. Das Gestüt überlebt in der Zwischenzeit nur dank Wilhelmina, die sich um die Leitung des Unternehmens kümmert. Nach dem Krieg liegt Mias Welt in Scherben.

Was als romantische Liebesgeschichte in Preußen beginnt, entwickelt sich zu einer bewegenden Erzählung, die die erschütternden Zustände in den Arbeitersiedlungen in der neuseeländischen Industrie, die wohl mit denen in Deutschland vergleichbar sind, und die Anfeindungen, die den Deutschen im Ausland während des Krieges widerfuhren, schildert. Die Stimmung des Buches kippt von heiter und hoffnungsvoll zu dunkel und feindselig. Im Mittelpunkt steht die unbekümmerte, naive Mia, die Pferde über alles liebt und ihren Mitmenschen positiv gegenüber steht. Der Gegenentwurf zu ihr ist Wilhelmina, die aus ärmlichen Verhältnissen kommt und gelernt hat, dass nichts im Leben umsonst ist. Sie träumt von einer besseren Zukunft und dafür ist ihr jedes Mittel recht. Gegen die beiden starken Frauenfiguren wirkt Julius fast schon blass und ich habe mich mehrmals über seine Willensschwäche geärgert, die Mitschuld an den verworrenen Verhältnisse am Kriegsende trägt. Mia muss während des Krieges durch eine harte Schule, geht aber als gefestigte Persönlichkeit daraus hervor.

Das Buch endet mit einem positiven Ausblick auf die Zukunft und die Autorin löst die bestehenden Konflikte auf, was in manchen Teilen fast schon märchenhaft wirkt. Das hat mich aber nicht gestört. Ich habe das Buch in der Erwartung auf gute Unterhaltung, Wolken am Liebeshimmel und ein Happyend zu lesen begonnen. Alle meine Erwartungen wurden erfüllt und als Bonus hatte der Roman eine gute Portion Dramatik im Gepäck. Leserherz, was willst Du mehr ?