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Benutzername: 
Fredhel
Wohnort: 
Deutschland

Bewertungen

Insgesamt 1273 Bewertungen
Bewertung vom 30.01.2022
Der Gräber
Persson Winter, Fredrik

Der Gräber


gut

Was für eine tolle, gruselige Idee für einen Plot: Jährlich am 6. November wird eine Frau durch den Kellerboden entführt und verschwindet auf Nimmerwiedersehen. Die Polizei tappt im Dunkeln. Da wird einem Verlags ein Manuskript zugespielt, das die Vorgänge aus der Sicht des Täters beschreibt, der sich mit unheimlichen Erdwesen verbündet hat.
Das Buch wird veröffentlich und trifft auf eine große Resonanz. Vorwiegend auf Positive, aber Hinterbliebene und vor allem die Polizei zeigen sich entsetzt.
Die ganze Zeit jongliert der Autor auf dem schmalen Grat zwischen Thriller und Horror. Meines Erachtens übertreibt er es dabei ein wenig mit unheimlichem Scharren und Kratzgeräuschen in Wänden und Kellerböden. Der Spannungsbogen flacht schon bald ab, und da die Protagonisten allesamt keine wahren Sympathieträger darstellen, dümpelt für mich das Buch daher bis zum Ende nur noch vor sich hin. Meine Erwartungen haben sich leider nicht erfüllt, aber ich kann mir vorstellen, dass gerade die Horrorelemente bei anderen Lesern sehr gut angekommen könnten.

Bewertung vom 28.01.2022
Ein Leben für die Freiheit der Frauen / Die Hafenärztin Bd.1
Engel, Henrike

Ein Leben für die Freiheit der Frauen / Die Hafenärztin Bd.1


ausgezeichnet

Im Kaiserreich sah die Welt noch ganz anders aus. Wie sie vielleicht gewesen ist, erlebt man mit der fiktiven Ärztin Anne Fitzpatrick, die sich in Hamburger Problemvierteln mit Leib und Seele für die Ärmsten der Frauen einsetzt. Obwohl es nur Waschmöglichkeiten, eine warme Suppe und saubere Kleidung sind, was sie bieten kann, legen ihr die Honoratioren der Stadt Steine in den Weg. Den feinen Herren passt es gut ins Konzept, dass sich Frauenmorde in den dunklen Hafengegenden mehren, doch auch Anne selbst ist ihres Lebens nicht mehr sicher.
Überraschenderweise entwickelt sich dieser historische Roman schnell zu einem historischen Krimi, der dennoch viel vom Zeitgeist im Jahr 1910 preisgibt.
Neben der antiquierten Polizeiarbeit erfährt man auch viel über das Leben in einem gutbürgerlichen Haushalt mit all seinen Scheinheiligkeiten. Die Dienstmädchen werden ausgenutzt und die Töchter zu gehorsamen Hausmütterchen herangezogen.
Die Pastorentochter Helene Curtius will sich dem nicht beugen. Sie rebelliert. Sie will eine Berufsausbildung und sie will sich sozial engagieren. In Anne Fitzpatrick erkennt sie eine Vorbildfigur, der sie nacheifert. Leider ist sie ansonsten doch recht oberflächlich. Eben ein unreifer Teenager, der um der Rebellion willen rebelliert, aber wenig über sein Handeln nachdenkt.
Die Hauptpersonen werden so detailliert beschrieben, dass man schnell einen Bezug zu ihnen bekommt. Die Frauenmorde tun ein Übriges, dass man vor lauter Spannung nicht aufhören will zu lesen. Für meinen Geschmack erfährt die Fußballleidenschaft des Polizeibeamten Berthold Rheydt einen zu hohen Stellenwert, aber wahrscheinlich will die Autorin mit der Entstehungsgeschichte des FC St.Pauli den historischen Hintergrund weiter abrunden. 
Das Hörbuch wird sehr gut gesprochen von Verena Wolfien.

Ich finde, in diesem Buch vereinen sich sowohl die Spannung eines Krimis mit einer Zeitreise ins Kaiserreich.
Gerne vergebe ich 5 Lesesterne und freue mich auf die Fortsetzung, die voraussichtlich im Mai erscheinen wird.

Bewertung vom 17.01.2022
Was wir verschweigen / River Delta Bd.1
Tuominen, Arttu

Was wir verschweigen / River Delta Bd.1


sehr gut

Generell ist das immer so ein zweischneidiges Schwert, wenn man schon zu Beginn eines Krimis den Mörder kennt. Da Mitraten unmöglich ist, wird es für den Autor schwer, Spannung aufzubauen und zu halten.
Auch hier beginnt das Buch mit einem Mord, der zuerst völlig unmotiviert und rein dem Alkoholrausch zuzuschreiben ist. Erst später wird klar, dass der Tatververdächtige Antti der beste Freund aus Kindertagen des ermittelnden Beamten Juri und das Opfer der hinterhältigste und brutalste Junge aus der gemeinsamen Grundschulklasse ist.
Während Juri alles daran setzt, seinen Jugendfreund zu schützen, und sich dabei über alle ethischen Grenzen hinweg setzt, wird in einem zweiten Erzählstrang die hässliche Geschichte der drei aus Kindheitstagen erzählt. In meinen Augen ist dies der weitaus spannendste Teil des Buches.
Ich persönlich finde, "Was wir verschweigen" ist gar kein Krimi, sondern ein Roman, ein Drama. Der Leser erhält tiefe Einblicke in verstörende Kindheitsszenarien mit brutalen Vätern und einem verrohten Jungen. Die Hauptfigur ist natürlich Juri, der tief in einer unglücklichen Ehe feststeckt, doch sowohl privat als auch dienstlich die falschen Entscheidungen trifft, ohne dass man eine Spur von Mitleid empfindet. Für mich ist das sowieso das Hauptproblem mit diesem Buch: Es ist absolut frei von Sympathieträgern, dagegen aber voll von unrealistischen Begebenheiten. Selbst im tiefsten, dunkelsten Finnland wird ein Polizist nicht so ungehindert in die Ermittlungsarbeit eingreifen können, ohne dass es auffällt beziehungsweise, dass es Konsequenzen hat.
Weil aber die psychologische Komponente so gut herausgearbeitet ist und der Roman auch sprachlich überzeugt, vergebe ich knappe 4 Lesepunkte.
  

Bewertung vom 14.01.2022
Ende in Sicht
Rönne, Ronja von

Ende in Sicht


ausgezeichnet

In diesem Hörbuch liest die Autorin ihr Werk selbst ein, mit angenehmem Timbre und sehr gekonnt übrigens.
Zwei äußerst unterschiedliche Frauen prallen unfreiwillig auf dem Weg in den jeweiligen Freitod buchstäblich aufeinander.
Die fünfzehnjährige Juli springt von einer Brücke auf das Auto der abgehalfterten Schlagersängerin Hella, die auf dem Weg in die Schweiz zur Sterbehilfe ist. Beide leiden an Depressionen. Beide sehen keinen Sinn mehr im Leben. Nun sind sie eine Zeit lang aufeinander angewiesen, denn Hella will das verletzte Mädchen nicht sich selbst überlassen. Beide haben eine ähnlich ruppige Art miteinander umzugehen beziehungsweise sich gegenseitig auszutricksen. 
Depressionen und Selbstmord, das sich schwere Geschütze, doch die Autorin schafft es, dem Ganzen eine Leichtigkeit zu geben, ohne den Ernst aus den Augen zu verlieren. Man hat Verständnis für die Probleme der Protagonisten, aber da die beiden sich ständig in neue skurrile Situationen hinein manövrieren, liegt dem Leser das Lächeln doch näher als die Sorgenfalten.
Es ist ein schöner, in sich runder Roman, der auch durch seine perfekte Länge oder besser gesagt, seine knackige Kürze besticht.

Bewertung vom 13.01.2022
Teufelsnetz / Jessica Niemi Bd.2
Seeck, Max

Teufelsnetz / Jessica Niemi Bd.2


ausgezeichnet

Auch ohne Vorkenntnisse des ersten Bandes "Hexenjäger" findet man sich in "Teufelsnetz" sofort zurecht. Ermittlerin Jessica wird auf den Fall von zwei spurlos verschwundenen Influencern angesetzt, der bald im Zusammenhang mit einer namenlosen Wasserleiche im Mangakostüm gebracht werden kann. Die Ermittlung verläuft schleppend und wird erst im letzten Drittel des Buches zum Pageturner mit einer sehr überraschenden Auflösung.
Jessicas Privatleben nimmt ebenfalls einen großen Raum in der Handlung ein. Sie ist eine schwierige Persönlichkeit mit einer traumatischen Kindheit. Ihre neue Vorgesetzte will sie mit aller Macht aus dem Polizeidienst entfernen, was für zusätzliche Spannung sorgt.
Aber auch die anderen Mitglieder aus Jessicas Team werden gut charakterisiert. Im Prinzip teilt sich die Gruppe in Pro und Kontra Jessica.
Ich will nicht zu viel verraten, aber das Ende des Buches bedeutet für Team Jessica auch einen radikalen Neuanfang.
Insgesamt hat sich der Thriller sehr gut lesen lassen mit einem unterschiedlich hohen Spannungslevel. Die finnischen Namen sind natürlich etwas holprig, andererseits gefällt mir das Setting ausgesprochen gut, denn finnische Romane habe ich bisher eher selten gelesen.
Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 11.01.2022
Eiszeit für Beck / Nick Beck Bd.2
Voss, Tom

Eiszeit für Beck / Nick Beck Bd.2


ausgezeichnet

Schon im ersten Beck-Band verfolgte der LKA-Beamte Nick Beck einen grausamen Frauenmörder, der schnell den Spitznamen Elbripper bekam. Die Jagd endete für Becks Kollegin tödlich. Ihm setzte der Fall so zu, dass er zum Alkoholiker wurde. Doch jetzt im zweiten Buch hat er sich zum Glück gefangen. Nach langer Pause finden die schrecklichen Morde einen neuen Anfang. Gewisse Details sind neu. Auch scheint der Mörder Nick Beck im Visier zu haben.
Der Autor Tom Voss weiß mit der Hochspannung zu spielen. Als Leser muss man in der Hinsicht einiges verkraften können. Die Handlung ist dabei zum Glück realistisch geblieben. Beeindruckend sind die profunden Ortsbeschreibungen, wohingegen mir die Querverbindungen zu Songs und Texten nicht so gut gefallen haben.
Das Finale ist auf jeden Fall ein Knaller und führt zu Gänsehaut.
Wer einen richtig harten Krimi mag, eigentlich ist es mehr ein Thriller, der liegt mit einem "Beck" genau richtig.

Bewertung vom 11.01.2022
Ein Ort der sich Zuhause nennt (MP3-Download)
Ruppert, Astrid

Ein Ort der sich Zuhause nennt (MP3-Download)


ausgezeichnet

Ohne Schwierigkeiten findet man sich in die Welt der Winterfrauen hinein. Eine Kenntnis der beiden Vorgängerbände ist gänzlich unnötig. Man bedauert es höchstens, dass man noch nicht eher von Lisette / Charlotte / Paula und Maya gehört hat.
Die Geschichte handelt in erster Linie von Charlotte, die ihrer Tochter Paula und Enkelin Maya zeitlebens als genügsame, fast schon strenge Frau vorgekommen ist. Ein Schwächeanfall samt Krankenhausaufenthalt führt endlich dazu, dass alle offen miteinander reden. Sie hatten alle ein falsches Bild von Oma Charlotte, die im 2. Weltkrieg mutig gehandelt und Schlimmes erlebt hat. Ihre Erlebnisse konnte sie nur verkraften, weil sie alles tief in sich verschlossen hat. 
Dieser Roman ist so vielschichtig.
Er ist unter anderem eine Geschichte über das Schweigen, wann es Leben rettet, wann es Beziehungen zerstört.
Er ist eine Geschichte über die Angst, wann sie vernünftig ist, wann sie das Glücklichsein verhindert.
Vor allem aber ist es eine Geschichte von drei (vier) wunderbaren Frauen, die so unterschiedlich sind, doch auch sehr eng zusammengehören.
Man mag nicht aufhören zu lesen. Vielleicht ist es da ein kleiner Trost, dass es ja noch zwei frühere Bücher gibt, in denen man alle Frauen wiedersehen kann.

Bewertung vom 07.01.2022
SØG. Schwarzer Himmel / Nina Portland Bd.2
Jensen, Jens Henrik

SØG. Schwarzer Himmel / Nina Portland Bd.2


ausgezeichnet

Endlich konnte ich den zweiten Teil der Nina-Portland-Trilogie lesen.
Zwei unbekannte Männerleichen beschäftigen diesmal Nina Portland und ihr Team, das um den neuen Mitarbeiter Tim Wejse erweitert worden ist. Es handelt sich eindeutig um Folter und Mord. Die Getöteten sind Kurden. Deswegen geraten die Ermittlungen schnell in internationale Fahrwasser, vor allem der türkische Geheimdienst hat wenig Interesse daran, dass die Hintergründe ans Licht kommen.
Der Plot ist, so wie man es von Jensen gewohnt ist, spannungsgeladen und actionreich.
Im Gegensatz zum ersten Band (Das Axtschiff) sackt die Spannung niemals ab.
Nina agiert draufgängerischer denn je. Der Erfolg gibt ihr Recht und so bietet "Schwarzer Himmel" Hochspannung bis zur letzten Seite.
Da muss man einfach 5 Lesesterne vergeben und eine klare Leseempfehlung aussprechen.

Bewertung vom 02.01.2022
Im Auge des Zebras / Olivia Holzmann Bd.1
Kliesch, Vincent

Im Auge des Zebras / Olivia Holzmann Bd.1


ausgezeichnet

Beinahe hätte ich diesen Thriller nicht gelesen. Ich dachte, es wäre ein Tierbuch ...
Nein, es ist von der ersten Seite an eine hoch spannende Geschichte über die Entführung von 7 Jungen, zeitgleich geschehen in verschiedenen, weit entfernten Orten.
In erster Linie geht es dem Entführer darum, dass seine eigene Entführung in der Kindheit nach Jahrzehnten noch einmal recherchiert und endlich aufgeklärt wird. Mit seinem genialen Entführungsszenario will er die Aufmerksamkeit des pensionierten, legendären Ermittlers Bösherz erringen. Seine Nachfolgerin Olivia Holzmann tappt lange im Dunkeln. Sie versteht die Spielregeln nicht, die Bösherz in seiner Genialität sofort durchschaut.
Der Plot ist raffiniert und intelligent gestrickt. Die Spannung ist permanent auf hohem Niveau. Werden die Kinder rechtzeitig befreit?
Besonders interessant ist die Figur von Olivia, die im Prinzip von verschiedenen Seiten zum Spielball wird, ehe sie endlich den Durchblick bekommt. 
Natürlich ist das Finale der absolute Höhepunkt, denn es kommt auf Sekunden an, die zwischen Leben und Tod entscheiden.
"Im Auge des Zebras" ist ein richtig guter Thriller, den man gelesen haben sollte.

Bewertung vom 27.12.2021
Tränennacht / Sacramento Bd.1
Rose, Karen

Tränennacht / Sacramento Bd.1


sehr gut

Die Radiomoderatorin Daisy Dawson kann sich um Haaresbreite aus den Händen eines Serienkillers befreien. Sie kann ihm sogar ein Medaillon vom Hals reißen, das auf die Sekte "Church of Second Eden" hinweist. Zu Daisys Schutz wird der FBIler Gideon Reynolds abgestellt, der eine schlimme Kindheit in eben dieser Sekte verbringen musste. Schon lange versucht er, die Hintermänner aufzustöbern.
Dieser Thriller ist sehr vielschichtig, weil er verschiedene Handlungsebenen aufweist. 
- Zum einen geht es um Daisy und ihre aufkeimende Liebe zu Gideon.
- Es wird viel von Gideons Vergangenheit in der Sekte erzählt.
- Und dann erhält der Leser Einblicke in die verquere Gedankenwelt des Killers.
Karen Rose weiß wirklich mitreißend zu erzählen und treffsicher den spannendsten Moment für einen Szenenwechsel zu erwischen. 
Mich persönlich hat gestört, dass die Erotik zwischen Daisy und Gideon so überbetont wird. Gerade als Hörbuch ist mir das 
too much. Alles andere dagegen ist für mich üppige, gänsehautmachende Erzählkunst, die ich gerne verschlungen habe.