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Benutzername: 
KimVi
Wohnort: 
Niedersachsen
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 1588 Bewertungen
Bewertung vom 27.04.2020
American War
El Akkad, Omar

American War


sehr gut

Sara T Chestnut, genannt Sarat, wächst während des zweiten amerikanischen Bürgerkriegs auf. Die Auswirkungen des Klimawandels sind deutlich spürbar und die Gefahr durch den Krieg ist allgegenwärtig. Dennoch führt Sarat gemeinsam mit ihren Eltern, ihrem Bruder und ihrer Zwillingsschwester ein relativ glückliches Leben. Das ändert sich allerdings schlagartig, als ihr Vater Opfer eines Selbstmordanschlags wird und die Mutter mit ihnen die Heimat verlässt, um im Flüchtlingslager Camp Patience unterzukommen. Die riesige Zeltstadt vermittelt der Familie ein wenig Sicherheit, auch wenn das Leben dort eintönig ist. Sarats Familie verbringt einige Jahre in dem Camp, bevor sich die vermeintliche Sicherheit als trügerisch erweist...

"American War" ist ein dystopischer Roman über den nächsten amerikanischen Bürgerkrieg. Die Gegner bekämpfen sich mit allen Mitteln. Krieg, Terrorismus, Selbstmordattentate, Folter, Drohnenangriffe, Hass, Rache und die Auswirkungen des Klimawandels sind nur einige Beispiele für den Hintergrund dieser Geschichte. Im Mittelpunkt steht die Hauptprotagonistin Sarat. Man beobachtet, wie sie in dieser Welt lebt, mit welchen Schicksalsschlägen sie konfrontiert wird und welche Auswirkungen diese Erlebnisse auf ihr Leben und den Krieg haben. Sarat ist eine Protagonistin, die zunächst sehr kindlich und naiv scheint, doch im Lauf der Zeit macht sie eine glaubhafte Wandlung durch, der man gebannt folgt.

Dem Autor gelingt es hervorragend, das düstere Zukunftsbild zu beschreiben. Man kann sich das zerrüttete Amerika, die damit verbundene Gefahren und die Auswirkungen auf das Klima genau vorstellen und verfolgt deshalb fasziniert den Verlauf der Handlung. Das, was der Autor dort beschreibt, scheint gar nicht so abwegig zu sein und deshalb hat man beim Lesen das ungute Gefühl, dass es tatsächlich dazu kommen könnte. "American War" rüttelt auf und regt zum Nachdenken an.

Obwohl die Thematik dieses Buchs nicht unbedingt leicht zu lesen ist, konnte ich mich nach einer kurzen Eingewöhnungszeit kaum noch davon lösen. Ich habe fasziniert Sarats Geschichte verfolgt und mochte manchmal kaum glauben, was ich dort las. "American War" hat mich berührt um zum Nachdenken angeregt. Deshalb wird mir dieser Roman noch lange in Erinnerung bleiben.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.04.2020
Ostseegruft / Pia Korittki Bd.15
Almstädt, Eva

Ostseegruft / Pia Korittki Bd.15


sehr gut

Kommissarin Pia Korittki hat ihre Freundin Kirsten zum letzten Mal auf deren Hochzeit gesehen. Nun muss sie sich auf Kirstens Trauerfeier von ihr verabschieden. Pia erfährt, dass Kirsten viel zu früh bei einem Unfall gestorben ist. Am Grab taucht allerdings ein Unbekannter auf, der behauptet, dass Kirstens Tod kein Unfall war. Dadurch wird Pias Misstrauen geweckt. Sie beginnt nachzuforschen und stößt dabei auf einige Ungereimtheiten....

"Ostseegruft" ist bereits der fünfzehnte Band der Reihe, in der Kommissarin Pia Korittki ermittelt. Da die Fälle in sich abgeschlossen sind, kann man den aktuellen Ermittlungen auch dann problemlos folgen, wenn man noch keinen Teil der Serie kennt. Um allerdings die beruflichen und privaten Nebenhandlungen und die Weiterentwicklung der Hauptcharaktere zu verfolgen, ist es empfehlenswert, die Reihenfolge einzuhalten.

Der Einstieg in den aktuellen Fall gelingt mühelos. Handlungsorte und Protagonisten werden so lebendig beschrieben, dass man ganz in die Ermittlungen eintauchen kann und dabei alles mühelos vor Augen hat. Auch in diesem Band erfährt man wieder einiges aus dem Privatleben der sympathischen Kommissarin. Diese Nebenhandlungen nehmen allerdings nicht zu viel Raum ein. Sie sind ausgewogen in den Krimi eingeflochten, sodass man sich als Fan der Reihe über das Wiedersehen mit alten Bekannten, aber auch über neue Entwicklungen, freuen darf.

Es ist von Anfang an klar, dass diese Ermittlungen einen besonderen Status bei Pia einnehmen, da ihre Freundin Kirsten das Opfer ist. Pias Nachforschungen sind von Anfang an interessant, denn man beginnt sofort mitzurätseln. Nach und nach lernt man Kirstens Umfeld kennen und schon bald stellt man eigene Vermutungen an. Doch hier ist nichts so, wie es auf den ersten Blick scheint. Immer wenn man meint, dass man der Lösung einen Schritt näher gekommen ist, sorgen überraschende Wendungen dafür, dass man die eigenen Ermittlungen über den Haufen werfen und neu ansetzen muss. Dadurch tappt man nicht nur bis fast zum Schluss im Dunkeln, sondern ist überrascht, in welche Richtung sich dieser Fall entwickelt. Die Spannung ist durchgehend spürbar und steigert sich zum Ende hin noch enorm. Auch wenn der Täter und die Hintergründe abschließend feststehen, bleiben noch ein paar Fragen offen. Das ist aber der einzige Kritikpunkt bei diesem spannenden Ostsee-Krimi.


Ein durchgehend spannender Ostsee-Krimi, den man, einmal angefangen, kaum aus der Hand legen mag, da man immer wieder durch unverhoffte Wendungen überrascht wird.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.04.2020
Holundermond (eBook, ePUB)
Wilke, Jutta

Holundermond (eBook, ePUB)


sehr gut

Die Erzählung beginnt mit einem Prolog, der zurück in das Jahr 1783 führt. Man wirft einen Blick in die Vergangenheit des Klosters und erfährt so von den damaligen Zuständen. Durch Jutta Wilkes intensive Beschreibungen erwacht die Handlung zum Leben. Man kann die dort herrschende, düstere und zum Teil hoffnungslose Atmosphäre nachempfinden und ist von Anfang an mitten im Geschehen. Als ein geheimnisvoller Fremder auftaucht, steigt die Spannung sprunghaft an, sodass man unbedingt erfahren möchte, wie es weitergeht. Der Einstieg gelingt durch den spannenden Prolog mühelos und weckt das Interesse am weiteren Geschehen.

Es handelt sich bei "Holundermond" um ein Kinder- bzw. Jugendbuch, bei dem das empfohlene Lesealter ab etwa 10 Jahren liegt. Die eigentliche Handlung ist in 36 Kapitel unterteilt, die relativ kurz sind. Wobei man das Abenteuer der Kinder aus der Erzählperspektive betrachtet. Außerdem ist das Schriftbild etwas größer, als bei "normalen" Romanen. Der Mix aus Spannung, Abenteuer und Kinderkrimi, ist mit einer wohldosierten Prise Mystery abgestimmt und dürfte sowohl Mädchen als auch Jungen begeistern. Die beiden Hauptprotagonisten Nele und Flavio wirken sehr sympathisch und deshalb kann man sich gut in sie hineinversetzen. Die schulischen und familiären Probleme, mit denen sie sich neben dem eigentlichen Abenteuer auseinandersetzen müssen, lassen sie lebendig und natürlich erscheinen. Allerdings wirken ihre Handlungen manchmal sehr reif und in einigen Szenen schon fast erwachsen. Dennoch kann man sich gut mit ihnen identifizieren und sich damit auf das spannende Geschehen einlassen.

Der Schreibstil ist flüssig und angenehm lesbar. Es gelingt Jutta Wilke hervorragend, die jeweiligen Szenen zu beschreiben, sodass man sich Handlungsorte und Akteure gut vorstellen kann. Man entwickelt spontane Sympathien oder Abneigungen zu den jeweiligen Charakteren. Der Handlungsverlauf ist logisch und nachvollziehbar. Es kommt zu einigen Zeitsprüngen, die bei konzentriertem Lesen, ebenfalls verständlich sind.

Obwohl ich das empfohlene Lesealter dieses Buchs deutlich überschritten habe, konnte mich die Erzählung in ihren Bann ziehen und begeistern. Für die gelungene Buchaufmachung, die spannende Geschichte, die lebendigen Protagonisten und den interessanten Genre-Mix vergebe ich vier von fünf Bewertungssternen. Den einen ziehe ich ab, da die Zeitsprünge für die Zielgruppe manchmal etwas verwirrend sein könnten und weil die Kinder an einigen Stellen etwas zu erwachsen wirken.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.04.2020
Feeling Close to You / Was auch immer geschieht Bd.2
Iosivoni, Bianca

Feeling Close to You / Was auch immer geschieht Bd.2


sehr gut

Teagan kann es kaum erwarten, endlich die verhasste Schule abzuschließen, ihre Heimatstadt zu verlassen und an einem College "Game Design" zu studieren. Ihr Vater hält von dieser Idee wenig. Deshalb arbeitet Teagan als Barista in einem Café und streamt nachts Videospiele, um das College selber zu finanzieren. Teagan ist eine leidenschaftliche Spielerin und eines nachts gelingt es ihr mühelos, den beliebten YouTube-Gamer Parker zu besiegen. Parkers Interesse an der unbekannten Spielerin ist geweckt. Schon bald tauschen sie sich in Chats aus. Tausende Kilometer liegen zwischen den beiden, doch die Nachrichten fliegen hin und her und obwohl sie sich noch nie offline gesehen haben, kommen sie sich dabei immer näher. Echte Gefühle wollen beide nicht an sich heranlassen, doch das Knistern zwischen ihnen wird immer stärker...

"Feeling Close to You" ist nach "Finding Back to Us" der zweite Band der "Was-auch-immer-geschieht-Reihe" von Bianca Iosivoni. Da die Geschichten in sich abgeschlossen sind, können die beiden Teile aber unabhängig voneinander gelesen werden. Die Handlung wird in der Ich-Perspektive, abwechselnd aus der Sicht von Teagan und Parker, geschildert. Zwischendurch lockern kurze Chats das Ganze auf.

Der Schreibstil ist locker, jugendlich und unheimlich flüssig zu lesen. Beide Charaktere wirken sympathisch. Sie haben Humor und können über- und miteinander lachen. Dennoch merkt man, dass die Hauptprotagonisten nichts auf die leichte Schulter nehmen, sondern durchaus ernsthaft reagieren können. Der spezielle Humor zwischen den beiden macht die Erzählung allerdings besonders lesenswert. Das Thema Gaming wird außerdem so interessant in die Handlung eingeflochten, dass man die Begeisterung von Teagan und Parker nachvollziehen kann. Das Knistern zwischen den beiden wird ebenfalls glaubhaft beschrieben. Dennoch hat man manchmal das Gefühl, dass man beim Lesen etwas auf Distanz gehalten wird. Da Plot, Hintergrundkulisse und Nebencharaktere aber überzeugen können, kann man gut darüber hinwegsehen und die Geschichte einfach genießen.

Bewertung vom 21.04.2020
American Dirt
Cummins, Jeanine

American Dirt


sehr gut

Der Geburtstag ihrer Nichte sollte für Lydias Familie ein fröhliches Fest werden. Doch dann stürmen bewaffnete Männer eines gefürchteten Kartells die Feier und töten die Familienmitglieder kaltblütig. Nur Lydia und ihr achtjähriger Sohn Luca überleben durch einen Zufall. Lydia weiß, dass der Chef des Kartells nicht eher ruhen wird, bis auch sie und ihr Sohn tot sind. Lydia muss unsichtbar bleiben und darf keine Spuren hinterlassen. Eine atemlose Flucht Richtung Norden beginnt. Der Güterzug „La Bestia“ scheint ihre einzige Chance zu sein, dem Kartell zu entkommen. Doch diese Art zu reisen ist äußerst gefährlich, mit einem achtjährigen Kind sogar beinahe unmöglich. Um zu überleben, müssen Lydia und Luca das Risiko eingehen und dabei überaus achtsam sein, denn das Kartell hat seine Augen überall...

Der Einstieg in diesen Roman gelingt mühelos, denn die Autorin versteht es hervorragend, das entsetzliche Geschehen, das sich auf der Familienfeier zuträgt, so intensiv und spannungsgeladen zu beschreiben, dass man das Gefühl hat, selbst vor Ort zu sein. Man hält beim Lesen dieser Szenen gespannt den Atem an, um nur ja kein Geräusch zu verursachen, was Luca und Lydia verraten könnte. Dadurch ist man sofort mitten im Geschehen. Man kann die Panik und das unglaubliche Entsetzen glaubhaft nachvollziehen. Diese Gefühle sind so präsent, dass man sie mit auf die unglaublich gefährliche Flucht nimmt.

Auch hier fiebert man mit den beiden mit und hofft, dass sie entkommen können. Doch das Kartell sucht nach ihnen und scheint seine Verbindungen überall zu haben. Die Anspannung ist groß. Denn wem kann Lydia vertrauen? Und ist es überhaupt klug, sich während ihrer Flucht auf neue, unbekannte Menschen einzulassen, auch wenn sie scheinbar ein ähnliches Schicksal teilen? Kilometer um Kilometer legen Mutter und Sohn zurück. Dabei erlebt man die Flucht und das Elend hautnah mit. Gewalt, Brutalität und Korruption scheinen normal zu sein. Deshalb beobachtet man alle, die den beiden Gutes wollen, misstrauisch und angespannt.

Auch wenn es sich hier um eine fiktive Erzählung handelt, sind die Hintergründe real. Diese Tatsache behält man beim Lesen stets im Hinterkopf. Dadurch gerät man früh in den Sog der Ereignisse und wir einige Male zum Nachdenken angeregt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.04.2020
Tage der Hoffnung / Die Schwestern vom Ku'damm Bd.3
Riebe, Brigitte

Tage der Hoffnung / Die Schwestern vom Ku'damm Bd.3


ausgezeichnet

1958 kehrt Florentine, die jüngste Tochter der Thalheims, von ihrem Aufenthalt in Paris, zurück ins heimatliche Berlin. Sie muss sich entscheiden, wohin ihr Lebensweg sie führen soll. Nach einer Anstellung im Kaufhaus der Familie steht ihr nicht der Sinn. Denn von Kindesbeinen an, steht für Flori fest, dass sie ihre besondere Gabe, das Malen und Zeichnen, vertiefen und damit ihren Lebensunterhalt bestreiten möchte. Die Erfahrungen und Eindrücke, die Flori in Paris sammeln konnte, haben diesen Wunsch untermauert. Deshalb ist es ihr großer Traum, an der Berliner Kunstakademie angenommen zu werden und damit allen zu beweisen, was wirklich in ihr steckt. Das fehlende Abitur ist nur die erste, scheinbar unüberwindbare Hürde, die sie auf diesem Weg nehmen muss. Doch manchmal muss man kämpfen, damit Träume Wirklichkeit werden können....

Nach "Die Schwestern vom Ku'damm - Jahre des Aufbaus" und "Wunderbare Zeiten", ist "Tage der Hoffnung" der finale Band der 50er-Jahre-Trilogie von Brigitte Riebe. Im Zentrum der Reihe stehen die drei Thalheim-Schwestern. Im ersten Band lag der Fokus auf der ältesten Tochter Rike, im zweiten stand die mittlere Tochter Silvie im Mittelpunkt und in diesem Finalband dreht sich alles um Flori, die Nachzüglerin. Da die Autorin wichtige Hintergrundinformationen aus den vorherigen Teilen einfließen lässt, kann man der Handlung des Finalbands sicher auch dann folgen, wenn man noch kein Buch der Serie gelesen hat. Dennoch ist es nicht empfehlenswert, da Brigitte Riebe wunderbar lebendige Charaktere erschaffen hat, deren Weiterentwicklung es, auch innerhalb der Familie, zu beobachten gilt. Es lohnt sich wirklich die Reihenfolge einzuhalten.

Dieses Mal steht Flori, die man in den vorherigen Teilen eher rebellisch, verwöhnt und egoistisch eingeschätzt hat, im Mittelpunkt. Der erneute Einstieg in die Handlung gelingt mühelos, denn durch kurze Rückblicke, die harmonisch eingebettet sind, ist man gleich wieder mitten im Geschehen und freut sich über das Wiedersehen der liebgewonnenen Charaktere. Es ist beinahe so, als ob man selbst Teil der Familie wäre, da man sich sofort wieder heimisch fühlt. Nun hat man die Chance, Flori besser kennenzulernen und mehr darüber zu erfahren, was die junge Nachzüglerin bewegt, wie sie ihre Stellung in der Familie sieht und was wirklich in ihr steckt. Und die Person, die man dabei entdeckt, scheint ein völlig anderer Mensch zu sein, als die Flori, die man in den vorherigen Bänden beobachtet hat. Denn Flori ist eine sehr empathische junge Frau, mit der man sich identifizieren kann, sobald man hinter ihre Fassade schaut. Deshalb kann man sich ganz auf sie einlassen und beobachten, wie sie die Verwirklichung ihrer Träume in Angriff nimmt. Da das natürlich nicht leicht ist, hofft und bangt man mit ihr. Brigitte Riebe gelingt es wieder mühelos, sowohl Floris Schicksal, als auch die Ereignisse innerhalb der Familie, so glaubhaft und lebendig zu schildern, dass man alles um sich herum vergisst. Der damalige Zeitgeist schwebt dabei zwischen den Zeilen und historische Begebenheiten verknüpfen sich schlüssig mit dem Leben der Thalheims und nehmen darauf Einfluss.

Aus den vorherigen Teilen ist ja bereits bekannt, dass es bei den Thalheims nie langweilig wird. Auch im Finalband hat das Schicksal für die Familie einiges vorgesehen. Dadurch kommt es zu einigen Wendungen und Überraschungen. Dabei gelingt der Autorin der Spagat, die Erfolge und Rückschläge intensiv zu vermitteln, ohne dabei ins Kitschige oder Unglaubwürdige abzudriften, ganz hervorragend.

Ein grandioser Abschluss der faszinierenden Familien-Saga, der nur dadurch etwas getrübt wird, dass man nun von den liebgewonnenen Charakteren Abschied nehmen muss.

5 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.04.2020
Ada, das Mädchen aus Berlin
Balson, Ronald H.

Ada, das Mädchen aus Berlin


ausgezeichnet

Tony Vincenzo, ein Freund von Anwältin Catherine Lockhart und ihrem Ehemann Liam Taggart, lädt die beiden in sein Restaurant ein, um sie um Hilfe für seine, in der Toskana lebendende, betagte Tante Gabriella zu bitten. Sie ist in einen Rechtsstreit verwickelt, bei dem ein großes Unternehmen behauptet, Eigentümer von Gabriellas Anwesen zu sein. Nun soll die alte Dame per Gerichtsbeschluss von ihrem kleinen Weingut vertrieben werden. Als Catherine und Liam zusagen, in die Toskana zu fliegen, schickt Tonys Tante ihnen ein Manuskript per Kurier aus den dreißiger Jahren zu. Dieses sollen sie aufmerksam lesen, um mehr über das Gut und seine Geschichte zu erfahren. Doch kann die Geschichte, um die begnadete jüdische Geigerin Ada, die in Kriegszeiten von Berlin nach Italien flüchtete, wirklich dabei helfen, Gabriellas Weingut zu retten?

Nach "Karolinas Töchter" und "Hannah und ihre Brüder", ist "Ada, das Mädchen aus Berlin" bereits der dritte Band der Reihe, um die Anwältin Catherine Lockhart und ihren Ehemann Liam Taggart. Da jeder Roman dieser Serie eine eigenständige Geschichte beinhaltet, muss man weder die Vorgänger kennen, noch die Reihenfolge einhalten. Man kann jedes Buch unabhängig von den anderen lesen.

Der Autor Ronald H. Balson versteht es vom ersten Moment an, das Interesse an der Geschichte zu wecken. Deshalb gelingt der Einstieg in die Handlung mühelos. Diese ist in zwei Stränge unterteilt. In der Gegenwart beobachtet man Catherine und ihren Mann dabei, wie sie sich darum bemühen, gegen den Gerichtsbeschluss, der bedeuten würde, dass Gabriella ihr Heim verliert, vorgehen und sich auf die Suche nach Ansätzen, die dies verhindern können, machen. Parallel dazu liest man das Manuskript und erfährt nach und nach die Geschichte der Geigerin Ada. Beide Handlungsstränge sind eindringlich und äußerst lebendig geschildert. Deshalb kann man schon früh ins Geschehen eintauchen und hat dabei alles vor Augen.

Die Nachforschungen in der Toskana sind äußerst spannend, auch wenn Liam Taggart dabei manchmal etwas über das Ziel hinausschießt und sich von seinen angestauten Gefühlen leiten lässt. Die Geschichte der begnadeten, jüdischen Geigerin Ada bewegt und regt um Nachdenken an. Und da sich diese Stränge so gekonnt verknüpfen, gerät man in den Sog der Ereignisse und mag das Buch kaum aus der Hand legen.

Eine packend und äußerst mitreißend erzählte Geschichte, die tief berührt und zum Nachdenken anregt!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.04.2020
Die Kaufmannstochter von Lübeck
Walden, Conny

Die Kaufmannstochter von Lübeck


gut

Johanna von Dören ist die Tochter eines angesehenen Kaufmanns aus Lübeck. Als Kind überlebte sie die Pest. Aus Dankbarkeit hat sie deshalb den festen Vorsatz gefasst, in ein Kloster einzutreten und ihr Gelübde abzulegen. Da sie ein gutes Zahlenverständnis und umfangreiche Erfahrungen als Schreiberin hat, unterstützt sie ihren Vater seit Jahren bei seinen Geschäften. Deshalb versucht der Vater Johannas Eintritt ins Kloster hinauszuzögern. Er nimmt sie mit zum Hansetag nach Köln. Dort soll über ein Bündnis gegen den dänischen König Waldemar IV. beraten werden. Johanna lernt dort Frederik von Blekinge kennen. Schon bald entwickelt sich zwischen den beiden eine leidenschaftliche Liebe. Diese scheint aussichtslos zu sein, denn Frederik gerät ins Zentrum einer heimtückischen Intrige, die nicht nur sein Leben, sondern auch das von Johanna und ihrer Familie in Gefahr bringt....


Conny Walden ist das Pseudonym des Autorenduos Alfred und Silke Bekker. Den beiden gelingt es mühelos, das Leben im damaligen Lübeck zu beschreiben. Schreibstil und Sprache sind gut an die Vergangenheit angepasst, sodass man in die Erzählung eintauchen kann. Der dänische König Waldemar IV. sorgt mit seinen Zöllen dafür, dass die Handelsinteressen der Kaufmannschaft stark behindert werden. Deshalb ist man sich einig, dass man gemeinsam gegen ihn vorgehen muss. Genaueres soll auf dem Hansetag in Köln besprochen werden. Deshalb reist auch Kaufmann von Dören mit seinen beiden Töchtern an.

Die Protagonisten werden nach und nach in die Handlung eingeführt. Dadurch fällt es leicht, den Überblick über die unterschiedlichen Charaktere zu behalten. Sie werden detailliert geschildert, sodass man sich ein Bild von ihren Stärken und Schwächen machen kann. Die Hauptprotagonistin Johanna ist fest dazu entschlossen, ins Kloster einzutreten und damit dem Herrn für ihre Rettung von der Pest zu danken. Ihr Tag wird von den kaufmännischen Belangen des Hauses und zahlreichen Gebeten bestimmt. Deshalb wirkt sie zunächst wie eine Heilige. Das ändert sich allerdings abrupt, als sie im Kölner Dom auf Frederik von Blekinge trifft und sich ihm bereits nach kurzer Zeit im Gotteshaus hingibt. Dieses ungebührliche Verhalten, in einer Zeit, in der alleine der Gedanke daran, schon als Sünde galt, lässt die Hauptprotagonistin zwar bedeutend menschlicher wirken, doch leider gerät dadurch die Glaubhaftigkeit der Erzählung etwas ins Wanken.

Die beiden Liebenden geraten in einen abenteuerlichen Strudel aus Lügen und Intrigen. Johanna, die als Frau ja eigentlich eine ziemlich bedeutungslose und untergeordete Rolle auf dem Hansetag spielt, tritt mutig für Frederik von Blekinge ein, als dieser einer ungeheuerlichen Tat bezichtigt wird. Dadurch kann man zwar die Liebe, die die beiden verbindet, spüren, hat allerdings auch das Gefühl, dass Johanna sich für damalige Verhältnisse ziemlich weit aus dem Fenster lehnt. Die Handlung ist durchgehend interessant, da es einige überraschende Wendungen gibt. Eine allzu romantische Liebesgeschichte braucht man allerdings nicht zu befürchten. Denn neben den Verwicklungen, denen sich Johanna und Frederik stellen müssen, erfährt man einiges über die damalige Zeit und die vorherrschenden Handelsgepflogenheiten.

Insgesamt gesehen habe ich mich beim Lesen dieses historischen Romans recht gut unterhalten. Ich konnte mich mühelos in die damalige Zeit hineinversetzen und der Handlung problemlos folgen. Leider hat mich die schnelle Wandlung, von der Heiligen zur Sünderin, bei Johanna ziemlich überrascht. Denn ich konnte mir eigentlich nicht vorstellen, dass eine künftige Nonne sich ausgerechnet den Dom dazu aussucht, um sich ihrem Liebsten hinzugeben. Die ein oder andere Ungereimtheit sorgte außerdem dafür, dass ich die Erzählung nicht unbedingt glaubwürdig empfand. Ich bewerte diesen Roman auf meiner persönlichen Leseskala deshalb nur mit drei von fünf Bewertungssternen.

Bewertung vom 17.04.2020
Kalix - Werwölfin von London
Millar, Martin

Kalix - Werwölfin von London


sehr gut

Die Handlung wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt und ist in relativ kurze Kapitel unterteilt. Dabei werden einige Protagonisten in die Handlung eingeführt. Trotz der hohen Anzahl der handelnden Personen, hatte ich jedoch nie das Gefühl die Übersicht zu verlieren. Die Protagonisten und ihre Beziehungen untereinander werden verständlich erklärt. Der Schreibstil ist recht einfach. Der Autor verwendet kurze Sätze und leider kommt es in der Erzählung zu einigen Wiederholungen. Dadurch empfand ich den Anfang etwas zäh und hatte leichte Schwierigkeiten den Einstieg in den Fantasyroman zu finden.

Zu Beginn der Handlung lernt man Kalix kennen. Durch ihre Drogensucht, nicht vorhandene Umgangsformen und ihren stark ausgeprägten Egoismus fällt es schwer, Sympathie für die Hauptprotagonistin zu entwickeln. Da man jedoch nach und nach von Kalix nicht ganz einfachen Jugendjahren und dem rauen Klima im Werwolfclan erfährt, beginnt man langsam ihre Handlungsweise zu verstehen. Die Erzählung wird durch die Feuerkönigin Malveria aufgelockert. Sie lässt ihre Garderobe von Kalix Schwester Thrix entwerfen und will sich in keinem Fall von ihrer schärfsten Konkurrentin, Prinzessin Kabachetka, ausstechen lassen. Da Malveria in ihrem eigenen Reich alle Feinde besiegt hat, ist ihr nun etwas langweilig. Deshalb schaut sie gerne in der Menschenwelt vorbei und schafft es mühelos, dafür die denkbar ungünstigsten Zeitpunkte auszuwählen. Im Schlepptau hat sie dabei ihre fast adoptierte, törichte Nichte Agrivex, der sie ständig damit droht, sie im Vulkan zu opfern. Ausserdem hat Malveria ihren Spaß daran, sich in das Liebesleben der beiden Studenten Moonglow und Daniel einzumischen. Auch die anderen Nebencharaktere und ihre Hintergründe werden detailliert beschrieben, sodass die Figuren lebendig wirken.

Die Handlung ist zwar nicht durchgehend spannend, bleibt aber durch die verschiedenen Protagonisten und die unterschiedlichen Schicksale interessant. Durch die kurzen Kapitel, und die damit verbundenen Perspektivenwechsel, wird man zum Weiterlesen verführt, sodass es schwerfällt das Buch aus der Hand zu legen.

Dieser Fantasyroman ist sicher keine besonders anspruchsvolle Lektüre. Dennoch konnte er mich durch vielschichtige Charaktere und eine interessante Handlung begeistern. Ich vergebe, trotz meiner Startschwierigkeiten, vier von fünf Bewertungssternen.