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Juti
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Insgesamt 688 Bewertungen
Bewertung vom 24.05.2024
Stadtplanung: Eine illustrierte Einführung [Gebundene Ausgabe] Gerd Albers (Autor), Julian Wékel (Autor)
Gerd Albers (Autor), Julian Wékel (Autor)

Stadtplanung: Eine illustrierte Einführung [Gebundene Ausgabe] Gerd Albers (Autor), Julian Wékel (Autor)


schlecht

enttäuschendes Standardwerk

Wenn das ein Einführungsbuch in das Studienfach Stadtplanung sein soll, dann wundert es mich nicht, wieso heute alle Städte gleich aussehen. Das Wort Identität, das beschreibt wie sich eine Stadt von der anderen unterscheidet fehlt völlig.

Nein, Stadtplanung muss anders gedacht werden und dafür braucht es ein anderes Buch. 1 Stern

Bewertung vom 23.05.2024
Zauber der Stille
Illies, Florian

Zauber der Stille


sehr gut

Großartige Aufteilung

Nein, eine Biografie über Caspar David Friedrich ist dieses Buch nicht, es ist besser. Eine Biografie würde mit dem Tod enden. Dieses Buch erzählt aber über die Bilder von einem Maler, der schon in seinem letzten Lebensjahrzehnt vergessen und nach seinem Tod 1840 erst kurz nach der Jahrhundertwende wiederentdeckt wurde.

Brillant die Einteilung in die vier Elemente und äußerst gelungen mit Feuer zu beginnen, um zu berichten, welche Werke wir heute nicht mehr sehen können, weil sie verbrannt sind.

Wir lernen weiter, dass auch die Titel seiner Gemälde mit der Zeit ändern. Es ist also möglich, vom „Mann am Meer“ oder vom „Mönch am Meer“ zu sprechen. Damit sind wir beim Element Wasser, das besonders den Nazis gefiel, die ihren Friedrich hochjubelten.

Und so kommt im dritten Element der Watzmann zu Ehren, den der Führer als einziges Bild selbst mitfinanziert hat. Im Vordergrund ist der Trudenstein, ein Berg im Harz, zu sehen.
Dies führt zu der wichtigen Bemerkungen, dass Friedrichs Landschaften nur in seinem Innern existieren. Er hat öfter mal ein Element dazugedichtet. Ihm ging es nicht, um eine naturgetreue Darstellung

Im letzten Kapitel Luft wird das Malen der Wolken thematisiert. Das hat er von Dahl gelernt, der in Dresden über ihm wohnte. Dies ist nur eine kurze Zusammenfassung. Seine Frau Line, seine Kinder, Kunstdiebstähle, nichts kommt zu kurz.


Eins ärgert mich aber doch: Der Autor beschreibt den Konflikt zwischen Goethe und Friedrich und sieht darin ein Konflikt zwischen Klassik und Romantik. Meines Erachtens ist Goethe aber selbst Teil der Romantik. Wir haben es also mit verschiedenen Richtung innerhalb der Romantik zu tun. Goethe dachte viel europäischer als Friedrich. Da dies fehlt, gibt es nur 4 Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.05.2024
Geschichte von BOGS dem Uhrmacher
Brentano, Clemens;Görres, Joseph von

Geschichte von BOGS dem Uhrmacher


weniger gut

Trauerliteratur

Wenn diese kleine Geschichte Brentano half, den Tod seiner Geliebten zu überwinden, dann sei ihm dies von Herzen gegönnt. Ich selbst konnte damit herzlich wenig anfangen. Bis auf ein paar Redewendungen hätte ich mir die Lektüre auch sparen können.

Von mir gibt es 2 Sterne, weil die Geschichte kurz ist und ich durchgehalten habe. Brentanos Name ist vielleicht besser als seine Leistungen als Schriftsteller.

Bewertung vom 21.05.2024
Trophäe
Schoeters, Gaea

Trophäe


ausgezeichnet

Dem Jäger hinterherjagen

Ich hatte gehört, dass in diesem Buch ein weißer Jäger erst einem Nashorn jagen würde und dann auf Menschenjagd geht, doch es ist vielschichtiger.

Hunter, der steinreiche Amerikaner, hat bei seinem Freund van Heeren eine Jagd gebucht. Van Heeren besorgte die Nashornlizenz, doch Hunter geht leer aus. Sein Nashorn wird von Wilderern getötet. Er kann nur noch den warmen Kadaver besichtigen. Eine neue Lizenz zu bekommen, ist nahezu unmöglich.

Mit der Nashornjagd erfahren wir viel über das Jagen an sich. „Jedes Kind weiß, dass kein Schuss dem anderen gleicht“ (57), heißt es dort. Ebenso, „ dass es lebenswichtig ist, wer die Kugel abfeuert, die das Tier tötet, denn darin liegt der Unterschied zwischen Gut und Böse: wem der Finger gehört, der den Abzug drückt.“ (57f)

Laut Schoeters haben die Wilderer keine Zukunft, denn „die Armee erschießt jedes Jahr mehr Wilderer […] als Wilderer Nashörner abknallen. Auftrag der Regierung. Zum Schutz der Wirtschaft. Menschenjagd ist Nebenprodukt der Trophäenjagd.“ (93) Die Jagd reicher Weißer in Afrika wird also auch aus Einheimischer Sicht betrachtet.

Mit dem Vorwissen über das Buch glaubte ich nun, dass Hunter in der Folge Jagd auf Wilderer macht, die sein Nashorn erlegt haben. Aber es wendet sich. Hunter besichtigt von einem Hochsitz aus der Ferne, wie zwei junge Afrikaner eine Antilope erlegen, als Ritual zur Mannwerdung. Hunter übernachtet bei diesem Stamm und erschießt mit Ihnen einen Büffel, der besonders dickes Fleisch und noch als Erschossener meterweit laufen kann.

Während der Feier am Abend erfährt er dann, dass er einen seiner Jagdkollegen erschießen soll, weil die Götter es so wollen. Statt moralischer Skrupel geht er mit. In Rückblicken hören wir, wieso er vom Großvater und nicht vom Vater das Jagen gelernt hat. Wir lesen von Nahrungssuche und Durst stillen. Und die Jagd endet anders als erwartet. Mehr wird nicht verraten.


Die satirische Übertreibung, das Fachwissen über das Jagen und der politische Hintergrund des Jagdtourismus’ gefällt mir bestens. Einzig die Menschenjagd hätte doch etwas mehr Gewissensbisse verlangt. Dennoch 5 Sterne.

Bewertung vom 20.05.2024
Frühling der Revolution
Clark, Christopher

Frühling der Revolution


schlecht

unlesbares Gesamtwerk

Dieser Ziegelstein ist so umfangreich, dass wohl keiner mehr durchblickte. Ich will dem Autor nichts vorwerfen, aber der Verlag hätte merken müssen, dass Heidelberg im Register fehlt, das auch sonst ziemlich unzuverlässig ist.

Aber beginnen wir mit dem Inhalt und stellen verwundert fest, dass auf Seite 67 die Kartoffelernte in Hektolitern gemessen wird. Der Autor wollte die Bedingungen der Revolution darlegen und da gehörte der Hunger dazu. Alles, wirklich alles, wird aber so ausführlich dargestellt, dass es den Lesespaß verdirbt. Eine Revolution in ganz Europa war 1848 und tatsächlich schreibt Clark über ganz Europa.

Da ich aber keine Ewigkeit nur mit diesem dicken Schinken verbringen wollte, beschränke ich mich fortan auf deutsche Themen. Auf Seite 196 steht, dass Joseph Görres mit Blättern für das katholische Deutschland den politischen Katholizismus gründet. Nach ihm ist in Heidelberg eine Straße benannt. Die liberalen Abgeordneten trafen sich laut Seite 304 in Heppenheim im Gasthaus Halber Mond und Robert Blum gründet 1844 in Leipzig die Deutsch-Katholiken (308).

Hecker und Struve fehlen natürlich auch nicht, aber meine Lörracher Zeit ist vorbei. Auf S.778 war dann auch meine Zeit mit dem Buch vorbei.

Lieber Christopher Clark,
beschränken Sie sich doch in Zukunft auf 300 bis 400 Seiten und geben, falls nötig, mehrere Bände heraus. Ihr Buch ist zwar deutlich besser als ihre langweiligen Fernsehauftritte, aber abgebrochene Bücher erhalten nur 1 Stern. Da ist die Benotung unerbittlich.

Bewertung vom 04.05.2024
Abschied von den Boomern
Bude, Heinz

Abschied von den Boomern


weniger gut

Thema völlig verfehlt

Die Hamburger Lesemaus hat geschrieben, was in den Buch auf S.13 steht: Bude definiert die Jahrgängen zwischen 1955 und 1970 als Boomer. Es ist mir schleierhaft, wieso FAZ und SZ beide Boomer von 1955 bis 1965 definieren.

Der Autor selbst ist Jahrgang 54 und so scheint er dem Boomer-Leben knapp entronnen. Doch weit gefehlt: Bude schreibt eine Autobiografie seiner Generation, was auch der Rezensentin der FAZ am Beispiel des Kapitels Brokdorf aufgefallen ist. Der Vergleich der SZ mit Annie Erneaux hinkt aber, da der Autor nicht als Ich-Erzähler auftritt.

Ein Roman hätte dem Buch gut getan, denn sachlich ist es eine einzige Katasstrophe. Ein Beispiel: Für die Boomer prägend war laut Buch die Willy-Wahl. Sie fand 1972 statt. Am 1. Januar 1975 wurde die Volljährigkeit in der Bundesrepublik Deutschland erst von 21 auf 18 Jahre gesenkt. Die Willy-Wählerin musste 1972 also mindestens 21 Jahre alt sein und wir rechnen kurz: Wer Willy wählte, war Jahrgang 1951 oder älter, also kein Boomer.

Es wird nicht besser: Die nach den Boomern folgende Generation seien die zwischen 1981 und 1995 geborenen Millennials, steht auf Seite 106. Ich staune sehr, weil nach seiner Definition wurde in den 70er Jahren niemand in Deutschland geboren. Ich verrate ein kleines Geheimnis: Das stimmt nicht.

Auf Seite 66 ist mir noch etwas Absurdes aufgefallen. Die Interpretation des Scheiterns der Weimarer Republik wird mit einem Buch aus dem Jahr 1959 belegt, als die ältesten Boomer gerade vier Jahre alt wurden.

Das eigentliche Thema, dass die Boomer nun in Rente gehen, die Sozialkosten steigen und der Fachkräftemangel wächst, kommt in den schmalen Bändchen gar nicht vor.


Nein, der ehemalige Professor für Soziologie hätte besser einen Roman im Stile Ernauxs geschrieben. Wir lesen viele Titel von Büchern, die Bude vermutlich gerne gelesen hat. Ich bin froh, dass ich wegen der Kürze des Buches meine Wochenendlektüre schon am Samstag beendet habe und widme mich nun ehe einem dicken Schinken. 2 Sterne

Bewertung vom 04.05.2024
Die Heiliggeistkirche zu Heidelberg
Die Heiliggeistkirche zu Heidelberg

Die Heiliggeistkirche zu Heidelberg


ausgezeichnet

Lohnenswert

Trotz des Alters des Buches lohnt sich die Lektüre des Buches, da es Beiträge enthält, die bei der Neuauflage von Petracca gar nicht oder anders dargestellt sind.

Wer sich wirklich für die Heilig-Geist-Kirche interessiert, kommt nicht umhin, beide Bücher zu lesen. 5 Sterne

Bewertung vom 02.05.2024
Die Verwandelten
Draesner, Ulrike

Die Verwandelten


schlecht

schwierige Multiperspektive

Der Versuch ist wirklich lobenswert. Und das Thema auch. Ein Kind wird in einem Lager der Nazis erzogen und hat nach dem Krieg Probleme mit der Gesellschaft zurechtzukommen.
Selbst nach der Wende hat die Frau möglicherweise Recht auf ein Haus in Breslau. Detailliert werden die Unterschiede zwischen der deutschen und der polnischen Sprache beschrieben.

Doch das große Problem: Bei den vielen Figuren weißt du nie, wer spricht. Es ist mühsam der Handlung zu folgen, die auch noch in der Zeit springt. Selten zuvor hätte ich eine Leseanweisung gebraucht. Den Stammbaum im Einband habe ich zu spät entdeckt. Er reicht auch nicht aus.

Bis Seite 146 habe ich tapfer durchgehalten. Bei fast 600 Seiten ist das aber noch weit von der Hälfte entfernt. 1 Stern

Bewertung vom 28.04.2024
Winternähe
Funk, Mirna

Winternähe


weniger gut

chronologisch rückwärts

Ich glaubte, die Autorin Funk sei was für mich und las nach ihrem neuen Buch auch ihr altes. Doch das Thema Judentum blieb gleich, selbst die handelnden Orte Berlin und Tel Aviv kamen mir bekannt vor. Gegen Ende Bangkok, aber da war ich längst zum großflächigem Lesen übergegangen, was dazu führt, dass ich über Einzelheiten nicht berichten kann.

Der Gaza-Streifen macht mich traurig und da brauche ich echt keine Debatten, die schon fast 10 Jahre alt sind. Bücher von Mirna Funk werden erst wieder auf meinem Nachttisch liegen, wenn sie sich ein anderes Thema sucht.

2 Sterne, da ich das Ende erreicht habe, aber unglücklich.

Bewertung vom 25.04.2024
Der Trafikant
Seethaler, Robert

Der Trafikant


ausgezeichnet

Wiener Milieugeschichte mit Freud

Nach „Das Café ohne Namen“ wollte ich auch dieses Buch lesen, weil die Geschichte in ähnlicher Weise erzählt wird.

Unser Held ist Franzl aus dem Salzkammergut, der von seiner Mutter zum Trafikant Otto nach Wien geschickt wird, weil ihr Finanzier bei einem Sommergewitter im See ertrunken ist und sie ihren Sprössling anscheinend nicht alleine versorgen kann. Über die Beziehung der Mutter erfahren wir kaum was, nur dass Franz’ Vater verstorben ist.

Wir begleiten Franzl nach Wien, der im Nebenraum des Trafik nächtigt. Ich sollte noch schreiben, dass ein Trafik ein Zeitungskiosk mit Zigarren ist.
Er sitzt auf einem Hocker an der Tür, während Otto, der im Ersten Weltkrieg ein Bein verloren hat, verkauft. Franzl reift heran, wird zum Franz und wundert sich, wieviele Titel die Kunden haben.

Doch wenn der Professor kommt, muss auch er aufstehen. Er freundet sich mit Freud an, vom dem es auf Seite 127 heißt: „Der Professor hingegen war dermaßen klug, dass er die Bücher, die er lesen wollte, gleich selber schreiben konnte.“

Freund gibt Franz Tipps, wie er mit sich verlieben kann. So lernt er die Böhmin Anezka kennen, doch seine Liebe bleibt etwas einseitig. Gegen Ende klebt Franz seine Träume an die Außenwand des Trafiks und wir Leser erwarten die Deutung des Professors, aber es kommt anders.

Als Franz nach Wien kommt, schreiben wir das Jahr 1937 und da Freud Jude ist, ist die Machtübernahme der Nazis ein zentrales Thema. Otto wird als erster verhaftet und nachdem Freud geflohen ist, bekommt auch Franz Schwierigkeiten, ja noch mehr, aber ich will nicht spoilern.


Ein rundum gelungener Roman, der auch die Postkarte von Franz an seine Mutter und zurück enthält. Die Gräueltaten der Nazis beschönigt er immer. 5 Sterne