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R. S.

Bewertungen

Insgesamt 170 Bewertungen
Bewertung vom 19.02.2023
Die marmornen Träume
Grangé, Jean-Christophe

Die marmornen Träume


ausgezeichnet

Hochspannendes Grauen in Berlin zur Zeit des Nationalsozialismus

Der hochspannende Thriller "Die marmornen Träume" von Jean-Christophe Grangé spielt im Berlin kurz vor dem Zweiten Weltkrieg 1939, wo die schönen und sorgenfreien Damen der Nazielite, die sich jeden Nachmittag im Hotel Adlon in Berlin treffen, um zu plaudern und Champagner zu trinken, Opfer eines mysteriösen maskierten Mörders werden. Der Serienmörder geht dabei äußerst brutal vor und verstümmelt seine Opfer. Die Morde scheinen ritualisiert zu sein. An die Ermittlungen macht sich ein auf dem ersten Blick sehr unwahrscheinlich erscheinendes Trio: Simon Kraus, ein amoralischer Psychoanalytiker und Gigolo, der seine Patientinnen erpressen will. Franz Beewen, ein brutaler und gnadenloser Gestapo- und SS-Offizier. Mina von Hassel, eine reiche Erbin und Psychiaterin, die ihre Unfähigkeit, ihre Patienten zu heilen, in der von ihr geleiteten Anstalt im Alkohol ertränkt. Diese gegensätzlichen Ermittler begeben sich auf die Spur des Serienmörders und entdecken eine schreckliche Wahrheit.

Aufgeteilt in drei Akten fliegt man gebannt durch das mit leichenübersäte Berlin von 1939 und folgt dem Trio auf Mörderjagd. Von Anfang an herrscht eine düstere und beklemmende Atmosphäre, die der Thriller nie los wird und für zusätzliche Nervenkitzel sorgt. Auf fast 700 Seiten kommt es zu keinem Zeitpunkt zu einem nennenswerten Spannungsabfall.
Aber auch die Handlung kann überzeugen. Auch wenn nicht alles historisch genau ist, ist die komplexe, wendungsreiche und verschreckende Handlung gut konstruiert und durchdacht und endet auf eine Art ubd Weise, die absolut Sinn macht und alles auf wunderbare Weise abschließt.
Ebenfalls überzeugen kann der Schreibstil, der scharf, atmosphärisch düdter sowie bildreich und minimalistisch ist und so zusätzlich zu fesseln weiß.
Eine weitere Stärke des Thrillers liegt in der guten und vielschichtigen Charakterzeichnung und -entwicklung. Obwohl die drei Ermittler keine Sympathieträger sind, folgt man ihnen doch gebannt, bei ihrer Mördersuche und fiebert mit ihnen.

So ist das Buch "Die marmornen Träume" von Anfang bis Ende ein lesenswerter und hochspannender Thriller nicht nur für Grangé-Fans und definitiv nichts für schwache Nerven.

Bewertung vom 11.02.2023
Das Sanatorium / Ein Fall für Elin Warner Bd.1 (eBook, ePUB)
Pearse, Sarah

Das Sanatorium / Ein Fall für Elin Warner Bd.1 (eBook, ePUB)


weniger gut

Spannungsarmes Sanatorium

Elin Warner nimmt eine Auszeit von ihrem Job als Detektivin als ihr entfremdeter Bruder Isaac sie und ihren Freund zu seiner Verlobungsfeier mit Laure in das Hotel Le Sommet, das ehemals ein Sanatorium für Tuberkolospatienten wahr, einlädt. Von Beginn an fühlt Elin ein leichtes Unbehagen wenn sie an den Aufenthalt im Hotel denkt. Zum einen ist da ihr angespanntes Verhältnis zu ihren Bruder Isaac und zum anderen lassen die äußeren Umstände zu wünschen übrig. Draußen tobt ein Schneesturm, der immer schlimmer wird und sie von der Zivilisation abzuschneiden droht und das Hotel mit seiner grausamen Vergangenheit verströmt eine düstere ATmosphäre. Als Laure schon bald spurlos verschwindet und später eine Leiche auftaut, wird Elin klar, dass sich im Hotel ein Mörder verbirgt und dass sie und die anderen Gäste allein auf sich gestellt sind. Als Laure schon bald spurlos verschwindet und später eine Leiche auftaut, wird Elin klar, dass sich im Hotel ein Mörder verbirgt und dass sie und die anderen Gäste allein auf sich gestellt sind.


Der Schauplatz allein hat mein Interesse an "Das Sanatorium" geweckt: Ein altes Sanatorium, hoch in den Schweizer Alpen gelegen, wurde in ein schickes Luxushotel umgewandelt, doch die unheimliche und düstere Präsenz der Vorgeschichte des Hotels als Sanatorium für Tuberkulosepatienten ist immer noch in den Gemäuern spürbar. Als dann noch ein gewaltiger Schneesturm das Hotel von der Zivilisation abschneidet und erst jemand verschwindet und dann eine Leiche auftaucht, sind eigentlich alle Voraussetzungen für einen spannenden und schaurigen Thriller gegeben. Doch was so vielversprechend beginnt, entpuppt sich schon bald als nicht mehr als ein schwaches Schneegestöber, das nicht wirklich in Erinnerung bleibt.

Erzählt aus hauptsächlich aus der Perspektive von Elin beginnt der Thriller noch atmosphärisch und fesselnd, doch schon bald verliert er an Spannung und gewinnt diese zum Ende hin auch nicht wieder zurück. Gründe hierfür waren für mich zum einen die Protagonistin Elin und die Handlung bzw. deren Verlauf.
Elin wirkte als Detektivin für mich nicht authentisch und auch nicht kompetent genug. Sie macht sich ständig sehr viele Gedanken, zweifelt stark an sich und geht bei der Ermittlung nicht sehr methodisch und klug vor. Auch die anderen Charaktere konnten mich nicht wirklich überzeugen. Sie blieben entweder in ihrer Darstellung ziemlich blass oder stereotyphaft.
Als Elin mit ihrer Suche nach Laure und ihren Ermittlungen beginnt, verliert dann auch die Handlung an Reiz. Elin beginnt, ihre Entdeckungen zu hinterfragen, schlechte Entscheidungen zu treffen und verrückte Annahmen zu treffen, die alle keinen Sinn ergeben, wodurch der Thriller an Glaubwürdigkeit verliert. Auch konnten mich die verschiedenen Handlungsstränge nicht wirklich überzeugen, da sie teils sehr oberflächlich blieben. Ebenso konnte mich das Finale nicht überzeugen. Aufgrund der Art und Anzahl der Morde habe ich ein eher stärkeres und glaubwürdigeres Motiv des Täters erwartet.

Alles in allem ist "Das Sanatorium" mal wieder ein Beispiel für einen Thriller, der großes Potenzial in Bezug auf Atmosphäre und Handlung hatte, aber nicht das halten kann, was er verspricht. Anstatt Spannung und Gänsehautfeeling liefert der Spannungsroman eine lahme Handlung mit wenig überzeugend gezeichneten Charakteren und einem Hotel, das einst ein Sanatorium war, einen Handlungsort, dessen Potenzial bei Weitem nicht genutzt wurde.
Zum Einschlafen gut geeignet.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.02.2023
Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel / Die Mordclub-Serie Bd.3
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel / Die Mordclub-Serie Bd.3


gut

Der Donnerstagsmordclub ermittelt wieder - leider nicht in Höchstform

Ein neuer mysteriöser Fall für den Donnerstagsmordclub:
In "Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel", dem dritten Band, der aus der Reihe versucht, der Donnerstagsmordclub einen 10 Jahre alten ungelösten Fall zu lösen. Die Journalistin Bethany Waite soll Selbstmord begangen haben, indem sie ihr Auto von einer Klippe stürzte, doch ihre Leiche wurde nie gefunden. Bethany war Co-Moderatorin zusammen mit dem lokalen Fernsehmann Mike Waghorn.
Doch das ist noch nicht alles. Zusätzlich wird Elizabeth entführt von einem Mann, den sie "Der Wikinger" nennt und der sie vor die schreckliche Wahl zwischen Leben und Tod stellt.
Es ist einiges los im dritten Band der Reihe rund um den Donnerstagsmordclub und seine Mitglieder.

Humorvoll und kurzweilig geschrieben liest sich das schnell und flüssig, aber so richtig Begeisterung kam für mich beim Lesen nicht auf.
Zum einen kommen viele neue Charaktere hinzu (es gibt sieben Hauptfiguren, eine Reihe von Nebenfiguren und dann all die Personen, die für diese Geschichte eingeführt werden), wodurch die verschiedenen Handlungsstränge teils sehr oberflächlich bleiben. Zudem schien auch Joyce in der ganzen Masse an Leute irgendwie unterzugehen, was schade ist, da ihre Tagebucheinträge mir gut gefallen haben.
Zum anderen fand ich, dass die Charaktere etwas an Charme verloren haben, nicht alle Witze zündeten und manches war zu überzogen bzw. wirkte zu konstruiert. Dem Kriminalroman fehlte es an Leben und der Seele des Donnerstagsmordclubs.
Auch fand ich das Rätsel nicht wirklich fesselnd und die Auflösung konnte mich auch nicht richtig überzeugen.

Alles in allem ist ein kurzweiliger und unterhaltsamer dritter Band der "Donnerstagsmordclub"-Reihe, aber auch nicht vielmehr. Meine Erwartungen konnte er leider nicht ganz erfüllen.
Für Fans trotzdem empfehlenswert.

Bewertung vom 05.02.2023
Stigma
Adam, Lea

Stigma


gut

Sexualisierte Gewalt und Selbstjustiz - wichtiges Thema, aber mit Schwächen

*enthält Spoiler*

Die beiden Mordermittler Jagoda "Milo" Milosevic und Vincent Frey werden mit übel zugerichteten Männerleichen in Hamburg konfrontiert. Im Laufe ihrer Ermittlungen stellen sie fest, dass alle ermordeten Männer in ihrer Vergangenheit sexuelle Gewalt an Frauen ausgeübt haben. Macht hier jemand Jagd auf männliche Sexualstraftäter?


"Stigma", geschrieben von den beiden Autorinnen Regina Denk und Lisa Bitzer unter dem Pseudonym Lea Adam, wartet noch vor dem ersten Kapitel gleich mit einem vollmundigen Versprechen auf, nämlich dass der Thriller "[f]ür alle, die es leid sind, immer wieder dieselbe Geschichte über ermordete Frauen zu lesen" gewidmet sei.
Wird "Stigma" dem gerecht?
Meiner Meinung nach nur bedingt.

Ja, es wird deutlich und durchaus respektvoll aufgezeigt, was im Umgang mit sexualisierter Gewalt vor allem gegen Frauen alles falsch läuft, dass die Opfer hierbei allein gelassen werden, dass ihnen wenig bis gar kein Glauben geschenkt wird oder ihnen teils selbst die Schuld daran gegeben wird und dass auch aus strafrechtlicher Sicht nicht hart genug dagegen vorgegangen wird.
Es ist unfassbar und macht wütend. Da überrascht es nicht, wenn aus Opfern Tätern werden und sich hier auch nicht Mitleid gegenüber den Toten einstellt.

In Bezug auf die Taten spielt Selbstjustiz eine große Rolle und genau dieser Aspekt wurde meines Erachtens nicht differenziert genug dargestellt.
Es besteht kein Zweifel, dass es einige Missstände im Umgang von Sexualstraftätern und deren Opfern gibt, doch rechtfertigt, dass keine Selbstjustiz aus einfachen Rachegründen und genau diese kritische Auseinandersetzung hat mir im ansonsten gut und fesselnd geschriebenen sowie gut durchdachten Thriller gefehlt.

Von Beginn an wird Spannung aufgebaut und bis zum Ende hochgehalten, auch nachdem sich herauskristallisiert hat, was hinter den Morden steckt, schafft das Autorenduo noch zu überraschen. Überzeugen kann auch die gute Charakterzeichnung. Bedingt dass der Thriller, abgesehen von einzelnen Kapiteln, die aus Sicht von Frauen geschrieben wurden, die Opfer von sexueller Gewalt bzw. Vergewaltigungen wurden, ist die Handlung aus der Perspektive von Milo geschrieben, wodurch sie greifbarer wird. Die Einblicke in ihr privates Leben ließen sie zudem auch menschlicher erscheinen.
Jedoch verliert die Handlung zum Ende hin an Glaubwürdigkeit und wirkt zu konstruiert, steht dann eigentlich nur das Rachemotiv im Vordergrund der Ermittlungen. Auch die schnell laut werdende Chefin, ein Maulwurf in den eigenen Reihen sowie eine Staatsanwaltschaft, die sich in die Ermittlungen einmischt, sind nicht neu.

Fazit:
Mit den Themen sexualisierte Gewalt, Täter-Opfer-Umkehr, Selbstjustiz und Mord aus Rache hatte zusammen mit einem hohen Erzähltempo und einen angenehm zu lesenden Schreibstil "Stigma" eigentlich alle Zutaten für einen spannenden Thriller, der gleichzeitig noch den Blick auf ein wichtiges Thema lenkt. Doch leider konnte das Endprodukt nicht vollständig überzeugen. Den Opfern von sexualisierter Gewalt wurde zwar eine Stimme gegeben, die jedoch leider im Rachemotiv untergangen ist.

Bewertung vom 02.02.2023
STONE BLIND - Der Blick der Medusa
Haynes, Natalie

STONE BLIND - Der Blick der Medusa


gut

Wenn der Blick der Medusa fehlt

"Sie werden dich fürchten, vor dir fliehen und dich ein Ungeheuer nennen."

"STONE BLIND" von Natalie Haynes ist eine lesenswerte und unterhaltsame Nacherzählung von den griechischen Göttersagen rund um Medusa.

Medusa, die einzige Sterbliche in einer Götterfamilie, ist die jüngste der Gorgonenschwestern. Im Gegensatz zu ihren Geschwistern wird Medusa älter, erlebt Veränderungen und fühlt Schwäche.
Als der Meeresgott Poseidon Medusa in Athenes Tempel angreift, ist die Göttin wütend über die Verletzung ihres heiligen Raums ubd Athene nimmt Rache an Medusa. Zur Strafe für Poseidons Taten wird Medusa für immer verwandelt. Sich windende Schlangen ersetzen ihr Haar und ihr Blick verwandelt jedes lebende Wesen in Stein. Medusa lebt daraufhin in Einsamkeit bis Perseus sich auf eine schicksalhafte Reise begibt, um den Kopf einer Gorgone zu holen.


Erzählt wird die Geschichte rund um Medusa aus verschiedenen Perspektiven, neben Medusa darunter auch Athene, Perseus, die Gorgonen und andere Götter. Auch kommen Olivenbäume, Steine und Medusas Schlangen zu Wort, was zwar eine interessante Idee ist und für Auflockerung sorgt, aber teils etwas überstrapaziert wurde.
Positiv anzumerken ist, dass die Autorin es versteht all die Eigenheiten der Götter, ihre schrecklichen Entscheidungen und ihr selbstverliebtes Verhalten in eine Geschichte zu verweben, die sowohl unterhaltsam ist als auch zum Nachdenken anregt.
Medusa wurde im Laufe der Geschichte dämonisiert, als das Monster, das es wagte, sich den Göttern zu widersetzen, obwohl sie in Wirklichkeit nur eine junge Frau war, die die Aufmerksamkeit einiger rachsüchtiger Götter auf sich zog. Vor allem die Beziehung zwischen ihr und ihren Schwestern ist gut gelungen und verdeutlicht, dass der Schein trügen kann und dass das wahre Monster in Wirklichkeit ein junger Mann mit einem Schwert sein kann.

Weniger gut gefallen hat mir, dass für einen Roman, in dem es angeblich um Medusa geht, viel Zeit damit verbracht wird Athenas Geschichte zu erzählen. Athene hat eine gefühllose Ader, die man bei allen Göttern beobachten kann. Zwar kann man die Geschichte von Medusa und Athene nicht voneinander trennen, aber ich hatte das Gefühl, dass man der von Medusa mehr Platz hätte einräumen können. Sie fühlt sich ein wenig wie eine vergessene Figur in ihrer eigenen Geschichte an und wird statt zum handelnden eher zum passiven Charakter. Ich hatte mir jedoch mehr Einblick in ihre Gedanken- und Gefühlswelt und ihr Leben erhofft. So blieb Medusa enttäuschend blass. Es wurden eher die Ereignisse des Mythos erzählt, die hier und da mit ironischen Kommentaren versehen wurden.


Fazit: Unterhaltsam, aber ich hatte mir mehr Medusa und Tiefe erwartet. Guter Einstieg in die griechische Mythologie.

Bewertung vom 02.02.2023
Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen
Blum, Isaac

Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen


sehr gut

Hoodies Leben zwischen Glauben und der ersten Liebe

In "Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen" geht es um den 16-jährigen Hoodie, kurz für Yehuda, der ein Mitglied der orthodoxen jüdischen Gemeinde in der fiktiven Stadt Tregaron ist. Eine Gemeinde, die erst vor Kurzem nach Tregaron umgezogen ist und in der neuen Stadt nicht viel Akzeptanz von der nichtjüdischen Bevölkerung findet. Zunächst reagieren die nichtjüdischen Bewohner nur verständnislos gegenüber der orthodoxen jüdischen Gemeinde, doch mit der Zeit nehmen die Ausgrenzungen und Gehässigkeiten zu. Hoodies Leben bleibt davon jedoch zu Beginn weitgehend verschont, doch das ändert sich, als er Anna-Marie Diaz-O’Leary kennenlernt und sich in sie verliebt. Anna-Marie Diaz-O’Leary ist die Tochter der Bürgermeisterin von Tregaron, die gerne die Hoodies Gemeinde aus ihrer Stadt loswerden will. Schnell findet sich Hoodie zwischen zwei Fronten wieder und muss sich zwischen seiner Familie und seiner Gemeinde und seiner Liebe und Freundschaft zu Anna-Marie Diaz-O’Leary entscheiden. Währenddessen nehmen die antisemitischen Vorfälle zu, bis einer davon tödlich endet.

Die Geschichte wird aus Sicht von Hoodie erzählt und dank des humorvollen und des locker leichten Schreibstils folgt man gebannt, wie Hoodie versucht, seine erste Liebe zu meistern, was zu dem ein oder anderen peinlichen Moment führt und wie er nebenbei auch noch versucht, das seiner Meinung nach Richtige zu tun, auch wenn seine Familie und seine Gemeinde anderer Meinung sind.
Obwohl es ein Jugendbuch ist, ist es für Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen unterhaltsam und lesenswert. Auf vergleichsweise wenigen Seiten schafft es der Autor, eine wichtige Geschichte über Freundschaft und Verrat, über das Ringen um Identität und Glauben, über Familie und Gemeinschaft, über Umgang mit Kultur und Religion und über Gewalt und Bigotterie zu erzählen. Auch gelingt es Isaac Blum gut, das Gleichgewicht zwischen lustigen sowie leichten und nachdenklich stimmenden Tönen zu halten.
Bedingt dadurch, dass das Buch aus Sicht von Hoodie geschrieben ist, bekommt man von Hoodie ein gutes Bild seines Charakters gezeichnet und lernt ihn mit all seinen Fehlern lieben und erlangt nebenbei auch einen Einblick in die orthodoxe jüdische Gemeinde, aber wenn es zu den anderen Charakteren kommt, bleiben diese eher oberflächlich.

Alles in allem ist "Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen" von Isaac Blum ein lesenswerter, humorvoll geschriebener und nachdenklich machender Jugendroman, der es schafft, auf unterhaltsamer und fesselnder Art wichtige Themen wie Antisemitismus, Glaube und Familie zu vereinen. Durch die Augen des 16-jährigen Hoodie werden seine orthodoxe jüdische Gemeinschaft und ihre Art zu leben, das Erfahren von Ausgrenzung und Antisemitismus sowie die ganz normalen Gefühle eines Jugendlichen regelrecht greifbar.

Bewertung vom 02.02.2023
Die Herzchirurgin
Jordan, Jack

Die Herzchirurgin


gut

Leben oder Tod? - Vielversprechender Thriller mit schwacher Umsetzung

2.5/5

Die renommierte Chirurgin Anna Jones kommt eines Nachts nach Hause und stellt fest, dass ihr Sohn verschwunden ist, ihr Haus verwanzt ist und die Entführer ihr sagen, dass sie den Politiker und möglichen Premierministerkandidaten Ahmed Shabir, während der Operation töten muss, sonst wird ihr Sohn Zack sterben. Die Krankenschwester Margot ist die Einzige, die sieht, was passiert, und wird deshalb in die Entführungsverschwörung verwickelt. Und dann ist da noch die Detektivin Rachel, die als Einzige glaubt, dass Anna etwas im Schilde führt, deren Team aber glaubt, dass sie sich aufgrund ihrer eigenen Tragödie auf das vermisste Kind konzentriert. Wie kann Anna sich und Zack aus dieser Situation befreien?

Nach starken Beginn wurde "Die Herzchirurgin" von Jack Jordan zum Ende hin leider immer schwächer und unglaubwürdiger.
Zunächst hat mir die Idee, eine Ärztin vor die Wahl zu stellen, ob sie einen Menschen auf dem OP-Tisch tötet, um so ihren Sohn zu retten, aber so auch gleichzeitig den von ihr geleisteten Hypokratischen Eid zu brechen, gut gefallen, ist es doch ein außergewöhnliches und Spannung versprechendes Konzept. Jedoch konnte die Umsetzung mich nicht so sehr begeistern, wie ich es mir erhofft habe. Der Großteil der Handlung spielt sich am Anfang und am Ende ab, in der Mitte passiert vergleichsweise wenig und das Buch beginnt sich zu ziehen. Abgesehen von den Szenen im Operationssaal kam für mich nicht richtig viel Spannung auf für einen Thriller mit einer so vielversprechenden Prämisse habe ich mir hierbei deutlich mehr erwartet.
Ebenso abträglich für den Spannungsbogen war auch, dass die Handlung aus drei verschiedenen Perspektiven der Ärztin und Herzchirurgin Anna Jones, der Krankenschwester Margot und der Polizistin Rachel jeweils aus der Ich-Perspektive erzählt wird. Zwar erhält man dadurch einen guten Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt der jeweiligen Charaktere und kann mehr oder weniger nachvollziehen, was ihre Beweggründe sind und was sie planen. Besonders Annas Gedankengänge, wie sie versucht, das Dilemma, in dem sie steckt, zu lösen, waren anfangs interessant zu verfolgen, jedoch werden gleichzeitig auch manche Handlungspunkte vorweggenommen bzw. doppelt erzählt, sodass es an Überraschungsmomenten fehlt.
Zum Ende hinnimmt der Thriller dann zwar wieder an Fahrt auf, doch dafür nehmen dann aber auch Unstimmigkeiten und Unglaubwürdigkeiten in der Handlung zu.
Des Weiteren war mir keiner der drei Hauptpersonen wirklich sympathisch, sodass ich nicht wirklich mitfieberte und Interesse daran hatte, wie die Sache für alle drei ausgeht.

Alles in allem ist "Die Herzchirurgin" ein Thriller, der sich dank kurzer Kapitel und eines leicht zu lesenden Schreibstils schnell lesen lässt, aber besonders im Mittelteil an Spannung verliert und zum Ende zu unglaubwürdig meiner Meinung nach wird. Auch die Charakterzeichnung ist nicht wirklich überzeugend.
Kurz: Das Konzept war gut und vielversprechend, die Umsetzung eher wenig.

Bewertung vom 21.01.2023
Totes Moor / Janosch Janssen ermittelt Bd.1
Engels, Lars

Totes Moor / Janosch Janssen ermittelt Bd.1


sehr gut

Wenn das Moor seine Geheimnisse preisgibt, ergibt sich ein spannender Krimi

In dem spannend erzählten Krimi "Totes Moor" von Lars Engels wird die Leiche einer jungen Frau im Roten Moor in der Rhön gefunden. Bei der Frauenleiche handelt es sich um Matilda Nolte, die vor fast 10 Jahren nach der Abifeier spurlos verschwand. Verdächtigt wurde damals der Vater von Janosch Janssen, nun Kriminalkommissar, etwas mit ihren Verschwinden zutun zu haben. Da er den Druck der Anschuldigungen nicht ausgehalten hat, hat Janoschs Vater Suizud begangen. Janosch, der die ganze Zeit von der Unschuld seines Vaters überzeugt war, sieht jetzt endlich die Möglichkeit den wahren Täter ausfindig zu machen und den Namen seines Vaters rein zu waschen. Wäre da nicht Hauptkommissarin Diana Quester, die er verantwortlich für den Tod seines Vaters macht, da sie damals die Ermittlungen leitete.

Gebannt folgt man anhand der Perspektiven von Janosch und Diana, wie sie die Geheimnisse der Dorfbewohner des fiktiven Rhöndorfes Grimmebach aufdecken und so das Rätsel um den Tod von Matilda lösen. Unterbrochen wird die gut konstruierte Handlung von Rückblenden, die Einblicke in die Zeit kurz vor Matildas Verschwinden geben und die Spannung zusätzlich erhöhen.
Auch wenn Janosch aufgrund des Todes seines Vaters und dass es sich um Matilda um seine Jugendliebe handelte persönlich in den Fall verstrickt ist, leidet darunter nicht die Glaubwürdigkeit der Krimihandlung. Insgesamt zeichnet sich der Krimi durch gut gezeichnete und überzeugende Charaktere aus.
Besonders gut gelungen ist die atmosphärische düstere Beschreibung des Moores und das Schweigen der Dorfbewohner, das sich wie ein dickes Tuch über das Dorf legt.
Einzig der Handlungsstrang um Janosch und die Tochter um Dianas Tochter war mir etwas zu oberflächlich.

Alles in allem ist "Totes Moor" ein solider Krimi der durch seine Atmosphäre und seinen unaufgeregten und bildlichen Schreibstil besticht und Lust auf weitere Fälle mit Janosch Janssen macht, einem sympathischen Ermittler, der endlich mal ohne Alkohol- oder Drogenprobleme auskommt und kein schlecht gelaunter Misanthrop ist.

Bewertung vom 21.01.2023
Grenzfall - In der Stille des Waldes / Jahn und Krammer ermitteln Bd.3 (eBook, ePUB)
Schneider, Anna

Grenzfall - In der Stille des Waldes / Jahn und Krammer ermitteln Bd.3 (eBook, ePUB)


sehr gut

Spannung im Grenzgebiet

In "Grenzfall - In der Stille des Waldes" von Anna Schneider werden zwei interessante Fälle auf spannende und atmosphärische Art und Weise erzählt.

Leicht gruselig beginnt der Krimi mit einem Fund auf einer Baustelle von präparierten Dachsen, in denen sich Babykleidung und eine Rassel befindet. Die präparierten Tiere scheinen mit dem Verschwinden von einem Vater und seinem Sohn zutun haben und Bernhard Kramer fängt an zu ermitteln. Seine Tochter Alexa erholt sich gerade von einer Schussverletzung an der Schulter, als ein alter Kollege und heimliche Liebe vor der Türe steht und er ihre Hilfe in einem anscheinend geklärten Mordfall an einer jungen Frau, in dem beide gemeinsam ermittelt haben, braucht. Es gibt nämliche Hinweise, dass damals jemand fälschlicherweise des Mordes verdächtigt und angeklagt wurde.

Unterbrochen von anfangs mysteriösen Kapiteln, die mit ER- und Sie bezeichnet werden und die für zusätzliche Spannung sorgen, folgt man gebannt wie beide Vater und Tochter unabhängig voneinander ermitteln, wobei der Fall um Kramer dabei mir etwas besser gefallen hat als der um Alexa. Auch fande ich etwas schade, dass beide Fälle nichts miteinander zutun hatten und Vater und Tochter nur im großen Finale gegen Ende des Buch aufeinandertreffen. Die Weiterentwicklung ihrer Vater-und-Tochter-Beziehung bleibt so etwas stecken. Aufgrunddessen, dass beide Fälle an sich alleine für einen lesenswerten und Krimi gereicht hätten, geht manches auch etwas schnell oder wird nur oberflächlich behandelt.

Nichtsdestotrotz konnte der Kriminalroman mich gut unterhalten. Besonders die gute Charakterzeichnung und der detaillierte und atmosphärische Schreibstil sorgen für fesselnde Lesestunden. Man sieht die Alpenregion förmlich vor den Augen.

Der Cliffhanger am Ende sorgt zudem dafür, dass man unbedingt wissen will, wie es weitergeht.

Insgesamt ein solider Krimi mit zwei spannend erzählten Fällen.

Bewertung vom 21.01.2023
Kuckuckskinder / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.11
Läckberg, Camilla

Kuckuckskinder / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.11


sehr gut

Fesselnde Familientragödie in Fjällbacka

Erica Falck und ihr Mann Patrik Hedström sind zurück und Patrik wird gleich mit zwei brutalen Fällen konfrontiert. Als erstes wird ein bekannter Fotograf kurz vor Eröffnung seiner neuen Ausstellung in seinem Showroom ermordet aufgefunden und kurze Zeit später werden mehrere Familienmitglieder von Henning Bauer, einem bekannten Schriftsteller und Kandidaten für den Nobelpreis, in deren Schlafzimmer erschossen. Zunächst tappen die Ermittler rund um Patrik im Dunklen.
Zeitgleich recherchiert Erica was hinter dem Mord an Lola, einer Transfrau, in den 80er-Jahren in Stockholm stecken könnte. Bei ihrer Recherche stößt sie dabei auf Parallelen zum jetzigen Fall rund um Henning Bauer.

Trotz eines eher gemächlichen Anfangs, entwickelt "Kuckuckskinder" schnell eine Sogwirkung und baut nach und nach an Spannung auf. Durch wechselnde Perspektiven und kurze Absätze wird hierbei das Lesetempo und der Spannungsbogen hochgehalten, auch wenn zu Beginn der häufige Perspektivenwechsel leicht verwirrend sein kann.
Eingestreut sind auch Kapitel aus der Vergangenheit rund um Lola, die nebenbei auch ein Bild der Transszene von Stockholm in den 80er-Jahren vermitteln.
Für etwas Auflockerung von der düsteren Krimihandlung sorgen Einblicke in das private Leben von Erica und Patrik, wodurch die beiden als Charakter nahezu greifbar werden. Der Autorin gelingt es dabei, dass die privaten Teile und die Ermittlungsteile sich gut die Waage halten.
Umfassend und glaubwürdig gezeichnete Charaktere sowie ein bildreicher und angenehm zu lesender Schreibstil sorgen für einen atmosphärischen Krimi, der mit einem spannenden Finale und einer wendungsreichen Handlung aufwarten kann.

Auch in ihrem elften Fall können Erica und Patrik überzeugen. Der Kriminalroman "Kuckuckskinder" wartet mit einen fesselnden und teils auch aktuellen Krimihandlung auf, die nicht nur Fans der Reihe begeistern kann.