Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Worldofbooksanddreams

Bewertungen

Insgesamt 73 Bewertungen
Bewertung vom 24.03.2025
Lichterloh - Stadt unter Ruß
Kempen, Sarah M.

Lichterloh - Stadt unter Ruß


sehr gut

Gemeinsam mit ihrer Schwester Gwynnie lebt Cleo in Rußstadt. Den Himmel hat sie noch nie gesehen, denn immer ist die Luft mit dichtem Ruß verunreinigt. Sie träumt davon, eines Tages Schornsteinfegerin zu werden, doch ihr Stand in der Gesellschaft macht dies unmöglich. Als Schornsteinfegerin würde sie hohes Ansehen genießen und über ihr würden nur noch die Industriellen stehen, doch leider ist das alles nur ein Traum. Bis eines Tages etwas ganz Unerwartetes geschieht. Ein Brand bricht in einem Haus der Unterschicht aus und Cleo eilt zur Hilfe. Dieses ist eigentlich verboten, doch zu aller Überraschung wird es Cleo erlaubt, Schornsteinfegerin zu erlernen, sehr zum Missfallen ihrer Konkurrenten, allen voran Leander.
Das Cover ist unheimlich gut gelungen und macht neugierig auf die Geschichte. Der Einstieg ist einfach, der Schreibstil passt perfekt für jüngere Leser, da er leicht zu lesen ist. Mir als Erwachsene war es in diesem Fall ein kleines bisschen zu einfach und es hat etwas gedauert, bis ich wirklich in die Geschichte gefunden habe.
Rußstadt zeigt in einem etwas überzogenen Winkel die Auswirkungen einer Luftverschmutzung auf. Auch sonst schafft es die Autorin ganz hervorragend und verständlich darauf einzugehen, wie es ist, in unterschiedlichen sozialen Schichten aufzuwachsen, was ja leider in den letzten Jahren immer mehr hervorsticht. Diese Umsetzung ist einfach richtig gut gelungen, gerade auch hier wieder für die jüngeren Leser.
Die Geschichte ist recht ruhig gehalten und einfach, komplizierte Verwicklungen gibt es nicht, was ja auch perfekt für die Zielgruppe ist.
Cleo ist eine liebenswerte Protagonistin, die man schnell ins Herz schließt. Sie ist eine toughe und mutige Heldin, die sich nicht so leicht unterkriegen lässt. Gwynnie, ihre Schwester, blieb für mich hier deutlich blasser. Leander, der große Konkurrent Cleos, fand ich dann auch nachher nicht ganz glaubwürdig, aber auch hier gilt ein wenig, das Buch evtl. mit Kinderaugen zu lesen.
Mein Fazit: Lichterloh ist eine schöne Geschichte vor allem für jüngere Leser, die durchaus zum Nachdenken anregt. Die Autorin Sarah M. Kempen geht hier unter anderem auf Umweltverschmutzung, Standesunterschiede und Freundschaft ein, ohne irgendwie den Zeigefinger zu erheben. Ein gelungener Einstieg in die Trilogie, meiner Meinung nach eher für Jüngere, trotzdem unterhaltsam.

Bewertung vom 20.03.2025
Die blaue Stunde
Hawkins, Paula

Die blaue Stunde


gut

Kurator James Becker könnte glücklicher kaum sein, denn die Künstlerin Vanessa Chapman, die er zu ihren Lebzeiten verehrt hat, hat ausgerechnet dem Museum, in dem er angestellt ist, nach ihrem Tod all ihre Kunstwerke vererbt. Eines davon wird an ein anderes Museum verliehen und dort stellt man fest, dass einer der verwendeten Knochen einem Menschen gehörte. Becker reist auf die Gezeiteninsel Eris, auf der Chapman lebte und die nun ihrer Freundin, der Ärztin Grace gehört. Nach und nach wird nun deutlich, dass die zurückgezogen lebende Künstlerin so einige Geheimnisse hatte, die sich um Beziehungen, aber auch um das Verschwinden des Exmannes drehten.
Die Geschichte klang spannend, ungewöhnlich und äußerst interessant und da ich schon länger mal etwas von Paula Hawkins lesen wollte, war das die Gelegenheit.
Leider fiel mir aber schon der Einstieg nicht ganz so leicht, da es trotz eines leichten und flüssigen Schreibstils sich als sehr zäh und ausschweifend gestaltete.
Gut gefallen hat mir das gesamte Setting der Insel Eris. Als Gezeiteninsel ist diese nur zweimal pro Tag erreichbar, dadurch wird das Gefühl der Einsamkeit und Abgeschiedenheit natürlich hervorgehoben und die Atmosphäre ändert sich. Für meinen Geschmack hätte man aber auch da mehr herausholen können, denn eine Beklemmung habe ich leider zu keiner Zeit gefühlt.
Die Handlung setzt sich zusammen aus Gegenwart und Rückblenden, aber auch aus Tagebucheinträgen und Zeitungsausschnitten. Auch hier galt für meinen persönlichen Geschmack fehlte es an Tempo, Spannung und Überraschung, denn selbst das Ende, bis auf einen bestimmten Punkt, habe ich dann komplett vorhergesehen. Sehr schade, denn die Grundstory selber hätte ganz viel Potential gehabt, einen beklemmenden und bedrückenden Thriller aus dem Buch zu machen.
Erzählt wird die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven durch einen neutralen Erzähler, der auch nur wirklich wenig an den Gefühlen und Gedanken der Charaktere teilnehmen lässt. Man bleibt Beobachter der Situationen und ich muss zugeben, mir ist keiner der Charaktere wirklich nahegekommen, eher im Gegenteil, sie waren durchweg unsympathisch. Allerdings fand ich sie trotzdem gut dargestellt, denn der Autorin gelingt es hier auch einen Blick auf die Gründe zum Verhalten der einzelnen zu geben. Gerade Protagonist Becker, warum gerade dieser immer nur mit Nachnamen dargestellt wurde, war mir ein Rätsel, blieb mir aber trotzdem fern. Er ist der Einzige, der sich in seinem Job hochgearbeitet hat, aber über seine wirklichen Beweggründe erfährt man wenig. Grace, die Freundin der verstorbenen Künstlerin, ist misstrauisch, unterkühlt und abweisend, aber das aus gutem Grund.
Ansonsten gibt es verschiedene Blickwinkel auf die Nebencharaktere, von denen man vor allem Vanessa Chapman durch ihre Tagebucheinträge näher kennenlernt. Also ja, irgendwie war gerade die Charakterisierung gut gelungen, zeigt es doch bei jedem einzelnen, dass hinter der Fassade noch vieles verborgen liegt und doch wurde auch niemand sympathisch. Beziehungen sind toxisch, größtenteils zumindest und gerade da wird ganz vieles hineingepackt, von Fremdgehen über psychischen Druck etc.
Mein Fazit: Ein Buch, das unheimlich viel Potential gehabt hätte, um richtig spannend zu werden. Mir allerdings sprang die Handlung zu sehr hin und her und der ein oder andere Moment wurde gar nicht bis zum Ende erzählt. Das Setting war grandios gewählt, die Charaktere, trotz aller Unsympathien, glaubhaft gezeichnet, wenn auch der ein oder andere zu blass blieb. Für mich dümpelte hier leider alles zu sehr vor sich hin. Wer es auch in einem Thriller ruhig mag, sollte hier trotzdem einmal reinlesen.

Bewertung vom 20.03.2025
Der Schicksalspreis
Cooper, Ava

Der Schicksalspreis


ausgezeichnet

Deutschland in der Zukunft, eine KI errechnet im Voraus das Schicksal der Menschen und seitdem jeder seinen ihm vorbestimmten Weg und dem dementsprechenden Glück folgt, scheint das Leben leichter. Auch die siebzehnjährige Lina glaubt felsenfest an das System und lebt zufrieden in ihrer Blase. Doch als sie mit ihrer besten Freundin eine Premiere in einem Theater besucht, werden sie von einem Terroristen überfallen und Anna brutal getötet. Lina ist völlig entsetzt und glaubt nicht im Geringsten daran, dass das Annas Schicksal hätte sein sollen. Aber selbst ihr Vater glaubt ihr nicht. Lina hingegen gibt nicht auf, nach der Wahrheit zu suchen und stößt dabei auf eine Schicksals-Mafia, aber auch das glaubt ihr niemand. Stattdessen gerät sie selbst in Gefahr und muss fliehen. Das ausgerechnet der Rebellenanführer, der angeblich für Annas Tod verantwortlich ist, ihr zur Hilfe eilt, scheint unglaublich. Ist das Spiel mit dem Schicksal vielleicht doch kein perfektes System? Können die Rebellen recht haben?
Da ich ein absoluter Fan von Dystopien bin, sprach mich der Klappentext unheimlich an und auch die Gestaltung ist ein absoluter Traum.
Der Einstieg fällt sehr leicht, denn die Autorin Ava Cooper hat nicht nur einen sehr leichten und flüssigen Schreibstil, sondern erzählt auch so bildlich, dass man sich das Geschehen sehr gut vorstellen kann.
Der Beginn zeigt die schöne, heile Welt der Zukunft, shoppen inkl. Anprobe geht von zu Hause aus, jeder scheint glücklich und zufrieden. Doch nicht jedem ist ein positives Schicksal gewährt und es brodelt unter der Oberfläche. Die Handlung wird dann auch sehr schnell immer spannender und actionreich und es wartet der ein oder andere Plottwist auf den Leser.
Die Welt selber ist zwar nicht bis ins Detail ausgeschmückt, aber trotzdem kann man sich alles vorstellen, auch die unterschiedlichen Hierarchien sind logisch dargestellt, denn natürlich gibt es auch nach wie vor große gesellschaftliche Unterschiede. Lina wird später von den Rebellen aufgenommen und da wird dann erst einmal wirklich klar, in welchem System Lina zuvor gelebt hat. Für mich fühlte sich diese Welt kalt und leblos an und erst bei den Rebellen wird es lebendig. Diese Differenz wurde wirklich wunderbar von der Autorin ausgearbeitet.
Protagonistin Lina führt in der Ich-Perspektive durch die Handlung. Gerade zu Beginn ist Lina noch ein typischer Teenager, doch schnell muss sie lernen, erwachsener zu werden. Ihre Entwicklung ist absolut gelungen, denn man spürt gerade zu Beginn in der neuen Umgebung, dass Lina noch völlig an ihren alten Werten festhält. Erst nach und nach sieht sie, was wirklich vor sich geht und sie beginnt an ihren Aufgaben zu wachsen, bis hin zu einer starken und selbstbewussten jungen Frau.
Bei den Rebellen trifft sie auf Finn, der einst ein Nachbar war und dessen Schicksal auch einst zuschlug. Er ist schon länger bei den Rebellen und öffnet Lina langsam die Augen. Die Lovestory zwischen den beiden ist ein Slowburn und passt hier perfekt. Vor allem Lina sträubt sich zu Beginn, da Finn ja nicht vom Schicksal ihr zugewiesen wurde, doch auch da beginnt sie langsam offener zu werden.
Die Nebencharaktere sind zwar einige, aber bleiben doch überschaubar, man kann sie schnell zuordnen und jeder von ihnen wird klar gezeichnet.
Mein Fazit: Mit Der Schicksalspreis konnte mich Autorin Ava Cooper absolut positiv überraschen. Die Geschichte ist fesselnd und spannend und vor allem auch sehr actionreich und es gibt auch ein kleines bisschen was fürs Herz. Die Lovestory nimmt hier nur wenig Raum ein, was die Geschichte absolut überzeugend macht. Sowohl Protagonistin als auch Nebencharaktere werden authentisch gezeichnet und können überzeugen. Mir hat der erste Band der Dilogie unheimlich gut gefallen und ich kann ihn nur weiterempfehlen.