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sommerlese
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Zu meinen Hobbies gehört Lesen einfach dazu. Meine Rezensionen erscheinen auch auf meinem Blog. Schaut doch bei Interesse mal rein! https://sommerlese.blogspot.com/
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Insgesamt 2781 Bewertungen
Bewertung vom 11.07.2025
Bretonische Versuchungen / Kommissar Dupin Bd.14
Bannalec, Jean-Luc

Bretonische Versuchungen / Kommissar Dupin Bd.14


ausgezeichnet

Der Schmelz von Schokolade
"Bretonische Versuchungen" ist Kommissar Dupins vierzehnter Fall, der Krimi von Jean-Luc Bannalec erscheint bei Kiepenheuer & Witsch.

Kommissar Dupin versucht unter der Anleitung eines Coaches seine Angst vor dem Meer zu überwinden. Er hat bereits einen Fuß auf das schwankende Boot gestellt, da kommt ihm der Anruf seiner Kollegen völlig gelegen, die zu einem neuen Fall zitieren. Es gab einen Leichenfund gefunden, die Tote war Mitinhaberin einer Confiserie und steckt in einem Bottich voll flüssiger Schokolade. Dupin und Nolwenn untersuchen den grausamen Tod und forschen im Umfeld der Confiserie, die für ihre erstklassigen Schokoladen bekannt ist.

Der neue Fall für Kommissar Dupin ist sehr ungewöhnlich, mit Nolwenn an seiner Seite und dem Team im Hintergrund führen ihn die Ermittlungen zu einer Traditionsconfiserie in Concarneau. Nachdem ein Unfall ausgeschlossen werden kann, steht die Mordaufklärung an erster Stelle. Aber wo liegt das Motiv? Gab es Streitigkeiten in der Firma oder hat der Fund von Kokain damit zu tun? Hatten die geschäftsführenden Geschwister der Confisserie untereinander Probleme?

Der Krimi startet sehr ungewöhnlich mit dem Leichenfund, danach folgt die Ermittlung von Dupin und Nolwenn. Ihre Spurensuche führt sie per Auto entlang der Küste bis nach Bayonne im Baskenland. Auch die Kollegen Riwal, Kadeg und Le Menn bekommen ihren Platz in der Geschichte und alle Personen werden sehr authentisch und mit ihren persönlichen Eigenarten dargestellt. Nolwenn verlässt mal ihren Schreibtisch und nimmt eine Rolle als ausführende Ermittlerin ein.

Bei diesem Krimi erfährt man sehr viel über die Rohstoffe, die Herstellung und das Geheimnis von Bretonischer Schokolade und Dupin erhält allerlei Informationen über die speziellen Geheimnisse von Schokolade. Sehr interessant fand ich die unterschiedlichen Forschungsansätze in Bezug auf die Schmelzfähigkeit und die besonderen Geschmackszutaten der Schokolade.

In dieser Reihe erlebt man nicht nur eine entspannte Sichtweise auf die Urlaubsregion mit atmosphärischen Landschaftsbeschreibungen, Bannalec informiert zusätzlich über regionale Eigenheiten der Bretagne, die die Gegend näher beleuchten, den Leser mit Wissen versorgen und dem Krimi einfach inhaltliche Tiefe verleihen. Natürlich darf eine Prise von Kulinarik nicht fehlen, die gehört einfach zu der Reihe dazu.

Der Fall ist nicht so leicht zu durchschauen, ein paar Wendungen bzw. neue Leichen zeigen dann aber doch die entscheidende Richtung an. Bei einer fesselnden Verfolgungsjagd stellt Dupin den Täter und man darf sich als Leserin entspannt zurück lehnen. Mal wieder ein Fall gelöst!

Kommissar Dupin ermittelt mit gewohntem Charme und lässt uns dabei die Region mit ihren Köstlichkeiten miterleben und kennen lernen. Ein spannender und sehr atmosphärischer Fall für Liebhaber der Bretagne und von Schokolade!

Bewertung vom 10.07.2025
Die Hummerfrauen
Gerstberger, Beatrix

Die Hummerfrauen


gut

Starke Frauenfreundschaft, aber kein leichter Sommerroman!
Bei DTV erscheint der Roman Die Hummerfrauen von Beatrix Gerstberger.


Drei Frauen aus drei Generationen treffen im kleinen Hummerfischerdorf Stone Harbour an der Küste von Maine aufeinandern. Die 72-jährige Hummerfischerin Ann und die 54-jährige eigenwillige Julie nehmen Mina bei sich auf, unter den Frauen entsteht eine tiefer Zusammenhalt. Unter den Hummerfischern herrscht ein rauher Ton, den die drei Frauen genau wie ihre männlichen Kollegen anschlagen.

Für diesen Roman habe ich eine Weile gebraucht, um das Erzählte zu lesen und auf mich wirken zu lassen. Die behandelten Themen sind das Hummerfischen, es geht aber auch um Freude, Verlust, Trauer und Schmerz. Wir blicken aus der Sicht der drei Protagonistinnen in die Jahre 1982 und 2000/2001 und erfahren, welche Erlebnisse und Probleme die drei Frauen jeweils mit sich tragen.

Der Erzählton ist ruhig mit nüchternem Blick auf das Leben und auf die Schicksale der Frauen. Die Landschaft und das Hummerfischen werden genauso beschrieben wie einige romantische Szenen, die irgendwie aber nie himmelhochjauchzend vom großen Glück erzählen, sondern eher sachlich und distanziert.

Ich habe mich ziemlich durch die Geschichte durchbeißen müssen, die Figuren sind nicht unsympathtisch, aber sie haben mich auch nicht tief im Herzen berührt. Sie überzeugen nicht mit Emotionalität und großer Lebendigkeit, wirken eher plakativ und die innere Gedankenwelt bleibt merkwürdig außen vor.

Gut gefallen hat mir die Idee mit dem blauen Hummer Mr. Darcy. Hummer sind anpassungsfähige Tiere, die sehr alt werden können und mehrmals ihre äußere Hülle abwerfen und damit altes hinter sich lassen. Da drängt sich ein Vergleich mit den drei Frauen auf, die ihre Stärke und gleichzeitige Verletzlichkeit einsetzen und sich immer wieder neuen Bedingungen stellen müssen. Sie müssen sich ihren Anforderungen von Mutterschaft, männlicher Konkurrenz und erlebtem Verlust stellen und von äußerem Druck befreien. Ganz wie ein Hummer!

Auch wenn mich einzelnen Einblicke ins Leben der Frauen berührt und die beschriebene Landschaft interessiert haben, so zog sich die Handlung für mich manchmal zu sehr und wirkte teilweise nur erklärend und ohne große Tiefe. Mir war nicht so recht klar, was der Roman aussagen wollte.

In diesem Roman taucht man in den harten Alltag der Menschen in Maine ein, es ist mir nicht gelungen, eine enge Verbindung zu den Frauen aufzubauen.

Bewertung vom 06.07.2025
Schöner sterben auf Sylt
Kruse, Tatjana

Schöner sterben auf Sylt


ausgezeichnet

Ein echtes Lesevergnügen!
Die Krimödie "Schöner sterben auf Sylt" von Tatjana Kruse erscheint im Insel Verlag.

Sommer auf Sylt, es zieht ein Sturmtief auf, kein Wetter, um sich am Strand wohlzufühlen! Doch das stört einen gewissen Herrn Garstig nicht. Der Multimillionär mehrerer Entsorgungsfirmen für Sonder- und Gefahrmüll reist nicht zum Sonnenbaden auf die Insel, er möchte sich lieber in seinem Reetdachhaus mit seiner Geliebten vergnügen und Golf spielen. Doch daraus wird nichts! Zunächst behindern Klimakleber die Ankommenden am Sylt-Shuttle und dann findet sich Garstig schneller als gedacht im Wasser wieder. Von dem tosenden Wasser bekommt er aber nicht mehr viel mit!

Der gewohnte Humor von Tatjana Kruse sorgt auch dieses Mal wieder für viele amüsante Szenen, weshalb sie von mir inoffiziell den Titel der Krimödien-Queen verliehen bekommt.Es ist immer wieder ein Vergnügen, wie sie Mord, Spannung und Unterhaltung mischt und dabei ihren scharfsinnigen Tonfall mit pointierter und humoristischer Art zum Besten gibt.

In "Schöner sterben auf Sylt" ist der Titel Programm und ich habe mich mal wieder wunderbar amüsiert. Die Erzählweise führt locker und lebendig durch die Handlung und Tatjana Kruse stellt ein aktuelles Themen unserer Zeit in den Fokus. Es geht um Umweltsünder, aufgeregte Klima-Aktivisten wirbeln durch die Handlung und es gibt originelle Figuren, die ein wenig überspitzt dargestellt werden, weshalb sie um so besser im Gedächtnis haften bleiben und für abwechslungsreiche Szenen sorgen.

Gewohnt schwarzhumorig, kriminalistisch gut umgesetzt und es erwischt den reichen, gewissenlosen Umweltbösewicht, der sich als Egomane und notorischer Fremdgänger erweist! Passt...! Da bleibt das Mitleid auf der Strecke, der Mord muss aber dennoch aufgelöst werden. In diesem Fall übernimmt das die Kripo, zusätzlich auf eigene Faust der sympathische Frederick, der mit seinem ausgefallenen Kleidungsstil schon für Aufsehen sorgt. Er verliebt sich in Mia, die Schwester einer verdächtigen Aktivistin und hat ein besonderes Anliegen, seiner Angebeteten zu imponieren und ihre Schwester von allen Verdächtigungen zu entlasten. Das klappt nicht so perfekt wie gedacht, doch der Eindruck bleibt und das ist es für ihn am Ende, was zählt.

"Schöner sterben auf Sylt" ist ein herrlich amüsantes Lesevergnügen durch den skurrilen Humor und der gut ausgeklügelte Krimi ist für mich eines der besten Bücher der Autorin!

Bewertung vom 06.07.2025
Mord nach Rezept / Emma Ferrari Bd.2
Steck, Sabine

Mord nach Rezept / Emma Ferrari Bd.2


gut

Etwas beschaulicher Dorfkrimi
Der Krimi Mord nach Rezept ist der zweite Fall für Emma Ferrari von Sabine Steck, die Reihe erscheint im Rowohlt Verlag.


Die Italienerin Emma Ferrari betreibt im bayerischen Dörfchen Himmelsricht einen Feinkostladen mit italienischen Spezialitäten. Nun soll im Dorf ein Kochwettbewerb stattfinden und es freut sie besonders, dass ihre Freundin, die adelige Konstanze von Hohenfels es ins Finale geschafft hat. In der Jury sitzt Konstanzes Mutter, die selbstsüchtige 92-jährige Gräfin Isadora. Als das Event startet, zieht der leckere Duft der Gerichte durch das Publikum und plötzlich kippt Isadora mitten in ihren Risottoteller, sie ist tot! Damit haben die Dorfbewohner nicht gerechnet, sie sind geschockt. Kommissar Gieseking untersucht den Fall und es stellt sich heraus, dass Isadora vergiftet wurde. Da die alte Dame keinesfalls beliebt war, gibt es eine Reihe an Tatverdächtigen.



Emma kennt durch ihren Feinkostladen die Bewohner des Dorfes und beginnt sofort ihre Ermittlungen und übermittelt die Spuren an Kommissar Geiseking. Der tappt ein wenig im Dunkeln, denn es gibt keinen Mangel an Verdächtigen.

Im gemütlichen Flair von Emmas Laden hätte ich gerne mal die Auswahl an Kaffeespezialitäten probiert und mich durch die feinen Öle, edlen Weine, Pasta und Mozzarella durch gestöbert. Emma wurde mir mit ihrer zuvorkommenden Art schnell sympathisch und ich hätte sie gerne auf einen Espresso und eine leckere Kleinigkeit getroffen.

Der Krimi beginnt gemütlich, der Mordfall ereignet sich erst nach dem ersten Viertel des Buches. Dann aber sorgt er für Aufregung und schweißt Emma und Gieseking eng zusammen. Auch wenn Emma einige unerwartete Fakten aufdeckt, wurde es leider nicht so richtig spannend. Die Handlung geht begleitet von zahlreichen lukullischen Genüssen und reichlich Wein und Prosecco ziemlich beschaulich vonstatten. Die Verdächtigen haben alle guten Grund für den Mord an Isadora.

Der Erzählstil ist lebendig, bildhaft und sehr detailverliebt, sodass ich mich stellenweise gelangweilt habe. Für das nötige Flair sorgen Emmas italienische Floskeln und die vielen kleinen Köstlichkeiten, die immer wieder aufgetischt werden, Das macht Appetit und sorgt für das entsprechende Flair italienischer Gastlichkeit in Bayern.

Mit der Zeit werden immer mehr neue Erkenntnisse und Spuren aufgedeckt, die mir das Miträtseln leider unmöglich machten. Zum Ende werden alle Möglichkeiten durchgespielt und den Verdächtigen die persönlichen Motive an den Kopf geworfen. Schliesslich erfogt die Auflösung des Falls, die derart auserzählt wird, dass auch Halbgescheite der Erklärung folgen können. Auf mich wirkte das sehr konstruiert und der Krimi konnte mich nicht so mitreißen wie ich es mir erhofft hatte.


Ein beschaulicher Krimi mit italienischer Kulinarik, der mich wegen fehlender Spannung leider nicht fesseln konnte.

Bewertung vom 06.07.2025
Die Häupter meiner Lieben
Noll, Ingrid

Die Häupter meiner Lieben


ausgezeichnet

Einfach nur großartig, eines der besten Bücher Ingrid Nolls!
Im Diogenes Verlag erschien 1994 Ingrid Nolls Roman Die Häupter meiner Lieben.

Das Glück in Majas Kindheit endet als ihr Vater die Familie verlässt. Von ihrer lieblosen Mutter und ihrem älteren Bruder wird sie schikaniert, sie haben Geldsorgen und Maja läuft als graue Maus durchs Leben. Sie wird von ihren Mitschülern als Elefantin betitelt, ihr graues Cape ist ihr Markenzeichen. Das ändert sich als sie mit sechzehn Jahren Cora kennenlernt, gewiefte Tochter aus gutem Hause. Sie werden unzertrennlich, verbringen ihre Zeit miteinander und Maja nimmt Cora mit auf ihre Beutezüge, bei denen sie sich das beschafft/klaut, was ihr ihre Mutter nicht ermöglichen kann.

Als großer Fan von Ingrid Noll habe ich mir vorgenommen, alle ihre Bücher zu lesen und nach der Lektüre von "Die Häupter meiner Lieben", einem ihrer frühen Werke kann ich sagen, es ist einer ihrer besten Romane!

Die Freundinnen machen die ersten Männerbekanntschaften, müssen nach manchen Erfahrungen die Verehrer mit viel Einfallsreichtum in die Flucht schlagen und lange Zeit steht ihre Frauenfreundschaft über allem und jedem. Irgendwann nehmen die Probleme zu und sie müssen zu härteren Mitteln greifen. Die gemeinsamen Erlebnisse schweißen die Frauen zusammen. Als Maja eine Familie gründet, lebt Cora in Florenz bei einem reichen älteren Mann in seiner Villa. Maja hat schnell genug hat vom Einerlei mit Mann und Kind und reist Cora hinterher. Nun wird das Leben für beide wieder schön, es gibt aber noch einige Störenfriede wie der reiche Mann und Majas alkoholkranken Vater, der an ihrem Wohlstand teilhaben will.

Schon auf der ersten Seite musste ich laut lachen! Und dann entwickelt die Geschichte einen fesselnden Sog, dem ich mich vor lauter krimineller Energie nicht entziehen konnte, denn was die beiden jungen Frauen miteinander erleben und wie sie handeln, ist alles andere als harmlos.

Neben den atmosphärischen Beschreibungen des Lebens in der toskanischen Villa sorgen herrlich schräge Aktionen der Protagonistinnen für Abwechslung und Schreckmomente und durch den schwarzen Humor unterhält die Geschichte perfekt bis zur letzten Seite. Woher Ingrid Noll diese ganzen bösartigen Ideen nimmt, wird mir immer ein Rätsel bleiben. Stets sind ihre Täterinnen vermeintlich harmlose Frauen, die sich ihrer kriminellen Schuld scheinbar gar nicht bewusst sind und ihre männlichen Opfer gehen reihenweise dem weiblichen Charme auf den Leim. Was aber am meisten verwundert, ist die kluge Art und Weise, wie hier Frauen morden und nicht einmal von der Polizei verdächtigt werden. Das perfekte Verbrechen ist für Ingrid Noll kein Problem!

Ein großartiges und herrlich amüsantes Lesevergnügen durch den bitterbösen Humor und für mich eines der besten Bücher der Autorin!

Bewertung vom 06.07.2025
Rehragout-Rendezvous / Franz Eberhofer Bd.11
Falk, Rita

Rehragout-Rendezvous / Franz Eberhofer Bd.11


gut

Ein typischer Eberhofer, allerdings lässt der Charme nach!
Rehragout-Rendezvous ist der elfte Fall der Provinz-Krimireihe von Rita Falk, die bei DTV erscheint.

Nachdem sie sich jahrelang für ihre Lieben aufgeopfert ha, schmeißt Oma Eberhofer das Handtuch, sie hat genug vom Kochen, Backen, Einkaufen, Putzen und Waschen. Sie möchte auch mal kürzer treten und andere für sich arbeiten lassen. Absolut verständlich, aber muss das ausgerechnet zu Weihnachten sein?

Und seitdem Susi als stellvertretende Bürgermeisterin die Amtsgeschäfte erledigt, ist sie dem Karrierewahn verfallen und tickt nicht mehr wie früher. Franz hat einen Vermisstenfall zu klären, die Mooshammer Liesl macht sich Sorgen um Lenz Steckenbiller, der spurlos verschwunden ist. Franz sitzt das Ganze erst einmal aus, denn er weiß nicht, was er in dieser Sache tun soll.

Dieser Band ist dank des Familienklüngels und der typischen Charakterzüge der Figuren wie immer gut unterhaltend und zeigt mal neue Facetten der Frauen auf. Oma ist es langsam leid, ständig die gute Seele des Hauses zu sein und ihre Sippe nach Strich und Faden zu versorgen. Nun will sie in Rente, was natürlich bei Franz und Co. nicht so gut ankommt, denn die Küche bleibt jetzt kalt. Susi muss den Bürgermeister vertreten, findet Gefallen an diesem Karriereschub und nimmt sich neuerdings ziemlich wichtig, das gefällt ihrer Familie auch nicht gut.

Zunächst stehen die Familienkonflikte und das Heiratsproblem bei den Simmlers etwas im Vordergrund, doch das ändert sich als feststeht, dass der Steckenbiller getötet und sehr ungewöhnlich entsorgt wurde. Von da ab nehmen die Ermittlungen ihren Lauf, Rudi unterstützt Franz mal wieder mit großem Elan, doch Franz hat keine gute Laune. Das Private nervt ihn zur Zeit gewaltig.

Der Krimi lebt wie immer von den Figuren, vom Dialekt und dem Humor, sowie dem verbohrten Machogehabe der männlichen Figuren. Genau diese sexistische Betrachtung von Frauen und einige schroffe Sprüche haben mich dieses Mal ziemlich gestört. Nun liegt Niederkaltenkirchen vielleicht am A der Welt, aber die Männer scheinen dort noch heute Ansichten wie in der Steinzeit zu haben.


Wie gewohnt ein unterhaltsamer Krimi, dessen Fall sich interessant entwickelt und den Franz dank seines instinktiven Bauchgefühls aufklärt.

Bewertung vom 06.07.2025
Miss Vergnügen
Parker, Martina

Miss Vergnügen


sehr gut

Kurzweiliger Auftakt der neuen Cosy-Crime-Reihe
Im Gmeiner Verlag erscheint mit Martina Parkers Krimi "Miss Vergnügen" der erste Fall für Miss Brooks.

Miss Brooks untreuer Ehemann trennt von ihr und setzt sie in Wien aus. Zum Glück findet sie durch ihren Schwager eine neue Bleibe und eine zugelaufene Katze wird ihr neuer Weggefährte. Sie plant ihren Neustart und wird Beauty-Beraterin des Luxus-Konzerns Très Loué, doch als dort ein Kosmetikmogul verschwindet und bei der Verleihung der Parfum-Oscars ein Attentat geschieht, merkt Miss Brooks, dass hier irgendetwas gewaltig stinkt und zwar nicht nach Duftwässerchen. Bei Très Loué lernt Miss Brooks eine Journalistin und eine Celebrity kennen, die gemeinsam mit ihr die privaten Ermittlungen aufnehmen.



Die Hobbyermittlerin Miss Brooks wurde mir schnell sympathisch, sie besitzt einen Blick für menschliche Abgründe, sie ist Britin mit österreichischer Großmutter, was man anhand ihrer österreichisch gefärbten Sprachweise schnell erkennt. Verständnisprobleme sollte ein keine geben, denn viele dieser landestypischen Begriffe werden anhand von Fußnoten erklärt.

Der Krimi bietet eine etwas außergewöhnliche Protagonistin und interessante Ermittlerinnen und liefert einen originellen Fall, der sich im Bereich der Beautyindustrie in einer luxuriösen Parfumbranche abspielt. Es geht um den Einfluss von Social media, hauptsächlich ber auch um eine Frau, die sich nach ihrer Trennung ein neues Leben aufbaut.

Den lebendigen Erzählstil Martina Parkers mag ich sehr, auch hier sorgt ihr schwarzer Humor für amüsante Lesezeit und sie setzt das Wiener Setting inclusive der Beautywelt wunderbar in Szene. Durch den bunten Mix der Themen mit Neuanfang, Krimiermittlung und Einblicken in die Kosmetikbranche wird es nie langweilig und ich bin der Handlung gespannt gefolgt. Manche Szenen werden etwas übersptzt dargestellt, doch deshalb wird das Lesevergnügen unwesentlich getrübt. Gestört hat mich nur der Wurm bei Miss Brooks Schwester Suzy, das war dann doch etwas dick aufgetragen und eigentlich unnötig.

Es gibt einige Wendungen und die ganze Geschichte wirkt wie aus einem Guss, es ist ein unterhaltsamer Cosy-Crime mit englisch-österreichischem Touch und französisch klingenden Parfums.

Dieser kurzweilige Auftakt der neuen Cosy-Crime-Reihe hat mir gut gefallen, besonders die spezielle Ermittlerin, die mir ans Herz gewachsen ist.

Bewertung vom 06.07.2025
Der Schlaf der Anderen
Noort, Tamar

Der Schlaf der Anderen


sehr gut

Die Bedeutung von Schlaflosigkeit wird interessant beschrieben!

Sina ist Lehrerin, Mutter von zwei Kindern und Ehefrau eines selbstsüchtigen Ehemanns. Wegen ihrer starken Schlafprobleme soll sie eine Nacht im Schlaflabor verbringen. Dort überwacht Janis als Krankenschwester ihre nächtlichen Gäste. Sie kommt ins Gespräch mit Sina, die auch im Labor nicht in den Schlaf findet und beide unternehmen eine nächtliche Reise, dabei entwickelt sich zwischen ihnen ein zartes Band der Freundschaft.

Tamar Noort beschreibt in "Der Schlaf der Anderen" die Probleme des Lebens mit ihren unerfüllten Träumen und dem Blick auf das ernüchternde Erreichte im Leben.
Sina ist ausgelaugt, sie versucht die Anforderungen ihrer Lehrtätigkeit und das Familienleben in Einklang zu bringen und verzweifelt an ihrem Mann, der sie nicht hilfreich unterstützt. Dabei gerät sie in einen Teufelskreis mit ihrer Schlaflosigkeit, die jeder Betroffene allzu gut nachvollziehen kann.
Janis lebt zurückgezogen und ist eine ruhige, ausgeglichene Frau, die sich dem Takt ihres nächtlichen Jobs verschrieben hat, aber auch damit hadert. Schon lange hat sie keine neuen Kontakte geknüpft, sie fühlt sich allein und nutzt den Tag zum Schlafen.

Sie unternimmt mit Sina eine nächtliche Reise, weil sie sich für deren Sicherheit verantwortlich fühlt. Je mehr Zeit sie miteinander verbringen, wächst das gegenseitige Verständnis und sie bauen eine freundschaftliche Verbindung auf, die aber nicht lange hält. Doch in dieser Nacht zeigen sich ihre Hoffnungen auf ein erfülltes Leben ohne die jeweiligen Probleme, die sie bedrücken.
Nach und nach taucht man durch die wechselseitig erzählten Perspektiven in die Gedankenwelt und das Leben der beiden Frauen ein. Dabei wurden die Konflikte deutlich gemacht, die durch das Funktionieren als Erwartungshaltung der Außenwelt herauf beschworen werden. Ich war betroffen, dass Sina weder von ihrem Mann noch von ihren Kolleginnen Verständnis und hilfreiche Angebote entgegen gebracht werden.

Nur Janis nimmt sich Zeit und hat für Sinas Probleme ein offenes Ohr. Ihre eigenen Sorgen geraten dabei ein wenig ins Hintertreffen, aber sie findet eine liebenswerte ältere Nachbarin, die sich um sie kümmert.

Beide Frauen sind wie gegensätzliche Pole im Tag- und Nacht-Vergleich, jede hat einen anderen Rythmus als die andere. Die Autorin zeigt auf eindringliche, feinfühlige Weise die Gefühlslage der Frauen und wie sich ihre Lebenswege miteinander verbinden und den Blick auf alte Erinnerungen und Träume offen legen. Sie spricht Themen an wie Burnout, emotionale Isolation und das Gefühl, sich im eigenen Leben zu verlieren und nur noch zu funktionieren.

Die Story beginnt ohne großen Tiefgang, doch sie entwickelt mit der Zeit einen unerwartet fesselnden Sog und öffnet den Blick auf die Innenwelt der Frauen und darauf, dass es möglich ist, bestimmte Dinge im Leben zu verändern und etwas Neues zu beginnen.
Das freundschaftliche Gefühl der ersten Nacht entwickelt eine Kraft in den Frauen, die ihnen erst später bewusst wird.
Manchmal reicht eine Nacht, um durch Zwischenmenschlichkeit eine Veränderung im Leben zu bewirken.

Die Volkskrankheit Schlaflosigkeit und die interessanten Frauenfiguren machen diesen Roman so lesenswert.

Bewertung vom 06.07.2025
Strandgut
Myers, Benjamin

Strandgut


gut

Konnte mich nicht begeistern!

Der Amerikaner Bucky ist fast siebzig und hat noch nie das Meer gesehen. Seit dem Tod seiner Frau lebt er zurückgezogen und leidet an seiner Trauer und seinen Altersgebrechen. Doch dann sorgt eine überraschende Einladung an einen englischen Küstenort für Aufregung, er soll dort bei einem Weekender alte Songs performen. In England angekommen trifft er auf Dinah, die ein Fan von Buckys Songs ist und den Auftrag hat, ihn während seines Aufenthaltes zu begleiten. Dinah hat Probleme, ihr Ehemann ist ein Scheusal und sie harrt in einer lieblosen Beziehung aus, trotzdem lässt sie sich nicht unterkriegen und vergisst bei Musik und einem eiskalten Bad in der Nordsse ihre Sorgen. Dinahs Art beeindruckt Bucky und beide erleben ein turbulentes Wochenende mit Überraschungen und persönlichen Überwindungen, die für beide hilfreich sind.


Es ist eine Ewigkeit her, seit Earlon Bronco, Bucky genannt, in den USA als junger Mann erfolgreich mit seinen Soulsongs Leute unterhalten hat. Als er die Einladung zu einem Weekender nach Scarborough bekommt, liegt ein langes Leben hinter ihm mit Höhen und Tiefen. Seit seine Frau nach vielen Jahren gemeinsamen Lebens verstarb, ist Bucky in seiner Trauer gefangen und leidet an dem Verlust. Täglich quälen ihn Schmerzen, er ist abhängig von starken Schmerzmitteln und gerät durch ein Versehen in den kalten Entzug. Das versucht er mit Alkohol zu kompensieren. An Dinahs Seite lässt er uns an seiner Vergangenheit teilhaben und auch Dinah erzählt aus ihrem Leben.

Es war eine Überraschung, dass Bucky und seine alten Songs noch heute von zahlreichen Fans gefeiert werden. Schliesslich hat der Sänger noch nie auf einer Bühne gestanden. Wirklich logisch erscheint mir dieser Umstand nicht.


Bei dieser melancholischen Geschicht kann man sowohl mit dem Protagonisten Bucky als auch mit Dinah mitleiden oder ihre kleinen Erfolgserlebnisse mitfeiern. Der Erzählstil ist literarisch und wortgewandt, es gibt einige schöne Szenen und ellenlange Bandsätze, die ich persönlich nicht besonders schätze. Myers bringt uns in den Dialogen die Figuren mit ironischem, teilweise aber auch mit rüdem Tonfall näher, weswegen mir Bucky emotional nicht sehr nahe kam. Dinah empfinde ich als die weitaus interessantere Figur, weil sie lebensklug und zupackend ihr Leben meistert.

Zwar hat mich die Geschichte interessiert, aber leider nicht sonderlich gepackt. Eigentlich wollte ich nur wissen, welche Entwicklung die Handlung am Ende nimmt. Obwohl ich sonst Bücher mit intensivem Blick in die Gedankenwelt der Figuren sehr schätze, konnte mich die Story bzw. die Figuren nicht überzeugend abholen.

Die von Bucky gesungenen Soulstücke werden von Benjamin Myers vielfach in der Handlung genannt, wahrscheinlich um dadurch die musikalische Seite beim Leser klingen zu lassen. Das hat bei mir leider nicht funktioniert, denn mir waren sämtliche Stücke unbekannt.

Ein feinfühlig erzählter Roman, der mich leider nicht überzeugen konnte.

Bewertung vom 21.06.2025
Noch fünfzig Sommer mehr
Maury , Avril

Noch fünfzig Sommer mehr


gut

Ein etwas anderer Sommerroman
Der Roman Noch fünfzig Sommer mehr von Avril Maury erscheint im Ullstein Verlag.

Eleni lebt seit ihrer Kindheit bei ihren Großeltern in der Bretagne, im Garten und am Meer verlebte sie eine wunderbare Kindheit in der Natur. Jahre später sind ihre Großeltern verstorben und Eleni hat den Verlust ihrer großen Liebe Théo zu verkraften. Seitdem verlässt sie nicht mehr das Haus und umgibt sich nur mit ihrem Kaninchen Anemone. Als sie vor ihrer Tür eine Blume mit einem mysteriösen Brief findet, fragt sie sich, von wem das wohl kommen könnte? Da die kleinen Nachrichten der unbekannten Person nicht aufhören, versucht Eleni herauszufinden, wer die Person ist. Sie muss sich dazu aber ihrer Vergangenheit stellen und langsam öffnet sie sich wieder dem Leben.


Avril Maury erzählt die Geschichte von Eleni, die durch die Trauer um ihren geliebten Théo wie erstarrt ist und sich isoliert. Das ändert sich als sie die Blumen und Briefe bekommt. Doch ganz so hoffnungsvoll und emotional wie erwartet hat sich der Roman leider nicht entwickelt.

Bei dieser Geschichte hat mich zu Beginn der wunderbare, atmosphärische Erzählstil begeistert, der Emotionen, Settings und Erlebnisse sehr schön sichtbar macht. Leider verliert sich dieser Effekt im Laufe der Handlung immer mehr.

Zu den Figuren muss ich sagen, dass sie für mich leider nicht sehr greifbar waren, gerade zu Eleni in ihrer depressiven Stimmung fand ich keinen näheren Zugang. Dabei hatte sie einige Schicksalsschläge zu verkraften und auch ihre Ängste vor Gewittern und dem Meer haben einen bestimmten Grund. Doch bis man die Hintergründe erfährt, dauert es etwas. In diesem Roman geht es mehr um Trauerbewältigung als um eine romantische Liebesgeschichte.

Die Handlung konnte mich nicht gänzlich fesselnd, in Rückblenden wird zu unterschiedlichen Erinnerungen in Elenis Kindheit und Jugend zurückgesprungen. Diese Zeitsprünge konnte ich zeitlich nicht gut einordnen und sie unterbrachen die Handlung auf merkwürdige Weise und damit auch meinen Lesefluss.

Dann wird das traumatische Erlebnis beschrieben, das bei Eleni Ängste ausgelöst hat. Obwohl ich erfuhr, was sie erlebt hat und ihre Gedanken dazu thematisiert werden, konnte ich nicht richtig mitfühlen und es berührte mich auch nicht in dem Maße wie erhofft.

"Noch fünfzig Sommer mehr" ist ein ruhiger, etwas melancholisch wirkender Roman, der von einer zweiten Chance erzählt und von der Kraft und der Schönheit der Natur.