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yellowdog

Bewertungen

Insgesamt 2066 Bewertungen
Bewertung vom 28.01.2025
Traumaland
Dardan, Asal

Traumaland


sehr gut

Weitere Betrachtungen

Die Kulturwissenschaftlerin Asal Dardan nutzt in ihrem neuen Buch Traumaland wieder ihre Fähigkeit Sachthemen erzählerisch zu gestalten.
Gut getroffen ist der Untertitel „Eine Spurensuche in deutscher Vergangenheit und Gegenwart“
Ihre Einschätzung der Erinnerungskultur Deutschlands löst Betroffenheit aus.
Sie zieht Bezüge zu Schriftstellern wie Edouard Glissant, Heinrich Böll, Christa Wolf, Brigitte Reimann, und Doğan Akhanlı und detailliert sein Roman Madonnas letzter Traum.
Asal Dardan gelingt es historische Zusammenhänge herzustellen
Die Buchabschnitte umfassen die Orte Berlin, Köln, Dessau, Hoyerswerda.
Asal Dardans Essays sind hochkomplex, gut durchdacht und ausformuliert. Das führte zu einem eindrucksvollen Ergebnis.

Bewertung vom 26.01.2025
Zauberberge
Sparr, Thomas

Zauberberge


sehr gut

Das Alphabet des Zauberbergs

Thomas Manns Zauberberg, dieses Jahrhundertbuch ist sehr reichhaltig, voll an Themen und Motiven. Um dem gerecht zu werden, lässt Thomas Sparr seine Kapitel am Alphabet entlang wandern. Und zu jedem Buchstaben findet er viel erwähnenswertes. Ich nenne nur ein paar: A wie Ankunft, B wie Bleistift ….Demokratie, Humanität, Ironie, Krieg, Queer, Schnee, Tod.
Über Thomas Mann wurde schon viel geschrieben. Thomas Sparr zitiert daher einige Male und immer treffend.
Wer sich schon viel mit dem Zauberberg beschäftigt hat, begegnet vielen wieder. Man kann aber so einiges neues erfahren. Ich wusste zum Beispiel nicht, dass die Figur des Naphta auf den ungarischen Philosophen Georg Lukacs zurückging. Oder dass das Original-Manuskript des Zauberbergs verlorenging. Auf einer Seite dieses Buches ist ein Foto abgebildet, bei dem das Manuskript auf Manns Schreibtisch lag.
Fotos sind sonst leider sparsam und doch sieht man Thomas Mann am Anfang des Buches beim Eisfest in Davos 2021. Großartig!

Bewertung vom 25.01.2025
Sing mir vom Tod
Pochoda, Ivy

Sing mir vom Tod


ausgezeichnet

Ein Roman wie ein Faustschlag

Ein Auszug aus dem Prolog zeigt schon eine gewisse Haltung:
„Ich mag eine Mörderin sein. Ich mag Stimmen hören. Aber das heißt nicht, das ich verrückt bin.“
Die amerikanische Schriftstellerin Ivy Pochoda gestattet ihren Figuren Eigenwilligkeit und Persönlichkeit. Das schätze ich sehr.
Außerdem gibt sie den Frauen Stimmen, die diese Persönlichkeiten ausdrücken. Dadurch wird es auch mehr als nur ein Thriller.

Im Mittelpunkt stehen Dios und Florida, die beide aus dem Knast kommen und doch bald schon fliehen müssen.
Die beiden sind sehr unterschiedlich und durch die Ereignisse doch auch miteinander verbunden.
Gesucht werden sie von einer weiteren beeindruckenden Figur: Lobos, die Polizistin und doch auch ein Stück einsame Wölfin.

Ich mag Ivy Pochodas Stil. Sie konnte mich mit Sing mir vom Tod genauso überzeugen wie mit ihren vorherigen Roman Diese Frauen.

Bewertung vom 23.01.2025
Nachtgäste
Velickovic, Nenad

Nachtgäste


sehr gut

Majas Tagebuch-Roman-Chronik

In diesem Buch, dass durch die 18jährige Erzählerin Maja eine Tagebuch-Roman-Form hat, wird eindringlich gezeigt, was die Belagerung Sarajewos im Bosnienkrieg für die Menschen bedeutete.
Verstecken, Gefahr durch Granatbeschüsse, Mangel an Strom und Wasser. Hoffnungslosigkeit.
Maja schreibt um sich abzulenken.
Die Familie versteckt sich in einem Museum. Die Eltern versuchen, alle zusammenzuhalten.
Majas Bruder ist von der Einberufung bedroht, der er sich entziehen möchte. Seine Frau ist schwanger. Die Großmutter stirbt. Außerdem sind noch der Museumswärter Brkic und sein Kumpel Julio im Museum.

Nenad Velickovic Stil ist detailliert und genau und er vermittelt ein Gefühl. Die gewählte Form funktioniert.
Das Buch ist schon 1995 geschrieben, also zeitlich noch nahe an den Ereignissen dran und der Text wirkt mit Mayas Empfindungen, Beobachtungen und Details entsprechend auf den Leser ein.

Bewertung vom 23.01.2025
Du hast die Wahl
Raschke, Marc

Du hast die Wahl


gut

poltische Abrißbirne

Das Buch richtet sich an Leute, die Normalos ohne größeres politisches Hintergrundwissen sind. Marc Raschke richtet sich von Anfang an klar gegen rechts, damit sind nicht nur rechtsradiakle Parteine gemeint sondern auch dezidiert die CDU/CSU.
Vielelicht geht der Autor da etwas zu weit. Marc Raschke argumentiert schwarzweiß. Ich glaube nicht, dass das Buch viel bewirken wird, aber dennoch ist es wohl eine Maßnahme als Ausgleich gegen die rechten Polemiken.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.01.2025
Friedrich Merz
Resing, Volker

Friedrich Merz


ausgezeichnet

Biografie mit viel Wissen

Es gibt jetzt schon ein paar gute Bücher über Friedrich Merz und Volker Resing hat ein weiteres, gut lesbares und informatives Buch hinzugefügt.

Volker Resing hat große Expertise im Bereich der CDU und er kann schreiben. So ist man im Buch schon schnell in a flow.

Resing nimmt einen großen Ansatz, geht weit zurücj und zeigt den Weg von Merz über einen längeren zeitraum. Damit zeigt er, wie sich etwas ergibt, wo die Rückschläge waren, aber auch das große, ungewöhnliche Comeback. Gerade diese Abschnitte sind nahezu spannend zu lesen.
Volker Resing schafft dann am Schgluß auch noch ein schlüssiges Resümee!

Fazit: Ein lesenswertes Politsachbuch!

Bewertung vom 19.01.2025
Frühstück in Helsinki (eBook, ePUB)
Schalko, David

Frühstück in Helsinki (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein unsteter Mann

Ein dick vorgetragener Monolog eines Mannes, der seine Heimatstadt Wien vermisst und seine frühere Liebe Nina, obwohl er in den letzten 10 Jahren 8 Beziehungen und 36 Seitensprünge hatte. Auch den Job hat er oft gewechselt.
Der Erzähler wirkt wie aus einem Philippe Djian-Roman entsprungen mit einer Spur Bukowski. So ganz kaufe ich David Schalko seine großspurige Hauptfigur nicht ab. Er ist dann auch viel unterwegs auf der Suche nach Nina, Beirut, London, Amsterdam … Man spürt seine Ruhelosigkeit.

Manchmal ist es ein amüsantes Buch, aber auch ein derbes und gelegentlich fehlt es an Tiefe.
Dennoch kann man David Schalko eine erzählerische Frische und Kraft nicht absprechen.

Bewertung vom 17.01.2025
Den Bach rauf
Habeck, Robert

Den Bach rauf


sehr gut

Ein Buch eines Kanzlerkandidaten mitten im Wahlkampf macht neugierig, ist auch ein Risiko, wie man seit Baerbocks Desaster damals weiß.
Überraschenderweise erzählt Robert Habeck aber auch von seinen Erfahrungen und Befindlichkeiten. Nicht selten drückt er sich sehr pathetisch aus und obwohl ich dem Autor prinzipiell gewogen bin, ist es wohl besser, dass das Buch kurz gehalten ist. Immerhin ist es einigermaßen kompakt.

Manche Gedankengänge Habecks sind ganz interessant zu lesen, zum Beispiel die zur Bewältigung der Energiekrise oder über den Ukrainekrieg, nur bleibt er leider zu vage.

Insgesamt betont das Buch Habecks Bekenntnis gegen den Stillstand und versucht auch, Hoffnung zu verbreiten. Das hat er vielleicht mit dem Papst und dessen aktueller Autobiografie gemeinsam.
Es gilt auch Positionen zu benennen.
Ob das Buch reicht, um neuen Wähler außerhalb des grünen Lagers für ihn zu mobilisieren, bezweifle ich. Ein Stück weit kann es Bindung der bestehenden Wähler bewirken.

4 von 16 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.01.2025
In einem Zug
Glattauer, Daniel

In einem Zug


gut

Von Wien nach München

In einem Zug heißt der neue Roman von Daniel Glattauer sehr zutreffend, da der Protagonist die ganze Handlung im Zug sitzt, in einem Gespräch mit einer Mitreisenden, die er dort getroffen hat.
Er heißt Eduard Brünhofer, ist ein Schriftsteller, sogar ein erfolgreicher mit dem Thema Liebe, doch seit einiger Zeit mit Schreibblockade.
Die Plaudereien sind temporeich und amüsant zu lesen. Es wechseln die Dialoge und die Gedanken Eduards blitzartig. Ständig wertet er seine Antworten, die er den Fragen seiner eloquenten Mitreisenden entgegensetzt. Mit der Zeit wird er immer lockerer.
Mich erinnert das neue Buch mehr an Glattauers Erfolgsroman Gut gegen Nordwind und weniger an seinen ernsteren Die spürst du nicht.
Er ist deutlich leichter und zugänglich. Glattauer und sein alter Ego im Buch setzen sehr auf Ironie. Das kann schon nerven, aber vieles hat dann doch Wortwitz.

Bewertung vom 13.01.2025
Der Unvermeidbare
Sievert, Sara

Der Unvermeidbare


ausgezeichnet

Ein sehr aktuelles Buch zum Wahlkampf

Der Autorin gelingt es, eine grundsätzliche Spannung mit ihren Schilderungen aufzubauen, die auch kontinuierlich anhält.
Sie schildert die Ereignisse sachlich, fair, aber nicht unkritisch.
Dabei hat ihr Stil eine große Bildsprache. Immer wieder glaubt man, die geschilderten Ereignisse plastisch vor sich zu sehen.

Friedrich Merz steht in diesem Buch natürlich im Mittelpunkt, aber es wird auch einiges von anderen Politikern erzählt, und sie werden als Vergleich herangezogen. Söder, Laschet, Kramp Karrenbauer, Linnemann, Hendrik Wüst, sogar ein wenig Merkel.

Sara Sievert konnte mich mit ihrem lebhaften Stil und ihrer Genauigkeit in diesem Buch wirklich beeindrucken.