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antjemue

Bewertungen

Insgesamt 89 Bewertungen
Bewertung vom 24.06.2024
Der Pfad des Zorns / DS Max Craigie Bd.2 (eBook, ePUB)
Lancaster, Neil

Der Pfad des Zorns / DS Max Craigie Bd.2 (eBook, ePUB)


weniger gut

Konnte mich leider überhaupt nicht packen

Detective Sergeant Max Craigie vom Policing Standards Reassurance Team wird von einem befreundeten Streifenpolizisten, der gerade einen Selbstmord beobachten musste, ohne eingreifen zu können und dem die letzten Worte des kurz darauf toten Mannes beunruhigten, der Angelegenheit nachzugehen. Was Craigie herausfindet, findet er alarmierend und als er dann auch noch den Steifenpolizisten tot in seinem Haus auffindet, ist ihm klar, dass alles zusammenhängen muss. Sein Team entdeckt außerdem eine Verbindung zum skrupellosen Drogenboss Tam Hardie, der zwar im Gefängnis sitzt, dem es aber gelungen ist, auch von da aus zu operieren. Schnell wird klar, dass dies nur mithilfe von korrupten Gesetzeshütern möglich ist. Doch wer sind die und wie können er und sein Team sie stoppen?

Leider hielt das Buch für mich überhaupt nicht das, was mir die Leseprobe versprochen hatte. Der Einstieg in diesen Thriller fiel mir noch ziemlich leicht, denn in den ersten Kapiteln verspürte ich durchaus eine beginnende Grundspannung. Allerdings wurde diese bereits dort mit von mir nicht wirklich als passend empfundenen bildhaften Vergleichen gemindert und diese zogen sich leider dann auch weiter durch die gesamte Handlung. Weiterhin fand ich leider auch überhaupt keinen Zugang zu den Ermittlern. Ich mag es, wenn ich mit diesen sympathisieren kann und das war hier leider überhaupt nicht der Fall.

Die privaten Dialoge zwischen ihnen empfand ich, durch sich wiederholendes gegenseitiges Belöffeln, meistens ziemlich platt. Dass zwischen Menschen, die sich relativ gut kennen, auch mal die Schwächen aufs Korn genommen werden, empfinde ich nicht ungewöhnlich und es kann durchaus lustig wirken. Wenn das allerdings, wie hier, permanent passiert, wird es langweilig und hilft mir nicht, die Charaktere besser kennenzulernen oder sogar zu mögen. Doch auch, wenn es um die Ermittlungen ging, überzeugte mich das Team nicht mit Kompetenz und vieles kam mir sehr wirr und unrealistisch vor.

Je weiter ich beim Lesen voranschritt, desto häufiger schüttelte ich ungläubig den Kopf. Der Autor schaffte es immer wieder, kurzzeitig aufgebaute Spannungsmomente mit danach eingefügten, von mir als unpassend empfundenen oder teils auch gegensätzlichen Bemerkungen zu zerstören. Letztendlich habe ich mich eher durch dieses Buch gequält, als dass es mich gut unterhalten hätte. Ich weiß jetzt nicht, ob ich, wenn ich das Vorgängerbuch gelesen hätte, einen besseren Zugang zu den Ermittlern gehabt hätte, fürchte jedoch, dass ich dann gar nicht mehr den Wunsch verspürt hätte, dieses Buch hier überhaupt zu lesen. Für mich persönlich steht fest, dass ich diese Reihe definitiv nicht weiterverfolgen werde und ich kann leider auch keine Leseempfehlung aussprechen.

Bewertung vom 22.06.2024
Foxglove - Das Begehren des Todes / Belladonna Bd.2
Grace, Adalyn

Foxglove - Das Begehren des Todes / Belladonna Bd.2


sehr gut

Gelungene Fortsetzung

Nachdem mir Anfang dieses Jahres den Auftaktband zur Belladonna Trilogie sehr gut gefiel, wollte ich natürlich gern wissen, wie es weitergeht.

Als bei einem Ball auf Thorn Grove eine hochrangige Persönlichkeit vergiftet wird, mit der Signas Onkel eigentlich gerade einen erfolgreichen Geschäftsabschluss feiern wollte, ist nicht nur der Tod anwesend. Wie aus dem Nichts taucht dessen Bruder Schicksal auf. Dieser hasst den Tod seit einigen Jahrhunderten abgrundtief und will nicht zulassen, dass dieser mit Signa glücklich wird. Auf sein Betreiben hin gerät Signas Onkel unter Mordverdacht und wandert ins Gefängnis. Weder Signa, noch ihrer Cousine Blythe gelingt es den wahren Mörder zu entlarven. Irgendwann scheint es nur noch einen einzigen Weg zu geben, Elijah vor dem Galgen zu retten. Doch Signa ist bereit den hohen Preis dafür zu zahlen…

Nach einer kurzen mysteriösen Einführung des Schicksals, beginnt die Handlung dort, wo der erste Teil endete. Diesmal hatte ich keine Probleme mich in die Geschichte einzufinden und konnte das in der dritten Person verfasste Buch innerhalb kurzer Zeit auslesen. Während der erste Teil hauptsächlich aus der Perspektive von Signa erzählte, wird nun auch die Perspektive von Blythe immer wieder mit beleuchtet, die seit ihrer Genesung immer mal wieder höchst eigenartige Dinge sieht, die sie sich nicht erklären kann.

Signa und den personifizierten Tod hatte ich ja im ersten Teil schon liebgewonnen und für Signa freute es mich erst einmal, dass sie – nach jahrelangem Umherschubsen – auf Thorn Grove endlich eine Heimat und mit der von ihr geretteten Blythe sogar eine Freundin gefunden hatte. Doch durch das Eingreifen des Schicksals ist nicht nur ihre Beziehung zum Tod in Gefahr, sondern es holen sie auch die Ereignisse aus dem ersten Teil ein, von denen eigentlich nie jemand erfahren sollte.

Die Suche nach dem Mörder kam mir zwischenrein zwar ein bisschen zu kurz. Allerdings entschädigten mich dafür die Weiterentwicklung der Charaktere, die gut vorstellbaren Beschreibungen der Örtlichkeiten, die Begegnungen mit den verschiedenen Geistern und das Rätsel um die eigenartigen Kräfte des Lebens. Romantik hatte auch in diesem zweiten Teil etwas Raum und der Showdown war aufregend. Das Ende kam für mich zwar nicht gänzlich unerwartet, denn die Spuren dafür wurden bereits am Anfang gelegt.

Allerdings ließ ich mich zwischenrein tatsächlich auf falsche Fährten locken, so, dass die Überraschung trotzdem nicht verpuffte und ich den im Januar nächsten Jahres erscheinenden Abschlussband der Reihe auf jeden Fall auch noch lesen möchte.

Bewertung vom 19.06.2024
Der Totenarzt / Detective Robert Hunter Bd.13 (2 CDs)
Carter, Chris

Der Totenarzt / Detective Robert Hunter Bd.13 (2 CDs)


sehr gut

Für mich eine sehr spannende Geschichte, die meine Lust auf die Reihe neu entfachte

Vor einigen Jahren habe ich die ersten vier Teile der Hunter-Garcia Reihe von Chris Carter gelesen und sie gefielen mir ausgesprochen gut. Krankheitsbedingt hatte ich dann jedoch eine längere Lesepause und verfolgte diese Reihe nicht weiter.

Kürzlich las ich dann auf nahezu allen von mir häufig besuchten Internetseiten Werbung für den gerade erschienen, inzwischen schon 13. Teil der Reihe.
Als die Gerichtsmedizinerin die Detectives Robert Hunter und Carlos Garcia der LAPD Ultra Violent Crimes Unit zur Obduktion eines Verkehrstoten ruft, sind diese mehr als verwundert. Dennoch kommen sie ihrer Bitte natürlich nach. Im Obduktionssaal angekommen präsentiert Dr. Hove ihnen, bei dem nur durch eine Verwechslung auf ihrem Tisch gelandeten Opfer, dann ihre seltsamen Entdeckungen. Der Mann hat gleich mehrere Verletzungen, die nicht von dem Unfall stammen können und auch die ermittelte Todesursache ist überraschend. Sie haben es eindeutig mit einem Mord zu tun.

Als dann kurze Zeit später, bei einem im Sektionssaal der Uni gelandeten, von einer Brücke gesprungenen Selbstmörder, eine Studentin der Gerichtsmedizinerin feststellt, dass dieser bereits vor dem vermeintlichen Sprung tot gewesen sein muss, ist sicher: In LA treibt ein Serienkiller sein Unwesen und lässt seine brutalen Morde wie ein Unglück aussehen. Sie erkennen außerdem, dass diese nur durch einen Zufall entdeckten Opfer, definitiv nicht die Ersten und, wenn sie ihn nicht stoppen, auch nicht die Letzten sind.

Doch wie sollen die Detectives ihn schnappen? Sie kennen weder vorherige Opfer noch Tatort oder Motiv und zwischen den beiden durch Zufall entdeckten Opfern scheint es, bis auf die Tatsache, dass sie sehr zurückgezogen lebten, auch keinerlei Verbindung zu geben…

Diese neue Geschichte habe ich mir, mit nur einer einzigen Unterbrechung über Nacht (mein abends notwendiges Medikament beamt mich ca. 2 Stunden nach der Einnahme in einen festen Schlaf), hintereinander weg angehört. Dass mir so viele Teile aus der Reihe zwischenrein fehlten, merkte ich dabei überhaupt nicht. Das Privatleben der Ermittler kam nur ganz kurz zur Sprache und dabei gab es für mich keine Überraschung.

Hauptsächlich ging es um den Fall und dieser fesselte mich von Anfang bis Ende. Die Spannung wurde durch mehrere, sich abwechselnde Handlungsstränge permanent gehalten. Die Detectives sind ein sehr gut eingespieltes Team, sehr sympathisch und vor allem auch sehr kompetent. Mir gefielen ihre sich immer wieder ergänzenden Dialoge und insgesamt wirkte die Ermittlungsarbeit auf mich sehr authentisch.

Auch in die mörderischen Abgründe des Täters konnte ich von Anfang an immer mal wieder blicken. Sein raffiniertes und gnadenloses Vorgehen sowie die Brutalität ließen mich regelmäßig schaudern. Als sich später dann das Motiv herauskristallisierte, gab es bei mir zwar einen kurzen Moment, in dem ich etwas von ihm ehrlich bedauerte, seine Taten konnte ich jedoch trotzdem nicht gutheißen und ich fieberte weiter mit den sehr einfühlsamen Detectives, für die das Finden der Lösung am Ende dann auch nicht ganz ungefährlich war.

Die meiste Zeit mochte ich auch die Stimme und die Art des Vorlesens von Uve Teschner. Lediglich wie er die Stimme verstellte, wenn er die Dialogparts von Frauen sprach, gefiel mir nicht. Das brachte immer, auch wenn es um eigentlich taffe Frauenfiguren ging, eine unsympathische Note rein. Ich gewöhnte mich zwar irgendwie daran und ließ mich nach einer Weile beim Hören der Geschichte davon auch nicht mehr irritieren, passend empfand ich es aber bis zum Schluss nie.

Insgesamt hat mir dieses Hörbuch trotzdem sehr gut gefallen und ich werde mir demnächst nach und nach die mir bislang fehlenden Teile der Reihe reinziehen. Ob ich mir da allerdings auch die Hörbücher oder lieber die E-Books zulegen werde, habe ich noch nicht entschieden.

Bewertung vom 19.06.2024
Refugium / Stormland Bd.1 (eBook, ePUB)
Lindqvist, John Ajvide

Refugium / Stormland Bd.1 (eBook, ePUB)


gut

Nicht wirklich schlecht, aber eben auch nicht rund

Auf dieses Auftaktbuch zur Mittsommer-Trilogie wurde ich erst kürzlich aufmerksam, weil ich gefühlt überall im Internet Werbung für den bald erscheinenden zweiten Teil gesehen habe. Empfohlen wurde er für alle Fans der Millenium Reihe und skandinavischer Spannung. Ich mag skandinavische Krimis und Thriller, hatte mit Solchen schon sehr viele spannende Lesestunden und die noch vom leider viel zu früh verstorbenen Stieg Larsson geschriebenen ersten drei Bücher der Millenium Reihe habe ich vor etlichen Jahren nahezu verschlungen.

Auch die Fortsetzungen von David Lagercrantz hatte ich mir während der Pandemie gekauft. Zu „Verschwörung“ fand ich damals jedoch keinen Zugang, brach ab und habe mich der Reihe seitdem nicht mehr gewidmet. Dennoch war es vor allem der Millenium-Vergleich, der mein Interesse an der Mittsommer-Reihe geweckt hatte und ich begann „Refugium“ mit großen Erwartungen zu lesen.

Julia Malmros ist eine ziemlich bekannte schwedische Krimiautorin, die inzwischen vom Schreiben leben kann und deshalb vor 5 Jahren ihre langjährige Arbeit als Polizistin aufgab. Im Zuge der Recherchen für ihr neues Buch lernt sie den wesentlich jüngeren Kim Ribbing kennen und beginnt mit ihm eine Affäre. Kim ist ein reicher Erbe und ein begabter Cracker, der im Darknet massiv gegen Kinderschänder vorgeht, im Umgang mit anderen Menschen aber sehr ungeübt.

Als Julia und Kim am Mittsommerabend auf der Terrasse von Julias Ferienhaus auf der Schäreninsel Tärnö sitzen, hören sie aus Richtung des Grundstücks des erfolgreichen Unternehmers Olof Helander, ein Freund aus Julias Kindheit, Maschinengewehrsalven. Als sie mit Julias Boot dort ankommen bietet sich ein Bild des Grauens. Der Unternehmer, die Ehefrau und ihre Gäste wurden regelrecht niedergemäht. Lediglich der 14-jährigen Astrid können sie helfen. Das Mädchen überlebte den Anschlag wie durch ein Wunder.

Die Ermittlungen zur Aufklärung des Massakers leitet Julias Ex-Ehemann Jonny Munther. Allerdings lassen die Geschehnisse auch Julia und Kim aus verschiedenen Gründen keine Ruhe und so versuchen sie den Fall ebenfalls zu lösen. Noch vor der Polizei finden sie Spuren die nach Shanghai und Kuba führen…

Aufgrund des flüssigen und bildhaften Schreibstils des Autors konnte ich diese in der dritten Person, aus verschiedenen Perspektiven unter Nutzung verschiedener Zeitebenen verfasste Geschichte zwar in einer relativ kurzen Zeit lesen. Allerdings bin ich wohl mit deutlich zu hohen Erwartungen rangegangen, denn die erhoffte permanente Hochspannung, in die ich nach der Einführungsphase versetzt wurde, als ich damals die ersten drei Teile der Millenium Reihe las, kam bei mir hier so nicht auf.

Der Anfang gefiel mir richtig gut. Wahrscheinlich weil der Autor da mit der Figur von Julia etwas erzählte, was er selbst erlebt hatte (ich fand auf Youtube ein Interview mit dem Autor, welches mir das bestätigte), das im Buch wirklich sehr authentisch rüberkam und mit Kim eine weitere sehr interessante Figur anlegte, die der Lisbeth Salander aus Millenium zwar irgendwie ähnelte, aber trotzdem ganz anders war. Ich begann beide sehr zu mögen, auch mit der beginnenden Affäre der beiden konnte ich sehr gut umgehen. Das beschriebene Massaker und das was ich zu Kims Hintergrund erfuhr erschütterten mich.

Leider war es danach jedoch so, dass gerade die Figur der Julia für mich lange Zeit ihren Biss verlor und sogar begann, mich zu nerven. Sie fing zwar selbst an, in dem Fall zu ermitteln und erkannte auch einen guten Teil der wirtschaftlichen und politischen Verstrickungen, fragte sich für meine Begriffe aber deutlich zu oft, warum sie das überhaupt tat, verlor wegen eines übergriffigen Verhaltens einen großen Teil meiner Achtung und ging mir mit ihrem häufigen Gejammer über verschiedene Dinge danach ziemlich auf den Keks. Ehrlich gesagt wunderte es mich, dass Kim überhaupt noch mit ihr kommunizierte.

Abwechslung brachten hier zwar die Wechsel zwischen Szenen mit Julia und Szenen mit den Ermittlern. Doch obwohl sich das Geschriebene weiterhin durchaus flüssig lesen ließ, empfand ich etliche Längen, weil mir Eifersüchteleien, verbale Grabenkämpfe, das aufs Korn nehmen eines Namens oder immer wieder betonte Eigenheiten von bestimmten Figuren als Spannungsfaktoren einfach nicht ausreichten. Spannung empfand ich über eine lange Zeit hinweg eigentlich nur noch, wenn Kim irgendwie agierte und Gefallen, wenn Julia mit der älteren Autorenkollegin kommunizierte. Und beides war streckenweise ziemlich selten.

Gegen Ende nahm die Geschichte dann zwar noch mal einiges an Fahrt auf und ein Cliffhanger sorgte dafür, dass ich mich demnächst nicht widerwillig das Lesen des zweiten Teils setzen werde, sondern wirklich wissen möchte, wie es weitergeht. Als wirklich rund empfand ich dieses Auftaktbuch jedoch nicht und zumindest hinter den ersten drei Büchern der Millenium Reihe bleibt es für mich deutlich zurück.

Bewertung vom 15.06.2024
Wenn sie lügt (eBook, ePUB)
Geschke, Linus

Wenn sie lügt (eBook, ePUB)


gut

Hat meinen Geschmack nicht gänzlich getroffen

Ich fand den Klappentext interessant. Für mich war es der erste Lesekontakt mit dem Autor Linus Geschke.

2004: Goran, Rolaf, Norah, Peggy, Daniel, Lisa und Marcel waren als Jugendliche eine nahezu unzertrennliche Clique im kleinen beschaulichen Dorf Waldesroda im Thüringer Wald. Dann verliebte sich Norah in den 4 Jahre älteren David und zog sich aus der Clique zurück. Die Beziehung hielt zwar nicht lange, aber nach der Trennung ermordete David ein junges Pärchen auf einem Parkplatz und starb auf der Flucht. Goran zog von einem Tag auf den anderen nach Berlin und hielt nur noch zu Norahs Mutter Kontakt. Auch Norah, die nach den Morden den Stempel „Die Freundin des Killers“ aufgedrückt bekam, verließ das Dorf, kam aber später wegen ihrer Mutter zurück.

2023: Goran wurde von Norahs Mutter gebeten zurück nach Waldesroda zu kommen, um ihrer Tochter beizustehen. Norah erhält seit einiger Zeit Drohbriefe, deren Inhalt klingt, als ob sie vom totgeglaubten David kommen. Um herauszufinden, wer dahintersteckt, müssen sie sich an die Geschehnisse in der Vergangenheit erinnern und das ist für keinen von beiden angenehm…

Nun habe ich das Buch ausgelesen und bleibe ziemlich zwiegespalten zurück. Einerseits ließ es sich über weite Strecken durchaus flüssig lesen und ich merkte auch, dass der Autor kein Neuling auf dem Gebiet des Schreibens ist. Andererseits haben mich die Charaktere und die Geschichte an sich nicht gänzlich überzeugt. Erzählt wird in der dritten Person aus den Perspektiven von Goran und Norah in der Gegenwart und von Geschehnissen in der Vergangenheit. Auch der bis kurz vor dem Ende anonym bleibende Briefeschreiber kommt gelegentlich zu Wort und dann gibt es immer mal eingeschobene Statistiken zu Gewaltverbrechen in Deutschland.

Die Grundidee, dass etwas aus der Vergangenheit Folgen bis in die Gegenwart hat, finde ich nach wie vor sehr gut. Mir gefiel auch, dass der Autor das Thema Fremdenhass, der in Deutschland leider weitverbreitet ist, nebenbei mitbehandelte. Die Norah der Gegenwart nervte mich allerdings häufiger mit ihren unausgesprochenen Geheimnissen und Selbstvorwürfen. Und das, was ich von Gorans undurchsichtigen Geschäften in Berlin erfuhr, empfand ich irgendwie als Klischeehaft. Die eingeschobenen Statistiken waren zwar durchaus interessant, ich konnte aber nur selten einen direkten Zusammenhang zum gerade Gelesenen oder dem gleich darauffolgenden Geschehen im Buch herstellen.

Bis ungefähr zur Hälfte des Buches empfand ich noch eine durchgängige Grundspannung. Leider verpuffte diese dann aber nach und nach. Ich hatte nämlich nicht das Gefühl, dass der Autor bei der Suche von Goran und Norah nach dem Briefeschreiber verschiedene Spuren legte, sondern eine Neue Spur immer erst dann ins Geschehen einwarf, wenn die Vorherige sich als falsch erwiesen hatte. Dabei empfand ich auch etliche Längen, weil ich irgendwann anhand meines Lesefortschritts schon die jeweils gerade behandelte Verdachtsperson ausschließen konnte. Die zunehmende Brutalität erschütterte mich zwar trotzdem noch, aber die fesselnde Spannung war irgendwie verpufft.

Als dann Norahs letztes Geheimnis auf den Tisch gebracht wurde, wusste ich sofort, dass das nun endlich die richtige Spur ist und empfand auch den Zeitdruck vor dem Showdown durchaus noch einmal spannend. Ich bin bin aber von der Aufklärung und dem Ausgang trotzdem enttäuscht. Mir ist nicht klar, wie der Kontakt mit Peggy in der Vergangenheit überhaupt zustande kommen konnte und das letzte, vermutlich als versöhnlicher Ausklang gemeinte Kapitel, war mir als Ende irgendwie nicht genug.

Bewertung vom 14.06.2024
The Hurricane Wars Bd.1 (eBook, ePUB)
Guanzon, Thea

The Hurricane Wars Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Spannender Reihenauftakt in einer gut vorstellbaren Fantasie-Welt

Talasyn ist die letzte lebende Lichtweberin des Kontinents und kämpft für die Armee des Sardovischen Allbunds. Alaric ist der Kronprinz des Nachtimperiums und Anführer der schattengeschmiedeten Legion mit Zugang zum Schattentor. Als Kriegsgegner hassen sie sich abgrundtief. Dennoch spüren sie bereits bei ihren ersten Zusammentreffen eine ganz eigenartige Verbindung zueinander, die sie jedoch nicht deuten können. So liefern sie sich auf dem Schlachtfeld zwar erbitterte Kämpfe, bringen es letztendlich aber nicht fertig, den jeweils anderen zu töten.

Als sie das dritte Mal aufeinandertreffen, passiert mit ihrer gegensätzlichen Magie etwas sehr Merkwürdiges. Kurze Zeit später ändert sich Talasyns Leben grundlegend. Der Sardovische Allbund scheint zerschlagen. Die meisten ihrer Kameraden sind tot oder vermisst. Außerdem erfährt sie, dass sie nur gemeinsam mit Alaric eine neue, für den ganzen Kontinent furchtbare Bedrohung abwenden kann. Doch wie soll ein Bündnis mit Jemandem funktionieren, der ihr und ihren Kameraden so viel Leid zufügte?

Schnell konnte ich mich in diesen Auftaktband zur Hurricane Wars Trilogie einlesen und verschlang ihn auch in relativ kurzer Zeit. Den Schreibstil empfand ich als bildhaft flüssig und die mir vorgestellte Fantasie-Welt komplex, aber dennoch sehr gut vorstellbar mit authentisch wirkenden Charakteren. Erzählt wird in der dritten Person, abwechselnd aus den Perspektiven von Talasyn und Alaric. Die Handlung empfand ich als gelungene und spannende Mischung aus Kämpfen, Magie, komplizierten zwischenmenschlichen Beziehungen, politischen Intrigen, Manipulationen und Erotik.

Beide Hauptfiguren waren mir sehr sympathisch. Als sie aufgrund der anstehenden Bedrohung ein politisches Bündnis schließen müssen, lernen sie sich näher kennen. Doch obwohl sie durchaus Gemeinsamkeiten entdecken, immer größere Gefühle füreinander hegen, gelegentlich auch von diesen überrollt werden, können sie die Vergangenheit nicht hinter sich lassen, vertrauen einander nicht und liefern sich immer wieder heftige Wortgefechte.

Die Dialoge zwischen ihnen ließen mich teilweise sogar schmunzeln. Lediglich eine längere gemeinsame Szene, bei der sie sich, von den gegenseitigen Gefühlen übermannt, körperlich sehr nahekamen, fand ich zwar durchaus erotisch, aber für zwei Menschen, unter dem Hintergrund, dass beide in dieser Beziehung absolut noch keinerlei Erfahrung hatten, nicht wirklich glaubhaft.

Insgesamt hat mir dieser Reihenauftakt aber sehr gut gefallen. Längen empfand ich beim Lesen nie und als dieser erste Teil zu Ende war, hätte ich am liebsten sofort weitergelesen. Ich hoffe nun, dass ich nicht zu lange auf die Fortsetzung warten muss. Die Ankündigung, wann diese erscheinen soll, habe ich leider noch nirgendwo gefunden.

Bewertung vom 12.06.2024
Stolz und Vorurteil
Austen, Jane;Kühn, Claudia

Stolz und Vorurteil


gut

Hat mich nicht gänzlich überzeugt, in meine Sammlung kommt diese Graphic Novell daher nicht

Liebesromane lese ich ziemlich selten. Das ist auch einer der Gründe, warum es mich bislang noch nie reizte, den wohl berühmtesten Liebesroman der Weltliteratur von Jane Austen „Stolz und Vorurteil“, von dem ich durchaus schon viel gehört habe, zu lesen. Allerdings liebe ich Graphic Novells und habe da auch schon eine durchaus beträchtliche Sammlung.

Die Familie Bennet hat 5 Töchter. Sie gehört wohl zum verarmten Landadel und sollte der Vater sterben, könnte sein Cousin die Töchter aus dem Haus werfen. Daher setzt die Mutter alles in die Bemühungen, sie gut zu verheiraten. Als der vermögende Mr. Bingley in ein benachbartes Anwesen zieht, ist sie außer sich vor Freude. Und tatsächlich ist dieser sehr umgänglich und interessiert sich für ihre Tochter Jane. Sein Freund, der ebenfalls vermögende Mr. Darcy, wirkt dagegen hochmütig und arrogant. Elisabeth – genannt Lizzy – hält daher nicht viel von ihm und weißt seine späteren Annäherungsversuche brüsk zurück. Dann passiert etwas, das sie ihre Haltung gegenüber dem jungen Mann überdenken lässt. Aber für eine gemeinsame Zukunft ist es wohl zu spät...

Es ist gewiss nicht leicht einen deutlich mehr als 400 seitigen Roman in eine Graphic Novell umzusetzen. So hat sich die Autorin Claudia Kühn, die, wie ich gelesen habe, großer Fan der Werke von Jane Austen ist, sich wohl die ihr liebsten Szenen herausgepickt und diese dann zusammen mit der niederländischen Illustratorin Tara Spruit auf 243 kolorierten Seiten in eine Romanze mit Hindernissen umgesetzt. Als Bonus gibt es noch 5 Seiten vom Skizzenblock in schwarz/weiß.

Die Geschichte in dieser Graphic Novell ist an sich leicht zu verstehen. Sie ist absolut jugendfrei, so, dass ich kein Problem damit hätte, sie einem zwölfjährigen Kind (die Altersempfehlung des Verlages ist ab 12) in die Hand zu geben. Sie spielt im frühen 19. Jahrhundert, eine Zeit, in der Ehen noch hauptsächlich von den Eltern arrangiert wurden. Allerdings lese ich aus ihr nicht das heraus, was ich – ohne das Original von Jane Austen zu kennen – über diesen Roman gelesen habe.

Wie sehr Lizzy gegen die damals geltenden gesellschaftlichen Normen verstößt, kommt meiner Meinung nach genauso wenig zur Geltung, wie der Skandal, der das Verhalten ihrer Schwester Lydia damals ausgelöst haben muss. Mir war auch nicht klar, wer Charlotte ist. Als diese erstmals ins Spiel kam, unterhielt sie sich zwar mit Lizzy, wurde von mir aber nicht weiter beachtet, da ich nichts Wichtiges über sie erfuhr. Später nahm ich dann erst mal an, sie wäre eine der Bennet-Schwestern.

Dass die Namen der anderen beiden früher schon mal kurz erwähnt wurden, hatte ich vergessen und mir fiel erst auf, dass ich mit Charlotte falsch lag, als ich die Namen von drei der Schwestern durch einprägsam geschilderte Ereignisse kannte und die Namen der anderen beiden von der Mutter noch mal erwähnt wurden. Um den Überblick zu behalten, hätte ich ein voran gestelltes Personenregister als hilfreich gefunden.

Aber auch bei den Zeichnungen war mir nicht immer sofort klar, wer denn da gerade zu sehen ist. Die Gesichter der jungen Frauen, waren mir persönlich alle viel zu ähnlich. Oft konnte ich nur anhand der unterschiedlichen Kleidung oder an den Sprechblasen ausmachen, wer da gerade zu sehen ist. Auch die Mimik empfand ich auf den kolorierten Seiten der Geschichte nicht immer passend. Da empfand ich die weiblichen Gesichter von den Seiten aus dem Skizzenblock deutlich aussagekräftiger.

Die Gesichter der Herren waren meistens viel besser zu unterscheiden, aber auch hier hätte ich mir manchmal eine der Situation besser angepasste Mimik gewünscht. An den Zeichnungen der Kleidung, der Landschaften, der Häuser und ihrer Einrichtung hatte ich nichts auszusetzen, die erschienen mir der Zeit angemessen und auch die Farbgebung empfand ich als passend.

Insgesamt ist das für mich zwar keine schlechte Graphic Novell und ich kann mir auch gut vorstellen, dass ein romantisch veranlagtes junges Mädchen, die hier dargestellte unschuldige Romanze mit Hindernissen zwischen Lissy und Mr. Darcy mögen wird und auch, dass jemand, der die Romanvorlage kennt, sicher weniger Zuordnungsprobleme bei den Figuren hat. Dennoch haben mich weder die Geschichte, noch die Zeichnungen so überzeugt, dass ich sie in der gebundenen Ausgabe meiner doch ganz umfangreichen Sammlung von Graphic Novells hinzufügen möchte.

Bewertung vom 08.06.2024
Sweet Revenge / Kings of Cypress Pointe Bd.1 (eBook, ePUB)
Thorne, Rachel Jonas und Nikki

Sweet Revenge / Kings of Cypress Pointe Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Fesselnder Reihenauftakt, am liebsten hätte ich sofort weitergelesen

Es ist der Auftakt zu einer Reihe, von der im Original bereits 6 Bände erschienen sind. Der Klappentext, der so absolut nichts mit meinem eigenen Leben zu tun hat, sprach mich an. Obwohl ich der Zielgruppe längst entwachsen bin, lese ich solche Geschichten hin und wieder gern.

Die 18-jährige Blue Riley hat für ihr letztes Highschooljahr ein Stipendium an der Eliteschule Cypress Prep im Privilegiertenviertel der Stadt erhalten. Ein Abschluss dort würde ihre weiteren Bildungschancen erheblich steigern. Ansonsten hat sie es nicht leicht. Ihre Mutter ist vor einigen Monaten einfach abgehauen und hat sie und ihre Geschwister mit dem alkoholabhängigen Vater, der sich um nichts kümmert, einfach zurückgelassen. Nun ist auch noch ihr älterer Bruder Hunter weg und die Deckung der Lebenshaltungskosten sowie die Verantwortung für ihre 14-jährige Schwester Scarlett lasten ganz allein auf ihren Schultern.

West Golden, Star des Footballteams und der unangefochtene König der Cypress Prep, hat im Safe seines Vaters ein Handy gefunden, auf dem sich anrüchige Fotos der Neuen aus seinem Jahrgang – Blue Riley - befinden. Mit seinem Vater kann und will er sich aus Rücksicht auf seine Mutter deswegen nicht anlegen. Daher beschließt er, Blue das Leben zur Hölle zu machen und sie so aus seinem Leben zu vertreiben. Anfangs gelingt ihm das Mobbing ganz gut, doch die junge Frau, die ihm durchaus die Stirn bietet, geht ihm unter die Haut und er entwickelt ungewollte Gefühle für sie…

Dank des sehr flüssigen Schreibstils mit einfacher, aber bildhafter Sprache, interessanten Hauptfiguren und Nebencharakteren, spannender Dramatik und fühlbarer Erotik konnte ich diesen Reihenauftakt innerhalb einer sehr kurzen Zeit lesen. Es fiel mir auch jedes Mal ziemlich schwer, das Buch für im realen Leben notwendige Dinge aus der Hand zu legen. Geschrieben ist es in der ersten Person. Meistens erzählen die Geschichte Blue oder West, es kommt aber regelmäßig auch eine anonym bleibende Klatsch-Influenzerin der Highschool mit dem Usernamen QweenPandora zu Wort und auch der Vater von West redet mit.

Blue war mir von Anfang an sehr sympathisch. Sie trägt für ihr junges Alter eine viel zu große Last und arbeitet hart daran, alles – Schule, Arbeit zur Sicherung des Lebensunterhalts und die Verantwortung, dass ihre kleine Schwester nicht vom rechten Weg abkommt – unter einen Hut zu bringen. Nach allem, was ich über sie durch ihre Schilderungen erfahre, kann ich mir die Fotos, die West auf dem Handy im Safe des Vaters gefunden hat, überhaupt nicht erklären.

Trotz der Tatsache, dass West das Mobbing gegen Blue böse weit treibt, ist auch er mir nicht unsympathisch. Obwohl mit einem goldenen Löffel im Mund geboren, hat er etwas erlebt, was ihm Narben zugefügt hat und mit dem er, durch den Vater geschickt manipuliert, ganz alleine klarkommen musste. Dass er seinen Vater inzwischen hasst, konnte ich ziemlich gut nachvollziehen. Wegen des Mobbings gegen Blue hätte ich ihn mir natürlich am liebsten zur Brust genommen und ordentlich durchgeschüttelt, aber durch die Gefühle, die er für sie entwickelte, je mehr er von ihr erfuhr, lernte ich eben auch seine verletzliche Seite kennen und diese mochte ich sehr.

Hauptsächlich dreht sich dieser Reihenauftakt zwar um die Bully Romance zwischen West und Blue, die in einem ziemlich bösen Cliffhanger am Ende gipfelt. Es sind aber auch die Geschichten von Blues Bruder Hunter, ihrem Ex-Freund Ricky, ihren Eltern, Wests beiden Brüdern und seinem Vater noch nicht zu Ende erzählt. Auch die Identität von QweenPandora wurde noch nicht enthüllt. Am Ende des Buches hätte ich aufgrund der vielen offen gebliebenen Fragen am liebsten sofort weitergelesen. Leider ist mir das im Original aufgrund meiner grottenschlechten Englisch-Kenntnisse nicht möglich. So muss ich wohl oder übel auf die deutschen Übersetzungen warten. Teil 2 soll am 25.10.2024 erscheinen, Teil 3 am 25.03.2025.

Das Einzige, was mich an diesem Buch störte war, dass die Ausführungen der Klatsch-Influencerin als Bilder eingefügt waren und ich das Vergrößern – ohne war die Schrift für mich nicht lesbar – auf meinem ca. 4 Jahre alten Kindle Paperwhite als sehr umständlich empfand. Hier hätte mir normale Schrift, mit entsprechender Kennzeichnung vorher, deutlich besser gefallen.

Bewertung vom 05.06.2024
Just Another Missing Person - Findest du sie, wirst du alles verlieren (eBook, ePUB)
McAllister, Gillian

Just Another Missing Person - Findest du sie, wirst du alles verlieren (eBook, ePUB)


sehr gut

Es dauerte ziemlich lange, bis die Geschichte Fahrt aufnahm, insgesamt gefiel sie mir dennoch

Als die junge Frau Olivia wird vermisst wird DCI Julia Day mit der Leitung der Ermittlungen betraut. Der Fall erinnert Julia sehr stark, an einen Vermisstenfall vor einem Jahr. Dennoch ist er ganz anders als all ihre Fälle zuvor, denn ein Maskierter lauerte ihr in ihrem Auto auf. Er verlangte von ihr, falsche Beweise zu platzieren, um den Verdacht auf einen ganz bestimmten jungen Mann zu lenken und ihn des Mordes anzuklagen. Sollte sie das nicht tun, wollte der Erpresser dafür sorgen, dass ein von ihr vertuschter Vorfall ans Licht kommt, der ihre Tochter ins Gefängnis bringen und Julia die Karriere kosten würde…

Nun habe ich das Buch ausgelesen und bleibe etwas zwiegespalten und nachdenklich zurück. Ich brauchte relativ lange, um in die Geschichte so richtig hineinzufinden. Sie wird aus den Perspektiven von drei verschiedenen Protagonisten erzählt. Für Julia wird die dritte Person verwendet, während Emma (die Mutter des Verdächtigen) und Lewis (als Vater einer vermissten jungen Frau) in der ersten Person zu Wort kommen. Obwohl ich die Geschichte durchaus recht flott lesen konnte, empfand ich den Schreibstil anfangs irgendwie kalt und unpersönlich. Die Autorin verwendet relativ kurze Sätze, knallte mir damit die Fakten um die Ohren und ich hatte einige Mühe, mit den Charakteren warm zu werden.

In der ersten Hälfte nervten mich vor allem die Erzählungen über Julia, weil ich oft das Gefühl hatte, dass ihr persönliches Dilemma immer wieder nur mit anderen Worten erzählt wird und nichts vorangeht. Auch den Vorfall, der Julia erpressbar machte, fand ich erst mal doof. Für mich persönlich war der ein klarer Fall von Notwehr und ich konnte ihr Verhalten von damals erst einmal überhaupt nicht verstehen. Das ließ mir dann auch in einer Lesepause, in der ich sogar über einen Abbruch des Buches nachdachte, keine Ruhe und ich recherchierte ein bisschen im Internet. Zu meinem Erstaunen musste ich dabei feststellen, dass die Notwehr nach englischem Recht dann doch nicht so eindeutig ist und die Befürchtungen Julias für ihre Tochter nicht aus der Luft gegriffen waren. Unter diesem Aspekt konnte ich ihr Handeln als Mutter dann doch sehr gut nachvollziehen und ich las weiter.

Emma war mir persönlich lange Zeit am nächsten und ich war, während sie zweifelte, echt froh, dass ich nicht in ihrer Haut stecke. Zur Identität des maskierten Erpressers hatte ich tatsächlich gleich den richtigen Riecher. Mit Lewis führte mich die Autorin allerdings lange Zeit ganz schön an der Nase herum. Dennoch kam bei mir erst in dem Moment wirklich Hochspannung auf, als ich begriff, um wen es sich bei ihm tatsächlich handelt. Ab diesem Zeitpunkt war es dann auch so, dass sich die Ereignisse nahezu überschlugen, die Geschichte mehrere unerwartete Wendungen nahm, ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte und früher gelesene Passagen, die ich als etwas langatmig oder verwirrend empfand, plötzlich einen Sinn ergaben. Auch das Ende hat mich noch mal überrascht, aber auch sehr nachdenklich gemacht.

Insgesamt hat mir die Geschichte, vor allem wegen des letzten wirklich spannenden Drittels, dann doch ganz gut gefallen und ich bin froh, dass ich mich bis dahin durchgekämpft und nicht abgebrochen habe.

Bewertung vom 02.06.2024
Anna O. (eBook, ePUB)
Blake, Matthew

Anna O. (eBook, ePUB)


weniger gut

Komplett unerwartetes Ende, aber ich empfand etliche Längen und mir war Vieles zu verkopft

Ben - Dr. Benedict Prince - ist forensischer Psychologe und Schlafexperte. Eines nachts wird er von seiner Vorgesetzten in die Schlafklinik „The Abbey“ gerufen. Dorthin hat das Justizministerium in aller Heimlichkeit die berühmteste Mordverdächtige des Landes bringen lassen. Die inzwischen neunundzwanzigjährige Anna Ogilvy wurde vor vier Jahren auf einer Farm neben den erstochenen Leichen ihrer besten Freunde gefunden. In ihrer Hand ein Küchenmesser, ihre Kleidung blutverschmiert und sie selbst in einem Zustand des Tiefschlafs, aus dem sie seitdem niemand wach bekam.

Dass Anna die Morde begangen hat, bezweifelt niemand. Es sieht jedoch so aus, als ob sie dabei geschlafwandelt hätte und an der Frage, ob sie so wirklich schuldig ist, scheiden sich die Geister. Damit der jungen Frau überhaupt ein Gerichtsprozess gemacht werden kann, muss sie diesen bewusst wahrnehmen können. Deshalb und weil Ben kürzlich ein Buch veröffentlichte, in dem er eine Theorie zur Heilung des Resignationssyndroms veröffentlichte, erhält Ben den geheimen Auftrag, sie zu wecken. Allerdings wird er dabei nicht nur von der Behörde beobachtet…

Um den Schlaf gebracht hat mich dieses Buch nicht. Und auch von der Thematik, die mich so sehr reizte, bekam ich letztendlich nicht das, was ich mir nach dem Lesen des Klappentextes davon erhofft hatte. Ich merkte zwar, dass der Autor tatsächlich viel zu Verbrechen, die (angeblich) im Schlaf verübt wurden, recherchiert hatte, aber ein Spannungsroman, war dieses Buch für mich nicht. Ich las es nur bis zum Ende, weil ich wissen wollte, was in der Nacht auf der Farm wirklich passiert ist. Zwischenrein musste ich aber ziemlich viele Lesepausen einlegen, weil ich häufig Längen empfand und mir vieles zu theoretisch und verkopft war.

Den Schreibstil empfand ich als ziemlich gewöhnungsbedürftig. Erzählt wird die Geschichte in verschiedenen Handlungssträngen. Teils in der Gegenwart, teils in der Vergangenheit, mit wechselnden Perspektiven und Erzählformen. Am häufigsten kommt Ben als Ich-Erzähler zu Wort. Wirklich sympathisch wurde er mir nicht. Ich las zwar, dass er seine Familie verloren hatte und vom Fall Anna O. so besessen war, dass er nicht aufhören konnte, sich damit zu beschäftigen, verstand aber nicht so richtig warum, weil ich mich in ihn einfach nicht richtig einfühlen konnte.

So begriff ich auch nicht, warum er, während er die Farm und den Wald besichtigt, eine gedankliche 180° Wendung in Bezug auf Anna macht, obwohl es ganz offensichtlich Harriet war, mit der etwas überhaupt nicht stimmt. Auch den panischen Anruf seiner Chefin mit sehr präzisen Anweisungen an ihn konnte ich nicht einordnen. Bei dem zuvor Geschriebenen war mir zwar bewusst, dass sie etwas sehr Wichtiges entdeckt hatte und in großer Gefahr war, der Anruf passte für mich aber gar nicht ins Bild. Am interessantesten lasen sich für mich die Passagen aus Annas Notizbuch, die ebenfalls in der ersten Person verfasst waren.

Die Wendungen in der Geschichte wirkten auf mich dennoch allesamt sehr zurecht konstruiert und nicht wirklich schlüssig. Das Ende kam für mich dann zwar tatsächlich komplett unerwartet, aber spannungstechnisch verpuffte diese Auflösung bei mir trotzdem, weil die meiner Meinung nach dafür noch wichtigen Charaktere damit gar nicht konfrontiert wurden. Insgesamt bin ich von diesem Buch sehr enttäuscht und wirklich weiterempfehlen möchte ich es nicht.