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Evoli

Bewertungen

Insgesamt 76 Bewertungen
Bewertung vom 16.03.2022
Dachs und Rakete. Ab in die Stadt!
Isermeyer, Jörg;Schüttler, Kai

Dachs und Rakete. Ab in die Stadt!


ausgezeichnet

Ein sympathisches Duo mit Herz und Humor

Eines Morgens wird Herr Dachs sehr unvermittelt von einer Baggerschaufel aus dem Schlaf gerissen – wo er bisher noch in einer freundschaftlichen Wohngemeinschaft mit seiner Weggefährtin, der Schnecke Rakete, gelebt hat, soll nun ein Freizeitpark entstehen. Gutmütig wie der schwarz-weiß gestreifte Geselle nun mal ist, fängt er keine größeren Diskussionen an, sondern wagt einen Neubeginn und macht sich zusammen mit Rakete auf den Weg ins Blaue. Der Weg führt sie in die große Stadt, die einige Überraschungen und neue Erfahrungen für das Duo bereithält...

Zusammen mit dem sympathischen Freundespaar geraten die Leser beziehungsweise Zuhörer in allerlei lustige Situationen, angefangen bei der Fahrt, die notgedrungen mit weit weniger Gepäck endet als sie begann, über erste Erfahrungen mit der Marktwirtschaft (Geld ist den Beiden z.B. noch völlig unbekannt) bis zur Begegnung mit diversen interessanten Nebencharakteren.
Die etwas naive, freundliche Art des Dachses lässt ihn schnell Sympathiepunkte sammeln, noch dazu ist er ein fleißiger Handwerker und Erfinder, der sich allerlei witzige Sachen einfallen lässt. Die freche Rakete ist eine gelungene Ergänzung, nicht nur durch den Running Gag, dass eine Schnecke nun mal keine Hände hat und deshalb z.B. schlecht Krocket spielen oder rudern kann.

Generell weiß das Buch durch viel Humor und Wortwitz kleine, aber auch große Leser/Vorleser zu begeistern, etwa durch Formulierungen wie „hausenge“ Klamotten für Rakete.
Abgerundet wird das charmante Gesamtpaket noch dazu durch liebevolle, farbenfrohe und ebenfalls lustige Illustrationen, auf denen es viele Details wie etwa ulkige Gesichtsausdrücke der Figuren zu entdecken gibt.

Ohne dass trocken der moralische Zeigefinger erhoben wird, kann man ganz nebenbei auch verschiedenes aus der Geschichte lernen – weniger ist mehr/ ohne unnötigen Ballast lebt es sich manchmal leichter, Freundlichkeit kann sehr hilfreich sein, Fremde sind manchmal Freunde, die man einfach noch nicht kennt...

Bewertung vom 18.02.2022
Das verschlossene Zimmer
Givney, Rachel

Das verschlossene Zimmer


ausgezeichnet

Die Suche nach der verschwundenen Mutter

Krakau im Jahr 1939: Die siebzehnjährige Marie will endlich die Wahrheit erfahren – warum hat ihre Mutter sie verlassen, als sie noch ein Kleinkind war? Die Tochter kennt nicht einmal deren Namen, hat nur noch Ansätze verschwommener Erinnerungen an sie, und ihr Vater Dominik Karski, ein angesehener Chirurg am städtischen Krankenhaus, hüllt sich hartnäckig in Schweigen.
Marie sieht keine andere Lösung mehr, als in das titelgebende verschlossene Zimmer einzubrechen, was eine Kette von Entwicklungen in Gang setzt und ihr Leben für immer verändern wird.

Neben Maries Suche nach Antworten bilden einige weitere zentrale Themen die Grundlage für die Handlung dieses Romans. Zum einen die sich zuspitzende politische Lage rund um die Bedrohung Polens durch die Nazi-Diktatur, zum anderen Maries Wunsch, Medizin zu studieren und in die Fußstapfen ihres hochbegabten Vaters zu treten – die Verantwortlichen legen der wissbegierigen jungen Frau allerdings nichts als Steine in den Weg.
Und dann wäre da auch noch ihr Kindheitsfreund Ben, dem sie nach Jahren der Trennung wieder begegnet. Als Jude sieht er sich zunehmend rassistischen Anfeindungen ausgesetzt und die Liebe der Beiden wird auch für Marie zum Spiel mit dem Feuer.

Die Protagonistin ist eine sympathische und beeindruckende Hauptfigur, die mit Intelligenz und Hartnäckigkeit tapfer ihren Weg geht und sich auch von Rückschlägen nicht unterkriegen lässt.
Doch auch Dominik, der in manchen Kapiteln im Mittelpunkt steht, entpuppt sich zunehmend als liebenswerte Persönlichkeit. Der spröde und hundertprozentig korrekte Arzt verbirgt in der eher abweisenden Schale einen weichen Kern und versucht, seine Tochter vor allen Gefahren zu beschützen. Weitere interessante Punkte ergeben sich unter anderem durch Dominiks frühe Antibiotika-Forschungen, seinen fiesen Rivalen um den Chefarzt-Posten mit einem Faible für die menschenverachtende Ideologie der Nazis und einen neuen Kollegen, der trotz aller Abweisungen seine Freundschaft sucht. Dominik möchte niemanden zu nah an sich heranlassen, um nicht die im Raum stehenden dunklen Geheimnisse der Vergangenheit preiszugeben.

Der Schreibstil konnte mich überzeugen, besonders angetan haben es mir die Formulierungen, etwa in den Betrachtungen der Nebencharaktere und gesellschaftlichen Eigenarten bzw. des menschlichen Zusammenlebens. Die Leseprobe vermittelt davon schon einen guten Eindruck – Interessenten sollten also unbedingt mal hineinschnuppern. Sowohl Marie als auch Dominik sind gute Beobachter und die Autorin hat es geschafft, trotz der durchaus ernsten Themen zwischendurch immer wieder feinen Humor aufblitzen zu lassen, besonders in der ersten Hälfte. Im späteren Verlauf nehmen dann eher die düsteren Elemente etwas zu, die Liebe zu den Kuriositäten unseres Lebens und den Menschen bleibt aber immer spürbar.

Fazit: Das verschlossene Zimmer ist für mich durch seine interessanten Themen und die sympathischen Charaktere ein lesenswerter historischer Roman. Im Mittelteil verläuft die Handlung vielleicht ein klein wenig zu gemächlich, dafür ergeben sich am Ende aber noch diverse spannende Ereignisse und Wendungen. Das in sich abgeschlossen Buch kommt zu einem gelungenen Ende, mit dem ich so nicht gerechnet hatte.

Bewertung vom 06.02.2022
Ancora
Hadler, Colin

Ancora


sehr gut

Ein Selbstfindungs-Trip wird zum Spiel mit dem Feuer

Die Nachwuchs-Poetin Romy begibt sich zusammen mit ihrem Freund Aurel und ihrem besten Freund Jannis in den Urlaub ins abgelegene Ancora, um ihrer Kreativität und auch der Partnerschaft neuen Auftrieb zu verleihen. In der abgelegenen Kommune inmitten unwegsamer Natur haben die Bewohner den Errungenschaften der modernen Zivilisation abgeschworen. Statt Internet, Smartphone und Fernsehen soll das harmonische Zusammenleben in der Gemeinschaft und im Einklang mit der Umwelt im Mittelpunkt stehen.
Schnell stellt sich jedoch heraus, dass hinter der idyllischen Fassade gefährliche Abgründe schlummern. Auf Romy kommen dramatische Prüfungen zu - sie beginnt, am eigenen Verstand und an den Beziehungen zu ihren Gefährten zu zweifeln...

Wie schon das schicke Cover mit seinem „Guckloch“ andeutet, spielt die junge Ich-Erzählerin mit dem Feuer und hat allerlei Geheimnisse zu lüften. Den Roman kann man am besten als Thriller kategorisieren, allerdings mit einer gewissen, für die Handlung vor allem im späteren Verlauf zunehmend relevanten, übersinnlichen Komponente (Mystery-Thriller). Wer damit nichts anfangen kann, sollte also vielleicht vom Lesen absehen.

Alle anderen Abenteurer dürfen sich über eine spannende Story mit einigen Wendungen freuen, die außerdem diverse interessante Charaktere zu bieten hat. Allen voran die Hauptfigur, in deren Lage man sich durch die (in der Gegenwartsform) anschaulich geschilderten Ereignisse und Gedankengänge gut hineinversetzen kann.
Auch die Handlungsorte werden lebendig beschrieben und ausgestaltet, ohne dass die Details zu sehr ausufern und langweilig werden. Der teils poetisch wirkende Schreibstil hat mir gut gefallen, lediglich ganz vereinzelt trübten kleine Grammatikpatzer den Gesamteindruck (ich bin da recht empfindlich). Beispiel: „Die Gestalt verhält sich wie ein Raubtier, das mit ihrer Beute spielt und sie langsam ausbluten lässt, bevor es dem geschwächten Tier den Gnadenstoß versetzt.“

Beim Buch handelt es sich um ein Standalone, also um einen Einzelband. Man erhält so eine in sich abgeschlossene Geschichte mit überzeugendem Ende (unter Berücksichtigung der oben erwähnten etwas unerklärlichen Elemente).
Den Weg dorthin bin ich gern zusammen mit Romy gegangen, auch wenn das Buch für mich nicht zu den absoluten Highlights seines Genres zählt.

Bewertung vom 04.10.2021
Der Aufbruch / Keeper of the Lost Cities Bd.1
Messenger, Shannon

Der Aufbruch / Keeper of the Lost Cities Bd.1


sehr gut

Die zwölfjährige Sophie gehört nirgendwo dazu. Als Hochbegabte unter Normalos, als zartes blondes Kind in ihrer kräftigen Familie, dazu noch die seltsame Fähigkeit des Gedankenlesens seit einigen Jahren – Sophie ist einfach anders als die Anderen. Wie sich im Verlauf des Buches schnell herausstellt, liegt das Mädchen mit dieser Selbsteinschätzung goldrichtig.

Die Protagonistin ist nämlich eigentlich gar kein Mensch, sondern ein Elf. Während die Heldin bei diesem Wort zuerst wahlweise an die Freunde der Hobbits oder die kleinen Helfer des Weihnachtsmanns denken muss, erfährt sie durch neue Verbündete bald, was es damit auf sich hat. Auch wenn Sophie so manche Erkenntnisse auch auf eigene Faust enthüllen muss...

Viel Licht...
Eine Stärke des Buches sind die liebenswerten Figuren. Neben der Heldin selbst und ihren sympathischen Kameraden habe ich dabei vor allem auch Nebenfiguren wie einen schrägen Heiler ins Herz geschlossen. Es macht einfach Spaß, mit diesen Leutchen zusammen eine ganz neue Welt zu entdecken, in die es Sophie schon bald verschlägt.

Trotz einiger Parallelen zu Harry Potter, schon bedingt durch das magische Setting und eine „Zauberschule“ als Schauplatz, zusammen mit Details wie Alchemie, „bösen“ Lehrern und einer dunklen Bedrohung, hat die Autorin es geschafft, sehr viele eigene und fantasievolle Ideen ins Buch fließen zu lassen. Ob Fortbewegung, Besonderheiten der Orte, fremdartige Lebewesen oder Bräuche (ich würde so gern dort abgeschlossene Prüfungen feiern...) - überall lernt man genau wie Sophie wieder etwas Neues kennen.

Das Tempo der Geschichte ist relativ hoch, es gibt keine wesentlichen Längen und viele Szenen könnte ich mir sehr gut in einer abenteuerlichen Verfilmung vorstellen.

... und ein wenig Schatten
Negativ aufgefallen ist mir außer ein paar zu vernachlässigenden Logiklücken, einem ab und zu dann doch schon ZU hohen Tempo und dem manchmal zu erwachsen wirkenden Verhalten der Hauptfigur das Thema Liebesgeschichte – muss man in eine solche Story rund um ein zwölfjähriges Kind unbedingt schon so viel Schmetterlinge im Bauch, eine drohende Dreiecksbeziehung und andere entsprechende Inhalte einbauen? Natürlich kann ein Mädchen in diesem Alter schon durchaus für coole Jungs schwärmen und es bleibt ja auch alles harmlos, aber nötig wäre dieser Teil der Handlung meiner Meinung nach nicht gewesen. Was natürlich Geschmackssache ist und auch den sonstigen Unterhaltungswert nicht übermäßig schmälert.

Das Ende ist erst der Anfang
Wie es sich für den Auftakt einer solchen Reihe gehört, ist die Heldin am Ende um viele Erfahrungen und Informationen reicher und es wird quasi ein erstes Unterabenteuer abgeschlossen, der übergreifende Handlungs- und Spannungsbogen vermittelt aber ganz klar die Botschaft „Fortsetzung folgt“. Und angesichts der überzeugenden Qualität des Erstlings werden die meisten Leser, mich eingeschlossen, dann wohl gern wieder mit an Bord sein.

Bewertung vom 01.03.2020
Ei, Ei, Ei! Die Maus hilft aus
Pauli, Lorenz

Ei, Ei, Ei! Die Maus hilft aus


sehr gut

Die Maus hat es sich auf der Wiese gemütlich gemacht, als plötzlich eine Amsel auf Futtersuche in ihren Schwanz zwickt, da sie diesen für ein leckeres Würmchen hält. In einem kurzen Gespräch stellt sich heraus, dass die Vogeleltern sehr beschäftigt sind, weil sie die Nahrungsbeschaffung und das Ausbrüten der Eier kaum unter einen Hut bekommen. Die Maus hat gerade nichts Besseres zu tun und bittet ihre Hilfe an. Da hat sie sich ganz schön Arbeit aufgehalst...
Denn nach und nach bringen auch noch andere gestresste Tiere ihren Nachwuchs vorbei und der kleine Nager muss sich ziemlich anstrengen, um den auszubrütenden Eiern oder auch den hohen Ansprüchen der Eltern gerecht zu werden.

Schöne Ideen in der Geschichte wie eine kritisch kommentierende Elster oder eine lustige Wendung am Ende sorgen für gute Unterhaltung, außerdem kann auch die visuelle Gestaltung überzeugen: Putzige Gesichter, z.B. bei den frechen Eichhörnchenkindern, machen die Charaktere ausgesprochen sympathisch, die Maus zeigt beim Brüten vollen Körpereinsatz (wie schon auf dem witzigen Cover zu sehen), liebevolle Details wie ein neugieriger Regenwurm können beim Betrachten der Bilder entdeckt werden.
Etwas seltsam fand ich lediglich das Aussehen der Elster – diese hätte ich ohne den entsprechenden Text (zumindest auf den meisten Bildern) wohl eher nicht als solche erkannt.

Die klare Fibel-Schrift und die nicht allzu umfangreichen Texte machen das Buch auch zum Selberlesen für Erstleser durchaus interessant, wobei aber doch eher Kindergartenkinder die Hauptzielgruppe darstellen.
Ein paar Wörter oder Formulierungen klingen, wohl durch die schweizerische Herkunft des Autors, für unsere Ohren etwas ungewohnt. Da ist etwa von „Buchnüsschen“ die Rede, die wir hier als „Bucheckern“ kennen. Diese Stellen sind aber zum Glück nur ganz vereinzelt zu bemerken.

„Ei, Ei, Ei! Die Maus hilft aus“ ist ein empfehlenswertes Bilderbuch, das man gerade im anstehenden Frühling gern lesen und anschauen wird. Zum Lieblingsbuch reicht es nicht ganz - dafür fehlt dann doch noch das „gewisse Etwas“ -, aber gerade kleine Tier- und Naturfreunde werden bestimmt ihre Freude daran haben.

Bewertung vom 22.02.2020
Die Suche beginnt / Die Endling-Trilogie Bd.1
Applegate, Katherine

Die Suche beginnt / Die Endling-Trilogie Bd.1


ausgezeichnet

Die junge Byx ist ein Dalkin, ein vernunftbegabtes Wesen, das man auf den ersten Blick mit einem Hund verwechseln könnte. Seit Generationen überleben die einst zahlreichen Dalkins nur mehr schlecht als recht im Verborgenen, ständig bedroht von Wilderern, die es auf ihr außergewöhnliches weiches Fell abgesehen haben, und nun auch noch von mordenden Soldaten. Nach einem traumatisierenden Zwischenfall steht die Heldin plötzlich mutterseelenallein da – sollte sie wirklich zum Endling geworden sein, dem letzten Exemplar einer ganzen Art?

Schon das wunderschön gemalte Cover des gebundenen Buchs macht neugierig auf die Geschichte und lässt erahnen, dass die liebenswerte Ich-Erzählerin Byx nicht die einzige zentrale Figur der Handlung bleiben wird. Sie bekommt Unterstützung von ähnlich jungen Mitgliedern anderer Völker, die ihre ganz eigenen Fähigkeiten in das Abenteuer einbringen – auch wenn das Miteinander zuerst nicht ganz reibungslos verläuft und es vielleicht schwer fällt, dem anderen zu vertrauen...
Es ist schön zu lesen, wie sich die Gefährten zusammenraufen und die jeweiligen Besonderheiten akzeptieren und schätzen lernen. Auch einem selbst wachsen sie zunehmend ans Herz.

Als Leser lernt man die fantasievoll erdachte Welt des Buchs langsam kennen, erfährt mit der Zeit viel über die Geschichte und die Eigenheiten der verschiedenen Wesen, die dort leben, von gigantischen Insektenkreaturen und bedrohlichen Vögeln bis zu geheimnisvollen Wasserbewohnern. Der Schreibstil ist sehr lebendig und detailliert, ohne in den Beschreibungen (etwa der besuchten Schauplätze) zu sehr ausschweifend zu werden. Dank der Ich-Perspektive ist man stets ganz nah am Geschehen und kann Byx´ Gefühlsleben und Gedankengänge hautnah miterleben.
Durch die detailliert gestaltete Karte am Anfang und Ende ist es möglich, die Stationen der gefahrvollen Reise noch besser nachzuvollziehen.

Die fesselnde Story kann dabei mit einigen Wendungen aufwarten und ist stellenweise ein wenig deprimierend oder auch grausam im Verlauf, daher nicht unbedingt für Fantasy-Fans im Grundschulalter geeignet, sondern eher für die Größeren ab ungefähr zwölf Jahren zu empfehlen. Dank der spannenden Story habe ich das Buch in zwei „Sitzungen“ verschlungen und bin gespannt auf die Fortsetzung, die hoffentlich nicht zu lange auf sich warten lässt.

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