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Insgesamt 1633 Bewertungen
Bewertung vom 10.04.2020
Das Rosie-Resultat / Rosie Bd.3
Simsion, Graeme

Das Rosie-Resultat / Rosie Bd.3


ausgezeichnet

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm

Don und Rosie haben einen elfjährigen Sohn, Hudson, der es in der Schule nicht gerade leicht hat. Er ist ein Außenseiter, denn er gilt als Besserwisser und schnell stempeln ihn auch Lehrer und Schulleiter ab. Ganz klar, dass Don alle Hebel in Bewegung setzt, Hudson zu helfen und dafür zu sorgen, dass dessen Kindheit schöner und glücklicher wird, als seine eigene. Dass dies zu urkomischen Verwicklungen führt und Rosie mehr als einmal eingreifen muss, ist klar.

Graeme Simsion bleibt einerseits seinem Stil treu, andererseits steckt in diesem lange erwarteten dritten Band eine Menge mehr Ernst, als in den ersten beiden. Das ist jedoch so gut gelungen, dass man es intensiv genießt. Man bekommt einen Spiegel vorgehalten und wird immer wieder darauf aufmerksam gemacht, wo man selbst nicht ganz korrekt denkt und handelt.

Es ist, als würde man Rosie, Don und Hudson persönlich kennen und sich entsprechend auf ihre Seite schlagen. Die Vorurteile von so vielen in diesem Buch empören den Leser automatisch – und dann erkennt man irgendwann, dass man selbst eigentlich nicht wirklich besser ist. Man sieht andere und bildet sich sofort ein Urteil über sie. Das Urteil mag vielleicht sogar begründet sein, dennoch ist es unterm Strich falsch. Ob Hudson nun Autist ist oder nicht, was er kann, kann er – und darin ist er großartig. Sein Charakter ist im wahrsten Sinne des Wortes edel – also warum wird er dann auf seinen „Grammatik-Tick“ reduziert? Ganz ehrlich – wer von uns hat nicht schon ganz ähnlich vor-verurteilt?

Mir gefallen diesmal ganz besonders die „Witze mit Anlauf“. Sehr oft erzählt uns Don in seiner gewohnten Art und Weise die Geschehnisse, man verfolgt sie auch gern und interessiert, aber ohne Grinsen im Gesicht. Und dann – BÄÄÄÄM! – haut er uns mit einem kleinen, kurzen Satz am Ende des Kapitels völlig aus der Bahn und wir brechen in schallendes Gelächter aus! Don bringt alles, wirklich alles unverwechselbar auf den Punkt. Das ist einfach unbeschreiblich schön zu lesen. Aber auch Rosie kommt nicht zu kurz – sie und Don ergänzen sich optimal und durch sie kommen „weibliche Themen“ zur Sprache.

Das Buch steckt pickepacke voll mit Liebe und Weisheit, mit Menschlichkeit und Selbsterkenntnis, mit liebevollen Aufforderungen und in viel Humor verpackter Sozialkritik, dass es „innen viel größer als außen“ ist. Ein Erlebnis, ein geniales Buch, ein wahres Kleinod. Wie gerne wäre ich ein Teil von Dons, Rosies und Hudsons Leben, wie gerne hätte ich sie als Freunde, als Nachbarn! Sie bereichern ungemein! Auch der Tod wird zum Thema. Damit hatte ich zunächst nun echt nicht gerechnet und es traf mich auch sehr. Dennoch – es ist in sich stimmig eingefügt und gehört nun mal zum Leben.

Selten gelingt es einem Autor so gut, auch bei Band drei noch mindestens so sehr zu begeistern, wie beim ersten, extrem erfolgreichen Band. Simsion lässt seinen Don Tillman sich weiterentwickeln, aber dennoch sich selbst treu bleiben. Er wiederholt sich nicht ständig selbst, packt eine Menge davon in seine Geschichte, was im Grunde jedem von uns auch widerfährt und packt ganz viel Humor und Liebe dazu. Wenn er sich das bewahren kann, freue ich mich auf viele weitere Bände mit Don, Rosie, Hudson und allen Freunden und Familienmitgliedern. „Das Rosie-Resultat“ bekommt von mir für jede einzelne Seite fünf Sterne!

Bewertung vom 10.04.2020
Lovekatz
Kichmann, Petra

Lovekatz


ausgezeichnet

Witzig und liebevoll gestaltet

Für alle Bucket-Listen-Fans, die noch dazu Katzenpersonal sind, ist dies ein tolles Geschenk. Es ist ein „Mitmach-Buch“, das man individuell mit Einträgen und Fotos gestaltet. Dabei helfen witzige und herzige Texte und Ankreuz-Felder. Man kann an- und ausmalen, hineinschreiben, einkleben, lesen und lachen.

Das Büchlein ist aufwendig gestaltet und mit viel Liebe fürs Detail versehen. Schon die Ausstanzung auf der Titelseite ist ein kleines Highlight. Beim Kauf ist eine gemalte Katze zu sehen. Auf das Deckblatt klebt man dann ein Foto seiner Schnurrnase und schon ziert das Cover die eigene Katze!

Im ganzen Buch sind schöne Katzen-Zitate prominenter Menschen eingestreut. Der Großteil des Büchleins ist für Erinnerungen gedacht. Vom Einzug der Katze in den Haushalt an kann man festhalten, was man alles so mit seinem Fellmonster erlebt hat, und das auf sehr humorige Art und Weise. Das Gestalten macht Spaß und durch die schönen Vorgaben muss man nicht allzu künstlerisch veranlagt sein, um das zu können. So hat man noch mehr Spaß daran. Es ist eine kleine Auszeit vom Tag, immer mal wieder darin zu blättern und eine Seite zu gestalten.

Ab Kapitel V (Seite 91) startet dann die Bucket-List. Ich finde die Idee einfach bezaubernd! Auch hier ist man in der Gestaltung frei. Wer erzogen wurde, nicht in Bücher zu schreiben, wird sich anfangs vielleicht etwas schwer tun. Dann einfach daran denken, dass dies ein Notizbuch und Fotoalbum ist und kein Lesebuch, wie man es sonst hat. Hier ist es erlaubt, hineinzuschreiben und zu malen!

Ein tolles Büchlein, für sich selbst oder als Geschenk. Und ein Highlight in meiner Katzenbuch-Sammlung! Ich gebe die vollen fünf Sterne.

Bewertung vom 06.04.2020
Der Delfin in der Hängematte
Valentina

Der Delfin in der Hängematte


ausgezeichnet

Rockstar, der große kleine Bruder

Mit Autismus leben ist nicht so einfach – weder für die Betroffenen, noch für Außenstehende. Zudem gibt es unzählige Formen und Varianten davon. Die Diagnose ist vielleicht schnell getroffen, die Behandlung jedoch muss individuell erfolgen.

Was nun, wenn ein völlig gesundes Mädchen ein Brüderchen bekommt, bei dem schnell feststeht, dass er besondere Aufmerksamkeit benötigt? Für Eltern und Kind ist das besonders schwer. Aber Valentina ist ein großartiges Mädchen und ganz sicher die beste große Schwester, die ein Kind mit Autismus-Diagnose haben kann.

In ihrem Buch erklärt die Elfjährige allen, die es lesen, wie toll ihr Bruder ist. Ja, das Leben mit ihm ist oft anstrengend, man muss ständig auf viele aufpassen – aber Valentina sieht die schönen Seiten. Sie sieht, wie einzigartig ihr Bruder ist und sie sieht, dass er keine Belastung, sondern ein Gewinn ist.

Was einmal sein wird, das weiß auch Valentina nicht. Aber sie weiß, dass Leonardo noch immer dazulernt. Sie glaubt fest daran, dass er irgendwann sprechen wird. Bis dahin lernt und beherrscht sie seine Art der Kommunikation. Es ist ergreifend und wunderschön, wie sie von ihrem Bruder erzählt und dem Leser mehr als deutlich zeigt, dass sie durch ihn gewinnt. Und das, obwohl Leonardo keine „leichte Form“ hat und wohl nie ganz ohne Hilfe leben können wird!

Beim Lesen habe ich Valentina immer mehr bewundert. Und ich habe erkannt, dass ich schrecklich ungeduldig bin und wohl mehr der Fluggast vor Leonardos Sitzplatz bin, als ich es sein möchte. Sie hat mir gezeigt, dass die meisten Menschen – und da schließe ich mich mit ein – viel zu sehr auf sich selbst fixiert sind, auf das eigene Wohlbefinden, und kaum Geduld haben, herauszufinden, warum andere darauf keine Rücksicht nehmen können.

Valentina ist so viel erwachsener, als ein Kind sein sollte. Dennoch ist zwischen den Zeilen zu lesen, dass es für sie kein großes Opfer ist. Sie hat sich ihre kindliche Sprache und das kindliche Denken bewahrt, ist kein bisschen altklug. Nein, sie erzählt einfach nur auf ihre wunderbare Art.

Das Büchlein ist wunderbar. Es erdet. Es bereichert. Es stellt die Prioritäten wieder klar und dafür gebe ich Valentina die vollen Sterne!

Bewertung vom 04.04.2020
Tiefschwarze Melodie / Zons-Thriller Bd.5 (1 MP3-CD)
Shepherd, Catherine

Tiefschwarze Melodie / Zons-Thriller Bd.5 (1 MP3-CD)


ausgezeichnet

Diesmal ein Band, der mich überzeugt!

Bastian Mühlenberg rekrutiert im Jahre 1497 neue Anwärter für die Stadtwache in Zons. Das Auswahlverfahren ist vorgeschrieben, die Prüfungen laufen. Seine Auswahl ist jedoch nicht allen genehm. Doch Bastian weiß genau, was er macht. Dann wird eine Leiche gefunden – eine junge Novizin, gekreuzigt in der Kirche, eine Rose ohne Blütenblätter liegt bei ihr. Neben der Ausbildung der neuen Soldaten, muss Bastian auch den Mörder finden – doch zuvor taucht eine weitere Frauenleiche auf, die ebenfalls mit einem Blumensymbol geschmückt ist.

In unserer Gegenwart muss Oliver Bergmann den Mörder einer Frau finden, der ein Stück einer mittelalterlichen Komposition in die Hand gelegt worden war. Als er herausfindet, dass dies eindeutig exakt ein Zehntel der gesamten Melodie ist, ahnt er, dass er es mit einem Serienmörder zu tun hat, der einen Plan verfolgt …

Wie ich schon öfter bemerkt habe, finde ich es erstaunlich, dass manche Bücher der Autorin – auch innerhalb der Zons-Reihe – total stark, andere absolut schwach sind. Ich freue mich sehr, dass dieser Band zu den Starken gehört! Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, in den beiden Zeiten den Ermittlungen zu folgen! So sollte es eigentlich immer sein, nicht so schwankend, wie ich das bisher erlebt habe.

Vielleicht sind andere da fitter, aber ich habe erst sehr spät geahnt, wer der Täter ist – in beiden Zeiten. Doch selbst, wenn ich es schon ganz früh geahnt hätte, hätte mir die Ermittlungsarbeit von Bastian Mühlenberg im Zons von 1497 und Oliver Bergmann im Zons der Gegenwart sehr gefallen. Beide Stränge sind logisch aufgebaut und es wird nichts aus der lauen Luft gegriffen. Die Wendungen sind gut konstruiert und stimmig. Beide „Ermittler“ haben Herz und Verstand, gehen nicht immer den direkten Weg und respektieren ihre Mitmenschen – wenn diese sich entsprechend verhalten oder wenigstens bemühen.

Auch kommt die Autorin in diesem Band mit sehr viel weniger Brutalität aus und überlässt dem Leser beziehungsweise dessen Phantasie die Details. Spannung kommt dennoch – oder auch gerade deshalb – genug auf. Ohne Ekel macht das einfach mehr Spaß! Es fließt Blut, es geschehen schlimme Dinge, aber Frau Shepherd breitet hier nicht jede Kleinigkeit überdeutlich aus. So muss das sein!

Nach und nach wächst mir das Team um Oliver Bergmann immer mehr ans Herz. Die Autorin lässt den Leser an seinem Privatleben und dem der Kollegen gerade genug teilhaben, dass die Geschichte nicht zu sehr ausufert, man aber eine Beziehung zu den Figuren aufbauen kann.

Wolfgang Berger liest das Buch wieder sehr eindringlich ein und schafft es, die Dramatik mit seiner Sprachmelodie perfekt anzuheizen. Es schwingt auch immer ein Hauch Melancholie bei ihm mit. Das passt besonders gut zum mittelalterlichen Teil der Story.

Ich habe den Fall – oder besser: die Fälle – sehr gespannt verfolgt und wurde bis zum Ende gut unterhalten, nicht enttäuscht. Die geniale Idee der Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart am Ende des Buches veranlasst mich, diesmal die vollen fünf Sterne zu geben. Ein kleines Detail mit riesiger Wirkung, das so für sich stehen kann, aber auch eine Art Cliffhanger sein kann – je nach dem, was der Autorin noch so einfällt! Ich bin gespannt, wie ich den nächsten Teil finden werde.

Bewertung vom 04.04.2020
Lonely Planets 101 Weltwunder

Lonely Planets 101 Weltwunder


sehr gut

Ausgefallene Reiseziele mit dem besonderen Etwas

In diesem wundervollen Buch finden sich 101 Orte, die man getrost als Weltwunder bezeichnen kann. Sie befinden sich in Afrika, Nordamerika, Asien & Mittlerer Osten und Ozeanien. Jedes Kapitel beginnt mit einer Karte des Kontinents, auf dem die Orte markiert sind. Es folgen herrliche Fotos der wunderbaren Orte, dazu Informationen dazu und eine Aufstellung zu An- und Weiterreise, Schlafen und Essen - und das für jeden Geldbeutel. Nun gut – für fast jeden Geldbeutel! Sogar die Reisezeit ist angegeben und zudem gibt es nützliche und informative Tipps. So kann man sich ein Bild davon machen, was möglich ist. Vielleicht auch ein bisschen von der Luxus-Variante träumen.

Fast immer gibt es ein großes Foto, das jedem Bildband gerecht werden würde, und dazu noch mindestens ein kleines Foto. Die Bilder sind nummeriert, sodass man im Textbereich leicht die entsprechende Beschreibung dazu findet. So hat man hier einen exklusiven Reiseführer zu einzigartigen Orten vorliegen, der einen Einstieg zu tieferer Literatur bildet. Denn wenn man sich endlich für einen der Orte entschieden hat, wird man unweigerlich weitere Informationen einholen wollen. Somit gibt es also „Folgekosten“ – mal abgesehen von der Reisebuchung!

Die Qualität der Bilder ist ebenso wie die Bindung und das Papier wie gewohnt überdurchschnittlich. So schön ich dieses Buch finde, ein paar mehr Informationen hätte ich mir zu den einzelnen Orten dann aber doch gewünscht. Insgesamt gebe ich deshalb vier Sterne.

Bewertung vom 02.04.2020
Von Glückssuchern und Weltentdeckern

Von Glückssuchern und Weltentdeckern


sehr gut

Kleine Geschichten für zwischendurch

Sechzehn Geschichten von Nicola Förg über René Freund bis zu Friedrich Ani sind in diesem Bändchen versammelt. Alles dreht sich um das Glück, das manche im Neuen und andere im Alten finden, das man sehen und übersehen kann, das man genießen und verpassen kann, das groß oder klein sein kann. Nicht immer ist das gleich auf Anhieb zu erkennen. Manchmal fragt man sich, was das nun mit Glück zu tun haben soll. Doch – denn der „Zauber der Neuen und die Magie des Alten“, das ist Glück!

Wie es bei Sammlungen so ist, gefallen selten alle Texte gleich gut. Es gibt immer wieder „Ausreißer“ – aber gerade zu diesem Buch bzw. der Thematik passt das meiner Meinung nach perfekt. Sehr schön ist die Zusammenstellung der Autoren. Mit dabei sind große, bekannte, aktuell in aller Munde sich befindende Namen aber auch solche, bei denen man erst mal überlegen und nachlesen muss. Die Mischung ist also komplett genau so bunt, wie das wahre Leben und damit das Glück und die Magie! Noch dazu ist es die perfekte Gelegenheit, einmal andere Seiten der Autoren kennenzulernen, denn eine Kurzgeschichte ist etwas völlig anderes, als ein Roman.

Für mich sind Kurzgeschichten ideale „Tagesausklangslektüre“, wenn ich nicht mehr viel lesen möchte, aber nicht ohne gelesen zu haben, schlafen gehen möchte. Quasi meine „Gute-Nacht-Geschichten-für-Erwachsene“. Die eine oder andere Geschichte machte sehr nachdenklich und genau so mag ich das. Insgesamt gebe ich dem Büchlein, das auch optisch etwas ganz Besonderes ist, mit seinem Leineneinband und dem Lesebändchen, vier Sterne.

Bewertung vom 01.04.2020
Drei Fälle für Adam Dalgliesh
James, P. D.

Drei Fälle für Adam Dalgliesh


ausgezeichnet

Dreimal Cosy Crime vom Feinsten!

Diese Box beinhaltet drei Titel – insgesamt ergibt da satte 26 Stunden Hörgenuss! Wie immer liest Frank Stieren wunderbar und löst unweigerlich Bilder im Kopf des Hörers aus. Text und Sprecher bilden eine geniale Einheit.

Jeder der drei Fälle – es sind die ersten drei aus der Feder von P.D. James - ist auf seine Weise unterhaltsam und spannend. Allen dreien ist gemeinsam, dass sowohl eine Prise Humor, als auch eine Spur Bissigkeit darin eingewoben wurden. Typisch P.D. James, total britisch, wunderbar zu hören. Die einzelnen Figuren sind so urig und speziell, dass man nur so staunt. Trotz allem wirken die Figuren nicht albern oder total künstlich – im Gegenteil! Man kann sie sich so gut vorstellen, dass es fast unmöglich scheint, dass es sie nicht tatsächlich gibt.

Adam Dalgliesh ist ein völlig anderer Detective Chief Inspektor, als man die so kennt. Er schreibt selbst Bücher, lässt sich über andere Autoren und Bücher aus, ist ständig auf einer Spur, aber auch oft auf einer falschen. Er ist einfach nicht perfekt und bleibt sich dabei selbst treu. Das gefällt!

Böse ausgedrückt zieht sich jeder Fall. Doch mir gefällt der Stil sehr gut. Dalgliesh sammelt Fakten, stellt Theorien auf, es ergeben sich neue Zusammenhänge, weitere Indizien und Beweise tauchen auf, alles wunderbar gemütlich und gemächlich. Er lässt sich Zeit. Und das wird im Stil eben sehr deutlich. Dalglieshs Gedankengänge werden in Gesprächen mit anderen dem Leser offenbart. Nichts wird einfach so aus der Luft gegriffen. Der Hörer kombiniert automatisch mit – und wird jedes Mal aufs Glatteis geführt, denn die Pointe und die Auflösung der Fälle ist jedes Mal wieder eine Überraschung.

Man muss ein bisschen aufpassen, denn es gibt ordentlich viele Figuren und man verpasst schnell den Anschluss, wenn man sich nicht voll auf das Hörbuch einlässt. Ganz im Stile von Agatha Christie fällt auch P.D. James immer wieder ein neuer „Streich“ ein, wie der Hörer überrascht werden kann.

Fazit: Ganz im alten englischen Stil bekommt man hier drei Cosy-Crime-Storys, die alles, aber nicht gewöhnlich sind. Herrlich! Dafür gibt es von mir fünf Sterne!

Bewertung vom 01.04.2020
Winter BBQ
Althuizen, Jord

Winter BBQ


ausgezeichnet

Für echte Kerle, aber nicht nur für die!

Ja, wir grillen das ganze Jahr und bei jedem Wetter. Und nein, dieses Buch geht nicht darum, auch bei Schnee ein schnödes Würstl auf den Grill zu werfen. Hier geht es um richtig tolle Speisen, die man auf dem Grill zaubern kann – von einfach nur lecker über sehr speziell bis absolut erstaunlich!

Ganz klar, nicht jeder kann und will Rentier oder Braunbär (ja, richtig gelesen!) grillen und schon gar nicht essen. Aber in Finnisch-Lappland ist das gar nicht so ausgefallen und schockierend. Und da dort der Winter noch ein richtiger Winter ist, stellt Jord Althuizen in diesem Buch eben Grill-Spezialitäten aus dem Norden vor. Er führt aber auch zusätzlich Rezepte auf, die uns mehr entsprechen und schlägt immer auch Alternativen vor.

Natürlich wird zunächst auf die Basics eingegangen, die für das Winter BBQ hilfreich sind. Da für den Winter Wild typisch ist, gibt es auch dazu spezielle Infos. Passende Getränke, von Wein über Bier bis „Winterwärmer“ werden ebenfalls aufgeführt. Bevor es richtig losgeht, bekommt man Rezepte für BBQ-Saucen, Gemüse, Chutneys und Kompotte. Sehr gelungen finde ich die „Aufwärmer“. Allerdings sind diese Snacks so lecker und auch nicht gerade klein, dass ich danach nicht unbedingt noch weiteressen kann! Weitere Kapitel sind Kuusamo-Küche, Kochen mit Gusseisen, Go Wild, Das ultimative Festmahl, Feurige Winter-Veggies, Big Winter BBQ und natürlich BBQ-Desserts.

Man glaubt es kaum, aber hier finden sich Ideen, die dermaßen ansprechend sind, dass man das nächste Weihnachtsfest im Tiefschnee und am Grill verbringen möchte! Jedes einzelne Rezept lässt staunen und man möchte ALLES sofort nachgrillen. Gut, gern tausche ich den Braunbären gegen ein heimisches Stück Fleisch aus, dennoch – alles sieht so entsetzlich lecker aus! Die Rezepte sind übersichtlich gestaltet und gut erklärt. Es wird kaum verwundern, dass die Zutaten zum Teil nicht ganz so leicht aufzutreiben sind. Da man ein solches Event – denn das ist es definitiv – aber im Voraus und sehr gut plant, ist das kein Drama. Die Erklärungen sind gut verständlich. Dass die meisten Gerichte recht arbeitsintensiv sind, darf auch nicht wirklich schocken. Sie sind es wert!

Immer sind die Rezepte mit tollen Fotos versehen, was ich sehr begrüße. Doch auch massig Fotos der finnischen Landschaft, vom Spaß des Teams und dem Abenteuer Winter BBQ finden sich. Da kann man sich verlieren! Die Texte zu diversen Themen, wie z.B. „Furchtlose Finnen“ lesen sich amüsant, aber auch sehr informativ. Dieses Buch ist eindeutig so viel mehr, als ein schnödes Grill-Buch!

Hier kommt automatisch Feierstimmung auf. Kein Buch für „jedes Wochenende“, aber eins für die ganz besondere Festlichkeit. Toll gemacht und mitreißend geschrieben – da kann man ruhigen Gewissens die vollen fünf Sterne geben!

Bewertung vom 01.04.2020
Kirschkuchen am Meer
Barns, Anne

Kirschkuchen am Meer


ausgezeichnet

Ein Buch für die Seele!

Marie ist mit ihrem Leben an sich ganz zufrieden, wenn auch nicht alles wie im Märchen verläuft. Aber sie liebt ihre Großmutter, ihre Mutter und ihre Schwester und zusammen haben sie noch jede Krise überwunden. Da ist es nicht so schlimm, dass sie nicht mehr weiß, ob sie Marc noch immer heiraten will, ja sogar, ob sie ihn noch liebt, und wie es beruflich weitergehen soll. Sie kompensiert alle Probleme beim Backen, ihrer großen Leidenschaft.

Die Nachricht vom Tod des Vaters wirft sie dennoch aus der Bahn. Seit der Scheidung der Eltern war die Beziehung zu ihm nicht die beste, schon gar nicht, als er in Ilonka die neue Frau an seiner Seite fand. Die mochte Marie und ihre Schwester Lena noch nie und ließ sie das auch spüren. Ihr Vater schritt nie ein – das kann Marie ihm nicht verzeihen. Dennoch will sie zur Seebestattung kommen.

Marie mag man sofort. Besonders aber ihre Oma ist mir gleich ans Herz gewachsen. Lena, ihre Schwester, ist eine entzückende Schwangere und war immer schon mütterlich. Immerhin musste die Mutter ja arbeiten gehen, um für die Mädchen und sich zu sorgen. So wirkt sie weniger mütterlich, aber dafür wie eine Freundin und das kommt sehr schön und auch gar nicht vorwurfsvoll rüber. Die Beziehung der „Powerfrauen“ ist wunderschön und zeigt dem Leser, wie wichtig Familie und Zusammenhalt ist und dass Gleichberechtigung, nicht Hierarchie, stark macht.

Die Beschreibungen der Umgebung sind mit einer Leichtigkeit gelungen, die mich staunen lässt. Ohne ausschweifende Erklärungen hat man sofort ein Bild vor Augen und könnte sich damit zurechtfinden, als wäre man an allen Schauplätzen schon hunderte Male gewesen. Ebenso transportiert Anne Barns Stimmungen und Gefühle ihrer Figuren direkt zum Leser. Dadurch glaubt man fast, sie alle tatsächlich zu kennen. Wunderschön finde ich, dass auch Merle, Agathe, Conny und all die anderen lieben Figuren aus vorherigen Büchern der Autorin auftauchen. Sie sind zwar diesmal eindeutig nur „Nebenfiguren“, aber es war dennoch schon, sie zu „treffen“! Dieses Bindeglied darf für meinen Geschmack gern öfter genutzt werden. Die Wendungen, die eingebaut sind, mögen teils sehr „wunderbar“ sein, aber unlogisch sind sie nicht. Die Suche nach der Vergangenheit eröffnet die Zukunft – eine wunderschöne Aussage, die nachdenklich stimmt, wenn man es genauer betrachtet.

Das Buch ist leichte Kost, aber genau deshalb tut es besonders aktuell sehr gut. Ein wenig Ablenkung ist wichtig. Es gab nicht nur fröhliche Szenen - ich habe mehr als einmal meine Tränen zurückhalten müssen. Dennoch ist es ein fröhliches, positives Buch. Ganz besonders freue ich mich immer, am Ende ein paar Rezepte zu finden. Auch diesmal werde ich sie ausprobieren.

Bleibt zu sagen – Anne Barns schreibt so, dass auch jene Spaß daran haben, die sonst keine „Frauenbücher“ lesen. Sommerlektüre, Urlaubslektüre, schöne Unterhaltung. Ich bin super gut unterhalten worden und hatte eine kleine Auszeit auf Norderney und Juist. Das ist mir die vollen fünf Sterne wert!