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Benutzername: 
Joschne
Wohnort: 
Sittensen

Bewertungen

Insgesamt 1854 Bewertungen
Bewertung vom 30.10.2014
Die Berlinreise
Ortheil, Hanns-Josef

Die Berlinreise


sehr gut

Eine Reise in die Vergangenheit

Anfang der sechziger Jahre hat Hanns-Josef Ortheil zusammen mit seinem Vater eine Reise in das geteilte Nachkriegsberlin unternommen. Es ist eine Reise zurück an die Orte, an denen sein Vater und seine Mutter als junges Paar während des Zweiten Weltkriegs gelebt haben. Geduldig und fasziniert hört er zu, was der Vater ihm von dem Leben damals erzählt. Instinktiv begreift er, welche Bedeutung Berlin für das Leben seiner kleinen Familie hatte und für ihn immer noch hat. Tag für Tag notierend und schreibend, sucht der gerade einmal zwölfjährige Junge sehnsüchtig nach einer Verbindung zu dieser Welt.
Im Sommer 1964 reist der damals zwölfjährige Hanns-Josef Ortheil mit seinem Vater nach Berlin. Wenige Jahre nach dem Mauerbau und ein Jahr nach Kennedys Berlin-Besuch führt der Berlin-Aufenthalt Vater und Sohn die Gegenwart des Kalten Kriegs vor Augen und wird gleichzeitig zu einer Zeitreise in die Vergangenheit des Zweiten Weltkriegs. Im Oktober 1939 waren die Eltern frisch verheiratet aus einem kleinen Westerwald-Ort in die damalige Reichshauptstadt gezogen, wo der Vater bei der Deutschen Reichsbahn als Vermessungsassessor tätig wurde und wo sie bei Luftangriffen ihr erstes Kind verloren. Tag für Tag erkunden Vater und Sohn die Spuren dieser Zeit, besuchen die frühere Familienwohnung, treffen Bekannte und Freunde und lesen die Haushaltsbücher, die die Mutter in den Kriegsjahren geführt hat. Über seine Eindrücke schreibt der Zwölfjährige ein in seiner Art unvergleichliches Reisetagebuch, in dem er auf dramatische Weise vom Nachempfinden der Vergangenheit am eigenen jungen Körper erzählt.
Nach „Die Moselreise” legt Hanns-Josef Ortheil mit der „Berlinreise” das zweite Reisetagebuch seiner frühen Kinderjahre vor, in denen er mit seinem Vater wochenlang allein unterwegs war, um sehen, schreiben und für alle Zeit sprechen zu lernen.
Hans-Josef Ortheil wurde 1951 in Köln geboren. Da seine Mutter aufgrund traumatischer Kriegsereignisse (seine vier älteren Brüder kamen ums Leben) an einer Sprachstörung litt, wuchs Ortheil in einer Art autistischer Sprachlosigkeit auf, die sich erst durch den frühen Schreibunterricht seines Vaters langsam behob. Schon im Alter von acht Jahren veröffentlichte Ortheil seine ersten Erzählungen in Tageszeitungen, das Schreiben wurde immer mehr zu einem existentiellen Medium des Überlebens. (Ausführlich hat er diese Jahre seiner frühen Kindheit in dem Buch Das Element des Elephanten. Wie mein Schreiben begann dargestellt.)
Neben der Literatur hatte die Musik für den anfangs Sprachlosen die größte Bedeutung. Er erhielt früh Klavierunterricht und setzt seine pianistische Ausbildung später als Schüler von Daniela Ballek und Claudia Arrau fort. In Wuppertal und im Westerwald aufgewachsen, machte er 1970 in Mainz Abitur und ging danach für längere Zeit nach Rom. Dort finanzierte er sein pianistisches Studium als Organist an einer deutschen Kirche; seit 1970 arbeitete er auch als Film- und Musikkritiker. Nach einem krankheitsbedingten Abbruch seiner pianistischen Laufbahn begann er ein Studium der Musikwissenschaften, Philosophie und Germanistik in Mainz, Rom, Göttingen und Paris, das er 1976 in Mainz mit der Promotion abschloß.
Von 1976 bis 1988 war er Assistent am Deutschen Institut der Universität Mainz, seit 1990 ist er Dozent für Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus an der Universität Hildesheim. 1988 war er „Writer in residence“ an der Washington-University in St. Louis/Missouri. In den Jahren 1991 und 1993 verweilte er als Villa Massimo-Stipendiat in Rom. 1993/94 hielt er die Poetik-Vorlesung an der Universität Paderborn und 1994/95 an der Universität Bielefeld. Im Jahre 1998 übernahm er die Heidelberger Poetik-Dozentur. 2002 wurde er in Hildesheim zum Professor berufen. Hanns-Josef Ortheil lebt seit 1982 in Stuttgart.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.10.2014
Phantasmen
Meyer, Kai

Phantasmen


ausgezeichnet

Wenn die Geister der Toten aus dem Nichts auftauchen

Eines Tages tauchen sie aus dem Nichts auf, die Geister der Toten. Millionen auf der ganzen Welt, und stündlich werden es mehr. Sie stehen da, bewegungslos, leuchtend und ungefährlich. An der Absturzstelle eines Flugzeuges, mitten in Europas einziger Wüste warten zwei junge Frauen auf die Geister ihrer verunglückten Eltern. Rain hofft, die Begegnung werde ihrer jüngeren Schwester Emma helfen, Abschied zu nehmen. Auch Tyler, ein schweigsamer Norweger, ist auf seinem Motorrad nach Spanien gekommen, um ein letztes Mal seine große Liebe Flavie zu sehen. Dann erscheinen die Geister. Und diesmal lächeln sie. Und es ist ein böses Lächeln.
Ein neuer Grusel- und Apokalypse-Thriller von Kai Meyer, der sich hier wieder einmal in Höchstform präsentiert. "Meyers große Stärke neben der originellen Figurenzeichnung sind die Bilder, die er in den Köpfen der Leser heraufbeschwört, athmosphärisch dichte Breitwandpanoramen", meinte die Welt. Dem ist aus meiner Sicht nichts hinzuzufügen.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.10.2014
Der islamische Faschismus
Abdel-Samad, Hamed

Der islamische Faschismus


ausgezeichnet

Ein scharfer Denker. Eine Proavolation. Eine Mord-Fatwa
Hamed Abdel-Samed macht in diesem Buch die erschreckenden Parallelen zwischen Faschisten und radikalen Islamisten deutlich.
Der Faschismus ist hervorgegangen aus den Trümmern des Ersten Weltkriegs. Aus einem Gefühl der Niederlage und Demütigung erwuchsen nationale und rassistische Überlegenheitsideen, die gewaltsame Ausgrenzung anderer sowie der Imperialismus. Die faschistische Ideologie vergiftet ihre Anhänger mit Ressentiments und Hass, droht Gegnern mit Vergeltung und glorifiziert Militarismus und Opferbereitschaft bis in den Tod.
Hame Abdel-Samad zeigt, dass diese und viele weitere Aspekte des Faschismus auch auf den Islamismus zutreffen. Und er geht noch einen Schritt weiter: Der faschistoide Charakter sei bereits im Ur-Islam angelegt. Ausgehend vom Koran und der Überlieferung Mohammeds schlägt er einen weiten Bogen über die wichtigsten Vordenker der Vergangenheit bis hin zu den vermeintlich gemäßigten Islamisten der Gegenwart.
Seine fundierte Analyse macht deutlich, dass sich Demokratie und politischer Islamismus ausschließen. Solange die Unantastbarkeit der Religion gilt, kann die Macht nicht vom Volk ausgehen. Und solange das Prinzip des Dschihad als gottgewolltes Mittel gilt, um dem Islam zum Sieg über die Ungläubigen zu verhelfen, wird das Fundament von Terror und Unterdrückung nicht bröckeln.
Hamed Abdel-Samed ist einer der international wichtigsten Kritiker des politischen Islam, zumal des Islamismus. Seine Autobiografie "Mein Abschied vom Himmel" und seine inzwischen eingetroffene Prognose eines Umbruchs im Nahen Osten in seinem Buch "Der Untergang der islamischen Welt" haben ihm massive Kritik in den islamischen Ländern eingebracht. Für die These vom faschistoiden Charakter des Islamismus wurde gegen ihn 2013 ein religiös motivierter Mordaufruf, eine Mord-Fatwa, verhängt.
Hame Abdel-Samed, geboren 1972 bei Kairo, ist Mitglied der Deutschen Islam Konferenz und zählt zu den profiliertesten islamischen Intellektuellen im deutschsprachigen Raum. Seit der gegen ihn verhängten Mord-Fatwa lebt er unter permanentem Polizeischutz. Trotz der Bedrohung seines Lebens tritt Hamed Abdel-Samad bei zahlreichen Lesungen und Vorträgen öffentlich auf. "Meine Gedanken können diese Fanatiker nicht erdrosseln", sagt er dazu.

11 von 11 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.10.2014
Das Jesus-Video / Jesus Video Bd.1
Eschbach, Andreas

Das Jesus-Video / Jesus Video Bd.1


sehr gut

Ziel: Das Ende der Welt
Wer hat das originale Jesus-Video gestohlen? Stephen Foxx war immer überzeugt, dass es Agenten des Vatikans gewesen sein müssen und dass der Überfall ein letzter Versuch war, damit ein unliebsames Dokument aus der Welt zu schaffen. Es ist schon fast zu spät, als er die Wahrheit erfährt: Tatsächlich steckt eine Gruppierung dahinter, von deren Existenz Stephen zwar weiß, von deren wahrer Macht er aber bis dahin nichts geahnt hat. Die Videokassette spielt eine wesentliche Rolle in einem alten Plan von unglaublichen Dimensionen - einem Plan, der nichts weniger zum Ziel hat als das Ende der Welt, wie wir sie kennen.
Die Kenntnis von Band 1 der Reihe hilft beim Verständnis dieses Thrillers.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.10.2014
Das Mädchen, das verstummte / Sebastian Bergman Bd.4
Hjorth, Michael;Rosenfeldt, Hans

Das Mädchen, das verstummte / Sebastian Bergman Bd.4


gut

Kriminalpsychologe wird mit seiner größten Angst konfrontiert
Sebastian Bergman, Kriminalpsychologe, wird konfrontiert mit seiner größten Angst: Wieder ein Kind zu verlieren. Die Bewohner von Torsby stehen unter Schock: Das Ehepaar Carlsten und seine zwei Söhne wurden ermordet. Aus nächster Nähe erschossen, im eigenen Haus. Kommissar Torkel Höglund und seine Kollegen von der Reichsmordkommission finden bald heraus, dass es eine Zeugin gegeben haben muss: Nicole, die zehnjährige Nichte der Carlstens. Ihre Fußabdrücke führen in den Wald. Und ihre Überlebenschancen schwinden stündlich.
Den sonst so ruppigen Kriminalpsychologen Sebastian Bergman berührt der Fall, Nicole erinnert ihn an seine eigene Tochter. Die jetzt im gleichen Alter wäre. Die er nicht retten konnte. Bergman setzt alles daran, das Mädchen zu finden. Doch Nicole wechselt ihre Verstecke planvoll, getrieben von Todesangst. Denn jemand will um jeden Preis verhindern, dass Nicole erzählt, was sie gesehen hat...

16 von 24 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.10.2014
Vermächtnis
Schwan, Heribert; Jens, Tilman

Vermächtnis


sehr gut

Über Innenansichten der Macht
Es geht um nichts weniger als ein historisches Vermächtnis: In 630 Stunden hat Helmut Kohl seine Lebenserinnerungen zu Protokoll gegeben. Sein Gesprächspartner: der Historiker, Journalist und Autor Heribert Schwan, den Helmut Kohl als Ghostwriter seiner Memoiren ausgewählt hatte. Drei Bände der Erinnerungen des Kanzlers sind erschienen, dann endete die Zusammenarbeit jäh. Zuletzt ist auf öffentlicher Bühne ein Kampf um die »Deutungshoheit über ein politisches Leben« (Berliner Zeitung) entbrannt: Wie ist Helmut Kohls Wirken zu verstehen? Was ist wahr, was ist verzerrt am Bild dieses Jahrhundertpolitikers? Durch wen erfahren wir, wie er dachte, taktierte, handelte?
Am besten durch den Altkanzler selbst, ungefiltert, in seinen eigenen Worten – anhand der »Kohl-Protokolle«. Erstmals werden sie hier der Öffentlichkeit vorgelegt.
Heribert Schwan, Dr. phil., geboren 1944, war Redakteur beim Deutschlandfunk und beim WDR-Fernsehen, u.a. verantwortlich für die Kulturfeatures im ARD-Programm. Für seine Dokumentationen erhielt er zahlreiche nationale und internationale Preise; für seinen Film „Die verdrängte Gefahr – Neonazismus” wurde er mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet. Er ist Autor zahlreicher Bücher, darunter einige Bestseller; zuletzt erschien von ihm „Die Frau an seiner Seite. Leben und Leiden der Hannelore Kohl”.
Tilman Jens, geboren 1954, lebt als Journalist in Frankfurt am Main. Buchveröffentlichungen über Uwe Johnson und Mark Twain. Autor u.a. von „Goethe und seine Opfer”, „Demenz”, „Freiwild” und „Axel Cäsar Springer. Ein deutsches Feindbild”. Zahlreiche Fernsehdokumentationen zu Themen von Kultur, Theologie und Wissenschaft für die ARD und arte. Regelmäßige Mitarbeit bei den Kulturmagazinen der ARD, bei „3sat/Kulturzeit” und im arte Wissenschaftsmagazin „X:enius” .

13 von 16 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.10.2014
Die Schatzinsel
Stevenson, Robert Louis

Die Schatzinsel


sehr gut

Klassiker in modernem Gewand

„Ich habe schon eine Reihe anderer Bücher angefangen, aber an keines habe ich mich je mit mehr Behagen gesetzt. Das ist nicht verwunderlich, denn verbotene Früchte schmecken bekanntlich besonders süß. Hier berühre ich einen schmerzlichen Punkt. Ohne Zweifel gehörte der Papagei einst Robinson Crusoe, ohne Zweifel wurde das Skelett von Poe überliefert. Das stört mich aber wenig ...“
So beschreibt Robert Louis Stevenson die Entstehungsgeschichte seines berühmtesten Romans, die in diesem Hörspielereignis Teil des Ganzen ist: brillant inszeniert, authentisch orchestriert und grandios gesprochen. Da entstehen die "Schatzinsel"-Bilder von ganz allein im Kopf.
Über Robert Louis Stevenson (Autor)
Robert Louis Stevenson kam am 13. November 1850 in Edinburgh zur Welt. Er studierte erst Maschinenbau, dann Jura, erkrankte an Tuberkulose und verließ seine Heimat, weil ihm das Klima nicht bekam. Stevenson reiste um die Welt, liebte die Südsee und arbeitete als Schriftsteller. Er schrieb Essays, Gedichte, Reisebücher und Romane. Für seinen Stiefsohn Lloyd zeichnete er die Karte einer Insel und dabei fiel ihm die Geschichte „Die Schatzinsel“ ein. Er schrieb sie auf und las Lloyd jeden Nachmittag vor, was er am Morgen geschrieben hatte. Das fertige Buch erschien 1883. Es wurde mehrmals verfilmt. Die letzten Jahre lebte Robert Louis Stevenson in Samoa. Dort starb er mit nur 44 Jahren Ende 1894.

Über die Sprecher

Ulrich Pleitgen, 1946 in Hannover geboren, war 20 Jahre lang einer der renommiertesten deutschen Bühnendarsteller, bevor er sich Ende der 80er Jahre ganz Film und Fernsehen verschrieb. 1994 wurde er mit dem Bambi ausgezeichnet.
Ulrich Noethen, geboren 1959 in München, ist ein vielseitiger Schauspieler, der den Bösewicht genauso überzeugend verkörpert wie den gutmütigen Kinderstar. Das junge Publikum kennt Ulrich Noethen als Herr Taschenbier in der Verfilmung der Sams-Bücher und als Vater Bernhard in den Bibi Blocksberg-Filmen. Mit seiner melodiösen, warmen Erzählstimme hat er viele Hörbücher gesprochen. Nach seiner Schauspielausbildung an der Hochschule für Darstellende Kunst in Stuttgart, spielte er auf vielen Bühnen klassische und moderne Rollen. In den letzten zehn Jahren war er zunehmend und mit großem Erfolg als Filmschauspieler tätig. Er wurde u.a. mit dem Goldenen Löwen, dem Bayerischen Filmpreis und dem Bundesfilmpreis ausgezeichnet.
Udo Wachtveitl, 1958 in München geboren, ermittelt seit 1991 als Hauptkommissar Franz Leitmayr im Münchener "Tatort". 2001 erhielt er dafür den Bayerischen Fernsehpreis. Seine Stimme ist zudem durch zahlreiche Dokumentationen und Hörbücher bekannt und beliebt.

Über Leonhard Koppelmann (Regisseur)

Leonhard Koppelmann, geboren 1970 in Aachen, führte 1996 zum ersten Mal bei einem eigenen Hörspiel Regie. Seitdem arbeitet er als freier Hörspielautor und als Theater- und Hörspielregisseur. So sind inzwischen unter seiner Regie über 200 Hörspiele entstanden, z. B. "Maria, ihm schmeckt's nicht" sowie "Drachensaat" von Jan Weiler, "Die Reise zum Mittelpunkt der Erde" von Jules Verne, "Baudolino" von Umberto Eco, "Die Forsyte-Saga" von John Galsworthy und – hochgelobt – "Wassermusik" von T. C. Boyle und "Doktor Faustus" von Thomas Mann, die alle im Hörverlag erschienen sind. In seinen Inszenierungen stehen vor allem die Schauspieler im Mittelpunkt, mit ihnen arbeitet er intensiv die individuellen Qualitäten der verschiedenen Autoren aus. So entstehen äußerst vielfältige und höchst verschiedenartige Produktionen unter seiner Regie.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.