Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Baerbel82

Bewertungen

Insgesamt 975 Bewertungen
Bewertung vom 08.04.2016
Cash Club
Berkeley, Ben

Cash Club


ausgezeichnet

Das perfekte Verbrechen?

Was für eine geniale Idee, ein Roman über Geldfälscher! Das ist nicht nur hochspannend, sondern auch sehr informativ. Worum geht es?
Die Geschichte beginnt vor etwa 20 Jahren in Palo Alto. Wir lernen Brian, Stan, Josh und Alex kennen. Vier kalifornische Teenager zwischen Schulalltag, erster Liebe und Zukunftsplänen.
Als Anfang 2000 die Dotcom-Blase platzt und die Börsenkurse einbrechen, entscheiden sich die vier Freunde, Geld zu fälschen. Josh geht nach Deutschland, um Drucker zu werden und Brian nach Stanford, um Informatik zu studieren. Alex landet in Atlantic City bei der Mafia und lernt dort alles über Glücksspiele und Geldwäsche. Stan wird Agent beim Secret Service in New York.
Fünf Jahre später, nach vielen Höhen und Tiefen, kommt es doch noch zum Kick-off für den Cash Club. Zitat Alex: „Es war viel schwieriger, den Cash Club zusammenzuhalten, als er sich das vorgestellt hatte.“ Auch die „P“ Probleme - Printer, Papier, Portrait und Plastikstreifen - sind gelöst, die ersten 100-Dollar-Scheine können in Druck gehen. Schon bald werden große Mengen von gefälschten Banknoten in Umlauf gebracht. Die Blüten sind von hervorragender Qualität. Der Reichtum wächst, die Gier wächst mit.
So viel Falschgeld bleibt nicht unentdeckt. Plötzlich gerät Alex ins Visier der Ermittler. Die Steuerbehörde, das FBI und die US-Notenbank verfolgen die besten Geldfälscher der Welt. Eine gnadenlose Jagd beginnt...
Mit „Cash Club“, einem Roman über vier Jugendliche aus dem Silicon Valley, die ausziehen, die besten Geldfälscher der Welt zu werden, hat Ben Berkeley, deutsch-amerikanischer Autor aus Kalifornien, sich selbst übertroffen. „Cash Club“ ist kein Thriller, sondern ein Spannungsroman, der auf einer wahren Geschichte basiert und sich liest wie ein Krimi, so dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen mag.
„Cash Club“ besticht zudem durch sorgfältig recherchierte Hintergründe. Was Ben Berkeley hier an Zeitgeschichte aufweist ist äußerst lebendig und authentisch. Auch der Humor kommt nicht zu kurz.
Selbst mit Gesellschaftskritik spart der Autor nicht. „Vielleicht war dies der Grund“, sinniert Josh, „warum sich die Amerikaner mit der Ironie so schwer taten. Weil es sehr viel Freundlichkeit im Land der unbegrenzten Möglichkeiten gab, aber wenig Liebe.“ Oder als Alex feststellt (es geht um Steuernachzahlung eines Steuersünders): „Was der Staatskasse mehrere Millionen einbrachte und wieder einmal bewies, dass es eine Größenordnung gab, ab der Verbrechen nicht mehr geahndet wurden.“
Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht:
Alex ist mir sofort ans Herz gewachsen, er hat viel Empathie. Er kümmert sich rührend um seine Mutter. Außerdem hilft er Stan, dem Loser. Denn von Alex stammt der Plan. Brian ist klug, ein guter Programmierer. Seine Ideen treiben das Projekt voran. Josh ist Jude und zuständig für die Technik und die vier „P“ (Printer, Papier, Portrait und Plastikstreifen). Stan, Football-Star und Womanizer, kommt mega unsympathisch rüber. Ohne Alex wäre er nichts.
Obwohl die Truppe natürlich kriminell ist, fiebert man mit ihr mit, ob sie es wohl schafft, dem Arm des Gesetzes zu entkommen. Selbst wenn der Leser der Polizei immer einen Schritt voraus ist, wird Spannung aufgebaut, die langsam gesteigert wird und nicht mehr nachlässt. Die Geschichte nimmt viele überraschende Wendungen, bis zum unerwarteten Ende. Eine perfekte Mischung aus Dichtung und Wahrheit.

Fazit: Eine abenteuerliche Geschichte, meisterhaft erzählt!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.03.2016
Die Strömung / Olivia Rönning & Tom Stilton Bd.3
Börjlind, Cilla;Börjlind, Rolf

Die Strömung / Olivia Rönning & Tom Stilton Bd.3


sehr gut

Schwarze Dämmerung und Weiße Vergeltung

Endlich ein neuer Fall für Olivia Rönning und Tom Stilton. Denn „Die Sprungflut“ und „Die dritte Stimme“ hatte ich mit Begeisterung verschlungen.
Cilla und Rolf Börjlind gehen gleich in medias res. Schonen, Südschweden: Die dreijährige Emelie wird in ihrem Sandkasten brutal ermordet, als die Großmutter kurz zum Telefonieren im Haus ist. Emelie wurde aus Ghana adoptiert. Liegt hier das Motiv? Kurz darauf wird in Stockholm ein kleiner Junge getötet. Wo ist die Verbindung? Bald ist klar, dass die bestialischen Kindermorde etwas mit dem ungelösten Fall der schwangeren Edelprostituierten Jill zu tun haben.
Handelt es sich um die Taten einer rassistischen Zelle namens ‚Vit Vedergällning‘ (Weiße Vergeltung)? Oder war es doch die obskure Sekte? Olivia, die jetzt für die Polizei in Höganäs in Südschweden arbeitet und ihr sympathischer Ex-Kollege Tom ermitteln. Plötzlich verschwindet auch noch die hochschwangere Jenny. Eine verzweifelte Suche beginnt…
Cilla und Rolf Börjlind haben „Die Strömung“ erneut routiniert in Szene gesetzt. Gleich mehrere Erzählstränge gilt es zu verfolgen. Eine komplexe und spannende Geschichte über menschliche Abgründe. Brisant und aktuell. Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Auch Mette Olsäter und Abbas el Fassi sind wieder mit dabei.
Durch Rückblenden in die Vergangenheit nimmt die Geschichte viele überraschende Wendungen, bis zum unerwarteten Ende. Allerdings fand ich die Story nicht so gut wie die beiden Vorgänger. Auch passt der deutsche Titel meines Erachtens nicht. Der Originaltitel lautet: ‚Svart gryning‘ was so viel bedeutet wie ‚Schwarze Dämmerung‘. Und tatsächlich geht es in einem Buch des toten Sektenführers Stellan Eklind um genau das: „Eine düstere Morgendämmerung.“

Fazit: Krimi-Spannung aus Schweden. Faszinierend düster!

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.03.2016
Die Abdreher
Schweres, Thomas

Die Abdreher


ausgezeichnet

Terroralarm im Ruhrgebiet

Thomas Schweres geht gleich in medias res: In Dortmund werden vier Männer enthauptet und die Köpfe in den Fenstern ihrer Wohnung öffentlich zur Schau gestellt. Ein Racheakt des IS?
Etwa zur selben Zeit brennt in Essen ein Haus. Reporter Tom Balzack kann den Flammen nur knapp entkommen. Das Haus gehörte Tanja Drucks, der Witwe eines kriminellen Bankers, die Tom in „Die Abräumer“ kennengelernt hatte. Alles deutet auf eine Aktion der Neonazis. Wo ist die Verbindung? Kommissar Georg Schüppe, genannt „der Spaten“ und sein Team ermitteln.
Kurz darauf bezahlt Ex-Kollege Holger Krokowski seinen Undercover-Einsatz in der rechten Szene beinahe mit dem Leben. Schnell ist klar, dass es bei der Polizei einen Verräter geben muss. Zudem verdichten sich die Hinweise, dass es sich bei dem Killer um eine Frau zu handeln scheint. Als Tom bei seinen Recherchen auch noch ins Visier der Mafia gerät, eskaliert die Situation...
Thomas Schweres hat „Die Abdreher“ gewohnt schnoddrig mit viel Lokalkolorit in Szene gesetzt. Mit dabei ist neben Tom und „der Spaten“, die mir inzwischen ans Herz gewachsen sind, das schon aus „Die Abtaucher“ und „Die Abräumer“ bekannte Personal. Neu dabei ein ominöser Chirurg und eine skrupellose Auftragskillerin sowie Gloria Wolkenstein, eine gebastelte Sexbombe, die sich Sorgen macht um ihre beiden hervorstechendsten Eigenschaften.
Eine tolle Story, brillant geschrieben und so spannend und gleichzeitig realitätsnah erzählt, dass es manchmal nicht zum Aushalten ist. Ein Krimi, der nicht nur IS-Terror, Neonazis und die Mafia thematisiert, sondern zum Beispiel auch „Smart Textiles“. Alles nur Fiktion oder schon die Realität? Ein Roman mit dem Finger am Puls der Zeit, der plötzlich von der Wirklichkeit eingeholt wird. „Die Abdreher“ besticht durch gut recherchierte Hintergründe, einen schrägen Humor und skurrile Typen, denen ich gerne wieder über die Schultern schauen möchte.
Zitat: »Schweißgebadet wachte Tom mitten in der Nacht auf. Er hatte geträumt, dass er oben auf dem Zehnmeterbrett des Essener Grugabades kniete, die Hände auf dem Rücken gefesselt, und eine rot vermummte IS-Henkerin namens Samira mit einem Schwert sein Haupt vom Rumpf trennte. Während sein Kopf in Zeitlupengeschwindigkeit hinunter ins Wasser fiel, sein Gesicht dabei die absonderlichsten Grimassen zog, standen der Rapper Sinan G. und sein Bruder Rooz Lee, umringt von 72 Bikinimädchen, am Beckenrand und performten den Song „Die Abtaucher“. «

Fazit: Thomas Schweres lesen und süchtig werden. Beste Unterhaltung nicht nur für Ruhries!

Bewertung vom 19.03.2016
Blaue Nacht / Chas Riley Bd.6
Buchholz, Simone

Blaue Nacht / Chas Riley Bd.6


ausgezeichnet

Leben, Lieben und Leiden auf St. Pauli

Endlich ein neuer Fall für die unkonventionelle Hamburger Staatsanwältin Chastity Riley, Tochter eines US-Amerikaners und einer Deutschen. Es geht um synthetische Drogen, denn der sogenannte Albaner will expandieren.
Riley wurde degradiert und ist nun Opferschutzbeauftragte. Das Opfer heißt Joe, ist Österreicher und liegt übel zugerichtet in einem Hamburger Krankenhaus. Eine Warnung aus dem Milieu. Riley gewinnt sein Vertrauen und so nennt er ihr schließlich einen Namen. Die Spur führt zu einem Drogenfahnder beim LKA in Leipzig - und geradewegs in die Hölle.
Währenddessen kümmert sich der pensionierte Faller, Rileys ehemaliger Lieblingskollege, „der hat was von meinem Vater. Robert-Mitchum-Typ“, um Joe. Wie es scheint, haben beide einen gemeinsamen Feind und noch eine alte Rechnung mit ihm offen…
Auch Rileys Privatleben nimmt wieder einen breiten Raum ein: In der Ich-Form erzählt sie vom Leben, Lieben - und Leiden auf dem Kiez. Mal witzig: „Ich bin dein Vater, Luke.“ (röchelt Riley), mal poetisch: „Er (Rocco) hat die Gezeiten im Gang und die Große Freiheit im Gesicht.“ Wer ist Opfer, wer ist Täter? Wer wird sterben, wer wird überleben und zu welchem Preis?
Simone Buchholz hat „Blaue Nacht“ gewohnt schnoddrig mit viel Lokalkolorit und schrägen Typen Szene gesetzt. Mit dabei sind wieder der Faller und der Calabretta, ihr treuester Verbündeter bei der Kripo, ihre beste Freundin Carla und deren Ehemann Rocco sowie ihr Lover Klatsche, dem jetzt die „Blaue Nacht“, eine Kneipe auf dem Kiez gehört.
Durch Rückblenden in die Vergangenheit nimmt die Geschichte viele überraschende Wendungen, bis zum unerwarteten Ende. Nur schrittweise wird enthüllt, wohin das Ganze führen soll. Gekonnt wird Spannung aufgebaut. Schauplatz ist erneut Hamburg, der Hafen, die Elbe. Dennoch handelt es sich bei „Blaue Nacht“ um mehr als einen Regio-Krimi. Denn dazu ist die Story viel zu komplex.
Zum Schluss ist Riley zurück im Spiel und so freue ich mich schon heute auf die Fortsetzung.

Fazit: Kultiger Kiezkrimi. Spannend, humorvoll und voller skurriler Figuren. Bitte mehr davon!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.03.2016
Der letzte Pilger / Kommissar Tommy Bergmann Bd.1
Sveen, Gard

Der letzte Pilger / Kommissar Tommy Bergmann Bd.1


ausgezeichnet

Niemand ist frei von Schuld

„Der letzte Pilger“ startet mit einem gruseligen Prolog: Der einstige Widerstandskämpfer Carl Oscar Krogh wurde bestialisch in seinem Haus in Oslo ermordet. Ein später Racheakt?
Danach führt uns der Roman in die Vergangenheit, nach Lillehammer in den Mai des Jahres 1945, zu Kaj Holt, der für die englische Militärpolizei tätig ist und Peter Waldhorst, einen deutschen Gestapo-Offizier, verhören will. Zwei Tage später ist Holt tot. Angeblich war es Selbstmord. Auch der schwedische Kriminalinspektor Gösta Persson, der den Fall untersucht, stirbt.
Zurück in der Gegenwart, lernen wir den Osloer Kommissar Tommy Bergmann kennen. Er wird zu einem alten Knochenfund in die Nordmarka gerufen. Wo ist die Verbindung? Was war damals wirklich passiert? Und was hat die schöne Spionin Agnes Gerner mit alldem zu tun?
Eine komplexe Handlung, ein Heer von Protagonisten und Rückblenden in die Vergangenheit gilt es zu verfolgen. Schauplätze sind Norwegen, Schweden, England und Deutschland.
Gard Sveen erzählt die Geschichte der NS-Zeit in Norwegen rückwärts. Selbst wenn der Leser der Polizei immer einen Schritt voraus ist, wird Spannung aufgebaut, die langsam gesteigert wird und nicht mehr nachlässt. Die Geschichte nimmt viele überraschende Wendungen, bis zum unerwarteten Ende. Nur schrittweise wird enthüllt, wohin das Ganze führen soll.
Eine Geschichte, die zeigt, wie Liebe, Freundschaft, aber auch Hass und Verrat das menschliche Schicksal beeinflussen - mit überraschenden, dramatischen und manchmal auch brutalen Folgen.
Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Nichts ist wie es scheint, niemand ist, wer er zu sein scheint. Wer ist Täter, wer ist Opfer? Tommy Bergmann hat zwar mit den Dämonen seiner Vergangenheit zu kämpfen, aber er ist klug und erkennt schließlich als Einziger die Lösung.

Fazit: Eine zeitgeschichtliche Erkundung verpackt in einem spannenden Politkrimi. Ein starkes Debüt!

Bewertung vom 08.03.2016
Die Flut (eBook, ePUB)
Strobel, Arno

Die Flut (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Hilflos ausgeliefert

Um es gleich vorwegzunehmen, der neue Psychothriller „Die Flut“ ist echt der Hammer, ein echter Strobel eben. Worum geht es?
Julia hat sich auf eine Auszeit mit Michael auf Amrum gefreut, auch wenn die Insel im November eher unwirtlich ist und Michael seinem Kollegen Andreas versprochen hat, ihm beim Ausbau des Dachbodens des Ferienhauses zu helfen. Doch die Idylle trügt! Denn auf Amrum geht ein Serienkiller um. Er entführt Paare und vergräbt nachts bei Ebbe die Frau bis zum Hals im Sand. Den Mann bindet er in der Nähe fest, so dass er dabei zusehen muss, wenn seine Frau bei Flut qualvoll ertrinkt. Dadurch erhofft sich der Täter eine Antwort auf die Frage: Was ist Liebe?
Es mangelt an verwertbaren Spuren, jedoch nicht an Verdächtigen. Hauptkommissar Harmsen von der Kripo in Flensburg ermittelt. Aber darauf hat der Mörder nur gewartet. Ein perfides Spiel beginnt...
Arno Strobel erzählt die Geschichte aus mehreren Perspektiven, darunter der eines Polizisten sowie der einer Urlauberin. Durch die verschiedenen Sichtweisen werden für die Leser zwar manche Informationslücken geschlossen, aber selbst die gelegentlichen Kommentare des Täters tragen nicht wirklich zur Aufhellung der komplexen Situation bei und lassen noch bis zur letzten Seite mehrere Verdächtige als Täter infrage kommen.
„Die Flut“ besticht durch einen außergewöhnliche Geschichte. Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Das Tempo ist sehr hoch, einige geschickte Cliffhanger und dazu mehrere Verdächtige, die sich selbst immer verdächtiger machen. Aussagen widersprechen sich, nur nach und nach werden wichtige Informationen preisgegeben und so steigt mit jeder Zeugenbefragung die Verwirrung. Zudem ist der Plot ebenso brutal wie abwechslungsreich.
Ein packender Psychothriller mit vielen falschen Fährten, überraschenden Wendungen und einem ganz intensiven Spannungsbogen bis zum unerwarteten Ende.

Fazit: Spannende Strandlektüre, nicht nur für Amrum-Urlauber.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.03.2016
Saukerl (eBook, ePUB)
Radermacher, Ulrich

Saukerl (eBook, ePUB)


sehr gut

Eher Familiendrama als Krimi

Der Huber-Bauer ist tot. Er liegt erschossen mitten im Schweinestall. Was für ein passendes Ende, denn der Toni war wohl ein Saukerl. Es wimmelt nur so von Verdächtigen und jeder hätte ein Motiv. Alois Schön und sein Team bekommen alle Hände voll zu tun…
Ein Heer von Protagonisten, glaubhaft und durchdacht. Der Vater tot, die Mutter verschwunden, der Sohn traumatisiert und die Tochter eine Mörderin? Klassische Verbrecher finden sich hier nicht. Das Schändliche verbirgt sich hinter wohlfeiler Fassade.
„Saukerl“ überzeugt mit einem ausgefeilten Plot, der den Rahmen der konventionellen Mörderjagd ausweitet. Aus Tätern werden Opfer, aus Opfern Täter. Eine Konfliktsituation, die den Leser emotional einbindet und verführt, seinen Fuß auf die falsche Seite zu stellen.
Ulrich Radermachers Erzählstil ist sehr angenehm und vermag mit leisen Tönen zu fesseln. Gut gefallen hat mir auch der bayerische und fränkische Dialekt. Das Privatleben von Alois und seiner Beate nimmt einen breiten Raum ein. Das geht ein wenig zu Lasten der Spannung.
Leider haben mir ein bisschen die falschen Fährten und überraschenden Wendungen gefehlt. Denn es dauert nicht lange bis das Motiv klar ist. Somit bleibt auch die Täterfrage nicht bis zum Ende im Dunkeln. Und vorhersehbare Krimis machen keinen Lesespaß.

Fazit: Solider München-Krimi zu einem heiklen Thema - mit Luft nach oben.

Bewertung vom 07.03.2016
Tränen aus Blut / Post Mortem Bd.1 (eBook, ePUB)
Roderick, Mark

Tränen aus Blut / Post Mortem Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Eine Bestie namens Belial

Unweit von München: Avram Kuyper ist unterwegs nach Oberaiching zum Kuyperhof. Denn von seinem Bruder Goran, zu dem er schon lange keinen Kontakt mehr hatte, hat er eine beunruhigende Nachricht erhalten: „Komm nach Hause und räche dich an denen, die uns getötet haben.“
Frankfurt am Main: Wir begegnen Emilia Ness. Sie arbeitet bei Interpol und ist wegen einer Zeugenaussage in Frankfurt, als sie von ihrem Chef einen Anruf erhält. In einem Frankfurter Hotel wurde ein Toter gefunden, der für sie persönlich eine Botschaft hinterlassen hat.
Schnell ist klar, dass es sich bei dem Toten um Avrams Bruder Goran handelt. Goran war Reporter und hinter einer heißen Sache her. Wurde er ermordet, weil er zu viel wusste? Seine Familie ist jedenfalls seitdem spurlos verschwunden…
Mark Roderick erzählt die hochspannende Geschichte abwechselnd aus der Perspektive von Avram und Emilia. Beide versuchen zunächst unabhängig voneinander herauszufinden, was wirklich mit Goran und seiner Familie geschah, bis sie erkennen, dass sie es mit einem übermächtigen Gegner zu tun haben. „Wer ist diese Bestie, die kein Gewissen und keine Grenzen kennt?“
„Post Mortem - Tränen aus Blut“ ist der Auftakt einer packenden Thriller-Reihe. Die Fortsetzung, „Zeit der Asche“, erscheint im April, Teil drei ist bereits in Planung. Kaum zu glauben, dass es sich um einen Debütroman handelt, noch dazu von einem deutschen Autor. Ich vermute daher, dass Mark Roderick ein Pseudonym ist.
Die Geschichte lässt sich flott lesen und nimmt viele überraschende Wendungen bis zum unerwarteten Ende. Mithin geht es recht brutal und blutig zu: explizite Gewalt- und Folterszenen, Snuff-Videos. Avram und Emilia, ein unkonventionelles Team, dem ich gerne wieder über die Schultern schauen möchte.

Fazit: Gelungener Start einer neuen Serie. Hochspannung pur, brillant erzählt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.